Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Barbaren: Zwei Fantasy Abenteuer



Barbaren: Zwei Fantasy Abenteuer

Alfred Bekker

Published by Cassiopeiapress, 2015.




Barbaren: Zwei Fantasy Abenteuer


von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 446 Taschenbuchseiten.

Zwei Fantasy-Romane des Gorian- und Elben-Autors.

Dieses Buch enthält folgende zwei Romane:

Axtkrieger – Der Namenlose

Nebelwelt – Das Buch Whuon




Copyright


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author ; Cover: Steve Mayer

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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AXTKRIEGER – Der Namenlose


Kryll, der junge König von Pragan ist ohne Macht. Sein Reich ist mehr oder weniger auseinandergefallen und wird von außen bedroht. Da bietet der geheimnisvolle Namenlose, eine düstere, von einer Kutte verhüllte Gestalt, die eine monströse Streitaxt mit sich führt, dem jungen König seine Hilfe an. Der Namenlose behauptet, ein Diener des Schattenlandes zu sein und verspricht ihm Hilfe durch die Schattenkrieger, deren Arme nie erlahmen. Viel zu spät bemerkt Kryll, dass er längst ein Spielball jener Kräfte geworden ist, die er selbst gerufen hat... Und so vollzieht sich im Verlauf der Handlung eine doppelte Wandlung: Kryll wird immer mehr zu einer Kreatur des Schattenlandes, während sich der Namenlose mehr und mehr seiner verschütteten Menschlichkeit erinnert.




Erstes Buch: KRYLL


"Es war im Jahre 7462 nach Gründung der Stadt Ilkyn, als Kryll von Arkull den Thron von Pragan, dem großen Inselreich im Norden, bestieg. Die hohen praganischen Lords hatten Kryll auf ihrer Versammlung in Wallana zum Nachfolger ihres Königs Hangi gewählt, der in seiner Heimatstadt Thront einem Giftattentat zum Opfer gefallen war. Die Mehrzahl der Lords vermutete, dass die Drahtzieher dieses Anschlags im Königreich Remur zu suchen waren, aber dies konnte nie bewiesen werden.

Der Thron von Pragan war keine leichte Aufgabe, denn das Land war arm. Auf der von einem rauen, kalten Klima gezeichneten Insel konnte man kaum etwas anbauen. So mussten die Praganier oft Raubzüge unternehmen, welche sie vor allem nach Remur, Naru und Dagarien führten. Die praganischen Schiffe waren die Schrecken der Meere und natürlich trugen sie nicht zu guten Beziehungen mit den Nachbarländern bei..."

(Aus der GESCHICHTE DER WELT, einem Werk des Geschichtsschreibers Yulariz aus Kroz Dor)




1. DIE GESANDTEN


Wild donnerte die Brandung gegen die Felsen, auf denen Burg Arkull errichtet war.

 

Kryll, der neue König von Pragan, hatte es abgelehnt, seine Residenz in die Landeshauptstadt Wallana zu verlegen. Er wollte auf seiner Heimatburg bleiben.

Die Sonne stand schon tief am Horizont, als die kleine Gruppe von Reitern sich der Burg näherte. Es waren alles schwerbewaffnete Krieger, die in fremdartige Gewänder gehüllt waren. Kunstvolle Ornamente zierten ihre Rüstungen.

"Herr!", sagte einer der Männer zu dem offensichtlichen Anführer der Gruppe. "Herr, der Karte nach muss dies Burg Arkull sein!"

"Ja", kam die missmutige Antwort.

"Graf Yakurul, ich schlage vor, dass wir jemanden vorausschicken, der unsere Ankunft ankündigt!"

Der Graf drehte sich zu dem Sprecher herum.

"Ich glaube kaum, dass dies nötig sein wird, Lirahat!"

"Vielleicht lauert in diesem alten Gemäuer eine Falle", erklärte Lirahat jetzt in gedämpftem Tonfall.

Die Züge Yakuruls veränderten sich.

"Niemand würde es wagen, den Botschafter und Vertrauten des Königs von Remur anzugreifen! Nicht einmal Kryll von Arkull ist so eine verwegene Tat zuzutrauen!"

"Die Praganier haben schon ganz andere Dinge gewagt! Wyllck, Kruss, Doban, Kenun - fast jede unserer großen Küstenstädte ist schon von praganischen Piraten angegriffen worden! Ihre Schiffe will man seit einiger Zeit auch an den Küsten von Kroz und Lukkare gesichtet haben. Seit auf der Hut, Herr! Die Praganier gehören zum Hinterlistigsten, was die Götter geschaffen haben!"

Yakurul schüttelte trotz allem den Kopf.

"Wir sind in Sichtweite der Burg, Lirahat. Wenn man uns etwas hätte tun wollen, dann wäre das schon längst geschehen."

Lirahat wagte es nicht, dem Grafen ein weiteres Mal zu widersprechen. Doch ihm war anzusehen, dass er mit dessen Ansichten nicht übereinstimmte.

"Die Burg sieht wirklich sehr alt aus", meinte eine der anderen Männer fast ehrfürchtig.

Und jemand anderes setzte hinzu: "Seit über 500 Jahren residieren hier die Lords von Arkull!"

Diese Burg musste wirklich schon seit Urzeiten hier stehen, dachte Yakurul.

Und doch machten ihre massiven Mauern einem sofort klar, dass sie einem Angriff ohne Weiteres standzuhalten vermochte.

Einige wenige Wachen patrouillierten hinter der Brustwehr auf und ab.

Der Reitertrupp kam jetzt den schmalen Felspfad empor, der zum Burgtor führte.

Sie erreichten den Burggraben, über den nur die im Augenblick hochgezogene Zugbrücke führte. Der Graben war nichts anderes, als eine Spalte im Fels - aber er erfüllte seinen Zweck nur zu gut.

Yakurul wagte es nicht, hinab in den Abgrund zu schauen. Stattdessen hob er den Kopf.

"Lasst die Brücke herunter und macht das Tor auf!", rief der Graf.

Eine Wache blickte über die Brüstung.

"Wer seid Ihr?"

Der Ton war misstrauisch, aber nicht unfreundlich.

"Ich bin Graf Yakurul, der Botschafter des Königs von Remur. Ich muss mit Eurem König sprechen!"

Der Wächter nickte.

"Ich werde den König fragen, ob er Euch Einlass gewährt, Graf!" Damit war er dann verschwunden.

"Vielleicht ruft er nur seine Leute zusammen, um uns gefangenzunehmen", raunte Lirahat.

"Wir müssen abwarten!", zischte der Graf ungehalten. Er klopfte den Nacken seines Pferdes. "Zu viel Misstrauen kann schaden, mein Freund!"

"Aber wenn man zu wenig davon hat, kann das zuweilen tödlich sein, Graf Yakurul", erwiderte Lirahat.

Der Graf wollte etwas entgegnen, doch kam in diesem Moment der Wächter zurück.

"Der König erlaubt Euch, in der Burg zu verweilen! Ihr seid seine Gäste! Ich werde nun die Brücke hinunterlassen!"

"Richtet Eurem König aus, wie dankbar ich ihm bin!", rief Yakurul dem Wächter zu.

Doch dieser war bereits wieder verschwunden.

Knarrend und ächzend, mit lautem Stöhnen und Quietschen, kam nun die Zugbrücke herab.

Als sie unten war, ging das Tor auf.

Yakurul erschien die Brücke als reichlich morsch und ihm war im ersten Moment nicht wohl bei dem Gedanken, sie überqueren zu müssen.

Die Brücke ächzte zwar bedenklich, als der Graf sie mit seinem Gefolge passierte, aber sie hielt.

Dann erreichten sie den Burghof, der auf Yakurul jetzt größer wirkte, als er von außen vermutet hatte.

"Jetzt werden wir sehen, ob es sich nicht doch um eine Falle handelt", wisperte Lirahat in remurischer Sprache, damit die Praganier nichts mitbekamen. Der Graf erwiderte nichts.

Merkwürdig, dachte er, von innen sieht Burg Arkull gar nicht so verfallen und ruinenhaft aus. Der äußere Anschein trog, daran gab es keinen Zweifel.

Ein Knecht half dem Grafen geschickt aus dem Sattel.

"Um Euer Pferd kümmern wir uns! Ebenso um die Pferde derer, die mit Euch gekommen sind!"

Yakurul nickte dem Knecht zu.

"Gut! Bringt mich nun in mein Quartier!"

Die Worte des Grafen klangen zufrieden. Lirahat trat an seine Seite.

"Seid vorsichtig, mein Graf! Überall könnte hier der Tod lauern!"

"Das glaube ich nicht, Lirahat!"

"Aber..."

"Seht lieber zu, dass Ihr unsere Gastgeber nicht beleidigt, denn in diesem Fall könnte diese Burg tatsächlich zu einer Falle werden. Zu einer tödlichen Falle..." Yakurul wandte sich wieder an den Knecht. "Geh voraus und zeige mir das Quartier, das dein Herr mir zugedacht hat."

Der Knecht nickte untertänig.

"Mein Graf! Ihr könnt unmöglich von mir erwarten, dass ich Euch mit diesem...", er deutete mit einer abfälligen Bewegung auf den Knecht, "...diesem Kerl hier alleine lasse!"

Einen Moment lang blickte Yakurul sein Gegenüber scharf an. So scharf, dass Lirahat fast zusammenzuckte.

Der Graf wandte sich wieder an den Knecht.

"Nun komm schon! Zeig mir jetzt endlich das Quartier!"

Yakurul wandte sich zum Gehen.

"Mein Graf!", rief Lirahat.

"Was ist noch?"

Der Graf bemühte sich, trotz allem freundlich zu bleiben.

Trotzdem schlich sich eine Spur Ungehaltenheit in seinen Tonfall hinein.

"Ich bestehe darauf, Euch zu begleiten!"

Yakurul nickte.

"Kommt mit, wenn Ihr es für nötig haltet!"

Zusammen folgten sie dann dem Knecht.

*


Sie wurden in einen schlicht, aber geschmackvoll ausgestatteten Raum geführt. An den Wänden hingen mit Ornamenten verzierte Teppiche. In der Mitte stand ein Tisch mit zwei Stühlen. In einer Ecke war ein weiches Lager zum Schlafen zu sehen.

"Nicht ganz das, was ich aus Remur gewohnt bin - aber ich werde mich hier wohlfühlen", meinte Graf Yakurul, wobei er sich auf das Lager warf.

"Hier..."

Der Knecht deutete auf eine kunstvoll gearbeitete Glocke, die auf dem Tisch ihren Platz hatte. "Wenn Ihr etwas braucht, dann läutet nur!"

"Danke. Du kannst jetzt gehen!", gab der Graf zurück. Der Knecht verneigte sich und verließ den Raum.

"Warum seid Ihr nur so misstrauisch, Lirahat! Hier sind doch alle sehr freundlich zu uns, oder etwa nicht?"

"Warten wir erst einmal ab, wie der König sich verhält. Er hat es es hier zu sagen - nicht dieser Knecht!"

"Hört mir zu, werter Lirahat. Wenn wir Freundlichkeiten aussähen, so werden wir auch entsprechend ernten."

"Freundlichkeiten? Mein Graf, Ihr vergesst die tiefgreifenden Differenzen zwischen Remur und Pragan!"

"Differenzen sind noch lange kein Grund, um die Formen über Bord zu werfen! Also, reißt Euch zusammen, mein Freund! Sonst wird diese Geschichte noch ein böses Ende nehmen!"

"Wenn Ihr nicht mit der nötigen Wachsamkeit vorgeht, kann das noch weitaus schlimmere Folgen haben!"

"Nun, gleichgültig, wie Ihr auch darüber denken mögt, Lirahat! Ich befehle Euch, Euch zurückzuhalten. Habt Ihr mich verstanden?"

"Ja."

Die Stimme Lirahats klang dumpf und ausdruckslos.

"Und nun lasst mich bitte allein!"

"Jawohl."

Lirahat verneigte sich tief und verließ dann auch den den Raum. Yakurul war nun allein.

Gedankenverloren lag er auf dem weichen Lager.

Hoffentlich erreiche ich beim König, dass die Überfälle auf die Küstenstädte aufhören, sonst sehe ich für die Beziehungen zwischen unseren Ländern schwarz, überlegte der Graf. Er schnallte sein Schwert ab und legte es neben sich auf das Lager.

Als dann völlig unerwartet eine Gestalt den Raum betrat, richtete er sich augenblicklich auf. Es schien ein Ritter zu sein, ein ganz gewöhnlicher praganischer Ritter - und doch umgab diesen Mann eine Aura, die Yakurul unwillkürlich fesselte.

"Wer seid Ihr?", fragte der Graf.

"Ich bin der König", kam es knapp zurück.

Graf Yakurul runzelte unwillkürlich die Stirn.

"Ihr seid Kryll von Arkull?"

"Ja, so ist es."

Der Graf erhob sich nun von seinem Lager und richtete sich zu voller Größe auf. "Ich hatte mir den König von Pragan etwas anders vorgestellt", bekannte er dann freimütig und mit einem schwachen Lächeln um die Lippen.

Der König lächelte zurück.

"Und wie, wenn ich fragen darf?"

"Ich dachte, Ihr wäret wie alle Könige sind! Aber Ihr scheint mir anders zu sein, Kryll von Arkull! Zum Beispiel tragt Ihr die Kleidung eines einfachen Ritters, nicht die Gewänder eines Herrschers!"

"Stört Euch diese Tatsache?"

In Krylls Worten schwang eine Spur Spott mit.

"Es verwirrt mich etwas. Ich bin so etwas nicht gewöhnt!"

Kryll nahm auf einem der beiden Stühle Platz, die sich im Raum befanden. Der Graf folgte seinem Beispiel und nahm den anderen.

"Kein Wunder", lachte Kryll. "Die Könige von Remur sind ja auch für ihre Arroganz und Großmannssucht bekannt!"

Yakuruls Gesicht verfinsterte sich.

"Ihr wollt mich doch wohl nicht beleidigen, mein König?", fragte mit drohendem Unterton.

Kryll blieb hingegen gelassen, fast heiter.

"Sollte ich Euch mit meiner Bemerkung beleidigt haben, so bitte ich vielmals um Entschuldigung."

"Vielleicht sollten wir nun zum eigentlichen Gesprächsthema kommen: Den Beziehungen zwischen unseren Ländern", schlug der Graf vor. Und bei sich dachte er: Er nimmt das Leben für einen Regenten nicht ernst genug!

Dann sah Graf Yakurul, wie sein Gegenüber bedächtig, aber doch bestimmt, den Kopf schüttelte.

"Dafür ist noch immer Zeit." Er lächelte. "Es besteht wirklich nicht der geringste Anlass zur Eile."

"Keine Eile?"

Der Graf erhob sich von seinem Platz. Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

"Ich will Euch etwas sagen, mein König: In diesem Augenblick greift eine Eurer Piratenflotten vielleicht Darjos, Shian oder sonst einen unserer Häfen an und versucht, ihn auszuplündern. Und was sagt Ihr dazu, mein König? Keine Eile!"

Der Graf schüttelte den Kopf. "Es ist nicht zu fassen!", rief er laut aus.

Auch über das Gesicht des Königs hatte sich indessen ein düsterer Schatten gelegt.

"Ich wusste, dass Ihr deshalb kommen würdet, werter Graf. Leider kann ich Euch nicht helfen." Die Stimme Krylls war heiser geworden.

Yakurul beugte sich nun vor und stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch auf.

"Nun habe ich die gefährliche Seereise nach Alark und den anschließenden, nicht minder gefährlichen Landweg nach Arkull auf mich genommen - und das alles nur, damit Ihr mir sagt, dass Ihr mir in dieser Sache nicht helfen könnt?"

Yakurul ging zum Fenster und blickte hinaus auf die See. Am Strand lagen sie: die gefährlichen und schnellen Langschiffe der Praganier. Die Hafenanlagen von Arkull waren nur sehr spärlich ausgebaut, aber die Schiffe der Praganier benötigten im Grunde genommen gar keine Häfen. Sie konnten fast überall landen und anlegen.

 

Ihr Hafen war die gesamte Küste der Welt...

"Ich dachte, dass Ihr ein König seid, Kryll", keuchte Yakurul bitter.

"Das bin ich", erwiderte Kryll, nicht ohne verletzten Stolz. Er hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben. Jetzt kam er neben den Remurier ans Fenster.

"Wenn Ihr hier der König seid, weshalb könnt Ihr dann nichts gegen die Piraterie Eurer eigenen Flotte tun?"

"Auch einem König sind Grenzen gesetzt!"

"Jedem König sind Grenzen gesetzt, aber diese Grenzen dürfen auf keinen Fall im eigenen Land liegen!"

Kryll zuckte mit den Schultern.

"Die Lords haben in diesem Land zu viel Macht, als dass ich ihnen die Piraterie verbieten könnte..."

Yakurul wandte seinen Blick den Langschiffen zu, die an der Küste festgemacht hatten.

Ihre Schiffe sind gefährlich, dachte der Graf. Remur täte gut daran, die Praganier nicht zu unterschätzen.

"Ich fürchte, es wird zum Krieg kommen, wenn Ihre Flotten die Räuberei weiter fortsetzen", meinte Graf Yakurul dann. "Wir haben bereits ein Bündnis mit Dagarien geschlossen."

Kryll zuckte die Achseln.

"Ich werde Euch nicht daran hindern können, gegen mein Land zu Felde zu ziehen!"

Er amüsiert sich über mich, dachte Yakurul.

Der Graf wandte sich von Kryll ab und lief ein paar Schritte hin und her.

Als er dann den Blick wieder auf Kryll richtete, sah er er, dass das Gesicht seines Gegenübers jetzt nicht mehr so gelöst wirkte.

"Ihr müsst auch unsere Seite verstehen, Graf! Wovon sollen die Praganier leben? Unser Land ist karg. Oben im Norden taut der Boden nur für wenige Monate im Jahr einige Zentimeter tief auf. In den letzten Jahren sind die großen Fischschwärme ausgeblieben, so dass viele Menschen bei uns in wirkliche Bedrängnis gekommen sind. Bei Euch in Remur kann man sich so etwas vielleicht nicht vorstellen. Schon gar nicht in den Palästen, in denen Euresgleichen zu wohnen pflegt, Graf Yakurul! Ihr habt Euch über meine Kleidung gewundert! Wäre mein Land fruchtbarer, die Fischschwärme beständiger, so könnte ich hohe Steuern erheben und mich auch mit solcher Pracht umgeben, wie man es dem König von Remur nachsagt! Aber dieses Land ist arm. Und die Armut macht auch vor seinem König nicht Halt!"

Yakurul schwieg eine Weile. Er schien zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.

"Ihr schweigt, Graf Yakurul?"

Der Graf atmete tief durch.

"Was soll ich darauf noch erwidern? Ich habe alles gesagt, was zu sagen war. Meine Pflicht ist somit getan. Wie Ihr Eure Lords dazu bewegen könnt, die Räuberei aufzugeben, ist Euer Problem, nicht das meinige. Falls es Euch allerdings nicht gelingen sollte, die Lords zu überzeugen, nun... Dann wird es eben Krieg geben! Und Ihr könnt Euch sicherlich an zwei Fingern abzählen, dass Pragan in einem solchen Kampf nicht den Hauch einer Chance hätte! Nicht eine Schlacht würde an die Praganier gehen!"

Der König gewann sein altes Lächeln zurück.

"Wenn die Praganier wirklich so leicht zu schlagen sind, wie Ihr behauptet, dann verstehe ich nicht, warum Ihr Euch so sehr vor ihren Überfällen fürchtet!"

Der Graf antwortete nicht.

Stattdessen fuhr Kryll fort: "Höchstwahrscheinlich hat man in Remur große Angst vor uns, denn sonst hätte Euer König es nicht für nötig befunden, sich mit Dagarien gegen uns verbünden zu müssen! Was Ihr sagtet, hat weder Hand noch Fuß! Ihr wollt mir Angst machen, aber das soll Euch nicht gelingen! Ich lasse mich nicht auf die gleiche Weise einschüchtern, wie Ihr dies vielleicht von Euren dagarischen Verbündeten gewohnt seid!"

Graf Yakurul trat an den König heran und baute sich vor diesem auf. Sein Herzschlag musste ihm vor Erregung bis zum Hals gehen. Er war rot angelaufen.

Gut, dass er sein Schwert abgelegt hat, dachte der König unwillkürlich.

Deutlich sah er die nackte Wut im Gesicht des Grafen.

"Wagt es nicht noch einmal, uns und unsere Verbündeten zu beleidigen. Ihr verspielt Eure letzten Sympathien, die Ihr noch bei uns genießt."

Kryll verzog das Gesicht.

"Sympathien? Wer würde uns schon in Remur Sympathien entgegenbringen? Reden wir doch nicht von Dingen, die es nicht gibt und die es in den nächsten hundert Jahren auch nicht geben wird!"

Plötzlich hielt Kryll inne.

Es ist unsinnig, dass wir gegenseitig Beleidigungen austauschen, dachte er. Der König bedachte den Grafen mit einem nachdenklichen Blick und erschrak über den Grimm, der ihm aus den Augen des anderen entgegenschlug. "Wenn die hohen Lords von Pragan nicht einsehen, dass sie mit dem Rauben aufhören müssen - nun, dann wird es eben Krieg geben. Genau, wie Ihr sagtet, Graf Yakurul." Ein kurzes Schulterzucken folgte, so als wäre dies eine unumstößliche Tatsache, etwas, dass mit aller Gewissheit eintreten würde, ganz gleich, was man auch immer dagegen unternähme.

"Ihr nehmt das mit einer erstaunlichen Gleichgültigkeit", stellte Yakurul nicht ohne Bitterkeit fest. Die Augen des Grafen waren zu schmalen Schlitzen geworden, als er dann mit vor Hohn triefender Stimme sagte: "Euer Volk wird Euch dafür bis in alle Ewigkeit hinein dankbar sein, König Kryll!"

Aber Kryll antwortete keineswegs in derselben Schärfe.

"Alles, was ich tun kann ist folgendes: Ich kann den Rat der Lords in Wallana einberufen. Dazu habe ich das Recht. Sie werden dann entscheiden, was geschieht - ob es Krieg oder Frieden geben wird!"

Kryll sah die Enttäuschung im Gesicht seines Gegenübers und so setzte er noch hinzu: "Mehr kann ich nicht tun!"

Er hasst mich, durchfuhr es den König in diesem Moment, als das Blitzen in Graf Yakuruls Augen sah.

Kryll fragte dann nach einer kurzen Pause den Grafen: "Wie lange werdet Ihr noch mein Gast sein, Graf Yakurul?"

Yakurul hob sein finster gewordenes Gesicht.

"Ich werde Euch nicht länger als unbedingt nötig belästigen. Morgen früh reise ich mit meinem Gefolge ab!"

Kryll nickte.

"Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Graf Yakurul", sagte er dann, bevor er sich zum Gehen wandte. Mit weiten Schritten verließ er dann den Raum, ohne sich noch einmal umzuwenden.

Graf Yakurul verharrte schweigend.