Buch lesen: «Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen», Seite 7

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C

Cabeza de Vaca Álvar Núñez, ca. 1498–ca. 1570, span. Notar und Schatzmeister der → Narváez-Expedition von 1527. Nach einem Schiffbruch im Raum des heutigen Galveston gerettet, blieb C. fast acht Jahre unter den bettelarmen, am Rand des Verhungerns dahinvegetierenden Indianern und legte in dieser Zeit als Wanderhändler und Arzt an die 4500 km zurück. Sein im wahrsten Wortsinn einzigartiger Bericht Navragios (Schiffbrüche) wurde von Termer 400 Jahre nach den Ereignissen ediert und von dem Völkerkundler Alex D. Krieger geografisch rekonstruiert. Außer sensationellen Mitteilungen über das Leben der Indianer, die nicht einmal Steinzeitniveau hatten, weil sie ohne Keramik z. B. aus Löchern im Boden den Saft der Kaktusfeigen tranken, erklärt C. auch, warum es in diesem Teil Nordamerikas nicht zu höheren Zivilisationen kommen konnte: Überleben war alles. 1536 stieß C. mit seinem inzwischen großen Gefolge an Indianern, die ihm wie einem Heiland folgten, auf span. Ansiedlungen in Nordmexiko, wo inzwischen alle Indianer geflohen waren, sodass die Gutsbesitzer sofort C.s Gefolgsleute zu versklaven versuchten. In den daraus erwachsenden Auseinandersetzungen stand die Krone auf Seiten C.s. 1540–44 war C. Statthalter im La-Plata-Distrikt, kehrte aber nach ernsten Schwierigkeiten mit den Sklavenhaltern nach Spanien zurück, wo er zwischen 1567 und 1571 in Sevilla starb. Neben der Denkschrift des Las Casas und einigen anderen Memoranden sind C.s Navragios nicht nur die aufschlussreichsten Zeugnisse über das Leben der Indianer jener Zeit, sondern auch die beredtste Anklage der span. Kolonialpolitik. → Soto, → Vázquez de Coronado und → La Salle haben aus C.s Kenntnissen geschöpft. → Estebanico.

Caboto Giovanni, um 1450–nach 1498, venezian. Seefahrer, möglicherweise aber in Genua geboren, der Entdecker Nordamerikas nach der folgenlosen Entdeckung durch → Leif Eriksson. C. war seit 1475 in Bristol tätig, wo die Islandfahrt für ihn zur Routine wurde, sodass er ab 1490 den Westweg zu den Gewürzinseln und nach Cathay (China) suchte, aber auch nach den reichen Stockfischgründen, von denen die bask. und breton. Fischer erzählten. Begleitet von seinem Sohn Sebastiano → Caboto erreichte er am 24.6.1494 (also genau genommen vor dem Inselentdecker Kolumbus) das amer. Festland westl. der St.-Johns-Insel an der Labradorküste. Mit einem Patent König Heinrichs VII. von England unternahm er eine zweite Reise, nahm amer. Küstenländer für England in Besitz und kehrte im August 1497 nach England zurück. Von dieser zweiten Fahrt ist, wohl weil man sie geheim halten wollte, nur wenig bekannt. C.s Schiff hieß Matthew, für die zweite Rückfahrt von Neufundland nach Bristol soll er nur 15 Tage gebraucht haben. Unklar ist, wie Juan de la → Cosa, der bedeutendste Pilot der span. Entdeckungsfahrten, Einblick in die Ergebnisse der Caboto-Fahrten gewinnen und sie bereits um 1500 in seiner Karte berücksichtigen konnte. Möglicherweise steht dies mit C.s ungeklärtem Verschwinden 1498 in Zusammenhang; dazu hat auch sein Sohn sich nie geäußert.

Caboto Sebastiano, vor 1484–nach 1557, venezian. Seefahrer, Begleiter seines Vaters auf der Amerika-Entdeckungsfahrt und 1508/09 selbst auf der Suche nach einer Nordwestdurchfahrt. C., der eine kgl. brit. Pension genoss, trat 1512 in span. Dienste, wurde 1518 Erster Pilot der Flotte und 1526–30 mit Entdeckungsfahrten im La-Plata-Gebiet betraut, hatte dabei jedoch ärgste Schwierigkeiten mit seinen Mannschaften, die den vollen Erfolg seiner Patagonienfahrten verhinderten. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte C. in England und starb 1557 in London im Ruf eines großen Kosmografen. Seine Aufzeichnungen haben sich nicht erhalten, doch spricht für seine Bedeutung, dass er von König Edward VI. nicht nur eine Pension erhielt, sondern auch Governor of the Merchant Adventurers war, also eine Art Francis Drake der Handelsschifffahrt. In dieser letzten Phase seines Lebens interessierte er sich wieder für die Nordwestpassage und baute den brit. Russlandhandel aus.

Cabral Pedro Álvarez, 1462–1526, portug. Seefahrer und erster mit Sicherheit bekannter Entdecker des heutigen Brasiliens. Aus einer adeligen Familie mit guten Beziehungen zum Hof stammend, erhielt C. 1499 die Position des Generalkapitäns einer neuen Indienfahrt auf den Spuren des Vasco da → Gama. Es war also keine Entdeckungs-, sondern eine Handelsflotte, die C. kommandierte und die, von Strömungen und bei Windstille nach W vom Kurs abgedrängt, am 22.4.1500 hohe Küstenberge Brasiliens sichtete. Da Ostern nahe war, erhielt ein Gipfel den bis heute bewahrten Namen Monte Pascoal. C. blieb bis zum 27.4. an dieser Küste, ermittelte einen sicheren Hafen (Porto Seguro), nahm das Land für König Manuel in Besitz und sandte sein Vorratsschiff mit den ersten Berichten über die Landnahme nach Lissabon zurück. C. konnte nicht wissen, dass Vicente Yáñez → Pinzón und unabhängig von diesem Diego de Lepe vermutlich wenige Wochen vorher ebenfalls an die brasil. Küste gelangt waren, ohne dass dies besondere Folgen gehabt hätte.

Cabrillo Juan Rodríguez (João Rodrigues Cabrilho), um 1495–1543, portug. Seefahrer und Teilnehmer an der unglücklichen → Narváez-Expedition, der 1542 mit den Schiffen San Salvador und Victoria die Westküste der kalif. Halbinsel erkundete und erst in der Monterey Bay (auf etwa 40 Grad nördl. Breite) umkehren musste. Nach C.s Unfalltod führte Bartolomeo → Ferrelo, sein Pilot, die Expedition zu Ende.

Cadamosto (Ca’ da Mosto) Alvise da, um 1426–1483, war schon in jungen Jahren als Kaufmann im Mittelmeergebiet tätig. Während einer Handelsfahrt nach Flandern kam er in Kontakt mit Prinz Heinrich dem Seefahrer, der ihm vorschlug, in seinen Diensten an der nordwestafrik. Küste nach S vorzudringen. Am 22.3.1455 stach er mit nur einem Schiff von Portugal aus in See, erreichte die Kanarischen Inseln und segelte von da aus in wenigen Tagen weiter zum Kap Blanco und zum Senegal, der nach seiner Aussage angeblich schon fünf Jahre zuvor von drei Schiffen des Prinzen Heinrich entdeckt worden war. Auf der Weiterfahrt zum Königreich »Gambra« (Gambia) traf er auf zwei andere portug. Schiffe unter dem Kommando seines Landsmanns Usodimare. Gemeinsam mit ihm setzte er die Fahrt am Kap Verde vorbei fort und erreichte die Mündung eines breiten Stroms, in dem er zu Recht den Gambia vermutete. Die drei Schiffe konnten ihn aber nur wenige Kilometer lang flussaufwärts befahren, da sie von feindseligen Eingeborenen an der Weiterreise gehindert wurden. Daraufhin kehrten die Schiffe nach Portugal zurück, doch segelten C. und Usodimare 1456 erneut mit zwei Karavellen aus, entdeckten die Inseln am Kap Verde und kamen wieder bis zum Gambia. Diesmal drangen sie fast 500 km flussaufwärts vor, mussten aber schließlich umkehren, da die Mannschaft unter Fieber litt. Trotzdem wagten sie sich noch weiter südwärts über den Kasamansa hinaus. Da sich hier ihre Dolmetscher aber nicht mehr mit den Eingeborenen verständigen konnten, mussten sie umkehren und nach Portugal zurücksegeln. C.s und Usodimares Reisen brachten wichtige Erkenntnisse über die nordwestafrik. Küste, zumal er eine Reisebeschreibung verfasste, die ungemein lebendig war und seine Beobachtungen in allen Einzelheiten darstellte. Sie wurde aber erst 30 Jahre nach seinem Tod gedruckt.

Cadell Francis, 1822–1879, schott. Australienforscher. C. begann 1848 vor allem den Murrayfluss zu befahren, gelangte dabei von Swan Hill bis in den Alexandrinasee und führte nach erkannter Schiffbarkeit des Murray ein kleines Dampfschiff bis Gannawarra (wie kurz vor ihm bzw. zugleich William Randell mit der Mary Ann). Weitere Flusslauferforschungen beschäftigten C. bis 1859, dann suchte er im Auftrag der Regierung von Südaustralien nach Siedlungsplätzen im Nordterritorium, widmete sich aber immer wieder auch Flüssen wie dem Blyth River und dem Roper River. Er wurde auf den Bandainseln, südl. von Ceram, ermordet.

Caesar Gaius Iulius, 100–44 v. Chr., röm. Staatsmann und Feldherr, Entdecker der brit. Hauptinsel in den Jahren 55 und 54 v. Chr., ein Ruhm, den er sich freilich mit → Pytheas von Massilia und dem Feldherrn → Agricola teilen muss, vor allem aber mit einer großen Schar unbekannter Kaufleute. Wie im ganzen Altertum die Regel, waren die Händler nicht nur in den Alpen, an der Ostsee und an der Donau den Legionen vorausgeeilt, sondern unterhielten auch über den Ärmelkanal hinweg eifrigen Warenaustausch. Als C. seine Invasion Südenglands vorbereitete, brauchte er daher nichts anderes zu tun, als sich bei Schiffern und Kaufleuten im heutigen Belgien und in Nordwestfrankreich nach den Verhältnissen auf dem anderen Ufer zu erkundigen. Im Unterschied zu den an der Geheimhaltung ihrer Verbindungen lebhaft interessierten Händlern gab C. jedoch im IV. und V. Buch seines Gallischen Krieges genaue und für die Nachwelt wertvolle Auskünfte über England.

Cailliaud Frédéric, 1787–1869, lernte in Paris das Goldschmiedehandwerk, betrieb aber nebenbei auch mineralogische und archäologische Studien. Als junger Mann durchstreifte er Belgien, Holland und Italien und nahm an einer abenteuerlichen Fahrt nach Griechenland teil. Von dort reiste er 1815 über Konstantinopel nach Alexandria, wo er sich mineralogischen Forschungen widmete. Auf seiner Wanderung durch das Niltal gelangte C. bis nach Oberägypten, besuchte danach das Faijum und kam bis zu der wenige Jahre zuvor durch → Hornemann wieder entdeckten Oase Siwah. Hier begann er gemeinsam mit dem jungen Marineoffizier Letorzec seine eigentliche Forschungsreise durch die Libysche Wüste, die sich durch ungemein gründliche Routenaufnahmen und Messungen auszeichnete und mit der er die »Hauptgrundlage für unsere Kenntnis der betreffenden Gegenden« schuf. – Zwei Jahre später nahm er, wiederum mit Letorzec, an einem ägypt. Kriegszug nach Dongola und Sennar teil und brachte die erste genauere Kunde auch von den oberen Nilländern. Dabei sprach er im Gegensatz zu James → Bruce den Weißen Nil als den eigentlichen Hauptfluss des Nils an. Gemeinsam mit Letorzec fuhr er den Blauen Nil bis Sennar hinauf und lieferte auch dabei ungemein gründliche Messungen. Von größter archäologischer Bedeutung war seine Entdeckung von Meroë und von anderen Ruinenstätten in den oberen Nilländern. 1822 kehrte er wieder nach Frankreich zurück und wurde fünf Jahre später zum Konservator des Naturhistorischen Museums in Nantes ernannt.

Caillié René, 1799–1839, Sohn eines armen Bäckers aus Mauzé (Poitou). Daniel Defoes berühmter Roman Robinson Crusoe erweckte in C. die Sehnsucht nach Abenteuern und Reisen. Schon mit 16 Jahren unternahm er seine erste Reise nach Senegal und Guadeloupe. 1824 kam er wieder nach Senegal, um von dort aus nach Timbuktu am Niger vorzustoßen, das bisher nur der englische Major → Laing erreicht hatte, der aber auf dem Rückweg in die Heimat ermordet worden war. C. bereitete sich ungemein gründlich auf das Unternehmen vor, lernte acht Monate lang Arabisch und machte sich mit der Religion des Islams vertraut. Dann wanderte er als mohammedanischer Kaufmann verkleidet ins Landesinnere, wo er sich als Ägypter ausgab, der in seine Heimat zurückkehren wollte. Unterwegs erkrankte er schwer an Skorbut und musste fünf Monate in Timé bleiben, konnte dann aber doch zum Niger weiterziehen, schiffte sich dort ein und erreichte am 20.4.1828 Timbuktu. Hier hielt er sich unter steter Gefahr, erkannt und erschlagen zu werden, drei Wochen auf und schloss sich dann einer Karawane an, die durch die Sahara nach Marokko zog. Am 12.8.1828 traf er in Fes ein und kehrte von hier aus nach Paris zurück, wo man ihn begeistert empfing. Die Geografische Gesellschaft erkannte ihm den Preis von 10 000 Francs zu, den sie für die Erreichung der berühmten Handelsmetropole am Wüstenrand ausgesetzt hatte, und gewährte ihm darüber hinaus eine jährliche Pension von 1000 Francs. C. verfasste einen ausführlichen und ungemein spannenden Reisebericht, zog sich dann in seine Heimat zurück, kaufte sich ein kleines Gut, heiratete und widmete sich bis zu seinem Tod der Landwirtschaft.


René Caillié.

Caley George, um 1770–1829, engl. Naturwissenschaftler und Australienforscher, von → Banks gefördert. C. kam 1800 nach Sydney, wurde Direktor des Bot. Gartens von Paramatta und schloss sich als Botaniker einer Reihe von Expeditionen an der Küste und in die Blauen Berge an. Bei dem Versuch, einen Übergang über diese Barriere zu finden, taufte er einen Gipfel Mount Banks, musste aber bald darauf umkehren.

Cameron Verney Lovet, 1844–94, trat mit 13 Jahren in die engl. Marine ein und erwarb sich danach auf weiten Reisen im Mittelmeer, in Westindien und im Roten Meer nautische und sprachliche Kenntnisse. Als Leutnant auf einem Kriegsschiff kam er 1868 erstmals an die ostafrik. Küste und nahm am Feldzug der Engländer gegen Äthiopien teil. Als 1872 die Nachricht von der Auffindung → Livingstones durch → Stanley bekannt wurde, erklärte er sich sofort bereit, die Leitung einer engl. Expedition zu übernehmen, die dem in Innerafrika weilenden greisen Forscher Hilfsgüter bringen sollte. Mit drei engl. Begleitern brach er 1873 nach Innerafrika auf, kam aber trotzdem zu spät und seine Expedition kreuzte sich mit dem kleinen Trupp Afrikaner, der die Leiche des inzwischen verstorbenen Livingstone zur Küste brachte. Trotzdem beschloss C. seine Reise nach W fortzusetzen. Nachdem der erste seiner europ. Begleiter unterwegs dem Klima erlegen war, der zweite die Rückführung Livingstones übernahm und der dritte Selbstmord verübte, zog er allein weiter an den Tanganjikasee, wo er mit seinen Forschungen begann. Dabei blieb er zwar auf Livingstones Spuren, konnte aber dessen Forschungen wesentlich erweitern und vertiefen. Vor allem gelang ihm der Nachweis, dass der Lualaba (ein Quellfluss des Kongo) nicht mit dem Nil zusammenhängen konnte, wie Livingstone angenommen hatte. Er entdeckte mehrere neue Seen und zog dann über Nyangwe und durch die Quellgebiete der südl. Nebenflüsse des Kongo nach W, bis er schließlich bei Katombela nördl. von Benguela am 7.11.1875, zweieinhalb Jahre nach Antritt seiner Reise, den Atlantischen Ozean erreichte. Mag seine Expedition auch nicht so spektakulär gewesen sein wie die nachfolgende große Reise Stanleys, so brachte sie doch dank seiner sorgfältigen Vermessungen und insgesamt rund 4000 Höhenbestimmungen wichtige Erkenntnisse über das Quellsystem des Kongos. Sein Reisebericht Across Africa (Quer durch Afrika) fand nicht die gleiche Verbreitung und Anerkennung wie die Werke Livingstones und Stanleys, gibt aber eine lebendige Beschreibung des Unternehmens. 1878 durchquerte C. die asiat. Türkei und Persien, um die Möglichkeit einer Eisenbahnverbindung vom Mittelmeer nach Indien zu untersuchen. 1882 kartografierte er mit Unterstützung Burtons die Gegend östl. der Goldküste. Schon seit 1876 hatte er sich in die Kolonialpolitik Großbritanniens eingeschaltet und gehörte dem Vorstand mehrerer Gesellschaften zur verkehrsgeografischen Erschließung der ostafrik. Küstengebiete an.


Camerons Übergang über den Lugungwa. Aus seinem Reisebericht.

Campbell Island, zu Neuseeland gehörige Insel, 1810 von → Hasselbourgh entdeckt, in einsamer Lage im Südpazifik (Subarktis),114 qkm groß, höchste Erhebung Mount Honey, 569 m. Im 19. Jh. Walfangstation, heute Meteorologenpunkt mit kleiner Besatzung.

Cano Juan Sebastián del, 1476–1526, bask. Kapitän und Teilnehmer an der ersten Weltumseglung unter → Magellan, in deren Anfängen er die Concepción befehligte. Nach dem Tod Magellans auf der Moetan-Insel vor Cebu übernahm C. das Kommando der Expedition, hatte jedoch wegen der neun Toten auf Moetan und anderer Ausfälle nicht mehr genug Mannschaften und musste die Concepción aufgeben. Danach stieß sich die Trinidad, unter Espinosa ein Leck und machte sich selbstständig, sodass C. auf der Victoria am 21.12.1521 die Rückfahrt nach Spanien allein antreten musste. Am 18.3.1522 wurde dabei die später als Nouvelle Amsterdam bezeichnete Insel im südl. Indischen Ozean entdeckt. Am 6.9.1522 erreichte C. mit dem Rest seiner Mannschaften – 18 Mann (!) – auf dem 85-Tonnen-Schiff Sanlúcar de Barrameda. Kaiser Karl V. setzte C. einen Ehrensold von 500 Dukaten aus, dessen sich C. freilich nicht mehr lange erfreuen konnte: Er ging im Juli 1525 mit der → Loaysa-Expedition als stellvertretender Kommandant und Pilot neuerlich auf Weltreise zu den Molukken und starb wie Loaysa während der Durchquerung des Stillen Ozeans noch vor Erreichen der Philippinen.

Cantwell John C., amer. Offizier und Alaskareisender. Mit einem kleinen Dampfboot befuhr er 1884 den Kobuk River ca. 500 km weit und nahm auch den Selawiksee auf. 1885 drang er bis zum Großen Fischsee vor; 1900/01 führte er die Nunivak-Expedition auf dem Fluss Yukon. Ein Nebenfluss des Tanana River ist nach C. benannt. Über seine Reisen ist in Petermanns Mitteilungen (s. Lit.) berichtet (1886).

Cão Diogo (Diego Cao), gest. etwa 1486, gilt zwar als einer der bedeutendsten portug. Seefahrer und Entdecker, doch weiß man über sein Leben und Reisen nur sehr wenig. 1482 unternahm er seine erste größere Schiffsreise entlang der westafrik. Küste, die so erfolgreich gewesen sein muss, dass ihn 1484 König Johann II. von Portugal für die geleisteten Dienste in den Adelsstand erhob und ihm eine Pension aussetzte. Auf der ersten Reise entlang der westafrik. Küste legte er eine Strecke von rund 1400 km zurück und entdeckte dabei die Mündung des Kongos. Dort setzte er erstmals einen steinernen Wappenpfeiler statt der sonst üblichen hölzernen zum Zeichen der Besitzergreifung für den portug. König. Dann segelte er weiter bis zum heutigen Kap Santa Maria, wo er einen zweiten Wappenpfeiler errichtete. Dann kehrte er wieder in die Heimat zurück. Die zweite Reise trat er wahrscheinlich im Sommer 1485 an. An dieser dürfte auch der Deutsche Martin → Behaim aus Nürnberg teilgenommen haben. Bis zum Kap Santa Maria war die Fahrtroute nun bekannt, von dort an begann Neuland. Und nochmals erhellte er eine Küstenstrecke von weiteren 1000 km bis zum heutigen Namibia, wo er am Kap Cross einen letzten Wappenpfeiler aufstellte. Dieser wurde übrigens wiederentdeckt und in das Museum für Meereskunde in Berlin gebracht.

Carnegie David Wynford, 1871–1900, adeliger Ingenieur und Teepflanzer auf Ceylon, der aus Abenteuerlust nach Westaustralien weiterwanderte. Ehe er in einem Eingeborenenaufstand den Tod fand, konnte er das Innere Westaustraliens zweimal durchqueren und die vereinzelten Routen seiner Vorgänger zu einem übersichtlichen Bericht zusammenfassen, der reich an topografisch wichtigen Einzelheiten war. Obwohl C. an den Nutzen der kartografierten Gebiete nicht zu glauben vermochte, war seine große Westaustralienkarte für die weitere Erschließungsarbeit von entscheidender Bedeutung. Am Rand der Gibsonwüste ist ein See nach C. benannt.

Carpine Giovanni da Pian del, um 1180–nach 1252, Franziskanerpater und bedeutender Asienreisender. C. machte eine schnelle und steile Karriere in seinem Orden, war schon 1228 Provinzial für Deutschland und 1230, obwohl Italiener, Provinzial für Spanien. 1241 durchzog er als Kreuzzugsprediger Deutschland und trat schließlich 1245 im Auftrag Papst Innozenz’ IV. eine Reise zum Großkhan der Mongolen an, weil man vermutete, dass der Mongolensturm in Europa das Werk unbotmäßiger Untergebener sei. C. reiste über Prag und Breslau nach Kiew und stieß sechs Tagesreisen vom Dnjepr auf die Vorposten der Tataren. Über die zugefrorenen großen Flüsse kam C. an die Wolga, wo Batu Khan sich der Delegation annahm. Unter seiner Führung durchquerten die Patres endlose Ebenen, zogen am Balchaschsee entlang und trafen im Juli 1246, nach vergleichsweise sehr schneller Reise, am Hof des Großkhans unweit der heutigen Ruinen von Karakorum ein. Dort rüsteten die Hordenhäupter und Würdenträger eben zur Wahl eines neuen Großkhans. Dieser hieß Kuiuk, ließ sich die päpstlichen Schreiben übersetzen und beurlaubte die Gesandten im November 1246. Sie waren geachtet und gut behandelt worden, doch hatte sich Kuiuk Khan alle Ermahnungen des Papstes energisch verbeten und gedroht, noch viel furchtbarere Eroberungszüge zu unternehmen als seine Vorgänger. Schon im November 1247 war C. wieder in Lyon, ein Beweis dafür, wie schnell und sicher man damals reisen konnte, da praktisch ganz Asien in den Händen der miteinander Frieden haltenden Mongolenkhane war. Obwohl C. nicht sonderlich gebildet war und z. B. Schwarzes und Kaspisches Meer nicht unterschied, ist seine gigantische Reisestrecke doch eine Entdeckerleistung von Rang mit ersten und zutreffenden Mitteilungen über die westchines. Randgebirge, die Mongolei und die Hofhaltungen der in Europa als kulturlose Ungeheuer angesehenen Khane. Die erste vollständige Ausgabe seines Berichts erschien 1838 in Paris, ausführliche dt. Auszüge und Erläuterungen 1930 in Leipzig.

Carr Boyd William, Australien-Brite aus Queensland, der 1873 als stellvertretender Expeditionsführer mit William Hodgkinson vom Fluss Mulligan aus in Richtung des Überlandtelegrafen vordrang, wobei der Fluss Maud entdeckt wurde. Später in Westaustralien auf Goldsuche, nahm er 1895 seine Forschertätigkeit wieder auf und entdeckte zwei Seen (Van Haast und Flemming). C. war der Typus des australischen Waldläufers und mit allen Tücken des Landes vertraut. Nach 20-jähriger Goldsuche war er einer der besten Kenner der ausgedehnten Wüstengebiete des austral. W.s.

Carstensz Jan (Jan Carstenszoon), niederländ. Seefahrer, der 1623 zu Erkundungen im Raum zwischen Neuguinea und Nordaustralien auslief. Mit den Schiffen Pera und Arnhem passierte er in Sicht der Südküste Neuguineas die Torresstraße nur teilweise und wich vor den Nordausläufern des Großen Barriereriffs nach S., d. h. in den Carpentariagolf, aus. Er legte wiederholt an und gab verschiedene Benennungen, die sich z. T. bis heute erhalten haben (z. B. Staten-Fluss nach den niederländ. Generalstaaten). C. kam auch mit Eingeborenen in Berührung; diese hatten eine tiefschwarze Hautfarbe und liefen völlig nackt umher; auf dem Kopf hatten sie ein Haarnetz, in dem sie Nahrung mit sich trugen.

Carteret Philip, 1733–96, engl. Weltumsegler, war schon 1764–66 mit → Byron unterwegs und ab August 1766 als Kapitän der Swallow einer der erfolgreichsten Entdecker im pazifischen Raum. Gemeinsam mit → Wallis stieß er durch die Magellanstraße nach W vor, wurde dort aber von der Dolphin unter Wallis getrennt und suchte zur Auffrischung der Vorräte die (Robinson-) Insel Juan Fernández auf. Er klärte die geografische Lage zwischen Osterinsel und den Nordausläufern der Antarktis und entdeckte am 2.7.1767 → Pitcairn, so benannt nach einem Seekadetten, der das Eiland als Erster erblickt hatte. Eine Landung war nicht möglich, weswegen die Position um 3 Grad zu weit westl. angegeben wurde, was Fletcher Christian dazu veranlasste, mit den Meuterern von der Bounty hier Zuflucht zu suchen: Etwaige Suchschiffe kreuzten demnach ca. 350 km zu weit westl. Am 11.7.1767 entdeckte C. das Mururoa-Atoll, danach niedrige und unbewohnte Inseln, die heute Nukutipipi und Anuanuraro heißen und heute wie damals zu den 37 unbewohnten Atollen der Tuamotu-Gruppe gehören. Auf Nahrungssuche lief C. danach einige Inseln an, die bereits → Mendaña entdeckt hatte (wobei er nicht alle als Wiederentdeckungen erkannte und sie neu benannte). Die Reef-Inseln in den Salomonen führen noch heute als (zweiten) Namen die Bezeichnung Swallow-Inseln. Es handelt sich dabei um etwa ein Dutzend niedriger Inseln auf einer Fläche von etwa 70 × 70 km, mit Bewohnern, die als ausgezeichnete Seefahrer gelten. Auf einer dieser Inseln wurde 1871 Bischof Patterson ermordet. Bis auf Nifiloli haben alle Inseln melanes. Bevölkerung. – Echte Entdeckungen waren Ndai, von C. Gower Island benannt, schwer zugänglich und voll von feindseligen Insulanern, sowie die sechs auf einem kreisförmigen Atoll liegenden Carteretinseln, heute Kilinailau genannt, in der Bougainville-Gruppe (4.55 Grad südl. Breite, 155.20 Grad östl. Länge), wozu am 25.8.1767 noch die erheblich größere Insel Buka kam: 70 km südwestl. gelegen, ist sie die nördlichste Insel der Salomonen, die Mendaña unbekannt geblieben war. (Buka hat heute 20 000 Einwohner und ragt zu ca. 400 m Höhe auf. Die Carteretinseln werden in verschiedener Zahl angegeben, je nachdem, welche Riffe als Inseln gezählt werden. Die Bevölkerung besteht aus ca. 1000 Polynesiern, die aus Buka stammen.) – Am Beginn der Rückfahrt entdeckte C. im September 1767 aufgrund starker Gegenströmungen, dass New Britain nicht eine einzige Insel ist, sondern durch den von C. so benannten St.-Georgs-Kanal von der Insel New Ireland getrennt. Diese ist dünn, lang gestreckt und liegt quer vor der 600 km langen Insel New Britain. New Ireland hat Bastionen kleiner Inseln nach NO vorgelagert. Wegen des schlechten Zustands seiner Mannschaft musste C. weitere Entdeckungsfahrten unterlassen und nahm Kurs auf Makassar, wo ihm der holländ. Gouverneur David Boelen jedoch jede Hilfe verweigerte. Erst in Batavia, wo er im Juni 1768 eintraf, konnte er eine Erholungspause einlegen und im September die Rückreise antreten. Am 20.3.1769 traf C. auf der Reede von Spithead ein.

Cartier Jacques, 1492 (?)–1557, einer der großen Seefahrer aus dem breton. Saint-Malo, machte als Pilot vermutlich eine Reise nach Brasilien und gehörte 1524 zur Mannschaft des Giovanni da → Verrazzano auf dessen Nordamerikafahrt. 1534 von König Franz I. zum Capitaine und Pilote pour le Roi ernannt, verließ er Saint-Malo am 20.4.1534 mit zwei Schiffen und entdeckte an der Labradorküste Landstriche, die ihm so öde erschienen, dass er sie »das Land, das Gott dem Kain gab« nannte. Dann lief er jedoch in den St.-Lorenz-Golf ein, berührte die Magdalen Islands, Prince Edward Island und die Bay of Chaleur (alles spätere Bezeichnungen), wo er mit Micmac-Indianern Pelzhandel trieb. An der Gaspé Bay pflanzte B. das Lilienbanner auf, nahm einige vornehme Indianer an Bord, um sie zu Dolmetschern auszubilden, und sichtete auf der Rückfahrt noch die Anticosti-Insel. – Am 19.5.1535 begann die zweite Reise mit den Schiffen Grande Hermine, Petite Hermine und Emerillon. C. passierte zum zweiten Mal die Belle-Isle-Straße und fuhr als erster Europäer den Hochelaga (Indianername für den St.-Lorenz-Strom) hinauf. Mit Booten erreichte C. die Orte der heutigen Städte Québec und Montréal. Nach einer schweren Skorbutwelle im Dezember, bei der C. 52 seiner 110 Männer verlor, kehrte er am 15.7.1536 nach Saint-Malo zurück. Etwa ein Dutzend Indianer, die er gegen ihren Willen an Bord genommen hatte, starben in den Jahren darauf ohne Kanada wiedergesehen zu haben. – C.s dritte Reise, nun mit fünf Schiffen, begann im Mai 1541. Ein Jahr darauf folgte als Verwaltungsautorität der Sieur de Roberval. C. gründete eine Kolonialstadt mit Fort nahe dem heutigen Cap Rouge, doch scheiterten die Vorstöße über die Montréal-Insel hinaus an den Schwierigkeiten des Terrains und den Stromschnellen. Nach einem abermaligen Hungerwinter brach C. seine Kolonisationsversuche ab und kehrte mit den überlebenden Kolonisten gegen den Befehl Robervals nach Frankreich zurück. Da das Land nun im Krieg gegen Kaiser Karl V. lag, kam es zunächst zu keiner Wiederholung der Kolonisationsversuche. → Chauvin, → Champlain.


Jacques Cartier. Gemälde des 16. Jh.s

Carvajal Gaspar de, 1504–84, Mönch aus dem span. Trujillo, der 1540/41 die sensationelle Amazonasfahrt des Francisco de → Orellana mitmachte und die sieben Monate währende Entdeckungsreise im Boot beschrieb. C. gab damit einen frühen Bericht von dieser für Europäer kaum vorstellbaren Landschaft aus riesigen Urwäldern und verwirrend zueinander strömenden Flüssen.

Carver Jonathan, 1710–80, Feldscher im brit.-franz. Krieg, der sich 1763 zu Entdeckungsvorstößen in die für England neuen Gebiete entschloss. C. brach im September 1766 in der Seenplatte auf und ging über den Wisconsin River zum Mississippi, dann diesen stromaufwärts bis zum Minnesota River, wo er überwinterte. Da es ihm nicht gelang, bis an die Pazifikküste durchzustoßen, kehrte er, zeitweise im Boot, am Nordrand der Seenplatte wieder zu seinem Ausgangspunkt Fort Mackinack zurück, hatte also insgesamt an die 6000 km zurückgelegt und nach seinen Worten zwölf Indianerstämme besucht. Sein kluger und lebhafter Bericht ist aufgrund der vielen Einzelheiten über Gebräuche und Sprachen der Indianer sehr wertvoll und erlebte nach der Londoner Erstausgabe von 1778 noch mehr als 30 Auflagen.

Casal P. Manuel Ayres de, 1754–1833, der Marinos des Staates Brasilien, ein portug. Geistlicher, der in der wenig entwickelten Provinz Goiás seinen Studien lebte und eifrig alle Nachrichten über die Landesnatur und die geografischen Verhältnisse sammelte, ehe er 1817 mit königlicher Unterstützung seine große und grundlegende Brasilianische Länderkunde vorlegen konnte. Nach Provinzen gegliedert, übersichtlich und auch das unbekannte Landesinnere darstellend, war sie ein epochemachendes Werk.

Casati Gaetano, 1838–1902, stammte aus der Nähe von Monza in Oberitalien, hatte anfangs als Offizier in der ital. Armee gedient, bevor er im Auftrag der Mailänder Handelsgeografischen Gesellschaft in den Sudan ging, um dort kartografische Arbeiten zu übernehmen. 1880–83 bereiste er in der Bahr-el-Ghazal-Provinz das Gebiet der Niam-Niam und der Monbuttu, das nach ihm noch einmal → Schweinfurth gründlich erforschte. In Ladó traf er sich mit Emin Pascha (→ Schnitzer), mit dem er die Provinz gegen die aufständischen Anhänger des Mahdi verteidigte. 1886 reiste er nach Unjoro, wo er jedoch gefangen gesetzt und seiner Tagebücher beraubt wurde. Schließlich gelangen ihm aber die Flucht und die Rückkehr nach Wadelai zu Emin, und er kehrte mit diesem und mit → Stanley an die ostafrik. Küste zurück. Sein ungemein spannender Reisebericht erschien unter dem Titel 10 Jahre in Äquatoria und die Rückkehr mit Emin Pascha (1891).

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Altersbeschränkung:
18+
Umfang:
870 S. 101 Illustrationen
ISBN:
9783843803984
Rechteinhaber:
Bookwire
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