König Ottokars Glück und Ende

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König Ottokars Glück und Ende
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König Ottokars Glück und Ende

Franz Grillparzer

Inhaltsverzeichnis

Personen:

Erster Aufzug

Zweiter Aufzug

Dritter Aufzug

Vierter Aufzug

Fuenfter Aufzug

Impressum

Trauerspiel in fünf Aufzügen

Personen:

Primislaus Ottokar, Koenig von Boehmen

Margarethe von Oesterreich, Witwe Heinrichs von Hohenstaufen, seine Gemahlin

Benesch von Diedicz, Milota und Zawisch, die Rosenberge

Berta, Beneschs Tochter

Braun von Olmuetz, des Koenigs Kanzler

Bela, Koenig von Ungarn

Kunigunde von Massovien, seine Enkelin

Rudolf von Habsburg

Albrecht und Rudolf, seine Soehne

Friedrich Zollern, Burggraf von Nuernberg

Heinrich von Lichtenstein und Berthold Schenk von Emerberg,

Oesterreichische Ritter

Der alte Merenberg, Friedrich Pettauer und Seyfried Merenberg,

steirische Ritter

Herbott von Fuellenstein

Ortolf von Windischgraetz

Ottokar von Hornek

Merenbergs Frau

Paltram Vatzo, Buergermeister von Wien

Der Buergermeister von Prag

Ein kaiserlicher Herold

Der Kuester von Goetzendorf

Der Kanzler des Erzbischofs von Mainz

Elisabeth, Margarethens Kammerfrau

Ein Kammerfraeulein Kunigundens

Abgeordnete der deutschen Wahlversammlung

Boehmische, oesterreichische, steirische, kaerntnerische Landesherren und

Kriegsleute.

Erster Aufzug

Im Schlosse zu Prag. Vorzimmer der Koenigin. Rechts und links Seitentueren, deren erstere zu den innern Gemaechern fuehrt. Vor derselben, Wache haltend, Seyfried von Merenberg, auf seine Partisane gestuetzt.

Frau Elisabeth mit einer andern Kammerfrau tritt aus dem Zimmer der

Koenigin.

Elisabeth.

Lauf, Barbara! lauf schnell nach Meister Niklas!

Die Koenigin scheint wohl, doch trau ich nicht.

(Ein Diener ist gekommen.)

Elisabeth.

Hast du den Balsam? Gut, gib her, mein Freund!

O ungluecksel'ger Tag! O arme Frau!

(Der alte Merenberg kommt.)

Merenberg.

Wie geht's der Koenigin?

Elisabeth.

Verwunderlich!

Doch tut sie sich Gewalt, das sieht man wohl.

Merenberg.

Wer ist bei ihr?

Elisabeth.

Der Graf von Habsburg, Herr!

O dass ich das erleben muessen!

(Ab ins Zimmer der Koenigin.)

Merenberg.

Sohn!

Seyfried (der gedankenvoll, auf seine Hallbarte gestuetzt, dagestanden hat).

Ihr, Vater?

Merenberg.

Hast du schon gehoert?

Seyfried.

Ja wohl!

Merenberg.

Und sagst dazu?

Seyfried.

Ich glaub's nicht, Vater!

Merenberg.

Wie?

Seyfried.

Nein, Vater! Und bin so ergrimmt darob,

Dass ich den Luegnern mit der Hallbart hier

Den Kopf einschlagen moechte, allgesamt.

Merenberg (zuruecktretend).

O weh, mein Sohn! schlag deinen Vater nicht!

Denn ich glaub's auch.

Seyfried.

Ihr auch?

Merenberg.

Ich weiss, mein Sohn!

Seyfried.

Wie? so ein Herr, ein Ritter, so ein Koenig,

Und taete schlimm an seinem eignen Wort,

Die Frau verlassend, die ihm angetraut?

Hab ich nicht knabenweis bei ihm gedient,

Und war er mir ein Muster, Vorbild nicht

Von jedem hohen Tun?

Merenberg. 's wird keiner boes, Der nicht, bevor er's ward, erst gut gewesen!

Seyfried.

Und was ich Loeblichs tat und Gutes dachte,

An ihn hielt ich's und an sein adlig Walten,

Gar tief beschaemt ob des zu grossen Abstands.

Er hat die letzte Zeit mich schwer gekraenkt,

Ich durft' nicht mit ihm in die Ungarschlacht!

Denn seht, er denkt wohl, dass ein alt Gefuehl

Fuer Berta noch von Rosenberg—Ihr wisst ja!—

O haett' ich das aus seinem Leben fort,

Den einz'gen Fleck, im andern steht er rein!—

Doch glaubt! sie haben ihn dazu verleitet,

Die Rosenberg! Der Vater—pfui des Kupplers!

Merenberg.

Denk was du willst, nur eines halt fuer wahr:

Die Koenigin muss fort, und sie und ihre Diener,

Das Aergste haben sie, das Aeusserste zu scheun.

Ich geh noch heute heim nach Merenberg,

Auf meiner Vaeter Schloss, auch du musst fort!

Seyfried.

Wie, Vater?

Merenberg.

Du! dies toerichte Vertrauen

Soll dich nicht selber an das Messer liefern.

Du folgst mir nach, zum Schein; allein in Bruck

Harrt dein ein treuer Knecht mit frischen Pferden,

Und waehrend man dich bei dem Vater glaubt,

Eilst du nach Deutschland auf verborgnen Pfaden.

Die Koenigin will sich ans Reich nicht wenden

Mit ihrer Not; ich aber will's, hilft Gott!

Ich will nicht sehn die Tochter meines Herrn

Von Haus und Land vertrieben, ohne Schutz.

Du gehst nach Frankfurt, und dies Schreiben gibst du

(Er oeffnet das Koller, in dem der Brief steckt)

Dem Erzbischof von Mainz. Allein man koemmt,

Wir sind bewacht, (indem er sich von ihm entfernt) Verschwiegenheit und Eile!

Ein Tag zuviel ist dreissig Jahr zuwenig!

(Benesch von Diedicz und Milota kommen.)

Benesch.

War nicht Herr Zawisch hier?

Seyfried (indem er sich abwendet).

Ich sah ihn nicht!

Benesch.

Er ritt doch nur ins Schloss!

Milota.

Sei ruhig, Bruder!

Benesch.

Was ruhig? Sieh, ich bin's! Der Koenig wagt's nicht!

Heiss ich nicht Rosenberg? Ist unser Haus

Im ganzen Lande nicht das maechtigste?

Und er sollt's wagen? Solchen Schimpf? Ha, Possen!

Doch soll's heraus, wer das Geruecht ersann;

Ich will ihn treffen, so—und so—und so!

Bis in das vierte Glied!

(Berta von Diedicz kommt.)

Benesch.

Ha, Naerrin, du?

Was willst du hier? Geh fort, auf dein Gemach!

Berta.

Ich kann nicht bleiben, rastlos treibt's mich um.

Sie eilen durch das Schloss und fluestern sich

Entsetzliches mit scheuen Blicken zu.

Sagt, Vater, ist es wahr?

Benesch.

Das fragst du mich?

Geh fort! von hier!

Berta.

O Gott! wo find ich Menschen?

(Indem sie auf Seyfried losgeht, zurueckfahrend.)

Ihr, Merenberg? Euch sollt' ich eher meiden,

Vor allen Euch; und doch, Ihr seid ein Mensch!

Ich hab Euch schwer beleidigt, Merenberg,

Doch raecht Euch jetzt nicht, jetzt nicht! Seht mich knien.

(Sie kniet.)

Sagt, ist es wahr?

Seyfried.

Was, Berta?

Berta.

Ist es wahr?

Des Koenigs Eh' getrennt!

Seyfried.

Der Vater sagt's.

Berta.

Die andern sagen's auch!—und er vermaehlt—

Zu spaete Scham, ist jetzo Zeit zu schaemen?

Vermaehlt von neuem sich mit—

Seyfried (mitleidig).

Nicht mit Berta

Von Rosenberg!

(Sie drueckt mit einem Ausruf ihr Gesicht an den Boden.)

Benesch (zu Seyfried).

Wer sagt's Euch?—Her zu mir!

Milota (auf sie zugehend).

Kommt, Nichte, kommt! Hier ist kein Platz fuer Euch!

Berta.

O Seyfried, schuetze mich!

Seyfried.

Mit Gunst, Herr Milota!

Wenn Ihr es wagt, die Hand an sie zu legen,

So stoss ich Euch die Partisan in Leib.

(Die Hallbarte gesenkt.)

Benesch.

Und wenn ich selbst—!

Seyfried.

Mir gleich!

Benesch.

Verweigerst du dem Vater

Sein Kind?

Seyfried.

O haettet Ihr sie doch verweigert,

Sie laege jetzt nicht stoehnend vor uns da,

Dass mir das Herz im Innern um sich wendet!

Benesch.

Wir haetten sie wohl dir vermaehlen sollen?

Seyfried. 's war besser, Herr, als jetzo solche Schmach!

Benesch.

Mein Kind!

Seyfried.

Zurueck! Mir hat sie sich vertraut,

Und ich weiss Anvertrautes zu bewahren!

Benesch.

So soll mein Schwert!

Seyfried.

Lasst sein! Du aber fuercht dich nicht!

(Zawisch tritt ein und bleibt beim Eingange laut lachend stehen.)

Zawisch.

Ha, ha, ha, ha!

Benesch (der sich rasch umgewendet hat, da er Zawisch erblickt).

Bist du's? Dich sendet Gott!

Zawisch.

Was kaempft ihr denn, ihr hochgesinnten Jaeger,

So wutentzuendet um des Baeren Fell?

Herr Petz trabt wohlgemut durch Berg und Tal

Und weist euch seinerzeit wohl noch die Pranken.

Schoen Muehmchen, gruess Euch Gott! (Zu Seyfried.) Und Ihr, Herr Weidmann!

Hebt Eure Feder und seht nicht so kraus;

Ich bin kein Wild fuer Euch!

Benesch.

Nun sag, erzaehle!

Milota.

Ja, Neffe, sprich!

Zawisch.

Erzaehle! Sprich! Ei, was denn?

 

Benesch.

Der Koenig—

Zawisch.

Hat die Ungarn derb geschlagen,

Bei Kroissenbrunn; (gegen Milota) Ihr, Ohm, wart ja dabei!

Benesch.

Wer fragt um das?

Zawisch.

Der Friede ist gemacht:

Auf Oesterreich—

Benesch.

Nicht doch!

Zawisch.

Auf Steiermark—

Benesch.

Willst du mein spotten?

Zawisch.

Nu, was wollt ihr denn?

Benesch.

Des Koenigs Ehe—

Zawisch.

Ei, die ist getrennt!

Benesch.

Die Handfest ausgefertigt?

Zawisch.

Und besiegelt.

Die Koenigin geht heute noch nach Wien.

Von da—

Benesch.

Und spricht man nicht?—Verdammt!—Mit wem—

(Gegen Berta hin.)

Regst du dich noch?—Mit wem der Koenig?—

Zawisch.

Ah!

Mit wem er sich zum zweitenmal vermaehlt?

Ei, mit wem anders denn, als dort mit jener,

Mit Eurer Tochter? Ihr habt's schlau gekartet!

Erst fuehrtet Ihr das Maedchen still ihm vor,

Geschmueckt! man konnte kaum was Schoeners sehn!

Dann halft der Armen Mangel Ihr an Witz

Mit Euerm eignen nach. Was sie da Reden fuehrte!

Die Koenigin von Saba kann nicht besser!

Zuletzt—nu, was weiss ich, was alles noch!

Kurz, er ist ganz berueckt, und gebt nur acht,

Er kommt zur Stund' und freit um ihre Hand.

Berta (aufspringend).

Zu ihr, zu ihr! zu ihren Fuessen sterben!

(Ab in der Koenigin Gemach.)

Zawisch.

Ha, ha, ha, ha!

Merenberg.

Herr Zawisch!

Zawisch.

Lustig! lustig!

Wir wollen auf des Koenigs Hochzeit tanzen!

(Zu Seyfried.)

Ihr habt ja auch vordem um sie gefreit?

Weiss Gott! ich glaub, einmal zu Nacht, bei Wein,

Gefiel mir selbst ihr rot und weiss Gesicht!

Nu, gebt mir Eure Hand, Herr Bundesbruder!

(Seyfried wendet sich ab.)

Milota.

Wozu das tolle Wesen? Grad und kurz:

Mit wem vermaehlt der Koenig sich?

Zawisch.

So kurz

Als Eure Frage soll die Antwort sein!

Mit Kunigunde von Massovien,

Des Ungarkoenigs Nichte.

Benesch.

Gift und Pest!

Zawisch.

Ihr wolltet selbst des Koenigs Eh' getrennt,

Habt jahrelang euch weidlich drum bemueht;

Sie ist getrennt—und er freit Belas Nichte.

Benesch (mit der Hand vor der Stirn).

Verraten, hintergangen! Schaendlich, schaendlich!

Zawisch.

Pocht nicht so hart an der Gedanken Tor,

Wenn's frueher schloss, macht jetzo doch nicht auf!

Benesch.

Jetzt spottest du, und hast es selbst gebilligt!

Zawisch.

Gebilligt, ich? den Unsinn, die Verruecktheit!

Benesch.

Ja, du, und du!

Milota.

Weil du Gewissheit vorgabst!—

Benesch.

Bringt mir sie her, das Maedchen bringt mir her!

Sie soll nicht leben! Sie und ich! Oh!—Oh!

Seyfried (herueberrufend).

Schmaeht Ihr das Maedchen? Schmaehet auf Euch selbst!

Wer hiess Euch glauben, dass fuer Eure Tochter

Des Koenigs, ihres eignen Koenigs Hand—

Zawisch.

Das liess' sich allenfalls noch glauben, Herr!

Ein Merenberg waer' toll, daecht' er an so was;

Doch wir, die aus der Weltstadt Roma stammen,

Von den Patriziern, die den Erdkreis beugten,

Und, als Ursini, noch dem Throne stehn zunaechst,

Auf dem Sankt Peters Macht ob Herrschern herrschet;

Wir moegen wohl nach Fuerstenkronen trachten,

Und eine Rosenberg mag kuehn und frei

Dem Besten sich vermaehlen dieser Erde:

Auch—ha, ha, ha, ha, ha!

Milota (der sich gesetzt hat).

Verdammt sein Lachen!

Zawisch.

Die Tochter rast, der Vater rauft sein Haar,

Und wir beweisen unsern alten Adel!

Und waer' er aelter als der Engel Fall,

Der Koenig winkt, und knall! liegt er am Boden.

Benesch.

Doch eh' ich falle, Rache! (Milota anfassend.) Rache, Bruder!

Milota (der aufsteht).

Ich sann soeben und gedenk zu handeln!

Zawisch.

Regst du dich auch, vierschroet'ger Milota?

Ei ja, da muss der Koenig nun wohl zittern!

Benesch.

Wenn du—wenn du dich unsrer Sach' entziehst,

Bist du kein Rosenberg; ein Schurk'! Nicht wahr?

Milota.

So ist's!

Zawisch.

Ei ja! Wie fuehren wir's denn aus?

Beim naechsten Kirchgang drueck dich an den Koenig

Und tritt ihm auf den Fuss. Das schmerzt verzweifelt,

Und so bist du geraecht!

Benesch.

Er spottet unser?

Mein Kopf! Mein Kopf!—Er ist kein Rosenberg!

Milota.

Komm, Bruder, lass uns gehn! Wer lachen kann

Bei seines Hauses Schmach, verdient—

Zawisch.

Halt, Freund!

Wer seid ihr denn, ihr beide, dass ihr schmaeht?

Die ihr auf offner Strasse Racheplaene

Zu tauben Waenden schreit und—offnen Ohren!

Verschwoert euch auf dem Markt und treibt im Zimmer Aufruhr!

Herr Merenberg, nicht wahr, das nenn' ich Leute?

Der Rausch des Zorns ist wie ein andrer Rausch:

Das beste Mittel ist die frische Luft.

Drum fort ins Freie, meine werten Herrn!

Brennt unser Haus und koennen wir nicht loeschen,

So lasst uns wenigstens die Haende waermen.

Der Koenig ist mein Herr, und damit holla!

Milota (ihm naeher tretend).

Fast glaub ich, Freund, du denkst mehr als du sprichst.

Sag, wofuer haeltst du uns?

Zawisch (laut).

Fuer wackre Leute:

Was man verschweigt, erratet ihr auch nicht;

Errietet ihr's, ihr koenntet's nicht verschweigen!

Es oeffnet sich die Tuer der Koenigin,

Sie kommt, mit ihr der Grossalmosenier,

Der Graf von Habsburg. Lasst uns gehn,

Wir wollen sie nicht in der Hora stoeren.

(Ziehn sich zurueck.)

(Die Koenigin tritt aus ihrem Zimmer mit Rudolf von Habsburg. Hinter ihr zwei Diener, die Bertan ohnmaechtig in einem Lehnstuhl heraustragen. Daneben Frau Elisabeth, die sie unterstuetzt.)

Margarethe (im Auftreten gegen die zurueckweichenden Rosenberge).

Da gehn sie hin; wie dunkle Wetterwolken,

Die, wenn sie sich entleert, nach Aufgang ziehn.

(Gegen Berta gewendet.)

Bringt sie in ihr Gemach und sorgt fuer sie,

Nach wenig Augenblicken komm ich selbst.

Rudolf.

Beinah zu viele Sorgfalt, gnaed'ge Frau!

(Berta, von Verwandten umgeben, wird fortgebracht; auch beide Merenberge

entfernen sich.)

Margarethe.

Sie selbst ist kaum so schlimm, nur schwachen Geistes,

Und toericht eitel, das hat sie verfuehrt.

Doch ihre Vettern, ihre Anverwandten,

Der starre Milota, der Geifrer Benesch,

Und Zawisch, jener Schlimmste wohl von allen,

Mit Reichtum, Macht und Hoffnung auf den Thron—

Ja, so weit ging der Uebermuet'gen Stolz—

Verlockten sie das leichtbetoerte Kind.

Seit lange sah ich sie, die boesen Engel

Des Koenigs, meines Herrn, verstohlen reissen

An den nur allzuschwachen Banden, die

Kaum Ottokarn noch fesselten an mich.

Ich hoerte, wie sie seinen Wunsch nach Erben,

Nach angebornen Folgern seines Throns,

Mit heuchlerischem Mitleid listig naehrten.—

Ein Wunsch, gar wohl verzeihlich einem Koenig!

Doch was soll Erbrecht, das aus Unrecht stammt?

Sie waren es, die dieser Ehe Trennung

Mit unermuedlicher Geschaeftigkeit

Und ohne Auftrag fast des Koenigs trieben;

Denn eine ihres Hauses hofften sie

Zu setzen auf der Boehmen Herrscherthron:

Die Arme, die jetzt mit dem Wahnsinn ringt!

Wie oft war sie an Festen mir genueber,

Mit Schmuck bedeckt, des Hofes Schwall um sie;

Indes ich einsam sass mit meinem Gram.

Der Koenig Augen nur fuer ihren Reiz

Und Ohr fuer ihren Wunsch, des Mundes Draeun

Zur Schmeichelei herabgestimmt fuer sie.

Sie aber froh und stolz und ueberselig,

Wohl gar veraechtlich blickend hin auf mich.

Da fuehlt' ich Mitleid mit dem armen Opfer

Und nahm mir vor, am Tage ihres Falls

Ihr mild zu sein und hilfreich ihrem Unglueck.

O Ottokar, wie viel nimmst du auf dich!

Rudolf.

Vergesst nicht ob der Unbild an der Fremden

Der eignen, groessern Unbild, gnaed'ge Frau!

Margarethe.

O glaubt nicht, dass den Koenig ich entschuldige!

Fern sei von mir, dass ich je Boeses lobe!

Er handelt unrecht, unerlaubt an mir,

Und sagen will ich's ihm, tret ich vor ihn.

Bin ich nicht jung; ich hab es nie verhehlt!

Hat Gram der Zuege Reiz mir ausgeloescht;

Er sah mich ja, bevor er um mich warb!

Vermisst er Munterkeit an mir und Scherz;

Wer hiess den Muntern denn zur Freite gehn

Bei der unsel'gen Koenigin der Traenen,

Zum Grab gebeugt durch all der Ihren Tod?

Seitdem mit diesen Augen ich gesehn,

Im grausen Kerker von Apulien,

Den roem'schen Koenig Heinrich, meinen Gatten,

Des harten Friedrich allzu weichen Sohn,

Von nahverwandten Haenden liegen tot,

Und tot die beiden hoffnungsvollen Kleinen,

Die ihm mein Schoss, seitdem verschlossen, trug;

War Lust ein Fremdling dieser oeden Brust,

Und Laecheln floh entsetzt von meinen Lippen,

Die Gram und Schmerz mit seinem Siegel schloss.

Was gibt man an als unsrer Trennung Grund?

Den ersten weiss ich: ich bin kinderlos

Und ohne Hoffnung, je ein Kind zu saeugen;

Weil ich nicht will, weit mehr noch als nicht kann!

Das wusste Ottokar, als er mich freite,

Ich sagt' ihm's, und er nahm es fuer genehm;

Denn auf mein reiches Erb' von Oesterreich

War da sein Sinn gestellt und seines Vaters,

Des laendersuecht'gen Koenig Wenzeslav.

Was will der Koenig also? Kinder, Erben?

Ein Bettlerkind saess' besser auf dem Thron,

Als Koenigssoehne, die das Unrecht zeugte!

Was gibt man weiter an, als fernern Grund?

Rudolf.

Verwandt seid Ihr in unerlaubtem Grad.

Margarethe.

Man hat in meiner Jugend mir erzaehlt

Von einem Bela wohl und einem Geysa,

Die Brueder waren, Toechter hatten und

Nach Oesterreich und Boehmen sie vermaehlten

In Vaeter Vaeterszeit. Der Koenig spottet!

Es sind die Fuerstenhaeuser alle sich verwandt,

Und solchen Grads Erlassung faellt nicht schwer.

Auch hat man anfangs dessen nicht erwaehnt!

Rudolf.

Erinnrung kam mit der gelegnen Zeit!

Margarethe.

Glaubt nicht, dass mich bekuemmert, fortzugehn,

Dass es mir leid tut um des Hofes Ehren!

O koennt' ich jetzt, in diesem Augenblick,

Weit hinter mir der Krone Glanz und Pracht,

Nach Haimburg hin, in meiner Vaeter Schloss,

Allwo ich sass nach meines Gatten Tod

Und sein und meiner Kinder Fall beweinte!

Der Koenig sende heute noch mich fort,

Ich will ihm danken, wie ich nie gedankt!

Doch soll er mir die Ehe nicht betasten,

Beflecken nicht das Band, das uns vereint,

Und so der juengstverflossnen Jahre Lauf

Zum Greuel machen und zum Aergernis!

Ich habe diese Krone nicht gesucht!

Auf Haimburg sass ich, meines Grams gedenkend,

Beinah dem allgemeinen Elend taub:

Denn Brand und Raub verwuestete mein Land;

Der Ungar hier, der Baier dort, der Boehme,

Sie hausten mit dem Schwert in Oesterreich,

Verderbend meiner Vaeter schoenes Erbe.

Da tagten sie, die Herrn, zu Triebensee,

Wie sie dem Wesen einen Vogt gewaennen,

Und Boten sandten sie ins Meissnerland,

Von dorther einen Fuersten sich zu holen,

Konstanzias, der Babenbergrin, Sohn.

Die Boten aber fing der Koenig auf,

Der damals herrscht' in Boehmen, Wenzeslav,

Der Listige; und liess nicht eher ab

Mit Bitten, Drohn, Versprechen und Geschenken,

Bis seinem Sohn, bis diesem Ottokar

Der Herren Wahl, des Landes Herrschaft wurde.

Der wollte, jener nicht; und neuer Krieg

Durchflammte gluehnder meines Landes Fluren.

Da traten zu mir hin, auf Haimburgs Schloss,

Die Landesherrn und klagten ihre Not.

Ein Mittel als das einz'ge nannten sie:

Des Staerksten Recht durch meines zu verstaerken,

Durch Ottokars Vermaehlung und die meine

 

Mit Boehmen zu vereinen Oesterreich.

Ich sagte: Nein! gedenkend meines Gatten,

Der meine Treue mit sich nahm ins Grab.

Da fuehrten sie mich auf des Schlosses Soeller

Und zeigten mir das glutversengte Land,

Die Felder nackt, die Huetten leer, die Menschen tot.

Von Weibern, Kindern, Blutenden, Verletzten

Sah ich mit Schaudern, heulend, mich umgeben,

Zu mir um Rettung flehend, die's vermochte.

Da wollt' ich alles und versprach es ihnen!

Sie aber brachten Ottokarn zu mir,

Mir ihn bezeichnend als den kuenft'gen Gatten.

Mit schwarzem Aug' aus schwarzen Brauen blickend,

Stand er in scheuer Ferne sinnend da—

Und mass, der Juengling, mich, die Alternde.

Allein des Landes Not bei mir gedenkend,

Trat ich zu ihm und sprach ihn freundlich an;

Und so ward ich sein Weib. Ich hab ihn nie geliebt;

Ich dachte nie, ob ich ihn lieben koennte:

Doch sorgt' ich still fuer ihn, und wie ich sorgte,

Fand ein Gefuehl sich mir im Innern ein,

Das allen Schmerz der Liebe kennt, wenn auch

Nichts von der Liebe Glueck. So war's mit uns.

Nun urteilt, ob Entfernung mich erschreckt.

Ja, ich will gehn, doch bleibt die Ehe fest,

Nichts ward verletzt, was ihren Bruch begehrte.

Rudolf.

Von einem spricht man noch: dass Ihr zu Trier,

Nach Eures Gatten, Koenig Heinrichs Tod,

Nicht mehr Euch zu vermaehlen feierlich gelobt.

Doch ist's Erdichtung wohl!

Margarethe.

Nein, das ist wahr!

Es war kein feierlich Geluebd', kein solches,

Das andre Bande kirchlich brechen koennte;

Doch hab ich es gelobt—und haett' es halten sollen!

Zu Trier lag ich im Gebet vor Gott,

Und ew'ge Treu und ew'gen Witwenstand

Gelobt' ich meinem Gatten, Koenig Heinrich.

Nicht Manneshaende sollten je beruehren

Den kleinsten Finger mir, des Kleides Saum,

Und selbst ein Weib nicht meine Lippen kuessen,

Die einst an Heinrichs teurem Mund geruht.

Ja, ich gelobt's, und alles Unheil rief ich,

Wenn ich's je braeche, nieder auf mein Haupt.

Das Unheil, merk ich, tut, was seines Amtes.

Nochmal, es war kein feierlich Geluebd'!

Ich tat's nur mir und meines Heinrich Schatten!

Doch war's Geluebd', ich haett' es halten sollen!

Rudolf.

Was, gnaed'ge Frau, soll ich dem Koenig melden?

Margarethe.

Wie rasch wir sind, an andern das zu tadeln,

Was selber wir, wenn minder gleich, veruebt!

Sagt Koenig Ottokar, Herr Graf von Habsburg:

Das Ganze legt' ich ihm auf sein Gewissen,

Was er entscheide, das sei mir genehm.

Rudolf.

Ihr willigt ein?

Margarethe.

Ich widerspreche nicht.

Rudolf.

Doch man verlangt zugleich, dass ab Ihr tretet,

Das Land von Oesterreich und das von Steier,

Der Babenberger Gut.

Margarethe.

Ich hab's getan.

Rudolf.

Doch war es Schenkung um der Ehe wegen,

Der Ehe Trennung hebt die Schenkung auf.

Margarethe.

Ich will sie wiederholen.

Rudolf.

Auch bedenkt,

Dass jene Lande Reicheslehen sind,

Dem Reich erledigt und nicht Euch gehoerig.

Margarethe.

So weit mein Recht geht, geb ich es dahin.

Sagt das dem Koenig, und zugleich:

Er soll vor Unrecht sorglich sich bewahren;

Denn auch das kleine raecht sich. So lebt wohl!

(Trompeten und Laerm auf der Strasse.)

Der alte Merenberg (tritt ein).

Der Koenig kommt.

Margarethe.

Gerechter Gott!—Ich will

Zu staerken mich versuchen durch Gebet.

(Sie entlaesst die beiden durch eine Handbewegung und geht in ihr Gemach.

Die andern auf der entgegengesetzten Seite ab.)

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Thronsaal mit gotischen Bogen und Saeulen. Der Thron an der zweiten Kulisse rechts. Im Vorgrunde zu beiden Seiten ein reichbedeckter Tisch mit einem Armstuhl.

Kriegerische Musik, Trompetensignale und Volkszuruf von aussen. Boehmische Grosse und Krieger treten, vom Hintergrunde her, auf und stellen sich teils neben den Thron, teils gegenueber in Reihen. Links im Vorgrunde eine Deputation der Stadt Prag mit dem Buergermeister an der Spitze. Die Mitte des Hintergrundes nimmt eine tartarische Gesandtschaft ein, Der Kanzler (tritt auf). Der Koenig kommt!

Alle.

Hoch lebe Ottokar!

Ottokar (tritt ganz geruestet, jedoch ohne Helm, vom Hintergrunde her

rasch auf).

Habt Dank, ihr Herrn!

(Er bleibt vor den tartarischen Gesandten stehen, die auf die Kniee

niedergefallen sind.)

Wer sind die Leute da?

Kanzler.

Gesandte, Herr, des Khanes der Tartaren;

Sie bringen Gruss und bieten Freundschaftsbund.

Ottokar.

Heisst sie nur aufstehn!—Hoert ihr? Auf vom Boden!

Ein sonderbares Volk und sonderbar bewaffnet!

Weist her den Saebel! (Er wiegt ihn in der Hand.) Viel zu krumm gebogen!

(Er tut einen Hieb in die Luft.)

Das nimmt dem Hieb die Kraft. Das muesst ihr aendern!

Ein krummes Schwert mag angehn; doch der Kraftpunkt

Soll mehr nach oben. Einer meiner Reiter

Jagt euer zehn mit seinem breiten Schwert!

(Er gibt den Saebel zurueck.)

Und sonst die Ruestung! Wozu soll der Haarschopf

Da oben auf dem Scheitel? Fuer den Feind wohl?

Der fasst sich seinen Mann, zieht ihn vom Pferde

Und wuergt ihn wie er mag. Waer' ich ihr Koenig,

In einer Nacht liess ich sie alle scheren!

Sie sollen gehn und morgen wiederkommen!

(Die Tartaren ab.)

Ottokar (im Vortreten).

Nun, haben wir's euch recht gemacht, ihr Herrn?

Vor Ungarn moegt ihr kuenftig ruhig schlafen;

Wir haben sie gejagt.—Was gibt es sonst?

(Die Deputation der Stadt Prag ist vorgetreten.)

Ottokar.

Wer seid ihr!

Buergermeister.

Rat und Buergermeister, Herr,

Von Eurer vielgetreuen Pragerstadt.

Ottokar.

Was wollt ihr?—Ah!—Nur immer zu, ihr Herrn!

Ich bin ermuedet, nehmt mir meine Waffen!

(Er wirft sich in einen Lehnstuhl links im Vorgrunde. Zwei Diener sind beschaeftigt, ihn zu entwaffnen.)

Buergermeister.

Grossmaechtigster! Unueberwindlichster!

Es drang zu uns die Fama deines Siegs,

Und—

Ottokar.

Fuellenstein!

Fuellenstein.

Hier bin ich, gnaed'ger Herr!

(Tritt vor.)

Ottokar.

Wie hiess der Platz, wo wir die Ungarn jagten?

Fuellenstein.

Bei Kroissenbrunn.

Ottokar.

Hans Narr, da war das Lager!

Glaubst du, ich weiss den Ort nicht, wo ich stand?

Ich mein den Platz des letzten Reiterangriffs,

Der ganz entschied.

Fuellenstein.

Man nennt den Ort Marchegg,

Weil in die Ecke dort die March sich wendet.

Ottokar.

Marchegg, so soll man mir die Stadt auch nennen,

Die ich dort baun will zu des Siegs Gedaechtnis!

Marchegg soll sein der Markstein meines Gluecks,

Von dort aus weiter; denn wer hielte mich?

Und wer dort geht, noch in den fernsten Tagen,

Der soll von Ottokar und seinem Streiten sagen!

(Er ist aufgestanden, zu den Dienern.)

Was zoegert ihr?—Ja so, du willst das Bein?

(Er setzt sich wieder.)

Herr Buergermeister, zieht dort an der Schiene!

So geht's nicht! Fort! Wer wird so lange zoegern?

(Er reisst selbst gewaltsam die Schiene ab und wirft sie mitten in den Saal.)

Just in der Ecke dort der March, am Huegel jenseits,

Sass Koenig Bela hoch auf seinem Stuhl,

Und Heinrich Preussel stand dabei, ich sah's wohl,

Der legt' ihm, wie der Knab' im Puppenspiel,

Die Gegend aus und was sich drin begab

Und wer die Kaempfer waren und so weiter.

Zum Anfang ging's noch gut, doch als der Habsburg

Auf eins hervorbrach mit den schweren Reitern

Und alles floh, was ungrisch fluchen kann,

Und in die March, dass ihre Zottelbaerte

Wie Schilfgras aus gedaemmtem Wasser ragten—

Wo ist der Habsburg? Hei! beim reichen Gott,

Er hielt sich wohl! Sonst ein gar stiller Mann,

Doch wenn er angreift, wie der boese Teufel.

Wo ist Graf Habsburg?

Diener.

Sollen wir ihn rufen?

Ottokar.

Lasst nur!—Als das der Ungarkoenig sah,

Da braucht' er keines Dolmetsch weiter mehr.

Mit beiden Haenden fuhr er sich ins Haar

Und zog sich feindlich. Ei, dacht' ich mir, Herr,

Spart Euch die Mueh', wir koennen das viel besser.

Doch ist er Freund uns jetzt und Bundsgenoss,

Da muss man Gutes nur und Liebes sprechen!

Nun, seid ihr endlich fertig? (Er steht auf.) Hut und Mantel!

Und wie steht's hier bei Euch, Herr Buergermeister?

Habt Ihr indes getraeumt?—Der Hut da drueckt.

(Da der Diener zoegert.)

Zum Teufel, einen andern Hut!—Wie also?

Die Mauer auf dem Wischehrad ist fertig?

Buergermeister.

Ja, gnaed'ger Herr!

Ottokar.

Die Moldaubruecke auch?

Buergermeister.

Nur gestern ward der letzte Stein gefuegt.

Ottokar.

Ja, weil ihr wusstet, dass ich heute kam!

Den Deutschen, die ich sandte, Sachsen, Baiern,

Ward schon die untre Vorstadt eingeraeumt?

Buergermeister.

Verzeihet—

Ottokar.

Ist's geschehn?

Buergermeister.

Eu'r Hoheit—

Ottokar.

Ja?

Buergermeister.

Noch nicht.

Ottokar.

Warum nicht? Gottes Feu'r! Warum nicht?

Buergermeister.

Wir wollten noch einmal Eu'r Hoheit angehn,

Eh' wir vertrieben so viel treue Boehmen—

Ottokar.

Vertrieben! Was vertrieben! Wollt' ich das?

Sie sollten nach Chrudim, dort waren Aecker

Und Baugrund ihnen dreifach angewiesen,

Und dreifach alle Kosten der Versetzung.

Doch aus der Vorstadt sollen sie heraus.

Sie sollen, muessen! Muessen, Gottes Donner!

Ich weiss wohl, was ihr moegt, ihr alten Boehmen:

Gekauert sitzen in verjaehrtem Wust,

Wo kaum das Licht durch blinde Scheiben dringt;

Verzehren, was der vor'ge Tag gebracht,

Und ernten, was der naechste soll verzehren,

Am Sonntag Schmaus, am Kirmes plumpen Tanz,

Fuer alles andre taub und blind;

So moechtet ihr: ich aber mag nicht so!

Wie den Ertrinkenden man fasst am Haar,

Will ich euch fassen, wo's am meisten schmerzt;

Den Deutschen will ich setzen euch in Pelz,

Der soll euch kneipen, bis euch Schmerz und Aerger

Aus eurer Dumpfheit wecken und ihr ausschlagt

Wie ein gesporntes Pferd. Ihr denkt der Zeit,

Da eure Fuersten sassen an dem Herd

Und einen Kessel fuehrten in dem schnoeden Wappen;

Ich bin kein solcher, straf mich Gott!

(Man hat ihm den Mantel umgegeben.) Seht her!

Der Mantel ward in Augsburg eingekauft.

Das Gold, der Samt, die Stickerei, das Ganze,

Koennt ihr das machen hier in eurem Land?

Ihr sollt! bei Gott, ihr sollt! Ich will euch's lehnen—

Mit Koeln und Wien, mit Lunden und Paris

Soll euer Prag hier stehn in einer Reihe!

Die Laender, die euch herrisch sonst gehoehnt,

Ich habe sie bezwungen mit dem Schwert:

Der Ungar flieht, der Baierfuerst haelt Ruh',

Und Oesterreich, die wackre Steiermark

Und Portenau und Krain und Deutschlands Eger,

Ich habe sie vereinigt meinem Reich.

In alle Fernen trug ich Boehmens Namen,

Aus allen Fernen toent zurueck sein Ruhm.

Wie meine Vaeter konnt' ich ruhig schlafen,

Euch lassen schlafen, so wie eure Vaeter;

Fuer wen hab ich's getan? Fuer euch!

Doch sollt ihr nach, des geb ich euch mein Wort!

Hin auf des Berges Mitte stellt' ich euch,

Und nun klimmt weiter oder brecht den Hals!

(indem er sich abwendet.)

Dass mir die Deutschen in die Vorstadt kommen.

(Kanzler tritt ein und naehert sich dem Koenige.)

Ottokar.

Was ist?

Kanzler.

Die Koenigin, wie Ihr befahlt.

Ottokar (wieder zu den Buergern gewendet).

Auch das noch, das noch, seht, um euretwillen!

Was einem jeden Mann das Teuerste,

Die Ruh' im eignen Haus, hab ich gestoert,

Um eure Ruh', um eurer Kinder Ruhe.

Damit nach meinem Tod mein Reich nicht erblos,

Mein Werk das Spiel nicht werde innern Zwists,

Hab ich von Margarethen mich getrennt,

Die keines Erbens Hoffnung mehr gewaehrt,

Und neuer Bande Wechsel mich gefuegt.

(Zur ganzen Versammlung sich gewendet.)

Ja, ja, ihr Herrn, damit ihr's alle wisst:

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