Martin Luthers theologische Grundbegriffe

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Dank

→ Ehre

Danksagen ist nichts anderes als Bekennen der empfangenen Wohltat und des Wohltäters Güte und des Bedürftigen Unwürdigkeit; wer solches erkennt und bekennt, der dankt rechtschaffen (10I.1, 437, 20–438, 3).

|53|1. Es ist kein Menschenwerk, Gott mit Freuden loben. Es ist mehr ein fröhliches Erleiden und allein ein Gotteswerk, das sich mit Worten nicht lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung kennen lässt (7, 550, 9–11). Wir können nichts Gott geben; denn es ist schon alles sein, und wir haben alles von ihm, allein Lob, Dank und Ehre können wir ihm geben (10I.1, 714, 12–14). Lob Gottes ist nichts anderes als die von Gott empfangene Wohltat zu bekennen und dieselbe nicht uns, sondern allein ihm zuschreiben. Dies Loben und Bekennen geschieht zweierlei Weise: einmal vor Gott allein, zum andern vor den Menschen, und ist eigentlich Werk und Frucht des Glaubens (10I.1, 715, 1–5). Das ist auch der einzige, rechte, christliche Gottesdienst, Gott loben und danken (10I.2, 61, 2–6; 31I, 404, 32–34). Wer Gott danken soll, der muss erkennen und bekennen von Herzen, dass es lauter Gottes Gnaden und Gaben seien, wofür er dankt. Niemand kann Gottes Gaben erkennen durch seine Vernunft, sondern der heilige Geist muss es seinem Herzen zeigen (31I, 405, 2–5).

2. Wer nicht dankt, sondern verdienen will, der hat keinen Gott und macht inwendig in seinem Herzen und auswendig in seinen Werken einen anderen Gott aus dem rechten Gott (30II, 602, 33–35).

📖 Helmar Junghans, Gott danken, loben und bitten im Alltag bei Martin Luther, in: LuJ 73 (2007), 51–68.

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Demut

→ Dienst, Geduld

1. Die wahrhafte Natur der Demut ist es, sich weit von Gott und von allem, was Gottes ist, fernzuhalten, wie es umgekehrt die wahre Natur des Hochmuts ist, sich Gott und dem, was Gottes ist, so weit wie möglich anzunähern. Was aber ist Gott und Gottes? Sein, Leben, Weisheit, Macht, Gerechtigkeit, Reichtum, Gestalt und alles Gute, wie bescheiden es sein mag. Also geschieht das Zurückweichen von Gott und das Annähern auf zweierlei Weise, innerlich und äußerlich oder durch Erkenntnis Gottes und Unkenntnis Gottes. Durch die Erkenntnis geschieht das Zurückweichen in Furcht und Achtung, und das ist Demut, durch die der Mensch sein Eigenes für nichts achtet und Gott alles Gute überlässt, indem er nicht wagt, etwas für sich zu beanspruchen. Durch die Unkenntnis geschieht das Zurückweichen in Missachtung und Achtlosigkeit, das ist der Hochmut (1, 63, 9–27). Der Demütige verzweifelt an seinem Ungenügen, er wünscht das Genügen am meisten bei Gott und bittet um das ihm Fehlende, also ehrt er Gott und ist so gerecht (1, 64, 1–3). Die Wurzel der ganzen wahren Demut ist es, sich mit Christus und seinen Verdiensten und Leiden zu vergleichen, und dann, auch wenn man die Verdienste aller Heiligen hätte, nichts zu besitzen, weil es kein Verhältnis des Endlichen mit dem Unendlichen gibt (1, 344, 18–21). Die wahren Demütigen sehen nicht auf die Folge der Demut, sondern mit einfältigem Herzen sehen sie auf die niedrigen Dinge, gehen gern damit um und werden selbst nimmer gewahr, dass sie demütig sind. Darum geschieht es auch, dass denselben allezeit die Ehre unversehens widerfährt und ihre Erhöhung kommt ihnen unbedacht. Denn sie haben sich einfältig genügen lassen an ihrem geringen Wesen und nach der Höhe nie gestrebt (7, 562, 5–16). Rechte Demut weiß nimmer, dass sie demütig ist, |54|denn wo sie es wüsste, so würde sie hochmütig von dem Ansehen derselben schönen Tugend, sondern sie haftet mit Herz, Mut und allen Sinnen an den geringen Dingen (7, 562, 19–22). Du musst erkennen und bekennen dein Unvermögen, an dir selbst ganz und gar verzweifeln, und also in rechtem Grund und Wahrheit gedemütigt, dich erkennen, wie du nichts seist, ein ungöttliches, gnadenloses, heilloses Leben führst; die Demütigung lehrt die erschienene Gnade durchs Evangelium und diese Demut macht dich recht gnadenhungrig und heilssüchtig; wo aber solche Gnadengier ist, da ist der Gnade die Tür aufgetan, da bleibt sie nicht außen (10I.1, 45, 21–46, 5). Die vollkommene Erkenntnis seiner selbst ist die vollkommene Demut, die vollkommene Demut aber ist die vollkommene Weisheit, die vollkommene Weisheit ist vollkommen geistlich (56, 346, 19–21).

2. Niemand wird durch den Glauben gerechtfertigt, wenn er sich nicht zuerst durch Demut als Ungerechter bekennt (3, 345, 29f.). Den Demütigen gibt Gott seine Gnade. Deshalb muss man vor allem demütig werden, damit wir das Licht und die Gnade empfangen und sie bewahren (4, 111, 34–39). Wer sich demütig die Gerechtigkeit abspricht, und sich vor Gott als Sünder bekennt, der ehrt dadurch Gott, der allein gerecht ist (56, 215, 5–7). Die Ursache der Demut ist, dass die Sünde in uns bleibt, aber uns nicht beherrscht, weil sie dem Geist unterworfen ist, damit er sie vernichte (56, 314, 4–6). Die ganze Schrift bezeugt, wie Gott den Demütigen gnädig ist. Nun ist Demut nichts anderes als zunichte und zuschanden werden. Es kann aber niemand wirklich zunichtewerden als mit Entblößung seiner Sünden. Demut in Kleidern und Gebärden ist nichts (8, 176, 12–15). Also lehrt uns nun Gott, dass wir uns selbst sollen kennen, wer wir sind, und dass wir Hilfe bedürfen, so erwächst die Demut und bekommt der Mensch eine Hoffnung, ein Vertrauen und eine Liebe zu seinem Gott (9, 138, 25–28).

3. Christus ist die Macht Gottes und die Gerechtigkeit Gottes durch die größte und tiefste Demut (3, 458, 6f.). Die Werke Christi sind Werke seiner Demut und seines Leidens (4, 244, 23f.).

📖 Rudolf Damerau, Die Demut in der Theologie Luthers, 1967. Karl-Heinz zur Mühlen, Demut VI. Reformation, in: TRE 8 (1981) 474–478.

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Dienst

→ Amt, Berufung

1. Gott gibt umsonst, frei seine Gnade, so sollen wir auch umsonst, frei wiederum ihm dienen (2, 720, 2f.). Paulus sagt, dass Christus, der frei ist, sich allen zum Diener gemacht hat. Diese Knechtschaft ist die höchste Freiheit, da sie keiner Sache bedarf, nichts nimmt, sondern gibt und austeilt. Also ist sie wahrhaft die beste und den Christen zueigene Freiheit. Das ist die geistliche Knechtschaft (56, 481, 22–26). Der Dienst soll aus Liebe und willig geschehen, wenn nicht, so ist es nicht ein Dienst (22, 262, 20–22).

2. Niemand kann zwei Herren zugleich dienen, die widereinander sind, nicht miteinander regieren. Aber das ist kein Widerspruch, wenn ich dem Fürsten oder dem Kaiser und Gott zugleich diene, denn der Dienst geht von einem auf den andern (32, 453, 6–11). Darum liegt es hier an dem Wörtlein Dienen: Geld und Gut, Weib, |55|Kind, Haus und Hof haben ist nicht Sünde, allein dass du es nicht lässt deinen Herrn sein, sondern lässt dir dienen und sei du sein Herr (32, 455, 17–19). Der wahre Gott lässt seiner doch gebrauchen, dient den Leuten, das tut der Mammon nicht, der will still liegen und ihm gedient haben (22, 265, 12–14). Es gab den gebräuchlichen Irrtum im Papsttum, wo Gott zu dienen bedeutete, die Welt zu fliehen, die öffentlichen Ämter des Lehrens und Regierens und des Tuns dessen, was eines jeden Berufung erfordert, zu vernachlässigen, nämlich im Stand der Mönche (38, 535, 27–29). Gegen den Irrtum im Papsttum, Gott dienen hieße, eigene gute Werke für Christus zu tun: Christus dienen und Gott dienen heißt vornehmlich bei Paulus ein Amt führen, das Christus ihm befohlen hat, nämlich das Predigen, es ist ein Dienst, der von Christus, nicht zu Christus geht, und der nicht von uns, sondern zu uns kommt (10I.2, 122, 15–21). Darum soll die Absicht in allen Werken frei und nur dahin gerichtet sein, dass man anderen Leuten damit diene und nützlich sei (7, 34, 29–33). Da hat Paulus klar ein Christenleben dahin gestellt, dass alle Werke sollen gerichtet sein dem Nächsten zugute, weil jeder für sich selbst genug hat an seinem Glauben und alle anderen Werke und Leben ihm übrig sind, seinem Nächsten damit aus freier Liebe zu dienen (7, 35, 9–12). Also soll ein Christenmensch, wie Christus sein Haupt, voll und satt, sich auch genügen lassen an seinem Glauben, denselben immer mehren, welcher sein Leben, Frömmigkeit und Seligkeit ist, der ihm gibt alles, was Christus und Gott haben. Ob er nun ganz frei ist, sich wiederum willig einen Diener machen seinem Nächsten zu helfen, mit ihm handeln, wie Gott mit ihm durch Christus gehandelt hat, und das alles umsonst, nichts darin suchen als göttliches Wohlgefallen (7, 35, 20–28). Also fließt aus dem Glauben die Liebe und Lust zu Gott, und aus der Liebe ein freies, williges, fröhliches Leben dem Nächsten zu dienen umsonst (7, 36, 3f.). Gott wird nicht mit Werken, sondern mit dem Glauben gedient, der Glaube muss alles tun, was zwischen uns und Gott geschehen soll (10I.2, 41, 23f.).

3. Die Macht der Kirche ist Dienst, also ist die Macht der Kirche etwas völlig anderes als die Macht der Welt, jene ist die Macht des Dienens, diese die des Herrschens (2, 678, 6f.). Das Evangelium und die Kirche kennen keine Gerichtsverfahren, die nur tyrannische Erfindungen der Menschen sind. Sie kennen nur die Liebe und den Dienst, nicht die Macht und Gewaltherrschaft (7, 721, 30–32).

📖 Notger Slenczka, Freiheit von sich selbst – Freiheit im Dienst: zu Luthers Freiheitsschrift, in: Christine Axt-Piscalar, Hg., Dimensionen christlicher Freiheit, 2015, 81–118.

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Dreifaltigkeit

→ Gott, Wesen

Gott nennen wir Dreifaltigkeit. Dieses Wort ist von Menschen erfunden, in der Schrift wird es nicht gefunden. Es bedeutet, dass Gott dreifach ist in den Personen. Dies sind himmlische Dinge, die von der Welt nicht zu verstehen sind (17I, 278, 24–27). Es ist kein gutes Deutsch, Gott zu nennen mit dem Wort Dreifaltigkeit (wie auch das lateinische Trinitas nicht gut klingt), aber weil man es nicht besser hat, müssen wir reden, wie wir können. Denn dieser Artikel ist hoch über menschlichen Verstand und Sprache (21, 508, 26–30).

|56|1. Es ist eine unbestreitbare Wahrheit, dass Gott einer und drei ist. Auch wenn hier etwas im uneigentlichen Sinn gesagt wäre, muss die Sache selbst doch durch die heiligen Schriften verteidigt werden. Diese Einheit der Dreiheit ist in höherem Sinn eine als die Einheit irgendeiner Kreatur oder die mathematische Einheit (39II, 287, 13–18).

2. So gibt es drei: das Sein, das Wahre, das Gute, und drei Gegensätze: das Nichts, das Falsche, das Böse. Wie jene dasselbe sind, so auch diese, denn wie in jedem Geschöpf eines gefunden wird, so auch das andere. Darin leuchtet eine Spur der Trinität. Denn das Sein bezeichnet den Vater, der das ganze Wesen ist und die Quelle der Gottheit, das Wahre deutet den Sohn an, der die Wahrheit ist, das Gute den heiligen Geist, der die Güte ist (4, 600, 25–31).

3. Es ist nötig, dass hier auch die ganze Grammatik neue Wörter einführt, wenn von Gott gesprochen werden soll. Die Ordnung der Zahlen ist ungültig: eins, zwei, drei. Bei den Geschöpfen gilt sie, aber hier gibt es keine Ordnung der Zahl, des Ortes und der Zeit. Darum muss man es hier ganz anders machen und eine andere Weise zu sprechen einführen als jene natürliche. In Christus gibt es eine neue Grammatik und Logik, eine neue Sprache und ein neues Denken und Weisheit, das heißt: er macht alles neu. Darum muss man hier Ursprung, Bild, Ähnlichkeit anders verstehen (39II, 303, 23–304, 9). Es ist wahr, dass uneigentlich gesagt wird: Drei Dinge sind ein Ding, es ist wahr, dass auch das Wort Trinität selbst nicht in der heiligen Schrift gebraucht wird, man muss aber um des Verständnisses der Schwachen willen so reden. Die Wahrheit unseres Glaubens erfordert es, so zu reden. Hypostasis bedeutet die Person des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, will man ein anderes Wort gebrauchen, so tue man es, wenn man nur die Eigenschaft der Sache bewahrt und ausdrückt (39II, 305, 14–20). Es ist ja überaus zu hoch der Vernunft, dass drei Personen sein sollen und jede sei vollkommen und der ganze einzige Gott und seien doch nicht drei Götter, sondern ein Gott; unsere Schullehrer haben es mit großen Subtilitäten hin und hergetrieben, dass sie es ja begreiflich machten. Aber willst du dem bösen Feind nicht ins Netz fallen, so lass ihr Klügeln, Dünkeln und Subtilitäten fahren und halte dich an diese göttlichen Worte (10I.1, 193, 7–13). Darum hangen wir hier an der Schrift und den Sprüchen, die die Dreifaltigkeit bezeugen, und sagen: Ich weiß wohl, dass Gott Vater, Sohn und heiliger Geist sind, aber wie sie ein Ding sind, das weiß ich nicht und soll es auch nicht wissen (10I.2, 297, 38–298, 2). Weil die Werke der Trinität nach außen ungeteilt sind, so ist die Verehrung der Trinität von außen ungeteilt. Was Gott gegenüber der Kreatur tut, das tun alle drei Personen ohne Unterschied, denn es ist ein einziges göttliches Wesen aller drei Personen, und was wir oder die Kreatur gegenüber einer jeglichen Person tun, das tun wir gegenüber dem einzigen Gott und allen drei Personen ohne Unterschied. Denn er ist uns gegenüber ein einziger Gott, und in sich selbst drei Personen unterschiedlich (54, 65, 23–29).

📖 Ulrich Asendorf, Die Theologie Martin Luthers nach seinen Predigten, 1988, 25–46. Oswald Bayer, Martin Luthers Theologie, 2003, 304–311. Christine Helmer, The Trinity and Martin Luther, 1999. Dies., Luthers Trinitätsverständnis, in: NZSTh 44 (2002) 1–19. Joachim Heubach, Hg., Luther und die trinitarische Tradition, 1994. Ders., Hg., Zur Trinitätslehre in der lutherischen Kirche, 1996. Reiner Jansen, Studien zu Luthers Trinitätslehre, 1976. Reinhard Schwarz, Martin Luther – Lehrer der christlichen Religion, 2015, 310–324.

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|57|Ehre

→ Dank

1. Allgemein: Die Ehre, die das Herz erweist, ist eine große Ergebenheit und größer als die Liebe zum Nächsten, denn die Liebe liebt nur, indem sie dem Nächsten spontan dient, die Ehre aber erweist ihm darüber hinaus Ehrfurcht, indem sie ihn wertschätzt (1, 447, 30–32). Ehre ist etwas größeres als Liebe. Liebe ist gegenüber denen, die uns gleich sind, so, wenn zwei einander lieb haben, achtet sich jeder nicht höher als der andere. Aber die Ehre geht gegenüber einem Höheren und hat eine Furcht mit sich, dass man den nicht beleidige, den wir ehren (16, 494, 34–495, 13). Die größte Ehre ist, die ein Mensch dem andern tun kann, ihn für wahrhaftig zu halten. Also auch, wenn die Seele Gottes Wort fest glaubt, so hält sie ihn für wahrhaftig, fromm und gerecht, damit tut sie ihm die allergrößte Ehre, die sie ihm tun kann, denn da gibt sie ihm recht, da ehrt sie seinen Namen. Wenn Gott sieht, dass ihm die Seele Wahrheit gibt und so ehrt durch ihren Glauben, so ehrt er sie wiederum und hält sie auch für fromm und wahrhaftig (7, 25, 6–20).

2. Ehre Gottes: Das Vaterunser will nichts anderes, als dass Gottes Ehre vor allen und über allen und in allen Dingen gesucht werde und all unser Leben ewiglich allein zu Gottes Ehre gelange, nicht zu unserem Nutzen, auch nicht zu unserer Seligkeit oder einem Gut, es sei zeitlich oder ewig, es sei denn zu Gottes Ehre und Lob (2, 94, 13–17). Das Bekenntnis der Sünde ist die Ehre und das Lob Gottes, unsere Verwirrung ist der Ruhm Gottes, unsere Scham seine Ehre, unsere Sünde die Empfehlung seiner Gnade (3, 191, 5–9). Wenn also die Ehre und die Verehrung Gottes in wahrem Glauben, fester Hoffnung und vollkommener Liebe zu Gott bestehen, ist es notwendig, dass der, der auf Gott nicht vertraut, ihm nicht glaubt und ihn nicht liebt, sondern sich auf irgendein Geschöpf verlässt, die Ehre Gottes in Entehrung verkehrt (5, 103, 27–30). Ehre Gottes ist nichts anderes als ihm zu glauben, auf ihn zu hoffen, ihn zu lieben. Denn wer ihm glaubt, hält ihn für wahrhaftig und schreibt ihm deshalb Wahrheit zu. Wer auf ihn hofft, hält ihn für mächtig und weise und gut (5, 104, 4–6). Die Ehre Gottes ist unsere Rechtfertigung, bei der wir sehen, dass sie nicht eine Sache des laufenden Menschen, sondern des barmherzigen Gottes ist, weshalb wir nicht uns, sondern Gott die Ehre geben (5, 509, 6–8). Von der Ehre Gottes kann nicht gesprochen werden, wenn nicht zugleich von der Unehre des Menschen die Rede ist. Gott kann nicht als wahrhaftig, gerecht und barmherzig verkündigt werden, wenn wir nicht Lügner und Sünder und Böse genannt werden (5, 542, 39–40).

📖 Bridget Heal, Zum Andenken und zur Ehre Gottes: Kunst und Frömmigkeit im frühneuzeitlichen Luthertum, in: ARG 104 (2013) 185–210.

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Einigkeit

→ Ausschließlichkeit

1. In Christus ist alles allen gemeinsam, alle sind eins, ohne Unterschied der Person (2, 530, 5–26). Die Einmütigkeit des Geistes erwächst daraus. Denn das ist die Art des christlichen Glaubens, dass er die Herzen eins macht, dass sie eines Sinnes und |58|eines Willens seien. Solche Einigkeit ist nicht möglich außer dem Glauben (10I.1, 132, 1–18; 23, 85, 31f.). Durch die Einheit mit Gott im Glauben bekommen wir von Gott alles umsonst, durch die Liebe machen wir alles umsonst für Gott (14, 609, 28f.). Diese geistliche Einmütigkeit hindert nicht die Verschiedenheit der Zustände und Bedingungen im äußeren Verkehr (40II, 114, 24–27).

2. Soll ich keinen fremden Gott haben, so muss ich wahrlich den einzigen rechten Gott mit dem Herzen haben, das ist: ich muss an ihm von Herzen hangen, mich auf ihn verlassen, ihm trauen, Lust, Liebe und Freude an ihm haben (10I.2, 359, 32–36).

3. Nur mit dem buchstäblichen Sinn ist zu streiten, der der einzige in der ganzen heiligen Schrift ist (7, 711, 7f.). Denn der Sinn der Schrift ist ein einziger und einfach (7, 715, 7).

4. Allein der Glaube ist es, in dessen Einheit das ganze Volk Gottes und die ganze Kirche in eins versammelt wird (5, 662, 9f.). Allein der Glaube der Christen ist der einzige Weg zum Heil (7, 728, 5).

📖 Paul Althaus, Einheit und Einigung der Kirche, in: Das Luthertum 54 (1943) 67–85. Wilhelm Kahle, Wege zur Einheit der Kirche im Luthertum, 1976.

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Elend

→ Armut, Kreuz, Leid

1. Es ist nötig, dass wir inständig uns als elende Sünder bekennen, die aus ihren eigenen Kräften nichts Gutes und viel Schlechtes schaffen können (27, 405, 21f.). Es gibt kein größeres Elend in diesem Leben als die Schmerzen und Ängste des Geistes, der ohne Rat und Trost ist (44, 221, 21f.).

2. Christus hat sich in unser Elend begeben (10I.2, 277, 25f.), um unsere Sünde in seiner Gerechtigkeit zu ertränken (10III, 158, 7f.). Christus führt die Seinen aus diesem Elend in das ewige Leben (40II, 518, 19f.). Das eigentliche Werk Gottes ist, aus den Elendesten die Glücklichsten zu machen (44, 77, 10–12).

3. Die Ursache ist, warum er uns viel Not, Leiden, Anfechtung, auch den Tod zufügt, dazu noch in vielen bösen, sündigen Neigungen leben lässt, dass er dadurch den Menschen Ursache gebe, zu ihm zu laufen und seinen heiligen Namen anzurufen (6, 223, 16–19; vgl. 31I, 95, 31–35).

4. Es ist kein Jammer auf Erden als aus dem Unglauben, Unglaube ist es, dass man Gottes Werk nicht sucht, sondern verkehrt (14, 114, 27–29; vgl. 16, 468, 32–35).

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Empfangen

→ Annehmen

1. Wenn der Mensch mit Gott zu Werk kommen und von ihm etwas empfangen soll, so muss es so zugehen, dass nicht der Mensch anhebe und den ersten Stein lege, sondern Gott allein ohne alles Ersuchen und Begehren des Menschen muss |59|zuvorkommen und ihm eine Zusagung tun. Das Wort Gottes ist das Erste, der Grund, der Fels, darauf sich hernach alle Werke, Worte, Gedanken des Menschen bauen, welches Wort der Mensch dankbar aufnehmen und der göttlichen Zusagung treulich glauben muss (6, 356, 3–9). Der Mensch kann nichts empfangen von Gott, der bittet und nicht fest glaubt, er werde es empfangen, und viel weniger kann der empfangen, der nicht bittet, nicht glaubt, nicht bereut (7, 319, 23–26). Wir müssen vorher empfangen, ehe wir ausgeben. Ehe wir Barmherzigkeit tun, müssen wir sie vorher von Gott empfangen (10I.2, 317, 17–20).

2. Gegen Gott und seine Heiligen kann man nichts Gutes tun, sondern nur Gutes holen, suchen, bitten und empfangen durch den Glauben (10I.2, 40, 25–28).

3. Allein die Glaubenden empfangen Gnade, da es ohne Glaube nicht möglich ist, Gott zu gefallen (6, 97, 30f.). Alle, die an Christus glauben, werden durch den Glauben gerechtfertigt und empfangen seinen Geist und Gnade (10I.1, 466, 1–3). Allein der Glaube empfängt den heiligen Geist (10I.1, 319, 8–10).

4. In der Eucharistie muss nichts von den Menschen geopfert und gegeben werden, sondern nur geglaubt und von Gott empfangen werden (8, 443, 5–7). In der Taufe wird uns die Verheißung Gottes angeboten und unser Gelübde ist nichts anderes, als Christus zu empfangen, der uns angeboten wird. Selig ist das Gelübde, das nicht verspricht etwas zu geben, sondern nur Gutes zu empfangen und dem Empfangenen anzuhangen (8, 659, 17–20).