In der Struth Band 3

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Obwohl die dicke Suppe, die Didilind heute Abend wieder servierte prima schmeckte, hatte ich keinen richtigen Hunger, Dennis Verhalten hat mir den Hunger, den Appetit genommen. Wem willst du heute noch vertrauen?



Die warme Wolldecke, die Didilind heute auf dem Markt zum Zudecken der Eier gekauft hat, ihr erinnert euch sicher noch, hat Didilind auf den Strohsack bekommen, damit es noch ein bisschen wärmer unter ihr wird, denn in den beiden Schlafkammern ist es bitter kalt, obwohl die Zim-mertüren zur Küche weit offen stehen. Luzia hat auf ihrem Strohsack schon ein gegerbtes, dickes Winterbärenfell, auf dem sie schläft und hat uns beiden versichert, dass sie bisher noch nicht in der Nacht gefroren hat, weder von unten noch von oben. Nach meinen Erfahrungen wird es in den nächsten Wochen sicher noch ein bisschen ‚

kältererer’

 werden. Am nächsten Tag hat Didilind die gestern gekaufte Decke in höchsten Tönen gelobt. Und ich ihr gesagt, dass beim nächsten Marktbesuch kaufen wir noch drei Decken, denn ich fürchte, dass in einem Monat unsere Decke, mit der wir uns hier zur Zeit zudecken nicht mehr warm genug sein wird und wir dann lange Augen nach etwas Wärmeres machen werden!



Der nächste Tag war wieder ein Sonntag. Als erstes habe ich die Pferde im Stall mit bisschen frischen Heu und Wasser versorgt. Dann habe ich die ausgetauschten Schlösser kontrolliert, ob da jemand in der Nacht an ihnen herummanipuliert hat. An der Haustür und dem Pferdestall war schon mal alles in Ordnung. Auch am Werkraum und der Wagenremise hat, so wie ich es feststel-len konnte niemand herumgedoktert. Auf dem Heuboden stand noch der Eimer Hafer im Heu versteckt. Beruhigt ging ich in die Küche, machte meine Morgenwäsche und frühstückte gemein-sam mit meinen zwei Mädchen, das heute wieder aus belegten Butterbrotscheiben und dem guten Tee, Marke Didilind bestand. Gemeinsam haben wir das benutzte Frühstücksgeschirr sauber gemacht, Didilind und Luzia haben es an Ort und Stelle verstaut. Dann haben wir eine kurze Sonntagsandacht gehalten und begannen mit dem Kreuzzeichen und dem Gebet, das uns der Herr zu beten gelehrt hat. Dann besprachen wir die Geschichte, wie Jesus auf dem See Genesareth den Sturm stillte, in der Jesus uns zeigen wollte, dass er auch der Herr über die wildesten Kräfte der Natur ist, dem selbst die ungezügelten Naturkräfte gehorchen müssen und allein seinem Wollen unterliegen. Am Schluss bekannten wir unsern Glauben und sprachen gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis und beendeten wieder unsere Andacht mit dem Kreuzzeichen Amen. Wir waren gerade mit unserer Andacht fertig, da klopfte es an der Tür und Dennis bat um den Schlüssel für den Werkraum, denn sie möchten die Wildsau von gestern, die da hängt, weiter verarbeiten. Ich ging mit ihnen, obwohl Dennis mich fragte, ob ich ihm den Schlüssel dafür nicht mehr anvertrauen will! Doch ich sagte ihm: „Nach meinen üblen, gestern am Abend gemach-ten Erfahrungen, bist du offensichtlich nicht in der Lage mit ruhiger Hand ein Schloss zu öffnen, da mache ich es doch schon selber, bevor du mich dazu wieder holen kommst! Vor der Werkraumtür wartete Gerid. Beide wollten mit vereinten Kräften der Wildsau das Fell abziehen, die Innereien entfernen, es teilen und wie ich auch hoffe, dann den Raum wieder sauber machen, wie sie ihn vorgefunden haben. Als sie mitten beim Abziehen waren, fragte mich Gerid, wie ich es mit den Fellen handhabe? Und ich sagte ihm, dass die Winterfelle wertvoller sind als die Sommerfelle, besonders wenn sie keine Verschnittstellen aufweisen. „Zunächst lasse ich sie, egal wo, abtrocknen. Dann lege ich sie zusammen, und lagere sie in einem Raum oder auf einem Platz, wo sie nicht verschimmeln können oder von Nagern zernagt werden können. Bei nächster Gelegenheit gebe ich sie bei einem Gerber ab und lasse sie zu Pelzen verarbeiten, was der Gerber nicht umsonst macht. Als sie die Innereien herausholten, fragte Gerid mich, ob Didilind ihm beim Lebermus machen helfen würde, denn Dennis wollte nichts von den Innereien haben: „Wozu auch,“ sagte er, „Irmgud schmeißt mich damit aus dem Haus. Sie weiß halt nicht was gut schmeckt!“ „Oder was Didilind und nicht sie zurecht macht“, sagte ich! „Schon möglich“, sagte er. Gerid kam bald mit der Leber und einem Stück Bauchfleisch in der Schüssel zu Didilind und bat sie ihm doch das gute Lebermus zu machen, was sie auch tat. Als er mit der Schüssel, halbvoll mit dem guten Lebermus daheim ins Haus kam, versuchte sie ihn lautstark mit der Schüssel hinauszuwerfen. Und was ich nicht mehr zu hoffen wagte passierte: „Er drängte sich an ihr vorbei, vermutlich in die Küche, stellte da die Schüssel auf den Tisch und drängte Janine lautstark aus dem Haus und forderte sie auf schnellstens, auf nimmer Wiedersehen, mit ihrem Gefährt wieder dahin zurückzukehren, woher sie gekommen ist, denn er hat es ein für alle mal satt sich dauernd von ihr herumkommandieren zu lassen, selber aber auf der faulen Haut zu liegen. Wenn dein früherer Mann sich von dir zu Tode hat ärgern lassen, alles in Ordnung, bei mir wird es dir aber bestimmt nicht gelingen. Und, mich aber wirst du ab sofort auch nicht mehr herumkommandieren oder fortlaufend den Versager nennen, der im Grunde genommen du bist. Dann schloss er die Haustür ab und ging in die Wagenremise und holte alles vom Wagen, was er angeschafft hat und brachte es ins Haus, auch seinen im Wagen versteckten Goldschatz. Dann holte er Janines Sachen aus dem Haus, kontrollierte ihre Taschen, nahm alles Wertvolle, was er ihr geschenkt hat heraus und warf die Sachen ihr vors Haus, schloss die Haustür von innen ab und begann die halbe Sau zu zerlegen. Doch schon das Salz fehlte, um das Fleisch schmackhaft zu grillen: „Janine, was bist du doch nur für eine Hausfrau? Wenn dein hausfrauliches Können nur halb so groß wäre wie dein rechthaberisches freches und zügelloses Mundwerk und deine Faulheit ist? Wie konnte ich nur auf diese Frau so blindlings hereinfallen?“ Gerid schaute durchs Fenster ob sie da draußen wo steht, denn er wollte sich bei Didilind das nötige Salz zum Einsalzen des Grillfleisches bis nächsten Samstag borgen, was er auch von Didilind bekam. Doch bald zeigte es sich, dass zu zweit jedwede Arbeit schneller von der Hand geht, wenn beide an einem Strang ziehen, denn der Mensch hat im Normalfall nur zwei Arme und unten dran die zwei Hände zum Zupacken. Und schon beim Auf-spießen der Fleischstücke auf den recht langen Grillspieß fehlte bestenfalls die dritte, wenn nicht gar die vierte Hand. Doch irgendwie hat er den Spieß voll gesteckt und in die Spießhalterung bekommen. Dann machte er das Feuer und be-gann den Stab langsam zu drehen. Was ich so mitbekommen habe, war er am Abend mit dem Grillen der halben Sau fertig. Auf einmal klopfte es an unser Tür und Gerid stand in der offenen Tür und bat Didilind, ob sie ihm nicht mit etwas Brot auch aushelfen könnte: „Denn was schmeckt besser zu frischgegrillten Fleisch, als eine Scheibe Brot. Meine fortgejagte Janine hat sich zuletzt um nichts gekümmert als nur, wo sie mir das Leben schwer machen kann. Ich weiß nicht warum und wieso sie so geworden ist! Ob es das Gold war, und die Sucht nach mehr, ohne es selbst im kalten Wasser zu suchen, das ihren Charakter ganz und gar verdarb? “ Didilind gab ihm, ohne viel zu fragen das letzte Stück Brot, das sie noch hatte, und schon verplant war, denn morgen gibt es ja bei uns wieder frisches Brot. Gerid bedankte sich und versprach alles, bis spätestens Sonnabend, uns wieder zurückzubringen und verschwand wieder in seinem Häuschen. Von ihr war keine Spur.



Da Didilind meinte, dass es langsam an der Zeit sei den Sauerteig für morgen zu machen holte ich aus dem Backhaus den restlichen mehligen Sauerteig, den Didilind in eine Schüssel gab und goss warmes Wasser darüber, damit er wieder weich wird. Ich ging dann zu den Pferden in den Stall, und ließ sie ins Freie. Durch die Luke warf ich bisschen Stroh zum Einstreuen und Heu zum Futtern in den Stall. Dann nahm ich den vollen Eimer Hafer, den ich gestern im Heu versteckt habe und ging hinunter in den Stall. Hier füllte ich zunächst das Heu in die obere Futterleiter, schüttete ein drittel Eimer Hafer in die untere Futterkrippe und ließ die Pferde wieder hinein. Ich verpasste allen Pferden, den großen wie den kleinen, die gewohnten Liebkoseeinheiten, goss das nötige Wasser in die Eimer nach, mit einem leichten Klaps auf die Hinterpartie wünschte ich allen eine ruhigen Nacht und schloss von außen den Pferdestall ab, nahm den Eimer mit dem restlichen Hafer und verschwand im Haus.



Didilind machte schon den Sauerteig für morgen, denn morgen ist wieder der einmal wöchentliche „Großbrotbacktag“, bei dem in der Regel das Brot für die ganze Woche gebacken wird. Dabei fragte ich Didilind, ob sie heute Dienstag oder eines seiner Mädchen gesehen hat, denn ich habe heute nichts von ihnen mitbekommen. Dann hat Didilind mir erzählt, dass Gerid heute zweimal hier war. Beim erstenmal hat er sich Salz zum Einsalzen des Grillfleisches geborgt, beim zweitenmal bat er um ein Stück Brot das ich ihm auch gab. Beide Male hat er sich bitter beklagt, dass Janine sich um nichts mehr gekümmert hat was da so im Haushalt vor sich gehen sollte, sondern nur noch darum gekümmert hat, wie sie ihn zu Minna machen kann. „Oder ließ sie es Gerid immer wieder spüren, dass sie auf je-manden eifersüchtig ist, dem sie selbst das Wasser nicht reichen kann?“ waren meine lauten Gedanken. Bevor wir schlafen gehen wollten, wurde ich irgendwie unruhig und meine innere Stimme, die Stimme meiner Vorfahren sagte mir, ich solle noch einmal hinaus gehen. Ich nahm meinen Bogen und hing den Köcher um und schlich mich aus dem Hause. Im Dunkeln sah ich zwei Personen die sich an der verschlossenen Tür des Pferdestalls zu schaffen machten. Zu meinem Glück hatte ich meine helle Winterkleidung an, die mich nicht so leicht erkennen ließ. Auf alle Fälle spannte ich schon mal den Bogen und schrie ganz laut Hände hoch! Die beiden sind sichtlich erschrocken. Jetzt erkannte ich beide, es war die Golombka und die kleine Kotschka, die vermutlich jetzt zwei Bandi-tenpferde wollen, um auf ihnen das Weite zu suchen. Mein Gott, was haben sie mit Dienstag gemacht? Lebt er überhaupt noch? Ich schrie ganz laut nach Gerid und Didilind, ohne die beiden an der Tür aus dem Auge zu lassen. Und da warf die Größere von den Beiden etwas nach mir, das nur ganz knapp sein Ziel, mein Gesicht, verfehlte. Es war ein Wurfmesser, das sie nach mir geschleudert hat. Im gleichen Moment kam Gerid aus dem Haus und wollte sicher fragen, was da los ist? Doch er schrie laut auf als er sah, wie mein Pfeil den hochgestreckten Arm der Messerwerferin traf und das zweite Wurfmesser nicht Gerid traf, sondern auf den Boden fiel. So schnell wie heute eben bin ich schon lange nicht gesprintet. Bevor sie das Wurfmesser aufheben konnte, ist sie mit ihrem Kopf gegen die Holztür und seitwärts in den Schnee geflogen. Es war Golombka, die da in den Schnee geflogen ist, die auch mit dem Wurfmesser nach mir geworfen hat. Die kleine Kotschka, Dienstags Schwester, wollte, nachdem sie sah, dass Golombkas Flucht zu Ende ist, alleine in der Dunkelheit verschwinden, was ich mit meinem Bogen zu verhindern wusste, mit dem ich ihren linken Fuß fürs erste beim Weglaufen zurückhalten konnte und sie sich ebenfalls in den Schnee langlegte. Gerid hat währenddessen mit seinem Schlüssel Dienstags Haustür aufgeschlossen und mit Didilind haben sie das Haus nach Dienstag durchsucht. In der letzten Ecke des Hauses fanden sie ihn in seiner Blutlache. Wie Gerid eben feststellen konnte, schien Dienstag noch zu leben. Also war Didilind mit ihren Heilkünsten wieder gefragt, die schon mal Wunder wirkten bei den siebzehn Verletzten im Spätsommer. Wie Didilind auch bald feststellen konnte, bekam Dienstag einen festen Schlag auf seinen Hinterkopf und drei Stiche in seinen Körper. Ja warum das bloß nur? Was hat er ihnen denn nur getan? Dass sie ihn so brutal töten wollten? Ich packte beide hinten an dem Schlafittchen, stieß ziemlich brutal ihre Köpfe zusammen und schleppte sie, nach dem ich mich vergewissert hatte, dass sie keine Schlüssel und irgendwelche Messer mehr in ihren Taschen hatten, in das letzte Häuschen am Platz, dass sie hier erstmals, fern von allem Trubel die Nacht verbringen konnten. Offensichtlich hat jemand diesen Vorgang ungewollt beobachtet, wie es sich später zeigen sollte. Dienstag haben wir mit vereinten Kräften zu uns in die Küche gebracht und vorerst auf den Tisch gelegt. Didilinds Öllampe und das flackernde Feuer auf dem Herd haben das spärliche Licht gespendet, dass Didilind gerade noch dienstags Wunden verarzten konnten. Da wir nicht mehr vorhatten nach draußen zu gehen, habe ich vier Holzscheite an einen dünnen Lederriemen gebunden und in dreiviertel Höhe an das Türfutter befestigt. Falls jemand die Tür gewaltsam aufstoßen sollte, fallen die Holzscheite lautpolternd und weithin hörbar auf den Dielenfußboden und werden uns sicherlich wecken. Ich habe heute Nacht sehr unruhig geschlafen und, es war doch schon bisschen später, als jemand mit einem Schlüssel im Türschloss bei uns herum fummelte, ohne die Tür öffnen zu können. Leise schlich ich mich aus dem Bett und stand in der Küche seitwärts gegenüber der Haustür schussbereit gegenüber der Haustür mit gespannten Bogen. Ich glaube, dass sie so etwa zwanzig Minuten an der Haustür vergebens versucht haben sie zu öffnen und zogen mit ihren Holzscheiten, wie ich sehen konnte waren es drei vermummte Gestalten, wieder ab, vermutlich in das letzte Haus am Platz.

 



Didilind war heute die erste wieder in der Küche und hat für Dienstag eine kräftige klare Fleisch-brühe, die Luzia, nachdem er die Augen wieder aufmachte und schon ansprechbar war, löffelweise gefüttert hat. Auch Gerid kam bald und hat sich nach dem Befinden von Dienstag erkundigt. Ich gab Gerid das fünfte Schloss, die zwei Schlüssel und das nötige Werkzeug, das er das Schloss an seiner Haustür austauschen kann und bat ihn, dass er das bitte sofort machen soll, denn falls er es noch nicht wissen sollte, will ich es dir verraten, dass du mit einem einzigen Schlüssel hier alle Türen öffnen und abschließen kannst. Beeil dich, denn ich fürchte, dass die drei Weiber schon in deinem Hause sind und da nach etwas Essbaren oder nach deinem Gold suchen. Heute Nacht haben sie hier an unserer Tür mit ihrem Universalschlüssel im Türschloss recht lange he-rumgefummelt, ohne sie öffnen zu können. Irgendetwas führen sie noch im Schilde, aber was weiß ich noch nicht. Lassen wir uns überraschen! Gerid verschwand mit dem Schloss und nach einer knappen halben Stunde kam er wieder zurück, brachte das alte Schloss mit und meinte, dass da noch niemand im Haus war oder während des Umbaus ins Haus gekommen ist. Dann haben wir alle gemeinsam eine dicke Fleischsuppe gegessen, soviel jeder wollte, so richtig, um Satt zu werden. Nach dem Frühstück hat Gerid den Abwascher gespielt, Luzia und ich den Abtrockner. Didilind hat schon alles zum Brotteigmachen zu Recht gemacht. Luzia hat das saubere Frühstücksgeschirr an Ort und Stelle verstaut und Dienstag wieder mit paar Löffeln klarer Fleischbrühe versorgt, der mittlerweile auf paar gegerbten Fellen weich auf dem Boden unweit des Herdes lag und schon so ziemlich alles mitbe-kommen kann. Nachdem der Tisch wieder frei war hat Didilind den Brotteig im Trog gemacht. Und ließ den Teig, warm verpackt, wieder hochgehen. Ich bat Gerid jetzt den Bewacher und Beschützer der kostbaren Fracht hier im Haus zu spielen und keinen Moment zu zögern, wenn es gefährlich werden sollte, notfalls auch der erste zu sein, der in Notwehr tötet, denn ich muss in das Backhaus gehen, um Feuer im Backofen zu machen. Und wenn alles klappt, gibt es heute Nachmittag wieder frisches Brot mit zweierlei Zutaten, Butter und Fleischscheiben, und das zum Sattessen! Gerid versprach nach bestem Wissen und Gewissen den Beschützer zu spielen und niemanden hereinzulassen, auch wenn die Person noch so betteln sollte, denn ich schließe euch von außen ab und wenn der Bettler es so eilig haben sollte, kann er, oder können sie zu mir ins Bachhaus kommen. Gesagt, getan! Ich verließ, das Häuschen, schloss die Tür von außen ab und ging schwer bewaffnet ins Bachhaus und machte Feuer im Backofen. Ich konnte aber auch, ohne große Verrenkungen Dienstags Haustür beobachten, ob da jemand hineingeht. Nach dem dritten anlegen sah, ich wie die drei Weiber in gebückter Haltung im Haus von Dienstag verschwanden. Ich, mit gespanntem Bogen, nix wie hinter her. Leise habe ich die Haustür geöffnet und brauchte nur den Geräuschen nachgehen. In beiden Schlafkammern haben sie eine Schlafstatt nach der andern durchwühlt, ohne etwas zu finden. Aber in den Wäschekisten, da wurden sie fündig und steckten, was sie finden konnten gierig in ihre Hosentaschen. Als nichts mehr zu durch-wühlen war, glaubten sie Dienstags Goldschatz gefunden zu haben, der meines Erachtens sicher größer sein musste. Doch als sie aus der Schlafkammer traten sahen sie mich mit meinem gespannten Bogen, abschussbereit da stehen. Golombka, die gestern schon ihre Bekanntschaft mit einem meiner Pfeile in ihrem rechten Oberarm gemacht hat, stieß, als sie mich da stehen sah, wahrscheinlich war es einen grässlichen Fluch in ihrer Heimatsprache lautstark über mich aus. Ich zwang sie ihre Taschen so zu leeren, dass die leeren Taschen außerhalb an ihren Klamotten leer herunter hingen. Dann mussten sie das Häuschen verlassen und ich sammelte die ganzen, verstreut auf dem Boden liegenden Goldfische in meine Taschen ein. Bevor ich das Haus verlassen habe, schnitzte ich auf die Schnelle einen kleinen, ovalen Holzkeil, schloss die Haustür ab und trieb den Holzkeil ganz stramm in das Schlüsselloch. Mit dem scharfen Wurfmesser, mit dem gestern Abend Golombka nach mir warf, schnitt ich den festsitzenden Holzkeil bündig an der Tür ab. Ohne Werkzeug konnte man diesen Keil aus dem Schlüsselloch nicht entfernen und somit konnte keiner, ohne die Tür aufzubrechen, ins Haus hinein. Schleunigst eilte ich ins Backhaus, denn da musste im Bachofen wieder Holz nachgelegt werden. Ich war mir ziemlich sicher, dass Didilind schon den fertigen Brotteig zu Broten in den Strohschüsseln formt. Das heißt, dass der Backofen in spätestens fünfundzwanzig Minuten backbereit sein muss. Nach etwa zehn Minuten habe ich noch einmal nachgelegt, verschloss das Backhaus und ging in unser Häuschen. Da hat Didilind schon das letzte Brot für die Strohschüssel geformt. Ich nahm zwei volle Strohschüsseln unter die Arme und trug sie in das warme Backhaus und holte die nächsten zwei und dann noch einmal zwei. Die siebte und zugleich die letzte volle Strohschüssel brachte Didilind ins Backhaus. Dann kontrollierte sie das Innere des Backofens und meinte, dass der Backofen heiß genug ist und dass kein Holz mehr nachgelegt werden muss. Jetzt erzählte ich Didilind, was ich vorhin in Dienstags Häuschen mit den drei Weibern erlebt habe und wie ich anschließend die Türschlösser mit einem ovalen Holzkeil, der fest im Schlüsselloch sitzt, unbenutzbar gemacht habe. „Ich möchte nur zu gerne wissen, was in die drei Weiber gefahren ist, die fast zum Mörder am eigenen Fleisch geworden wären, was ihnen auch fast gelungen ist.“ Dann gab ich Didilind die aufgesammelten Goldfische, die eigentlich Dienstag gehören, dass sie, sie sicher für ihn aufbewahren möge. Ich dachte im Moment, mich trifft der Schlag, denn durch das kleine Fenster im Backhaus konnte ich sehen, wie Galombka sich an der Haustür zu schaffen machte, als wollte sie erneut die Haustür aufschließen, was ihr aber nicht gelang, denn, egal ob in der Haustür oder in den Pferdestall, in den Schlüssellöchern war kein Platz mehr für den Hausschlüssel. Und was muss ich da hinten an der Hausecke sehen? Da standen Janine und Kotschka und warteten wahrscheinlich, dass Golombka die Haustür für eine nochmalige Suchtour öffnet. Doch dann stieß sie wieder ihren grässlichen Schrei aus und verschwand zu den beiden andern und räumten das Feld. Wohin sie sich verkrochen haben, konnte ich durch das kleine Backhausfenster nicht sehen. Ich trug darauf die noch glühende Asche des verbrannten Holzes hinaus in die Aschengrube, putzte mit einem nassen Sack, der an einer langen Holzstange befestigt war den Ofen aus und Didilind schob auf einem Schieber aus Buchenholz ein Brot nach dem andern hinein in den heißen Backofen. Um alles Weitere, Backofen und Brot darin, kümmerte sich jetzt Di-dilind, während ich draußen unauffällig die Häuser, einschließlich der Wagenremisen im Blick hatte. Die Pferde im Stall, haben heute sehr spät gefrühstückt; ich habe sie erst gefüttert, als das Brot fertig gebacken war und Didilind wieder mit all den frischen Broten drüben im Häuschen war. Dann habe auch ich das Backhaus abgeschlossen, ging auf den Heuboden, warf das nötige Heu herab, ging in den Pferdestall und verteilte es in der Futterleiter. Wasser war vorerst noch genug in den Eimern. Dann ging ich, nachdem ich all den Pferden eine verkürzte Schmu-seeinheit heute verpasst habe in die Küche und habe auch gefrühstückt. Luzia hat mir ganz stolz berichtet, dass Dienstag heute schon eine ganze Tasse heiße Brühe, in der ein Ei verrührt war, gegessen hat: „Und ich habe ihn wie immer gefüttert!“ Offensichtlich haben Didilinds Kräuterumschläge auch hier schon auf wunderbare Weise gewirkt oder ihre heilende Wirkung gezeigt. Danach ging ich, natürlich schwer bewaffnet, durch den Schnee in die Wagenremise, stellte zunächst fest, dass keiner in ihr sich zu schaffen gemacht hat, leerte die Mausefallen, stellte sie wieder auf, verließ die Remise und schloss sie wieder von außen sicher ab. Dann holte ich vom Holzstadel soviel Holz, wie ich heute verheizt habe und einige Scheite mehr aber auch das nötige trockene Moos- und Reiserzeug zum Feuermachen, denn wir waren uns einig, dass der Brotbäcker nach dem Backen wieder das Holz zum Feuern und zum Feuermachen in das Backhaus bringt, was er heute zum Backen verbrannt hat. Dann ging ich hoch an den Bach und begutachtete die gesperrte Abzweigung. „Das Wasser ließe sich noch ohne Weiteres umleiten, vielleicht sollte ich doch noch einen Sack Roggen mahlen, bevor es restlos zufriert“, dachte ich im Stillen, „nur wo hole ich es?“ Da sagte mir meine innere Stimme: „Versuche es doch bei Gerid auf dem Schüttboden, denn er wird sicher die nächste Zeit bei euch verköstigt werden. Und so ging ich in unser Häuschen und sprach ihn darauf an. Er hatte nichts dagegen und ging, nachdem ich die Haustür von außen abge-schlossen habe, sogar mit mir auf den Schüttboden seines Hauses. Gemeinsam füllten wir einen Sack voll mit Roggen, den er mir auf meinen Rücken half, und ich hinab in den Mahlraum trug. Hier schüttete ich den Roggen in den Mahltrichter. Den leeren Sack band ich unten am Auslauftrichter fest. Dann trat ich wieder hinaus, sichtete die Umgebung, schloss die Tür ab und ging an den Bach zu der Ableitung in den Mahlgraben. Hier leitete ich das Wasser ab, und das Wasserrad begann sich langsam und knarrend, immer schneller werdend, zu drehen. Im Mahlraum spannte ich die Transmission um, und die Mahlsteine begannen sich mit schnar-chenden Geräuschen zu drehen. Als die Steine ihre volle Drehzahl erreicht haben, öffnete ich den Körnereinlauf und die Steine konnten den Roggen in Roggenvollkornmehl umwandeln. Während der Mahlprozess so vor sich hinlief, holte ich von unserm Schüttboden einen Sack Weizen, der nach dem Roggen auch noch in Weizenvollkornmehl umgewandelt werden soll. Beides, dass Roggen- und das Weizenmahlen klappte prima. Vielleicht kann man in Zukunft immer etwas Weizenmehl dem Brotteig beimischen. Da würde das Roggenmehl sicher länger reichen. Dann ging ich hinaus an den Bach und schaute in das zurzeit leere Bachbett und fand zu meiner Überraschung fast einen Eimer voll Goldfische von verschiedener Größe. Nachdem auch der Weizen gemahlen war, ging ich hinaus an die Wasserkreuzung und leitete das Wasser wieder um, das Wasserrad hörte auf sich zu drehen, und ich ging am künstlich angelegten schmalen Wassergraben, durch den jetzt kein Wasser floss ganz langsam entlang und fand wieder zwei volle Hände Tauben Eier große und sehr kostbare und begehrenswerte Goldfische, um an sie zu gelangen, gehen viele Menschen zur Zeit über Leichen, von denen wir sicher wieder einige Jahre gut leben werden können. Im Mahlraum habe ich die Transmission wieder ausgespannt, die Tür zum Mahlraum zugemacht, den Werkraum von außen abgeschlossen und ging ins Häuschen, wo Didilind schon mit dem Mittagessen wartete. Zum Mittagessen gab es für uns frische Butterbrote, die mit Fleischscheiben belegt waren und warme, klare Fleischbrühe. Dienstag, der sich wieder von Luzia füttern ließ, hat heute Mittag zwei Tassen der klaren Brühe mit Eiereinlauf gegessen. Nachdem wieder alles zum Mittagessen benutzte Geschirr sauber und trocken aufgeräumt war, machte Dienstag uns so komische Zeichen, die wir dahindeuteten, dass er auf die Toilette müsse. Gerid und ich setzten ihn auf einen Küchenstuhl und brachten ihn in das kleine Holzhäuschen neben dem Misthaufen, wo er, sicher ob der kalten Kälte sein Geschäftchen schneller als sonst erledigte. Hut ab vor Gerid, der unaufgefordert ihn sauber machte. Gemein-sam haben wir ihn auf den Stuhl gesetzt und wieder in die Küche getragen. Didilind hat bei ihm den Verband gewechselt und neue Kräuter auf die Stichwunden gelegt, die offensichtlich bei ihm regelrechte Wunder wirkten, denn schon am nächsten Tag konnte er alleine einige Schritte tun und versuchte uns zu sagen, dass er am liebsten wieder in einem Bett schlafen möchte. Aber zurück zum heutigen Tag! Von den drei Weibseln habe ich nichts mehr gesehen. Wo sie sich verkrochen haben weiß ich nicht, trotzdem habe ich meinen Verstand auf doppelte Vorsicht geschaltet, denn man weiß ja nie, aus welcher Ecke das nächste Wurfmesser geflogen kommt und wie viele sie noch davon haben. Bogen und Köcher baumelten vorn an meiner Brust, den Ger hielt ich in meiner Rechten und mit meiner linken öffnete ich den Pferdestall. Ich glaube, dass die Pferde auf den Ausgang schon gewartet haben, denn eines nach dem andern marschierte hinaus in den Schnee, vollführten die tollsten Kunstsprünge, wälzten sich aber auch, alle Viere hochgestreckt, im Schnee. Ich ging in die Scheune und brachte das nötige Stroh, um ein frisches Nachtlager zu bereiten. Vom Heuboden warf ich das nötige Heu herunter, das ich in die Futterleiter steckte, holte aus dem Häuschen den Eimer mit dem Hafer und schüttete die Nachtportion in die Futterkrippe und begann die Wassereimer der Reihe nach auszuwaschen und mit neuem Wasser zu füllen. Wie es so aussieht, wollen die Pferde noch gar nicht in den Stall. So stand ich in der offenen Stalltür und schaute dem Treiben der Pferde zu. Dabei ist mir aufgefallen, dass eine Leibgardistenstute, die ja auch schon hochträchtig ist, es mit dem Herumtollen nicht so wild trieb wie die anderen. „Solltest du auch bald Pferdemama werden“, dachte ich! Vor lauter Pferdegucken habe ich gar nicht mit bekommen, dass die grauen Wolken am Himmel immer grauer und dichter wurden, was nach viel Schneenachschub aussieht. Doch so langsam dachten auch die Pferde an den gedeckten Tisch, der im Stall auf sie wartet und im Gänsemarsch marschierten sie, einer nach dem andern, in den Stall; leckten da und dort unterwegs noch bisschen Schnee. Hier im Stall verabreichte ich ihnen, während sie fraßen, die allabendlichen und liebgewonnenen Tätschel-, Streichel- und Krauleinheiten. Besonders sehr lange war ich bei der Leibgardistenstute, die wohl als nächste ihr Fohlen bekommt und wünschte ihr alles Gute, dass es bei ihr auch so gut klappen möchte wie bei den vier andern Pferden der Banditen. Mit dem Eimer in der Hand, in dem noch eine Haferportion für alle Pferde war, trat ich aus dem Stall, begutachtete das Rundherum, schloss den Stall ab und ging ins Haus. Für heute Abend hat Didilind wieder eine kräftige Fleischnudelsuppe gekocht, die wie immer, wieder große Klasse geschmeckt hat. Luzia hat auch heute Abend zuerst Dienstag gefüttert, der zwei ein halb Tassen verdrückt hat. Aber irgendwie machte er nach dem Abendessen einen recht geknickten Eindruck auf uns, gerade so, als würde er sich ärgern, dass er den vorgestrigen Zwischenfall überlebt hat! Doch dann halfen wir beide, Gerid und ich ihm wieder beim Besuch des kleinen Holzhäuschen und brachten ihn wieder zurück in die Küche, legten ihn auf die gegerbten Felle, deckten ihn mit einem warmen gegerbten, Bärenfell zu und für ihn konnte die Nacht beginnen. Gerid hatte nichts dagegen, dass wir beide in der hinteren Kammer schlafen und beide Mädchen in der vorderen. Auch wir waren bald in unsern Betten. Hier habe ich heute Abend mit meinem Chef ganz allein da oben im blauen Himmelszelt mein Schwätzchen gehalten und ihm alles, was heute wieder vorgefallen ist erzählt und immer wieder nach dem Warum und dem Wieso gefragt, was bloß in die Frauen gefahren ist, dass sie sogar zum Morden bereit sind, denn wer hat Dienstag so blutig, in der Hoffnung, dass er es nicht überlebt, zugerichtet? Wer hat mit den scharfen Wurfmessern nach mir geworfen und gehofft hat, dass ich kampfunfähig am Boden liegen bleibe? Was mein Chef, haben wir ihnen getan? Und meine innere Stimme sagte mir, dass alle vier Frauen im Winterlager auf Didilind, Luzia und dich bis aufs Blut eifersüchtig sind, dass bei euch alles so klappt, dass es zwischen euch dreien keine Reibereien gibt. Nicht einmal die Luft zum Atmen gönnen sie euch. Für die Außenstehenden sieht es so aus, als ob bei euch alles spielend, ohne große Anstrengungen über die Bühne geht. Wie viel Mühe sich immer wieder Didilind bei der Haushaltführung gibt sehen sie nicht, oder wollen sie gar nicht sehen, aber auch nicht, dass du den ganzen Tag auf den Beinen bist und nach dem Rechten schaust, wollen sie weder bei Didilind noch bei dir sehen. Manchmal meinen sie, un-sichtbare Geister würden nur bei euch und nicht auch bei ihnen all die Arbeit machen und ihr kommt zum Fertigen, was sie euch auch nicht gönnen. Die zwei Frauen, die in Dienstags Bann stehen, geben euch die Schuld an Matulas Tot, denn ihr Körper, der auf Hunger und Schmutz gedrillt war, konnte die drei regelmäßigen Mahlzeiten und das tägliche sich waschen nicht vertragen und kapitulierte vor dem Wohlstand. Die zwei Weiblein werden euch heute Nacht ins Ungewisse verlassen. Die dritte wird übermorgen an eure Tür klopfen und reumütig zurückkehren, denn sie erwartet von Gerid, trotz ihrer vorgerückten Jugend, ein Kind. Gerid sollte gut zu ihr sein, ihr verzeihen können aber es nicht, egal in welche Richtung, ob Güte oder Härte, es übertreiben und vor allem sollte er seinen Schatz selbst verwalten, denn sie kann mit seinem Goldschatz nicht umgehen, und er muss das Planen im Haushalt übernehmen, wobei Didilind ihm und ihr dabei behilflich sein kann. Die vierte Frau muss Dennis zur Vernunft bringen, was ihm leider nicht gelingen wird und euch noch viel Kummer bereiten werden. Und zum Schluss möchte ich euch noch sagen, so lange ihr mich nicht enttäuscht, so lange halte ich meine Schützenden und helfenden Hände über euch. Und auf dich Eberhard, kommt in den nächsten Tagen ein großes Abenteuer zu, aus dem du aber als Sieger hervorgehen wirst. Verzage nicht! Ich dankte dem Chef da oben und bat ihn, dass er alle Menschen beschützen möge, denen wir im Leben schon begegnet sind im Guten aber auch im Bösen und das er mir die Kraft schenken wolle, niemandem böse zu sein, auch wenn er mich noch so enttäuschen sollte oder weh getan hat. Dann musste auch ich bald eingeschlafen sein. Geweckt scheint uns heute Nacht keiner. Ein blick aus den Fenstern sagte mir, dass hier niemand durch den frisch gefallenen Schnee ge-laufen ist. Der