Coming-out ... Die Trilogie

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Coming-out … die Trilogie

von

Saskia Pasión

Inhaltsverzeichnis

Coming-out

Coming-out

... ich bin doch nicht schwul!

Coming-out

... Geständnis ohne Reue

Liebe Leser,

ich habe bewusst auch in diesem Buch auf Kondome verzichtet, da erfundene Personen in fiktiven Handlungen solche eben nicht benötigen. Ich vertraue auf aufgeklärte Leser, die Wahrheit und Fiktion unterscheiden können, und überlasse ihnen die Entscheidung, wie sie im realen Leben verfahren, ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben.

Eure

Saskia Pasión

Coming-out

Irgendetwas bewegte ihn, hochzuschauen. Florian, Inhaber von »Flo‘s Fahrschule«, sprach in seinem Büro mit dem Vater einer Interessentin. Ein junger Mann stand vor dem Schreibtisch seiner Sekretärin und gab ihr seine Anmeldung. Was‘n das für‘n geiler Knackarsch!, dachte Flo schmunzelnd und widmete sich erneut seinem Kunden. Aber er registrierte sehr wohl, dass Adrenalin durch seinen Körper schoss und sein Pulsschlag sich erhöhte.

Sebastian ließ seinen Blick noch einmal durch den Laden schweifen und bemerkte seinen zukünftigen Fahrlehrer. Er lächelte und freute sich auf die erste Theorie in ein paar Stunden. Am Schwarzen Brett las er eine Notiz: »Ruhigen Nachmieter für Einliegerwohnung gesucht. 2 Zimmer, Küche, Bad, 50 qm. 350 Euro warm«. Schade, das kann ich mir im Moment noch nicht leisten, dachte er und verließ die Fahrschule.

Wenn du mich weiter so anschaust ..., schoss es Flo durch den Kopf. Er hatte sich in den dunklen Augen seines neuen Schülers verloren. Lässig an seinen Schreibtisch gelehnt, stand er während des Unterrichts vor seiner Klasse.

Auch Sebastian konnte die Augen nicht von dem sympathischen Fahrlehrer abwenden. Kurze, schwarze Haare, Dreitage-Bart und eine athletische Figur. Die engen Jeans und das kurze Tankshirt, das einen winzigen Blick auf seinen nackten Bauch freigab, wenn er sich streckte, tat sein übriges.

Dass ein Fahrschüler ihm so offensichtliches Interesse signalisierte, war neu für Flo. Sonst waren es die Fahrschülerinnen, die ihn anhimmelten. Obwohl er ab und zu mit einer von ihnen flirtete, hatte keine eine wirkliche Chance. Es war bekannt, dass es keine Frau in seinem Leben gab. Die Tatsache, dass er Single war, machte ihn für seine weiblichen Fans natürlich noch anziehender. Regelmäßig bekam er während der Fahrstunden eindeutige Angebote, die er genauso regelmäßig dankend ablehnte. »Keine Beziehung mit Schülerinnen ... obwohl der Gedanke reizvoll ist«, war seine Standard-Entschuldigung. »Ich bin doch viel zu alt für dich!«, fügte er in der Regel spitzbübisch lächelnd hinzu. Mit dieser nett verpackten Abfuhr kamen sie klar. Dass Flo sich aus Frauen überhaupt nichts machte, ahnte niemand. Er sah bis jetzt keinen Anlass, das jedem in der Fahrschule gleich auf die Nase zu binden. Das tun Heteros ja auch nicht, dachte er oft.

Diese Gedanken drängten sich ihm auf, während er von Sebastians braunen Augen gefangen war. Mit Gewalt musste er sich losreißen. Er räusperte sich. »So Leute. Die offizielle Stunde ist beendet. Wer hat Lust, noch einen Test-Prüfungsbogen auszufüllen?« Er schaute fragend in die Runde und lächelte, weil sich alle gemeldet hatten. »Brav! Ihr lasst das Herz jedes Fahrlehrers höher schlagen!«, neckte er sie. »Frank, teilst du bitte die Fragebögen aus? Und wer Zeit und Lust hat: In fünfundvierzig Minuten im Saftladen.«

Florian hatte die Fahrschule vor einem Jahr übernommen und führte sie seitdem mit großem Erfolg. Bald würde er sich einen zweiten Fahrlehrer leisten können. Die meisten Schüler waren gerade erst siebzehn oder achtzehn. Flo selbst war neunundzwanzig und duzte sich mit seinen Schülern, wenn sie einverstanden waren. Das sorgte von Anfang an für ein relativ lockeres Miteinander. Flo hatte noch seinen eigenen, strengen Fahrlehrer sehr gut in Erinnerung. So wollte er niemals werden. Er wusste, dass seine Fahrschüler ihn mochten und respektierten. Nach dem theoretischen Unterricht ging er mit ihnen oft in den Saftladen, ein Lokal ein paar Straßen weiter, in dem ausschließlich alkoholfreie Getränke ausgeschenkt wurden. Die jungen Leute liebten diese Treffen. Flos Fahrschule war bekannt dafür, dass kaum ein Schüler durch die Prüfung rasselte. Bei ihm freute man sich sogar auf die Theorie. Auch ehemalige Schüler, die längst den Führerschein besaßen, gesellten sich ab und zu noch zu der Flo-Runde und einige Ex-Schülerinnen versuchten weiter hartnäckig, Flo zu verführen. Aber Flo ließ sie auch jetzt abblitzen.

»Ihr habt dreißig Minuten. Wer früher fertig ist, kann den Fragebogen abgeben und ins Wochenende starten«, erklärte er lächelnd seinen Schülern. »Die Neuen haben heute Glück, eure Bögen werte ich nicht aus«, fügte er mit einem Blick auf Sebastian hinzu. Er und zwei Mädchen hatten sich heute erst angemeldet.

Die Schüler begannen, die Fragen zu studieren. Machten Kreuze, radierten sie wieder weg, kauten auf ihren Bleistiften oder grübelten Löcher in die Luft. Flo schlenderte durch die Reihen und überflog die Antworten.

Sebastian starrte auf seine Aufgaben, ohne jedoch irgendetwas davon zu erkennen, geschweige denn, zu verstehen. Er konnte die Blicke des Fahrlehrers fast auf seiner Haut spüren. Die Schmetterlinge in seinem Bauch waren erwacht. Ein Kribbeln durchzog seine Lenden. Vor ein paar Wochen erst hatte seine Freundin mit ihm Schluss gemacht. Sie hatte sich beschwert, dass er keinen Sex wollte. Sebastian wusste es nicht erst seit heute. Er wehrte sich seit jenen Tagen dagegen, dass er sich mehr für Jungs interessierte, als für Mädchen. Bereits vor knapp vier Jahren war er an einem einzigen Tag schlagartig erwachsen geworden. Er fieberte dem Beginn seiner Lehre entgegen, um endlich dieses Haus verlassen zu können, das noch nie ein Zuhause war. Aber er hatte gelernt, sich zu schützen, so gut es eben ging ... der Rest war Kampf.

Seit Marianne ihm den Laufpass gegeben hatte, ging er zu Hause durch die Hölle. Ständig war er den Launen, übelsten Beschimpfungen und Drohungen seines meist betrunkenen Vaters ausgesetzt. Er überwachte mit Argusaugen, wen sein Sohn mit nach Hause brachte. Seine Freunde kamen schon lange nicht mehr zu ihm. Damals ...

Er schrak auf, als Flo plötzlich neben ihm stand, spürte die Hitze, die von ihm ausging. Schon heute Nachmittag bei der Anmeldung hatte Sebastian sein Herz an ihn verloren. Er spürte, wie es zwischen ihnen knisterte. Gut, er war sich noch nicht ganz sicher ... Flo verunsicherte ihn. Einerseits hatte er Angst, zurückgewiesen zu werden und sich zu blamieren, andererseits musste er es wissen. Noch heute!

Florian legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, zog sie aber sofort wie ertappt wieder zurück. »Du brauchst das nicht auszufüllen!«, flüsterte er mit samtiger Stimme. »Und in ein paar Wochen ist das kein Problem mehr!«

Sebastian schluckte und nickte.

Flo setzte sich auf seinen Schreibtisch und wartete. Er war nervös – wollte raus. Weg von Sebastian. Einer nach dem anderen gab seinen Bogen ab. »Na, Sebastian? War‘s sehr schwer?«, fragte er den Jungen, als dieser ihm seine Blätter gab.

»Na ja ... ja ... nein! Du kannst mich Basti nennen ... alle meine Freunde nennen mich so.« Leichte Röte überzog seine Wangen. Er rettete sich mit Prospekten eines Sportstudios, die er auf dem Tisch liegen sah. »Ist das Studio gut?«, wollte er von Flo wissen.

»Ja. Kann ich sehr empfehlen. Ich trainiere da vier- bis fünfmal in der Woche. Die haben gut ausgebildete Trainer, die wirklich aufpassen, dass die Übungen korrekt durchgeführt werden. Wenn du dich anmelden willst, nimm einen Flyer von uns mit – meine Schüler bekommen dort Sonderpreise«, erklärte er und reichte Basti einen der Prospekte. Ihre Hände berührten sich. Beide zuckten zurück, als hätten sie sich aneinander verbrannt. Bastis Augen wurden eine Spur dunkler. Aufreizend leckte er sich über die Lippen. Da war es wieder! Ich kriege dich!, schoss es ihm durch den Sinn.

»Den Laden sehe ich mir auf jeden Fall an, danke!«

Sie waren jetzt alleine im Raum, die Luft knisterte und Flo beeilte sich, seine Sachen zusammenzupacken. Nix wie raus hier!, befahl ihm sein Verstand.

Draußen im Flur standen acht junge Leute und warteten darauf, dass es losging.

»Fährst du mit deiner Maschine?«, fragte Kim, eine junge Frau mit riesigen Augen und hübschem Gesicht hoffnungsvoll.

Flo seufzte innerlich. »Klar, Kim. Mein altes »Mädchen« hab ich immer dabei!«, antwortete er spitzbübisch. Sein altes Mädchen war eine maisgelbe Ducati SS 900. »Du weißt Kim, dass sie ausschließlich Männer mitnimmt. Mit Mädels wird‘s mir da zu heiß!«, sagte er anzüglich grinsend. Kim hätte nicht mehr am Unterricht teilnehmen müssen, ihre theoretische Prüfung hatte sie vor drei Wochen bestanden. Kommenden Montag würde sie mit Sicherheit die Fahrprüfung bestehen. Sie war mit sechsundzwanzig eine der ältesten Fahrschülerinnen.

Durch den Hintereingang gingen sie gemeinsam in den Hof. Es war ein warmer Juliabend und die Strecke sehr kurz. Auf seine Motorradkleidung hatte Flo verzichtet. Stattdessen hatte er sich ein Sweatshirt über den Arm gehängt. Basti ging an seiner Seite ... sehr eng an seiner Seite. Wie zufällig berührten sich ihre Arme. Es kribbelte in seinem Bauch, ein süßes Ziehen breitete sich in seinem ganzen Körper aus, strömte direkt in seine Lenden. Gott, das kann ja heiter werden! Er registrierte verzweifelt seine Erektion, die er mit dem Sweatshirt verbergen konnte. Das war ihm lange nicht passiert. Nach dem Ende der zweijährigen Beziehung mit Mike vor vier Jahren hatte er ab und zu Sex. Mehr nicht. Eine feste Partnerschaft wollte er seitdem nicht mehr. Ein kurzer Seitenblick auf Basti, der aber scheinbar nichts bemerkt hatte. Vor dem Motorrad blieben sie stehen.

 

Basti rief freudig erregt: »Eine Ducati! Ich werd verrückt! So eine kaufe ich mir später!«

Flo wusste genau, was jetzt kommen musste. Er würde nicht ablehnen können, zu oft hatte er in der Vergangenheit Schüler mitgenommen.

»Nimmst du mich mit, Flo?«, kam die erwartete Frage.

»Okay Du weißt, dass es verdammt eng wird?«, fragte er in der Hoffnung, Basti würde einen Rückzieher machen. Doch insgeheim wünschte er sich nichts sehnlicher als dessen Nähe. Fatal!

»Klar! Kein Problem. Ist ja nicht weit!«

»Gut, ich besorge rasch einen Helm für dich. Ihr könnt schon vorgehen, wir holen euch sicher ein!«, rief er den anderen zu.

Hektisch schloss er die Tür zu seinem Büro auf und warf sie hinter sich sofort zu. Lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und griff sich keuchend in den Schritt. Die Erektion war nicht zu übersehen. Flo, reiß dich jetzt zusammen. Der Junge ist achtzehn! Du weißt nicht, was er von dir will. Vielleicht hat er eine Freundin! Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich zu beruhigen. Relativ gefasst nahm er kurz darauf den zweiten Helm, öffnete die Tür und ... stand vor Basti.

»Was willst du?«, fuhr er ihn an.

»Dich!«, flüsterte Basti und trat ganz nah an Flo heran.

Flo spürte den heißen Atem auf seiner Haut. Er war versucht, den Jungen zu küssen, ihn an sich zu reißen. Nein! Das durfte er nicht zulassen! Er biss sich auf die Lippen, schob ihn aus dem Weg und zischte: »Lass den Quatsch! Du bringst mich in Teufels Küche. Du bist mein Schüler!«

Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er ihm den zweiten Helm in die Hand und hastete zu seinem Motorrad. Als Basti hinter ihm saß, startete er die Maschine und fuhr auf die Straße. Er fühlte Bastis Hände auf seinen Hüften. Trotz des kühlen Fahrtwindes bildeten sich winzig kleine Schweißperlen auf seinem Rücken. Er bremste extrem vorsichtig, trotzdem rutschte Basti jedes Mal noch näher an ihn heran. Seine Hände glitten auf Flos Leisten, einmal berührten sie flüchtig, wie aus Versehen, seine Erektion unter dem Stoff. Flo stieß scharf die Luft aus und war froh, als sie am Ziel ankamen. Insgeheim bedauerte er es jedoch, Bastis Nähe nicht mehr zu spüren. Verdammt. Verdammt! Er biss die Zähne zusammen, ließ Basti absteigen, öffnete sein Visier und flüsterte mit belegter Stimme: »Bestell mir bitte einen Melonensaft. Ich komme gleich nach!«

Basti blieb unschlüssig stehen, setzte an ... wollte etwas sagen ... schüttelte den Kopf und gab Flo den Helm. Bevor er sich umdrehte, konnte er es sich dann doch nicht mehr verkneifen: »Heiß!«, flüsterte er und sah Flo in die Augen.

Flo holte Luft, hatte schon eine Antwort auf der Zunge, als Basti grinsend weitersprach: »Die Maschine, Flo. Ich meinte die Maschine!« Zwinkerte ihm zu, drehte sich um und betrat die Terrasse des Saftladens. Er ließ Flo keine Möglichkeit, etwas zu erwidern. Aber er hatte erkannt, dass Flo genauso fühlte und mindestens so unsicher war wie er. Sein Herz raste, seine Hormone spielten verrückt. Und flirten hatte er nie wirklich gelernt.

Flo nahm seinen Helm ab, fingerte nervös ein zerknittertes Päckchen Zigaretten aus seiner Jeans und steckte sich eine an. Seine Hand zitterte leicht. Er stand total unter Strom. Sein Glied bäumte sich bei dem Gedanken an Basti auf. Was war das denn ... fragte er sich. Der will mich anmachen! Und warum bin ich so geil, wie lange nicht mehr? Andererseits ... die Erektion, die er im Rücken gespürt hatte ...

Nachdem er aufgeraucht hatte und die Bande nach ihm rief, stieg er ab und gesellte sich zu seinen Schülern.

»Hallo Leute!«, begrüßte er die Runde und versuchte, harmlos zu lächeln. »Ich bin gleich zurück. Muss erst mal für kleine Fahrlehrer!«

Eilig ging er zur Herrentoilette, stieß die Tür auf und prallte fast mit Basti zusammen. »Sorry!«, murmelte er und verschwand in der Kabine. Drin presste er seine Stirn an die kühlen Kacheln. Das Herz hämmerte in seiner Brust, sein Atem ging stoßweise, das T-Shirt klebte ihm am Rücken.

»Flo!«

Flo erstarrte.

»Mach auf! Bitte!«

»Nein!«

»Warum? Los Flo, mach auf!«

»Was willst du?«

»Dich! Das weißt du!«, flüsterte Basti.

Flo öffnete zögernd die Tür und trat in den Vorraum.

Der Junge deutete mit dem Kopf auf Flos Schritt und sagte trotzig: »Und dir geht es nicht anders. Was soll das also? Sei nicht kindisch!«

Flo stöhnte. »Mein Gott! Wenn uns hier jemand sieht, kann ich die Fahrschule zumachen. Ja, du hast recht! Ich will dich. Trotzdem geht es nicht. Du bist mein Fahrschüler!«, fuhr er ihn an. » Und jetzt verschwinde!«, fügte er eine Spur sanfter hinzu und kehrte in die Kabine zurück. Dort setzte er sich auf den Toilettendeckel und schloss die Augen. Mein Gott! Ich muss verrückt sein! Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen! Sein Herz schlug bis zum Hals, sein Glied pochte, Schmetterlinge in seinem Bauch schlugen wahre Purzelbäume. Er legte seine Hand auf die Erektion und flüsterte: »Nein, nicht hier! Du musst warten und dich erst mal beruhigen!«

Ein paar Minuten später setzte er sich zu seiner Truppe an den Tisch. Es gab nur noch einen freien Platz – Basti genau gegenüber. Sie verhielten sich auffallend normal ... niemand schien irgendetwas zu bemerken. Aber ihre Blicke suchten sich ständig, Flo konnte sich nicht dagegen wehren. Wie üblich stellten ihm einige seiner Schüler Fragen zum theoretischen Stoff, den sie heute durchgenommen hatten. Wie üblich sagte er lachend: »Leute, begreift es endlich! Jetzt ist Freizeit. Wochenende. Am Dienstag dürft ihr mir während der Theorie Löcher in den Bauch fragen! Wer hat morgen die Fahrstunde um zehn?«

Basti hob die Hand. »Ich!«

»Wieso das denn? Da hat sich Moni sicher geirrt – nach einer Stunde Theorie!«

»Nein, das stimmt! Ich habe die Fahrschule gewechselt. War vorher in Sachsenhausen. Doch das war zu weit. Ich hatte dort zusammen mit einem Freund angefangen.«

Er verschwieg, dass er in den letzten Wochen manchmal an der Fahrschule vorbeigelaufen war, um einen Blick auf den Inhaber zu erhaschen.

»Ach so. Das hat Moni mir nicht aufgeschrieben. Gut, ich bin um kurz vor zehn vor deiner Haustür! Aufgeregt?«, fragte er lächelnd.

»Ja, und wie!«, gab Basti leicht errötend zu.

Gott ist der niedlich! Flo war entzückt. Warum hat er den Testbogen vorhin nicht ausgefüllt?, ging es ihm durch den Kopf. Weil er sich in mich verknallt hat? Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber das beherrschte er gar nicht ... man konnte zu jeder Zeit sehen, wie er drauf war. Flo hatte nie gelernt, seine Gefühle zu verstecken. Hoffentlich ging das gut!

Die Gruppe alberte noch eine ganze Weile herum, bis sie sich nach und nach auflöste. Basti und Flo blieben alleine am Tisch zurück. Andere Gäste gab es auf der Terrasse nicht mehr, nur ab und zu schaute die Bedienung vorbei.

Ich muss weg hier!, hämmerte es in Flos Kopf. Er schluckte schwer, und verlor sich erneut in der Tiefe dieser dunklen Augen.

»Fährst du mich nach Hause?«, fragte Basti betont unschuldig. Nur das Aufblitzen in seinen Augen verriet ihn.

Zögernd antwortete Flo: »Okay, ich fahre dich. Wenn du mir versprichst, dich zu benehmen!« Er musste grinsen ... er hörte sich fast an wie sein Vater.

»Ich versuche es!«, antwortete Basti, ebenfalls grinsend. »Ich wohne am Dornbusch! Du kannst mich an der Bushaltestelle absetzen.«

Als sein Sozi hinter ihm saß, startete Flo mit zittrigen Händen die Maschine. Ihm war klar, dass Basti ihn anmachen und er ihn ein drittes Mal nicht abweisen würde. Verdammt!

Flo fuhr langsam. Bastis Hände blieben natürlich nicht an seinen Hüften, er presste seinen Körper so eng an Flos Rücken, wie die beiden Helme es zuließen. Seine Hände rutschten weiter nach vorne, bis sie endgültig in Flos Schritt landeten. Die Linke legte sich hart auf die Erektion des Fahrers. Flo keuchte unter seinem Helm. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, schwand Flos Widerstand etwas mehr. Als Bastis Rechte unter sein T-Shirt fuhr und in einen seiner steinharten Nippel zwickte, dachte er: So, jetzt reicht‘s! An der nächsten Kreuzung bog er in Richtung Ginnheimer Wäldchen ab. Dort angekommen, fuhr er in einen Waldweg und bremste scharf neben einer Wiese. Wortlos stiegen sie ab und warfen die Helme ins Gras. Sie sahen sich nur an.

Basti erkannte, dass er die Initiative übernehmen musste, aber nicht abgewiesen werden würde. Er nahm Flo am Unterarm, zerrte ihn zu einer riesigen Eiche. Mit seinem Körper drängte er ihn gegen den Stamm.

Flo lehnte sich mit geschlossenen Augen keuchend an den Baum. Er sog den Duft der würzigen Rinde und gleichzeitig den männlichen Duft seines Fahrschülers in sich ein und ... wartete ab. Diese Dominanz hatte er dem Jungen nicht zugetraut. Er musste sich jedoch eingestehen, dass ihm dieses Spiel gefiel ... viel zu sehr. Es gab jetzt kein Zurück mehr.

Basti drückte seinen Unterleib hart gegen Flos, rieb durch den Stoff seine Erektion an Flos Schwanz und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Beide stöhnten, Flo rührte sich weiterhin nicht.

Basti nestelte an Flos Reißverschluss, öffnete ihn und riss ihm Hose und Slip herunter. Danach folgte seine eigene Jeans. Sofort presste er seinen Körper an den anderen. Ihre heißen Schäfte berührten sich, rieben sich an ihren Bäuchen.

Flo stöhnte und knurrte: »Wenn du nicht aufhörst, spritze ich dir gleich auf den Bauch!« Basti lachte leise: »Kommt nicht in Frage. Erst will ich dich! Und dann erst wirst du spritzen!« Er packte Flo an den Schultern und drehte ihn mit dem Gesicht zum Baum. Ging hinter ihm in die Hocke und bearbeitete seinen Po mit den Zähnen, leckte durch die Spalte und massierte Flos Anus. Sein Atem ging stoßweise, sein Herz schlug bis zum Hals, sein ganzer Körper brannte. Endlich! Endlich kann ich das tun, wovon ich seit Jahren träume, was ich mir jede Nacht vorstelle!, dachte er, während er Flos Pobacken bearbeitete. Entzückt spürte er die Gänsehaut, die feinen Härchen, die sich unter seinen Lippen aufstellten. Flos leises Stöhnen machte ihn verrückt.

Flo stützte sich mit beiden Unterarmen am Stamm ab, legte seine Stirn darauf und presste die Lippen aufeinander. Als Bastis Zunge eindrang, stieß er scharf die Luft aus. Gott, ist der kleine Mistkerl gut, schrie es in ihm. Fick mich endlich! Kein Gedanke mehr an Vernunft ... die beiden bestanden nur aus purer Lust.

Basti ließ zuerst einen Finger hineingleiten, massierte, tastete und erforschte die heiße Enge, bis Flo flüsterte: »Fick mich endlich!« Basti positionierte seinen steinharten Schwanz vor dem Eingang, schmierte ihn mit seinen zahlreichen Lusttropfen und drang dann vorsichtig ein. Flos Stöhnen und Keuchen zeigten ihm, dass der es genauso genoss wie er selbst. Mit einer Hand umfasste er Flos Glied und rieb es im langsamen Rhythmus seiner Stöße. Die andere Hand fuhr unter Flos Shirt und zwirbelte eine Brustwarze.

Flo legte den Kopf in den Nacken und stöhnte. »Gleich!«

»Ja ... ich ... auch!«, flüsterte Basti und ergoss sich in Flo, der gleichzeitig spritzte – sein Sperma klatschte gegen den Baumstamm. Schwer atmend blieben die beiden eine Weile aneinandergeschmiegt stehen. Flos Stirn ruhte wieder auf seinen Unterarmen, Bastis Körper kuschelte sich an seinen. Irgendwann lösten sie sich voneinander, brachten ihre Kleidung in Ordnung und setzten sich ins weiche Gras. Unausgesprochene Fragen sorgten plötzlich für eine fast peinliche Stille, obwohl es noch immer zwischen ihnen knisterte. Flo steckte eine Zigarette an und hielt sie Basti hin. Der nahm sie und der Bann war durch die irgendwie vertraute Geste gebrochen.

Sie ließen sich auf den Rücken fallen und rauchten. Flo brach das Schweigen: »Sag mal, bist du immer so dominant?«, fragte er mit seiner dunklen, samtigen Stimme. Er hörte das Lächeln, als Basti antwortete: »Keine Ahnung!«

»Wie, keine Ahnung ...?«

 

»Es war das erste Mal! Jetzt weiß ich endlich, wo ich hingehöre!«

»Das erste Mal? Du hast noch nie ...?«

»Bis vor ein paar Wochen hatte ich eine Freundin!«

Flo setzte sich abrupt auf. »Du bist bi?«, rief er enttäuscht. Viel lauter als er wollte.

»Nein! Ich hatte nie Sex mit ihr. Sie hat deswegen Schluss gemacht. Ich hab‘s versucht!« Er schluckte. »Mit vierzehn haben meine Eltern mich mit meinem besten Freund erwischt. Du kannst dir nicht vorstellen, was damals los war. Mein Vater hat getobt, mich verprügelt und mir gedroht, mich in ein Heim zu stecken, wenn damit nicht Schluss ist. Meinem Freund ist es ähnlich ergangen. Sie sind kurz darauf nach Hamburg gezogen und ich habe nie mehr etwas von ihm gehört«. Basti bekam feuchte Augen. »Ich zähle die Tage, bis ich ausziehe, es wird von Tag zu Tag unerträglicher. Im September fange ich an zu arbeiten. Ich habe eine Lehrstelle als Bürokaufmann angenommen. Dann bin ich finanziell nicht mehr von denen abhängig! Eine WG habe ich auch schon gefunden.« Er schniefte.

Flo schluckte. Er konnte sich vorstellen, was Basti zu Hause durchmachte. Ich an seiner Stelle wäre längst abgehauen!, dachte er empört, sagte aber nichts.

Sie rauchten schweigend.

»Und was wird jetzt aus uns, Flo?«, fragte Basti schließlich.

»Solange du mein Schüler bist, wird es kein UNS geben. Was glaubst du, wie die Eltern der anderen Schüler reagieren, wenn sie erfahren, dass ich schwul bin und einen meiner Fahrschüler ficke ... Dann kann ich den Laden zumachen. Obwohl du ja schon achtzehn bist. Das zählt für die nicht. Ich kann es mir nicht leisten, meine Existenz aufs Spiel zu setzen, verstehst du? Ich habe eine Menge Geld investiert!«, sprudelte es fast wütend aus Flo hervor.

»Ich, Flo! Ich habe dich gefickt ... schon vergessen?«, erwiderte Basti trotzig.

Flo musste lächeln. »Nein, wie könnte ich! Es war wunderschön! Aber das ändert nichts! Was glaubst du, was dein Vater ...«

»Der würde mich vermutlich am liebsten totschlagen ...«, fiel ihm Basti ins Wort und seufzte abgrundtief. Flo zerriss es fast das Herz, das ihm noch immer bis zum Hals pochte. Hart gegen sich selbst verbot er sich, den Jungen in den Arm zu nehmen ... Er stand auf, reichte Basti die Hand und zog ihn hoch. »Komm, lass uns fahren!« Ganz nah standen sie einander gegenüber, spürten die Wärme des anderen. Flo drehte sich wortlos um und hastete zu seinem Motorrad, als sei er auf der Flucht.

Während der Fahrt schmiegte sich sein Sozi eng an Flos Rücken. An der Bushaltestelle der Linie 63 stieg er ab. Er verstaute den Helm und rückte ganz nah an Flo heran, der seinen Helm ebenso abgesetzt hatte.

»Bis morgen! Soll ich hier auf dich warten?«, fragte Flo.

»Ja, das ist vielleicht besser. Ich freue mich!«, strahlte der Junge. »Und ... keine Angst Flo. Von mir wird niemand etwas erfahren!«

Flo legte ihm eine Hand auf die Wange und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Für den Hauch eines Augenblicks berührten sich ihre Lippen ... es brannte wie Feuer. Flo schaute ihm nach. Erst als Basti in eine Seitenstraße abbog, fuhr auch er los.

Aufgewühlt fuhr er ziellos durch Frankfurt. Nein – jetzt konnte er nicht nach Hause gehen. Er fuhr zu seinem Freund Manfred und sah, dass in dessen Haus noch Licht brannte. Kurz entschlossen klingelte er bei ihm. Manni öffnete ihm erstaunt die Tür. »Hi! Was machst du denn hier? Ist was passiert?«, wollte er wissen.

»Ja ... nein ... ach Scheiße. Kann ich reinkommen oder störe ich?«

»Du weißt doch, dass dir meine Tür zu jeder Zeit offensteht. Komm rein! Ich mach uns einen Kaffee! So wie du aussiehst, könnte es eine lange Nacht werden!«

Sie küssten sich auf die Wangen. Manni schnupperte an Flo. »Sag mal, hast du einen Baum geknutscht? Du riechst irgendwie nach Wald!«

»Fast richtig getippt!« Flo folgte seinem Freund in die Küche. Sie waren seit fünfzehn Jahren befreundet. Als Jugendliche hatten sie sich gemeinsam geoutet ... und daraus war eine wunderbare Freundschaft entstanden.

Während sein Freund Espresso zubereitete, erzählte Flo, was er an diesem Abend erlebt hatte.

»Is‘ nich‘ wahr!«, bemerkte Manni staunend. »Du wolltest nicht!«, stellte er trocken fest. »Das hieße, du wurdest vergewaltigt!«

»Blödsinn. Nein ... zuerst wollte ich nicht!«

»Zuerst? Du hast dich gewehrt!« Er wurde zunehmend gemeiner.

»Manni! Nein!«

»Aber du hast gesagt, dass er aufhören soll!«

»Manni! Wir sind doch nicht vor Gericht! Nein, ich habe zum Schluss nicht mehr gesagt, dass er aufhören soll«, antwortete Flo grinsend.

»War es gut?« Sein Freund kannte kein Erbarmen.

»Gut? Phänomenal!«, schwärmte Flo.

»Und jetzt willst du meinen Rat als Anwalt! Oder als Freund?« Manni schmunzelte.

»Beides. Manni, Du glaubst nicht, wie geil mich dieser Junge gemacht hat! Ich habe mich zweimal wirklich dagegen gewehrt, aber er hat mir keine Ruhe gelassen. Er hat‘s drauf angelegt. Und beim dritten Mal verlor die Vernunft gegen die Geilheit!«

»Also ... ich weiß eigentlich nicht, was dich daran so aufregt. Hör mal, er ist doch achtzehn!«

»Ja, ist er! Ach Scheiße!«, erwiderte Flo eine Nuance zu scharf.

»Oh, oh! Das ist es gar nicht, was dich beunruhigt. Du bist verknallt, mein Lieber. Ich kenne dich doch!« Manni lächelte ihn mit einem Augenzwinkern an. Er reichte Flo eine Tasse und sie gingen ins Wohnzimmer. Wie stets ließen sie sich auf dem weichen Teppich nieder, der mit Kissen jeder Größe übersät war. Das war Ritual, seit sie sich kannten. Ihren Kaffee stellten sie auf den niedrigen Wohnzimmertisch.

»Also, was genau ... lass mich raten: Du müsstest vielleicht dein Single-Dasein aufgeben, das du angeblich über alles liebst und verteidigst seit der Trennung von Mike? Oder ... Du hast Angst, noch einmal verletzt zu werden? Wie oft hast du hier gelegen und gesagt, dein größter Wunsch sei es, neben einem Partner aufzuwachen. Und wie oft hast du einen Rückzieher gemacht, wenn ein Mann sein Leben mit dir teilen wollte?« Er sah seinen Freund prüfend an, der auf dem Rücken lag und verträumt an die Decke starrte. »Ehrlich gesagt ... so wie heute habe ich dich nie erlebt. Nicht einmal in der Anfangsphase mit Mike. Hallo? Hörst du mir eigentlich zu?«

Flo sah in an. »Ja, irgendwo hast du vermutlich recht. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich glaube, ich hab‘s vermasselt!«

»Fahr zu ihm! Jetzt!«

»Das geht nicht. Er wohnt bei seinen Eltern. Mit vierzehn hat sein Vater ihn verprügelt und ihm mit Erziehungsheim gedroht, als er ihn mit seinem damaligen Freund erwischt hat. Wenn er von uns erfährt ... ich weiß nicht, was er dann tut!«, flüsterte Flo verzweifelt. »Scheiße! Und was glaubst du, was die Eltern der anderen Fahrschüler davon halten ... dass ich schwul bin und einen Fahrschüler ficke. Mich ficken lasse!«, verbesserte er. »Manni, ich kann zumachen, wenn das rauskommt!«

»Flo! Ihr werdet es doch schaffen, das nicht an die große Glocke zu hängen, oder? Du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen! Mann, ehrlich! Schick ihn zur Not zu einer anderen Fahrschule! Das sollte mir mal passieren!« erklärte er lachend.

Flo warf mit einem Kissen nach ihm. »Untersteh dich!«, konterte er. »Danke Manni. Du hast recht! Ich glaube, ich sehe jetzt klarer. Morgen früh um zehn haben wir die erste Fahrstunde. Die lasse ich ausfallen und rede mit ihm!«, nahm er sich vor. Sie unterhielten sich noch eine Zeitlang und hörten Kuschelrock, bis Flo die Augen zufielen. Er lag auf der Seite, ein Kissen im Arm. Selbst im Schlaf lächelte er. Manni sah ihn eine Weile an. Was ein schöner Mann!, dachte er. Dann schüttelte er den Kopf über sich selbst, holte eine Decke aus seinem Schlafzimmer und deckte seinen Freund lächelnd zu.

Als Basti nach Hause kam, schliefen seine Eltern zum Glück. Sein Herz klopfte immer noch wie verrückt – er war glücklich. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, dass er richtig gehandelt hatte. Ich werde mich nicht mehr selbst verleugnen, schwor er sich. Nein! Jetzt ist Schluss damit. Sollen doch alle denken, was sie wollen. Er huschte in sein Zimmer, zog sich aus und legte sich nackt auf sein Bett, den Kopf auf den verschränkten Armen. Er hat mich geküsst!, sagte er sich zum wiederholten Male. Ich kann seine Lippen noch spüren. Er ließ ihr Erlebnis im Wald Revue passieren, träumte von Flo. Zum Schlafen war er viel zu aufgedreht, die Sehnsucht nach Flo hielt ihn wach. Zwei Stunden wälzte er sich im Bett hin und her und fand keinen Schlaf. Ich muss zu ihm!, beschloss er um zwei Uhr, zog sich an und schlich auf Zehenspitzen aus dem Haus. Unterwegs rief er Flo auf seinem Handy an. Die Nummer hatte er von der Sekretärin bekommen. Er ließ es durchklingeln, bis die Mailbox sich einschaltete. »Basti hier. Flo! Ruf mich bitte gleich an!«, sprach er auf die Mailbox. Während er durch die klare, laue Nacht zur Fahrschule lief, versuchte er es noch dreimal. Nichts. Hoffentlich wohnt er dort!

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