In der Struth Band 2

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In der Struth Band 2
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Felix Sobotta

In der Struth Band 2

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein paar Gedanken zu diesen Büchern

1. Kapitel Auf halber Höhe durch die Westkarpaten

2. Kapitel: Neuland, jenseits der Weichsel

3. Kapitel: Durchs Riesengebirge an die Elbe

4. Kapitel: Eine ungewünschte Begegnung

5. Kapitel: Von der Elbe ins Winterquartier

6. Kapitel: Dienstag entdeckt seine restliche Verwandtschaft

Impressum neobooks

Ein paar Gedanken zu diesen Büchern

In der Struth Band 2

von Felix Sobotta

Die nachfolgenden Bücher widme ich meiner geliebten Frau Lydia, mit der ich schon über fünfzig Jahre verheiratet bin und hoffe, dass wir noch viele Jahre unseres Leben, nicht nur in Freud, sondern auch in weniger frohen Tagen wie bisher gemeinsam teilen dürfen. Beim Lesen wird Ihnen, verehrte Leser, immer wieder der Name Didilind auffallen! Wie Sie gelesen haben heißt meine Frau mit ihrem Vornamen Lydia. In jungen Jahren habe ich sie oft „Lidi“ oder auch, wenn sie besonders lieb war, schon mal „Didi“ oder „Didilein“ gerufen.

Hier in meinen Werken sind wir zwei Jahre lang wie Bruder und Schwester, teils auf dem Rücken unserer Pferde, teils im Planwagen ins neue Land, in unsere neue Heimat wie schon gesagt, als Bruder und Schwester getrampt.

Im wirklichen Leben wurden wir zwei Verlobte durch meine Ausreise 1957 aus Oberschlesien in die Bundesrepublik Deutschland für fast zwei Jahre von einander getrennt und unser Gedankenaustausch und Liebesbeweise fand nur per Brief oder in den sogenannten Liebesbriefen statt.

1959, fast zwei Jahre später, haben die Polen auch ihre Familie als Deutschstämmige in den Westen ausreisen lassen, denn sie, die Polen, brauchten auch ihre Wohnung für die aus der Ukraine vertriebenen Polen. Und am gemeinsamen Ziel, im neuen Land im Westen, haben wir dann geheiratet und auch unsere Familie gegründet, eine Familie unter vielen, keine neue Sippe, keinen neuen Flecken.

Und was die guten Suppen anbelangt, die sie in den Büchern immer wieder gekocht hat, das stimmt auch in Wirklichkeit, denn für ihre dicken Reis- oder Nudelgemüsesuppen mit einer kleinen Fleisch- oder Wursteinlage, lass ich jetzt in meinen alten Tagen, oder bei meiner vorgerückten Jugend, alles andere stehen, sie sind einfach ein Gedicht! Und wenn es ganz besonders gut geschmeckt hat, dann sag ich auch schon mal nach dem Essen: „Maminka, ich heirate dich gleich wieder!“

1. Kapitel Auf halber Höhe durch die Westkarpaten

Wir haben jetzt das Jahr 214 und leben in der zweiten Hälfte des Monats April. Bald sind wir ein Jahr von unseren Heimatdörfern weg. Kaum hat sich unser Gespann in Bewegung gesetzt und wir den beiden Gebäuden den Rücken zeigten, begannen alle acht Pferde laut zu wiehern, als ob sie sich auch von ihrem Winterdomizil verabschieden wollten, indem sie auch soviel Schönes aber wie mein Thor und die andern auch etwas sehr Schreckliches erlebt haben, wenn ich an den Bär oder die Wölfe denke, die unsern Pferden doch recht bedenklich nahe kamen.

Am Ende der Lichtung, bevor wir auf den Weg kamen, der uns hinab an die Kreuzung bringt, habe ich es nicht lassen können, anzuhalten, vom Wagen zu steigen und noch einmal bisschen wehmütig zurückzuschauen. Ich musste einfach noch einmal die letzten sechs Monate hier oben kurz Revue passieren lassen und meinem Chef oben, über mir im blauen Himmelszelt, noch für seine vorausschauende Fürsorge herzlich Danke sagen. Ohne sich nochmals umzuschauen bestieg ich den Wagen und ab ging es hinab zur Kreuzung. Hier hielten wir wieder an und ich stieg vom Wagen, um zunächst festzustellen wo es nach Westen langgeht. Als ich wieder auf dem Kutscherbock saß, sah ich genau in westlicher Richtung, weit hinten einen riesengroßen Nadelbaum stehen, der mir bisher, wenn wir zum Wochenmarkt kamen nie aufgefallen ist, der die andern Bäume um vieles überragte. Ob ihn die tiefhängenden grauen Winterwolken kleiner erscheinen ließen oder gar verhüllten? Meine ersten Gedanken waren, ist das etwa einer von den legendären Mammutbäumen, die es früher bei uns noch sehr häufig gab? Wenn ja, dann kommen wir bald in eine dünn besiedelte Gegend, denn von zwei dieser Bäume und derzeitigen Größe konnte man schon so eine zweiräumige Almhütte bauen und die Siedler, so hat mir mein Vater öfters erzählt, haben solche Mammutbäume einfach wegen der Holzmasse nicht stehen lassen, ohne zu ahnen, was für einen Holzverlust sie durch das Fällen dieser viertelwüchsigen, oder noch nicht ganz ausgewachsenen Bäume, da für die Nachwelt angerichtet haben. Von diesem Baum da hinten im Westen habe ich Didilind auch unterrichtet und sie gebeten, auch diesen Baum mit im Auge zu behalten, denn hinter diesem Baum geht es weiter dahin wo auch wir hinwollen, nämlich nach Westen. Während Didilind den Mammutbaum im Visier behielt, konnte ich schon mal die Gegend links und rechts von uns im Vorbeifahren im Auge behalten, denn irgendwann müssen wir ja für die Pferde eine Futterpause machen. Und wenn es da noch nichts Grünes gibt, dann muss mein mitgenommener Heuvorrat in den Säcken der etwa für sechs Mahlzeiten reichen würde, verfüttert werden. Da entdeckten meine Augen im Hintergrund die Silhouette des Städtchens, in der wir während der letzten sechs Monate unsere Besorgungen machten. Ich zeigte dieses Bild auch Didilind. Sie nickt zustimmend, als wollte sie sagen, da hätte es sich auch gut leben lassen und ich fügte hinzu: „Aber wovon?“ Und Didilind sagte: „Vielleicht hätten wir hier in der Gegend einen Hof anlegen können und hätten wie einst daheim Grundherr und Krieger spielen können.“ Ich erwiderte ihr: „Und dann, wenn alles hergerichtet ist, flüchten wir vor den heranrückenden Slawen, die mit dem neu errichteten Hof nichts anzufangen wissen!“ Didilind zuckte, als sie das Wort Slawen hörte, mehrmals mit den Schultern, als wollte sie sagen: „Ich weiß es nicht, was in unserer Zeit das Richtige ist!“ Da mir nichts Besseres einfällt, fragte ich sie, ob sie den Mammutbaum noch im Visier hat, was sie ganz stolz bejahte. „Nur“, sagte sie, „entweder wird der Baum immer kleiner, der Wald vor ihm immer höher, oder wir fahren langsam bergauf!“ Mir ist nur aufgefallen, das die Landschaft um uns herum immer grüner wurde, was auch heißen kann, dass unserer Ausgangspunkt von heute Vormittag bedeutend höher liegt als jetzt und es so aussieht, dass die Pferde heute schon mal einen großen Teil ihres Futters selbst finden können, nur schön wäre es, wenn wir dafür wieder auch eine nicht zu kleine Lichtung finden könnten! Wir mussten schon sehr lange unterwegs sein, denn die Sonne stand recht tief direkt vor uns. Ich stellte mich vor den Kutscherbock und versuchte an der Sonne vorbei die Spitze des Mammutbaumes zu finden, der ja auch hier irgendwo im Westen stehen muss, oder ist er immer noch so weit weg von uns? Lassen wir uns überraschen und fahren wir vorerst noch ein bisschen weiter. „Didilind, was war das da eben? Hat da nicht eines der beiden Zugpferde vor uns so halblaut vor sich hingeplustert, als wollte es uns auf etwas aufmerksam machen? Sollte es etwa was entdeckt haben? So etwas wie eine Lichtung mit Grünfutter und Wasser?“ Jetzt machte der Weg eine leichte Biegung nach rechts, so etwa um 25°, direkt auf eine doch schon recht grüne Lichtung. Alle unserer Pferde wieherten, als wollten sie uns das allerneueste verkünden. Ich krabbelte in den Wagen, und gab in zwei Blecheimer je zwei Hände Hafer, krabbelte vom Wagen und fütterte zunächst damit die zwei eingespannten Zugpferde. Danach spannte ich die zwei Pferde aus und ließ sie frei ihr Grünfutter suchen. Dann band ich die sechs Pferde, die den Ganzen Weg hinterm Wagen herliefen los, dass auch sie zunächst etwas Grünfutter suchen konnten. Didilind hat derweil zwei große Scheiben von dem runden Brot abgeschnitten und sie je mit einer Fleischscheibe belegt. Nachdem alle Pferde am Grasen waren, nahm ich die zwei leeren Blecheimer, ging zum nahen Bächlein, spülte sie aus und brachte sie voll Wasser zum Wagen. Zunächst haben wir erstmals unsern Durst gelöscht, dann unser Brot gegessen und noch mal bisschen Wasser getankt. Dann holte ich einen Sack Heu vom Wagen und ließ den Uhu schreien. Und tatsächlich, sie kamen brav, einer hinter dem andern. Ich konnte sie tatsächlich zum bisschen Heu futtern überreden, denn allzu viel von dem jungen Gras und das zum erstenmal ist keineswegs gesund für die Pferde; das Wasser stand ja neben dem Heu in zwei Eimern. Ich traute meinen Augen nicht, fast den halben Sack Heu haben sie noch gefuttert. Jetzt durften sie auch wieder zurück zum Gras fressen. Das Wasser in den Eimern haben sie überhaupt nicht angetastet. Es sah so aus, als würde ihnen das Wasser direkt aus dem Bächlein besser schmecken, oder wollten sie mich auf etwas im Bächlein aufmerksam machen. Nach dem Heu fressen waren sie schon zweimal am Bächlein und es sah so aus, als hätten sie beide Male tüchtig daraus getrunken. Dann fragte Didilind, wo und wie wir heute Nacht schlafen wollen? Und ich meinte, wenn wir von der Erde gut isoliert sind, würde ich vorschlagen: „Wie gehabt an Thors Rücken, ansonsten oben auf dem Wagen!“ Also warten wir noch, was unsere Pferde für heute Nacht vorhaben, ob sie wie früher in der Nähe des Wagens zum Schlafen langlegen werden oder? Weiter kamen wir nicht, denn unsere Pferde kamen im Gämsemarsch vom Bächlein direkt zu uns und was ich nicht zu hoffen gewagt habe ist geschehen. Um uns herum, die wir am Wagen standen, legten sich die Pferde, so wie früher, zum Schlafen nieder. Didilinds und meine Blicke kreuzten sich, und wir nickten uns zu, was soviel heißen sollte: „Wir schlafen wieder an Thors Rücken!“ Während ich den Pferden die „Gute Nachtstreicheleinheiten“ gab, holte Didilind zwei gegerbte Bärenfelle, zwei gegerbte Wolfsfelle und die Plandecke vom Wagen und richtete unsere Schlafstelle wieder an Thors Rücken her. Die Bärenfelle dienten als Unterlage. Je ein Wolfsfell und die Plandecke dienten als Zudecke. Auch mahnte ich die Pferde, heute Nacht wieder, gerade so wie früher, mit einem Ohr und einem Nasenloch unser Umfeld nicht ganz zu vergessen und ein kleines bisschen mit zu beobachten. Die Pferde nickten gerade so, als ob sie mich wieder verstanden hätten. Dann hing ich meine ganze Kriegsmontur über und ließ mich neben Didilind auf ein Bärenfell nieder. Als ich so neben ihr saß und die vielen Lampen am Himmelszelt beobachtete, fanden sich unsere zwei Hände und wie immer, händchenhaltend begann ich meinem Chef oben im Himmelszelt all das zu erzählen, was wir heute taten und was uns so bewegte. Dann sprachen wir zusammen das Gebet des Herren und Didilind sprach die letzten Worte zu unserm Chef da oben und bat ihn, dass er auch diesen Sommer seine schützenden Hände über uns und unsere Wanderung nach dem Westen halten möge, was wir beide mit einem lauten Amen bejahten. Danach mussten wir bald eingeschlafen sein. Offensichtlich waren wir heute Nacht die einzigen, die diese Lichtung belagerten oder im Visier hatten oder durchkreuzten, denn keines der Pferde hat uns in der Nacht vor irgendetwas gewarnt. Die Sonne war es, die uns heute früh wieder geweckt hat; die Pferde selbst warteten mit ihrem Aufstehen, bis wir aufgestanden sind. Nachdem wir beide, Didilind und ich dastanden, war Thor das erste von den Pferden das aufstand, sich kräftig schüttelte, als wollte er seine Lebensgeister noch einmal kräftig wecken. Dann wartete er, bis seine sechs Mädchen und Odin sein kastrierter Konkurrent aufgestanden sind. Nachdem sie die letzten Heuhalme von gestern Abend aufgelesen haben, marschierten sie zum Gebirgsbach und ich mit den Zwei Wassereimern hinterher. Hier am Bach wartete ich zunächst, bis die Pferde wieder den Rückzug antraten. Erst dann ging ich an den Bach und schaute erstmals, ob es hier auch die guten bepunkteten Fische oder etwas Glänzendes gibt. Von diesen guten Fischen war weder oberhalb noch unterhalb meines Standorts etwas zu sehen. Dafür, ich musste zweimal hinschauen, die Sonnenstrahlen trafen mit voller Wucht im Wasser auf etwas Glänzendes, dass es nur so blitzte. Nach dem Motto, dass geteilte Freuden doppelte Freuden sind, rief ich Didilind, dass sie auch mal hier her kommen möge, um mir hinter her nicht wieder Vorwürfe zu machen, dass ich sie zum Angeln der Goldfische nicht gerufen hätte! Didilind kam zum Bächlein und fragte, was es hier so interessantes gibt, dass sie hier herkommen soll? Ich nahm sie beim Arm und führte sie direkt an das Ufer und deutete da auf das Glitzern und Blitzen im Wasser. Je länger Didilind auf das Glitzern im Wasser schaute, ohne etwas zu sagen, desto nachdenklicher wurden ihre Gesichtszüge. Doch dann sagte sie: „Das wird doch nicht wieder ein goldenes Ei sein, das uns unser Chef von da oben hier auf seiner Erde unten finden lässt?“ Ich schaute sie an und meinte: „Null Problemo, das haben wir gleich geklärt!“ Schuhe aus, Socken runter, Hosenbeine hochgekrempelt und hinein ins ‚brrrrr’ ach so kalte und nasse Wasser, und was ich da hoch hob, war kein Gold, sondern etwas sehr viel Wertvolleres! Aber was das war, das habe ich erst viele Jahre später erfahren, als wir schon einige Jahre im Westen heimisch waren, es war ein Gänseei großer lupenreiner Diamant. Meine innere Stimme sagte mir damals, dass ich dieses glasige Gänseei bloß nicht in den Bach zurückschmeißen sollte. Ab sofort war dieser durchsichtige Stein mein Kronenjuwel. Aber wie sagte doch mein Opa immer wieder, wenn wir beim Pilze suchen einen schönen Steinpilz fanden: „Wo einer wächst, da wächst auch noch ein zweiter!“ Nachdem Didilind dieses durchsichtige Gänseei in ihrer Wamstasche verstaut hatte, ging ich nochmals ins kalte Wasser. Gold fand ich keines mehr, aber mehrere, verschieden geformte, größere und kleinere ‚Glassteine’. Wie schon erwähnt, waren diese Glassteine, wie es sich später herausstellte, ein schier unbezahlbares Vermögen, das uns im Westen unsern Start ins neue Leben sehr erleichtert hat. Ich habe ganz an das Weiter-fahren vergessen, denn beim aufwärts Gehen im immer noch kaltem Wasser kam ich an ein kleines Bächlein, das in das bisherige Gebirgsbächlein mündet. Meine Neugier ließ mich auch dieses Bächlein hochsteigen. Der Erfolg ließ auch hier nicht lange auf sich warten. Wie es so aussieht, ist dieser Seitenarm des Gebirgsbaches der eigentliche Zubringer der Glassteine. Irgendwo und irgendwie muss das Wasser diese Glassteine aus dem Berginnern herausspülen. Meine Hosen- und Wamstaschen waren schon voller dieser Steine. Auch meinen Essenstopf, den ich immer mit mir herumtrage waren schon voll dieser verschieden großen Glassteine. Als ich zum Wagen zurückkam, hat Didilind schon ein Feuer hinbekommen und ziemlich guten Tee zurechtgebrüht, der nicht nur klasse zum Frühstück schmeckte, sondern auch meine kalten Füße mit bisschen heißer Phantasie wieder fast zum Glühen brachte.. Danach habe ich die nassen Glassteine auf der Plandecke in der Sonne getrocknet. Egal wie ich mich bewegte, diese Steine glitzerten und blitzten zum Verrücktwerden in der Sonne. Nachdem die Glassteine trocken waren, sammelte ich sie in den Blecheimern ein. Ihr werdet staunen, es waren fast zwei volle Eimer, die ich Didilind auf den Wagen reichte, damit sie, sie in unsern Kleiderkisten verwahren möge, was sie mit bisschen Unbehagen tat, denn sie konnte ja damals noch nicht wissen, was für einen unbezahlbaren Wert sie da gerade in den Kleiderkisten versteckte. Nachdem ich wieder meine langen Hosenbeine herabgelassen, Socken und Schuhe angezogen habe, half ich Didilind, dass alle unsere Sachen wieder ordnungsgemäß auf dem Wagen waren, die Mausefallen geleert und habe zwei der vier Banditenstuten vorne an den Wagen gespannt, und die andern sechs wieder hinten an den Wagen angebunden. Dann bekamen die beiden Pferde vorn an dem Wagen ihre Sonderration Hafer fürs Ziehen, und ab ging es weiter auf der Suche nach dem großen Nadelbaum, den wir gestern in westlicher Richtung haben wachsen sehen. Zwischendurch bin ich auch mal abgestiegen, um sicher zu stellen, dass wir auch wirklich unsere Reise nach dem Westen fortsetzen. Wir mochten schon so gute zwei Stunden unterwegs sein, da rief Didilind: „Du, da, da vorne ist er wieder, der große Nadelbaum, der uns gestern gezeigt hat, wo es lang nach dem Westen zu gehen hat.“ Ich klopfte belobigend Didilind auf die Schulter, dass sie so vortrefflich aufgepasst hat. Nur heute, je näher wir zum Baum kamen, umso größer wurde er. Als wir beim Baum ankamen, hielten wir kurz an und ich stieg vom Wagen. Ich musste einfach mal andächtig um den Baum gegangen sein und seine herabhängenden Äste ganz ehrfurchtsvoll auch einmal gestreichelt haben: „Denn wer weiß, ob ich so einem Naturriesen von Nadelbaum in meinem Leben noch einmal sehen oder begegnen werde?“, dachte ich so für mich im Stillen. Didilind bewunderte und verfolgte sitzend vom Kutscherbock aus mit einer Mischung aus Kopf schütteln und Kopf nicken meine andächtige „Amtshandlung“ und sagte dann voller Ernst: „Ich würde mir an deiner Stelle einen Zweig zum Andenken an deine heutige Begegnung mit ihm und von ihm mitnehmen!“ Gesagt und getan! Schnell waren einige Reiser von seinen Zweigen abgebrochen, die ich wieder oben auf unserm Wagen zwischen Wagenplane und Halterung steckte, die fortan unsere weitere Reise nach Westen begleiteten. Wir mochten noch so gut eine Stunde gefahren sein da machten wir auf einer nicht zu großen Lichtung, die sich links und rechts der Straße erstreckte, eine kleine Futterpause für alle Vier- und Zweibeiner und setzten bald unsere Fahrt fort. Diesmal hatten wir einen höheren Berg im Visier, der uns den Weg nach Westen weisen sollte, der genau auf unserm Weg nach Westen in den Himmel ragte. Die nächsten fünf Tage verliefen ohne irgendwelche nennenswerte Ereignisse. Doch am sechsten Tag sagte Didilind, als wir früh unsere Weiterfahrt fortsetzten, dass unser Fleischvorrat langsam zu Ende geht und ich vielleicht auch mal wieder an Nachschub denken sollte. „Am besten ist es ja, wenn man am Abend auf die Jagd geht, “ dachte ich so halblaut bei mir, „bevor die Tiere auf Futtersuche gehen!“ Diesen meinen eben gehabten Gedanken teilte ich auch Didilind mit und fragte sie, was sie davon halte, wenn wir heute Abend unser Jagdglück versuchen, vorausgesetzt, wir finden bis dahin eine Lichtung zum Übernachten? Didilind war mit meinem Vorschlag einverstanden. Und wie immer, auch heute, am späten Nachmittag stand das Glück wieder auf unserer Seite, denn unser Weg führte uns in eine nicht zu klein geratene Lichtung, durch die auch wieder ein kleiner Gebirgsbach floss. Unsere Pferde wurden zunächst ausgespannt und losgebunden, dass sie erst mal bisschen futtern konnten. Dann sattelten wir Thor und Odin, hängten Köcher und Bogen um, nahm meinen Ger und stiegen auf unsere beiden Pferde. Bevor wir losritten, bat ich noch unsern Chef da oben, dass er unseren heutigen Jagdausflug auch mit seinem Wohlwollen begleiten möge. Dann sagte ich so vor mich hin: „Lasst uns diesen Jagdausflug beginnen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, und Didilind sagte, gerade so als ob sie alles mitgehört habe, laut: „Amen!“ Dass ab sofort absolute Ruhe angesagt ist, brauchte ich Didilind nicht mehr zu sagen, denn sie war ja heute nicht zum ersten Mal mit auf der Jagd. Und dass wir nicht aus purer Lust am Töten jagen, das war allen bekannt. Wir töteten nur soviel, um überleben zu können. Also, mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der schönste Lebenslauf! Ich flüsterte Didilind noch zu: „Ab sofort Augen und Ohren ganz auf wach und beobachten schalten!“ Und ab ging es in den Wald; kreuz und quer und immer tiefer. Es sah so aus, als ob die Tiere, die sonst im Wald leben, heute in ein mir unbekanntes Quartier gewechselt sind. Ich wollte schon umkehren, um morgen an einer anderen Stelle unser Jagdglück wieder zu versuchen. Mit beiden Händen versuchte ich vergebens Didilind zu sagen, ob es nicht besser wäre, wenn wir für heute mit unserer Jagd Schluss machen und morgen wieder an einer anderen Stelle unser Jagdglück versuchen. Aber Didilind zuckte immer wieder nur ihre Schultern, als wollte sie sagen: „Sie kann mich beim besten Willen nicht verstehen!“ Und so sagte ich, gegen alle Regeln der Jagd laut, dass wir für heute mit der...... , weiter kam ich nicht, denn durch mein nicht zu leises Sprechen hab ich einen Riesenur aufgescheucht, der plötzlich wutschnaubend und mit gesenktem Haupt, gar nicht weit, uns gegenüberstand, als wollte er sagen: „Kommt nur näher, ich mach aus euch Hackfleisch!“ Meine Gedanken waren jetzt, wie kann ich, ohne viel Aufsehen Didilind dazubringen, dass sie langsam auf ihrem Odin nach links abdreht, und der Ur vor uns ihr langsam mit einer Rechtsdrehung folgt, während ich hier auf meinem Platz regungslos stehen bleibe, bis er mir seine linke Brustseite zeigt. Ich versuchte mit Händen und Füßen, möglichst unauffällig, ihr zu zeigen, dass sie mit ihrem Odin nach links abdrehen soll und sich langsam in diese Richtung fortbewegen möge. Es dauerte recht lange bis sie verstand was ich ihr immer wieder durch meine unauffälligen Handbewegungen sagen wollte. Unser Ur hat, obwohl er die ganze Zeit mit gesengtem Haupt uns gegenüberstand doch Didilinds Bewegung mitbekommen und drehte tatsächlich seinen Körper leicht nach rechts, um ihre Bewegungen zu beobachten und darauf zu achten, dass sie ihm auch nicht zu nahe kommt. Das war der Moment, auf den ich gewartet habe, denn seine linke Brustseite lag ungeschützt vor meiner noch ungespannten Pfeilspitze. Vor lauter Schauen auf Didilind, wie sie sich leise davonmachte merkte er gar nicht wie möglichst unauffällig und lautlos ich den Bogen spannte. Wahrscheinlich bemerkte er mich erst wieder, als mein Pfeil zwischen seinen Rippen in sein Herz drang, als es schon zu spät war. Ein kurzes lautes Aufbrüllen war seine Reaktion, und er sackte knurrend in sich zusammen. Didilind wusste schon worum es jetzt geht, als ich zu ihr geritten kam, dass sie wieder zum Lager zurückreiten und mit dem Wagen hier her kommen soll. Doch bevor sie wegritt, lobte ich sie, dass sie es wieder mitbekommen hat, den Ur zur Rechtswendung zu animieren. „Mit was für einer Grazie du das wieder gemacht hast, da kann ich nur staunen“, sagte ich allen Ernstes ohne jegliche Ironie. Wenn ich jetzt so im Nachhinein die letzten Minuten bei mir Revue passieren lasse, da ist es mir immer noch ein bisschen Angst! Es hat eine knappe Stunde gedauert, bis sie, begleitet von allen Pferden mit dem Wagen wieder bei mir war. Und sie packte es den Wagen rückwärts an den ausgebluteten Ur zu fahren, denn hier an der Wagenrückwand war für diese Sachen unser kleine Kran, mit dem wir die Jagdbeute beim auskleiden schon mal anheben konnten. In einer Stunde etwa war unser Bulle fertig entkleidet und ausgenommen. Von den Innereien hat Didilind nur die Leber, die Nieren und das Herz mitgenommen. Den Rest der Innereien haben wir für die Tiere hier im Wald zurückgelassen. Dann begannen wir den Bullen zu zerlegen und die einzelnen Stücke auf dem Wagen zu verstauen. Als letztes habe ich die Decke zusammengelegt, die ich dann bei Gelegenheit an einen Gerber weiter bringen kann. Danach wendeten wir und fuhren zurück zur Waldlichtung. Didilind hatte nichts dagegen, wenn wir heute noch recht viel vom Ur grillen. Also nahm ich zwei Eimer in meine Hände und marschierte den Geräuschen nach und kam tatsächlich wieder an einen kleinen Gebirgsbach. Hie schöpfte ich beide Eimer voll und brachte sie zu Didilind, die schon dabei war ein Feuerchen zu machen. Dann holte ich vom Wagen einige Fleischbrocken, die Didilind schon mal wusch und einsalzte, die wir dann gemeinsam auf den Grillspieß schoben und den behangenen Spieß in die Gabelhalterung legten. Die ersten Drehungen vollführte Didilind, während ich wieder zwei Eimer Wasser holte. Dann brachte ich wieder paar Stücke Fleisch vom Wagen, die jetzt Didilind wieder wusch und einsalzte, und ich das Fleisch weiter drehte. Sicher war der Bulle von heute nicht mehr einer der jüngsten, denn das Fleisch war nach den zwei üblichen Stunden immer noch nicht ganz durchgegrillt. Es hat fast drei ganze Stunden heute gedauert bis die erste Portion des schon älteren Urs durchgegrillt vom Feuer genommen werden konnte. Didilind war einverstanden, dass wir heute noch die zweite Portion grillen, die wieder ganze drei Stunden über dem Feuer gedreht werden muss. „Den Rest“, sagte sie, „können wir morgen vor unserer Weiterfahrt oder morgen Abend weitergrillen!“ Während ich den Dreher am Feuer spielte, stellte sie unsern Kochtopf, der halbvoll mit Wasser gefüllt war in die Glut und legte ein Stück gutdurchwachsenes rohes Bullenfleisch frisch von heute in den Topf, salzte die angehende Brühe und wollte für heute Abend und morgen früh eine dicke Nudelsuppe kochen, denn das vor einer Woche gekaufte Brot geht langsam zu Ende. Und wo gibt es den Wochenmarkt, auf dem es das gute frische Brot wieder gibt? Bis jetzt hat mich mein Chef da oben noch nicht wissen lassen, wo ich wieder einen gut bestellten Wochenmarkt finden werde. Bis jetzt habe ich noch keine Abzweigung von unserem Fahrweg gefunden, die uns vielleicht da oder dort zu einem Marktflecken geführt hätte. Also weiter dem Chef da oben vertrauen und die Hoffnung nicht verlieren. Während ich so beim Drehen dahingrübelte, kam Didilind und wollte mich beim Drehen ablösen, denn so wie es aussieht, müsste ich noch einmal in den Wald gehen und ein bisschen Brennholz zum Fertiggrillen holen. Beladen mit fast einem halben Ster Brennholz kam ich zurück und habe alsbald tüchtig nachgelegt. Dann habe ich Didilind gefragt, ob sie noch eine kleine Holzholrunde weiterdrehen kann und ich derweil noch einmal im Wald verschwinde, um das schon gesammelte Holz von eben noch holen kann? Didilind war mit meinem Ansinnen einverstanden und ich verschwand, bevor es dunkel wird noch einmal im Wald. Als Thor sah, dass ich zum zweiten Mal in den Wald gehen wollte, ließ er alles im Stich und folgte mir laut wiehernd nach. Gott sei´s gedankt, dass die andern Pferde bei Didilind geblieben sind und sie da am Feuer nicht allein gelassen haben. Bevor ich im Wald begann mir die zurechtgemachten dicken Äste auf meinen linken Arm zu laden, verpasste ich erst Thor einpaar ganz liebe und freundschaft-liche „Streicheleinheiten“ für sein unaufgefordertes Mitkommen. Als ich meinen linken Arm wieder mit Brennholz vollgeladen hatte, marschierten wir zu Didilind zurück, habe mein gebrachtes Brennholz neben das andere geladen und löste Didilind beim Drehen des Fleischspießes ab. Sie kümmerte sich wieder um den Suppentopf in der Glut und meinte, dass das Fleisch darin schon weich sei und sie jetzt die Nudeln hinein tun kann, das heißt: „In zehn Minuten kann unsere Nudelsuppe zum Abendessen gegessen werden.“ Und so war es auch. Nach gut zehn Minuten war das weichgekochte Fleisch zerschnitten wieder im Topf und Didilind brachte mir einen vollen Tonteller Nudelsuppe, stellte mir den Teller auf meine Knie und gab mir einen Esslöffel. Nachdem wir unser gelerntes Tischgebet gemeinsam gesprochen haben, begannen wir mit dem Essen. Mit der rechten Hand spielte ich den Dreher, mit der linken den Esser. Die Nudelsuppe, woher die Nudeln kamen, wissen sie noch lieber Leser, die haben wir am Samstag vor unserer Taufe unter der Anleitung von Didilind gemacht; diese Nudel-suppe schmeckte einfach einmalig. Leider hat diese gute und nicht zu dünngeratene Nudel-suppe auch sehr schnell sattgemacht. Nachdem ich im Topf festgestellt habe dass noch viel von der guten Suppe da ist, dass sie nicht nur für morgen früh reichen wird, sondern auch noch für morgen Mittag, habe ich mich ganz bestimmt nicht geärgert. Umso mehr Spaß machte mir jetzt das Drehen des Fleischspießes. Wie ich bald bemerkte dass Didilind Wasser zum Abwasch des Geschirrs suchte, bat ich sie für paar Minuten das Drehkommando zu übernehmen, während ich Wasser aus dem Gebirgsbächlein hole. Didilind war mit meinem Wasserholen aus dem nahen Bächlein einverstanden, rief mir aber nach: „Wasser holen, und keine Glaskugeln oder Goldeier suchen!“ Ich drehte den Kopf und rief zurück: „Habe alles verstanden, bis auf gleich!“ Als ich die zwei Eimer voll hatte, hat es wirklich in meinen Füßen wieder gekribbelt, und ich wäre sicher, wenn es noch hell wäre, wäre ich sicher in das Bächlein hineingestiegen, aber was heute nicht ist kann ja morgen früh bei Tageslicht noch sein! Als ich mit dem Wasser wieder zurückkam, habe ich Didilind als Dreher wieder abgelöst. Während Didilind die Aufwaschschüssel halb-voll in die Glut stellte und wartete, dass das Wasser zum Abspülen warm wird, schaute sie mir bisschen nachdenklich beim Drehen zu. Und so kam schon meine Frage: „Didilind, sag mir bitte, was denkst du jetzt so ernsthaft nach, oder woran denkst du jetzt?“ Ich meinte, dass sie ob meiner Fragerei erschrocken ist, gerade so, als ob sie sich bei etwas ertappt fühlte. Und dass ihre Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn sie sagte, nachdem sie dreimal Anlauf genom-men hat, dass sie befürchtet hat ich werde, bevor ich mit dem Wasser zurückkomme noch einmal durch den Bach waten, habe ich ihr nicht ganz abgenommen. Ich hab sie, ob ihrer Aussage etwas ungläubig angeschaut und das Gesagte, trotz meiner Bedenken akzeptiert. Die wahre Wahrheit zum heutigen Abend hat sie mir drei Jahre später in der neuen Heimat gesagt, wir waren da schon Mann und Frau und unser erster Sprössling unterwegs war. Und was macht man da an den langen Winterabenden. Man rate was es geben wird, ein Stammhalter oder ein Prinzeschen? Aber noch einmal zurück zu ihrer Antwort, von wegen dem Bach nach Glaskugeln durchwaten? Ich hab ihr ins Gesicht gesagt: „Wenn es morgen nicht Kübelweise regnen wird, kann es schon passieren, dass ich den Bach durchwate und du mich dann wieder mit einem Glas heißen Tee, meine ganz tief abgekühlten Lebensgeister zum Leben erweckst! Und für alle Fälle, wir haben schon lange kein goldenes Ei mehr gefunden. Und wie sagt man da, wenn man einem Goldsucher im Wasser Erfolg wünscht, ‚Weidmanns Heil’ oder ‚Petri Heil’?“ Didilind musste besonders über den letzten Satz herzhaft lachen und sagte: „Da wünsche ich dir doch schon lieber beides, ‚Weidmanns’ und auch ‚Petri Heil’.“ Bei unserer Unterhaltung ist die Zeit sehr schnell verlaufen. Didilind hat schon bald mit ihrem scharfen Küchenmesser festgestellt, dass das Fleisch auf dem Grill durch ist und wir es zum Abkühlen aus der Halterung nehmen können. Dann haben wir die erste gegrillte und mittlerweile abgekühlte Portion auf den Wagen zum weiteren Abkühlen und Auslüften auf das Fleischtuch gelegt und auch schon das halb abgekühlte Fleisch dazu gelegt und leicht zugedeckt. Das restliche Fleisch wird morgen gegrillt. Unsere Pferde haben sich schon in unserer Nähe zum Schlafen niedergelegt und Didilind reichte mir vom Wagen unser Schlafzeug. Heute hab ich die beiden Bärenfelle an Thors warmen Rücken ausgebreitet und nachdem ich, wie üblich, bei allen Pferden noch einmal war, uns zum Schlafen niedergesetzt. Abwechselnd haben wir unserm Chef da oben unsern Tagesablauf berichtet und auch für all das gedankt, was er uns heute zum Eigennutz getan hat. Zum Dank bekannten wir gemeinsam unsern Glauben und sind bald eingeschlafen. Auch heute Nacht hat keines unserer Pferde uns, wegen irgendetwas geweckt. Die Sonne war es, die heute Früh alle wach küsste. Wir beide verschwanden am Bach und erledigten da unsere Morgentoilette. Ich hatte dabei nur Augen für den Gebirgsbach, konnte aber, weder oberhalb noch unterhalb meines Standortes etwas Glitzerndes feststellen. Danach schöpfte ich beide Eimer voll Wasser und kehrte zu unserm Schlafplatz zurück. Didilind hat auch heute schon ein Feuer gemacht und darauf die Nudelsuppe von gestern aufgewärmt, die heute fast noch besser schmeckte als gestern Abend. Nachdem Didilind den Abwasch getätigt hat, sah ich, wie alle Pferde zur Tränke an den Bach gingen. Ich aber konnte den Schelm in mir wieder nicht unterdrücken und fragte Didilind, ob die Pferde da Gold im Bächlein suchen gehen? Didilind schaute mich im ersten Moment ganz entgeistert an und wollte schon ob meiner dummen Frage explodieren. Doch sie schaltete sehr schnell und sagte gerade so schelmisch wie ich eben: „Wenn du mitgehen willst, nichts wie nach. Ich wünsche dir bei deinem Fußbad nur Weidmanns Heil, dass dein heutiger Jagderfolg riesengroß sein möge, mindesten so erfolgreich, wie dein gestriger!“ „Didilind, dass lass ich mir bei aller Liebe von dir nicht zweimal sagen!“ und verschwand hinter den Pferden. Während die Pferde ihren Durst stillten, zog ich meine Schu-he, meine Socken aus, krempelte die Hosenbeine hoch und verschwand im Bächlein. Zuerst ging es etwa fünfzig Meter bachaufwärts, dann zurück zur Einstiegsstelle und weiter fünfzig Meter Bach abwärts und zurück, ohne auch nur eine Spur von Gold zu entdecken. Damit ich nicht so ganz ohne zurückkomme, habe ich vier blankgescheuerte Kieselsteine in meinen Esstopf gelegt. In eine Hand nahm ich den Esstopf mit den Steinen, in die zweite die warmen Socken und die Schuhe und ging freudestrahlend zu Didilind zurück. Hier reichte ihr meinen Esstopf. An ihrer Miene konnte ich bald erkennen, wie sie über meinen Jagderfolg dachte und mit einem lauten, ehrlichen Lachen beglückwünschte sie meinen heutigen nicht ganz so großen Jagderfolg. Meine Füße waren mittlerweile schon so trocken, dass ich die Socken und die Schuhe wieder anziehen und die Hosenbeine herunterkrempeln konnte.