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Aus der Reihe: Der Weg Der Vampire #6
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(Band #6 Der Weg Der Vampire)

morgan rice

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Daniela Jakwerth

Ausgewählte Kommentare zu den VAMPIRE JOURNALS

„Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die über das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....schön geschrieben und extrem schnell zu lesen.“

--Black Lagoon Reviews (über Turned—Gewandelt)

„Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten...erfrischend und ungewöhnlich. Die Serie dreht sich um ein Mädchen...ein außergewöhnliches Mädchen!...Einfach zu lesen, doch extrem rasant... Bedingt jugendfrei.“

--The Romance Reviews (über Turned—Gewandelt)

„Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht locker... diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“

--Paranormal Romance Guild {über Turned- Gewandelt}

„Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“

--vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)

„Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakulär war, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“

--The Dallas Examiner {über Loved—Vergöttert}

„Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu führen wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“

--vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)

„Morgan Rice erweist sich erneut als äußerst talentiert im Geschichtenerzählen...Dies wird eine große Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“

--The Romance Reviews (über Loved—Vergöttert)

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

A GRANT OF ARMS - GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

demnächst auf Deutsch erhältlich

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)

A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

demnächst auf Deutsch erhältlich

ARENA TWO -- ARENA ZWEI (Band #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED -- VERMÄHLT (Band #6)

demnächst auf Deutsch erhältlich

VOWED -- GELOBT (Band #7)

FOUND -- GEFUNDEN (Band #8)

RESURRECTED – ERWECKT (Band #9)

CRAVED – ERSEHNT (Band #10)

FATED – BERUFEN (Band #11)


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Copyright © 2013 Morgan Rice


Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, verteilen oder übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.


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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zufällig.


Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser Künstler aufnehmen möchten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice.

INHALT


KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

 

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIG

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG

FAKT:

Zu Shakespeares Zeiten war in London die „Bärenhetze“ eine beliebte Unterhaltungsform. Ein Bär wurde an einen Pfahl gebunden, während ein Rudel wilder Hunde auf ihn gehetzt wurde. Es wurde gewettet, wer gewinnen würde. Das „Bärenhetze“-Stadion lag direkt neben dem Theater von Shakespeare. Viele aus dem derben Publikum der Bärenhetze gingen sich danach ein Shakespeare-Stück ansehen.

Zu Zeiten Shakespeares war das Publikum, das sich seine Stücke ansah, nicht elitär oder fein. Ganz im Gegenteil. Der Großteil der Leute, die seine Stücke besuchten, waren derbe Menschen, gewöhnliche Leute, die zur Unterhaltung kamen und nur einen Penny Eintritt bezahlen mussten. Um diesen Preis mussten sie während des gesamten Stücks am Boden stehen—und waren daher als „groundlings“, Parterrebesucher, bekannt.

Shakespeares London war zivilisiert—aber es war auch barbarisch. Es war nicht unüblich, Hinrichtungen und öffentliche Folter von Verbrechern auf der Straße zu sehen. Der Eingang seiner berühmtesten Brücke—der London Bridge—war oft mit Spießen geschmückt, auf dem die abgetrennten Köpfe von Verbrechern steckten.

Die Beulenpest (auch bekannt als der Schwarze Tod) töte Millionen in Europa und befiel London wiederholt im Lauf der Jahrhunderte. Sie verbreitete sich an Orten mit schlechten sanitären Bedingungen und großen Menschenmengen, und traf den Theaterbezirk Shakespeares am härtesten. Es dauerte Jahrhunderte, bis entdeckt wurde, dass die Träger der Seuche Flöhe waren, die auf Ratten lebten.

„Komm, milde, liebevolle Nacht! Komm, gib

Mir meinen Romeo! Und stirbt er einst,

Nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn:

Er wird des Himmels Antlitz so verschönen,

Daß alle Welt sich in die Nacht verliebt

Und niemand mehr der eitlen Sonne huldigt.“


--William Shakespeare, Romeo und Julia

(Deutsch von A. W. von Schlegel)

KAPITEL EINS

London, England

(September 1599)

Caleb erwachte unter Glockenläuten.

Er fuhr kerzengerade hoch und blickte sich keuchend um. Er hatte von Kyle geträumt, davon, ihm nachzujagen, von Caitlin, die ihm hilfesuchend eine Hand entgegenstreckte. Sie waren in einem Feld gewesen, das voller Fledermäuse war, vor einer blutroten Sonne, und es hatte sich alles so echt angefühlt.

Als er sich nun im Raum umblickte, versuchte er, dahinterzukommen, ob alles echt gewesen war, oder ob er wahrhaft wach und in die Vergangenheit gereist war. Nachdem er einige Sekunden lang seinem eigenen Atem gelauscht, die kühle Feuchtigkeit der Luft gespürt, in die Stille gehorcht hatte, auf seinen eigenen Herzschlag, wurde ihm klar, dass alles nur ein Traum gewesen war. Er war wirklich wach.

Caleb erkannte, dass er aufrecht in einem offenen Sarkophag saß. Er blickte sich in dem düsteren, höhlenartigen Raum um und sah, dass er voll mit Sarkophagen war. Da war eine niedrige, gewölbte Decken und schmale Fensterschlitze, durch die die winzigste Menge Sonnenlicht hereinkam. Es war gerade genug, um sehen zu können. Er kniff geblendet die Augen zusammen, fasste in seine Tasche und tropfte sich seine Augentropfen ein, froh darüber, dass sie noch da waren. Langsam verging der Schmerz und er entspannte sich.

Caleb sprang mit einem Satz auf die Füße, wirbelte im Raum herum und machte eine gründliche Bestandsaufnahme. Er war immer noch kampfbereit, wollte nicht angegriffen oder überfallen werden, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, sich zu orientieren. Doch da war nichts, und niemand, im Zimmer. Nur Stille. Er bemerkte die uralten Steinfußböden, Mauern, den kleinen Altar mit Kreuz, und vermutete, dass er in der unteren Krypta einer Kirche war.

Caitlin.

Caleb wirbelte noch einmal im Raum herum, ihn nach einer Spur von ihr absuchend. Erfüllt mit einem inneren Drang eilte er zum Sarkophag neben ihm hinüber. Mit aller Kraft rückte er den Deckel zur Seite.

Sein Herz füllte sich mit der Hoffnung, sie zu finden. Doch niedergeschlagen stellt er fest, dass er leer war.

Caleb eilte durchs Zimmer, von einem Sarkophag zum nächsten, und rückte jeden Deckel zur Seite. Doch sie alle waren leer.

Caleb verspürte eine wachsende Verzweiflung, als er den letzten Deckel im Raum zur Seite schob, mit so viel Kraft, dass er zu Boden krachte und in tausend Stücke zersprang. Doch er hatte jetzt schon das mulmige Gefühl, dass er ihn, wie die anderen auch, leer vorfinden würde—und er behielt recht. Caitlin war nirgendwo in diesem Raum, erkannte er, und kalter Schweiß brach ihm aus. Wo konnte sie sein?

Der Gedanke daran, ohne sie in der Vergangenheit angekommen zu sein, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sie bedeutete ihm mehr, als er sagen konnte, und ohne sie an seiner Seite schien ihm sein Leben, seine Mission, ohne Zweck zu sein.

Plötzlich erinnerte er sich an etwas und fasste in seine Tasche, um zu sehen, ob es noch da war. Zum Glück war es das. Der Ehering seiner Mutter. Er hielt ihn ins Licht und bewunderte den sechskarätigen Saphir, perfekt geschliffen, gefasst in einen Ring von Diamanten und Rubinen. Er hatte nie den richtigen Moment gefunden, ihr den Antrag zu machen. Diesmal war er fest dazu entschlossen.

Das hieß natürlich, wenn sie überhaupt hier angekommen war.

Caleb hörte ein Geräusch und wirbelte zum Eingang herum, Bewegung spürend. Er hoffte entgegen alle Hoffnung, dass es Caitlin war.

Doch zu seiner Überraschung blickte er hinunter, als die Person um die Ecke bog, um festzustellen, dass es überhaupt keine Person war. Es war Ruth. Caleb war überglücklich, sie hier zu sehen—zu sehen, dass sie die Zeitreise überstanden hatte.

Sie schritt auf Caleb zu, mit wedelndem Schwanz und leuchtenden Augen, die ihn wiedererkannten. Als sie näher kam, kniete Caleb nieder und sie rannte in seine Arme. Er liebte Ruth, und er war überrascht davon, wie groß sie geworden war: sie schien aufs Doppelte gewachsen zu sein, ein stattliches Tier. Es ermutigte ihn auch, sie hier zu sehen: vielleicht bedeutete das, dass auch Caitlin hier war.

Plötzlich fuhr Ruth herum und rannte aus dem Zimmer, hinter einer Ecke verschwindend. Caleb war von ihrem Verhalten verblüfft, und er eilte ihr nach, um zu sehen, wohin sie gelaufen war.

Er fand sich in einer weiteren Gewölbekammer wieder, auch diese von Sarkophagen übersät. Er konnte mit einem Blick sehen, dass sie alle bereits geöffnet waren, und leer.

Ruth rannte weiter, winselte und rannte auch aus diesem Raum. Caleb fragte sich, ob Ruth ihm etwas zeigen wollte. Er rannte schneller hinter ihr nach.

Nachdem sie durch einige weitere Räume geeilt war, hielt Ruth schließlich in einer kleinen Nische am Ende eines Korridors an, die von einer einzelnen Fackel schwach erleuchtet war. In ihr stand ein einsamer Marmorsarkophag, kunstvoll verziert.

Caleb ging langsam darauf zu, hielt den Atem an, hoffte, spürte, dass Caitlin darin sein würde.

Ruth setzte sich daneben hin und starrte zu Caleb hoch. Sie winselte inständig.

Caleb kniete nieder und versuchte, den steinernen Deckel davonzuschieben. Doch dieser war wesentlich schwerer als die anderen, und er ließ sich kaum bewegen.

Er kniete und schob fester, setzte all seine Kraft ein, und endlich rührte er sich. Er schob weiter, und Augenblicke später war der Deckel vollständig geöffnet.

Caleb überkam eine Welle der Erleichterung, als er Caitlin darin liegen sah, völlig reglos, ihre Hände feinsäuberlich über der Brust gefaltet. Doch seine Erleichterung wandelte sich in Besorgnis, als er sie betrachtete und feststellte, dass sie blasser war, als er sie je gesehen hatte. Da war überhaupt keine Farbe in ihren Wangen, und ihre Augen reagierten nicht einmal auf das Licht der Fackel. Er blickte genauer hin und stellte fest, dass sie scheinbar nicht atmete.

Er lehnte sich entsetzt zurück. Caitlin schien tot zu sein.

Ruth winselte lauter: nun verstand er.

Caleb beugte sich hinunter und legte ihr beide Hände fest auf die Schultern. Er schüttelte sie sanft.

„Caitlin?“, sagte er und hörte die Besorgnis in seiner Stimme. „CAITLN!?“, rief er lauter, während er sie kräftiger schüttelte.

Doch sie reagierte nicht, und ihm wurde kalt, als er sich vorstellte, wie sein Leben ohne sie sein würde. Er wusste, dass Zeitreisen seine Gefahren hatte und nicht alle Vampire jede Reise überlebten. Doch er hatte nie wirklich darüber nachgedacht, wie real die Möglichkeit war, beim Zurückreisen zu sterben. Hatte er einen Fehler gemacht, sie immer wieder zu ermutigen, die Suche, ihre Mission, fortzusetzen? Hätte er es einfach bleiben lassen sollen, sich mit ihr am letzten Ort niederlassen?

Was, wenn er nun alles verloren hatte?

Ruth sprang in den Sarkophag hinein, stellte sich mit allen vier Pfoten auf Caitlins Brust und begann, ihr über das Gesicht zu lecken. Minuten vergingen, und Ruth hörte nicht auf, zu lecken und dabei zu winseln.

Gerade als Caleb sich vorbeugte, um Ruth herunterzuheben, hielt er inne. Schockiert sah er, wie Caitlin langsam ein Auge öffnete.

Ruth jaulte verzückt, sprang von Caitlin herunter und rannte im Kreis um sie herum. Caleb lehnte sich genauso erfreut vor, als Caitlin endlich beide Augen öffnete und sich umblickte.

Er eilte zu ihr und packte eine ihrer eiskalten Hände, um sie zwischen seinen zu wärmen.

„Caitlin? Kannst du mich hören? Ich bin’s, Caleb.“

Langsam setzte sie sich auf, und er half ihr, streckte ihr die Arme entgegen und legte sanft eine Hand in ihren Nacken. Er war so glücklich, sie blinzeln zu sehen, die Augen zusammenkneifen. Er konnte sehen, wie desorientiert sie war, als wäre sie von einem tiefen, tiefen Schlaf erwacht.

„Caitlin?“, fragte er noch einmal sanft.

Sie starrte ihn ausdruckslos an, ihre braunen Augen genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Doch etwas, das merkte er, stimmte nicht. Sie lächelte immer noch nicht, und als sie ihn anblinzelte, hatten ihre Augen einen fremden Ausdruck.

„Caitlin?“, fragte er wieder, diesmal besorgt.

Sie starrte ihn direkt an, ihre Augen weit offen, und er sah mit plötzlichem Entsetzen, dass sie ihn nicht wiedererkannte.

„Wer bist du?“, fragte sie.

Calebs Herz sank. War es möglich? Hatte die Reise ihre Erinnerungen gelöscht? Hatte sie ihn wirklich vergessen?

„Caitlin“, versuchte er es noch einmal, „ich bin es. Caleb.“

Er lächelte, hoffte, dass ihr das vielleicht half, sich zu erinnern.

Doch sie erwiderte sein Lächeln nicht. Sie starrte ihn einfach weiter ausdruckslos an und blinzelte ein paar Mal.

„Es tut mir leid“, sagte sie schließlich. „Aber ich habe keine Ahnung, wer du bist.“

KAPITEL ZWEI

Sam wurde vom Lärm kreischender Vögel geweckt. Er öffnete die Augen und sah hoch über sich mehrere riesige Geier kreisen. Es mussten ein Dutzend von ihnen sein, und sie kreisten tiefer und tiefer, scheinbar direkt über ihm, als würden sie ihn beobachten. Als würden sie warten.

Ihm wurde plötzlich klar, dass sie ihn für tot hielten und auf ihre Gelegenheit warteten, auf ihn herunterzutauchen und ihn zu fressen.

Sam sprang auf die Beine und die Vögel stoben plötzlich davon, als wären sie darüber erschrocken, dass ein Toter sich wieder erheben konnte.

 

Er blickte sich um und versuchte, sich zu orientieren. Er war auf einem Feld inmitten sanfter Hügel. So weit das Auge reichte waren noch mehr Hügel, von Gras und gelegentlichen Büschen bedeckt. Das Wetter war perfekt, nicht zu heiß und nicht zu kalt, und keine Wolke stand am Himmel. Es war sehr idyllisch, und kein Gebäude war zu sehen. Es schien, als wäre er mitten im Nirgendwo.

Sam versuchte, zu ergründen, wo er war, in welcher Zeit, und wie er hierhergekommen war. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. Was war passiert, bevor er in die Vergangenheit gereist war?

Langsam fiel es ihm ein. Er war in der Notre Dame gewesen, in Paris, im Jahr 1789. Er hatte Kyle, Kendra, Sergei und ihre Leute bekämpft; sie in Schach gehalten, damit Caitlin und Caleb entkommen konnten. Es war das Mindeste, was er tun konnte, und er schuldete ihr zumindest das, besonders, nachdem er sie mit seiner leichtsinnigen Romanze mit Kendra in Gefahr gebracht hatte.

Zahlenmäßig weit unterlegen hatte er seine Gestaltwandler-Kräfte eingesetzt und es geschafft, sie lange genug zu verwirren, um beträchtlichen Schaden anzurichten, viele von Kyles Männern niederzustrecken, die anderen außer Gefecht zu setzen und mit Polly zu entkommen.

Polly.

Sie war die ganze Zeit über an seiner Seite geblieben, hatte tapfer gekämpft, und die beiden, erinnerte er sich, waren zusammen ziemlich kampfstark gewesen. Sie waren durch die Decke der Notre Dame geflohen und hatten sich auf die Suche nach Caitlin und Caleb durch die Nacht begeben. Ja. Langsam fiel ihm alles wieder ein...

Sam hatte herausgefunden, dass seine Schwester in die Vergangenheit gereist war, und er wusste auf der Stelle, dass auch er zurückreisen musste, um seine Fehler wiedergutzumachen, Caitlin wiederzufinden, sie um Verzeihung zu bitten und sie zu beschützen. Er wusste, dass sie es nicht brauchte: sie war nun ein besserer Kämpfer als er, und sie hatte Caleb. Aber sie war immerhin seine Schwester, und der Impuls, sie zu beschützen, war etwas, das er nicht abschalten konnte.

Polly hatte darauf bestanden, mit ihm mitzureisen. Auch sie wollte Caitlin dringend wiedersehen und ihr eine Erklärung abliefern. Sam hatte nicht widersprochen, und sie waren gemeinsam gereist.

Sam blickte sich nun wieder um, starrte auf die Wiesen hinaus und fragte sich...

„Polly?“, rief er zögerlich.

Keine Antwort.

Er ging an den Rand eines Hügels vor, wo er hoffte, einen Blick über die Landschaft zu bekommen.

„Polly!?“, rief er noch einmal, diesmal lauter.

„Endlich!“, ertönte eine Stimme.

Als Sam aufsah, erschien Polly über dem Horizont, einen Hügel erklimmend. Sie hatte einen Arm voll Erdbeeren und aß gerade eine davon, mit vollem Mund sprechend. „Ich habe den ganzen Morgen auf dich gewartet! Meine Güte! Du schläfst wirklich gern, nicht wahr!?“

Sam war höchst erfreut, sie zu sehen. Sobald er sie erblickte, wurde ihm klar, wie einsam er sich gefühlt hatte, als er ankam, und wie glücklich er war, dass er Gesellschaft hatte. Trotz allem wurde ihm ebenso klar, wie gern er sie gewonnen hatte. Besonders nach seinem Fiasko mit Kendra schätzte er es, ein normales Mädchen um sich zu haben, schätzte Polly mehr, als sie wusste. Und als sie näherkam, und als die Sonne ihr hellbraunes Haar und ihre blauen Augen erleuchtete, ihre durchscheinende weiße Haut, war er wieder einmal von ihrer natürlichen Schönheit überrascht.

Er wollte gerade antworten, doch wie üblich ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.

„Ich bin keine drei Meter von dir entfernt aufgewacht“, fuhr sie fort, während sie näherkam, und aß eine weitere Erdbeere, „und ich habe dich geschüttelt und geschüttelt, doch du wolltest einfach nicht aufwachen! Also ging ich los und sammelte etwas zu essen. Ich kann es nicht erwarten, hier wegzukommen, aber ich dachte mir, ich sollte dich nicht den Vögeln überlassen, bevor ich abziehe. Wir müssen Caitlin finden. Wer weiß, wo sie ist? Sie könnte genau jetzt unsere Hilfe brauchen. Und du tust nichts als schlafen! Immerhin, wofür sind wir hergekommen, wenn wir uns nicht so bald wie möglich aufmachen und—“

„Ich bitte dich!“, rief Sam aus und brach in Gelächter aus. „Ich komme ja gar nicht zu Wort!“

Polly blieb stehen und starrte ihn an, mit verdutztem Gesicht, als hätte sie keine Ahnung, dass sie so viel redete.

„Na gut, dann“, sagte sie, „sprich!“

Sam starrte sie an, abgelenkt davon, wie blau ihre Augen im Morgenlicht aussahen; jetzt, da er endlich Gelegenheit hatte, zu sprechen, erstarrte er und vergaß, was er sagen wollte.

„Äh...“, setzte er an.

Polly warf ihre Hände in die Luft.

„Jungs!“, rief sie aus. „Sie wollen nie, dass du redest—aber sie selber haben nie etwas zu sagen! Nun, ich kann nicht länger hier rumwarten!“, sagte sie und eilte davon, durch die Wiese marschierend, die nächste Erdbeere verdrückend.

„Warte!“, rief Sam aus und eilte ihr nach. „Wohin gehst du?“

„Was wohl, Caitlin suchen natürlich!“

„Du weißt, wo sie ist?“, fragte er.

„Nein“, sagte sie. „Aber ich weiß, wo sie nicht ist—und zwar auf dieser Wiese! Wir müssen hier weg. Die nächste Stadt finden, oder Häuser, oder was auch immer, und herausfinden, in welcher Zeit wir sind. Wir müssen irgendwo anfangen! Und das ist nicht hier!“

„Was, glaubst du nicht, dass ich meine Schwester auch finden will!?“, rief Sam gereizt aus.

Endlich drehte sie sich zu ihm herum.

„Ich meine, willst du keine Gesellschaft?“, fragte Sam, dem währenddessen klar wurde, wie sehr er mit ihr gemeinsam nach Caitlin suchen wollte. „Willst du nicht gemeinsam suchen?“

Polly blickte ihn mit ihren großen blauen Augen an, als würde sie ihn abschätzen. Er fühlte sich, als würde er durchleuchtet, und er konnte sehen, dass sie unsicher wirkte. Er konnte nicht verstehen, warum.

„Ich weiß nicht“, sagte sie schließlich. „Ich meine, du hast dich da in Paris recht gut geschlagen—das muss ich zugeben. Aber...“

Sie stockte.

„Was ist los?“, fragte er schließlich.

Polly räusperte sich.

„Also, wenn du es unbedingt wissen musst, der letzte—äh—Junge—mit dem ich Zeit verbracht habe—Sergei—hat sich als Lügner und Betrüger herausgestellt, der mich ausgetrickst und benutzt hat. Ich war zu dämlich, um es zu bemerken. Aber auf so etwas werde ich nie wieder hereinfallen. Und ich bin noch nicht bereit, irgendjemandem der männlichen Art zu vertrauen—nicht einmal dir. Ich will gerade einfach keine Zeit mit weiteren Jungs verbringen. Nicht, dass du und ich—nicht, dass ich sagen will, dass wir—nicht, dass ich so von dir denke—wie etwas anderes als einen guten Freund—eine Bekanntschaft—“

Polly fing zu stottern an, und er konnte sehen, wie nervös sie geworden war, und musste innerlich grinsen.

„—aber es ist nun mal so, wie auch immer, ich hab die Nase voll von Jungs. Nichts für ungut.“

Sam lächelte breit. Er liebte ihre Offenherzigkeit und ihr Feuer.

„Keine Ursache“, antwortete er. „Um ehrlich zu sein“, fügte er hinzu, „habe ich auch die Nase voll von Mädels.“

Pollys Augen weiteten sich überrascht; das war eindeutig nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte.

„Aber es scheint mir, dass wir bessere Chancen haben, meine Schwester zu finden, wenn wir gemeinsam suchen. Ich meine—rein—“, Sam räusperte sich, „—rein professionell gesprochen.“

Nun war Polly mit Lächeln an der Reihe.

„Professionell gesprochen“, wiederholte sie.

Sam streckte förmlich die Hand aus.

„Ich verspreche, wir werden nur Freunde sein—nichts mehr als das“, sagte er. „Ich habe den Mädels für immer abgeschworen. Egal, was passiert.“

„Und ich habe den Jungs für immer abgeschworen. Egal, was passiert“, sagte Polly, seine immer noch in der Luft hängende Hand begutachtend, unsicher.

Sam ließ seine Hand geduldig wartend ausgestreckt.

„Nur Freunde?“, fragte sie. „Nichts mehr als das?“

„Nur Freunde“, sagte Sam.

Endlich streckte sie die Hand zum Handschlag aus.

Und dabei konnte Sam nicht anders, als zu bemerken, dass sie seine Hand eine kleine Spur zu lange festhielt.