Damian - Falsche Hoffnung

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Aus der Reihe: Damian #1
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9.

„Einfach köstlich. Aber ich kriege keinen Bissen mehr runter.“ Ich putze meinen Mund ab und lege die Serviette zur Seite.

„Du hast kaum etwas gegessen.“ Aufmerksam blickt er mich an.

„Mein Appetit war doch nicht so gross, wie ich dachte.“ Ich versuche ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern, was mir nicht recht gelingen will.

„Was ist los?“ Seine Augen ruhen auf meinem Gesicht.

Ich verknote meine Hände unter dem Tisch. „Ich...es... Ich weiss auch nicht.“

„Was?“ bohrt er nach.

„Das hier.“ Ich umfasse mit einer Handbewegung den Raum. Dann sehe ich ihn wieder an. „Und du.“ flüstere ich kaum hörbar.

„Beunruhigt dich das?“

„Vielleicht ein wenig.“ Ich wende den Kopf ab.

Ich höre seinen Stuhl, wie er ihn zur Seite schiebt. Ich spüre wie er einen Schritt auf mich zumacht und dann noch einen, bevor er seine Hände an meine Wangen legt und mein Gesicht hebt, damit ich ihm in die Augen sehen muss.

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Aber ich kann nicht verleugnen, dass ich unheimlich scharf auf dich bin. Ich möchte dich fühlen. Deine Haut unter meinen Händen und meinen Lippen spüren, wenn ich deinen Körper damit erkunde. Ich möchte mich in dir versenken, dich besitzen und dich zu einem gigantischen Orgasmus bringen, als würde es keinen Morgen mehr geben.“ Er schiebt meine Beine auseinander und stellt sich dazwischen. „Fühlst du das?“

Ich bringe nur ein flehendes Wimmern hervor, während er seine harte Erektion an mein Dreieck drückt, das vor Verlangen unter der Stoffschicht pocht und sich nach ihm verzehrt.

Zärtlich legt er seinen Mund auf meinen und beginnt mich mit ungezügelter Glut zu küssen. Ich öffne meine Lippen und spreize meine Beine weiter, strecke ihm mein Becken entgegen. Ich bin mehr als bereit für ihn.

„Komm.“ Damian löst sich keuchend von mir und zerrt mich hinter sich her.

Wir gehen den Flur entlang, der mir endlos erscheint. An der dritten Tür öffnet er den Durchgang und führt mich hinein. Hinter mir höre ich, wie sie ins Schloss fällt, indessen schweift mein Blick über die ganze Einrichtung. Doch schliesslich bleiben meine Augen auf dem Bett liegen, das in der Mitte des Zimmers steht und ein wohliger Schauer überläuft mich.

„Zieh dich aus!“ Seine Stimme klingt rau. „Ich möchte dich sehen.“ Er steht ganz dicht bei mir, berührt mich jedoch nicht.

Mit zittrigen, erregten Bewegungen öffne ich meine Bluse. Sobald ich den letzten Knopf gelöst habe, zieht er mir das Kleidungsstück über die Arme und lässt es auf den Boden fallen. Er legt seinen Mund auf meine nackte Schulter und haucht warme, weiche Küsse darauf.

„Mach weiter.“ fordert er mich heiser auf.

Im nächsten Moment stehe ich nur noch in Unterwäsche und Strapse da. Seine Hände fahren seitlich an meinem Körper entlang. Hinab und wieder hinauf, um die Träger meines Spitzen-BHs über die Schultern zu streifen. Er umfasst mich von hinten und schiebt die Körbchen nach unten, um meine Brüsten zu befreien. Seine Finger zupfen und zerren an den Knospen, die sich sogleich verräterisch aufrichten und nach mehr verlangen.

„Damian.“ stöhne ich und möchte mich zu ihm umdrehen.

„Noch nicht.“ Er hält mich zurück und öffnet den BH. Er fährt mir mit seinem Mund über den Rücken, bis an meinen Slip und die Strapsen. „Setz dich auf den Bettrand.“

Ich gehe mit weichen Knien darauf zu und lasse mich am Ende nieder.

Damian bleibt vor mir stehen und sieht mich mit hungrigen Augen an. „Du bist so verdammt schön.“ höre ich ihn sagen, bevor er sich vor mich kniet und eine meiner Brustwarze zwischen seine Lippen nimmt, um daran zu saugen und mit den Zähnen sanft daran zu ziehen. Danach wendet er sich an die andere Knospe. Ich ziehe zischend die Luft ein und kralle meine Finger ins Bettlacken. Mein Verlangen nach ihm ist fast unerträglich.

„Willst du mich?“ fragt er zwischen seinen Küssen.

„Ja, ja.“ keuche ich, als er mit seiner Hand in meinen Slip fährt. Er massiert mit seinem Daumen meine Klitoris, was mich erzittern lässt. „Damian, ich will dich.“ und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. Ich kann kaum noch an mich halten, so sehr wünsche ich ihn in mir.

Seine Finger wandern weiter und spalten meine Lippen. „Ich möchte sehen, wie feucht du bist. Wie sehr du mich begehrst.“ und dringt mit einem Finger in mich. „Du bist richtig nass.“ Er schiebt einen weiteren Finger hinein, bevor seine Zungenspitze meine Klitoris berührt und mich noch mehr in Ekstase versetzt.

Ich spüre, wie sich alles in mir zusammenzieht und sich ein atemberaubenden Orgasmus ankündigt. „Damian, bitte.“ flehe ich ihn an. „Ich kann...“

„Warte.“ Mit einer flinken Bewegung reisst er mir den Slip vom Leib und stellt sich mit einem fliessenden Schwung auf die Füsse. Ich stemme mich auf die Ellbogen und sehe ihm zu, wie er sich in verdächtiger Rekordzeit von seinen Kleidern befreit, um dann in seiner vollen Pracht vor mir zu stehen. Sein muskulöser Oberkörper, seine strammen Waden und sein aufgerichteter Penis verschlagen mir den Atem. Ich rutsche weiter aufs Bett und spreize meine Beine. Die Matratze bewegt sich ein wenig unter seinem Gewicht, als er sich auf mich legt. Mit seinen Armen stützt er sich seitlich neben mir ab und seine Augen versenken sich in meinen, während seine Spitze meine Öffnung berührt.

Ich hebe mein Becken etwas an, um ihn endlich in mir zu spüren und im selben Moment bohrt er sich mit einem harten Stoss in mich.

Er stachelt mich mit kleinen, kreisenden Bewegungen an. „Du bist so eng. Genau das, was ich brauche.“ Damian zieht sich langsam zurück und gleitet wieder sanft in mich. Er schaut mir tief in die Augen. „Ich werde dich jetzt ficken.“ Er verschränkt seine Finger mit meinen und hebt unsere Hände über meinen Kopf.

„Ja, gib es mir.“ bettle ich ihn an.

Er hebt seine Hüften, legt seinen Daumen auf meine Klit und rammt seinen Schwanz fest in mein kleines Loch.

„Aah, Damian.“ stöhne ich seinen Namen, als er sich wieder in Position bringt, meinen Venushügel mit seinem Daumen massiert und sein hartes Glied in seiner vollen Länge erneut in mich rammt.

„Gefällt dir das?“

„Ja.“ hauche ich.

Seine Stösse machen mich ganz wahnsinnig. Ich stöhne verzweifelt auf und schreie seinen Namen, als der Höhepunkt mit voller Wucht durch meinen Körper bricht. Zuckend umschliesst meine Vagina seinen Penis und heizt ihn zu seinem Orgasmus an.

Ich fühle seinen pulsierenden Schwanz in mir und höre seinen stockenden Atem. Er stösst nochmals heftig und wild in mich, bevor er verharrt und seinen warmen Saft in mich pumpt. Keuchend sackt er hinab und bleibt erschöpft auf mir liegen.

Wir verharren einige Minuten in dieser Position. Damian auf und in mir. Ich fahre ihm über seinen schweissbedeckten Körper und fühle seine nackte, geschmeidige Haut auf meiner. Sein Atem geht ruhig und gleichmässig, dass ich schon annehme, er sei eingeschlafen. Doch plötzlich richtet er sich auf und stemmt sich auf seine Ellbogen.

Er sieht mich besorgniserregend an. „Verhütest du?“

Ich schlucke den dicken Kloss, der sich mit einem Mal in meinem Hals gebildet hat, hinunter und antworte: „Nein.“

„Verdammt! Verdammt!“ Seine Faust schlägt nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf auf die Matratze ein, woraufhin ich sofort zusammenzucke. „Warum... Ach, Scheisse!“ Er zieht sich aus mir zurück und setzt sich auf die Bettkante. Mit seinen Händen fährt er über sein Gesicht, bevor er aufsteht und in Gedanken vertieft im Raum auf und abgeht.

Ich ziehe die Bettdecke über meinen Körper und suche Schutz darunter. Sein Verhalten schüchtert mich ein, es ängstigt mich und ich brauche mehrere Anläufe, um etwas zu sagen. „Gleich morgen früh gehe ich in die Apotheke und besorge mir eine Pille danach.“ Ich ziehe die Beine an, umklammere sie fest mit den Armen und versuche mich klein zu machen.

Als hätte er mich gar nicht gehört, läuft er weiter ziellos durch das Zimmer. „Das ist mir noch nie passiert.“ Er fährt unkontrolliert durch seine Haare. Dann dreht er sein wutverzerrtes Gesicht in meine Richtung und schaut mich an. „Das darf nicht wieder vorkommen.“

Ich starre ihn an und frage mich, was er wohl erlebt hat, dass er so ausser sich ist. Seit ich ihn kenne, habe ich ihn noch kein einziges Mal so betroffen gesehen. Ich nicke schwach zur Antwort, nachdem er mich immer noch unerträglich wütend anstarrt.

„Gut.“ meint er knapp, legt sich zu mir unter die Decke, dreht mich zur Seite und kuschelt sich an mich.

Ich fühle seinen warmen Atem, als er sich hinter mich an meinen Körper kuschelt und seinen Arm um meine Taille legt. In den nächsten Minuten sagt niemand ein Wort, sondern geniessen nur die Wärme des anderen.

„Tut mir leid.“ Durchbricht er irgendwann die Stile.

„Was tut dir leid?“

„Ich bin wohl etwas zu sehr ausgerastet.“

„Du wirst deine Gründe dafür haben.“

„Aber das ist kein Grund dir Angst einzujagen. Du brauchst es gar nicht erst abzustreiten. Ich habe gesehen, dass du dich von mir bedroht gefühlt hast.“ Er dreht mich auf den Rücken, damit ich ihm in die Augen sehen muss. „Ich würde dir nie absichtlich wehtun. Das musst du mir glauben.“ Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, das sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hat. „Und bitte gib mir ein Zeichen, wenn du dich vor mir fürchtest.“

Stumm nicke ich mit dem Kopf. Er ist so mitfühlend und zärtlich, dass mein Körper schon wieder auf wundersam schöne Weise auf ihn reagiert.

Ich beuge meinen Kopf nach vorne, drücke ihm meine Lippen auf seinen zusammengepressten Mund und gebe ihm damit ein Wink, dass ich mich alles andere als vor ihm ängstige. Ich reize ihn mit meiner Zungenspitze und locke ihn aus seiner trüben Stimmung.

 

Augenblicklich liege ich unter ihm und werde von seinem stählernen Körper bedeckt. Die Eichel seines harten Gliedes berührt meine Schamlippen und wie von selbst spreizen sich meine Beine.

„Ich bin ganz verrückt nach dir.“ und im selben Moment dringt er tief in mich ein. „Aber dieses Mal müssen wir aufpassen.“ raunt er mir heiser zu, während er sich in einem langsamen Rhythmus bewegt.

„Hast du kein Kondom?“

„Nicht hier.“ presst er zwischen zwei Stössen hervor. Seine Bewegungen steigern sich und treibt dabei seinen Hammer bis zum Anschlag in mich.

Ich kralle meine Finger in seinen Rücken, umarme ihn mit den Beinen und hebe das Becken, um ihn noch tiefer in mir aufzunehmen. „Du hast so einen prächtigen Schwanz. Gib es mir.“ stöhne ich, als sich unsere Hüften im Einklang bewegen und aneinander klatschen.

Damian öffnet seine Lippen und kitzelt mit seiner Zunge meine recht Brustknospe. Die andere bearbeitet er mit seinen Fingern. Ich bäume mich auf und flehe ihn an nicht aufzuhören. Sein Mund fährt über meinen Busen zur linken Knospe. Er beisst herzhaft hinein, um sie gleich darauf zärtlich zu liebkosen.

„Oh, Damian.“ Ich lege meine Hände auf seine Pobacken und drücke fest zu. Meine Augen halte ich geschlossen und konzentriere mich völlig auf seine Liebkosungen und kreisenden Bewegungen.

Er zieht sich fast ganz aus mir heraus, verharrt ganz kurz „Ja, Baby. Komm für mich.“ und rammt ihn dann bis zur Wurzel in mich.

Mein Orgasmus nähert sich unaufhaltsam. Mein ganzer Körper zieht sich zusammen, um gleich darauf zu explodieren und schreie dabei seinen Namen.

„Das ist zu viel.“ höre ich ihn durch einen Schleier stöhnen. Ich öffne meine Augen und beobachte ihn, wie er seinen pulsierenden Schwanz mit seiner Hand massiert, um schon nach wenigen Auf- und Abbewegungen seinen Samen auf meinen Bauch zu spritzten.

Nachdem unsere Körper sich wieder beruhigt haben und wir wieder zu Atem gekommen sind, kuscheln wir uns aneinander. Er legt ein Bein über meine Schenkel und hält mich mit seinem Arm an sich gedrückt.

Mir geht etwas, was er vorhin gesagt hat, nicht mehr aus dem Kopf. Darum lässt mich auch die eine Frage nicht in Ruhe. „Benutzt du immer Kondome?“

„Ja.“

„Warum hast du dann keine da?“

„Weil ich an diesem Ort normalerweise keinen Sex habe.“

„Aber du hattest sicher schon viele Frauen.“

„Das streite ich auch nicht ab.“

„Soll das heissen, dass...“

„Das soll heissen, dass du die Erste bist, mit der ich hier Sex hatte.“ beendet er meine Frage.

Ich drehe meinen Kopf und blicke ihm fassungslos in die Augen. „Damian, ich...“

„Belassen wir es dabei. In Ordnung?“

„Warum...“

„Jessica?“

„Hmm?“

„Hör auf dir Gedanken zu machen und lass es gut sein. Okay?“ und drückt mich wieder enger an sich.

„Okay.“ stimme ich ihm zu, obwohl ich gerne wissen würde, warum er ausser mir noch keine Frau hier hatte.

10.

Wir müssen eingeschlafen sein, denn als ich mich nach dem Wecker auf dem Nachttisch umdrehe, zeigt dieser bereits nach Mitternacht an. Hoffentlich macht sich Mira keine Sorgen um mich. Seit ich hier in London bin, bin ich, ausser das eine Mal, an dem ich mit ihr in den Ausgang gegangen bin, nie bis in die Nacht weggeblieben. Ich hätte ihr sagen sollen, dass es heute vielleicht später werden könnte. Doch habe ich niemals damit gerechnet, dass ich im Bett von meinem Chef landen würde, dass ich mit diesem wunderschönen, charmanten Mann unvergessliche Stunden erleben würde. Ich habe es von Herzen gewünscht, doch niemals erwartet.

Damian liegt auf seinem Rücken und schläft friedlich neben mir im Bett. Ich betrachte sein Gesicht, das noch nie so attraktiv und entspannt wirkte, wie in diesem Moment. Es ist von jeglichem Kummer, der ihn sonst begleitet, befreit.

Ich kann nicht widerstehen ihm sanft über das Gesicht zu fahren und drücke ihm einen leichten Kuss auf den geschlossenen Mund, bevor ich aufstehe, um nach meinem Smartphone zu suchen.

Kaum bin ich aus dem Bett geschlüpft, fällt mir ein, dass meine Handtasche auf einem Sessel im Eingangsbereich liegt.

Ich fluche leise und überlege mir, was ich tun soll, als ich plötzlich eine weibliche Stimme nach Damian rufen höre. Erschrocken bleibe ich stehen und lausche. Als ich nichts mehr höre, frage ich mich schon, ob ich mir das bloss eingebildet habe. Aber da höre ich wieder seinen Namen. Dieses Mal etwas lauter und näher.

„Was machst du da?“

Ein kleines Licht neben dem Bett geht an. Die Decke nur bis zur Hüfte hochgezogen, sitzt Damian da und sieht mich fragend an.

Jemand klopft leise an die Tür. „Damian? Ich weiss, dass du wach bist. Kann ich reinkommen?“

Sofort kommt er auf die Beine. „Nein!“ Wie ein Hieb mit der Peitsche durchschneidet sein Wort die Luft.

„Damian, ist irgendwas?“

„Nein, alles in Ordnung. Warte im Salon auf mich.“

„Gut.“

Wie versteinert stehe ich noch immer an der gleichen Stelle, an der ich war, als die Frau auf der anderen Seite der Tür nach dem Mann gerufen hat, mit dem ich vor wenigen Stunden unglaublichen Sex hatte.

Abwechselnd sehe ich von ihm zur Zimmertür. Warum ist sie hier? Warum springt er gleich aus dem Bett und wirkt irgendwie unruhig, wenn sie nach ihm ruft? War es nur gelogen, als er mir sagte, dass er noch mit keiner Frau ausser mir an diesem Ort geschlafen hat? Aber warum sollte er so etwas erzählen, wenn es nicht wahr ist?

Damian wirft mir einen Blick zu, wobei er mir tief in die Augen sieht, aber nichts von all meinen unausgesprochenen Fragen und meinen Zweifeln mitzubekommen scheint, bevor er im angrenzenden Badezimmer verschwindet

Mit grosser Mühe kämpfe ich darum Ruhe zu bewahren. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt ich im Moment bin und suche meine Kleider zusammen.

Damian kommt nur mit einem Bademantel bekleidet zurück. „Was tust du da?“ Er bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen.

„Ich hebe meine Sachen auf.“ Meine Augen wandern überallhin, nur nicht zu seinen.

„Warum?“ fragt er sichtlich genervt.

„Es ist Zeit für mich nach Hause zu gehen.“

„Sieh mich an.“ Sein harscher Befehlston entgeht mir nicht, was meinen Zorn nur noch mehr steigert und suche weiter nach meinem Slip, als hätte ich ihn nicht gehört. Doch weit komme ich nicht, denn schon liegt einer seiner Finger unter meinem Kinn und dreht es in seine Richtung. „Du brauchst nicht zu gehen.“

„Man sollte seine Gäste nicht warten lassen. Oder ist sie gar kein Gast?“

Er durchbohrt mich mit einem kalten, undurchdringlichen Blick, so als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. „Wir sehen uns am Montag bei der Arbeit.“ Damit lässt er mich los und verschwindet aus dem Zimmer, ohne sich nochmals umzudrehen.

Ich taumele zurück, bis ich an die Bettkante stosse. Meine Beine geben nach und ich rutschte am Rand des Bettes zu Boden. Was habe ich nur getan? Warum habe ich ihn für etwas beschuldigt, worüber ich keine Ahnung habe? Damian ist mein Chef. Ich weiss, wo er wohnt. Ich kenne seine Lieblingsspeise und er hat mir von seiner Vorliebe für schnelle Fahrzeuge, vor allem für Autos, erzählt. Doch ansonsten kenne ich ihn nicht. Ich habe keine Ahnung wer genau er ist. Aber heute Abend gab er mir das Gefühl, dass ich ihm etwas bedeute. Er hat mir anvertraut, dass ich die Erste sei, mit der er hier in seinem Bett geschlafen hat. Zwar weiss ich nicht viel über ihn, trotzdem bin ich mir sicher, dass er mich, was diese Sache betrifft, nicht belogen hat. Also, warum kann ich nicht einmal nur geniessen und meine Eifersucht ignorieren? Aber darüber brauche ich mir jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Ich habe ihn von mir gestossen, bevor ich ihn überhaupt hatte.

Gute fünf Minuten sind vergangen, seit Damian das Zimmer verlassen hat. Ich habe schnell meine Kleider übergezogen, bin ins Bad gegangen, um mich im Spiegel zu betrachten, wischte meinen verschmierten Mascara weg, kämmte meine zerzausten Haare durch und band sie wieder zu einem Pferdeschwanz.

Jetzt stehe ich im schwach beleuchteten Flur und horche in die Stille hinein. Nur schwach kann ich ihn und Susanne reden hören. Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber nach ihrer Stimmlage zu beurteilen, ist das Gespräch zwischen ihnen ziemlich unterhaltsam. Denn ihr ständiges Kichern verfolgt mich, bis ich das Appartement verlassen habe.

Erst im Fahrstuhl ziehe ich mir meinen Mantel über und wappne mich für die dunkle, kalte Nachtluft, die mich gleich empfangen wird.

Im Erdgeschoss angekommen, sehe ich mich erst einmal in der grossen, hellen Lobby um und stelle erschüttert fest, dass ich keine Ahnung habe, wo ich mich befinde. Als ich mit Damian hierher fuhr, war ich zu sehr von ihm abgelenkt, als dass ich mir den Weg hätte merken können. Aber schliesslich sind wir in London. Hier wird es bestimmt Taxis geben, die auch noch um diese Uhrzeit unterwegs sind. Obwohl mich schon jetzt ein banges Gefühl beschleicht, bei dem Gedanken in ein Auto zu steigen, dass von einem unbekannten Mann gelenkt wird, ist es doch die Beste Art, schnell nach Hause zu kommen, ohne lange alleine auf der Strasse umherzuirren.

Noch während ich mich frage, wie ich am einfachsten nach Hause komme und noch bevor ich einen Schritt machen kann, steuert ein Berg von einem Mann genau auf mich zu. Er ist mindestens ein Meter neunzig gross und trägt einen schwarzen Anzug, der an seinen Schultern zu bersten droht. Sein kantiges Gesicht wirkt hart und steinern. Verstohlen blicke ich über meine Schulter zurück, in der Hoffnung dieser Riese würde nicht mich meinen, als er die Hand ausstreckt. Doch weit und breit ist niemand mehr zu sehen.

„Miss Weber.“ Er hat einen festen Händedruck. Bei dieser Bewegung entdecke ich einen Waffenholster unter seiner Schulter. Die Pistole, die darin steckt, ist nicht zu übersehen und in seinem Ohr steckt ein Knopf. Ein weiterer Bodyguard von Damian?

„Wer? Was?“ Unklar darüber, warum er meinen Namen kennt, frage ich ihn schliesslich danach.

„Mr. Meyer hat mir vor einigen Minuten mitgeteilt, dass Sie bald hier unten erscheinen werden.“ Sein Gesichtsausdruck hat mittlerweile ein paar mildere Züge angenommen. „Ich bin Luke Silver. Ich gehöre zum Sicherheitsdienst dieses Gebäudes. Mr. Meyer hat mir aufgetragen, sie zu seinem Chauffeur zu bringen. Er wartet bereits draussen.“

„Pietro?“

„Er wird Sie nach Hause bringen.“

Unfassbar starre ich auf den Leibwächter, der mich zum Ausgang begleitet. Damian hat dafür gesorgt, dass ich sicher nach Hause komme und dafür bin ich ihm sehr dankbar, auch wenn wir im Streit auseinandergegangen sind.

Kaum bin ich durch die Drehtür, sehe ich Damians Fahrer, der sofort aus dem Rolls Royce steigt und die Wagentür öffnet, als er mich sieht.

„Nach Hause?“ fragt er mich, nachdem er hinter dem Steuer Platz genommen hat.

„Ja, bitte. Direkt nach Hause.“ sage ich müde und sinke ins weiche Polster zurück.

Plötzlich überkommt mich ein schlechtes Gewissen. War heute nicht Pietros und Angelicas freier Abend? „Danke Pietro.“ Ich suche durch den Rückspiegel den Blickkontakt mit ihm. „Ich wusste nicht, dass Damian Sie aus dem Bett holt, nur um mich zu fahren.“

„Keine Ursache.“ Er lächelt mich an und zwinkert mit seinem rechten Auge, als sich unsere Blicke treffen. „Ich bin es mir gewohnt, um diese Zeit durch die Strassen zu kurven.“

„Aber...“

Er winkt mit einer leichten Handbewegung ab. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Es macht mir nichts aus Sie zu fahren.“

Eigentlich dachte ich, dass mich Pietro mit Fragen bombardieren würde, doch wir legen den Rest der Fahrt schweigend zurück. Worüber ich ziemlich erleichtert bin. Ich blicke auf die Strassen, doch nehme ich die Umgebung kaum wahr. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Damian. Was macht er wohl gerade? Ist es möglich, dass er sich in diesem Moment mit ihr vergnügt, obwohl er erst gerade mit mir geschlafen hat?

Ich fühlte mich unglaublich wohl in seinen Armen, was mir in diesem Moment äusserst schmerzhaft bewusst wird. Schon lange empfand ich nicht mehr so, wie in Damians Gegenwart. Er brachte mich zum lachen, er lernte mich loszulassen, obwohl er gar nicht wusste, dass ich mich an schreckliche Erlebnissen klammere. Er liess meine Vergangenheit vergessen, sogar unwahr erscheinen und er lernte mich wieder zu geniessen. Sein Körper auf mir, um mich, gab mir ein unsagbar gutes Gefühl. Ich fühlte mich geborgen und in Sicherheit. Was mich eigentlich hätte erschrecken sollen, doch erschien es mir als das einzig Richtige.

 

Umso mehr verletzt es mich jetzt, dass ich auf dem Weg nach Hause bin und nicht neben ihm liege. Ich habe erwartet, dass mir Damian erklären würde, was Susanne bei ihm macht, was sie ihm bedeutet, was er für sie empfindet, doch er schickte mich fort, als wäre gar nichts zwischen uns passiert.

Aber was ist denn schon geschehen? Wir haben miteinander geschlafen. Für ihn war das wahrscheinlich nur ein weiteres Abenteuer, eine weitere Eroberung, wobei ich gefährlich nah daran bin, mein Herz an ihn zu verlieren. Seufzend schliesse ich die Augen und dränge die Tränen zurück, die langsam und leise nach vorne drücken.

Nach etwa zwanzig Minuten lenkt Pietro den Rolls Royce an den Strassenrand, steigt aus und öffnet mir die Wagentür, noch bevor ich mich auf dem Sitz bewegen kann.

„Ich warte, bis Sie im Gebäude sind.“

„Nochmals vielen Dank, Pietro.“

Er sieht mich mitfühlend an. „Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf.“

Weiss er etwa, was zwischen mir und Damian vorgefallen ist? Verlegen gehe ich auf den Eingang zu.

„Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht, Miss Weber.“

Ich möchte etwas sagen, aber ich bin zu keiner Erwiderung fähig und verschwinde schnellstmöglich im Gebäudeinnern.

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