Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

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Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen
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DIE BEDEUTENDSTEN ENTDECKER

UND IHRE REISEN

Heinrich Pleticha

(1924-2010) galt als Experte auf dem Gebiet der Reise-, Entdeckungs- und Abenteuerliteratur. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Geografie trat er in den Schuldienst ein. 1986 wurde er zum Honorarprofessor an der Universität Würzburg ernannt.

Heinrich Pleticha war Autor und Herausgeber zahlreicher Sachbücher, die mittlerweile eine Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen erreicht haben.

Hermann Schreiber

(geb. 1920) promovierte in Germanistik und Kunstwissenschaft und steht mit seinen in viele Sprachen übersetzten, meist historisch oder geografisch orientierten Sachbüchern seit 1961 immer wieder auf den deutschen Bestsellerlisten.

Zum Buch

Forschergeist und Wissensdrang, manchmal aber auch reine Abenteuerlust, ließen immer schon Menschen das gewaltige Wagnis einer Reise ins Unbekannte auf sich nehmen. Endlose Eiswüsten, undurchdringliche Dschungel, tobende Ozeane: All das konnte die kühnen Reisenden nicht schrecken. In diesem Lexikon werden akribisch geplante Forschungsreisen ebenso geschildert wie Zufallsentdeckungen durch Walfänger, Pelzhändler und Missionare. Von Alexander dem Großen bis Reinhold Messner wird der Bogen gespannt: Mehr als zwei Jahrtausende Entdeckungsgeschichte werden in diesem Lexikon lebendig.

»Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.« André Gide

Die Erforschung unserer Erde war und ist das größte Abenteuer der Menschheit. Dieses reich illustrierte Nachschlagewerk versammelt wissenschaftlich fundierte Informationen über die großen Entdeckungsreisen aus mehr als zwei Jahrtausenden.

Erweiterte Neuauflage in einem Band.

Die bedeutendsten
Entdecker
und ihre
Reisen

Ein Lexikon von Heinrich Pleticha

und Hermann Schreiber

Mit 98 Abbildungen und einer Karte


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014

Der Text wurde behutsam revidiert

nach der Ausgabe Edition Erdmann Stuttgart, Wien und Bern, 1999

Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop

Redaktion: Anna Schloss und David Zettler, marixverlag GmbH

Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH

nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München

Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin

eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0398-4

www.marixverlag.de

INHALT

Einführung: Ein Lexikon besonderer Art

Entdecker und Ihre Reisen von A-Z

Weiterführende Literatur in Auswahl

Register

EIN LEXIKON BESONDERER ART

Die Erde ist unser Schicksal, und sie zu entdecken war und ist das größte Abenteuer der Menschheit. Seit die Pharaonin Hatschepsut vor mehr als dreitausend Jahren stolz ihren Bericht über eine weite Meerfahrt in die Wände eines Tempels ritzen ließ, haben die Menschen immer wieder von ihrem Aufbruch ins Ungewisse, von der Suche nach fernen Ländern, Fahrten auf unbekannten Meeren, Märschen durch Dschungel und Wüste berichtet.

Man hat ihre Berichte und die Ergebnisse dieser grandiosen und weltweiten Bemühungen in ganzen Bibliotheken gesammelt, die heute längst unüberschaubar geworden sind. Man hat die Lebensgeschichten der berühmtesten Entdecker geschrieben, man hat über den einen hundert Mal berichtet, über einen anderen noch gar nicht, und doch ist oft der eine ohne den anderen gar nicht möglich und denkbar, sind sie alle gleichermaßen Kämpfer in unserem gemeinsamen Schicksal, das uns auffordert, unseren Planeten kennenzulernen, ihn zu lieben, wo immer es sei, und ihn für uns alle zu bewahren: auch in den Polargebieten und den Wüsten, auch in den Einöden und den unendlichen Wäldern. Denn dies alles ist seit unvordenklichen Zeiten und in einem kunstvollen, unergründlichen Gleichgewicht, unser Leben, das heißt unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Nicht immer haben sich die Menschen, haben sich die Entdecker an dieses Gebot gehalten. Bunt wie die Menschheit selbst ist auch die große Schar der Entdecker. Es gab und gibt Idealisten unter ihnen, die der Forschungseifer hinaustrieb in die unbekannte Ferne, die nur nach Erkenntnis strebten und nicht nach materiellen Werten, die keinen Sensationen nachjagten, sondern zufrieden waren, wenn es ihnen gelang, den Schleier des Unbekannten nur ein wenig zu lüften, nur den kleinsten Flecken von der Landkarte zu tilgen, die auch Verständnis zeigten für die fremden Menschen, denen sie begegneten, und die deren Kulturen zu erfassen und zu achten suchten. Sie bildeten, das darf man doch einmal sagen, die Mehrheit. Nicht wenige unter ihnen bezahlten ihren Forschungseifer mit dem Leben. Weil es gerade die Jungen hinaustrieb, starben sie jung, noch ehe sie richtig zu leben begonnen hatten.

Es gab aber auch genug andere unter ihnen, die Ruhmsucht hinaustrieb, und mehr noch die Gier nach Schätzen und Reichtum, die sich brutal um ihres Vorteils willen über alle sittlichen Gebote hinwegsetzten, die mithalfen, die entdeckten Gebiete auszubeuten, die dort lebenden Menschen zu unterwerfen und sogar auszurotten. Aber auch von ihnen mussten manche ihr Vorgehen und ihre Gier mit dem Leben bezahlen.

Es liegt im Wesen eines biografischen Lexikons, dass es das Leben der Menschen zu erfassen sucht, und so wie jeder Beitrag mit dem Geburtsjahr beginnt und mit dem Sterbejahr endet, so kann und darf er sich nicht mit den positiven und negativen Auswirkungen der einzelnen Reisen auseinandersetzen, weil diese erst nach dem Tod spürbar werden. Es muss daher dem Leser überlassen bleiben und ihm angeraten werden, sich, wo es ihm notwendig erscheint, in zusammenfassenden Entdeckungsgeschichten weiter zu informieren. Deshalb wurden auch die bekanntesten modernen Darstellungen im Literaturverzeichnis aufgeführt.

Natürlich können in einem Nachschlagewerk, wie es hier versucht worden ist, nicht alle Entdecker aufgeführt werden. Und es ist wohl auch verständlich, dass wir unter einem Namensstichwort nicht auf Dutzenden von Seiten Reisen und Abenteuer schildern konnten, sondern uns damit begnügen mussten, die großen Zusammenhänge aufzuzeigen. Je bekannter ein Entdecker war, umso leichter wird man uns zustimmen, weil es hier genügend andere Werke gibt, die dessen Lebensspuren folgen. Wir wollten aber nicht nur die bekannten Reisenden aufführen, sondern auch die oft zu Unrecht Vergessenen aus dem Dunkel ans Licht holen, nicht nur berichten, wer Amerika entdeckt hat, sondern auch von einsamen Inseln, von ewig verschneiten Einöden und verwehten Karawanenpisten. Und da eben wohl kaum jemand so prompt zu sagen wüsste, wer denn die Osterinsel, Tahiti oder auch Thule entdeckt hat, finden sich unter den biografischen Notizen auch viele geografische Hinweise, um das Suchen zu erleichtern.

Dieses Buch kennt keine Altersgrenzen. Wir wenden uns gleichermaßen an junge wie an alte Leser, an solche, die Information suchen oder einem entdeckungsgeschichtlichen Problem nachspüren möchten, aber auch an solche, die selbst auf Entdeckungsfahrten gehen, Menschen und abenteuerliche Schicksale kennenlernen möchten. Wir haben uns nicht durch sachliche Erwägungen und Prinzipien einengen lassen, weil Fantasie und Fernweh das nicht vertragen hätten. Wir haben die nüchternen Entdecker und die begeisterten Reisenden aufgenommen, wir haben die großen Gelehrten nicht mehr hervorgehoben als jene tüchtigen Walfänger, die sich angesichts des Treibeisgürtels auf einmal in Gelehrte verwandelten.

Wir haben uns bemüht, die Texte möglichst lesbar zu gestalten und, so eng der Raum auch war, zu viele Abkürzungen zu vermeiden; wo wir es tun mussten oder konnten, verstehen sich die Kürzel von selbst und beeinträchtigen nicht die Lesbarkeit.

An Verweisen wurde nicht gespart, weil die Namensschreibung durch die zeitliche Distanz und die Internationalität unseres Wissensbereiches leider außerordentlich kompliziert wurde. Aus Gründen der Raumersparnis mussten wir uns bei zwei oder mehr Teilnehmern einer und derselben Expedition meistens auf einen Namen beschränken und auf die anderen hinweisen. Die Literaturwerke, die uns halfen und die auch den Lesern weiterhelfen können, sind aus dem gleichen Grund am Schluss zusammengestellt. In den Namensartikeln verzeichnen wir nur, was der Entdecker oder seine Mitreisenden selbst publiziert haben, und auch das in Auswahl des Wesentlichsten, wobei wir Werken, die ins Deutsche übersetzt wurden, den Vorzug gaben.

 

Eine Hauptschwierigkeit eines jeden Buches über Entdecker und ihre Reisen sind die Landkarten. Sie haben sich in Spezialverlagen zu großer Perfektion entwickelt, zu einer Perfektion, wie sie in dem vorliegenden Werk nicht zu erreichen gewesen wäre. Wir haben darum auf die Hinzufügung von Karten ganz verzichtet.

Die beiden Verfasser dieses Nachschlagewerkes sind nicht nur Kollegen, sondern alte Freunde und haben seit 1960 an vielen Büchern zusammengearbeitet. Wer wissen möchte, von wem dieser oder jener Artikel stammt, kann sich angesichts dieser engen Zusammenarbeit in bestem Einvernehmen nur an eine Art Faustregel halten: Die Afrika-Artikel und Asien-Stichworte der Buchstaben A-C stammen von Heinrich Pleticha, die übrigen Texte der zwei Bände von Hermann Schreiber.

Vom Verlag ergänzte Artikel sind entsprechend gekennzeichnet.

A

Abbadie Antoine Thomson d’, 1810–97, widmete sich vor allem der Erforschung Äthiopiens, wobei er zeitweilig von seinem jüngeren Bruder Arnauld-Michel d’A. (1815–93) tatkräftig unterstützt wurde. Die Brüder entstammten einem baskischen Adelsgeschlecht, da die Mutter aber Irin war, kamen sie beide in Dublin zur Welt. Nach Abschluss einer sorgfältigen Schulausbildung beschloss A., sich der Erforschung Afrikas zu widmen. Sechs Jahre bereitete er sich gründlich auf seine Aufgabe vor, bereiste 1836/37 Brasilien und traf sich 1837 in Massaua am Roten Meer mit seinem Bruder, der inzwischen in Algerien gewesen war. Eine erste kürzere Reise führte die beiden in das Innere Äthiopiens nach Gondar, von wo sie in den folgenden Jahren weitere Erkundungsreisen unternahmen. 1842 zog A. mit einer Pilgerkarawane zu den Felsenkirchen von Lalibela (→ Álvarez). Im Februar 1843 trat er seine größte Reise an, die ihn in das bis dahin weitgehend unbekannte Gebiet von Innarea führte. Dort erhielt er die Nachricht, dass der Gottkönig von Kaffa, einem damals noch selbstständigen Reich im SW Äthiopiens, ihn zu sehen wünschte. Noch nie zuvor hatte ein Europäer dieses Land betreten: A. hielt sich nur zwei Wochen in der Hauptstadt Bonga auf, dann kehrte er nach Gondar zurück. Ein Versuch, mit seinem Bruder das von ihm in Äthiopien vermutete Quellgebiet des Weißen Nils zu finden, blieb erfolglos. Obwohl A. zu den bedeutendsten Äthiopien-Forschern seiner Zeit gehörte, wurde er doch verschiedentlich angefeindet, vor allem wollte man ihm nicht glauben, dass er bis nach Kaffa vorgedrungen war. Erst nach 1860 fanden die angezweifelten Messungen vor allem durch die Expedition → Heuglins ihre Bestätigung. Während Arnauld 1853 nochmals für ein Jahr nach Abessinien zurückkehrte, widmete sich A. ausschließlich seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen; Hauptwerk: Douze ans dans la Haute-Éthiopie (1868).

Abd al Razzak, 1413–82, genannt Al Samarkandi, Reisender und Diplomat aus Herat; 1441–44 auf Mission in Indien, weilte nach 1452 längere Zeit in Samarkand, wo er zahlreiche Verbindungen anknüpfte. Er beschrieb seine Reisen in verschiedene ind. Städte und die geschichtlichen und gesellschaftlichen Ereignisse dort in den Jahren nach 1317.

Abert James William, 1820–97, klassischer Philologe und Ingenieuroffizier, selbstständiger Entdecker im Bereich Ratonpass – Canadian River – Arkansas. A. verfertigte nach Auskünften von Indianern eine wertvolle Karte. Die Felszeichnungen vom Abert Lake (am Abert-Rim-Abbruch) wurden von der → Frémont-Expedition entdeckt, der A. angehörte.

Abraha, christlicher König von Saba, der um 530–71 herrschte. Er stieg aus dem Sklavenstand auf und hielt sich gegen alle Rebellionen. Als Entdeckerleistung gelten seine Expeditionen im Großraum der heutigen jemenit. Staaten und der Hadramautküste. Er machte den Versuch, die Kirche von Sana an die Stelle der Kaaba von Mekka zu setzen und ihr als Pilgerziel Geltung zu verschaffen.

Abraham Charles John → Selwyn.

Abreu António de, um 1480–?, portug. Entdecker der Molukken. Im Dienst des Vizekönigs d’Albuquerque ging er im Spätherbst 1511 von Malakka aus mit einer Flotte von drei Schiffen auf Entdeckungsreise. Sein Gefährte Francisco Serrão scheiterte mit der Sabaia, A. aber gelangte auf der Santa Caterina zu verschiedenen kleinen Sundainseln, fertigte Zeichnungen von ihnen an und vermaß auf weiten Strecken die Küsten von Java. Im Einzelnen können A. und Serrão (der nach seinem Schiffbruch auf einer Dschunke weitersegelte) als die Entdecker von Amboina, Ceram, Banda und der Insel Alor gelten. Ihre Fahrt wurde entscheidend für die portug. Handelspositionen auf den Gewürzinseln.

Abu Dulaf, Dichter, Reisender und Mineraloge des 10. Jh.s, von dem ein Itinerar von Buchara nach Bima (östl. von Khotan) die Forschung beschäftigt hat. A. begleitete eine nach Bima zurückkehrende Gesandtschaft und blieb längere Zeit im heutigen China, berichtet aber auch über zentralasiat. und ind. Landschaften und Städte und gibt selbst Wortkommentare zu schwierigen Partien seiner Werke. Dass diese so ungeordnet auf uns gelangt sind, hat lange ihren Wert in der Einzelaussage verdunkelt. Wüstenfeld, Yule-Oldliain, Marquart (s. Lit.) und andere Fachgelehrte haben sich ausführlich mit A. beschäftigt, der zu seiner Zeit als großer Reisender galt.

Abu Hamid al Gharnati, 1080–1170, stammte aus Granada und wurde einer der größten Reisenden der arab. Welt. Von seinem 30. Lebensjahr an war er beinahe unausgesetzt unterwegs, um die Grenzen des Islams zu erkunden, und gelangte dabei über Alexandria, Damaskus und Bagdad (wo er vier Jahre lebte) bis zur Wolgamündung. Danach war er drei Jahre in Ungarn und reiste von dort über Choresmien und Buchara nach Persien. Als alter Mann pilgerte er nach Mekka und ließ sich schließlich in Syrien nieder. Seine ausführlichen Reisebeschreibungen, in zwei Bänden niedergelegt und in verschiedenen Manuskripten erhalten, bringen neben wertvollen Tatsachenbeobachtungen auch märchenhafte Elemente; sie wurden 1900 in Palermo ins Italienische und Teile 1953 in Madrid ins Spanische übersetzt. Übersetzung des Buchs Tuhfa allein 1925 von G. Ferrand ins Französische.

Abul Feda Ismail, 1273–1331, arab. Geograf und Polyhistor aus fürstlichem Geschlecht, in Damaskus geboren, wohin sein Vater Malik Afdhal vor dem Mongolensturm geflohen war. A. kämpfte selbst gegen die Mongolen, wurde 1310 Statthalter von Hamat und erblicher Sultan. Seine große Geschichte des vorislamischen Orients (lat., 1831) enthält bereits viel geografisches Material, vor allem aber ist seine Allgemeine Geographie wertvoll (franz. Ausgaben 1840–83).

Abu Said el Hassan, gest. um 915, arab. Geograf aus der Stadt Siraf am Persischen Golf, kundiger Kompilator und Herausgeber von Nachrichten über China und Indien (Akhbar al Sin wa’l Hind). Die Quellenschriften, aus denen er schöpfte, stammen von den reisenden Kaufleuten → Soliman und → Ibn Wahab.

Abu Ubayd al Bakri (Bekri), gest. 1094, gilt neben → Edrisi als der größte geografische Schriftsteller der Araber. Sohn eines Statthalters von Huelva (Westspanien), lieferte er eine hervorragende Beschreibung von Nordafrika und verfasste ein für die Namensforschung ungemein nützliches zweibändiges geografisches Wörterbuch, das Wüstenfeld (s. Lit.) übersetzte.

Accault Michel, ca. 1650–nach 1695, Kaufmann und Abenteurer aus dem Poitou, der mit → La Salle im Mississippigebiet Erkundungen und Vorstöße durchführte und ihm durch seine Kenntnis einiger Indianersprachen sehr von Nutzen war. Erreichte nach Gefangenschaft bei den Indianern Fox River und Mackinack; nach 1695 als Waldläufer und Wanderhändler verschollen.

Acosta Joaquin, 1799–1852, Univ.-Prof., Reisender, Kartograf. Als junger Mann durch Alexander von → Humboldt für die Geografie interessiert, bereiste der körperlich sehr zähe A. die Andengebiete im nördl. Südamerika und nahm den Andenabfall zum Isthmus von Panama erstmals zutreffend in Karten auf. Noch ein Jahr vor seinem Tod erkundete A. die Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Gebirge Kolumbiens, über die Schneegrenze hinaus. Im Zuge seiner Wanderungen entdeckte er auch verschiedentlich Reste altamer. Hochkulturen und berichtete über gefährdete Indianerstämme, die sich ins Hochgebirge zurückgezogen hatten.

Acuña Cristóbal de, 1597–nach 1676, Jesuitenmissionar aus vornehmer Familie, der die große portugies. Amazonasexpedition unter Pedro Teixeira als Aufpasser begleitete. Trotz der Vereinigung von Spanien und Portugal unter einer Krone waren um 1640 die Rivalitäten zwischen beiden Mächten beträchtlich, und Teixeiras 1400-Mann-Vorstoß zu den Quellen des Amazonas wurde als so gefährlich für die span. Besitzungen im Andenraum angesehen, dass A.s ausgezeichneter Reisebericht auf Befehl der Krone zunächst nicht veröffentlicht werden durfte. A. beschrieb den Amazonas und einige seiner Nebenflüsse eingehender und verlässlicher als alle seine Vorgänger und bezog auch die Indianerstämme und deren Gebräuche, Kleidung usw. in seine Darstellung ein. Sein Nuevo Descubrimento del Gran Rio de las Amazonas erschien 1641 in Madrid, 1682 in franz. und 1698 in engl. Sprache.

Adam Guillaume, um 1280–1340, Dominikanermissionar und Entdeckungsreisender, 1313/14 in Persien nachgewiesen, von wo er zunächst nach Indien und von dort nach Ostafrika reiste. Mindestens 20 Monate verbrachte er auf Kreuzfahrten im westl. Indischen Ozean und blieb anschließend neun Monate auf der Insel → Sokotra. Er schloss seine Reisen mit einem langen Aufenthalt im damals schon christlichen Abessinien und an der Sofalaküste ab und berichtete über seine Erlebnisse in einem ausführlichen Directorium ad Passagium faciendam (etwa: Anweisung, wie man Reisen macht) an König Philipp VI. von Frankreich. Seine Zeugnisse sind wichtig für die arab. Seefahrt vor Beginn der portug. Entdeckungen in diesem Teil der Welt. Allerdings dürfte die Angabe, die Araber seien bis auf 5 Grad südl. Breite vorgestoßen, auf einem Irrtum beruhen (Breite von Kapstadt 34 Grad). → Burchardus.

Adelaide-Insel, mit 3300 qkm eine der großen Inseln des antarktischen Raums, vor der Westküste von Grahamland gelegen und 1832 von dem Robbenjäger → Biscoe entdeckt. Höchste Erhebung Mount Gaudry, 2 136 m. Die in ihrem Westteil eisbedeckte Insel wurde 1908–10 durch die Charcot-Expedition genau erforscht. → Charcot, → Enderby.

Adélieland, der östlich des Rossmeers liegende Sektor der Antarktis, meist Terre d’Adélie genannt, weil sich dort franz. Expeditionen besondere Verdienste erworben haben. A. liegt 136–142 Grad östl. Länge am Polarkreis. 1840 entdeckte → Dumont d’Urville die Küste von A. und nahm sie für Frankreich in Besitz, 1949 wurde eine wissenschaftliche Station in Port Martin errichtet. 1913 und 1931 war A. Ausgangspunkt von Inlandexpeditionen; 1948–53 waren hier verschiedene franz. Expeditionen tätig, die von P. E. → Victor vorbereitet und zum Teil geleitet wurden. Die erste Forschergruppe auf dem Schiff Commandant Charcot stand unter der Leitung von F. Liotard, der zuvor auf dem brit. Forschungsschiff John Biscoe tätig gewesen war. Auf dem Eis wurden geländegängige amer. Fahrzeuge verwendet (Weasels). Eine zweite Expedition, die im Oktober 1950 unter dem Kommando von Michel Barré Brest verließ, setzte zu Küstenaufnahmen ein Motorboot ein. Außerdem wurden Schlittenvorstöße durchgeführt (bis 150 km in Richtung Pol). 1952 traf die dritte Crew an Bord der Tottan ein. Wegen verschiedener Zwischenfälle – Brände, Sinken eines Boots – musste das Programm abgekürzt werden, und am 2.2.1953 nahm die Tottan alle Teilnehmer der Expeditionen wieder an Bord. Zur Vorbereitung und Durchführung des Geophysikalischen Jahrs 1957/58 trafen weitere Expeditionen in A. ein.

Aelius Gallus, Ende des 1. Jh.s v. Chr., röm. Präfekt von Ägypten, der in den Jahren 26–24 einen verlustreichen Feldzug ins südlichste Arabien unternahm. Da die Römer und vor allem die Römerinnen Duftstoffe und andere Hochpreisartikel aus Arabien bezogen, war Arabia Felix in der Vorstellung der Römer ein besonders reiches Land. A. plante offenbar den Zugriff auf diese Schätze, hatte sich aber mit der Landesnatur nicht hinreichend vertraut gemacht und statt einer Flottenfahrt einen Landmarsch von Leuke Komé (im heutigen Südpalästina) nach SO angetreten. Die unzweckmäßig ausgerüsteten und schlecht verproviantierten Römer gewannen zwar die Scharmützel gegen die Wüstenstämme, litten aber furchtbar unter Skorbut u. a. Krankheiten und zerstörten mehr, als sie entdeckten – zuletzt das uralte Marib, Zentrum des Königreichs Saba. A. erreichte mit nur wenigen Begleitern das röm. Ägypten, die ausführlichen Berichte vor allem von → Strabon brachten dem Römerreich nun aber verlässliche Kunde von der arab. Landesnatur und vom Leben in der Wüste. Es dauerte 1850 Jahre, ehe die von A. erreichten Orte im Großraum Marib-Saba identifiziert werden konnten, worum sich vor allem der österr. Arabienreisende Eduard → Glaser angenommen hat.

 

Aetheria von Tarsus, 4. Jh., Pilgerin, die auf der Rückreise von Jerusalem einen kleinen Umweg machte, um die Stadt Seleukia in Isaurien (südl. Kleinasien) zu besuchen. Sie verfasste darüber einen kurzen, aber lebendigen Bericht, den Bernhard Kötting in seinem Buch Peregrinatio Religiosa (Reprint 1980) abdruckte. Auch als der Machthöhepunkt des Römerreichs überschritten war, nutzten viele Reisende noch die Möglichkeit, zwischen der schott. Grenze am Hadrianswall und Damaskus, zwischen Nordafrika und dem Schwarzen Meer auf Römerstraßen zu reisen, in einer einzigen Währung zu zahlen und sich in einer gemeinsamen Sprache zu verständigen. Das galt gleichermaßen für Pilger der griech.-röm. Religion, der Mysterienkulte, des Christentums und der Juden, ja sogar der vorislam. Pilgerfahrten. Eigene Pilgerberichte wie jener der A. sind jedoch selten.

Agricola Gnaeus Iulius, 40–93, röm. Feldherr und Statthalter von Britannien. Durch sein militärisches Vordringen tief in das heutige Schottland erweiterte er die Kenntnisse seines Jahrhunderts über die Landesnatur und die Völkerschaften im N der Insel. Als siegreicher Statthalter befahl er im Jahr 83 seiner Flotte, Schottland im N zu umfahren. Um den Inselcharakter Großbritanniens zu beweisen, wäre die Fahrt nicht nötig gewesen, da dieser seit → Pytheas bekannt war, was aus den Schriften des Pomponius Mela und des Plinius schon vor A. hervorgeht, doch waren die komplizierten Küstenverhältnisse für einen Feldherrn naturgemäß interessant. Der nicht bekannte Flottenführer A.s brach sehr spät im Jahr auf, was in diesen Breiten die Fahrt sehr erschwert haben muss und offensichtlich auch zu ihrem verfrühten Abbruch führte. Immerhin konnte er über die Hebriden und die Orkneyinseln berichten; die Shetlandinseln wurden vermutlich nicht erreicht. Als das gesichtete Thule wird die kleine Insel → Fair vermutet (Hennig, s. Lit.). Es ist anzunehmen, dass A. nach dem Ende der Fahrt viel ausführlichere Berichte über die Inseln nördl. von Schottland erhielt, als Tacitus in seinem Buch über seinen Schwiegervater A. niederlegte.

Ainsworth William Francis, 1807–96, gilt als einer der großen Erforscher Vorderasiens in der 1. Hälfte des 19. Jh.s. Nach seinem Medizinstudium in Schottland betrieb er geologische Forschungen in den Pyrenäen. 1835 beteiligte er sich als Arzt an einer Euphratexpedition, wobei es ihm erstmals gelang, die Lage vieler antiker Orte näher zu bestimmen; so konnte er als Erster die Lage der altbabylon. Stadt Borsippa, des heutigen Birs Nimrud südl. von Babylon, nachweisen. Auf der Rückreise besuchte er Kurdistan und forschte im Taurusgebirge und in Kleinasien. 1838 wurde er von der Geografischen Gesellschaft in London zusammen mit der Gesellschaft zur Beförderung christlicher Erkenntnis erneut nach Kleinasien gesandt, um den Lauf des Halys zu erforschen und um die in Kurdistan lebenden Christen aufzusuchen. 1840 erreichte er Mosul und unternahm von hier aus einen Vorstoß in das nestorianische Kurdistan. Auf dieser Reise gelang ihm eine sorgfältige Routenaufnahme des Uferlands am linken Halysufer. Auf der Rückreise überquerte er das bis dahin unbekannte Bohdangebirge am Oberlauf des Tigris. In die Heimat zurückgekehrt, legte er die Ergebnisse seiner Beobachtungen und Forschungen in zwei großen Reisewerken nieder, schrieb darüber hinaus aber auch noch ein so modern anmutendes Buch wie Reisen auf den Spuren der 10 000 Griechen (1844) und Reisen des Rabbi Petachia von Regensburg (1857).

Alaminos Antonio, 1485 – nach 1521, einer der tüchtigsten Piloten seiner Zeit, Entdecker von Meeresströmungen (Golfstrom) und Segelrouten (Providence-Kanäle zwischen Karibik und Atlantik), die für die span. Schifffahrt zentrale Bedeutung erlangten. Teilnehmer an Fahrten des Kolumbus, → Grijalva, → Cortés und → Ponce de Leon. Im Februar/März 1517 rettete A. die Reste der → Córdoba-Expedition und brachte die Verwundeten aus dem stürmischen Golf von Mexiko nach Kuba zurück, wo Córdoba seinen Verletzungen erlag.

Alarçón Hernando de, geb. um 1505 in Trujillo, entdeckte gemeinsam mit Ulúa im Jahr 1540, dass Südkalifornien keine Insel, sondern eine Halbinsel ist. Dass er auf dem Colorado nach N vorgedrungen und nahe an den Grand Canyon gelangt sei, wird heute bezweifelt.

Alarçón Martín de, span. Offizier und Entdecker in Texas. Er führte vom Frühjahr 1718 an bis 1719 eine militärische Expedition von Monclova (Nordmexiko) gegen die von den Franzosen in Louisiana gegründeten Handelsniederlassungen und gründete am 1.5.1718 die Stadt San Antonio, lange Zeit die bedeutendste Siedlung von Texas. Die erst 1933 wieder aufgefundenen Aufzeichnungen des Expeditionsgeistlichen lassen deutlich den starken franz. Einfluss im südl. Nordamerika erkennen.

Albanel Charles, 1616–96, kam als Jesuitenmissionar 1649 nach Kanada und erwarb sich so genaue Kenntnisse des Landes zwischen den Flüssen Saguenay und Saint Maurice, dass ihn die Behörden 1671 baten, gemeinsam mit de Saint Simon eine Landroute von Québec zur Hudson Bay zu erkunden. Dieses Ziel wurde Ende Juni 1672 erreicht, doch fand man heraus, dass die Hudson’s Bay Company ihre Niederlassungen aufgegeben hatte. Auf einer zweiten Expedition 1674/75 wurde A. von den Briten bis 1676 als Spion gefangen gehalten.

Albertis Luigi Maria d’, 1841–1901, aus Voltri (Provinz Genua), Naturforscher und Entdecker auf Neuguinea. A. machte als junger Mann die Feldzüge Garibaldis mit, widmete sich seit 1871 aber der Erforschung der Insel Neuguinea. Nach der Teilnahme an den Expeditionen von Beccardi und von → MacFarlane unternahm er zwei abenteuerliche Vorstöße auf dem Fly River, den er mit einem winzigen Dampfboot ca. 500 km weit befuhr, und entdeckte u. a. den Bonito River. Seine Aufzeichnungen sind über das Geografische hinaus auch für Ethnologen und Botaniker wertvoll.

Al Biruni → Biruni.

Albuquerque Afonso de, 1453–1515, den seine Zeitgenossen »den Großen« nannten, war gleichermaßen Entdecker wie Eroberer und begründete die portug. Herrschaft im Indischen Ozean. Er war schon 50 Jahre alt, als er seine erste Fahrt nach Ostindien unternahm, ein zweites Mal fuhr er 1506 aus, segelte aber nur bis zur Insel Sokotra vor der Ostspitze Afrikas und von dort statt nach Indien hinüber an die arab. Küste und weiter nach Ormuz (heute Hormus) im Persischen Golf, das er eroberte. Wenn auch sein Augenmerk dabei in erster Linie auf militärische Aktionen gerichtet war, so erhellte seine Fahrt doch die südostarab. Küste, die damals erstmals befahren und beschrieben wurde. Über das Innere Arabiens konnte er nur wenige Nachrichten einholen, doch beschränkten sich für eineinhalb Jahrhunderte die Kenntnisse der Portugiesen auf diese Angaben. Auf der Insel Ormuz ließ er eine Festung erbauen; als es dort jedoch zu einem Aufstand der Eingeborenen kam und auch einige seiner Kapitäne meuterten, musste er nach Cananor (Kananur), der damals wichtigsten Niederlassung Portugals an der ind. Malabarküste, weitersegeln. 1509 übergab ihm Francisco de → Almeïda die Regierung als Vizekönig von Indien. Nun hatte A. Zeit für weitere Eroberungen; 1510 besetzte er Goa an der Westküste Indiens, segelte 1511 nach Malakka in Hinterindien, das er eroberte, unterwarf Ceylon und bereitete danach ein großes Unternehmen gegen Arabien vor. 1513 segelten seine Schiffe von den portug. Stützpunkten in Indien zum Roten Meer und belagerten Aden. Dabei gewann A. wichtige Kenntnisse über die Küstenlinie an der Straße von Bab-el-Mandeb, der Meerenge zwischen dem Indischen Ozean und dem Roten Meer. A. kehrte schließlich nach Goa zurück, wo er die Kolonie auszubauen begann. Aber der Gedanke an Ormuz ließ ihn nicht ruhen und so bereitete er nach einem Jahr erneut die Eroberung der Insel vor, besetzte sie schließlich 1515 endgültig und ließ dort eine mächtige Befestigung anlegen. Ihm selbst blieben nur noch wenige Wochen, schwer erkrankt kehrte er von Ormuz nach Goa zurück und starb in dem Augenblick, als sein Schiff in Goa anlegte.