Buch lesen: «Deutsche Geschichte», Seite 10

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Es war ein Un­glück für Hein­rich IV., dass er sei­nen Va­ter mit sechs Jah­ren ver­lor, dass sei­ne Mut­ter ihn, wie es scheint, nicht lieb­te, dass man ihn mit ei­ner un­ge­lieb­ten Frau ver­hei­ra­te­te und bei ihr aus­zu­har­ren zwang; aber al­les das, wie auch der wech­seln­de Ein­fluss des bar­schen Anno von Köln und des ver­wöh­nen­den Adal­bert von Bre­men auf den Kna­ben, hät­te auf einen an­de­ren ganz an­ders wir­ken kön­nen. Es war au­gen­schein­lich et­was Zer­set­zen­des in sei­ne See­le ein­ge­bo­ren, was den Keim der Grö­ße sich nicht rein ent­fal­ten ließ. Es gibt eine merk­wür­di­ge Sage vom Gra­fen Wi­precht von Groitzsch, ei­nem Kriegs­hel­den, der in Hein­richs Schlach­ten kämpf­te und ihm na­ment­lich zu sei­nem letz­ten Sie­ge über Rom ver­half. Als einst in Ve­ro­na Wi­precht der tap­fers­te al­ler Re­cken ge­nannt wur­de, ge­bot der Kö­nig ihn her­bei­zu­ru­fen, er wol­le ihn auf die Pro­be stel­len. Wi­precht kam und wur­de in einen Hof ge­führt, wo den Ah­nungs­lo­sen ein Löwe an­fiel, den der Kö­nig vor­her dort­hin hat­te brin­gen las­sen. Der Held er­schrak nicht, son­dern pack­te das Tier und zwang es, sich zu sei­nen Fü­ßen nie­der­zu­le­gen; dann frag­te er den Kö­nig, warum er ihn ge­ru­fen und was das al­les zu be­deu­ten habe. Da der Kö­nig schließ­lich ge­stand, dass er sei­ne Mann­haf­tig­keit habe prü­fen wol­len, wur­de Wi­precht zor­nig und sag­te: »Ich habe als ers­ter die Al­pen über­schrit­ten, ich habe die Ehren und Sie­ge er­strit­ten, konn­te der An­blick mei­ner Ta­ten dir nicht ge­nü­gen? Du hast mich zu eit­ler Au­gen­wei­de ei­nem wil­den Ge­tier preis­ge­ge­ben; nun will ich dir nicht län­ger die­nen.« Da fing der Kö­nig an, sich zu fürch­ten, be­reu­te, was er ge­tan hat­te und ruh­te nicht, bis der Graf wie­der ver­söhnt war. Wie Hein­richs Cha­rak­ter in die­ser Sage sich dar­stellt, so war er viel­leicht wirk­lich: Man­gel an Re­spekt vor den Men­schen, Schwan­ken zwi­schen Über­mut und Furcht, Un­fä­hig­keit, die Gren­ze zwi­schen Zu­rück­hal­tung und Ver­trau­lich­keit zu be­ob­ach­ten, mö­gen ihm man­chen An­hän­ger ent­frem­det ha­ben. Eine edle Gabe je­doch wog vie­le Feh­ler auf, dass er im Le­ben lern­te, dass er Schwä­chen über­wand und sei­ne Kraft an Wi­der­stän­den stähl­te.

Als Gre­gor VII. im Jah­re 1076 den jun­gen Kai­ser mit dem Ban­ne be­droh­te, hat­te die­ser die auf­stän­di­schen Sach­sen un­ter­wor­fen und be­fand sich in ge­ho­be­ner Sie­ger­stim­mung; auf ei­ner Synode in Worms ver­ei­nig­ten sich die Bi­schö­fe, mit Aus­nah­me der säch­si­schen, mit ihm, um den Papst ab­zu­set­zen. Sie war­fen dem Papst ruch­lo­se Neue­run­gen vor, durch die er Zwie­tracht in der Kir­che ge­sät habe; er habe sich eine völ­lig neue und un­recht­mä­ßi­ge Ge­walt an­ge­maßt, in­dem er die Ge­recht­sa­me, die der ge­sam­ten Bru­der­schaft der Bi­schö­fe zu­kämen, an sich ge­ris­sen habe. Durch eine un­ter Ni­ko­laus II. ge­hal­te­ne Synode sei, von ihm selbst ver­an­lasst, fest­ge­setzt, dass nur der als Papst an­zu­er­ken­nen sei, der von den Kar­dinälen mit Zu­stim­mung des Vol­kes und Be­stä­ti­gung des Kö­nigs ge­wählt sei. Es wur­de un­ter­stellt, dass er, da die letz­te­re gar nicht nach­ge­sucht sei, nicht Papst sein kön­ne. In ei­nem be­son­de­ren Brie­fe be­ton­te der Kö­nig zu­nächst die An­ma­ßun­gen des Paps­tes ge­gen­über den Bi­schö­fen, dann erst, dass der Papst dem Kö­nig ge­droht habe, ihn der kö­nig­li­chen Ge­walt zu be­rau­ben, »als ob die Kö­nigs- oder Kai­ser­kro­ne in dei­ner und nicht in Got­tes Hand läge.« Er schloss den Brief mit dem pa­the­ti­schen Zu­ruf: »Stei­ge her­ab, stei­ge her­ab und ver­las­se den an­ge­maß­ten Stuhl des hei­li­gen Pe­trus.« Gre­gors Ant­wort war der Bann­strahl und die Auf­lö­sung des Treu­ei­des, mit dem die Un­ter­ta­nen an den Kö­nig ge­bun­den wa­ren. Hein­rich lud nun die Bi­schö­fe noch­mals zu ei­ner Synode durch ein Rund­schrei­ben, in dem er sag­te, Gre­gor habe sich das Kö­nig­tum und Pries­ter­tum zu­gleich an­ge­maßt und da­durch Got­tes Ord­nung ver­ach­tet, die nicht auf ei­nem, son­dern auf zwei Prin­zi­pi­en, Kö­nig­tum und Pries­ter­tum, be­ru­he.

In­zwi­schen hat­ten sich be­reits die Ver­hält­nis­se ge­gen den Kö­nig ge­wen­det: nicht nur, dass die Sach­sen sich von Neu­em em­pör­ten, die Schwa­ben schlos­sen sich ih­nen an, ja Her­zog Ru­dolf von Schwa­ben ließ sich von den Hein­rich feind­li­chen Fürs­ten be­we­gen, als Ge­gen­kö­nig auf­zu­tre­ten. Un­ter die­sen Um­stän­den fie­len auch die Bi­schö­fe, die eben noch mit dem Kö­nig zu­sam­men den Papst ab­ge­setzt hat­ten, vom Kö­nig ab und er­klär­ten dem Papst ihre Un­ter­wer­fung. Die ab­trün­ni­gen Fürs­ten for­der­ten Gre­gor auf, als Schieds­rich­ter über die Al­pen nach Augs­burg zu kom­men; den Kö­nig er­klär­ten sie für ab­ge­setzt, wenn er nicht bin­nen Jah­res­frist vom Ban­ne be­freit sei.

Von al­len ver­las­sen, au­ßer­stan­de, das Glück der Waf­fen zu ver­su­chen, fass­te Hein­rich den küh­nen Ent­schluss, über die Al­pen zu ge­hen und den Papst zur Zu­rück­nah­me des Ban­nes zu be­we­gen, um da­durch zu ver­hin­dern, dass der Ab­fall der Fürs­ten durch den Papst bün­dig ge­macht wer­de. Es war mit­ten im Win­ter und die Käl­te so groß, dass der Rhein vom No­vem­ber bis zum April zu­ge­fro­ren war; der Über­gang über den Ju­pi­ter­berg, wie der Mont Ce­nis im Mit­tel­al­ter ge­nannt wur­de, im­mer schwie­rig, war so ein Wa­g­nis und ein Schre­cken. Aber der Kö­nig er­reich­te sein Ziel und über­rasch­te den Papst, der, auf dem Wege nach Deutsch­land, als er die Nach­richt von Hein­richs An­kunft ver­nahm, un­ge­wiss, was sein Feind vor­ha­be, sich auf die fes­te Burg Ca­nos­sa zu­rück­ge­zo­gen hat­te. Die zahl­rei­chen Geg­ner Gre­gors in Ita­li­en hoff­ten, der Kö­nig kom­me, um den Papst ab­zu­set­zen; aber das glaub­te er auf eine ge­le­ge­ne­re Zeit ver­schie­ben zu müs­sen; im Au­gen­blick konn­te er sei­nem Fein­de eine Nie­der­la­ge nur bei­brin­gen, in­dem er sich ihm un­ter­warf. Die Voraus­set­zun­gen des Chris­ten­tums wa­ren so, dass der Papst ei­nem reui­gen Sün­der die Los­spre­chung vom Ban­ne nicht ver­sa­gen konn­te. Man sah ihm nicht ins Herz; es war die Kehr­sei­te der kirch­li­chen Äu­ßer­lich­keit, dass die fest­ge­setz­ten äu­ße­ren Zei­chen der Reue als sol­che gel­ten ge­las­sen wer­den muss­ten. In­dem Hein­rich als Bü­ßer er­schi­en, zwang er den Papst, ihn wie­der in den Schoß der Kir­che auf­zu­neh­men. Den Papst trös­te­te über das er­trotz­te Zu­ge­ständ­nis der in­ne­re Vor­be­halt, dass der Kö­nig zwar vom Ban­ne be­freit, aber nicht als Kö­nig wie­der ein­ge­setzt sei, wäh­rend der Kö­nig zu­frie­den war, die au­gen­blick­li­che Ge­fahr be­sei­tigt zu ha­ben. Nach­dem Gre­gor die Lö­sung vom Ban­ne aus­ge­spro­chen hat­te, ga­ben sich Papst und Kö­nig den Frie­dens­kuss.

Eine furcht­ba­re Pau­se starr­te zwi­schen den Ge­wit­ter­schlä­gen des Rie­sen­kamp­fes. Kö­nig und Papst, der ger­ma­ni­sche und der rö­mi­sche Wel­t­herr­scher, stan­den sich Auge in Auge ge­gen­über, die Brust voll Hass und Ra­che, aber ge­lähmt durch das Be­wusst­sein, un­trenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den zu sein. Sie wa­ren nicht zwei Herr­scher, von de­nen je­der des an­de­ren Reich be­sit­zen, von de­nen je­der den an­de­ren ver­nich­ten möch­te, sie wa­ren un­lös­lich mit­ein­an­der ver­wach­sen und in­ein­an­der ver­bis­sen, und im­mer wie­der ka­men Au­gen­bli­cke, wo ih­nen das klar wur­de. Der Papst be­grün­de­te sei­nen welt­li­chen Be­sitz auf Schen­kun­gen der Kai­ser, die Kai­ser emp­fin­gen ihre Kro­ne in Rom durch den Papst, die Völ­ker sa­hen zu ih­nen bei­den als zur Spit­ze der Chris­ten­heit auf; sie wa­ren auf­ein­an­der an­ge­wie­sen und konn­ten höchs­tens durch einen Per­so­nen­wech­sel vor­über­ge­hend zu ge­win­nen hof­fen. Bei­de wa­ren mäch­tig, wenn auch auf ver­schie­de­ne Wei­se: dem Papst ge­hör­te nur eine klei­ne Pro­vinz, aber er herrsch­te über die re­li­gi­ösen Ge­füh­le und Ge­dan­ken al­ler Chris­ten, und sein Thron stand auf den Trüm­mern der al­ten Welt­stadt Rom; der Kö­nig war der An­füh­rer der deut­schen Rit­ter, die an die Stel­le rö­mi­scher Le­gio­nen ge­tre­ten wa­ren, aber ihm ge­hör­te nur, was er sich durch ei­ge­ne Kraft un­ter­warf. Bei­de konn­ten sich ge­gen­ein­an­der ih­rer Macht nur so­weit be­die­nen, als sie nicht sich selbst da­durch ver­letz­ten.

Hein­rich, der sei­ne hohe Ge­stalt und sein blon­des Haupt vor dem häss­li­chen klei­nen Mönchs­papst ge­beugt hat­te, blieb im Her­zen un­beug­sam. Wäh­rend der Papst im ge­hei­men die Krö­nung des Ge­gen­kö­nigs be­trieb, trat er als recht­mä­ßi­ger Kö­nig auf und hoff­te auf einen Waf­fen­sieg über die Geg­ner. Ru­dolf fiel in der Schlacht und wur­de in Mer­se­burg be­gra­ben; schon vor­her hat­te Hein­rich einen treu­en An­hän­ger, den Gra­fen Fried­rich von Bü­ren, zum Her­zog von Schwa­ben er­ho­ben und dem bis da­hin in be­schei­de­nen Ver­hält­nis­sen le­ben­den jun­gen Mann sei­ne Toch­ter Ag­nes zur Frau ge­ge­ben. Nach­dem Gre­gor den Kö­nig von Neu­em ex­kom­mu­ni­ziert hat­te, er­klär­te Hein­rich auf ei­ner Synode in Bri­xen mit meh­re­ren Bi­schö­fen in maß­lo­ser Spra­che und un­ter un­ge­heu­ren Be­schul­di­gun­gen Gre­gor für ab­ge­setzt und Bi­schof Wi­bert von Ra­ven­na zum Papst. Dann zog er nach Ita­li­en, er­kämpf­te sich den Ein­zug in Rom, wo ein Teil der Be­völ­ke­rung ihm an­hing, und ließ sich von Wi­bert zum Kai­ser krö­nen. Gre­gor wäre ver­lo­ren ge­we­sen, hät­te er sich nicht den Bei­stand der Nor­man­nen ge­si­chert ge­habt, die in Un­ter­ita­li­en nach Ver­drän­gung der Grie­chen und Sa­ra­ze­nen ein Reich ge­bil­det und vom Papst zu Le­hen ge­nom­men hat­ten. Wie einst die Päps­te bei den Fran­ken Schutz ge­gen die Lan­go­bar­den ge­sucht hat­ten, so such­ten sie jetzt ge­gen die zu Nach­barn ge­wor­de­nen Deut­schen Schutz bei den neu ein­ge­drun­ge­nen Bar­ba­ren, die ihre Erobe­rung gern durch die Aner­ken­nung von sei­ten ei­ner recht­mä­ßi­gen Macht stütz­ten. Ob­wohl Hein­rich be­deu­ten­de Er­fol­ge er­run­gen hat­te, ging in Deutsch­land und in Ita­li­en der Kampf wei­ter. Die großen grund­sätz­li­chen Ge­gen­sät­ze, die aus­ge­spro­chen wa­ren, zo­gen wie weit­hin sicht­ba­re Fah­nen An­hän­ger an sich und zwan­gen je­den, Par­tei zu neh­men. Streit­schrif­ten wur­den ge­wech­selt, die zwar la­tei­nisch ver­fasst wa­ren, de­ren In­halt sich aber doch auch un­ter den Lai­en ver­brei­te­te.

Die ita­lie­ni­schen Bi­schö­fe wa­ren dem Kai­ser im All­ge­mei­nen an­häng­li­cher als die deut­schen. Vie­le von ih­nen wa­ren Deut­sche, al­lein der scharf­sin­nigs­te und fol­ge­rich­tigs­te un­ter ih­nen, Ben­zo von Alba, scheint ein Sü­dita­lie­ner, viel­leicht grie­chi­scher Ab­kunft ge­we­sen zu sein. Er brach­te die An­sich­ten der äl­te­ren Bi­schö­fe, die nicht dar­an zwei­fel­ten, dass der Kö­nig das recht habe, die Bi­schö­fe ein­zu­set­zen, in eine zu­sam­men­hän­gen­de Theo­rie. Da die Bi­schö­fe vom Kö­ni­ge welt­li­che Le­hen emp­fin­gen, schul­de­ten sie ihm Ge­hor­sam, be­glei­te­ten sie ihn doch auch wie an­de­re Va­sal­len auf sei­nen Feld­zü­gen als An­füh­rer der Kriegs­leu­te, die sie ihm zu stel­len hät­ten. Da nun alle Bi­schö­fe ein­an­der gleich sei­en, sag­te Ben­zo, ste­he auch der Papst un­ter dem Kai­ser, und wenn er den Papst nicht ein­set­ze, so dür­fe doch we­nigs­tens ohne sei­ne Zu­stim­mung kein Papst kon­se­kriert wer­den. Über dem Kai­ser ste­he nur Gott, ver­gli­chen mit dem Kai­ser wä­ren alle Kö­ni­ge der Erde nur klei­ne Pro­vinz­kö­ni­ge. Da­mit die­se mys­ti­sche Kö­nigs­macht eine ir­disch si­che­re Grund­la­ge be­kom­me, mach­te Ben­zo den merk­wür­di­gen Vor­schlag, eine all­ge­mei­ne Steu­er zu er­he­ben, die den Kai­ser in den Stand set­zen wür­de, Be­am­te an­zu­stel­len und Söld­ner zu un­ter­hal­ten, so­dass er von sei­nen Le­hens­leu­ten un­ab­hän­gig wür­de. Das Bei­spiel für eine sol­che Ein­rich­tung fand er in Un­ter­ita­li­en, wo ähn­li­che Ein­rich­tun­gen aus der rö­mi­schen Zeit sich er­hal­ten hat­ten. Kaum hät­te ein der­ar­ti­ger Vor­schlag in Deutsch­land un­ter Deut­schen ge­macht wer­den kön­nen, die jede Auf­la­ge von Steu­ern als einen un­er­träg­li­chen An­griff auf die Rech­te des frei­en Man­nes be­trach­te­ten. Vi­el­leicht er­klärt sich auch dar­aus, dass die Idee des zen­tra­li­sier­ten Staa­tes sich in Ita­li­en er­hal­ten hat­te, die An­häng­lich­keit der ita­lie­ni­schen Bi­schö­fe an den Kai­ser.

Ei­ner der nam­haf­tes­ten Ver­fech­ter des Kai­ser­rech­tes in Deutsch­land, Wal­ram von Naum­burg, such­te auch dem Papst ge­recht zu wer­den. Ei­nig­keit zwi­schen Kai­ser und Papst müs­se herr­schen, sag­te er, da bei­de über das Reich ge­setzt wä­ren, in die welt­li­che Herr­schaft aber habe der Papst sich nicht zu mi­schen. Der Kai­ser sei un­ab­setz­bar, dem Papst be­stritt er das Recht, die Un­ter­ta­nen vom Treu­eid zu lö­sen und da­durch eine Spal­tung her­bei­zu­füh­ren. Die Be­stim­mung des Paps­tes, der Nach­fol­ger Chris­ti zu sein, wur­de her­an­ge­zo­gen, um ihm das Ent­zün­den von Krie­gen zum Vor­wurf zu ma­chen.

Die An­hän­ger des Paps­tes be­rie­fen sich auf das Recht des Vol­kes, den Kö­nig zu wäh­len, was das Recht, ihn ab­zu­set­zen, in sich schlie­ße. Der Chor­herr Ma­ne­gold von Lau­ten­bach be­leuch­te­te das Ver­nunft­ge­mä­ße die­ses Rech­tes, in­dem er dar­auf hin­wies, dass je­der Ver­stän­di­ge einen Schwei­ne­hir­ten, der die Her­de nicht hü­te­te, son­dern ver­kom­men lie­ße, mit Schimpf und Schan­de da­von­ja­gen wür­de; wie viel mehr müs­se man mit ei­nem un­taug­li­chen Kö­nig auf­räu­men. Gera­de für das Kö­nig­reich dür­fe man nicht einen be­lie­bi­gen Ty­ran­nen oder Schuft be­stel­len, son­dern einen, der durch Adel und in­ne­ren Wert her­vor­ra­ge. Durch Ty­ran­nei bre­che der Kö­nig den Ver­trag, der für sei­ne Ein­set­zung maß­ge­bend ge­we­sen sei, das Volk sei ihm kei­ne Treue mehr schul­dig.

Ty­ran­nei und Will­kür war­fen an­de­re Bi­schö­fe dem Papst vor, wenn auch die meis­ten nicht so weit gin­gen, den Pri­mat des Paps­tes zu leug­nen. Sie hiel­ten es aber für eine un­er­hör­te Neue­rung, dass der Papst sich in die bi­schöf­li­chen Di­öze­s­an­rech­te ein­mi­schen und sie wie Knech­te ein- und ab­set­zen wol­le, wie sie über­haupt Gre­gors Theo­rie, dass der Papst durch sein Amt hei­lig und un­fehl­bar wer­de, ab­lehn­ten. In ei­ner von Hein­richs Schlach­ten kämpf­ten sech­zehn Bi­schö­fe auf sei­ner Sei­te.

Das Selt­sa­me und Ent­schei­den­de ist nun aber, dass auch die treu­en An­hän­ger des Kai­sers vor ih­rem Tode den Frie­den mit der Kir­che such­ten, so­weit sie sich nicht schon frü­her be­kehrt hat­ten. Gera­de über die Deut­schen hat­te die Kir­che mehr Macht als der Staat. Wohl war auch die Per­son des Kö­nigs in mys­ti­sche Vor­stel­lun­gen ein­ge­taucht und über die Ebe­ne des Ir­di­schen er­ho­ben; aber sein Wal­ten ver­knüpf­te sich doch nicht so mit dem See­len­le­ben der Men­schen wie das der Kir­che, die das Kind tauf­te, dem Er­wach­se­nen das Abend­mahl, dem Ster­ben­den die letz­te Weg­zeh­rung reich­te und mit ihm be­te­te. Alle Ge­dan­ken und Ge­füh­le, die über das Ir­di­sche und All­täg­li­che hin­weg der ewi­gen Hei­mat zu­streb­ten, wa­ren mit der Kir­che ver­bun­den; die blieb un­an­ge­tas­tet, was für Vor­wür­fe auch ge­gen die Pfaf­fen er­ho­ben wer­den moch­ten. Dach­te doch der Kai­ser selbst nie­mals dar­an, das Papst­tum als sol­ches an­zu­grei­fen, war er doch viel­mehr im­mer ge­neigt, wo sich die Mög­lich­keit der Ver­söh­nung zeig­te, die Hand dazu zu bie­ten, und nie war er zu stolz, um sich vor dem rö­mi­schen Bi­schof wie vor Gott in den Staub zu wer­fen. Ob­wohl die Kai­ser sich im ein­zel­nen Fal­le das Recht nah­men, den Papst ab­zu­set­zen, strit­ten sie ihm grund­sätz­lich nie das Recht ab, von ih­nen die Ehr­furcht zu ver­lan­gen, die der Sohn dem Va­ter schul­dig ist.

Der Tod Gre­gors VII., der fern von Rom im Schutz der Nor­man­nen starb, be­deu­te­te für Hein­rich IV. kei­ne Er­leich­te­rung; denn Gre­gors Nach­fol­ger tra­ten in sei­nen Ide­en­kreis ein, und die Bi­schof­sein­set­zung blieb eine un­lös­ba­re Streit­fra­ge. Dass es der Ku­rie ge­lang, die bei­den Söh­ne des Kö­nigs, Kon­rad und Hein­rich, nach­ein­an­der ge­gen den al­tern­den Va­ter auf­zu­het­zen, of­fen­bart die Zer­rüt­tung des sa­li­schen Hau­ses, das sei­nem Ende zu­ging. Von sei­nem Soh­ne be­kämpft und ent­thront starb der erst 55­jäh­ri­ge Kai­ser in Lüt­tich, vom dor­ti­gen Bi­schof und dem Her­zog von Loth­rin­gen mit Lie­be auf­ge­nom­men.

Heinrich IV. und die Städte

Als Hein­rich IV. im Jah­re 1073 vor den Sach­sen flie­hen muss­te, als der Papst ihn ge­bannt, der Erz­bi­schof von Mainz ihn ab­ge­setzt hat­te, als er krank und ver­las­sen in La­den­burg sich auf­hielt, ka­men Bür­ger von Worms zu ihm, um ihn fei­er­lich in ihre Stadt ein­zu­ho­len. Sie ka­men in Wehr und Waf­fen, um ihm zu zei­gen, dass eine Mann­schaft vor­han­den sei, die es mit vie­len Fein­den auf­neh­men kön­ne. Hat­ten sie doch schon die bi­schöf­li­chen Krie­ger aus der Stadt ver­jagt und hät­ten sie doch auch den Bi­schof selbst ge­fan­gen­ge­nom­men, wenn er nicht ent­flo­hen wäre. Sie ge­lob­ten dem Kai­ser Treue, sie be­steu­er­ten sich selbst, um die Kriegs­kos­ten zu de­cken; ohne sein Zu­tun ge­wann er eine um­mau­er­te Stadt als Zuf­luchts­ort, ein zu­ver­läs­si­ges Heer, das Gut und Blut für ihn zu op­fern be­reit war.

Die­sel­be Stim­mung wie in Worms herrsch­te in Köln, der Stadt des Erz­bi­schofs Anno, der eine Zeit lang wäh­rend der Min­der­jäh­rig­keit Hein­richs das Reich re­giert und den kö­nig­li­chen Kna­ben all­zu rück­sichts­los be­vor­mun­det hat­te. Jen­seits der al­ten Rö­mer­mau­er im Os­ten der Stadt, in der Rich­tung auf den Rhein, war in Köln der Markt ent­stan­den; denn zur Be­för­de­rung der Gü­ter be­nutz­te man wo mög­lich die Was­ser­stra­ßen, und na­ment­lich der Fern­ver­kehr muss­te sich in der Nähe des Stro­mes ab­spie­len. Dort war seit al­ters die Ju­den­stra­ße. Zwi­schen ihr und der Kir­che und dem Klos­ter Groß-Sankt-Mar­tin be­fand sich der Alte Markt, auf dem Le­bens­mit­tel und ge­werb­li­che Er­zeug­nis­se zum Ver­kauf aus­ge­stellt wa­ren, und wo die Hand­wer­ker wohn­ten; wei­ter süd­lich ge­gen Sankt Ma­ria im Ka­pi­tol er­streck­te sich die grö­ße­re Hälf­te des Mark­tes, den die statt­li­chen Häu­ser der rei­chen Kauf­leu­te um­ga­ben. Wäh­rend der ers­te Dom bis ins neun­te Jahr­hun­dert im Wes­ten der al­ten Rö­mer­stadt ge­stan­den hat­te, be­fand sich nun, im elf­ten, ein neu­er in ih­rer nord­öst­li­chen Ecke, nicht weit vom Markt, da­ne­ben eine kö­nig­li­che Pfalz und die erz­bi­schöf­li­chen Wohn­ge­bäu­de. Am Os­ter­fes­te des Jah­res 1074 hat­te der Erz­bi­schof Be­such von sei­nem Freun­de, dem Bi­schof von Müns­ter. Als die­ser heim­zu­fah­ren wünsch­te, schick­te Anno Die­ner in die Rhein­vor­stadt mit dem Auf­tra­ge, das Schiff ei­nes Kauf­man­nes zu die­sem Zwe­cke be­reitz­u­ma­chen. Das Recht, Schif­fe der Kauf­leu­te für ihre per­sön­li­chen Zwe­cke zu be­schlag­nah­men, stand den Stadt­her­ren in der Re­gel zu, und es ist mög­lich, dass man ei­nem be­lieb­ten Herrn, der in freund­li­cher­wei­se um ein Schiff ge­be­ten hät­te, will­fäh­rig ent­ge­gen­ge­kom­men wäre; wahr­schein­lich aber ist, dass das Recht zu den be­ste­hen­den Ver­hält­nis­sen nicht mehr pass­te, dass es lan­ge nicht in An­spruch ge­nom­men war, dass An­nos Be­to­nung der Herr­schaft über­haupt un­wil­lig er­tra­gen wur­de und dass es vie­le gab, die gern einen An­lass er­grif­fen, sich dem Erz­bi­schof zu wi­der­set­zen. Der Sohn des Kauf­manns, des­sen Schiff Anno be­nut­zen woll­te, wei­ger­te sich, es den Die­nern zu über­las­sen, hef­ti­ge Wor­te wur­den ge­wech­selt, Streit ent­stand, und der ent­rüs­te­te Erz­bi­schof droh­te mit stren­ger Stra­fe, wo­durch er das Selbst­be­wusst­sein der Kauf­leu­te noch mehr reiz­te. Zwei­er­lei zeig­te sich: dass der Un­wil­le ge­gen den Stadt­herrn die gan­ze Be­völ­ke­rung be­herrsch­te und dass die rei­chen Kauf­leu­te einen be­deu­ten­den Ein­fluss auf sie aus­üb­ten, denn es ge­lang dem Kauf­manns­sohn und sei­nen Ge­fähr­ten rasch, einen Auf­stand ge­gen den Erz­bi­schof zu er­re­gen. Eine wü­ten­de Mas­se stürm­te ge­gen den erz­bi­schöf­li­chen Hof und in die Kir­che, ein Mann, den man für den Erz­bi­schof hielt, wur­de er­schla­gen. Zu­fäl­lig hat­te die­ser kürz­lich ei­nem Geist­li­chen, des­sen Haus an die Stadt­mau­er stieß, er­laubt, eine Tür dar­in an­zu­brin­gen; durch die­se ent­kam er. Auf dem Lan­de hat­te er Va­sal­len und An­hän­ger, die be­reit wa­ren, ihn zu­rück­zu­füh­ren und die auf­rüh­re­ri­sche Stadt zu züch­ti­gen. Wenn es den Kauf­leu­ten leicht ge­we­sen war, einen Auf­stand her­bei­zu­füh­ren, so trau­ten sie sich doch nicht zu, dem her­an­rücken­den Heer zu wi­der­ste­hen; sie un­ter­war­fen sich und ba­ten um Gna­de. Ein Ge­schichts­schrei­ber der Zeit be­rich­tet, 600 Kauf­leu­te hät­ten aus Furcht vor der Ra­che des Be­lei­dig­ten die Stadt ver­las­sen. Ist die Zahl auch zu hoch ge­grif­fen, so wa­ren es doch si­cher vie­le, die flüch­te­ten, und dass sie den Erz­bi­schof rich­tig be­ur­teilt hat­ten, zeig­te die Fol­ge. Anno straf­te här­ter, als man es mit der christ­li­chen Mil­de ei­nes Bi­schofs ver­träg­lich hielt: der Sohn des Kauf­manns und an­de­re Rä­dels­füh­rer wur­den ge­blen­det, Geld­stra­fen wur­den ver­hängt, die Gü­ter der Ent­flo­he­nen wur­den ein­ge­zo­gen. In­des­sen be­deu­te­te die Verödung der Stadt durch die Ab­we­sen­heit ih­rer reichs­ten Be­woh­ner, die Sto­ckung von Han­del und Ver­kehr, für den Stadt­herrn einen so emp­find­li­chen Ver­lust, dass er schon nach ei­nem Jah­re die Ent­flo­he­nen zu­rück­rief und ih­nen ihre Gü­ter wie­der­gab. Der Kai­ser, den sie nach ih­rer Flucht auf­ge­for­dert hat­ten, die Stadt zu be­set­zen, war nicht dar­auf ein­ge­gan­gen, so folg­ten sie dem Rufe des Erz­bi­schofs.

So be­dürf­tig der Kai­ser auch der Hil­fe war, dach­te er doch kaum auch nur einen Au­gen­blick ernst­lich dar­an, die Par­tei der flüch­ti­gen Bür­ger zu er­grei­fen. Die Bür­ger wa­ren nicht eins mit der Stadt, eher war es der Bi­schof; es war nicht ge­ra­ten, auf­rüh­re­ri­sche Un­ter­ta­nen ge­gen mäch­ti­ge Kir­chen­fürs­ten zu un­ter­stüt­zen, auf de­nen seit hun­dert Jah­ren die Macht des Kö­nigs haupt­säch­lich be­ruht hat­te. Im Lau­fe ei­nes Men­schen­al­ters aber ge­wann die Stadt als Ge­samt­heit der Bür­ger mehr und mehr Ge­stalt. Die Ri­cher­zech­heit, die ver­ei­nig­ten rei­chen Kauf­leu­te, die Schöf­fen, die Ur­teil­fin­der des erz­bi­schöf­li­chen Hoch­ge­richts und die ho­hen Be­am­ten des Erz­bi­schofs nä­her­ten sich ein­an­der, und die Hand­wer­ker, die Ge­wer­be­trei­ben­den und Acker­bür­ger, die in der west­li­chen Stadt sa­ßen, fühl­ten sich zu ih­nen ge­hö­rig. Mehr ge­mein­sa­me In­ter­es­sen wirk­ten sich aus zwi­schen den Be­woh­nern der­sel­ben Stadt als zwi­schen ih­nen und dem Erz­bi­schof, der oft ab­we­send war, der Diens­te ver­lang­te, und der be­son­ders dann als ge­gen­sätz­li­che Macht er­schi­en, wenn er sich ge­gen den Kai­ser, die höchs­te Macht, wen­de­te. Zwi­schen der Ge­mein­de, näm­lich den Hand­wer­kern und den Acker­bür­gern, und den Kauf­leu­ten, den erz­bi­schöf­li­chen Be­am­ten und dem erz­bi­schöf­li­chen Dien­sta­del bil­de­te sich ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis, in der Art, dass die Gro­ßen, die Rei­chen und An­ge­se­he­nen, die man zu­sam­men­fas­send die Ge­schlech­ter nann­te, als Ver­tre­ter der Ge­mein­de und Trä­ger des all­ge­mei­nen Wil­lens an­ge­se­hen wur­den, wo­bei Voraus­set­zung war, dass sie in wich­ti­gen Fäl­len die Wil­lens­mei­nung der Ge­mein­de ein­hol­ten. Es gab eine Bür­ger­schaft, die sich als Stadt fühl­te, die auch ohne den Erz­bi­schof als Gan­zes, als die Stadt han­del­te.

Als im Jah­re 1104 der Sohn Hein­richs IV., Hein­rich, ge­gen sei­nen Va­ter aus­ge­spielt und von den Fürs­ten zum Kö­nig ge­wählt wur­de, be­gab sich Hein­rich IV. an den Rhein, wo er An­hän­ger hat­te. Un­ter an­de­ren Vor­wür­fen wur­de auch der ge­gen ihn er­ho­ben, dass er den Adel zu­rück­ge­setzt und Leu­te von nied­ri­ger Le­bens­stel­lung zu höchs­ten Ehren er­ho­ben habe. Eine grund­sätz­li­che Be­vor­zu­gung der Städ­te oder ab­hän­gi­ger Schich­ten lässt sich kaum bei Hein­rich IV. nach­wei­sen; aber die Be­stre­bun­gen des Got­tes­frie­dens, die er in sei­nen letz­ten Re­gie­rungs­jah­ren för­der­te, ka­men al­ler­dings den Bür­gern und Bau­ern zu­gu­te, wäh­rend der Adel die Frie­den­ser­rich­tung als einen Ein­griff in sein Feh­de­recht an­sah. In Mainz, des­sen Bi­schof zum neu­en Kö­nig über­gan­gen war, wur­de der alte Kai­ser mit Ju­bel emp­fan­gen, die Bür­ger­schaft er­klär­te sich be­reit, für ihn zu kämp­fen. Dem Kai­ser je­doch, den der noch­ma­li­ge Ab­fall ei­nes Soh­nes schwer ver­wun­det hat­te, gab die Un­ter­neh­mungs­lust der Städ­te kei­nen Auf­schwung. Mit ge­bro­che­nen Schwin­gen schlepp­te sich der alte Ad­ler, der in un­zäh­li­gen Kämp­fen und Stür­zen nie er­mat­tet war, jam­mer­voll am Bo­den hin. Der Tod si­cker­te durch sei­nen Kör­per, wenn es auch nie­mand sah und er selbst es nicht wuss­te. Die Hil­fe, die der Her­zog von Nie­der-Loth­rin­gen, der Bi­schof von Lüt­tich und die Städ­te am Rhein ihm stür­misch an­bo­ten, wehr­te er müde ab; er woll­te auf die Kro­ne ver­zich­ten, er woll­te kei­ne Schlacht mit sei­nem Soh­ne, er glaub­te nicht mehr an die Mög­lich­keit des Sie­ges. All­zu ver­trau­end ließ er sich von sei­nem Sohn zu ei­ner Zu­sam­men­kunft be­re­den und wur­de ge­fan­gen­ge­nom­men. Nach­dem es ihm ge­glückt war, zu flie­hen, ging er nach Köln, wo die Ge­schlech­ter voll Teil­nah­me ihn wie­der ver­geb­lich zur Auf­nah­me des Kamp­fes zu er­mu­ti­gen such­ten; an­statt des­sen folg­te er ei­ner Ein­la­dung des Bi­schofs von Lüt­tich. Un­wil­lig muss­ten die Köl­ner er­le­ben, dass der Ge­gen­kö­nig, vom Erz­bi­schof ge­ru­fen, in die Stadt ein­zog. Da be­gab es sich, dass der Her­zog von Nie­der-Loth­rin­gen und der Bi­schof von Lüt­tich über das Heer des Ge­gen­kö­nigs einen Sieg er­foch­ten und dass der an Er­fol­ge nicht ge­wöhn­te Kai­ser noch ein­mal Mut schöpf­te. Als sich Hein­rich V. von Aa­chen aus, wo­hin er sich be­ge­ben hat­te, nach Köln wand­te, um dort Os­tern zu fei­ern, ver­schloss ihm die Stadt, nun die Stadt der Bür­ger, die selbst­stän­di­ge, selbst­herr­li­che, dem al­ten Kai­ser treu, die Tore. Aber in­mit­ten die­ses herr­li­chen Auf­schwungs den Rhein ent­lang blieb Hein­rich IV. müde und hoff­nungs­los; er sah, dass das Glück sich ihm zu­wen­de­te, aber sein Herz blieb schwer. So­weit gab er sei­nen Freun­den nach, dass er nach Köln ging, sich mit der Bür­ger­schaft ver­bün­de­te, die Be­fes­ti­gung lei­te­te. Dem Ge­gen­kö­nig, der im Som­mer mit ei­nem Hee­re an­rück­te, ge­lang es we­der in die Stadt ein­zu­drin­gen, noch ihr den Strom zu sper­ren, noch sie an Aus­fäl­len zu hin­dern; er brach die Be­la­ge­rung ab. Die Stadt der Bür­ger hat­te sich er­probt, und als der un­glück­li­che Kai­ser starb, setz­te sie, ob­wohl ganz ohne Haupt, ein stol­zes Glied des Rei­ches, dem Kö­nig, der nun als der recht­mä­ßi­ge galt, im­mer noch Wi­der­stand ent­ge­gen. So viel Ach­tung flö­ßten die Her­ren von Köln Hein­rich V. ein, dass er, als die Stadt dem Fal­le nah war, sie nicht be­straf­te, son­dern sie mit ei­ner Geld­zah­lung Frie­den und Ver­söh­nung er­kau­fen ließ.

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Altersbeschränkung:
0+
Umfang:
1861 S. 2 Illustrationen
ISBN:
9783962817725
Rechteinhaber:
Bookwire
Download-Format:
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