Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft

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Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft
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Annette Schavan | Gregor Thüsing (Hg.)





Kirchlicher Dienst

in säkularer Gesellschaft



Festschrift für Norbert Feldhoff

zum 80. Geburtstag












Die Festschrift wurde ermöglicht durch großzügige Förderung der Pax-Bank eG





Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek



Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de

 abrufbar.



1. Auflage 2019





Alle Rechte vorbehalten





© 2019, Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau





www.lambertus.de





Umschlaggestaltung:

 Nathalie Kupfermann, Bollschweil



Druck:

 Franz X. Stückle Druck und Verlag, Ettenheim



ISBN 978-3-7841-3200-6



ISBN eBook 978-3-7841-3201-3




Inhaltsverzeichnis





Zum Geleit







Annette Schavan







Norbert Feldhoff und die Kunst des Politischen







Peter Beer







Mehr als Paragraphen






      Gedankensplitter für ein zu erneuerndes Kirchliches Arbeitsrecht






Klaus Bepler







Kollektive Konflikte in kirchlichen Einrichtungen






      Hat sich die Rechtslage seit 2012 weiterentwickelt?






Ralph Bergold







Kirchlicher Dienst in der pluriformen Moderne als Ort der Kirche







Norbert Beyer







Norbert Feldhoff als Vorsitzender der Arbeitsrechtlichen Kommission







Martin Börschel







Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft






      Eine Collage






Rainer Brockhoff







Kirchlicher Dienst und caritatives Unternehmertum in säkularer Gesellschaft







Georg Cremer







Als Caritas glaubwürdig in Märkten handeln







Wilhelm Dütz







Arbeitsstreitigkeiten im katholischen Kirchenarbeitsrecht







Joachim Eder







Der KODA-Vermittlungsausschuss






      Ausgestaltung im Anschluss an das BAG-Urteil vom 20.11.2012






Detlev Fey







Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft







Martin Fuhrmann







Einrichtungsübergreifende Mitbestimmung in der katholischen Kirche






      Einführung in das neue Recht der (erweiterten) Gesamtmitarbeitervertretungen (§ 24 MAVO)






Wolfgang Glöckner







Der „Kölner Weg“ des kirchlichen Arbeitsrechts in der Dombauhütte zu Köln






      Ein Beispiel für gelebte Dienstgemeinschaft






Stefan Greiner







Kirchliche Spiritualität und kirchliche Rechtsbeziehungen






      Im Einklang oder Widerspruch?






Elke Gundel und Rolf Lodde







Richter-Fenster und kirchliches Arbeitsrecht







Elisabeth Hartmeyer







Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft







Rudolf Henke und Christian Twardy







Die Einbindung von Gewerkschaften in der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes







Ansgar Hense







Vom personen- zum institutionenorientierten Verständnis kirchlichen Arbeitsrechts?






      Einige Anmerkungen zu diesem Ansatz und seinem denkbaren theoretischen Rahmen






Stefan Heße







Liebe auf Distanz?






      Eine missionarische Kirche der Beziehung in der Diaspora






Jacob Joussen







Einrichtungsspezifische Arbeitsrechtliche Kommissionen






      Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel der Dombauhütte zu Köln und dem Arbeitsrecht der Johanniter






Manfred Jüngst







Begrenzung befristeter Dienstverhältnisse in der Dienstgemeinschaft Katholische Kirche






      Gebot oder Utopie, vertane Chancen und verbleibende Möglichkeiten






Karl Jüsten







Im Dienst der Kirche







Heinz-Jürgen Kalb







Die Geltung des kirchlichen Arbeitsrechts im säkularen Arbeitsverhältnis







Heinz-Josef Kessmann







Auswirkungen der Veränderungen der Ordnung der Arbeitsrechtlichen Kommission







Steffen Klumpp







Die Bedeutung des Arbeitsvertrags für den Dritten Weg






      Ein Zwischenstandsbericht






Günter Krings







70 Jahre GG – 100 Jahre WRV






      Ein Vorbild für das Verhältnis von Staat und Religion






Evelyne Menges







„Ehe für alle“






      Arbeitsrechtliche Herausforderungen für die kirchliche Dienstgemeinschaft






Peter Neher







„So ist also die Caritas der Dampf in der sozialen Maschine“






      Wie die Pluralisierung und Digitalisierung der Öffentlichkeit die verbandliche Caritas verändern






Renate Oxenknecht-Witzsch







Reformbedarf der MAVO, insbesondere für Mitarbeitervertretungen pastoraler Dienste







Ansgar Puff und Katharina Müller







Der Europäische Gerichtshof als Impulsgeber für das kirchliche Arbeitsrecht







Hermann Reichold







Der EuGH als Promotor eines neuen Loyalitätsrechts







Reinhard Richardi







Die Grundordnung für die Arbeitsverhältnisse in der katholischen Kirche






      Entstehung und Zielsetzung






Harald Schliemann







Deutsches Staatskirchenrecht im Blick der Europäischen Union







Dominikus Schwaderlapp







Gesandt in die Welt von heute






      Christliches Selbstverständnis im (Post-)Säkularismus






Thomas Schwendele







„Nichts über uns ohne uns!“






      Ungeordnete und geordnete Beteiligung von Mitarbeitervertretern an der Weiterentwicklung von Ordnungen, die das kirchliche Arbeitsrecht regeln






Gregor Thüsing und Regina Mathy







Mutatur, non tollitur






      Kirchliche Dienstgemeinschaft als Grund und Grenze der Besonderheiten des kirchlichen Arbeitsrechts






Friedrich Graf von Westphalen







Die katholische Soziallehre vor neuen Herausforderungen






      Globalisierung, unbewältigte Finanzkrise und Digitalisierung






Christian Waldhoff







Theologische Fakultäten in einer säkularen Gesellschaft



 





Eva M. Welskop-Deffaa







Mit seelischer Schwungkraft






      Dienstgemeinschaft für die Arbeitswelt 4.0






Anton E. Wirmer







Zur Auslegung kirchlichen Rechts durch staatliche Gerichte







Rainer Maria Kardinal Woelki







„Der Mensch ist der Weg der Kirche“






      Theologische Gedanken zum caritativen Engagement der Kirche






Verzeichnis der Autorinnen und Autoren







Lebenslauf













Zum Geleit



Der Psalmist misst einem erfüllten Leben eine Zeitspanne von 80 Jahren zu. Die hat

Norbert Feldhoff

 nun erreicht. Er kann dabei auf ein beeindruckendes und erfülltes Leben im Dienst der Kirche und der Gesellschaft zurückblicken. Seine Lebensdaten sind schnell erzählt und können bei Wikipedia nachgelesen werden – und sagen doch nur wenig darüber aus, welche zentrale Rolle er über all die Jahre einnahm, im rheinischen Katholizismus wie in der Kölner Gesellschaft gleichermaßen:



Nach dem Theologiestudium wurde der Jubilar am 11. Februar 1965 durch Kardinal

Frings

 in Köln zum Priester geweiht. Anschließend war er für vier Jahre Kaplan an Hl. Dreikönige in Neuss und dort auch Stadtjugendseelsorger. 1969 wurde er Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär bei Kardinal

Höffner

. Das nächste wichtige Amt war dann das des Generalvikars des Erzbistums Köln. Hierzu wurde er am 30. April 1975 ernannt, schnell gefolgt von seiner Wahl zum Domkapitular. Die üblichen und auch einige unübliche kirchliche Ehrungen blieben nicht aus. Durch Papst

Paul VI

. am 24. Juli 1975 zum Päpstlichen Ehrenprälaten erhoben, wurde er am 21. Mai 1982 zum Archimandrit des griechisch-melkitisch-katholischen Patriarchats Jerusalem ernannt. Seit dem 27. November 1983 war er Moderator der Kölner Kurie und seit dem 20. Dezember 1983 Ökonom des Erzbistums Köln. Der hl. Papst

Johannes Paul II

. ernannte

Norbert Feldhoff

 am 25. Juni 1992 zum Apostolischen Protonotar (der damals und aktuell einzige im Erzbistum Köln), und die Päpstliche Lateranuniversität verlieh ihm am 25. Mai 1993 die Ehrendoktorwürde

Dr. iuris utriusque

, den Doktor beider Rechte – des Kirchenrechts wie des römischen Rechts. Seit dem 16. September 1996 Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes, wählte ihn das Kölner Domkapitel am 3. Februar 2004 zum Dompropst. Nachdem er am 31. Mai 2004 auf seinen Wunsch hin als Generalvikar entpflichtet worden war, wurde er am 6. Juni 2004 als Dompropst in sein Amt eingeführt. Am 1. März 2015 ging

Nobert Feldhoff

 mit 75 Jahren als Kölner Dompropst in den Ruhestand. Im Juni desselben Jahres wurde er neuer Kuratoriumsvorsitzender der Caritasstiftung im Erzbistum Köln und ist seitdem auch in den Vorständen und Beiräten zahlreicher anderer Stiftungen aktiv.



All das beschreibt nicht, als welchen belesenen und humorvollen Menschen und als welch klugen und frommen Seelsorger ihn seine Begleiter all die Jahre erleben durften. Was

Norbert Feldhoff

 darüber hinaus ist, davon zeugen auch die Beiträge, die zu dieser Festschrift beigetragen haben. Sie sind Zeugnis einer Verbundenheit über das Bistum und über den Kreis von Kirche und Theologie hinaus, Ausdruck einer Sympathie und Wertschätzung, wie sie wohl nur einem ganz außergewöhnlichen Menschen und Priester zuteil wird. Viele Autorinnen und Autoren antworteten auf die Bitte an diesem Buch mitzuwirken: Wenn es einer verdient hat, dann er.



Der Wind, der den Kirchen entgegenweht, ist in den letzten Jahren aufgefrischt. Der Missbrauchsskandal erschüttert die Kirche bis ins Mark, die Kirchenmitgliedschaften sinken, man hat die Angst, dass Glaube und Kirche aus der Gesellschaft langsam heraus verdunsten. Sich dem kraftvoll entgegenzustellen und damit es auch künftig einen überzeugenden kirchlichen Dienst in säkularer Gesellschaft gibt, braucht es überzeugende Kirchenmänner und -frauen. Bei allen Fehlern, die die Kirche hat und allen Unzulänglichkeiten, die ihre Amtsträger haben mögen, es gibt auch die strahlende Seite der Kirche und der Gemeinschaft der Christen, die überzeugend wirbt für das Vertrauen auf Gott und den Glauben an seine Liebe. Dafür steht der Jubilar, und dafür bleiben wir ihm dankbar. Auch in diesem Sinne:

ad multos annos

 !



Annette SchavanGregor Thüsing




Norbert Feldhoff

und die Kunst des Politischen



Annette Schavan





Mit diesem Buch erinnern wir an die Kunst des Politischen, die

Norbert Feldhoff

 auf eine so unnachahmliche Weise praktiziert. Damit war er erfolgreich und kulturprägend. Er hat Brücken gebaut und nachdrücklich die Relevanz des Christentums für das Leben von Menschen und den Zusammenhalt des Gemeinwesens deutlich gemacht. Er hat Gegensätze ausgehalten und für Kompromisse geworben.



Norbert Feldhoff

 steht für ein Verständnis von Tradition, das für Zeiten des Wandels wie für solche der Disruption geeignet ist. Was heißt geeignet? Einfach gesprochen: geeignet ist, was in solchen Zeiten hilft, ein neues Kapitel zu schreiben, mit dem der Bruch der Tradition vermieden wird – im besten Fall sogar neue Überzeugungskraft wächst. Im beruflichen Leben von

Norbert Feldhoff

 ist der Wandel die Konstante. In jüngerer Zeit erlebt die Katholische Kirche – und also auch er – wie auf den Wandel disruptive (wie das heute so schön heißt) Ereignisse folgen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat bereits eine Ahnung davon gehabt, dass Zeichen der Zeit mehr als Trends sind, sie vielmehr die gesellschaftliche und kulturelle Wirklichkeit grundlegend verändern und mit Brüchen verbunden sind. Gewusst hat das die Kirche also früh. Sie hat aber, worauf heute

Papst Franziskus

 oft hinweist, bald nach dem Konzil der Mut verlassen, die neuen Einsichten ernst zu nehmen und die eigenen Beschlüsse, die einer Reformation ähnelten, umzusetzen.



Norbert Feldhoff

 wurde in dem Jahr zum Priester geweiht, in dem – im Herbst – das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende ging. Wir können uns heute kaum vorstellen, wie groß die Aufbruchsstimmung in der Kirche damals war. Die Kirche hatte ihr Verhältnis zur Welt, zum Judentum und zur Ökumene gänzlich neu formuliert. Sie war entschlossen, aufmerksamer auf die Zeichen der Zeit zu achten, als „Volk Gottes unterwegs“. Es erschien manchem sogar nicht ausgeschlossen, dass die Kirche von der Welt lernen kann. Sie hat aber wohl – aus der Sicht von heute – nicht wirklich souverän und konsequent die Verhältnisse und Versuchungen innerhalb der Kirche wahrnehmen wollen. Jetzt scheint sexualisierte Gewalt in Orden und Gemeinden als Spitze eines Eisberges, der Einstellungen sichtbar werden lässt, die alle Rede von der besonderen Sicht der Christen und des Christentums auf den Menschen ad absurdum führen. Wie sehr muss das gerade jene Generation der Priester, Ordensleute und engagierten Laien treffen, die in jungen Jahren den Aufbruch in der Kirche gestaltet haben.



Norbert Feldhoff

 lag in allen beruflichen Stationen und in seinem öffentlichen Wirken das Gemeinwohl am Herzen. Er hat ein feines Gespür für die öffentlichen Angelegenheiten, die der Politik aufgegeben sind – in Kirche und Gesellschaft. Er hat davon gesprochen, dass nicht schon dieses und jenes Interesse zu verfolgen der Kunst des Politischen genügen kann. In der Kirche betrifft das Gemeinwohl ein zweifaches: dasjenige innerhalb der Kirche und das Gemeinwohl in der Gesellschaft, zu dem die Kirche ihren Beitrag leistet. Der Absturz der Katholischen Kirche im öffentlichen Bewusstsein wird auf dramatische Weise in einer neuerlichen Studie sichtbar, in der auf die Frage, wer zum Gemeinwohl beitrage, die Katholische Kirche auf Platz 107 von 137 Plätzen steht. Die Caritas hat einen mittleren Platz bekommen und wird unabhängig von der Kirche gesehen – eine ebenfalls bedenkliche Erfahrung.

Norbert Feldhoff

 hat wichtige Gedanken zur Caritas als einemGrundauftrag der Kirche formuliert. Er hat um die Spannungen gewusst – und sie zu lindern versucht – im Wirken der Kirche nach innen und nach außen. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter, von der

Papst Paul VI

. in seiner Abschlussrede im Konzil gesagt hatte, sie sei für die Konzilsväter der rote Faden aller Beratungen gewesen, kollidierte in innerkirchlichen Konfliktlagen immer wieder mit einer Grundhaltung, die jede Epikie ablehnt.

Norbert Feldhoff

 wusste um den Wert der Epikie und die Würde des Kompromisses und hat das auch nie verheimlicht. So war er gerade in schwierigen Situationen ein verlässlicher Partner.



Norbert Feldhoff

 blieb sich selbst treu, mochte es um ihn herum auch noch so brodeln. Er avancierte zu einem der führenden und prägenden Priester in Deutschland. Er managte das Erzbistum erfolgreich. Sein programmatischer Kommentar zum Reichtum des Erzbistums: „Die Kirche ist eine Glaubensgemeinschaft und kein Wirtschaftskonzern.“ Das hinderte ihn nicht daran, die Kirche von Köln wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Die Ernsthaftigkeit in weltlichen Angelegenheiten gehört für ihn zum Selbstverständnis des Christen. Frömmigkeit und wirtschaftlicher Sachverstand sind keine Gegensätze. Wer an Gott glaubt, nimmt die Welt ernst. Bereits 2014 schrieb er in dem gleichen Aufsatz

1

: „Die Kirche muss die aktuelle Debatte um ihre Finanzen ernst nehmen und angemessen darauf reagieren. Nur so kann verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden.“ Ernst nehmen bedeutet für ihn: Transparenz, überzeugende Regelwerke und Prioritäten, die der Glaubensgemeinschaft und eben nicht dem Wirtschaftskonzern gerecht werden. In heutiger Sprache heißt das so viel wie: nachhaltige Finanzpolitik der Kirche, die künftigen Generationen und ihrem kirchlichen Handeln Rechnung trägt.



Norbert Feldhoff

 weiß um die Kunst des Politischen angesichts divergierender Meinungen und Standpunkte in der Kirche und in seinem Erzbistum. Hier gab und gibt es ja genug Anschauungsmaterial dazu. Er beherrscht die Kunst des Politischen wie kaum ein anderer. Er war nie ein Scharfmacher; er steht loyal zum jeweiligen Oberhirten und weiß zugleich um die Zeichen der Zeit. Er wahrte die Eigenständigkeit seines Domes, als es um das Kirchenfenster von

Gerhard Richter

 ging. Er „knipste“ das Licht am Dom aus, als die Pegida sich in Köln anmeldete. Sie verlor dann bald die Lust an öffentlicher Demonstration in der rheinischen Metropole.

Norbert Feldhoff

 ist ein entschiedener Mensch in den Fragen des Glaubens und seiner rheinischen Frömmigkeit. Konsequent setzt er die richtigen Zeichen zur rechten Zeit. Er verteidigt den Wert des Kompromisses gegenüber den Anhängern der Kompromisslosigkeit, wenn es um die vorletzten Fragen geht.



Der rheinische Katholizismus, der mit einem großen Gestaltungswillen verbunden ist, weil er den Glauben und die Welt ernst nimmt, ist heute – auch in Köln – ein anderer geworden als in der Zeit des Aufbruchs nach dem Konzil. Stadtgesellschaften sind jetzt religiös plural. Sie brauchen mehr denn je Mittler und Brückenbauer. Scharfmacher sind Friedensgefährder. Es braucht jene, die gesprächsfähig sind, neugierig bleiben und den Dialog führen – mit den Kräften in der Stadtgesellschaft, mit den anderen Konfessionen und Religionen.

Norbert Feldhoff

 ist ein herausragender Brückenbauer in einer unnachahmlichen Art, zu der auch seine Diskretion und seine Nachdenklichkeit gehören.



Auf die Frage, ob die Staatsleistungen nicht längst überfällig sind, antwortet er in dem bereits zitierten Beitrag

2

: „Ich weiß es nicht und ich behaupte, dass es niemand wirklich weiß.“ Darauf folgt der Hinweis auf die Kirche als Glaubensgemeinschaft. „Die Einheit im Glauben hat noch lange nicht zur Folge, dass kirchliche Vermögen sehr unterschiedlicher Träger wirtschaftlich zusammengerechnet werden können.“ Er schreibt über wichtige soziale und kulturell prägende Aufgaben, die die Kirche mit ihren diversen Trägern wahrnimmt. Er macht Gesprächsangebote. Er eifert nicht. Manche Debatte ist erst durch seine Beiträge zu jener Detailkenntnis gekommen, die ein sachkundiges Urteil möglich macht. So war es übrigens auch mit seinem Einsatz für die Caritas als Grundvollzug der Kirche. Während andere darüber debattierten, ob das denn alles noch nötig sei, lieferte er eine Theologie der Caritas. Gottesdienst und Menschendienst sind für ihn keine Alternativen. Zusammen genommen machen sie das Proprium der Kirche aus. Heute ist das die Botschaft von

Papst Franziskus

, der die Barmherzigkeit die stärkste Kraft des Herrn nennt.

 



Norbert Feldhoff

 ist ein rheinischer Katholik. Der rheinische Katholizismus ist eine spezifische, kulturell und mental geprägte Haltung der Frömmigkeit, zu deren DNA das Interesse für und die Sorge um das Gemeinwesen gehört. Rheinische Katholiken suchen keine Nischen, in denen sie gleichsam abtauchen und Sonderwelten begründen. Sie verstehen sich als Teil des Gemeinwesens und gehen von einem positiven Verständnis des Menschen aus. Sie mögen Menschen und sie