In der Struth Band 4

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In der Struth Band 4
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Felix Sobotta

In der Struth Band 4

Üb' immer Treu und Redlichkeit

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein paar Gedanken zu diesen Büchern

1. Kapitel: Auf der Suche nach den versunkenen Schätzen

2. Kapitel: Rainhard taucht aus der Versenkung auf, Luzia was nun

3. Kapitel: Luzia verlässt uns

4. Kapitel: Die ersten großen Strüther Kinder verlassen uns

5. Kapitel Junker Jann II. und Siegrid im Hof Neuhof

6. Kapitel: Enke was nun

Impressum neobooks

Ein paar Gedanken zu diesen Büchern

In der Struth Band 4

von Felix Sobotta

Die nachfolgenden Bücher widme ich meiner geliebten Frau Lydia, mit der ich schon über fünfzig Jahre verheiratet bin und hoffe, dass wir noch viele Jahre unseres Leben, nicht nur in Freud, sondern auch in weniger frohen Tagen wie bisher gemeinsam teilen dürfen. Beim Lesen wird Ihnen, verehrte Leser, immer wieder der Name Didilind auffallen! Wie Sie gelesen haben heißt meine Frau mit ihrem Vornamen Lydia. In jungen Jahren habe ich sie oft „Lidi“ oder auch, wenn sie besonders lieb war, schon mal „Didi“ oder „Didilein“ gerufen.

Hier in meinen Werken sind wir zwei Jahre lang wie Bruder und Schwester, teils auf dem Rücken unserer Pferde, teils im Planwagen ins neue Land, in unsere neue Heimat wie schon gesagt, als Bruder und Schwester getrampt.

Im wirklichen Leben wurden wir zwei Verlobte durch meine Ausreise 1957 aus Oberschlesien in die Bundesrepublik Deutschland für fast zwei Jahre von einander getrennt und unser Gedankenaustausch und Liebesbeweise fand nur per Brief oder in den sogenannten Liebesbriefen statt.

1959, fast zwei Jahre später, haben die Polen auch ihre Familie als Deutschstämmige in den Westen ausreisen lassen, denn sie, die Polen, brauchten auch ihre Wohnung für die aus der Ukraine vertriebenen Polen. Und am gemeinsamen Ziel, im neuen Land im Westen, haben wir dann geheiratet und auch unsere Familie gegründet, eine Familie unter vielen, keine neue Sippe, keinen neuen Flecken.

Und was die guten Suppen anbelangt, die sie in den Büchern immer wieder gekocht hat, das stimmt auch in Wirklichkeit, denn für ihre dicken Reis- oder Nudelgemüsesuppen mit einer kleinen Fleisch- oder Wursteinlage, lass ich jetzt in meinen alten Tagen, oder bei meiner vorgerückten Jugend, alles andere stehen, sie sind einfach ein Gedicht! Und wenn es ganz besonders gut geschmeckt hat, dann sag ich auch schon mal nach dem Essen: „Maminka, ich heirate dich gleich wieder!“

1. Kapitel: Auf der Suche nach den versunkenen Schätzen

Es kam der Montag, der Montag, an dem wir früh bei Zeiten weit nach Osten fortreiten wollten. Und tatsächlich, ich musste niemanden mit meiner grässlich klingenden Lure wecken. Noch vor mir, bevor ich unser Haus verlassen habe, standen sie alle, bewaffnet mit zwei Köchern Pfeilen und Bogen, mit gesattelten Pferden, gefrühstückt, mit Reiseproviant versehen und allem Drum und Dran für so einen Trip ins gefährliche Ungewisse, abmarschbereit und reisefertig vor unserer Haustür. Doch bevor wir losritten, habe ich trotzdem kurz nach gesehen, ob auch alles, was wir mit nehmen sollten, in ihrem Gepäck ist, nicht nur der Proviant, sondern auch die Gabel und das Messer, aber auch die Waffen, zu denen auch das Kurzschwert oder der scharfe Dolch gehörte, um sich notfalls im Zweikampf verteidigen zu können. Dann beteten wir gemeinsam das Gebet des Herrn, empfahlen uns alle und unsere Lieben unserm Chef da oben, dass hier, während unserer Abwesenheit nichts passieren möchte, aber auch nichts bei uns unterwegs nichts unvorhergesehene zustoßen möge, dass wir heil wieder heimkommen mögen, drückte noch einmal meine Didilind und unsere sechs Kinder, von denen mir eines gerade so lieb war wie das andere. Dann bestimmten unsere jungen Leute die Richtung Osten, in die wir zunächst jetzt fort reiten sollten. Nur, was ist denn da los? Alle drei Wölfe wollten mit uns wegreiten, keiner wollte hier den Wächter, Mahner und Beschützer der Daheimgebliebenen spielen! Dennis, unsern ältesten der Wölfe hätte ich schon gerne mit genommen! Aber da sagte mir meine innere Stimme, dass ich Dennis, unsern ältesten und wahrscheinlich den, unsern, schlauesten und den vermenschlichsten Wolf, hier lassen sollte, denn er ist ja auch der Wolf, der neben mir sehr an Didilind hängt; er ist es auch, der als halbwüchsiges Tier Didilind vor Jahren, als wir noch unterwegs in die Struth waren, ihr das Leben gerettet hat und statt ihn, unsere beiden Wölfinnen mitkommen lasse, denn die drei Wochen, unseres engen Zusammensein, wird auch sie noch fester an mich binden, ähnlich wie es bei Dennis schon der Fall ist. Dass auch sie unterwegs das Finden der Edelsteine im Wasser lernen werden, war ich mir ziemlich sicher! Es war nicht leicht Dennis hier zu lassen, denn er war zu Zeit der Wolf, der am meisten noch an mir hing. Doch Jan lockte ihn in die Wagenremise und leerte die wenigen vollen Mausefallen. An der Leine nahm er ihn auf die Böden und ließ ihn hier das Mäuse- und Rattengesindel, das sich immer wieder hier auf den Böden verläuft fangen und fressen. Dann hat Luzia ihn mit vielen Streicheleinheiten versehen, bis er ganz auf mich vergessen hat und keinen Anstand machte uns nachzulaufen, was für ihn sicher etwas ganz Leichtes gewesen wäre, denn das Spuren finden war ja sein Metier oder dachte er, dass wir nur zur Jagd ausritten und am Abend wieder zurückkommen werden.

Den ersten Tag ritten wir ostwärts durch fast unbesiedeltes Gebiet, speisten von unseren mitgenommenen Proviant und tranken aus den klaren Gebirgsbächen, die ich schon mal mit meinen Röntgenaugen nach eventuellen Goldfischen bisschen durchleuchtete. Aber so nah bei unserm Zuhause hatte sich noch kein Goldfisch oder Glasstein im dahinfließenden Wasser gemeldet oder sehen lassen. Die erste Nacht, wieder angelehnt an Thors Rücken, verlief ohne irgendwelche Ungereimtheiten. Nachdem wir uns für die ruhige Nacht bei unserm Chef da droben bedankt haben, gingen wir an den Bach. Bevor es da ans Waschen ging, haben wir erstmals einen Eimer zum Trinken herausgeholt, und ich unauffällig den Bach nach lebensmüden Goldfischen durchforscht, für die es sich schon gelohnt hätte hineinzusteigen. Aber auch hier gab es, außer den bekannten Kieselsteinen, noch nichts Wertvolles, für das es sich gelohnt hätte hinein zu steigen. Außer einigen, blanken Kieselsteinen war hier wirklich noch nichts zu sehen. Unser Frühstück haben wir wieder von unserm mitgenommen Proviant gegessen. Auch die Pferde fanden schon auf den Lichtungen genügend Grünfutter, das die Pferde nach der langen Winterpause sichtbar und hörbar genossen. Nach dem auch die Pferde einen satten Eindruck machten, sattelten wir sie und weiter ging es im flotten Trab, immer den Weg, wie ich ihn heute Nacht geträumt habe. Zur rechten Hand sah ich die Berge auf uns zukommen und zur linken flaches, unbewohntes waldiges Land. Dienstag und ich ritten vorne weg, Godehard und sein Pflegevater Jochen bildeten den Schluss unserer Gruppe und wir waren uns einig, dass im Falle eines Hilferufes wir alle dem Hilferufenden lautstark zur Hilfe kommen. Nach unserer zweiten Rast am Nachmittag kamen wir an eine riesengroße Buche, an der wir nach links abbiegen sollten, bis wir auf einen Mammutbaum stoßen. Bei diesem Mammutbaum sollen wir nach rechts abbiegen, bis wir auf eine grüne Lichtung stoßen, auf der wir wieder nächtigen sollten. Kurz vor der Lichtung hat Dienstag einen allein herumstreunenden Elchbullen geschossen, der heute Abend schon mal gegrillt und verteilt wurde. Eingeweide und Kopf bekamen die Wölfe, das Fell hingen wir für vorbeifahrende zum Trocknen auf. Auch morgen waren wir wieder beizeiten einsatzbereit und setzten, nachdem alle frisch gewaschen und satt waren, unsere Reise fort, wie ich den weiteren Weg wieder in der Nacht habe sehen dürfen und in der gleichen Ordnung wie gestern. Den Bergen nach zu urteilen, müssen wir schon den Bergen des Riesengebirges sehr nahe sein, was soviel heißt, jetzt müssten bald die goldhaltigen Bächlein kommen. Aber warum sollen wir das schwere Gold jetzt mit uns schleppen und die Pferde unnötig mit dem schweren Gold belasten, wenn wir es auch auf dem Rückweg mit nehmen können, denn jetzt wollen wir zuerst die teuren Glassteine, die Rohdiamanten finden, mit denen Jesus sein Haus im Flecken bauen will. Am Abend, bei der vierten Lichtung haben wir unser Nachtquartier bezogen. Zum Nachtessen gab es wieder Wasser aus dem klaren Gebirgsbächlein, trockenes Brot und gegrilltes Fleisch vom Elchbullen. Am nächsten klaren Morgen, dem vierten Tag, meinte ich, dass wir schon da vorne die noch weiße Schneekuppe im Riesengebirge sehen können; also hier müssten die Bäche schon oder bestimmt mit Goldfischen bestückt sein, was sie auch waren. Ich zeigte sie unseren Leuten. Und was sie jetzt am liebsten gemacht hätten, könnt ihr euch, ihr lieben Leser, sicherlich denken: „Das Gold aus den umliegenden und dahinfließenden Bächen heraus holen, heim reiten und daheim die Millionäre spielen. Und wenn es dann alle ist, so kommt man einfach hier her, um neues zu holen. Angesichts des vielen Goldes in dem Bächlein, hat es viel Überredungskunst meinerseits gekostet, sich die Stellen zu merken, und auf dem Rückweg das Gold zu den Glassteinen dazu mit zu nehmen. Obwohl ich es jedem freigestellt habe, hier und in der Umgebung das Gold zu sammeln und heimzukehren, hat letzten Endes keiner es getan. Vielleicht hat da die eigene Vernunft bei ihnen noch Pate gestanden oder auch das Gefühl in ihnen siegte, dass wir gemeinsam doch viel stärker sind als der einzelne Abenteurer. Denn als einzelner Reiter hier in dieser fremden und unbekannten Gegend ist es nicht ganz ungefährlich. Wie auch ich sehen konnte, war ihr Vertrauen, das sie in mich setzten, noch riesengroß und glaubten, dass diese Goldfische auf dem Rückweg dann die Sahnehäubchen auf die Tortenstückchen, die Glassteinchen sind. In den Nächten bekam ich in einem Traumgesicht den weiteren Weg gezeigt, den wir dann tagsüber, bergauf und bergab, quer durch die Wälder über Stock und über Stein reiten sollten. Ich glaubte, am Ende der zweiten Woche, dass wir schon am Ziel seien, denn die Landschaft sah hier, ich würde wetten, fast genauso aus wie damals, in der wir die Glassteine fanden. Doch in der Nacht sagte mir mein Traumgesicht, dass wir noch drei weitere Tage dieses flotte Tempo reiten müssen, um dann das Ziel zu erreichen, denn Goldfische haben hier viele Bäche, aber die teuren Glassteine nur sehr, sehr wenige. Und so geschah es auch. Am Morgen dieses vierten Tages, dem achtzehnten Tag, an dem wir von zu Hause fort sind, waren wir am Ziel. Deutlich erkannte ich das schmale Tal, fast wie ein Kessel, eingeschlossen von hohen Bergen und die zwei schmalen Bächlein die sich da vereinten. Nach der Morgenwäsche und dem anschließenden Frühstück, zogen wir unsere Schuhe und Socken aus, krempelten die Hosenbeine hoch, nahmen unsere Leinensäckchen in die Hand und ab ging es in den Bach. Doch unsere Jugend verließ sich beim Suchen mehr auf das Blitzen im Wasser, das heute, bei dem leichtbewölktem Himmel doch recht schwach in Erscheinung trat, als auf das Fühlen und Sehen mit der Fußsohle und den Hühneraugen. Und so musste es auch kommen, nach der ersten Runde haben Dienstag und ich die meisten dieser Glassteine gefunden, dabei haben wir noch gar nicht dem sehr schmalen Bächlein, das von Westen nach Osten in das heute durchsuchte Bächlein mündet, einen Besuch abgestattet. Dieses Bächlein wollen wir nach dem Mittagsmahl von seiner Quelle bis zur Mündung durchwaten und danach versuchen wir heute noch heimwärts zu reiten und die Goldbächlein, die wir durchqueren zu durchwaten, um auch die Goldfische, die da auf uns warten, so ganz unauffällig mit zu nehmen, das unsere Pferde nicht einseitig mit den Glassteinen belastet werden. Meine Mitreiter waren da auch gleicher Meinung wie auch ich es war und sahen nur staunend zu was ich da mit den beiden jungen Wölfinnen da tat, denn ich versuchte bis zum Mittagsmahl mit den beiden Wölfen im heute von uns schon durchsuchten Bach, trainingshalber nach den Glassteinen noch einmal zu suchen. Katja, die ältere Wölfin, hat es sehr schnell, die im fließenden Wasser verschüttet liegenden Glassteine zu meiner Freude zu finden und herausgeholt; wofür ich sie sehr kraulend gelobt habe, was auch sie immer wieder genüsslich genoss. Bei Indra, unserer halbwüchsigen Wölfin hat es bisschen länger gedauert, wenn es auch bei den Glassteinen nicht klappen wollte, so doch umso mehr bei den Goldfischen auf unserm Rückritt. Dafür hat sie als erste bemerkt, dass wir von fremden Menschen beobachtet werden, die sich dann lieber zurückzogen, als sie bemerkten, dass wir doch eine größere Gruppe sind, keine Einzelgänger, wie sie anfangs vermutet hatten, den man schon mal so auf die Schnelle, so ganz unauffällig ins Jenseits befördern und ausrauben kann. Oder glaubten sie letzten Endes doch, dass wir uns auch wehren und ihnen gefährlich werden können und auf eine weitere, günstige Gelegenheit warten, um uns ruckartig zu überfallen; vielleicht auch nachts im Schlaf.

 

Doch ich hatte so meine Bedenken, dass sie in der Nacht bestimmt wieder kommen werden, wenn sie uns vorher nicht wegreiten sehen, denn wir wollten ganz bestimmt den kleinen Nebenbach, der sicher der eigentliche Zubringer der Glassteine ist, noch einmal durchwaten. Und wenn sie uns dann wegreiten sehen, werden sie ganz bestimmt auf Distanz uns nachreiten und versuchen uns dann im Schlafe zu überfallen, um dann zu sehen, ob sich das alles gelohnt hat. Ob sie schon wissen, was diese Glassteine in Wirklichkeit sind oder was sie da bei uns im Westen schon für einen Wert haben? Der Nachmittag verlief jedenfalls ganz wie geplant. Der Fund der Glassteine war wieder mehr, als sehr befriedigend für alle. Bei mir war er bald, dank der jungen Wölfin, dreimal so groß wie bei Dienstag. Und bei Dienstag war er schon viel größer als bei den andern. Wenn man weiterhin bedenkt, dass sie trotzdem schon alleine durch diese Glassteine steinreich geworden sind, wenn sie, sie nur heil heimbringen können und dann portionsweise an die Leute bringen! Und wenn sie noch auf der Rückreise die Goldfische finden, hoffentlich werden sie dann nicht übermütig, um wieder ganz schnell bitterarme Menschen zu werden, die das Arbeiten verlernen, auf die schiefe Bahn gelangen, auf der sie vor nicht allzulanger Zeit schon einmal waren, denn in der Not futtern bekanntlich viele Freunde von einem Brot! Aber was dann passiert wenn es gegessen ist, das wollen sie heute sicher nicht bedenken. Und was dann passiert, das haben sie eigentlich alle am eigenen Leib schon erfahren wie schnell sie doch den Rattenfängern wieder verfallen und den Verlockungen des Bösen erliegen oder ein Opfer ihrer Großmannssucht geworden sind.

Ich habe heute bald fünf Wassereimer dieser Glassteine von verschiedener Größe gefunden. Besonders sehr viele kleine, Fingernägel große Glassteine waren heute bei meinem Fund. Ich hatte immer wieder das Gefühl, wenn ich diese kleinen Steine fand, die die anderen geflissentlich im Wasser liegen ließen, dass ich sie mit nehmen solle, die dann die Lücken zwischen den großen in den Eimern stopften. Bei Dienstag waren es eineinhalb Wassereimer. Bei den andern waren sie so um einen knappen Eimer voll. Doch ich habe mich, ob meines Fundes nicht gerühmt, aber auch niemanden nach ihren Funden gefragt; meine Adleraugen waren sehr wachsam und haben sicher mehr mitbekommen, als meinen Begleitern sicher Recht gewesen ist. Aber allen meinen Begleitern habe ich immer wieder gesagt, dass sie heute durch diese Glassteine sehr reich geworden sind und Acht geben sollen, dass sie sie auch alle heil heim bringen sollen! Dass die Wölfe mir beim Finden der Glassteine und später bei den Goldfischen sehr hilfreich waren, hat von meinen Leuten eigentlich so keiner richtig mitbekommen; gefragt hat mich auch keiner. Hier in den beiden kleinen Bächlein, scheint noch keiner oder noch niemand die Goldfische entdeckt zu haben, gesehen oder mit seinen Fußsohlen im Wasser gespürt; auch meine beiden Wölfe nicht. Ich hatte es plötzlich sehr eilig von hier wegzureiten, denn ich glaubte überall diese Menschen zu sehen, die zum Volk des Dienstags gehörten, oder waren es nur Gespenster, die noch immer nicht den Unterschied zwischen mein und dein kennen wollen. Nicht, dass ich mich vor ihnen gefürchtet hätte, aber töten wollte ich keinen, außer es kommt zum Kampf, dass sie uns angreifen und dann aus purer Notwehr wir sie töten, um selbst zu überleben. Wir selbst würden sie sicher nie aus purer Habgier angreifen oder gar töten! Nachdem wir das zweite Bächlein erfolgreich durchsucht haben, ritten wir in alter Formation in Richtung Heimat. Als wir schon ein ganzes Stück weg waren, habe ich ihnen erst gesagt, dass sie auch bisschen wachsam sein sollten, denn heute wurden wir schon von Banditen entdeckt, auf die mich unsere beiden Wölfe aufmerksam gemacht haben. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie uns in einem größeren Abstand, wo sie uns noch hören und beobachten können, verfolgen, um dann in der Nacht, wenn alle schlafen, uns einen Besuch abzustatten, um fest zustellen, was wir da in den beiden engen Bächen gesucht und gefunden haben. Ich hoffe nur, dass sie mit den Glassteinen, wenn sie, sie in die Hände bekommen, nichts anzufangen wissen und Dienstag ihnen einen fadenscheinigen Grund nennt, warum wir diese Glassteine aus dem Wasser herausgeholt haben, der nicht ihre Gier weckt, sie uns abzunehmen. Und ich machte unsern Leuten den Vorschlag ganz stille, ohne viel zu reden uns nachzureiten um dann, wenn es dunkel wird auf einer Lichtung, ohne Feuer zu machen zu übernachten. Und wir kamen auf die Lichtung. Ohne ein Feuerchen zu machen, haben wir unser Abendbrot gegessen, warteten bis unsere Pferde satt gefuttert waren, zu uns kamen, ihr Nachtquartier bezogen und wir unseren Nachtplan im Flüsterton besprachen. Direkte Nachtwachen wollte ich noch nicht aufstellen, denn ich war mir sicher, dass nicht nur unsere Wölfe, sondern auch unsere Pferde uns wecken werden, wenn Gefahr droht. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass unsere Tiere uns schon wecken werden. Also besprachen wir kurz unseren Kriegsplan, wie wir uns verteidigen wollen. Auf alle Fälle hat Dienstag schon mal mit der jüngsten Wölfin auf der westlichen Seite mit drei jungen Leuten sein Lager bezogen. Die nordöstliche Seite hat Godelinds Mann mit der älteren Wölfin und drei jungen Leuten sein Nachtlager und ich mit Thor und Odin und den restlichen jungen Leuten auf der ostsüdliche Seite unser Quartier bezogen. Alle sollten Bogen und Pfeil griffbereit in Reichweite während des Schlafes haben. Und dann schärfte ich allen ein, wenn sie die Lure hören sollten, dass sie schnell zu Bogen und Pfeil greifen, aber keineswegs aufstehen, denn dann seid ihr für die an die Dunkelheit gewöhnten Augen der Angreifer wunderbare Ziele, sondern sich unauffällig auf den Bauch liegend drehen, den Bogen liegend spannen und mit den Ohren und Augen versuchen die Lage zu orten, bis sich auch unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Auch liegen bleiben, wenn die Lure nochmals ertönen sollte. Und wenn der Gegner sichtbar ist, möglichst im Liegen, ohne Anruf, den sie sowieso nicht verstehen, auf sie schießen und möglichst auf die Brust zielen. Dann wünschte ich allen eine ruhige und angenehme Nacht. Wie lange wir geschlafen haben weiß ich nicht? Plötzlich heulte aus dienstags Ecke zunächst ein Wolf, der ziemlich echt klang. Doch bald waren es mehrere Wölfe. Dieses Wolfsgeheul hat bald alle geweckt und auch die zwei anderen Gruppen mit einstimmen lassen, was auch mich veranlasste die Lure herauszuziehen und ein paar kräftige, grässliche Laute zu blasen. Obwohl, sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, konnten wir nichts von irgendwelchen Menschen sehen noch hören. Ob Indra, unsere jüngste Wölfin, etwas geträumt hat, und durch ihr Gejaule uns geweckt und rebellisch gemacht hat? Mit meinem Käuzchenruf: „Kiwit, Kiwit, Kiwit“, habe ich Entwarnung gegeben, was soviel heißt, weiter schlafen, wie bis her. Die weitere Nachtruhe hat uns heute keiner mehr gestört. Ob die Junge Wölfin etwas geträumt hat und glaubte uns wecken zu müssen? Ob unser lautes, vielstimmiges Wolfsgeheul, oder der grässliche Laut der Lure die eventuellen Angreifer verscheucht haben? Die Fragen konnte uns keiner beantworten! Am nächsten Morgen haben uns die hungrigen Pferde geweckt, denn der Duft des jungen und saftigen Grases um sie herum und ihr Hunger hat sie sicher schon vor uns allen munter gemacht. Auf Raten gingen wir an den Bach zum Waschen. Unsere Jugend hat da und dort schon die ersten, kleinen Goldfische aus dem Wasser geholt, die sie siegessicher als ihre ersten Goldtrophäen zu den Glassteinen gelegt. Dann beratschlagten wir beim Frühstücken, wie wir von der Bildfläche verschwinden wollen? Dienstag machte den Vorschlag, dass Drei von uns, hoch zu Ross davon reiten und die andern Pferde, bepackt den drei Reitern im Schlepptau nachreiten. Die jungen Leute waren bereit schon mal ganz unauffällig vorauszugehen, möglichst in gebückter Haltung und wir drei ihnen bald hoch zu Ross folgen werden. Und so ist es auch bald geschehen. Im dichten Wald haben die Fußgänger dann auch ihre Pferde bestiegen und im flotten Trab ging es in Richtung Struth.

Ab dem übernächsten Bächlein waren die Goldfischlein Funde schon sehr lohnenswert, besonders, wenn wir beim Durchqueren eines schmalen Bächleins von den Pferden stiegen und wir dann das Bächlein abschnittsweise durchsuchten. Auch ich muss mich wieder loben, denn meine beiden Wölfe, waren wieder sehr erfolgreich mit dem Herausbuddeln der versteckten, nicht zu kleinen Goldfische im Flussbett und meinem Abschnitt. Mein armer Thor, die Last an Edelsteinen und Edelmaterial, die er mit meiner Portion schleppen musste, wurde immer schwerer. Aber auch bei den anderen Pferden konnte ich merken, dass der Heimritt immer langsamer wurde, dafür stieg bei den Reitern das gute Gefühl, dass sich das Mitreiten schon für sie alle gelohnt hat. Ich hatte auf einmal so ein komisches Gefühl, dass der eine oder der andere bald wieder hier herreiten werde, um die Goldfische, die sich nach unserm Besuch wieder angesammelt haben, herauszuholen. Nur, wenn ihnen das zum Segen gereichen möge, will ich es ihnen auch gönnen. Je näher der Abend kam, um, so unruhiger wurde ich. Ob das von den Wölfen, dessen Haare vom Kopfansatz bis zum Schwanzansatz über das Rückgrat standen herkam? Die stehenden Haare auf dem Rückgrat sind bei Hunden und Wölfen das erste Anzeichen vor etwas Ungewissen, Furcht aber auch Aggressivität, wie Vorsicht, kommt mir nicht zu nah’ oder gebt Acht, Gefahr ist im Anzug! Ich ließ darauf die Frösche laut Quaken, was soviel für meine Gruppe heißt: „Verstärkte Vorsicht walten lassen, nicht nur mit den Augen und den Ohren, sondern mit allen euren Sinnen, denn Nachsicht kann um vieles schmerzhafter sein als ein kleines bisschen übertriebene Vorsicht!“

 

Und da kam es auch schon, links hinter mir aus dem Wald ein langgezogenes Uuuuuuuuuuu! , das von der rechten Seite mit einem dreifachen kurzgezogenen Uuuu, Uuuu beantwortet wurde. Dienstag sagte mir, dass das, das Zeichen unserer Leute ist, wenn sie Position von beiden Seiten zum Angriff bezogen haben. Ich stellte mich auf Thors Rücken, um nicht gleich zwischen den Bäumen gesehen zu werden, holte die Lure hervor und blies zunächst einige Male kräftig, nach links und nach rechts hinein, was wie immer, laut, furchterregend und angstmachend klang! Wie es aussieht, scheint auch heute die Lure ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben! Auch die Wölfe haben ihre Stehhaare wieder auf dem Rücken flach gelegt, was so viel heißt: „Gefahr vorerst vorbei!“ Es dauerte nicht lange und das Schauspiel bei den Wölfen begann aufs Neue, sie spürten wieder, dass sich da um uns herum wieder etwas zusammenbraut und sie immer wieder, besonders rechts in den Wald hinein schnupperten und hörten. Meine innere Stimme sagte mir, dass wir lautlos links im Wald verschwinden und Deckung beziehen sollen, denn von rechts kommt ein Trupp Gangster, die nichts Besseres zu tun haben, als den Vorbeiziehenden ihr Hab und Gut, beziehungsweise ihnen ihre noch verbliebenen Wertsachen abzunehmen und davon zu leben. Kaum waren wir im Wald, da flogen auch schon die ersten Pfeile, die haarscharf und knapp an unseren Köpfen vorbeizischten. So schnell wie eben waren wir auch noch nie von unsern Pferden. Aber auch so schnell wie heute hatten wir noch nie einen Pfeil in unsern Bögen gespannt. Nur gut, dass wir auch schon das zielende Schießen mit dem Bogen in der Freizeit daheim geübt haben! Es kam uns bald zu passe, denn die Angreifer, die sich wahrscheinlich schon zu siegessicher, aufgrund einer kleinen Mettseligkeit waren, erhoben sich auf der anderen Seite und schossen fast stehend und dabei versuchten sie auf uns zu marschieren, ohne viel zu zielen, sicher in der Hoffnung, dass schon der eine oder der andere Pfeil treffen werde. Schade nur dass ihre Pfeile so weit hinter uns irgendwo stecken blieben; dafür haben unsere Pfeile, auch von unsern jungen Leuten treffsicher gesessen. Ich war mir bald sicher, dass von den mettseligen Angreifern keiner mehr lebt. Ich verständigte meine Leute, dass ich im großen Bogen, links um sie herum, zu ihnen hinüberschleichen werde, um das Hinterland zu erforschen, ob sich da noch ein Reservetrupp, der Mettseligen aufhält, der eventuell dann noch eingreifen könnte, wenn wir ahnungslos weiter ziehen würden. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, das auf der rechten Seite, mir gegenüber Godehard, Godelinds Sohn, der als erster zu uns kam das gleiche tat, was ich auf der linken Seite tat. Gott sei gedankt, sie hatten, wie wir bald sehen konnten, keinen Reservetrupp in der Hinterhand und uns gegenüber schien keiner den Angriff überlebt zu haben. Wir gaben unsern Leuten gegenüber im Wald das Zeichen, dass auch sie herüberkommen mögen, um ihre verschossenen Pfeile einzusammeln, sie zu reinigen, abzutrocknen und wieder in ihren Köchern, für den nächsten Einsatz zu verstauen. Ich zählte die da tot liegenden. Achtzehn Männer im besten Alter, die noch viel Gutes in ihrem Leben hätten schaffen können, lagen hier tot in ihrem Blut. Und warum musste das geschehen? Arbeit für sie wäre noch genug da. Mein Chef da oben, wie hätte ich das Blutbad von eben da verhindern können, denn auch sie sind doch deine Geschöpfe, wie auch wir! Und wie bringen wir sie unter die Erde, denn eine Schaufel, um ein Grab zu graben haben wir nicht mitgenommen. Soweit habe ich nicht gedacht! Und meine innere Stimme sagte mir, tragt die Toten zusammen, deckt sie mit einer dicken Schicht Laub zu. Der Regen, der bald kommen wird, wird die da ruhenden auch bald zu Staub wieder werden lassen, was auch ihr alle Menschen einmal ursprünglich ward und zu was ihr wieder nach eurem Tod werden wird. Mit den Füßen und dem Speerende haben wir das Laub zusammengekratzt und über die Toten gestreut, mit Reisern und grünen Zweigen abgedeckt. Ich habe einige Male laut, zum Staunen aller Anwesenden gewiehert. Es dauerte nicht lange, und wir waren um achtzehn Pferde reicher, die ab sofort unsere edle, reiche und teure Last davon trugen und weiter ging unser Ritt in Richtung unserer Heimat. Unsere verspätete Mittagspause haben wir auf einer größeren Lichtung gemacht, die von einem bisschen breiteren Bächlein durchflossen wurde. Auch hier haben wir einige Goldfische aus dem Wasser gefischt; für mich haben es die zwei Wölfe getan, worüber die andern, die das gemerkt haben bisschen neidisch wurden, obwohl sie, alle Neider, doch noch nichts Genaues über das finden der Goldfische im Bach wussten, aber alle wollten, sobald die Wölfinnen Nachwuchs bekommen, auch einen kleinen Wolf, den oder die sie auch ganz bestimmt zu einem Schatzsucher in den Bächen ausbilden wollen. Ich musste allen versprechen, dass ich ihre Bestellungen sehr ernst nehme, aber ihnen allen auch sagte, dass sicher bis dahin noch viel Wasser durch das Bächlein daheim fließen werde und vor allem, wo wollt ihr das Gold suchen und finden? Daheim in unsern Bächen gibt es nichts Wertvolles zu finden, außer, hin und wieder einigen blanken, wertlosen Kieselsteinen. Und wie weit und gefährlich die Reise an diese goldhaltigen Bäche sind, könnt ihr jeden Tag aufs Neue spüren, besonders jetzt, bei der beladenen Rückreise!

Heute Abend haben wir wieder sehr spät auf einer Lichtung Rast gemacht und unsere Pferde konnten hier auch im saftigen Gras ihren Hunger stillen Als erstes entdeckte ich ein kleines Rudel von Hirschen. „Sicher ist da unter ihnen auch einer“, dachte ich, „der unsern Fleischvorrat wieder etwas auffüllen könnte!“ Einige kapitale Burschen aber auch kräftige Junghirsche, die noch nicht so kapital „beweiht“ waren, hat mein Adlerauge unter ihnen entdeckt, was so viel heißt, ihr Fleisch war noch nicht so Zäh und das Geweih deutet auf eine leicht fortgeschrittene Jugend hin. So einen Brocken gelang es mir bald von den Beinen zu holen. Unsere Jugend zeigte uns, was sie so schon alles können. Zum Beweis haben sie ihm das Fell, mit einigen kleinen Fehlschnitten, abgezogen, brachten Wasser aus dem Bach und wuschen ihn von innen und von außen. Dann haben wir, Dienstag und ich ihn gesalzen und über das Feuer gehängt und die Dreherei über dem Feuer, das Grillen, konnte beginnen. Einen Teil der Eingeweide des Hirsches haben sie, die beiden, jungen Wölfe, sich heute schon schmecken lassen; morgen ist ja auch noch ein Tag zum Weiterfuttern.

Es war sicher schon sehr spät, als der nackte Hirsch, braun gegrillt, fertig und erkaltet im Grase lag, und Godehard, zur Zufriedenheit aller, ihn als weiteren Reiseproviant, so gut er konnte, gleichmäßig verteilt hat. Nachdem auch er beim anderen Reiseproviant verstaut war, haben wir uns in drei Gruppen wie gestern Abend verteilt, und wir uns gerade so wie gestern verhalten sollten, wenn Gefahr droht. Doch heute Nacht hat uns niemand geweckt, weder die Pferde, die Wölfe, noch sonst jemand, der oder die uns vor einer Gefahr warnen wollten aber nicht konnten, denn es gab keine Gefahr, vor der sie uns hätten warnen müssen, egal ob vor vierbeinigen oder vor zweibeinigen, verwilderten und unberechenbaren, verkommenen menschlichen Raubtieren, die oftmals schlimmer sein können als die natürlichen vierbeinigen Raubtieren, den sie haben keine menschlichen Eigenschaften, die doch edel, rechtsam und gut sein sollen. Diese guten und menschlichen Eigenschaften treffen wir leider immer seltener bei vielen Menschen an.