Buddha, Tibet und das Karma

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Peter Fechner

Buddha, Tibet und das Karma

Erinnerungen an die Wahrheit - Band 10

Inhalt:

Vorwort

Ein Deutscher wird Lama

Die Berufung Siddhartas zum Volkslehrer

Die ersten Aufgaben Siddhartas

Der „edle achtfache Pfad“

Was ist das „Nirwana“?

Das Staatsorakel

Die Buddha-Phantome

Auf Pilgerwegen am heiligen Berg Kailash

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Gibt es einen Schutz vor dem Karma?

Was bedeutet der Tod?

Die Sehnsucht nach Glückseligkeit

Literatur/Quellen

Hinweis auf weitere Bände dieser Serie

Vorwort

Nur ganz wenige Ausländer gelangten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in das abgeschottete, schwer zugängliche Tibet, dessen alte Kultur seit der Invasion der Chinesen ab 1950 weitgehend zerstört wurde, und berichteten fasziniert über ihre Erlebnisse und Erkenntnisse. Können die Lehren des tibetischen Buddhismus noch heute hilfreich sein? Und wer war Buddha wirklich? Zu ihm sind erst lange nach seiner Zeit schriftliche Überlieferungen entstanden, die deshalb mit einem Fragezeichen versehen werden müssen. Was hat man von der Karma-Lehre der Buddhisten zu halten? Inwieweit ist das Schicksal gerecht? Auf diese Fragen werden in diesem 10. Band der Serie „Erinnerungen an die Wahrheit“ erhellende Antworten unter besonderer Berücksichtigung glaubwürdiger Seherberichte und der Gralsbotschaft gegeben.

Ein Deutscher wird Lama

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es manche Europäer, die sich vom Christentum abwendeten und zum Buddhismus übertraten. Zu ihnen gehörte auch der Deutsche Ernst Lothar Hoffmann, der 1928 nach Ceylon (Sri Lanka) übersiedelte und sich später nach umfangreichen buddhistischen Studien und seiner Einweihung zum Lama Anagarika Govinda nannte. Nach zwei Reisen in den dreißiger und vierziger Jahren in das schwer zugängliche Tibet und als Schüler des in Tibet und im ganzen Himalajagebiet hochverehrten Lamas Tomo Gesche Rimpotsche galt Govinda als einer der wenigen ausländischen Experten für tibetischen Buddhismus.

Im indischen Himalajagebiet, in Sikkim, lernte Govinda 1931 in einem Kloster seinen „Guru“ (geistigen Lehrer) Tomo Gesche Rimpotsche kennen, der auf tibetischer Seite als oberster Lama ein Kloster leitete, aber auch andere Klöster betreute und besuchte. Govinda konnte feststellen, dass sein Lehrer in der Lage war, die Gedanken seines Schülers zu lesen. Immer wieder erfuhr er auch, dass Tomo Gesche Rimpotsche viele Kranke geheilt hatte. Der Lama verstarb 1937, doch im Jahr 1948 begegnete Govinda ihm wieder. Jetzt war sein Guru ein neunjähriger Junge! Bereits als Vierjähriger hatte der Junge sein altes Kloster wiedererkannt, und sorgfältige Untersuchungen ergaben, dass es sich bei ihm tatsächlich um den berühmten ehemaligen Lama Tomo Gesche Rimpotsche handelte. 1959 bis 1961 wurde er von den Chinesen in ein „Umerziehungslager“ gesteckt und musste wie viele andere tibetische Lamas und Mönche die schlimmsten Torturen eines Gefangenen und Gedemütigten über sich ergehen lassen. Zum Glück war er auf indischer Himalajaseite wiedergeboren worden, so dass er als gebürtiger Inder durch Fürsprache Nehrus freikam.

Andere tibetische Lamas und Mönche hatten kein so günstiges Schicksal. Viele konnten aber auch – wie 1959 der Dalai-Lama – nach Indien flüchten. Der heute in Indien lebende und 1935 geborene 14. Dalai-Lama gilt bei vielen ebenfalls als neue Inkarnation des vorangegangenen, 1933 gestorbenen 13. Dalai-Lama. Eine Besonderheit Tibets bestand darin, dass der die politischen Geschäfte leitende Dalai-Lama eine Wiederinkarnation des vorangegangenen sein sollte. Ob das immer der Fall war, darf bezweifelt werden, doch im Fall des heutigen Dalai-Lamas geht man davon aus, dass er tatsächlich eine Neuinkarnation des vorangegangenen ist. Er wurde daran erkannt, dass er als etwa Zweijähriger eigene Gegenstände aus der vorangegangenen Inkarnation wiedererkennen konnte. Aber auch bei vielen anderen führenden Lamas geht man davon aus, dass sie nach dem Tod innerhalb kurzer Zeit neu inkarniert werden.

Anagarika Govinda schildert in seinem Buch „Der Weg der weißen Wolken“ ein besonders eindrucksvolles Erlebnis, das er in Burma hatte. Hier hörte er die mit Anmut und Herzlichkeit vorgetragene Predigt eines kleinen Jungen, der schon als Vierjähriger auf der Schulter seines Vaters sitzend angefangen hatte, umfangreiche buddhistische Texte vor staunendem Publikum zum Besten zu geben, obwohl er selbst weder Lesen noch Schreiben konnte. Auch sein ehemaliges Kloster, das er als Oberlama geleitet hatte, war von ihm erkannt worden. Und er konnte auch dem jetzt amtierenden Oberlama so viele Einzelheiten aus seinem Vorleben berichten, dass dieser fest überzeugt war, in dem Knaben seinen ehemaligen Lehrer vor sich zu haben. Sicherlich sind solche Fälle ein überzeugender Beweis für den Reinkarnationsgedanken, allerdings muss man sich auch fragen, ob diese „Schnell-Inkarnationen“ erstrebenswert sind. Vielleicht wäre es vorteilhafter, nicht so stark „erdverbunden“ zu sein, da ja auch ein Aufenthalt im Jenseits sicherlich seinen Sinn hat.

In Tibet und in anderen buddhistischen Regionen gilt die Wiedergeburt des Menschen als ein selbstverständlicher Vorgang. Gemäß den Schöpfungsgesetzen ist jeder selbst verantwortlich für sein zukünftiges Leben, und es empfiehlt sich daher, tugendhaft zu leben, um ein günstiges Schicksal im nächsten Leben zu erlangen. Als Erleuchteter und Erlöster, als Buddha, kann schließlich dieser Kreislauf der Wiedergeburten beendet werden. Als berühmtestes Beispiel gilt der historische Buddha Siddharta Gautama (um 500 v. Chr.), der nach seinem Tod oder auch bereits zu seinen Lebzeiten den Zustand der Buddhaschaft erlangt haben soll, den Zustand höchster Glückseligkeit bzw. Vollkommenheit. Nach Verständnis der tibetischen Buddhisten kann im Prinzip jeder Mensch irgendwann nach mehrfachen Inkarnationen den Zustand der Erleuchtung und Glückseligkeit dann selbst erlangen, wenn er den „edlen achtfachen Pfad der Tugenden“ einhält – also falsche Lebenseinstellungen ablegt sowie ein richtiges Verhalten einübt – und sein schlechtes Karma, seine schicksalsmäßige Schuld, abgelöst hat. Und so hoffte auch Anagarika Govinda, dieses erstrebenswerte Ziel eines Tages zu erreichen, wobei ihm ein Aufenthalt in Tibet als besonders hilfreich erschien.

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