BVB Borussia Dortmund – Von Tradition und Herzblut für den Fußball

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
BVB Borussia Dortmund – Von Tradition und Herzblut für den Fußball
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Werner Balhauff

BVB Borussia Dortmund – Von Tradition und Herzblut für den Fußball

Fakten, Mythen Wissen und Meilensteine - Jetzt für jeden offen ausgeplaudert

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

DIE GESCHICHTE VON BORUSSIA DORTMUND

DIE SPIELSTÄTTE

ERFOLGE BORUSSIA DORTMUND

BORUSSIA DORTMUND IN DER EWIGEN TABELLE

PRÄSIDENTEN BORUSSIA DORTMUND

FANGESÄNGE BORUSSIA DORTMUND

FANSZENE BORUSSIA DORTMUND

BORUSSIA DORTMUND UND SEINE FANCLUBS

RECHTLICHER HINWEIS

Impressum neobooks

DIE GESCHICHTE VON BORUSSIA DORTMUND

1909 bis 1911 – Die Gründung des Vereins

Im November 1901 wurde die katholische Jünglingssodalität „Dreifaltigkeit“ als Jugendorganisation der gleichnamigen Gemeinde in der Flurstraße im Dortmunder Nordosten gegründet. Die Gemeinde war kurz zuvor im Zuge der Immigration polnischer Arbeitskräfte entstanden und diente der Integration der Zugezogenen ins protestantisch geprägte Dortmund. Die Mitglieder der Sodalität waren zum großen Teil junge Stahlarbeiter und Bergleute, die sich nicht nur am kirchlichen Leben beteiligten, sondern sich auch sportlich betätigten, zunächst beim Turnen und in der Leichtathletik. Aber spätestens seit 1906 wurde auf den Feldern und Wiesen rund um den Borsigplatz auch regelmäßig Fußball gespielt. Im selben Jahr wurde Kaplan Hubert Dewald Vorsitzender der Jünglingssodalität und wandte sich energisch sowohl gegen das „rohe“ und „wilde Treiben“ auf dem Fußballplatz als auch gegen das kulturelle Umfeld rund um den Sport. So setzte er unter anderem sonntags nachmittags eine zusätzliche Andacht an, um das Fußballspielen zu unterbinden, und verlangte von den Fußballern, ihre Treffen nicht mehr im Wirtshaus „Zum Wildschütz“ in der Oesterholzstraße 60 abzuhalten, sondern das Pius-Gemeindehaus dafür zu nutzen.

Die schwelenden Konflikte zwischen der Leitung der Sodalität und den jungen Sportlern gipfelten schließlich in der Gründung der Borussia. Am 19. Dezember 1909, dem vierten Adventssonntag, trafen sich etwa 50 Mitglieder der Sodalität in einem Nebenraum des Wildschützes, um über die Gründung eines von der Kirche unabhängigen Vereins zu beraten. Während des Treffens wurde heftig über die Trennung von der Gemeinde debattiert, eine Reihe der Teilnehmer verließ nach etwa einer Stunde die Sitzung und informierte Kaplan Dewald über die bevorstehende Gründung des Vereins. Dieser traf wenig später vor der Gaststätte ein, um die Sitzung aufzulösen, der Zutritt wurde ihm jedoch verweigert. Die 18 verbliebenen Personen – Franz und Paul Braun, Heinrich Cleve, Hans Debest, Paul Dziendzielle, Franz, Julius und Wilhelm Jacobi, Hans Kahn, Gustav Müller, Franz Risse, Fritz Schulte, Hans Siebold, August Tönnesmann, Heinrich und Robert Unger, Fritz Weber sowie Franz Wendt – gründeten noch am selben Abend den Verein.

Da die Gründung spontan und unvorbereitet ablief, gab es vor Beginn der Versammlung keine Namensvorschläge. Einer Anekdote zufolge wurde der Zusatz „Borussia“ gewählt, weil es sich um den Namen des im Wildschütz ausgeschenkten Bieres der Borussia-Brauerei handelte, die unweit des Borsigplatzes ihren Sitz hatte. Die Namenswahl ist daher wohl nicht als bewusster Ausdruck eines Nationalstolzes zu verstehen, auch wenn „Borussia“ die latinisierte Bezeichnung für Preußen ist.

Nachdem Kaplan Dewald die Mitglieder der Borussia in der Messe am Heiligen Abend der Spaltung der Dreifaltigkeitsgemeinde bezichtigte und sie aus der Sodalität ausschloss, verließen einige der Gründungsmitglieder den Verein wieder, die Borussia blieb aber bestehen. Der erste Vorsitzende wurde Heinrich Unger, der Mitte 1910 von diesem Amt zurücktrat. Nach einem sechswöchigen Intermezzo von Franz Risse folgte ihm Franz Jacobi, der den Verein bis 1923 leitete.

Obwohl der Hauptgrund für die Gründung des Vereins die fehlende Erlaubnis des Kaplans zur Ausübung des Fußballsports war, besaß die Borussia zu Beginn nicht nur eine Fußball-, sondern auch eine Leichtathletikabteilung. Diese wurde am 19. Juni 1910 in den Westdeutschen Spielverband (WSV) aufgenommen, am 3. Dezember folgte ihr die Fußballabteilung. Der Aufnahme der Leichtathletikabteilung in den Verband kam dabei die Funktion eines „trojanischen Pferdes“ zu, da zu dieser Zeit aufgrund der großen Zahl an Gründungen von Fußballvereinen regelmäßig Aufnahmestopps seitens des WSV verhängt wurden. Den Tipp für dieses Vorgehen hatte die Führung des jungen Vereins laut Jacobi von Walter Sanß, dem damaligen Schrift- und späteren Geschäftsführer des DFB, erhalten, der zu jener Zeit auch den in den Anfangsjahren des Fußballs in Dortmund erfolgreicheren Lokalrivalen Dortmunder FC 95 leitete.

Das erste reguläre Spiel fand am 15. Januar 1911 gegen den VfB Dortmund statt und wurde mit 9:3 gewonnen. Die offizielle Spielkleidung bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem blau-weiß gestreiften Hemd mit einer roten Schärpe und einer schwarzen Hose. Das erste Meisterschaftsspiel bestritt die Borussia am 10. September 1911 in Rauxel gegen die Spielabteilung des Turnerbundes Rauxel und sie gewann es ebenfalls, diesmal mit 1:0.

Geschichte der Fußballabteilung

1911 bis 1936 – Die frühen Vereinsjahre

Der Verein startete zur Saison 1911/12 in der C-Klasse, der dritten und untersten Spielklasse. Dort belegte die Mannschaft zum Saisonende den ersten Platz und stieg in die B-Klasse auf. Da der Aufnahmestopp des Westdeutschen Spielverbandes weiterhin Gültigkeit besaß, schlossen sich im Sommer 1912 die drei Dortmunder Vereine Rhenania, Britannia und Deutsche Flagge der Borussia an. Zugleich übernahm der BVB die Vereinsfarben von Britannia, am 14. Februar 1913 billigte der WSV das zitronengelbe Hemd mit dem schwarzen „B“ als Spielkleidung der Borussia. Die zweite Spielzeit endete mit dem dritten Platz, in der folgenden Saison 1913/14 stieg Borussia Dortmund erstmals in der Vereinsgeschichte in die damals höchste Spielklasse, die A-Klasse, auf. Da selbst auf westfälischer Ebene kein einheitliches Ligensystem vorhanden war und nur wenige Vereine zum Einzugsbereich der A-Klasse gehörten, konnte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht von einer nationalen Bedeutung der Borussia gesprochen werden.

Da die Saison 1914/15 aufgrund des Ersten Weltkriegs abgebrochen werden musste, war die Borussia zunächst nicht in der Lage, ihren schnellen Aufstieg fortzusetzen. Es fanden jedoch Freundschaftsspiele zugunsten des Roten Kreuzes statt. Neun der 18 Vereinsgründer erlebten das zehnjährige Jubiläum des BVB nicht, da sie im Krieg starben.

Bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Spielzeit 1917/18 war die Borussia aufgrund der Kriegswirren noch nicht vertreten, in der Saison 1918/19 spielte der Verein wieder in der A-Klasse. 1919 trug sich Borussia Dortmund in das Vereinsregister ein, gleichzeitig wurde die erste Satzung nebst einer Spielordnung verfasst. Der Grund für die Aufnahme in das Vereinsregister am 24. Mai war insbesondere der geplante Ausbau der Weißen Wiese, der ersten Spielstätte der Borussia, für die der Verein Rechtssicherheit benötigte. Trotz Platz drei in der Abschlusstabelle der A-Klasse war die Borussia ab der Saison 1919/20 nur noch zweitklassig, da die Bezirksklasse als neue Liga im WSV eingeführt wurde. Diese umfasste die besten Mannschaften aus den acht Bezirken Bergisch-Mark, Niederrhein, Rhein, Mittelrhein, Ruhr, Südwestfalen, Hessen-Hannover und Westfalen.

In der folgenden Saison 1920/21 verpasste der BVB den Aufstieg in die Bezirksklasse erneut knapp, im Entscheidungsspiel um den zweiten Platz unterlag der BVB dem Lokalrivalen vom SV 08. In den folgenden Spielzeiten änderte sich nichts an der Zweitklassigkeit der Borussia, der Verein gehörte stets der neu geschaffenen 1. Kreisliga an, verpasste jedoch durchweg den Aufstieg. Für die weitere Entwicklung bedeutsamer war der Wechsel an der Vereinsspitze, als Franz Jacobi 1923 als Vorsitzender zurücktrat und durch Heinz Schwaben ersetzt wurde. Dieser war Direktor der Union-Brauerei und verfügte über die nötigen finanziellen Ressourcen, die einen Ausbau der Weißen Wiese zum „Borussia-Sportplatz“, einem Stadion für 10.000 Besucher, möglich machten.

1926 gewann der BVB die Vizemeisterschaft in der 2. Bezirksklasse und stieg erneut in die höchste Spielklasse auf, die Ruhrbezirksklasse Dortmund-Gelsenkirchen. Trotz der Verpflichtung neuer Akteure aus anderen Dortmunder Mannschaften – einschließlich Verstößen gegen die damals geltenden Amateurbestimmungen, die jedoch erst später bekannt wurden – wurde die Spielzeit 1926/27 zu einem Misserfolg für die Borussia, denn das Entscheidungsspiel gegen den punktgleichen SV Langendreer 04 wurde mit 1:3 nach Verlängerung verloren, so dass der Verein wieder zurück in die Zweitklassigkeit musste. Wirtschaftlich war der Verein dadurch in eine bedrohliche Lage geraten, die durch eine spätere Spende aus dem Privatvermögen Schwabens abgemildert wurde. Die Saison 1927/28 endete in der 2. Bezirksklasse mit einem zweiten Platz hinter den Sportfreunden Dortmund, was nicht zum Aufstieg reichte. Im Sommer 1929 wurde das Ligensystem um eine weitere Spielklasse, die Sonderklasse, ergänzt. Weder für diese noch für die 1. Bezirksklasse konnte sich Borussia Dortmund in der Spielzeit 1928/29 qualifizieren, so dass der BVB 1929/30 drittklassig war. Allerdings gelang in diesem Jahr als Vierter der Aufstieg in die 1. Bezirksklasse, der die Borussia bis zur Saison 1935/36 ununterbrochen angehörte.

 

Sportlich wurde diese Zeit von August Lenz geprägt, der 1935 in einem Spiel gegen Spanien als erster Borusse das Nationaltrikot tragen durfte. Lenz stieß während der Saison 1927/28 als Jugendspieler zu den Schwarz-Gelben und entwickelte sich früh zum wichtigsten Spieler seiner Mannschaft. 1933 unterlag Borussia Dortmund im Entscheidungsspiel um die Gruppenmeisterschaft in der Bezirksklasse dem Lokalrivalen von Arminia Marten mit 1:2 nach Verlängerung; selbst bei einem Sieg hätte der Verein nicht aufsteigen können, da im selben Sommer mit der Einführung der Gauligen eine Neuordnung des Ligensystems einherging. 1935/36 gelang dem BVB der Wiederaufstieg in die Erstklassigkeit.

Auch beim BVB machte sich in den frühen 1930er Jahren die beginnende Herrschaft der Nationalsozialisten bemerkbar. 1934 wurde der Schlosser August Busse Vereinspräsident, der dieses Amt bereits von 1928 bis 1933 innehatte. Egon Pentrup, der 1933 das Amt von Busse übernommen hatte, war als Katholik und politisch Neutraler nicht für das Amt des „Vereinsführers“ geeignet, das gemäß dem Führerprinzip eingerichtet werden musste.

1936 bis 1945 – Erste Erfolge in der Gauliga

Zeitgleich zu dem bis dato größten Erfolg des Vereins mit dem Aufstieg in die Gauliga musste die Borussia Abschied vom Vereinsgelände im Nordosten der Stadt nehmen. Für den Bau des Hoeschparks durch den Reichsarbeitsdienst wurden das Stadion Weiße Wiese und das zugehörige Vereinsgelände von der Stadt entschädigungslos enteignet. Daraufhin musste der Verein 1937 in die Kampfbahn Rote Erde im bürgerlichen Süden Dortmunds umziehen.

Sportlich hatte der BVB zwei Jahre zuvor die Weichen zur Professionalisierung des Vereins gestellt: für die Saison 1935/36 wurde mit dem ehemaligen Schalker Mittelstürmer Fritz Thelen, einem Schwager Ernst Kuzorras, erstmals ein verantwortlicher Trainer verpflichtet. Da Thelen nicht sofort verfügbar war, leitete Kuzorra vorübergehend für einige Wochen das Training und war damit erster Trainer der Borussia. Thelen schaffte in seiner ersten Saison den Aufstieg in die höchste Klasse. Ersetzt wurde er zur Saison 1936/37 durch den Wiener Ferdl Swatosch, der den BVB im ersten Jahr seiner Zugehörigkeit zur Gauliga auf Platz vier der Abschlusstabelle führte. Zugleich erreichte die Mannschaft im Tschammer-Pokal, dem Vorläufer des DFB-Pokals, das Viertelfinale und unterlag Waldhof Mannheim mit 3:4.

In den folgenden Spielzeiten etablierte sich der BVB in der Gauliga und errang auch mehrfach die Vizemeisterschaft hinter dem „Abonnementmeister“ aus Gelsenkirchen. Zunächst wurde der Verein 1938 unter Trainer Willy Sevzik mit acht Punkten Rückstand auf Schalke 04 Zweiter in der Endabrechnung, ein Jahr später wurde der dritte Platz erreicht. In der Saison 1939/40 wurde die Borussia Neunter und entging dem Abstieg bloß aufgrund der Aufstockung der Liga auf zwölf Mannschaften. Es folgten bis zum Ende des Kriegs eine weitere Vizemeisterschaft 1942 sowie ein dritter (1944), ein vierter (1941) und ein sechster Platz (1943). Ferner gewann die A-Jugend des BVB 1939 die Westfalenmeisterschaft und die westdeutsche Meisterschaft.

Überschattet wurden die Erfolge der Borussia in dieser Zeit vom Zweiten Weltkrieg und der Diktatur des Nationalsozialismus. Auch wenn die Vereinsführung um Präsident August Busse den Nationalsozialisten nahestand, blieb der Verein tief im Milieu der Dortmunder Nordstadt, die eine Hochburg der Antifaschisten war, verwurzelt. So arbeiteten bis in die späten Kriegsjahre Nationalsozialisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und Bürgerliche zum Wohl des Vereins zusammen. Profiliertester Vertreter der NSDAP in den Reihen des BVB war Willi Röhr, der als Mitglied der SA über gute Kontakte zur Parteiführung verfügte und beispielsweise in der Lage war, wichtige Spieler für die Spiele der Borussia von ihrer Tätigkeit bei der Wehrmacht oder dem Arbeitsdienst loszueisen. Der offiziellen Festschrift zum 30-jährigen Jubiläum des Vereins ist zu entnehmen, dass ferner im ersten Kriegsjahr 80 Prozent der Spieler der Gauligamannschaft der SA angehörten; das NSDAP-Mitglied August Lenz tat außerdem Dienst in der Organisation Todt des damaligen Reichsministers für Bewaffnung und Munition. Auf der anderen Seite war bis zuletzt eine Reihe aktiver Clubmitglieder im Widerstand gegen die Nationalsozialisten tätig und nutzte dabei auch die Infrastruktur des Vereins, speziell die Druckmaschinen zur Vervielfältigung von Flugblättern. Diesen mutigen Einsatz bezahlten einige von ihnen mit ihrem Leben, unter anderem Heinrich Czerkus, der Vereinswart des Stadions und der Vereinsanlagen bis zu deren Enteignung, und Franz Hippler, der Vorsitzende der Handballabteilung. Beide wurden am Karfreitag 1945 von der Gestapo ermordet; ihrer und der vielen anderen Opfer dieses Massakers wird seitdem jedes Jahr am Mahnmal in der Bittermark gedacht.

1946 bis 1963 – Der Aufstieg zur deutschen Spitzenmannschaft

Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Vereinsstrukturen in Deutschland, viele Clubs hatten einen Großteil ihrer Spieler und Funktionäre verloren. Dem BVB erging es nicht anders als anderen Vereinen in der britischen Besatzungszone und er musste zunächst seine Wiederzulassung erwirken. Diese wurde im Juli 1945 erteilt, die Militärregierung setzte Willi Bietzek als Vorsitzenden des Vereins ein. Ab August wurde im Hoeschpark wieder Fußball gespielt, der BVB wurde 1946 in der zweiten Staffel der neugegründeten Landesliga West, die aus den Vereinen der ehemaligen Gauligisten bestand, Vierter. Zugleich war im Mai der erste „echte“ Vorstand der Borussia nach dem Krieg gewählt worden, Präsident wurde Rudi Lückert.

Der größte Erfolg der bis dato fast vierzigjährigen Vereinsgeschichte wurde in der zweiten Nachkriegssaison erreicht. Nachdem die Borussia mit drei Punkten Vorsprung vor der SpVgg Erkenschwick Staffelsieger geworden war, kam es im Herner Stadion am Schloss Strünkede zum Endspiel um die Westfalenmeisterschaft gegen den FC Schalke 04. Der 3:2-Sieg der Borussia am 18. Mai 1947 ging als die Wende im Westen in die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets und Westdeutschlands ein, da die fußballerische Vormachtstellung des FC Schalke 04 im Revier gebrochen wurde. Der BVB übernahm nach diesem Sieg die Führung im westdeutschen Fußball und stieg zum erfolgreichsten Verein der neu gegründeten Oberliga West auf. In den ersten beiden Spielzeiten 1947/48 und 1948/49 wurde die Borussia Meister, 1949 gelang dem BVB unter Trainer Edy Havlicek erstmals der Einzug ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, das in der „Stuttgarter Hitzeschlacht“ gegen den VfR Mannheim nach zweimaliger Führung durch Treffer von Herbert Erdmann mit 2:3 nach Verlängerung verloren ging.

Nachdem der BVB sich 1949/50 zum dritten Mal in Folge die Westmeisterschaft gesichert hatte, traf die Borussia im Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft erneut auf den VfR Mannheim. Wiederum verlor der BVB gegen die Kurpfälzer, diesmal mit 1:3. In den beiden folgenden Spielzeiten wurde der Verein West-Dritter (1951 unter Trainer Sepp Kretschmann) und -Vierter (1952 unter Trainer Hans Schmidt), in der Saison 1952/53 gelang der Gewinn des vierten Oberligatitels. Die Qualifikation für das Finale um die Deutsche Meisterschaft wurde jedoch verpasst, hinter dem VfB Stuttgart belegte der BVB aufgrund des schlechteren Torquotienten den zweiten Platz in seiner Endrundengruppe.

Nach einem vierten (1954) und einem fünften Platz (1955) wurde die Saison 1955/56 zur bis dato erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte der Borussia. Nicht nur wurde unter Trainer Helmut Schneider die fünfte Westmeisterschaft gewonnen, es folgte auch der erneute Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dort besiegte der BVB im Berliner Olympiastadion vor 75.000 Zuschauern den Karlsruher SC mit 4:2 und wurde zum ersten Mal Deutscher Meister.

Im Europapokal der Landesmeister schied die Borussia in der zweiten Runde gegen Manchester United aus, erfolgreich wurde die Saison dennoch. In derselben Aufstellung wie im Vorjahr besiegte der BVB im Endspiel um die deutsche Meisterschaft 1957 den Hamburger SV mit 4:1, zuvor hatte die Mannschaft sich die bis dato sechste Westmeisterschaft gesichert. Trainer Schneider verzichtete im Endspiel auf den jungen Nationalspieler Aki Schmidt, weil er die Vorjahresmeisterelf nicht verändern wollte. Nie wieder sollte eine deutsche Mannschaft mit derselben Endspielmannschaft deutscher Meister werden.Als Meister qualifiziert, schied der BVB im Europapokal erneut in der zweiten Runde aus, diesmal gegen den AC Mailand. Nach diesen Meisterschaften erreichte die Borussia 1958 und 1959 zwei fünfte Plätze bei den Westmeisterschaften, die Mannschaft war mittlerweile überaltert. Max Merkel, dessen deutsche Trainer-Karriere in Dortmund begann, nahm ab dem Sommer 1958 die Verjüngung der Mannschaft in Angriff und baute junge Spieler wie „Hoppy“ Kurrat, Charly Schütz, Timo Konietzka und Lothar Emmerich in die Mannschaft ein – und das mit Erfolg, nach einem dritten Platz 1960 reichte es in der Saison 1960/61 wieder zum Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Die junge Dortmunder Mannschaft unterlag dem 1. FC Nürnberg in Hannover mit 0:3.Merkel verließ nach der Endspielniederlage den BVB, und Borussia sicherte sich die Dienste von Trainer Hermann Eppenhoff, der als Spieler mit dem Revierrivalen aus Schalke drei Mal deutscher Meister gewesen war. 1962 wurde der BVB mit dieser im Umbruch befindlichen Mannschaft Achter der Oberliga West. In der letzten Saison vor der Einführung der Bundesliga wurde der Verein 1963 hinter dem 1. FC Köln Zweiter der Oberliga und qualifizierte sich wieder für die Endrunde der deutschen Meisterschaft. Nach einem ersten Platz in der Endrundengruppe zog der BVB erneut ins Endspiel ein, in dem er auf die Kölner traf, die in Stuttgart mit 3:1 bezwungen wurden. Auch im DFB-Pokal dieses Jahres erreichte Dortmund – erstmals in der Vereinsgeschichte – das Finale, das in Hannover mit 0:3 gegen den Hamburger SV verloren wurde.

1963 bis 1972 – Europapokalsieg und schleichender Niedergang

In der Premierensaison der Bundesliga, deren Gründungsmitglied der BVB als amtierender deutscher Meister war, gehörte die Borussia zu den Favoriten auf den Titel. Am Ende kam der BVB trotz 73 Treffern nicht über den vierten Platz hinaus. Im Europapokal der Landesmeister gelangte der BVB bis ins Halbfinale, in dem er Inter Mailand, dem späteren Cupsieger, unterlag. Zuvor war Benfica Lissabon um Stürmerstar Eusébio in der zweiten Runde mit 5:0 bezwungen worden. Ein Jahr später wurden die Borussen Dritter in der Bundesliga, gleichzeitig erreichten sie zum zweiten Mal das Finale des DFB-Pokals. Dort wurde, erneut in Hannover, Alemannia Aachen mit 2:0 besiegt. Im Messepokal schied der BVB in der zweiten Runde gegen Manchester United mit 1:6 und 0:4 aus. Gegen die mit späteren Weltmeistern besetzte Mannschaft um Bobby Charlton und George Best war der BVB aussichtslos unterlegen.In der Bundesliga wurde unter Trainer Willi Multhaup 1966 die Vizemeisterschaft erreicht, das bis dahin und für lange Zeit beste Ergebnis; durch eine Heimniederlage gegen den späteren Meister 1860 München am vorletzten Spieltag – womöglich auch bedingt durch die Belastungen aus dem Europapokal – verpasste der BVB die Meisterschaft. Dafür feierte der Club seinen bis dahin größten Triumph, als er im Europapokal der Pokalsieger zum ersten deutschen Europapokalsieger wurde. Im Viertelfinale gegen Atlético Madrid (1:1 in Madrid, 1:0 in Dortmund) und im Halbfinale gegen Titelverteidiger West Ham United (2:1 in London, 3:1 zuhause) gelangen der Borussia Siege, die den BVB zur dritten deutschen Mannschaft machten, die ein Europapokalfinale erreichte. Im Hampden Park von Glasgow wurde der FC Liverpool trotz Feldvorteilen der Engländer mit 2:1 nach Verlängerung besiegt. In der 106. Minute war es Stan Libuda vorbehalten, mit einem kuriosen Tor die Entscheidung herbeizuführen. Libuda schoss aus 30 Metern in hohem Bogen über Torwart Tommy Lawrence den Ball an die Querlatte. Von dort prallte der Ball gegen den Körper von Verteidiger Ron Yeats und danach ins Tor. Dieser erste Sieg einer deutschen Mannschaft im Europapokal wurde in Dortmund am folgenden Tag mit einem Autokorso durch die Innenstadt gefeiert.

 

Als Titelverteidiger automatisch qualifiziert, ging es in der neuen Saison in der ersten Runde des Europapokals erneut nach Glasgow gegen die Rangers. Dort verlor der BVB mit 1:2. Im Rückspiel in der Roten Erde gelang es den Borussen vor 40.000 Zuschauern nicht, ein Tor zu schießen, so dass der Verein nach dem 0:0 ausschied. In der Bundesliga wurde der dritte Platz erreicht. Im Vorfeld dieser Spielzeit begann der allmähliche Niedergang der Borussia, als die Vereinsführung um Präsident Willi Steegmann zunächst Trainer Multhaup vorzeitig nach Köln wechseln ließ und mit Heinz Murach einen ligaunerfahrenen Trainer verpflichtete, der bis dahin beim Fußballverband Niederrhein beschäftigt war. Gleichzeitig wurden ausschließlich Spieler mittelmäßiger Qualität eingekauft, und auch aus der traditionell starken Jugend der Borussia rückten kaum gute Aktive nach.

Folgerichtig wurde Borussia Dortmund 1968 Tabellenvierzehnter, ein Jahr später wurde als Sechzehnter der Abstieg erst am letzten Spieltag verhindert, als der BVB in der Roten Erde mit 3:0 gegen Kickers Offenbach gewann. Der Wechsel an der Vereinsspitze zu Walter Kliemt im Winter 1967/68 hatte wenig an den internen Strukturen des BVB verändert, zudem blieben aufgrund der sportlichen Misserfolge die Zuschauer aus.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?