Gärten des Jahres 2021

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

LAGE DES GARTENS

Schweiz

GRÖSSE DES GARTENS

78 m2

PLANUNGSBÜRO

Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur

AUSFÜHRUNG

Holzbau Wirth AG, Zehnder-Garten GmbH, Luce Elektro AG

FOTOGRAFIE

Terry Frauenfelder, Jan Schelling


„Im gesamten Kontext wirkt die Terrasse so, als wäre sie integriert und Bestandteil der Wohnung. Eine schlichte Gestaltung mit viel Emotionen und Atmosphären. Es ist wahrhaftig die grüne Lunge der Wohnung.“

JAN SCHELLING


PLAN

1Pergola

2Holzbank

3Hecke im Gefäß

4Kleinkroniges Solitärgehölz

5Lounge

Hariyo Freiraumgestaltung GmbH
Kleiner Garten der Vielfalt


Im Zentrum: der Teich, der die Schlauchform des Grundstücks vergessen lässt.

Verspielt, bunt, biodivers – ein Naturgarten wie aus dem Bilderbuch. Und dafür braucht man noch nicht einmal viel Platz: Dieser hier entstand auf einem typischen Handtuch-Grundstück, wie sie in dicht bebauten Gegenden die Regel sind: 10 Meter breit, 27 Meter lang und gegen die Nachbargrundstücke ausgestellt. Dieses grüne Kleinod ist ein schöner Beweis dafür, dass man auch auf kleiner Fläche die Vielfalt der Natur in den eigenen Garten holen kann, statt sich mit einer einfallslosen mit Thujen abgepflanzten Rasenfläche zufriedenzugeben.

Laudatio

Naturgärten erleben seit Jahren einen ungeahnten Aufschwung. Kein Wunder, wird doch der Wunsch nach mehr Natur, und den eigenen Garten auch als Lebensraum für bedrohte Arten zu gestalten, immer häufiger geäußert. Ein Wunsch, der Planer und Gartenanlegende vor eine ganze Reihe Herausforderungen stellt. Für wen wird der Garten vorrangig gestaltet? Für Menschen, Tiere oder beide? Reicht die Fläche aus, um echte Biotope zu schaffen und nicht nur Alibi-Habitate? Und wie schaut es mit der Ästhetik aus? Geröll- und Schutthaufen, Totholzstapel und ein Sammelsurium an Kleinstlebensräumen auf engstem Raum lassen sich nur schwer zu einem attraktiven Gartenbild zusammenfügen.

Hier entstand auf einem kleinen, schmalen Grundstück ein intimer Gartenraum mit Sitzplatz, Mini-Badeteich und einer ansprechenden Bepflanzung. Trotz der geringen Fläche wirkt der Garten nicht überladen. Eine ästhetisch überzeugende und pflegetechnisch beherrschbare Gestaltung mit heimischen Pflanzen verlangt besondere Kenntnisse in Vegetationsökologie und Pflanzensoziologie, da durch die Wuchskraft und den Ausbreitungswillen vieler Arten schnell „wilde Ecken“ entstehen, die weder attraktiv noch gepflegt wirken. Zudem haben viele einheimische Arten ihren Blühhöhepunkt in der ersten Jahreshälfte bis zur Sommermitte, was es schwierig macht, in der zweiten Jahreshälfte ansprechende Gartenbilder zu kreieren. Die Planer von Hariyo haben dies überzeugend gelöst und mit einem Anteil von über 80 % einheimischer Arten und einer klaren Raumaufteilung einen Garten geschaffen, der als Refugium und Freiraum für Menschen dient und einen Lebensraum für Tiere schafft, ohne verwildert und ungepflegt zu wirken. Der konsequente Einsatz natürlicher Materialien und der Verzicht auf bewässerungs- und pflegeintensive Rasenflächen sind beispielhaft für eine naturnahe, ästhetische Gartengestaltung – eine perfekte Symbiose aus Moderne und Ökologie.

Dr. Folko Kullmann

„Was ist das Schwerste von allem? Was dir das Leichteste dünket: Mit den Augen zu sehn, was vor den Augen dir lieget.“

Mit diesem Goethe-Zitat begrüßt unsere diesjährige Preisträgerin die Besucher ihrer Homepage www.marion-nickig.de – und bringt damit die Grundlage ihres täglichen Schaffens auf den Punkt. Marion Nickig studierte Grafik-Design an der Essener Folkwangschule und der Universität GHS Essen und Wuppertal. Seit den 1980er-Jahren werden ihre Fotos in renommierten Garten- und Wohnzeitschriften veröffentlicht, ebenso in Büchern und Kalendern. Sie kann nicht nur einfühlsam fotografieren, ihr Tun ist auch geprägt von großem botanischem Fachwissen, wie man an der exakten Verschlagwortung ihrer Fotos mit Gattungs-, Art- und Sortennamen unschwer erkennen kann.

Um einen Garten zu fotografieren, sind technische Kenntnisse und Fertigkeiten entscheidend – das setzt man bei einem Profi wie Marion Nickig ohnehin voraus. Dazu kommt das richtige Timing: Zu welcher Tageszeit werden die Fotos am besten gemacht? Aber ebenso muss sie eine persönliche Beziehung zu den Gartenbesitzern und deren Refugium aufbauen. Sie muss erspüren, welche Intention dem Garten innewohnt – und diese Intention gilt es zu visualisieren.

Und so besuchen wir gemeinsam mit Marion Nickig dieses grüne Schmuckstück, auch wenn wir selbst nicht dort sein können. Das 2000 m2 große Gartenjuwel liegt in Hamburg-Flottbek inmitten alter hanseatischer Villen in Elbnähe. Geplant und gestaltet wurde es von Anke Mattern aus Steyerberg.

Die Fotografin lädt uns ein, alles bedächtig zu erkunden, zum Beispiel den mäandernden Weg zum hinteren Wohngarten entlang der Nordseite des Hauses. Wir bestaunen die Cortenstahlwand mit Wasserbecken und Wasserfall sowie einen versteckten Sitzplatz mit Designer-Sesseln. Geschickt lenkt sie unseren Blick auf botanische Kostbarkeiten wie den Rotschleierfarn mit seinen kupferroten Blattwedeln. Marion Nickig lässt den Garten in erster Linie durch das Pflanzenerlebnis wirken, was in diesem Fall durch die perfekt eingefangene abendliche Beleuchtung noch unterstützt wird.

Wolfgang Bohlsen


Viel mehr als ein Abfrischbecken: Der Teich ist Blickfang und mit seiner naturnahen Bepflanzung gleichzeitig wertvoller Lebensraum.


Die Bepflanzung verbindet alle Elemente fließend miteinander. Im Bildvordergrund: Verbena bonariensis

Natursteinmauer aus Luserna Gneis im schottischen Verband


Die abwechslungsreiche Struktur macht Lust auf Erkundungsgänge.

Die Vorpflanzung der Sichtschutzelemente lässt diese in den Hintergrund treten und bietet eine biodiverse Bepflanzung.

Fotografenpreis

Nur gute Ideen muss man dafür haben, so wie die Landschaftsarchitektin Anja Gut und der Gartenbautechniker Andreas Dössegger. Die beiden Schweizer Planer gaben dem langgestreckten Grundstück eine abwechslungsreiche Struktur, die Lust auf Erkundung macht. Es entstanden ein großer Nutzgarten, verschiedene Sitzplätze und sogar eine Bademöglichkeit in einem kleinen Naturteich. „Den schmalen Garten in Räume aufzuteilen und dennoch nicht zu überladen, war eine Herausforderung“, sagt Andreas Dössegger. Doch überladen ist hier nichts – im Gegenteil, der Naturgarten wirkt luftig-leicht wie eine Sommerbrise. Sein Herzstück ist der kleine naturnah gestaltete Badeteich, den sich die Familie trotz der überschaubaren Grundstücksgröße wünschte. Dort kann man sich wie in eine Badewanne hineinsetzen und an heißen Tagen abfrischen. „Der sehr kleine Badeteich mit Quellstein und Unterwassersitzmauer ist für uns in dieser Größe einzigartig. Das Badewasser lässt sich mit dem Wasser in einem natürlichen Stillgewässer vergleichen“, erklärt Andreas Dössegger. Ein durchgehender, blickdichter Sichtschutz entlang der langgezogenen Grundstücksgrenzen sorgt dafür, dass man dabei seine Privatsphäre hat. Das schafft gleichzeitig einen klar definierten, in sich geschlossenen Gartenraum. Dabei kommt aber nie das Gefühl von „eingesperrt sein“ auf – dank des Höhenspiels der Bepflanzung vor und an den Sichtschutzwänden, die zudem von Kletterern wie dem robusten Rambler 'Super Dorothy' (Rosa) und dem Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) erobert werden. „Die Vorpflanzung der verschiedenen Sichtschutzelemente lässt diese raffiniert in den Hintergrund treten und bietet eine attraktive, biodiverse und ganzjährig blühende Bepflanzung im Stil einer 'Mini English Border'“, erläutert Andreas Dössegger.

 

Aber natürlich ist der Teich mehr als ein Abfrischbecken für heiße Sommertage. Er ist der Blickfang im Garten und vermittelt immer wieder neue Stimmungsbilder je nach Tages- und Jahreszeit. Mit seiner lebendigen Gestaltung und der vielfältigen Bepflanzung aus Blutweiderich (Lythrum salicaria), Breitblättrigem Froschlöffel (Alisma plan tagoaquatica), Gewöhnlichem Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Seerose 'James Brydon' (Nymphaea) und Zyperngras (Cyperus longus) ist er gleichzeitig ein wertvolles kleines Ökosystem.

Einen Blickfang in der Vertikalen bieten die Sitzmauer, eine Trockenmauer aus Luserna Gneis und die mehrstämmige Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), die als Solitär eine gute Figur macht. Überhaupt ist die artenreiche Bepflanzung das Rückgrat dieses Naturgartens – sie verbindet alle Elemente miteinander und verleiht dem Garten trotz geringer Größe sein wildes, natürliches Erscheinungsbild. Das Haus mit seiner Holzfassade und dem mit einer Glyzine (Wisteria) berankten Vordach bietet eine ähnlich rustikale Optik und passt zum Garten. Abgerundet wird das Bild dieses Bilderbuch-Naturgartens mit einer Kompost-Ecke inklusive Asthaufen, einem Insektenhotel, Obst- und Beerensträuchern sowie einer artenreichen Staudenbepflanzung, die Nahrung und Lebensraum für Vögel und Insekten bietet.

LAGE DES GARTENS

Fricktal, Kanton Aargau, Schweiz

GRÖSSE DES GARTENS

350 m2

PLANUNGSBÜRO

Hariyo Freiraumgestaltung GmbH

AUSFÜHRUNG

Salamander Naturgarten AG

FOTOGRAFIE

Benedikt Dittli


„Aus einem langgezogenen und gegen die Nachbarn ausgestellten Grundstück wurde ein intimer Garten mit wertvollen Aufenthaltsflächen, ohne dass dieser Raum eingeengt wirkt.“

ANJA GUT UND ANDREAS DÖSSEGGER


PLAN

1Naturteich

2Sitzmauer aus Naturstein

3Sichtschutz mit Vorbepflanzung

4Gemüsegarten

5Blumenrasen

6Schrittplatten Naturstein

Projekte


LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung
Ein grünes Gesamtkunstwerk


Fließende Übergänge: Blick vom Wintergarten in den verschneiten Wassergarten mit "Tor" zur Landschaft

Am Rande eines kleinen Weilers liegt diese gewachsene Einheit aus Haus und Garten, sanft eingebettet in die geschwungenen Hügelketten des Tertiärhügellandes. Dass der Garten liebevoll gepflegt wird, sieht man ihm sofort an. Ganze 30 Jahre hatte er Zeit, sich zu einem „Vermittler zwischen Siedlung und Landschaft“ zu entwickeln. Waldränder, Feld- und Wiesenstreifen sind durch Heckenfenster und -tore in den Garten einbezogen – Sichtbeziehungen, die das Grundstück in der ländlichen Kulturlandschaft verorten.


Unumschränkter Höhepunkt im Juni: die Rosensträucher im Buchsparterre


Hommage an den Garten des Castello Ruspoli in Vignanello und den Landschaftsbezug des Palazzo Piccolomini in Pienza. Im Hintergrund: Fenster in die Landschaft.


Alles hängt mit allem zusammen: Der Teich vor dem Wintergarten strahlt Energie zum Haus zurück.


Mußestunden im sommerlichen Buchs- und Rosengarten

Grünes Bollwerk gegen den Wind im Übergang zur Landschaft


Eine Reihe kleinkroniger Quitten vor der wärmenden Trockenmauer aus alten Mauer- und Dachziegeln


Innenhof mit blauen Hortensien und Agapanthus – jeder Gartenraum hat ein eigenes Pflanzkonzept.

Er ist das Lebenswerk der beiden Landschaftsarchitekten Anneliese und Peter Latz. Ein Gesamtkunstwerk, das keine Hierarchien kennt. Alles hängt mit allem zusammen, ist nicht isoliert voneinander zu betrachten. Haus und Garten wurden zusammen erdacht, sind ein in sich funktionierender Kosmos. Das vierseitige Gebäude, in dem gelebt und gearbeitet wird, hat Peter Latz selbst entworfen, sein Wissen über alternative Technologien eingebracht. Es entstand aus einem alten Häuslerhaus, das vor gut hundertzwanzig Jahren auf dem einstmals feuchten Hanggrundstück errichtet wurde. Behutsam wurden dem alten Gemäuer Seitenflügel für das Wohnen und Arbeiten und ein vorgelagertes Glashaus angegliedert. So entstand ein geschützter Innenhof mit schlichtem Wasserbecken und einem Topfgarten für tropische Schönheiten wie Schmucklilien (Agapanthus). „Das Haus hat eine Außenschale aus Glas wie eine doppelte Haut, um den Energieverlust gering zu halten. Fotovoltaik wird als Indach-System (PV-Anlage seit 2018) genutzt, um damit einen Teil des hohen Energiebedarfs zu decken; Regenwasser sammeln wir und nutzen es zur Bewässerung“, erklärt der emeritierte Professor für Landschaftsarchitektur. Nachhaltigkeit ist für Anneliese und Peter Latz eben nicht nur ein Schlagwort – hier wird mit Ressourcen verantwortungsbewusst umgegangen. Das zeigt sich auch bei der Materialverwendung: Die Stützmauern zur Terrassierung der hausnahen Gartenbereiche bestehen aus alten Ziegelsteinen und Dachziegeln, die aus dem Abbruch von Nebengebäuden stammen. Material mit Patina, das zur natürlichen, warmen Atmosphäre des Hauses passt.

Die intensiveren Bereiche um das Haus mit seinen berankten Holzveranden schützen dichte Strauchpakete aus Liguster (Ligustrum vulgare), Hainbuche (Carpinus betulus) und Feldahorn (Acer campestre) in der Tradition eines giardino segreto – ein rundliches Bollwerk gegen kühle Winde, das die Form der weichen Hügellandschaft widerspiegelt. Im Inneren herrscht ein günstiges Kleinklima für die einzelnen Gartenräume: für den Nutzgarten mit Gemüse und Kräutern, das Buchsbaum-Parterre, den Teichgarten und die verschwiegenen Sitzplätze in den Nischen. Schmale Pfade erschließen das Grundstück und verbinden die Gartenräume miteinander. „Von außen betrachtet, mag der intensive Teil des Gartens klein aussehen. Erst von innen erschließen sich die unterschiedlichen Räume, die ineinander übergehen“, erklärt Anneliese Latz. So wandert der Blick ungehindert vom Wintergarten zum Wassergarten mit dem Teich und durch ein geschnittenes Heckentor in die freie Landschaft. Es sind Bilder, die sich mit dem Wechsel der Jahreszeiten, dem Wetter und den Lichtverhältnissen immer wieder ändern.

Einen Höhepunkt im Juni bietet der Parterre-Garten nahe am Haus mit historischen Strauchrosen und Englischen Rosen. Sie werden von einem kunstvoll geschnittenen Buchs-Ornament eingefasst, das sich wellenförmig durch das Parterre zieht. „Es ist eine Hommage an den Garten des Castello Ruspoli in Vignanello und den Landschaftsbezug des Palazzo Piccolomini in Pienza – Renaissance-Gärten Italiens, die wir vor langer Zeit besuchten“, erklärt Peter Latz. Ein Pfad führt durch das Parterre mit Heckenfenster in die Landschaft als Zielpunkt. Dann geht es den Hang hinab in den Haselhain, der im Frühjahr von Feldern mit Buschwindröschen, Wildnarzissen, Blaustern und leuchtend gelben Himmelsschlüsseln überzogen ist. Außerhalb der mächtigen Hecke wird es extensiv. Dort erschließen Mähwege den Hang – eine ausgemagerte Blumenwiese mit Arten wie Storchschnabel (Geranium pratense), Schafgarbe (Achillea millefolium) und Flockenblume (Centaurea jacea) – bis hinab zur Grundstücksgrenze. Einst machten sich hier Brennnessel und Riesenampfer (Rumex obtusifolius) breit, da die Fläche heillos überdüngt war. Ganze 20 Jahre dauerte es, um den heutigen Zustand zu erreichen. Markante Endpunkte des weitläufigen Grundstückes bilden kleine Wäldchen. Anneliese und Peter Latz haben mit der Zeit die vom Vorgänger gepflanzten Fichten durch Sumpf-Eichen (Quercus palustris), Stieleichen (Quercus robur), Eschen (Fraxinus excelsior) und Traubenkirschen (Prunus padus) ersetzt. Sie erscheinen so wie Elemente der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft.

LAGE DES GARTENS

Kranzberg, Bayern

GRÖSSE DES GARTENS

Insgesamt 1 ha, Garten inklusive Haus ca. 3000 m2

PLANUNGSBÜRO

LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung

AUSFÜHRUNG

Eigenleistung unter Mitwirkung von Familie, Mitarbeitern und Hilfskräften, B.grünt, G. Czogalla

FOTOS

Monika Nikolic, Iris Dupper, Anneliese Latz, Volker Strass, Tobias Kramer


„Jeder Raum hat ein eigenes Pflanzkonzept: Ausgehend vom Innenhof mit berankten Fassaden und Agapanthuslilien über die Rosen im Buchsparterre, die Seerosen im Teich, den Wiesen- und Waldpflanzen bis zur Eichensammlung im 'Wäldchen'.“

ANNELIESE UND PETERLATZ


PLAN

1Innenhof

2Buchsparterre

3Haselhain

4Teichgarten

5Nutzgarten

6Windschutz-Hecken

KEPOS Gartenarchitektur – Carola Dittrich
Toskanisches Lebensgefühl an der Bergstraße


Blockstufen führen zum Spielhof der Kinder. Die Gräsermatrix vermittelt eine mediterrane Leichtigkeit.

Dieser steile Hanggarten am Fuße der Weinberge hat sich komplett gewandelt: von einem reinen Betrachtungsraum zu einem intensiv erlebbaren und vielfältig nutzbaren Garten für eine Familie mit vier Kindern. Früher war der Hang wegen der hohen Fichten düster und bot kaum ebene Flächen. Nun wirkt der Garten mit seiner luftig-leichten Stauden- und Gräserbepflanzung in Kombination mit hellem Jurastein mediterran und großzügig. Und vor allem bietet er wieder einen weiten Blick in die Rheinebene und auf die nahen Weinberge.

 

Weißblühender Sonnenhut 'White Swan' – trockenheitsverträglich und ein echter Insektenmagnet

Die Araukarie blieb erhalten und verleiht dem Pool-Bereich exotisches Flair.


Spielhof der Kinder unter dem aufgeständerten Anbau


Sitzplatz auf der Garage mit Feuerschale

Diese Blicke zu stärken und zu inszenieren, war der Grundgedanke für die Umgestaltung von Landschaftsarchitektin Carola Dittrich. Dafür entfernte sie behutsam einzelne Gehölze und schnitt die verbleibenden Immergrünen in Form, die nun den Rahmen für die abwechslungsreiche Staudenpflanzung liefern. Gleichzeitig mussten wegen der engen Bebauung an anderer Stelle Hecken und Sträucher gepflanzt und Mauern in Hausnähe verlängert werden, um die Privatsphäre zu wahren. So entstand ein lebhaftes Wechselspiel zwischen Blicköffnung und Blickdichtheit.

Da ein Großteil des Grundstückes aus unterschiedlichen Böschungsbereichen besteht, war es nötig, durch Aufschüttungen und Abfangen mit Natursteinmauern nutzbare Bereiche zu schaffen. Angrenzend an die neue großzügige Terrasse im Westen, dem Lebensmittelpunkt der Familie, entstand eine ebene Rasenfläche. Von dort führen Blockstufen und Trittplatten zum Spielhof der Kinder unter einem aufgeständerten Anbau, sodass beide Bereiche nun miteinander verbunden sind. „Durch den Anbau veränderte sich der bestehende Hang. Ziel war es, dafür zu sorgen, dass der Spielhof möglichst viel Tageslicht bekommt und der Hangbereich trotzdem nicht zu steil wird. Dafür wurde ein Teilbereich des Spielhofes mit halbhohen Mauerscheiben ausgebildet, die mit Jura-Böschungssteinen kombiniert wurden“, erklärt Carola Dittrich. Den Rasenhang zwischen Terrasse und Spielhof wandelte die Landschaftsarchitektin in eine Gräsermatrix aus Herbst-Blaugras (Sesleria autumnalis) um, in die u. a. Schwertlilien (Iris barbata elatior 'Superstition'), Montbretien (Crocosmia masoniorum 'Lucifer'), weiß blühender Steppen-Salbei (Salvia nemorosa 'Adrian') und Zierlauch (Allium sphaerocephalon) eingestreut sind. So wirkt der Hang leicht und naturnah. Teilbereiche sind mit Mauersteinen aus Jurakalk gefasst. Für die Beete dort wählte Carola Dittrich eine trockenheitsverträgliche Staudenkombination aus (u. a.) Weißblühendem Sonnenhut (Echinacea purpurea 'White Swan'), Duftnesseln (Agastache rugosa Hybride 'Black Adder') und Steinquendel (Calamintha nepeta 'Triumphator'). Sie fühlen sich im milden Weinbauklima sichtlich wohl – ebenso wie der Thymian (Thymus) zwischen den Trittplatten und die anderen mediterranen Kräuter wie Rosmarin und Salbei, die den Weg flankieren.

Für die Kinder gibt es im ganzen Garten unterschiedliche Spielbereiche, ohne dass diese die Gestaltung dominieren. In der steilen Böschung zu den Weinbergen haben sie mit dem Spielhaus ihr eigenes Reich; abends lockt der Sitzplatz mit Feuerschale auf dem Garagendach, die besondere Stimmung am Feuer zu genießen. Die Pflanzung ist robust genug, dass sie auch einmal einen Ball aushält. Nun kann auf den neu geschaffenen Ebenen gelebt, gespielt und getobt werden. „Besonders stolz bin ich darauf, dass den Kindern der Garten ans Herz gewachsen ist und sie ihn intensiv nutzen. Sie kennen inzwischen viele der verwendeten Stauden, Kräuter und Bäume“, freut sich Carola Dittrich. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man nicht nur Design geschaffen hat, sondern einen Garten, der auch von den Kindern geliebt und angenommen wird.