Keine halben Sachen

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32 | So ist er, der Heinz!



Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

 EPHESER 5,8B UND 9 (LUTHER 1984)



Wie ist das eigentlich mit unseren irdischen Hirten? Sonntag für Sonntag stehen sie auf der Kanzel und predigen jene „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“. Und wenn sie dann Leute treffen, die das tatsächlich leben, können sie es kaum fassen. Vor einigen Jahren durfte ich das einmal erfahren, und ich habe mich sehr darüber amüsiert.



Meine Frau arbeitete im Kirchenkreis oft mit dem Superintendenten zusammen. Zwei Kirchenkreise waren gerade zusammengeworfen worden, und gleich wurden alle Arbeitsbereiche reformiert. Klar, dass dabei auch verschiedene Meinungen aufeinandertreffen. Hin und wieder nahm ich kein Blatt vor den Mund und kritisierte auch schon mal den Superintendenten. Sicher wird er das eine oder andere Mal in seiner Superintendentur gesessen und sich über mich „Meckerheini“ geärgert haben.



Nun war die Reform durch, die Amtszeit des Superintendenten vorbei und er musste seine Dienstwohnung für seinen Nachfolger räumen. Da er im Kirchenkreis bleiben wollte, musste schnell etwas für die sechsköpfige Familie gefunden werden. Das alte, ziemlich desolate Pfarrhaus in meinem Wohnort stand leer und war eine ideale Lösung. Möglichst bald sollte der Umzug erfolgen. Ich bot an, das Haus malermäßig instand zu setzen. Zusammen mit einem zweiten Mann tapezierte ich die Zimmer und lackierte Türen und Fußleisten.



Für mich war klar: Ich bin gekommen, um zu helfen. Geld wollte ich nicht. Der Superintendent konnte dies nicht verstehen. Zur Sicherheit fragte er bei meiner Frau nach, aber die antwortete: „Wenn er es so gesagt hat, dann wird er es auch so gemeint haben.“



Mich machte diese Geschichte nachdenklich. Da arbeitet jemand Tag für Tag und baut mit Worten und Taten am Reich Gottes, predigt über Nächstenliebe und ermuntert uns, als Kinder des Lichts „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ nicht zu vergessen, und er selbst glaubt nicht, wenn er dem dann auch begegnet? Bei der großen Einzugsparty brachte die Frau des Superintendenten es dann auf den Punkt: „Ja, so ist er, der Heinz. Predigt von Nächstenliebe, und wenn es ihn selbst mal trifft, kann er es nicht glauben.“ Selbst habe ich durch diese Geschichte erfahren, wie wohltuend es ist, „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ zu bestimmenden Faktoren des eigenen Lebensalltags werden zu lassen.





Christian Döring







33 | Warum? Vom Gedenken zum Danken!



Erfurt, 26. April 2002: Amokläufer erschießt 17 Menschen in einer Schule



Emsdetten, 20. November 2006: Amokläufer verletzt 6 Menschen in einer Schule



Winnenden, 11. März 2009: Amokläufer erschießt 15 Menschen in einer Schule



Drei schrecklich prägnante Ereignisse des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend. Vom letztgenannten sind die Bilder vielen noch im Kopf. Immer noch unfassbar. In vielen Städten und Kommunen Deutschlands sind in den Wochen danach Gedenkgottesdienste in den Kirchen abgehalten worden. Vor allem natürlich in Winnenden selbst. Ich finde es gut, dass Menschen unseres Landes immer noch eine Ahnung davon haben, an wen sie sich in Zeiten der Not wenden können, dass sie nach Gott, dem Schöpfer, fragen. Natürlich lautet dann eine zentrale Frage: „Gott, warum das alles?“ Aber was geschieht nach diesen Gottesdiensten? Gab es Gottesbegegnungen? Verändern Menschen ihre Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber ihren Mitmenschen? Oder bleibt alles beim Alten? Bis zur nächsten Katastrophe?



Im älteren Teil der Bibel lässt Gott durch den Propheten Hosea mitteilen: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“ Im neueren Teil wird Jesus zitiert mit den Worten: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als dies.“ (Markus 12,31)



Dass Liebe und Barmherzigkeit mit am wichtigsten sind für das Zusammenleben von Menschen, wird noch heute verkündet. Das heißt aber leider nicht, dass Sie und ich auch so leben. Nur zu oft lassen wir Gott einen „guten Mann sein“, der’s schon irgendwie richten wird. Und leben unser Leben weiter: mit Mobbing, Intrigen und Verhaltensweisen, die es eher schwerer als leichter machen. Bis zur nächsten Katastrophe.



Und dann? Ein neuer Gedenkgottesdienst?



Der neutestamentliche Autor Paulus hat in seinem berühmten „Hohelied der Liebe“ (1. Korinther 13) formuliert, dass Alles Nichts ist, wenn es nicht von der Liebe getragen ist. Von der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Auch zu Menschen wie Tim K. übrigens. Erst dann können Veränderungen geschehen in der Welt und in Ihrem und meinem persönlichen Umfeld. Zur Liebe hin. Und die lässt dann hoffentlich einfach keine weiteren Katastrophen dieser Art zu. Vielleicht gibt es dann künftig statt vermehrter Gedenkgottesdienste mehr Dankgottesdienste.





Thomas Klappstein







34 | Weisheit von oben



Will jemand unter euch als klug und weise gelten? Dann zeige er das mit seiner ganzen Lebensführung, mit der Bescheidenheit, die den Weisen ansteht! Wenn ihr dagegen bittere Eifersucht und Streit in euren Herzen hegt, dann rühmt euch nicht der Weisheit und verdreht damit die Wahrheit!



Diese Art von Weisheit kommt nicht von oben, sie ist irdisch, sinnlich und teuflisch.



Wo Eifersucht und Streit herrschen, gibt es Unordnung und jede Art von Gemeinheit.



Aber die Weisheit von oben ist zuerst einmal heilig; sodann ist sie friedliebend, freundlich und gehorsam. Sie ist voller Barmherzigkeit und bringt viele gute Taten hervor.



Jakobus 3, 13 - 17 (Gute Nachricht, vom Autor leicht modifiziert)



Wer will das nicht: Weise sein! König Salomo wollte es und bekam es. Weisheit ist eine gute Sache. Ich muss mich ständig entscheiden. Was will ich? Was ist sinnvoll? Welche Richtung soll ich einschlagen? Da brauche ich Weisheit. Jakobus schreibt seine Verse zur Weisheit in eine zwischenmenschlich angespannte Situation hinein. Gerade da ist Weisheit besonders gefragt. Okay! Lassen wir uns damit beschenken. Los geht’s!



Der Weise soll bescheiden sein (13). Dein Wille geschehe, lautet das Stichwort. Hier beginnt Weisheit. Mit meinem Eingeständnis Gott gegenüber: „Du weißt es besser, Gott. Bitte schenke mir deine Weisheit“ (vgl.1,5). Ich stelle meine eigenen Antriebe zurück. Komme zur Ruhe. Er lenkt meine Entscheidung. Jakobus meint, dass

unsere

 Weisheit nur Unfrieden hervorbringt (14 und 15). Sie sei irdisch. Damit meint er, sie sucht nur ihren eigenen Vorteil. Beutet aus. Gewinnmaximierung. Sie sei sinnlich. Das bedeutet, ich entscheide nur nach Gefühlslage. Bin ich zornig, haue ich drauf, bin ich harmoniesüchtig, kuschle ich. Sie sei dämonisch. Nun, schwierig. Das heißt, sie bewirkt Unfrieden statt Frieden. Zerstörung statt Aufbau. Entmutigung statt Ermutigung.



Wie gut, dass Jakobus uns einen Weg zeigt, zu prüfen, ob wir weise handeln.



Erstens. Wenn du – auch gerade im Zwischenmenschlichen – handelst, dann tue es heilig. Heilig bedeutet: Geh einen geraden Weg und keinen krummen. Die Prüffrage dazu: Ist mein Verhalten ehrlich?



Zweitens. Handle friedliebend, freundlich und gehorsam. Stelle dir die folgenden Fragen: Provoziere ich einen unguten Streit? Wohnt in meinem Handeln Rechthaberei? Dient mein Handeln dem Frieden? Diene ich den Geboten Gottes (Matthäus 22,37 f)? Baue ich auf, anstatt zu zerstören? Man muss und darf streiten. Das ist wichtig. Umso wichtiger ist es, weise zu handeln.



Drittens. Sei barmherzig (17). Mit dir selbst, wenn du unweise handelst, und mit dem anderen, der unweise gehandelt hat. Denn du hast einen barmherzigen Gott. Du kannst aus eigener Kraft nicht weise sein. Deine erste gute Tat (17) besteht darin, erst einmal selbst nichts zu tun, sondern Gott um Weisheit zu bitten. Dann entstehen gute Taten von ganz allein.





Jan Hanser







35 | Barmherzigkeit tut not



Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

 LUKAS 6,36 (LUTHER 1984)



Barmherzigkeit wird von allen großen Religionen und Weltanschauungen gefordert. Aber was ist Barmherzigkeit? Barmherzigkeit heißt doch, dass ich mein Herz dem Menschen öffne, dem es nicht so gutgeht wie mir. Der Barmherzige gibt etwas von dem ab, was ihm gehört. Er gleicht einen Mangel aus. Aber passt das überhaupt noch in die heutige Welt?



Der Lieblingsspruch eines ehemaligen Kollegen lautete: „Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.“ Aber stimmt das? Ich denke, es ist ein ganz großes Geschenk, wenn wir für uns selber sorgen können. Aber kein Mensch weiß, wie sein Leben weiter verlaufen wird. Manchmal kann es ganz schnell gehen, dass wir auf Hilfe angewiesen sind. Und dann sind wir froh, wenn andere für uns da sind.



Nicht nur für sich leben ist befreiend, weil wir dadurch das Kreisen der Gedanken um uns selbst durchbrechen können. Barmherzig sein muss gar nicht mit großen Dingen einhergehen, sondern kann oft im Verborgenen stattfinden. Schon eine kleine Geste, ein Lächeln, kann manchmal Wunder bewirken. Die Grundlage für Barmherzigkeit ist Respekt. Respekt für den Menschen, mit dem es das Leben nicht so gut meint wie mit mir. Gerade in unserem Umgang mit Kranken, alten oder wirtschaftlich schwachen Menschen können wir erkennen, wie viel Respekt wir für andere haben. Oft sind wir voller Vorurteile, wenn wir Dinge bemerken, die wir nicht einordnen können. Ein Beispiel: Ein älterer Mann geht morgens schwankend auf der Straße und fällt hin. Schnell denkt man: Der Alte hat aber früh angefangen zu trinken. Die Wirklichkeit ist aber ganz anders. Da ist Diabetes, Fehlsichtigkeit oder ein miserabler Zustand mancher Bürgersteige die Ursache.

 



Barmherzigkeit fängt im Kopf an. Wie sehen und begegnen wir anderen Menschen? Statt schnell unseren Vorurteilen nachzugehen, lohnt es sich, genauer hinzusehen und anderen Menschen mit Respekt zu begegnen. Dann ist es auch nur noch ein kleiner Schritt zur praktizierten Barmherzigkeit.





Ulrich Römer


















Handeln wie Jesus

36 | Handlungskonzepte, Terebinthen und glückliche Gemeinschaften



Die Fülle konkreter ethischer Fragestellungen nimmt immer mehr zu. Die Auswirkungen des Handelns Einzelner werden durch die zunehmende Vernetzung der Welt immer sichtbarer. Diese kaum mehr zu durchschauende Komplexität lähmt oder führt in nicht hilfreiche Verengungen. Dementsprechend wird die Frage nach konkreten, im Alltag umsetzbaren ethischen Handlungskonzepten immer lauter. Das grundlegende Konzept Gottes für diese Welt ist natürlich der „10-G-Plan“ aus 2. Mose 20. Es gibt aber auch noch andere biblische Handlungskonzepte. Die „Genesis-Basics“ (1. Mose 1,28; 2,15) z. B. fordern uns zu Wachstum, Vervielfältigung und Verantwortung heraus. Sie sind ein eher öko-demographisches Konzept, während die „Deuteronomiums-Aktion“ in 5. Mose 14,22 - 29 einen sozio-hygienischen Handlungsrahmen skizziert. Der „Jes-58-Check“ schließlich verknüpft gesellschaftlich-soziale Verantwortung mit der Verheißung persönlichen Wohlergehens.



Auch im Neuen Testament finden wir Handlungskonzepte, unter anderem die „Lazarus-Mission“ (Johannes 11,43 und 44), die eine gruppendynamische Perspektive für die Befreiung eines Menschen nach seiner Bekehrung oder Wiederbelebung entwickelt.



Das Ziel aller biblischen Handlungskonzepte ist, zusammenfassend gesagt, die Verherrlichung Gottes durch eine glückliche Gemeinschaft, an der man Jesus erkennen kann. Eine Gemeinschaft, die an die „Terebinthen der Gerechtigkeit“ erinnert, eine „Pflanzung des Herrn, dass er sich durch sie verherrliche“, wie es in Jesaja 61,1 - 3 heißt. Terebinthen sind im Mittelmeerraum weit verbreitet und als Schattenspender sehr geschätzt. Selbst nach Zufügung einer Wunde fließt aus ihnen noch ein äußerst wohlriechendes und sehr beliebtes Harz. Das wäre doch eine ethische Frucht, an der man Gottes theologisches Ziel mit dieser Welt klarer erkennen würde, als es alle Rechtgläubigkeit je vermitteln kann. Darum wollen wir in den nächsten drei nichtalltäglichen Impulsen einmal, exemplarisch für die vielen biblischen Handlungskonzepte, das „Nazareth-Programm“ aus Jesaja 61,1 - 3 betrachten.





Mickey Wiese







37 | Nazareth-Programm I



JESAJA 61,1 - 3



Das „Nazareth-Programm“ aus Jesaja 61,1 - 3, das Jesus in seiner programmatischen Antrittsrede in der Synagoge von Nazareth (Lukas 4,18) als Grundlage seines messianischen Handelns vorstellt, beinhaltet sechs „Außendienste“ und drei „Innendienste“, die ein gutes ethisches Layout für ein modernes, gesellschaftlich relevantes Christenleben darstellen.



1. Außendienst: Die Armen durch frohe Botschaft erfreuen!



Die Armen haben aufgrund mangelnden Landbesitzes keinen vollen Anteil mehr an der Volksgemeinschaft. Das Nichtzugehörigkeitsgefühl ist auch eine Grundbefindlichkeit des modernen Menschen. Wir müssen uns fragen: „Was ist für diesen Menschen in diesem Augenblick seines konkreten Lebens wirklich eine frohe Botschaft, und wie wird das auch als frohe Botschaft bei ihm ankommen?“



Das hebräische Wort für „erfreuen“ (baser) hat denselben Stamm wie das Wort für „Fleisch“ oder „Leib“ (basar). Die frohe Botschaft soll in dem Menschen ein Erkennen auslösen, wie es Adam in 1. Mose 2,21 erlebte: Es geht um etwas, das zu ihm gehört.



2. Außendienst: Zerbrochene Herzen verbinden!



Zerbrochene Herzen sind wie alte, rissige Zisternen, die das Wasser nicht mehr halten können. Alles, was man an Gutem in sie hineingießt, kommt an anderer Stelle sofort wieder heraus und versickert im Sand. Ein zerbrochenes Herz zu verbinden heißt ganz einfach, mit liebevollen, absichtslosen Gemeinschaftsaktionen ein Pflaster mit einem schmerzstillenden Mittel auf die Wunde zu legen.



3. Außendienst: Für Gefangene öffentlich die Freilassung ausrufen!



Die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies leitet den Verlust aller Freiheit ein. Die Auswirkung des Ungehorsams gegen Gott ist genau das Gegenteil von dem, was der Mensch sich eigentlich an Freiheit nehmen wollte. Diesen Menschen sollen wir öffentlich zurufen (das hebräische Wort meint lautes, von jedermann vernehmbares Schreien): „Ihr seid schuldig, aber dennoch frei, das Kreuz Jesu macht aus lähmender Amnesie eine befreiende Amnestie!“





Mickey Wiese







38 | Nazareth-Programm II



JESAJA 61,1 - 3



Weil Jesus uns in der gleichen Weise aussendet, wie ihn der Vater in die Welt gesandt hatte (Johannes 20,21), und wir mindestens die gleichen Werke tun werden wie er (Johannes 14,12), hat gerade das „Nazareth-Programm“ aus Jesaja 61,1 - 3 für unseren Alltag eine starke Bedeutsamkeit.



4. Außendienst: Den Gefesselten die Öffnung des Kerkers verkünden!



Im Kerker sind die Türen zugesperrt. Die Gefangenen sind mit Ketten gefesselt. Selbst wenn sie die Freilassungsbotschaft hören, können sie sich nicht bewegen. Da muss jemand hingehen und die Ketten mit dem richtigen Schlüssel aufschließen. Das kann ein Wort der Erkenntnis sein, etwa in einem Gespräch, und geht über eine liebevolle „Erste-Hilfe-Behandlung“ bis hin zum Befreiungsdienst.



5. Außendienst: Öffentlich ein Jahr des Wohlgefallens für Jahwe ausrufen und einen Tag der Rache für unseren Gott!



Woran hat Jahwe Wohlgefallen? Grundsätzlich natürlich an unserer ganzheitlichen Liebe zu ihm und untereinander, denn daran hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Aber auch, wenn wir öffentlich so leben, als sei Jesus unser Herr, bereitet das Gott Freude und Befriedigung.



Der Tag der Rache meint, dass diese Gott überlassen werden soll. Menschen würden an diesem Punkt nur überziehen. Schon in 2. Mose 21,24 schiebt Gott ja dem Hang zur Blutrache mit einer klar eingegrenzten Schadensersatzregelung einen Riegel vor.



6. Außendienst: Alle Trauernden trösten!



Das hebräische Wort „trösten“ (nachem) bedeutet „zu Herzen reden, sodass man durchdringt“, im Sinne einer konkreten Hilfeleistung. Die Konkordanz offenbart eine Fülle von praktischen Anregungen, was man tun kann: sich aufmachen und zu dem Trauernden hingehen; ihn in die Arme nehmen und herzen; mit ihm essen und trinken; einen Brief schicken; ihn ermutigen, etwas Schönes zu unternehmen, oder einfach nur da sein, ohne zu reden; mit dem Trauernden weinen oder mit ihm zusammen nach Erklärungsmustern suchen.



Letztendlich ist es einfach unsere Aufgabe, die Ströme lebendigen Wassers von Gott durch unseren Leib fließen zu lassen und so die „Trauernden“ zu erfrischen (abelim heißt „Trauernde, Vertrocknete“).



Jeden Tag wenigstens einen der neun Punkte aus dem „Nazareth-Programm“ umzusetzen ist eine durchaus praktikable ethische Möglichkeit, im Alltag auf das Ziel Gottes hin zu leben.





Mickey Wiese







39 | Nazareth-Programm III



Die drei Innendienste des Nazareth-Programms aus Jesaja 61,1 - 3 umgreifen die körperlichen, seelischen und geistlichen Bedürfnisse der Christen. Kopfschmuck, Freudenöl und Lobpreishüllen kommen dabei nicht von alleine, sondern müssen als normaler Umgang miteinander in unseren Gruppen festgelegt werden, was das hebräische Wort „sim“ (festsetzen, festlegen, etwas zu etwas machen) am Anfang von Vers 3 zum Ausdruck bringt.



1. Innendienst: Kopfschmuck statt Asche!



Der „Kopfschmuck“ (peer) ist ein Turban, der sowohl zur Tracht der Priester als auch zur Festbekleidung des Bräutigams gehört. Er deutet darauf hin, dass Gott sich ein festliches Verhalten von uns wünscht statt trauriger, ritueller, traditioneller und gesetzlicher Ausstrahlung. Jesus hat sich so sehr um das Körperliche gekümmert, dass seine Feinde ihm schließlich vorwarfen, er sei ein Fresser und Weinsäufer. Da könnte es auch den Christen guttun, wenn sie wieder mehr miteinander essen und trinken (5. Mose 14,22 - 29), feiern (Johannes 2,1 - 12), wandern (Matthäus 12,1) und sich aneinanderkuscheln (Johannes 13,23/​1.Korinther 16,20) würden.



2. Innendienst: Freudenöl statt Trauer!



Ich kann mir gut vorstellen, dass es Christen gibt, deren Dienst es ist, neue Witze zu schreiben, um unsere Seelen von den Mafiabetonschuhen der Ernsthaftigkeit und dogmatischen Korrektheit zu befreien. Schon Augustinus sagte: „Die Seele nährt sich von dem, an dem sie sich erfreut.“ Aber auch Musik, Tanz, Malerei, Theater, Steinbildhauerei und Kunst jeglicher Stil- und Ausdrucksrichtung sollten in der Kirche gefördert werden, weil sie der Seele guttun. Denn Jesus will zwar die ganze Welt g

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