Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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2.1.6 Ehe

Die Ehe ist eine rechtlich anerkannte, dauerhafte Verbindung einer Frau und eines Mannes zu einer Lebensgemeinschaft. Sie kommt als Eheschließung durch eine vertragliche Vereinbarung zustande und stellt ein Dauerrechtsverhältnis dar. Ihr Zweck ist die eherechtliche Lebensgemeinschaft. Die Partner werden auch als Eheleute, Ehegatten und Ehepartner bezeichnet. Abreden der Partner über Getrenntleben oder über die Erlaubnis intimer Beziehungen zu anderen Personen sind für eine Ehe unwirksam. Die rechtsgültige Beendigung der Ehe ist die Scheidung. In manchen Staaten der Erde wird der Begriff Ehe auch für Lebenspartner gleichen Geschlechts verwendet, die dort sogar das volle Adoptionsrecht für Kinder erhält. Ein anderes Thema ist die eheliche Treue: „Ehebruch beginnt nicht im Bett, sondern im Kopf“ (D. Fleichhammel). Und es gilt auch: „Ehe ist eine Koalition mit der Opposition“ (W. Weidner). Vor allem die Beurteilung der Ehe ist sehr unterschiedlich:

► „In einer guten Ehe fügen sich Himmel und Erde zusammen“ (aus Brasilien). Sehr treffend: „Glücklicher Bund, wo der Gatte das Haupt und die Gattin das Herz ist“ (F. Haug). „In einer guten Ehe soll niemand die Hosen anhaben“ (Sprichwort). „Mann und Frau müssen eins sein, sonst ist es keine Ehe“ (L. Thoma). Und. „Vom guten Partner weiß man, dass er seine Ellenbogen nur zum Einhaken benutzt“ (W. Hadulla). Der Frauenkenner H. de Balzac bringt es auf den Punkt: „Das Bett ist das Barometer der Ehe.“ Warum ist die Ehe so beliebt? „Die Ehe ist deswegen so beliebt, weil sie das Maximum der Versuchung mit dem Maximum an Gelegenheit verbindet“ (G.B. Shaw). Besonders treffend ist: „Gleiches Blut, gleiches Gut und gleiche Jahre geben die besten Ehepaare“ (Sprichwort). Auch die zahlreichen Ehescheidungen sprechen nicht gegen die Institution Ehe, denn oft sind beide Geschlechter bald wieder mit anderen Partnern verheiratet. Millionen von Ehen halten sogar 30 Jahre und länger.49

► In nicht wenigen Fällen folgen den hohen Erwartungen von Ehepartnern herbe Enttäuschungen. Deshalb gilt: E h e = Errare humanum est (irren ist menschlich). „Wer im Hafen der Ehe gelandet ist, sollte nie vergessen, dass die Heimat der Liebe das offene Meer ist“ (E. Ferstl). Schon zu Beginn kann man feststellen: „Die Ehe ist ein Zweikampf, der mit Ringen beginnt.“ Dabei ist zu beachten: „Die richtigen Polterabende kommen erst in der Ehe“ (Gräfin Fito). „Die meisten Differenzen in der Ehe beginnen damit, dass eine Frau zu viel redet und ein Mann zu wenig zuhört“ (Sprichwort). Interessant ist: „Pantoffelhelden sind die Kriegsdienstverweigerer der Ehe“ (K. Klages). „Je länger man unverheiratet bleibt, desto rühmlicher ist es“ (G.J. Cäsar). Schlimmer ist die Feststellung: „Die Ehe ist eine Institution zur Lähmung des Geschlechtstriebs“ (G. Benn). Oscar Wilde meint dazu: „Ehe: gegenseitige Freiheitsberaubung im beiderseitigen Einvernehmen.“ Mancher schimpft über seinen Ehepartner: „Wer über den Ehepartner bei anderen klagt, der bricht die Ehe“ (H. Oeser). Die Erfahrung zeigt: „Vor der Heirat hört die Frau dem Mann zu, danach ist es umgekehrt. In der Ehe hören die Nachbarn beiden zu!“ (Sprichwort). „Manche Ehe ist ein Todesurteil, das jahrelang vollstreckt wird“ (A. Strindberg). Makaber: „Von einer Madonna bleibt in der Ehe oft nur das Kreuz übrig“ (F. Beutelrock). Ähnlich schwer wiegt die folgende Erkenntnis: „Wer unglücklich verheiratet ist, hat bereits einen Vorschuss auf die Hölle“ (aus Schweden).

► Synthese: Bekommt jeder wirklich den Partner, den er verdient?50 Wie oben zu lesen ist, machen die Menschen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit der Ehe. Die Entscheidung für eine Ehe muss deshalb sehr gut überlegt sein. „Drumm prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet“ (F. von Schiller). „Es ist besser unglücklich verliebt zu sein als unglücklich verheiratet. Manchen gelingt beides“ (G. de Maupassant). „Einen passenden Partner zu finden, ist vor allem heute ein Griff in die Lostrommel.“* „Glück in der Ehe ist allein eine Sache des Zufalls“ (J. Austen). Ergebnis: „Heirate oder heirate nicht. Du wirst beides bereuen“ (Sokrates). Auch die Ehe hat ihre Ansprüche: „Zur Heirat gehört mehr, als nur vier Beine ins Bett“ (K. Tucholsky). Der Kenner weiß: „In der Ehe muss man eine unaufhörlichen Kampf gegen ein Ungeheuer führen, das alles verschlingt: die Gewohnheit“ (H. de Balzac). Merke: „Das große Geheimnis jeder guten Ehe ist, jeden Unglücksfall als Zwischenfall und keinen Zwischenfall als Unglücksfall zu behandeln“ (H. Nicolson). „Der Zank in der Ehe ist die Schneedecke, unter der sich die Liebe warm hält“ (J. Paul). Außerdem: „Richtig verheiratet ist der Mann erst dann, wenn er jedes Wort versteht, das seine Frau nicht gesagt hat“ (A. Hitchcock).

Wenn der Partner allerdings geht und nicht mehr will, soll man konsequent sein und nicht Dingen nachtrauern, die nicht mehr sind.51 „Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann“ (S. Kierkegaard). Von Kierkegaard stammt auch der Ausspruch: „Man soll nicht immer recht haben wollen.“ „Man darf auch von der Ehe nicht zu viel erwarten und muss es im Leben nehmen, wie es kommt: nach dem Ärger kommen schönere Tage, wo man wieder zufriedener wird! In einer guten Ehe rauft man sich doch immer wieder zusammen.“* Wichtig ist, dass man sich gegenseitig achtet, immer wieder seine Zuneigung zeigt, Probleme gemeinsam löst52 und einen Streit nicht zu eng sieht. Patentrezepte zur Lösung von Streit gibt es aber nicht. Merke zum Schluss: „Eheliche Treue ist unverzichtbar, denn Ehe ist nicht teilbar mit anderen Menschen.“*

2.1.7 Altern

Das Alter des Menschen ist ein Lebensabschnitt zwischen dem mittleren Erwachsenenalter und dem Tod. Das Altern ist ein Prozess, der mit nachlassender Aktivität und körperlichen Problemen verbunden ist, z. B. ab 60 Jahre. Von dem römischen Dichter Ovid stammt der Ausspruch: „Nichts ist schneller als die Jahre.“ „Ich fühle mich nicht alt, weil ich so viele Jahre hinter mit habe, sondern weil nur noch so wenige vor mir liegen“ (E. Kishon). Interessant ist, dass in Deutschland nach einer Meldung vom Februar 2013 schon 17.000 Menschen über 100 Jahre und älter sind, wobei die Tendenz steigernd ist. Die besten Aussichten auf ein langes Leben haben gut ausgebildete Frauen: Heute ist die Zahl der hundertjährigen Frauen knapp viermal so hoch wie die der Männer. Aber nicht jeder erreicht ein hohes Alter. Georg Büchner ist nur 23 Jahre alt geworden: „Ich bin so jung und die Welt ist so alt.“ Gegensatz: Mit 108 Jahren sagte Johannes Heesters: „Ich danke Gott für all die schönen Jahre.“ Die älteste Frau der Welt war Japanerin und 117 Jahre alt. Auch das Alter wird nicht einheitlich beurteilt.

► „Alter bedeutet Erfahrung, Gelassenheit, Einsicht und Erinnerung.“* Dabei gilt: „Ewig bleiben treu die Alten“ (J. von Eichendorff). „Die Würde ist die Sonne des Alters“ (aus Persien). „Gütige Herzen altern nie“ (N. Tommassen). Und es gilt bis heute: „Die Pension ist die begehrteste Alterserscheinung“ (W. Weidner). „Dem Alter ist mit Respekt und Ehrerbietung zu begegnen.“* Im Grunde haben die Menschen nur zwei Wünsche: „Alt zu werden und dabei jung zu bleiben“ (P. Bamm). Altern wird zur Aufgabe: „Älter werden ist eine Lebensaufgabe“ (H. Lahm). „Falten im Gesicht sind die Seiten des Lebensbuches“ (H. Lahm). In ihm haben Geburtstage ihren Stellenwert: „Geburtstage sind Stufen auf der Lebenstreppe“ (H. Lahm). Nicht alle Menschen haben eine lange Lebenstreppe: „Ein langes und erfülltes Leben ist ein Geschenk Gottes“ (unbekannt). „Es ist ein Vorteil des Altwerdens, dass man gegen Hass, Beleidigungen, Verleumdungen gleichgültig wird, während die Empfänglichkeit für Liebe und Wohlwollen stärker wird“ (O. von Bismarck). Hinzu kommt: „Das Alter hat zwei große Vorteile. Die Zähne tun nicht mehr weh und man hört nicht mehr als das dumme Zeug, das ringsum gesagt wird“ (G.B. Shaw).

► Demgegenüber sollten wir nie vergessen: „Alter schützt vor Torheit nicht“ (J. Bosshart). Kaum zu glauben: „Mancher gesittete Herr träumt von seinen Flegeljahren“ (B. Fuchs). Andererseits hat die Realität gezeigt: „Wer schon in jungen Jahren maximalen Erfolg hat, wird selten alt.“* Wer sehr alt werden will, sollte wissen: „Das Alter verklärt oder versteinert“ (M. von Ebner-Eschenbach). „Das Alter ist ein Tyrann, der bei Lebensstrafe alle Vergnügungen der Jugend verbietet“ (F. de La Rochefoucauld). „Das ist des Alters Los auf Erden, dass alle Rechte zu Pflichten werden“ (P. von Heyse). Im Alter lassen Gesundheit, Mobilität, Stabilität, Zeugungsfähigkeit und Sinnesleistung nach.53 Und etwas sarkastisch: „Die Rente mit 67 gibt endlich auch den Menschen mit weniger gefährlichen Berufen die Chance, bei der Arbeit zu sterben“ (S. Sarek).

Etwas makaber ist: „Alt ist man dann, wenn man nicht mehr zusammen mit seinen Zähnen schläft“ (E. Petrucci). Und: „Wer zu früh geht, den bestraft die Rente“ (K. Karius). „Je höher die Lebenserwartung, desto weniger darf man vom Leben erwarten“ (G. Kocher). Im Alter wird alles schwerer: „Selbst das Laster wird zur Last“ (W. Puzicha). „Das Alter, das man haben möchte, verdirbt das Alter, das man hat“ (P. Bamm). „Je bösartiger ein Leben geführt wurde, umso größer ist das Selbstmitleid im Alter“ (E. Klepgen). Zum Nachdenken: „Wir alten Männer sind gefährlich, weil wir keine Angst mehr vor der Zukunft haben“ (P. Ustinow). Manche wollen für immer jung sein: „Schrecklich, wenn ein Mensch nicht alt werden kann, schrecklich für ihn und für die anderen“ (W. Pfleiderer). Für das Alter trifft zu: „Ich bin nicht mehr Ich, Du bist nicht mehr Du, Wir sind nicht mehr Wir. Er ist nicht mehr Er, das macht mir das Alter schwer.“*

 

► Zusammenfassend gilt für das Alter: „Vorbei sind Kraft und Lust und Schönheit der Jugend. Geblieben sind: Erfahrung, Erinnerung und Tugend“ (G. Schäfer). Und vor allem: „Jahre sollte man nicht zählen, sondern erleben“ (O. Stock). Mit zunehmendem Alter tritt ein Leistungswandel ein: Die Erfahrung nimmt zu und die Körperkräfte nehmen ab (U. Lehr)54. „Mit dem Alter nimmt man an Torheit und Weisheit zu“ (F. de la Rochefoucaould). Was heißt alt werden? Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird (W. Mitsch). „Das Schöne im Alter ist, etwas sein zu dürfen, ohne etwas werden zu müssen“ (E. Reinhardt). „Man sollte in Würde alt werden“ (S.B. Nuland) und das Leben nehmen wie es ist: „Nichts macht schneller alt als der immer vorschwebende Gedanke, dass man älter wird“ (G.C. Lichtenberg). Ab 75 Jahren ist jedes Jahr ein Geschenk Gottes! Aus Spanien stammt die Weisheit: „Wenn du sehr alt werden willst, dann musst du beizeiten anfangen.“ Denn: „Ein ausschweifendes Leben verkürzt das Alter.“* „Im Alter zahlen wir die Rechnung für unsere Jugendsünden.“55

J. Knittel meint: „Alt ist man dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft.“ Marie von Ebner-Eschenbach: „Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.“ Auch: „Die gute alte Zeit ist eine rückwärts gerichtete Utopie“ (unbekannt). „Mit zunehmendem Alter ist es wichtig, dass sich der Mensch körperlich bewegt.“* Übrigens: „Zwischen jung und alt liegen manchmal nur wenige Minuten“ (H. Lahm). Eigentlich nicht ganz verständlich ist: „Lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch“ (J.N. Nestroy). Wie unterscheiden sich Alter und Jugend? „Das Alter wägt, die Jugend wagt“ (E.B.S. Raupach). „Früher lebte man kürzer – dafür stirbt man heute länger“ (H. Stein).

Der begnadete Schauspieler J. Fuchsberger sagte: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“ Jahrelang kam er mit 3 - 4 Stunden Schlaf aus, war 60 Jahre lang Kettenraucher und hatte mit 75 Jahren drei Bypässe, vier Stents und einen Herzschrittmacher.56 Auf die Frage, wie er seinen Tag verbringe, sagte er einmal: „Ich stehe auf und hole mir die Zeitung, schlage zuerst die Todesanzeigen auf, lese sie aufmerksam durch – wenn ich nicht drinstehe – ziehe ich mich an!“57 Der Rennfahrer J.M. Fangio stellt etwas makaber fest: „Eines der besten Mittel gegen das Altwerden ist das Dösen am Steuer eines fahrenden Autos.“ Was ist für ältere Menschen wichtig? „Kein älterer Mensch darf davon ausgehen, dass er im Alter seine verdiente Ruhe hat!“* Schaut ein älterer Mensch in die Zukunft, sollte er das Alter mit Stil, Gelassenheit und Engagement zu bewältigen suchen.58 „Altersbeschwerden sind ein dezenter Hinweis der Natur, sein Leben zu ordnen und sich auf einen Abschied vorzuberieten“ (K.W. Dickhöfer). Zum Schluss: „Wer zufrieden stirbt, dem kann es nah dem Tode nicht mehr besser gehen“ (G. Brand).

2.1.8 Sterben

Das Sterben (Exitus) ist das Erlöschen der Organfunktionen eines Lebewesens, das unmittelbar zu seinem Tod führt. Der Sterbevorgang ist der Übergang vom Leben zum Tod. Dazu gibt es vier unterschiedliche Grundhaltungen:

▪ Der Tod ist das endgültige Ende der Existenz eines Lebewesens.

▪ Der Tod ist nur eine Phase, die zu einem neuen Leben führt (Reinkarnation).

▪ Der Tod ist der Übergang in einen anderen Seinszustand (Auferstehung, Unsterblichkeit).

▪ Leben und Tod sind indifferent.

Sterben ist einerseits etwas Normales, andererseits ist es hart. Der Tod wirkt auf den Menschen Angst einflößend und furchtbar.59 „Manch einer arbeitet so eifrig für seinen Lebensabend, dass er ihn gar nicht mehr erlebt“ (M.M. Ronner). „Mitunter kommt mit dem Tod des Menschen seine Anerkennung.“* M. Luther stellt fest: „Der Tod ist eigentlich nur die Angst vor dem Tod.“ Es gilt auch der Rat: „Nimm dir Zeit, sonst nimmt sie dich mit der Zeit“ (A. Marti). Das Sterben und der Tod werden unterschiedlich gesehen:

► „Der hat die Weisheit erfasst, der ebenso sorglos stirbt, wie er geboren wurde“ (Seneca). Hoffnungsvoll klingt: „Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot“ (E. Kant). „Ein schönes Sterben ehrt das ganze Leben“ (aus Italien). Auch: „Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren“ (J.W. von Goethe). Außerdem: „Menschlich zu reden, hat der Tod eine schöne Bestimmung, die daraus besteht, dem Alter ein Ziel zu setzen“ (J. de La Bruyère). Und eine weitere interessante Erkenntnis: „Wer früh stirbt, ist länger im Himmel“ (M. Richter). Mit positiver Wirkung: „Der Tod zahlt alle Schulden“ (Sprichwort). Aber auch: „Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient es nicht zu leben“ (M. Luther King). „In den meisten Fällen ist die Todesursache eines Menschen sein Leben“ (Voltaire). „Wir müssen immer lernen, zuletzt auch noch sterben lernen“ (M. von Ebner-Eschenbach). Ist sterben schwierig? „Sterben kann gar nicht so schwer sein – bisher hat es noch jeder geschafft“ (N. Mailer). Zum Schluss: „Am Ende unseres Lebens werden wir an unseren Taten gemessen, nicht an Titeln.“*

► Sterben ist nicht einfach: „Das Schlimmste an der Trennung ist der endgültige Abschied“ (G. Donat). „Es ist hart zu leben, aber härter ist es noch zu sterben“ (aus Albanien). Mehrdeutig ist: „Sterben ist das Letzte“ (Horaz). „Nicht der Tod, sondern das Sterben beunruhigt mich“ (M. de Montaigne): „Des Todes Schmerz liegt in der Vorstellung“ (W. Shakespeare). Und: „Geboren wird immer zu zweit. Gestorben wird immer allein“ (W.J. Reus). Der Tod ist nicht wählerisch: „Er nimmt sogar die Kranken“ (L. Peppel). Die letzten Worte von J.A. Mozart waren: „Der Geschmack des Todes ist auf meiner Zunge. Ich fühle etwas, was nicht von dieser Welt ist.“ Und mehrdeutig ist: „Wenn du im Sarg liegst, dann hat man dich das letzte Mal reingelegt“ (unbekannt). Auch: „Von der Wiege bis zur Bahre, nichts als Schwindel all’ die Jahre“ (U. Erckenberecht). Am Ende mit Humor: „Auch die besessensten Vegetarier beißen nicht gern ins Gras“ (J. Ringelnatz).

► Zusammenfassend erkennen wir: „Alles Irdische ist vergänglich“ (J.V. von Scheffel). Und: „Jedem ist seine Zeit zugewiesen“ (Vergil). „Es gibt kein Leben ohne Sterben. Für die meisten Menschen ist die Weiterexistenz nach dem Tode höchst unwahrscheinlich.“* Aber: Wenn der Tod des Menschen das Ende von allem ist, dann verliert das Leben gewissermaßen seinen Sinn. In der Religion wird deshalb auf die Unsterblichkeit der Seele als immaterielle Gegebenheit hingewiesen. „Menschen, die wir lieben, leben in uns weiter, auch wenn sie gestorben sind.“* Und es gilt außerdem: „Über Tote soll man nur Gutes reden“ (Diogenes). Das Wesen des Todes ist schwierig zu erfassen: „Wir verstehen das Leben nicht. Wie sollen wir dann das Wesen des Todes erfassen?“ (Konfuzius). Auch: „Wenn man wirklich alt ist, dann wünscht man sich den Tod“ (A. Strindberg). „Das Leben liegt in unserer Hand, das Sterben in der Regel nicht!“* „Gute Christen sterben nicht, sie gehen täglich einen Schritt weiter ins Paradies“ (J. Baptist M. Vianney). J.C.F. Hölderlin, der es im Leben nicht einfach hatte, sagte: „Wir sterben, um zu leben.“ Und es gilt auch: „Wer den Tod akzeptiert, der respektiert das Leben“ (J. Vogt). Zum Schluss: „Das Festhalten am Leben ist nur die Angst vor dem, was danach kommt“ (D. Wieser).

2.1.9 Leben nach dem Tode?

Viele Diskussionen entzünden sich an der religiösen Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gibt – oder nicht.60 Es gibt einige Berichte von Menschen, die ihre individuellen Erfahrungen in der Nähe des Todes an die Nachwelt weitergegeben haben. Dazu gibt es Stichworte, wie z. B. „Verlassen des eigenen Körpers“, „Begegnung mit Toten“ und „Rückschau auf das eigene Leben“. Diese Einzelerlebnisse wurden als Totenbettvisionen von Menschen reflektiert, die in lebensgefährliche Situationen geraten sind, diese auch für ihre Umwelt überraschend überlebt haben. So berichtet ein neunjähriges Mädchen61 ,das während einer Operation in Todesnähe geriet, denn ihr Herz hörte auf zu schlagen: „Ich war oben an der Decke und schaute von oben herunter“, dann: „… Später ging ich durch einen Tunnel und kam in den Himmel. Der Tunnel war sehr lang und sehr dunkel. Am Ende war ein Licht!“ Das Mädchen kam dann wieder zu Bewusstsein.

Weder bei Pflanzen noch bei Lebewesen gibt es ein Leben ohne Sterben.62 Ist die Seele des Menschen unsterblich? Nicht nur die Atheisten, sondern auch viele andere Menschen lehnen die These von einem Leben nach dem Tode ab. Für die meisten Menschen ist die Weiterexistenz nach dem Tode höchst unwahrscheinlich, weil Beweise für ein Weiterleben fehlen: „Doch hinter dem Sterben wurde noch keiner als anwesend gesehen, es sei denn als Leiche.“63 Wenn der Tod des Menschen das Ende von allem ist, dann verliert das Leben gewissermaßen seinen Sinn. In der Religion wird deshalb auf die Unsterblichkeit der Seele als immaterieller Gegebenheit hingewiesen, welche die durch das Leben und darüber hinaus beständige Identität, Einmaligkeit64 und Einzigartigkeit eines jeden Menschen ausmacht.65 Da wir davon ausgehen, dass das Leben nicht sinnlos sein kann, gibt es wohl ein Leben nach dem Tode. Wir können uns allerdings nur auf den Glauben berufen66, weil Nachweise für eine solche Behauptung nicht existieren.67 Wahrscheinlich ist: „Es gibt ein Weiterleben nach dem Tode: nämlich auf dem Grabstein. So leben wir dann in der Realität weiter.“*

Ob es für uns ein Weiterleben nach dem Tode gibt oder nicht: „Das Dasein jetzt und hier ist auf jeden Fall als sinnvoll zu interpretieren und möglichst aktiv zu durchleben.“*68 Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich sondern auch kaum lebensfähig.69 Als Folgen der Sinnlosigkeit des Lebens können Gewalt, Depressionen, Drogensucht, Respektlosigkeit, ohne Perspektive in den Tag hineinleben und Desinteresse bis zur Wertlosigkeit des eigenen Ichs genannt werden.70 Es gilt festzuhalten, dass kein Mensch umsonst gelebt hat: „Jeder Mensch hat – so wie er ist – seine Daseinsberechtigung.“* Das sollten wir einfach akzeptieren und als Christen entsprechend handeln, ohne zu verurteilen. Eine ganz andere Lösung bot ein kluger Kopf, der im Fernsehen gefragt wurde, ob es ein Weiterleben nach dem Tode gebe und er die für alle überraschende Antwort parat hatte: „Ja, wenn ich gestorben bin, geht das Leben weiter! Nach dem Englischen Philosophien Julian Baggini wird das letzte Wort zum Thema „Sinn des Lebens“ nie gesprochen werden. Der Mensch sollte sich aber auf der Basis der angebotenen Möglichkeiten entscheiden, was er eigentlich selbst will:71

 

„Man kann nicht für alle Möglichkeiten gleich offen sein, weil man sonst am Ende überhaupt nichts mehr glaubt. Und trotzdem muss man Entscheidungen treffen, welche Richtung das eigene Leben nehmen soll. Daran ist nicht zu rütteln“

(J. Baggini)

Sich entscheiden muss er wohl schon deshalb, weil jeder einzelne Mensch sichergehen muss, dass er die richtigen Fragen stellt und befriedigende Antworten darauf findet. Nach der Auffassung von Baggini ist die Suche nach dem Sinn des Lebens bzw. nach dem Sinn des Daseins72 ihrem Wesen nach subjektiv.73 Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg selbst finden.74 Anselm Grün hat das sehr treffend einmal so ausgedrückt: „Ich bin auf der Welt, um das einmalige Leben, das mir Gott geschenkt hat, zu leben … Ich finde meinen Sinn, wenn ich meine persönliche Lebensspur in diese Welt eingrabe.“75