Werwo_lfe Sammelband

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Werwo_lfe Sammelband
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Werwölfe Sammelband

Inhalt

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Vom Alphawolf gekauft

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Im Rudel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Vom Wolf besessen

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Vom Alpha gerettet

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Für immer mit dem Wolf

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Für den Wolf bestimmt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

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Vom Alphawolf gekauft

Copyright © 2020 by Kayla Gabriel

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln ohne ausdrückliche, schriftliche Erlaubnis der Autorin elektronisch, digital oder analog reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf, Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder Verwendung diverser Datenspeicher- und Abrufsysteme.

Veröffentlicht von Kayla Gabriel als KSA Publishing Consultants, Inc.

Gabriel, Kayla: Sieh nichts Böses

Coverdesign: Kayla Gabriel

Foto/Bildnachweis: Nirkri; Deposit Photos: cristovao, dsom

Anmerkung des Verlegers: Dieses Buch ist ausschließlich für erwachsene Leser bestimmt. Sexuelle Aktivitäten, wie das Hintern versohlen, die in diesem Buch vorkommen, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind und die weder von der Autorin noch vom Herausgeber befürwortet oder ermutigt werden.

1

Lucas Kiern stand vor der monumentalen Glaswand seines Penthouse-Büros bei Lunacorp und betrachtete die Skyline von Atlanta, deren Türme in den letzten flüchtigen Strahlen der untergehenden Sonne orangerot leuchteten. Er wurde unwillkürlich von einem Schauer überkommen. Die Farbe Rot war ihm in letzter Zeit öfters durch den Kopf gegangen.

Nicht das satte Magenta, das den Himmel tränkte als die Sonne endlich unterging, nein. Ein feuriges Kupferrot war es, das sein Gemüt beschäftigte, das die Peripherie seines Geistes streifte, sobald er einschlafen wollte. Eine kräftige, süße, warme Farbe, die von saphirblauen Augen, cremig blasser Haut und Sommersprossen auf dem Rücken einer kecken Nase abgerundet wurde.

Sein Wolf regte sich in seinem Inneren und wollte sich zeigen. In seiner Brust machte sich Hitze breit und die mit Teakholz getäfelten Wände seines Büros wirkten auf einmal bedrohlich und eng. Lucas musste nur einen Blick auf den Kalender werfen, um sein Unbehagen zu verstehen.

Gedankenverloren zog er das Jackett und die Krawatte seines maßgeschneiderten Anzugs aus, warf sie auf den Schreibtisch und lehnte sich mit den Armen über den Kopf gestützt ans Fenster. Überall in der Stadt flackerten Lichter auf und mit zunehmender Dunkelheit konnte er die sich wandelnde Nachtlandschaft draußen und sein schwaches, verschwommenes Spiegelbild im Fenster sehen.

Sein eins-neunzig-großer, muskulöser Rahmen war wenig überraschend. Immerhin war er das Paradeexemplar eines Werwolfs. Groß, ohne wuchtig zu wirken und mit langen Gliedern, ohne dabei an Schnelligkeit einzubüßen. Seine Leute waren die Wikinger, Spartaner, Highlander.

Lucas schluckte, langte nach unten und krallte die ersten Knöpfe seines Hemdes auf, um sich mehr Luft zu verschaffen. Die Wände waren dabei, ihn zu ersticken. Oder vielleicht waren es seine Berserker-Vorfahren, die ihn auf ihren Ehrenplätzen in Walhalla stillschweigend beobachteten und über ihn urteilten. Sie hatten ganze Schiffsflotten gebaut, Kriege geführt, Feinde unterworfen. Lucas’ Leben hätte unterschiedlicher nicht sein können; seine Kriege spielten sich in Sitzungsräumen ab, seine Flotten bestanden aus komplexen Softwaresystemen, seine Feinde waren japanische Innovationsführer, die er bewunderte und mit denen er gelegentlich Freundschaft schloss. Seine Vorfahren würden von seiner kuscheligen, kultivierten Lebensweise wahrscheinlich angewidert sein.

Lucas blinzelte und konzentrierte sich wieder auf sich selbst. Welliges blondes Haar, das elegant geschnitten war. Etwas länger an der leicht gelockten Vorderseite, mit einer auffallenden grauen Strähne im Stirnhaar, die gut bei Frauen anzukommen schien. Statt ihn zu altern, verhalf sie dem gefrorenen Stahl seiner blauen Augen zu einem stürmischen Glanz. Gebräunte Haut von Kopf bis Fuß, egal zu welcher Jahreszeit. Zähne, die so makellos weiß und gerade waren, dass kein Mensch je geahnt hätte, dass sie im Perlmuttzauber des Vollmonds zu schaurigen Reißzähnen heranwuchsen.

Ein Knurren entwich seiner Brust und ließ ihn aufschrecken. Sein Antlitz, das ihm über die Jahre so viele willige Liebhaberinnen beschert hatte, war heute Abend nicht sein Freund. Sein Spiegelbild anzustarren würde die gähnende Leere des Verlangens in seinem Inneren nämlich nicht füllen können.

Er stieß vom Fenster weg, ging zum Schreibtisch zurück und setzte sich auf die Kante. Er fegte Sakko und Krawatte zu Boden und enthüllte einmal mehr den hellblauen Aktenordner. Seufzend schob er einen Finger unter den Deckel, sodass sich der Inhalt der Akte langsam seinem hungrigen Blick eröffnete.

Aurelia Gilson, las er. Sein Blick wanderte über die Seite und folgte der mittlerweile vertrauten Sammlung aus Statistiken und Fakten, die jene Frau ausmachten, von der er wie besessen war.

 

Geburtsjahr: 1982. Alter: 31. Geburtsort: Austin, Texas. Familie: ein Bruder, Edgar Gilson, wohnhaft in San Francisco, CA. Ausbildung: Massachusetts Institute of Technology, Bachelor und Master in Informatik und Computerlinguistik. Gesucht von: Interpol, CIA, FBI und der Polizei in Dubai, V.A.E., Neuseeland. Frankreich, Norwegen, Namibia, Elfenbeinküste, Italien, Großbritannien und Griechenland. Belohnung: 1,5 Millionen. Derzeitiger Wohnort: Unbekannt. Zuletzt gesehen: “Nuit Du Hack” Hacker-Konvention, 25. Juni 2012.

Lucas blätterte die erste Seite um und ging eine Liste mit Aurelias Straftaten durch, die von seinem Privatdetektiv als “kilometerlanges Vorstrafenregister” bezeichnet wurde. Im Alter von nur fünfzehn Jahren hatte sie sich bereits per Phreaking, Sniffing, Spoofing, Social Engineering, Phishing, Pharming und Whaling in die obersten Ränge der Datenpiraten gehackt. Genauso viele Jahre später war sie in ihrem scheinheiligen Tun dann erwischt und entlarvt worden, ihre Identität war einer Reihe nationaler Sicherheitsbehörden bekannt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das arme Mädchen von jedem technophilen Standort der zivilisierten Welt verbannt wurde.

Er blätterte eine weitere Seite um und kam zu einer Karte. Genauer gesagt einer Karte von Sri Lanka, mit einem fetten runden Kreis um die Handelshauptstadt Colombo. Aurelias aktueller Aufenthaltsort, so der Detektiv.

Vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen blätterte er erneut die Seite um. Ein dicker, glänzender Stapel Fotos erwartete ihn.

Zuerst ältere Bilder. Kinder- und Jugendfotos von ihr und ihrem Bruder, ihrem einzig lebendem Familienmitglied. Dann vom College, Fotos von Aurelia mit ihren Freunden im MIT. Und gerade als die College-Fotos zu Ende waren, folgten seine Lieblingsbilder. Aurelia, die kesse Lolita, hatte einige sehr explizite und professionelle Striptease-Fotos für eine erotische Website machen lassen. Das rote Haar im Nacken hochgesteckt, lange wohlgeformte Beine, ein winziges weißes Höschen und ein gelbes Baseball-Shirt. Diese großen, kokettierenden blauen Augen, während ihre rosa Lippen in die Kamera schmollten.

Das Shirt wanderte nach oben, als die Fotos weitergingen und stellte einen flachen Bauch zur Schau, dann verschwand es ganz, um ein Paar atemberaubende, volle Brüste mit rosa Nippeln zu enthüllen. Dann zog sie langsam das Höschen aus und erlaubte den Blick auf ihren geschwungenen Arsch. Sie spreizte ihre Beine, neckte den Betrachter mit einer verheißungsvollen Hinteransicht. Dann rollte sie sich Richtung Kamera, öffnete ihre Beine und enthüllte …

Das war’s, dachte Lucas und fluchte still. Er hatte einen einzigen Anruf getätigt und in der Hoffnung auf mehr Bilder den ganzen verdammten Schweinkram gekauft und sie hatten einfach das Beste einbehalten. Dann hatte er den Detektiv beauftragt, den Fotografen aufzuspüren und in seinem Studio nach Negativen zu suchen. Sicherlich gab es mehr, um seine Neugierde zu stillen.

Schluss damit. Er war jetzt steif und die Lust schmerzte, als ob sein Körper ihn regelrecht anflehte seiner Fantasie den Rest zu überlassen. Aber das würde er nicht, natürlich nicht.

Nein. Lucas war Geschäftsführer eines der mächtigsten Tech-Unternehmens der Welt, ein aggressiver Alpha-Werwolf und ein ehrgeiziger Bastard, der immer das bekam, was er wollte. Wann er es wollte. Und jetzt wollte er Aurelia.

Er hechtete vorwärts und drückte die Intercom-Taste auf dem Telefon.

“Leila!” blaffte er.

“J-ja, Mister Kiern? Brauchen sie mich im Büro?” lautete die sofortige Antwort. Ihre Stimme klang rauchig, wie ein Versprechen. Seine flotte kleine Sekretärin, die sich gleichermaßen entschlossen um seine Anliegen kümmerte und sein Büro verteidigte.

“Jetzt nicht. Walker soll zu mir kommen. Und Ben. Schicken Sie beide rein,” bat er und dämpfte dabei seinen Ton.

“Ja, Sir,” antwortete sie prompt. Das liebte er an Leila, wirklich.

Minuten später kamen Walker Black und Ben Fincher in sein Büro, beide wunderten sich, warum er sie vorgeladen hatte.

“Bitte, setzt euch.” Lucas bot ihnen zwei Stühle an und musterte die beiden Männer, als sie vor seinem Schreibtisch Platz nahmen.

Leila hatte Walker und Ben einmal scherzhaft als Lucas’ ‘Buchstutzen’ bezeichnet, weil sie ihn oft bei Meetings, Geschäftsreisen und anderen wichtigen Angelegenheiten begleiteten. Die beiden hätten unterschiedlicher nicht sein können und Lucas ähnelten sie auch nicht, was die drei zu einem so schlagkräftigen Team machte.

Walker war eine Haarbreite größer als Lucas, mit kräftigem Mahagonihaar und stechenden braunen Augen. Er war sogar noch muskulöser als der Durchschnittswolf und schüchterte die Menschen oft bis zum Entsetzen ein. Er sprach wenig, aber jedes Wort war schwerwiegend. Wenn Lucas der Alpha eines Rudels wäre, dann wäre Walker sein Beta und sein wichtigster Handlanger. In der Tat war er leitender Manager von Lunacorp und eine wesentliche Kraft, um alles am Laufen zu halten. Sein Wolf war ein immenser Timberwolf, was genau seiner ernsten und unumschweiflichen Persönlichkeit entsprach.

Ben hingegen war ein paar Zentimeter kleiner als Lucas und Walker. Er war dunkelhaarig und hatte große blaue Augen, die ihn jünger machten als seine dreiunddreißig Jahre. Er war schlanker und leichter als Lucas und sowohl in Menschen- als auch Wolfsform schneller. Ben war leitender Softwareanalyst und Ingenieur bei Lunacorp und er war unbeschwerter und einfühlsamer als Lucas oder Walker. Er war menschlicher und sorgte so für das notwendige Gleichgewicht in ihrem Team. Sein wendiger, verspielter Grauwolf war blauschwarz und schön und übte eine große Anziehungskraft auf die weiblichen Wölfe aus.

“Also?” sprach Walker und riss Lucas aus seinen Gedanken.

“Ich habe mich entschieden. Über das Mädchen. Ich möchte, dass sie die erste Frau ist, die auf das Anwesen gebracht wird,” verkündete Lucas.

Ben und Walker tauschten einen verdutzten Blick miteinander aus.

“Gibt es ein Problem?” sprach Lucas und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinen Sessel zurück.

Er ging davon aus, dass Ben sich einschalten würde und ihm taktvoll ihren Vorbehalt erklären würde, stattdessen aber ergriff Walker das Wort.

“Wir verstehen nicht, warum du das tust. Du bist reich, jung, gutaussehend. Die Frauen werfen sich dir zu Füßen, um deine Partnerin zu werden.”

“Die meisten davon würden sich schon mit weitaus weniger begnügen,” warf Ben ein. “Warum wählst du nicht eine von denen, behältst sie eine Zeit lang und tauschst sie dann mit einer anderen aus? Genau wie es alle anderen machen. Dieses Konzept von dir, dieses Haremding-“

“Harem?” sprach Lucas und rollte das Wort über seine Zunge. Mehrere unglaubliche Frauen, die alle dem Führungstrio von Lunacorp ergeben waren und ihre Bedürfnisse befriedigten und ihre Geheimnisse wahrten …

“Womöglich ist das ja der passende Ausdruck,” sprach Lucas und nickte.

“Ein seltsames Konzept,” murrte Walker. Er war immer der Bodenständige.

Lucas seufzte. Ihm war klar gewesen, dass es keine einfache Unterhaltung werden würde, nicht einmal mit den zwei Männern, die ihn am besten kannten.

“Vor zehn Jahren habe ich euch in einen Coffeeshop eingeladen und euch erzählt, dass ich eine Softwarefirma gründen möchte. Ich wollte etwas aufbauen, das uns finanzielle Sicherheit geben würde, ein Produkt, an das wir wirklich glauben könnten und die nötige Flexibilität, um der Geschäftswelt zu entkommen, damit wir unsere Wölfe rauslassen konnten. Was habt ihr damals darauf gesagt?” wollte Lucas wissen.

Walker und Ben blickten sich an.

“Wir waren skeptisch,” antwortete Walker.

“Ja, und vielleicht hattet ihr sogar recht damit. Aber wir haben uns ins Zeug gelegt und unser kleines Softwareprogramm in dutzende verschiedene Produkte weiterentwickelt und jetzt verkaufen sie sich weltweit auf hunderten Märkten. Ich hatte die Idee, ihr hattet das Knowhow und wir haben uns den Arsch aufgerissen. Jetzt hat es sich hundertfach ausgezahlt.”

“Deshalb sollten wir uns jetzt stabilisieren,” sprach Ben und machte ein schiefes Gesicht.

“Ich war einfach nicht glücklich damit, den ganzen Tag in einem Büro zu hocken und die Stechuhr zu drücken. Ich wollte Exzellenz und zusammen haben wir sie erschaffen. Da ich jetzt mit meinem Job zufrieden bin, möchte ich gerne mein Privatleben regeln. Und auch in diesem Bereich erwarte ich nichts Geringeres als Exzellenz. Auf der Welt gibt es viele Wölfinnen, aber ich will die besten. Die intelligentesten, hübschesten und die, die uns genauso viel zu bieten haben wie wir ihnen.”

Walker und Ben schauten ihn an und lauschten aufmerksam.

“Wir sind nicht mehr zwanzig. Wir sind wohlhabend, erfolgreich und in unseren besten Jahren. Es wird Zeit, die richtigen Grundlagen zu schaffen, an ein erfülltes Leben außerhalb der Arbeit zu denken. Ich persönlich habe die Absicht ein Weibchen aus dem Harem auszuwählen und mich mit ihr zu paaren, jemanden, dem ich ausreichend vertraue und genügend respektiere, um eine Familie zu gründen. Von euch beiden würde ich dasselbe erwarten.”

Ben wirkte wie vor den Kopf gestoßen, während Walkers steinerne Miene ungerührt blieb.

“Du willst, dass wir alle Weibchen miteinander teilen?” sprach Walker. “Wölfe teilen normalerweise nicht gerne miteinander. Fressen, Frauen, ihr Territorium …”

“Ich denke, mit jeder Frau wird es anders laufen. Letzten Endes wird es von ihr abhängen, ich kann mir aber vorstellen, dass es auch von unserem persönlichen Level der Anziehung abhängen wird. Wenn ich eine Frau wähle, um mich mit ihr zu paaren, dann würde ich erwarten ihr einziger Partner zu sein.”

“Und wenn wir alle uns auf jeweils eine Frau einigen, was wird dann mit dem Rest?” fragte Ben.

“Wir könnten sie finanziell absichern und versuchen ihnen einen akzeptablen Partner zu finden, sollten sie dafür bereit sein,” entgegnete Lucas.

Ben schwieg eine Zeit lang, dann fing er an zu schmunzeln.

“Du findest das witzig?” sprach Lucas und zog eine Augenbraue hoch.

“Naja, schon. Als ob du deinen eigenen Dating-Service einrichtest,” entgegnete Ben.

“Hast du einen besseren Vorschlag? Oder willst du etwa für immer Single bleiben? Oder nur mit Menschenfrauen ausgehen und deinen Wolf vor ihnen verstecken?” sprach Lucas herausfordernd.

“Nein,” entgegnete Ben knapp und lehnte sich mit finsterer Miene in seinen Stuhl zurück.

“Oder wir könnten alle ledig bleiben, wie andere Wölfe?” bot Lucas an und warf Walker dabei einen eindringlichen Blick zu.

“Ich traue den Frauen nicht,” verkündete Walker achselzuckend.

“Das ist ja das Schöne an der Sache,” erläuterte Lucas. “Es wird einen Vertrag geben, in dem festgelegt ist, dass die Weibchen unsere Bedingungen erfüllen und unsere Identitäten wahren. Im Gegenzug erhalten sie einen finanziellen Ausgleich und Schutz. Sollten sie gegen den Vertrag verstoßen, dann werfen wir sie schnurstracks wieder in ihr altes Chaos zurück.”

Ben und Walker blickten einander an. Sie hatten offensichtlich Vorbehalte.

“Das klingt wie …” begann Ben und hielt inne.

“Gekaufter Sex,” ergänzte Walker unverfroren.

“Ich habe nicht vor den Sex vertraglich zu regeln. Nur ihre Begleitung. Ich gehe nämlich davon aus, dass wir alle in der Lage sind unser Äußeres, unseren Charme und unsere Dominanz zu unserem Vorteil einzusetzen. So bleibt alles legal. Sicher.”

Walker entspannte sich sichtlich und Ben nickte. Lucas wusste, dass er sie immer überzeugen würde.

Er stand auf und ging durch die Fotos auf seinem Schreibtisch, bis er eines fand, das Aurelia voll bekleidet zeigte. Er überreichte es Walker und sprach weiter: “Dieses Weibchen hat einen außergewöhnlichen Verstand. Sie ist gutaussehend. Ich bezweifle nicht, dass sie eine Menge Temperament hat. Und zu unserem Glück steckt sie auch noch ganz schön in der Scheiße. Ein dutzend mehr Frauen befinden sich in einer ähnlichen Lage und es gibt andere, die wir noch gar nicht aufgespürt haben. Zuerst möchte ich Aurelia zu uns holen, denn ihre Situation ist prekär.”

Die Männer nickten und Lucas fiel ein Stein vom Herzen. Er nahm sein Mobiltelefon und schickte dem Bodenteam eine Nachricht, damit sie mit dem Plan fortfuhren.

Dann blickte Lucas zu seinen besten Kumpels und Businesspartnern und grinste.

“In zwei Tagen treffen sie uns auf dem Anwesen. Ich schlage vor, wir fliegen raus und machen alles klar.”

 

“Na schön. Lasst uns loslegen,” sprach Ben, diesmal voller Enthusiasmus.

Walker erhob sich und streckte Lucas die Hand aus. Sie packten gegenseitig ihre Hände, ihr Einvernehmen war ohne Worte aber mächtig.

Lucas lehnte sich über seinen Schreibtisch und drückte den Intercom-Knopf.

“Leila, mach den Helikopter klar. Walker und Ben begleiten mich zum Berganwesen. Wir werden mehrere Tage dort bleiben.”

Ohne auf eine Antwort zu warten schnappte er sich sein Jackett und führte sie aus dem Büro hinaus.

2

Ein Knurren kam aus Lucas’ Schnauze, als seine Pfoten im selben Takt seines Herzschlags auf dem weichen Nadelteppich des Waldbodens aufsetzten. Bens riesiger Grauwolf trabte nur wenige Meter zu seiner Rechten, Walkers gelbgrauer Timberwolf zu seiner Linken. Ben zog an ihnen vorbei und entlockte Lucas und Walker ein einvernehmliches Knurren. Der Grauwolf raste weiter voraus und als sie die Lichtung durchbrachen und die grasigen Hügel erreichten, auf denen ihr Haus stand, legte er unerwartet noch einmal an Kraft und Geschwindigkeit zu.

Ben wurde auf halbem Wege durch den Vorhof langsamer, Lucas und Walker taten es ihm gleich. Sie alle machten Halt, setzten sich und ließen ihre Zungen heraushängen.

Lucas fragte sich, warum sie nicht jedes verdammte Wochenende hier oben verbrachten. Das weitläufige Anwesen lag in den Blue Ridge Mountains versteckt, ungefähr zwanzig Minuten außerhalb von Asheville, North Carolina. Mit atemberaubenden, kiefernbedeckten Hügeln so weit das Auge reichte, winzigen Bächen mit kristallklarem Wasser und kaum Menschen weit und breit … es war eine Art Wolfsparadies.

Das Haus an sich war bereits außerordentlich, mit Wänden aus Glas und Zedernholz, die in den Himmel ragten und sechshundertfünfzig Quadratmetern, die sich auf drei Etagen verteilten und dennoch von der hochragenden Kieferkulisse in den Schatten gestellt wurden. Lucas hatte einen Pool und eine Grotte einbauen lassen, sozusagen als Wink an Hugh Hefners verschrobenes Genie.

Lucas stand gähnend auf und schüttelte seinen Pelz aus, ehe er die Gestalt wechselte.

“Ich bin am Verhungern,” sprach Ben und lief splitterfasernackt die Stufen der Veranda hoch. Er ging direkt in die Granit- und Edelstahlküche und machte sich am Kühlschrank zu schaffen.

“Wie wär’s, wenn du dir erstmal eine Hose anziehst, bevor du das Essen anrührst?” murrte Walker.

“Du bist doch nur sauer, weil ich schneller war,” stichelte Ben, als er ein paar Sandwichs aus dem Kühlschrank holte und sie auf den Tresen warf.

Lucas las seine Kleider vom Boden auf. Er war lässig gekleidet, mit eng geschnittenen Jeans und einem grauen Karohemd, für das die Frauen ihm oft Komplimente machten. Keine Schuhe, denn Wölfe kamen mit ein paar Stöcken und Steinchen unter der Sohle ziemlich gut zurecht.

“Wenn du ein Sandwich machst, dann mach gleich mehrere,” sprach Lucas. “Mit doppelt Fleisch.”

Ben schnaubte, machte sich aber an die Arbeit und ein paar Minuten später lungerten alle drei, Sandwich in der Hand, wieder komplett bekleidet in ihrem überdimensionierten Bau. Ben, er war bei Weitem der häuslichste der drei, brachte sogar Teller, Bier und Servietten. Sie aßen schweigend.

Als Lucas gerade sein Sandwich herunterschlang, klingelte sein Telefon. Einmal. Zweimal. Ein drittes Mal.

“Scheiße, das muss unser Mann sein,” sprach er und sprang auf, um sein Telefon vom Küchentresen zu schnappen. Das Klingeln verstummte und er blickte stirnrunzelnd auf sein Telefon. Als er sich umwandte, blickte er in zwei überaus selbstgefällige Gesichter.

“Was?” sprach er.

“Jemand ist aufgeregt,” verkündete Walker.

“Sollte dieses Weibchen auch nur ansatzweise mitbekommen, wie Luc sie gestalkt hat, dann wird sie das Weite suchen,” sprach Ben und lachte.

“Oder schlimmer. Sie wird ihn um den Finger wickeln. Lucas wird ihr Fotzenknecht werden,” sprach Walker und grinste. Die Vorstellung gefiel ihm offensichtlich.

“Halt’s Maul. Ich bin wuschig und sie ist scharf, das ist alles. Abgesehen davon werde ich der einzige sein, der ihr irgendetwas über mich verklickert, denn ihr beide werdet euch verdünnisieren, wenn ich mit ihr rede. Klar?” erklärte Lucas und warf ihnen einen eindringlichen Blick zu.

“Ich möchte sie wenigstens kennenlernen,” sprach Ben und grinste. “Wenn sie dermaßen toll ist. Wir alle sollten eine Chance bei ihr bekommen.”

“Ich bin der Boss in dieser Truppe und ich muss den ersten Deal besiegeln. Danach werden wir sehen. Einverstanden?”

Ben rollte mit den Augen und nickte, Walker zuckte nur die Achseln. Es überraschte kaum, Walker spielte zwar mit, aber der Plan hatte ihn im Grunde kaltgelassen. Lucas konnte es kaum erwarten eine Frau für den Harem zu finden, die Walker von den Socken hauen würde. Dann würde er schon sehen, wer zuletzt lachte.

Draußen waren schwere Reifen auf Schotter zu hören und Lucas fühlte sich zum Eingang hingezogen. Ben und Walker folgten ihm auf dem Fuß, die Neugierde war schließlich stärker.

Lucas schob die Glastür auf und trat auf die Veranda, um das Gefolge zu begrüßen. Das grelle Morgenlicht blendete und er hielt sich die Hand über die Augen, als er zusah, wie mehrere enorme Menschen aus dem Wagen stiegen. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, schließlich würde er einem Pack Wölfe niemals mit einem begehrenswerten Weibchen wie Aurelia trauen.

Einer von ihnen öffnete die Hintertür und machte dem Passagier auf dem Rücksitz ein ungeduldiges Zeichen. Ein langer Moment verging, in dem Lucas die Tür beobachtete und ihm der Atem stockte.

Zwei schlanke Beine kamen zum Vorschein, gefolgt von einem perfekt gerundeten Torso. Schließlich tauchte Aurelias kupferfarbener Lockenschopf auf, wie Honigfeuer unter der Sonne. Sie trug enge, ausgefranste Shorts, rote Cowboystiefel und ein durchsichtiges gelbes T-Shirt. Eine große schwarze Sonnenbrille verschleierte ihr Gesicht, aber die unverwechselbare Herzform und die kecke Nase waren sichtbar. Volle rosa Lippen, die einfach nur sündhaft aussahen und sicherlich alles zerstörten, womit sie in Berührung kamen.

Und jetzt blickte sie zur Veranda auf und checkte ihn aus. Der Rest der Welt schien wie ausgeblendet, die Bäume und Berge waren verblasst. Ihre Lippen verzogen sich zu einem herausfordernden Grinsen.

Lucas schluckte und strich mit den Händen über seine Hemdfront, sein Puls pochte vor Aufregung. Da war sie, nur eine Unterhaltung davon entfernt sich unter ihm drunter wiederzufinden. Er würde sich in ihr vergraben und das wahnwitzige Verlangen stillen, das ihn plagte. Und sie würde zu ihm gehören, sodass er sie genießen könnte, wann immer er wollte.

Sein Wolf erhob sich und war erfreut über die Aussicht auf Aurelia.

Sie stieg die Treppen hinauf, ihre Cowboystiefel stellten ihre nackten, blassen Beine zur Schau. Zwei der Männer folgten ihr mit einem einzigen, abgenutzten Koffer voll Habseligkeiten.

“Aurelia,” sprach Lucas und musterte sie. Er mochte die Art, wie ihr Name über seine Zunge rollte.

Sie hielt an, stellte sich breitbeinig hin und spannte die Schultern an. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und musterte ihn unverhohlen.

“Deinetwegen bin ich also hier?” sprach sie nüchtern. Ihr Akzent entsprach so gar nicht dem süßen südlichen Näseln, das er von einem Texas-Girl erwartet hatte. Er hatte eine stark neuseeländische Note, was ihn überraschte.

“Ja,” erwiderte Lucas.

“Diese Männer haben mich von der Straße gezerrt. Sie haben nicht gesagt, wo sie mich hinbringen, oder warum. Ich war sechsunddreißig Stunden unterwegs und keiner von ihnen wollte auch nur mit mir reden. Sie haben nur immer wieder gesagt, dass Lucas Kiern mich sehen will.”

“Ich nehme an, dass sie dich gut behandelt haben?” wollte Lucas wissen und sein Blick wanderte zum Chef des Teams.

“Wir haben sie auf der Straße aufgelesen, kurz bevor vier bewaffnete Männer sie umzingelt hätten. Wir haben gesehen, wie sie sie in eine Ecke gedrängt haben und haben erst eingegriffen, als klar war, dass sie in der Falle saß,” sprach der Mann und zuckte die Achseln.

“Sie waren nicht zimperlich,” sprach sie und machte ein wütendes Gesicht.

“Sie haben das getan, was ich von ihnen verlangt habe,” erwiderte Lucas. Er blickte zu den Männern und machte ihnen ein Zeichen, dass sie gehen konnten.

Aurelia drehte sich um und blickte ihnen nach, als die Männer zurück zum Wagen gingen und davon fuhren.

“Das ist alles?” wollte sie wissen. “Sie liefern mich hier einfach ab, ohne eine Erklärung, was ihr überhaupt mit mir vorhabt?”

“Du traust ein paar Menschen eher, als dreien deiner eigenen Art?” sprach Walker und sträubte sich.

“Sieh an, es kann reden!” sprach Aurelia und klatschte einmal mit den Händen. “Wer seid ihr beide dann? Die Betas?”

“Wir sind kein Rudel,” warf Ben ein.

“Oh, einsame Wölfe, die einfach zusammenarbeiten. Was für eine Vorstellung. Das hier wird echt immer besser,” schnappte sie.

“Aurelia, das ist Ben, und das ist Walker. Wir kennen uns schon lange,” erklärte Lucas.

Aurelia verschränkte die Arme und drückte die Hüfte durch. Die Geste war typisch für Texas und entlockte Lucas ein Lächeln. Das bodenständige Mädchen existierte noch irgendwo da drin.

“Was nun? Warum bin ich hier?” fragte sie mit versteinerter Miene.

“Komm erstmal rein. Walker und Ben werden sich zurückziehen und du und ich werden uns unterhalten,” sprach Lucas. Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern machte kehrt und scheuchte seine Kumpels wieder rein. Genau wie sie es versprochen hatten, gingen sie direkt in ihre Suiten. Lucas führte sie in den Bau.

“Hast du Hunger? Durst?” fragte er, damit sie sich entspannte.

“Nein,” schnappte sie.

“Setz dich,” bot er an und deutete auf die schwarzen Ledersofas. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, wählte aber eine Ecke des Sofas und nahm Platz. Lucas ließ ihr etwas Raum und setzte sich aufs andere Ende. Sie waren jetzt drinnen und er konnte sich nicht davon abhalten ihren Duft aufzuschnappen. Neben dem Geruch von Menschen und Kerosin von ihren Reisen konnte er Noten von Hibiskus und Verbena auf ihrer Haut ausmachen. Sein Wolf fing regelrecht an zu japsen und bettelte darum, dass er tiefer einatmete und diesen Geruch einsog.

Sie rührte sich unbehaglich und schaute sich um, was ihn daran erinnerte, dass er ihr besser eine Erklärung bot, ehe sie gänzlich die Flucht einschlug.

“Ich möchte dir einen Deal anbieten,” sprach er und brachte es gleich auf den Punkt.

“Einen Deal?” fragte sie und lenkte ihren azurblauen Blick auf ihn. Aus der Nähe konnte er sehen, dass ihre Augen einen kupferbraunen Schimmer hatten, genau in derselben Farbe wie ihre langen Locken.

“Relative Freiheit. Eine Rückkehr in die Staaten,” erklärte er.

Überraschung machte sich auf ihrem Gesicht breit, aber sie bemerkte es sofort und fing sich wieder ein. Ihre Selbstbeherrschung beeindruckte ihn.

“Ich bin hier in den Staaten, oder nicht?” antwortete sie. “Irgendwo an der Ostküste.”