Gärten des Jahres 2021

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

LAGE DES GARTENS

Region Bergstraße, Baden-Württemberg

GRÖSSE DES GARTENS

850 m2

PLANUNGSBÜRO

KEPOS Gartenarchitektur – Carola Dittrich

AUSFÜHRUNG

Johannes Willnauer

FOTOGRAFIE

Fernando Fath


„Das milde Klima der badischen Bergstraße prägt die mediterrane Pflanzung und Atmosphäre des Gartens. Durch die großen Staudenflächen am Hang und in den weiteren Pflanzflächen verändert der Garten über das Jahr hinweg mehrfach sein Erscheinungsbild.“

CAROLA DITTRICH


PLAN

1Spielhof überdacht

2Weg vom Spielhof zur Terrasse West

3Gräserhang

4Sitzplatz mit Feuerschale

5Schwimmbad

6Spielhaus

Hennings Gartenbau
Seeblicke


Die Treppe führt auf die letzte Ebene mit einer flächigen Bepflanzung aus Ball- und Strauch-Hortensien.

Einst verlief hier am Ratzeburger See im Südosten Schleswig-Holsteins die innerdeutsche Grenze. Das flache östliche Ufer gehörte zur damaligen DDR, die westliche Seite mit ihren steilen Böschungen zur Bundesrepublik. Heute zählt das Gebiet zum Naturpark Lauenburgische Seen, das für seine abwechslungsreiche Landschaft aus Hügeln, Wäldern, Feuchtgebieten und zahlreichen Seen bekannt ist. Dieses Grundstück liegt auf der böschungsreichen Westseite: Vom oberen Garten mit dem Wohnhaus sind es ganze 15 Meter Höhenunterschied bis zur unteren Ebene – eine für Holstein ungewöhnlich steile Hanglage.


Edel: Das Kleinpflaster ist aus Muschelkalk, die Natursteinmauer passend dazu aus Muschelkalk-Blocksteinen.

Backhaus auf der oberen Gartenebene mit Crateagus monogyna als Solitär, Buddleja davidii und Lavandula angustifolia 'Little Lady'


Weitläufige Rasenfläche auf der zweiten Ebene; im Bildvordergrund ein Cornus kousa


Da der Garten vor allem in den Sommermonaten genutzt wird, liegt der Blüh-Höhepunkt im Sommer.

Dafür kann man von hier oben weite Teile des Sees überblicken. Versteht sich von selbst, dass Gärtnermeister Torsten Hennings diese Perspektive hervorgehoben hat. Es ging aber nicht nur um den schönen Seeblick: Denn ursprünglich waren dies einmal zwei lange, schmale Nachbargrundstücke, die zu einem Garten zusammengefügt wurden. Auf dem neu erworbenen Grundstücksteil wurde ein Backhaus errichtet, ein moderner Bau mit vollständig verglasten Frontseiten. Dieses neue Gebäude galt es, in den Garten zu integrieren.

Zunächst wurde der Hang in verschiedene Ebenen terrassiert: Im unteren Teil gestaltete Torsten Hennings organische Hänge, die mithilfe invasiver Stauden wie etwa Flachem Kaukasus-Beinwell (Symphytum grandiflorum) und ähnlich stark wachsenden, gut bodengreifenden Arten stabilisiert werden. Dort, wo die Räume kleiner werden oder Terrassen und feste Flächen angeschlossen sind, übernehmen kunstvoll aufgeschichtete Trockenmauern diese Aufgabe. Im oberen Garten am Wohnhaus sind sie einem Friesenwall aus runden Findlingen und regionalem Geröll nachempfunden. Den Bereich um das neue Backhaus terrassieren dagegen Muschelkalk-Blocksteine, welche die strenge Geometrie des Gebäudes aufnehmen. Die Natursteinmauern binden das moderne Bauwerk zusammen mit den Schirmgehölzen in den Garten ein. Für diese Aufgabe hat Torsten Hennings Kornelkirsche (Cornus mas) und Eingriffeligen Weißdorn (Crataegus monogyna) gewählt, robuste Wildgehölze, die Trockenheit vertragen und Insekten und Vögeln Nahrung bieten. Da der Bau auch für Seminare und Lehrgänge genutzt wird, umgeben ihn große Freiflächen. „Entscheidend war, dass wegen der zunehmenden Starkregen-Ereignisse nicht mehr Wege und Flächen versiegelt werden als unbedingt nötig“, betont Torsten Hennings. Daher hat er mit einer wassergebundenen Wegedecke aus Sabalith gearbeitet und die Sitzflächen offen gepflastert, sodass auch sie Wasser aufnehmen können. Die tragfähigen Wegedecken speichern das Regenwasser und geben es sukzessive an den Untergrund ab. So waren keine zusätzlichen Entwässerungseinrichtungen am Backhaus nötig.

Um die Gartenteile zu einer Einheit verschmelzen zu lassen, wurde die Bepflanzung grundstücksübergreifend neu gestaltet. Im oberen Garten am Wohnhaus bilden Staudenpflanzungen bereits dichte Bestände. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Sommermonaten, da der Garten vor allem in der warmen Jahreszeit genutzt wird: Ab Mitte Juni bis in den Spätsommer bieten Roter und Weißblühender Sonnenhut (Echinacea purpurea 'Magnus' bzw. 'Alba'), Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Hoher Staudenphlox (Phlox paniculata-Hybriden) und Pracht-Salbei (Salvia patens 'Royal Blue') mit ihrem Blütenschmuck das Bild des üppigen Sommergartens – inklusive dem dazugehörigen Insektenleben. Rispen-Hortensien begleiten als durchgängiges Element im vegetativen Bereich den gesamten Garten von der unteren bis zur oberen Ebene. Sie werden u. a. mit Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum 'Ingwersens Variety') kombiniert. „Es ist eine an den Landstrich angepasste Vegetation – auf große Exoten haben wir bewusst verzichtet“, sagt Torsten Hennings. Bei der Gestaltung wurde innerhalb des Gartens wert auf Transparenz gelegt. Und – besonders wichtig bei dieser Lage: Von allen Sitzplätzen kann man nun einen weiten Blick über große Teile des Ratzeburger Sees genießen.

LAGE DES GARTENS

Pogeez, Schleswig-Holstein

GRÖSSE DES GARTENS

2600 m2

PLANUNGSBÜRO

Hennings Gartenbau

AUSFÜHRUNG

Hennings Gartenbau

FOTOGRAFIE

Gary Rogers


„Von der Straße ist der Garten kaum einsehbar. Innerhalb des Gartens besteht jedoch Transparenz. Alle Sitzplätze bieten einen weiten Blick auf den See.“

TORSTEN HENNINGS


PLAN

1Backhaus

2Carport

3Auffahrt

4Natursteinmauern

5robuste Wildgehölze

Ingo Sperling Exclusiv-Gestaltung
Der Jahrhundert-Garten


Romantischer Platz unterm Apfelbaum: Ein alter Springbrunnen wurde mit einem gemauerten Becken aus Ruhrsandstein wieder in Szene gesetzt.

Man könnte meinen, dieser verwunschene Garten wäre nahezu ebenso alt wie die schnörkellose Villa aus dem Jahre 1906. Die großen Gehölze, der alte Brunnen und der regionale Ruhrsandstein mit seiner Patina schaffen diese perfekte Illusion. Wohnhaus und Garten fügen sich zu einem harmonischen Bild, das jedoch erst seit zwei Jahren so existiert.

Sitzplatz am Schwimmteich mit Wasserfall und lichtem Miniaturwald aus uralten Rhododendren

Begehbar: Das zentrale quadratische Hochbeet mit dem 7 m hohen Cornus kousa chinensis wird von zwei L-förmigen Hochbeeten umrahmt.


Ein mit Teppichstauden bepflanzter Trittplattenweg führt durch die Hochbeet-Anlage.

 

Der „Lorbeerwald“ geht in eine Stauden- und Graslandschaft über.

Vor der Umgestaltung bestand das Grundstück, einmal abgesehen von der hundertjährigen Rhododendron-Gruppe, überwiegend aus einer abschüssigen Rasenfläche und wurde bis auf das Gewächshaus kaum genutzt. Nun sollte das ungeliebte Grün aber an den Garten von einst in Südfrankreich mit Gemüse, Kräutern, wilden Stauden und altem Baumbestand erinnern. „Dieses Flair wünschten sich die Auftraggeber zurück. Sinnliche Eindrücke wie riechen, schmecken und fühlen waren Kernthemen. Insekten, Vögel und Kleintiere sollten sich hier heimisch fühlen“, beschreibt Gartengestalter Ingo Sperling seine Aufgabe.

Nahe am Haus entstand ein Schwimmteich mit Holzdeck, aufwendig gestaltet aus Sandsteinmauern, Felsen und Blockstufen. Wild und verwunschen wirkt dieser Teil, nicht zuletzt dank der hundertjährigen Rhododendron-Gruppe, die zu einem lichten Mangroven-ähnlichen Miniaturwald am Ufer umgestaltet wurde. Durch den gezielten Einsatz von Licht wird diese verwunschene Atmosphäre noch unterstrichen. Das Plätschern des Wasserfalles übertönt Verkehrsgeräusche, sodass der Eindruck einer Waldlichtung mit Blaubeeren, Walderdbeeren und immergrünen Farnen nicht getrübt wird. „Es geht immer auch ein bisschen darum, Natur auf engem Raum zu imitieren“, findet Ingo Sperling. Dieser Waldcharakter wird im unteren Bereich des Hangs mit den alten aufgeasteten Portugiesischen Lorbeergehölzen wieder aufgenommen. Die Bepflanzung geht beim Feuerplatz in eine Stauden- und Graslandschaft über, welche von drei urigen Sicheltannen (Cryptomeria japonica) akzentuiert wird. Das Pflanzenbild darf dabei ruhig ein bisschen wild sein, das ist gewollt und passt zur Gestaltung.

Zwischen dem oberen Bereich und dem bisher kaum genutzten Hang wurde ein fließender Übergang geschaffen. „In diesem abschüssig zu einer Verkehrskreuzung gelegenen Teil hatten die Kunden das Gefühl, aus ihrem Garten 'herauszufallen'. Außerdem gab es keinen Sichtschutz“, berichtet Ingo Sperling. Also wurde der Hang mit organisch geformten Natursteinmauern terrassiert. Eine begehbare Hochbeetanlage für Kräuter und Gemüse befindet sich nun im Zentrum, bestehend aus einem quadratischen Hochbeet mit einem 7 Meter hohen Chinesischen Blumenhartriegel (Cornus kousa chinensis) und einem Rahmen aus zwei L-förmigen Hochbeeten. Dort hindurch führt ein Trittplattenweg inmitten von Stauden.

Um dem Garten einen geschützten Charakter zu geben, wurden bis zu 8 Meter hohe Gehölze zur Straße hin gepflanzt. „Dadurch werden die Sichtachsen schon aus der oberen Ebene des Gartens auf die weniger attraktiven Ausblicke gebrochen“, erklärt Ingo Sperling. Gleichzeitig schaffen die Bäume und Sträucher fließende Übergänge zur Umgebung, sodass die Anlage weitläufiger wirkt als sie eigentlich ist. Das Flair des südfranzösischen Gartens konnte so auch mit zur Witterung passenden Pflanzen umgesetzt werden und besticht durch seinen ganz eigenen Charme. „Unser Fernweh wurde zu Heimweh“ – dieses Gefühl der Auftraggeber ist ein schönes Kompliment an den Gartengestalter.

LAGE DES GARTENS

Bergisches Land, Nordrhein-Westfalen

GRÖSSE DE SGARTENS

1.100 m2

PLANUNGSBÜRO

Ingo Sperling Exclusiv-Gestaltung

AUSFÜHRUNG

Ingo Sperling Exclusiv-Gestaltung

FOTOGRAFIE

Ingo Sperling


„Aus einem langweiligen, ungeliebten Garten entstand eine Landschaft, die bereits nach anderthalb Jahren so wirkt, als hätte sie, ähnlich wie das Haus, eine hundertjährige Vergangenheit.“

INGO SPERLING


PLAN

1Wohnhaus

2Schwimmteich mit Wasserkaskade

3Springbrunnen

4Sandsteinmauern

5Hochbeetanlage

6Feuerplatz aus Sandsteinfels

Stefanie Ihnow Potsdamer Gartengestaltung GmbH
Wertvollen Lebensraum schaffen


Dieser luftig-leichte Garten punktet in Sachen Ästhetik ebenso wie beim Thema Nachhaltigkeit.

"Wenn wir bauen, dann mit möglichst geringem ökologischen Fußabdruck" – so lautete die Devise der Auftraggeber im Hinblick auf ihren Neubau, ein Holz-Lehmhaus. Die gleiche Zielvorgabe galt auch beim Garten: möglichst naturnah, doch ohne Abstriche an die Gestaltung. Nachhaltigkeit als wichtiges Ziel bei der Anlage eines Gartens – das ist bisher wohl eher die Ausnahme. Und so freute sich Landschaftsarchitektin Stefanie Ihnow über die besondere Aufgabe, einen lebendigen Naturgarten gestalten zu dürfen, der gleichzeitig ästhetischen Ansprüchen genügt.


Sonniger Sitzplatz am Livingpool mit einem Bodenbelag aus Thüringer Sandstein

Sitzplatz inmitten der wilden Wiese


Im Winter wurde die noch junge Pflanzung mit Stroh gemulcht. Das kam neben der Fauna auch der Bodengesundheit zugute.


Vielfalt ist Trumpf: Der Pool ist in eine insektenfreundliche Stauden- und Gräserbepflanzung, Kiesbeete, Rasen und Wiesen eingebettet.

Zwar machte vor allem der Bau eines Livingpools Eingriffe nötig, diese wurden jedoch anderweitig großzügig ausgeglichen. „Die Eingriffe sollten möglichst minimal gehalten und auf dem eigenen Grundstück ausgeglichen werden – eine Art private Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung“, erklärt Stefanie Ihnow. So wurde etwa die Bepflanzung danach ausgesucht, ob sie Insekten, Kleinsäugern und Vögeln Nahrung, aber auch Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeiten bietet. Bei der Materialauswahl spielte deren Umweltbilanz, ihre Transportwege und der Anfall von Verpackungsmüll eine Rolle.

Ebenso konsequent wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit auf die Gestaltung übertragen. Der Garten ist nach dem Vorbild der Permakultur in Zonen unterschiedlicher gärtnerischer Intensität eingeteilt: In Hausnähe liegen die intensiven Bereiche mit Blütenstauden wie Ziersalbei (Salvia nemorosa 'Rosakönigin'), Duftnesseln (Agastache rugosa-Hybride 'Black Adder') oder Kugeldisteln 'Veitch´s Blue' (Echinops ritro), die gepflegt und nur bei höchster Trockenheit gewässert werden. Der Livingpool vor dem Haus mit Holzterrasse und dem umlaufenden Holzdeck aus regionalem Thermo-Buchenholz ist in eine üppige, insektenfreundliche Bepflanzung eingebettet. Hier dominieren trockenheitsverträgliche Arten wie Herz-Zittergras (Briza media), Astlose Graslilie (Anthericum liliago), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) und Polster-Schleierkraut (Gypsophila repens) die Beete, die mit Kies, Findlingen und Wurzeln zu einem Refugium für Eidechsen und andere wärmeliebende Arten gestaltet wurden. Mit zunehmender Entfernung vom Haus wird die Nutzung extensiver. Wiesenflächen aus ökologischem Saatgut, frei wachsende Hecken und eine Vielfalt von Bäumen sorgen für weitere wertvolle Strukturen, welche die Biodiversität erhöhen. Auch wilde Ecken mit Totholz und Bereiche mit offenen Böden sind wertvolle Lebensräume und passen durchaus in gestaltete Gärten. „Die rückwärtigen Bereiche blieben unangetastet und wild. Wiese, freie Hecken und Pavillons wurden mit Mahdwegen zu freien Formen verbunden, Pflanzflächen erweitert, neue Wiesen und Hecken angelegt“, berichtet Stefanie Ihnow. Mit einfachen Mahdwegen sind auch die verschiedenen Sitzplätze miteinander verbunden, mehr ist nicht nötig.

Dank des vielfältigen Pflanzenlebens, der natürlichen Baumaterialien und der strukturreichen, extensiven Flächen finden Vögel, Säugetiere und Insekten in diesem Garten Nahrung und Lebensraum – eine Kostbarkeit, die in der ausgeräumten deutschen Agrarlandschaft so selten geworden ist. Und das Beste daran: Dieser strukturierte, luftig-leichte Naturgarten punktet ebenso in Sachen Ästhetik und beweist, dass ein Pool-Garten auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit optisch absolut ansprechend sein kann.

LAGE DES GARTENS

Havelland, Brandenburg

GRÖSSE DES GARTENS

2200 m2

PLANUNGSBÜRO

Stefanie Ihnow Potsdamer Gartengestaltung GmbH

AUSFÜHRUNG

Potsdamer Gartengestaltung GmbH

FOTOGRAFIE

Meike Engels


„Es ging primär darum, den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten und dabei einen ästhetischen Garten zu gestalten, weniger um die Kosten oder die Pflege.“

STEFANIE IHNOW


PLAN

1Wohnhaus

2Livingpool

3Terrasse

4Staudenbeet

5Wiese mit Mahdwegen

6freiwachsende Hecke

Jürgen Kirchner Wasser + Garten
Dem Ideal einer Landschaft nachempfunden


Kiesweg zum kleinen Sitzplatz, begleitet von kissenförmigen Azaleen und pittoresken Japanischen Fächerahornen

Jürgen Kirchner ist fasziniert von der Ästhetik japanischer Gärten und beschäftigt sich schon lange mit dieser Gartenform. Besonders bewundert er den japanischen Architekten Shunmyo Masuno, ein Mann mit großer Ausstrahlung und ureigener Kreativität, der jährlich nur etwa ein bis zwei Gartenprojekte übernimmt, um sich dann wieder in die Stille des Klosters zurückzuziehen.

Besonderheit: Der Teich teilt sich in einen Natur-Pool und in einen Koi-Teich. Rechts im Bild: Mädchen-Kiefer als Bonsai im Naturstein.

In sich geschlossene Welt: Den Japangarten betritt man durch ein Tor aus Zedernholz mit Muschelkalk-Balken und Muschelkalk-Säulen.


Mädchen-Kiefer (Pinus pentaphylla) im Frühjahr

 

Original aus Japan: Eine Steinlaterne aus Lavagestein akzentuiert das Ufer des Teiches.

„Gut gemachte Japangärten vermitteln Ruhe und Harmonie, sie sind zeitlos schön und vielfältiger als man gemeinhin glaubt. Den 'Japangarten' schlechthin gibt es nicht, sondern eine Fülle von japanischen Gartenformen, die durchaus auch ein modernes Gepräge haben können“, erklärt Jürgen Kirchner. Die ostasiatische Gartenkunst ist nur eine Facette seines Schaffens; der Gartengestalter aus dem Taunus widmet sich vor allem dem Bau technisch durchdachter und ästhetisch anspruchsvoll gestalteter Wassergärten – ob Schwimmteich, Pool oder Koi-Teich. Über den Bau solcher Koi-Teiche kam er zur Gartenkultur aus Fernost: „Koi-Teiche sind wie große Aquarien mit sehr guter Filtertechnik, sollten aber einen hohen ästhetischen Anspruch erfüllen. Bei mir steht der Garten im Vordergrund, die Kois sind nur das i-Tüpfelchen.“

In seinem eigenen Japangarten konnte er diesen Anspruch einmal ohne jegliche Kompromisse umsetzen. Es ist ein in sich geschlossener Garten („enclosed garden“), den man durch ein Tor aus duftendem Zedernholz betritt, um dann in eine Atmosphäre absoluter Ruhe und Harmonie einzutauchen, in eine Landschaft, die von einem Teich mit steinerner Brücke, Felsen, einem kleinen Wasserfall und charaktervollen Gehölzen geformt wird. Der Teich bietet eine Besonderheit: Er teilt sich in einen separat gefilterten Natur-Pool mit moderner Schwimmbad-Technik und in einen Koi-Teich mit eigener biologischer Filtertechnik. Diese beiden Bereiche sind durch eine Mauer unter der Brücke getrennt, wirken aber wie eine einzige kristallklare Wasserfläche.

Pittoreske Japanische Fächerahorne (u. a. Acer palmatum 'Katsura', 'Osakazuki') und kissenförmige Azaleen (u. a. 'Purple Splendour', 'Satsuki') bilden zusammen mit Eiben (Taxus baccata) das Gerüst des Gartens und lassen ihn mit ihren intensiven Farben im Frühjahr und Herbst aufleuchten. Ein besonders wichtiges Gestaltungsmerkmal sind dichte grüne Teppiche mit Moos, am besten Widerton-Moos (Polytrichum commune) oder alternativ auch das Moos mit dem seltsamen Namen Sparriger Runzelbruder (Rhytidiadelphus squarrosus). Moose gibt es mittlerweile auch in vorkultivierten Matten für verschiedene Standorte mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Diese ältesten Landpflanzen sind übrigens echte Überlebenskünstler, die lange Trockenphasen überstehen und auch ruhig einmal braun werden können. „Wenn es dann wieder regnet, sind sie binnen von zwei Stunden erneut grün“, hat Jürgen Kirchner beobachtet. Als Moos-Ersatz verwendet er manchmal auch das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra) in Kombination mit Farnen, die ebensolche ruhigen, grünen Teppiche weben.

Auch die Steinsetzung ist eine Kunst für sich. Einem ausdrucksstarken Stein wird immer ein Stein mit waagrechter Oberfläche entgegengesetzt, um Ruhe zu erzeugen. „Ich suche jeden Stein selbst aus und bin dabei, wenn sie gesetzt werden“, betont der Gartengestalter. Die Findlinge im Garten von Jürgen Kirchner stammen aus einem nahen Steinbruch – es ist heimischer Taunus-Quarzit. Mit zierenden Elementen wie Steinlaternen und Buddhas geht er dagegen äußerst sparsam um. Lediglich eine Steinlaterne aus Lavagestein, ein besonders schönes Original aus Japan, akzentuiert das Ufer des Teiches. Denn ein Japangarten ist eben gerade keine Ansammlung von Ausstattungselementen. Das ginge auf Kosten seiner meditativen Wirkung – und damit wäre er seines beruhigenden Effektes auf den Betrachter beraubt.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?