Buch lesen: «Fluffer Girl»
Fluffer Girl – Eine Zeitreise ins Porno-Milieu der wilden 80er
von
Penélope Santos
1. Auflage Januar 2021, ungekürzte Ausgabe
eISBN: 978-3-949107-00-9
© 2021 by Augenscheinverlag – All rights reserved, www.augenscheinverlag.de
Cover-Design: Marion Terasa, http://terasa-design.de
Cover-Foto: Shutterstock
Lektorat E-Book-Version: Diana Glöckner
Inhalt
Fluffer Girl
Manuela schloss die Tür hinter sich ab und verließ das Geschäft. Endlich Feierabend. Als sie durch die Einkaufsstraße lief, war es schon dunkel. Die Laternen waren bereits angegangen und machten mit ihren Lichtern den Schaufensterbeleuchtungen Konkurrenz. Trotz ihres weichen Angora-Pullis fröstelte sie ein wenig und zog den Reißverschluss ihrer Blousonjacke hoch. Die Abende waren einfach nicht mehr lau. Sie hätte statt der kurzen Hose eine lange anziehen sollen. Aber sie hatte sich ja heute Morgen unbedingt in die gerade mal den Po bedeckende Jeans quetschen müssen. Voll Stolz hatte sie sich dann im Spiegel betrachtet. Die Anstrengungen waren nicht umsonst gewesen. Seit zwei Monaten besuchte sie den Aerobic-Kurs. Zusätzlich hatte sie sich noch die Platte von Sydne Rome gekauft und mit ihrer Freundin Katja zu Hause dazu geschwitzt.
Während sie an den beleuchteten Schaufenstern vorbeilief, dachte sie an die letzte Übung auf der ersten Seite der Platte und spürte ein Kribbeln im Unterleib. Bei dieser Übung mussten sie sich nämlich auf den Rücken legen, die Beine anziehen und im Takt von Voulez-vous coucher avec moi das Becken nach oben stemmen, während Sydne Rome sie mit ihrem englischen Akzent und laszivem Tonfall anfeuerte. „Ja, mehr, mehr, mehr.“
An dieser Stelle war Katja jedes Mal in Lachen ausgebrochen. Manuela aber hatte die Zähne zusammengebissen und die Übung bis zum Ende ausgeführt. Das Ergebnis ließ sich nun im Spiegel sehen. Ihr Po war eine kleine runde Melone – fest und knackig. Wenn sie ein Mann wäre, sie würde ihn sofort in die Hand nehmen und hineinkneifen wollen.
Nur Mario wollte es offenbar nicht. Sie hatte gehofft, er würde im Geschäft vorbeikommen. Seit einer Woche schon hatten sie sich nicht mehr gesehen, und sie vermutete inzwischen, dass das auch so bleiben würde. Sie strich sich über den Hintern. Selbst schuld, dachte sie, beschleunigte den Schritt und versuchte, nicht mehr an Mario zu denken.
Am Brunnen bog sie in die Hauptstraße ein und lief den Umweg über die Bahnhofstraße. Sie musste noch in die Videothek. Ihr Bruder hatte sie gebeten, eine Kassette für ihn zurückzubringen. Manchmal fragte sie sich, ob er dabei Hintergedanken hatte. Sein bester Freund Jürgen arbeitete dort nämlich als Aushilfe. Auf einer Fete hatten sie mal miteinander geknutscht und ein bisschen gefummelt, das war‘s aber auch schon gewesen. Das lag nun bereits zwei Monate zurück und war Manuela nicht sonderlich im Gedächtnis geblieben. Jürgen hatte sich allerdings mehr davon versprochen, und ihr Bruder versuchte sie seitdem zu verkuppeln.
Bevor sie die Videothek betrat, holte sie die Kassette aus ihrer Basttasche, las den Titel und musste schmunzeln. Der schwedische Hengst kommt als Klempner, mit Dick Hudson in der Hauptrolle.
Vielleicht war es ja gar kein Verkupplungsversuch, sondern einfach nur Feigheit. Seitdem ihr Bruder mit Elke zusammen war, lehnte er Pornos offiziell ab – denn Elke fand so etwas ekelig. „Deine Wichsvorlagen oder ich“, hatte sie ihn vor die Wahl gestellt. Da er sie nicht verlieren wollte, hatte er seine Pornosammlung vernichtet. Zumindest glaubte Elke das. Manuela aber wusste genau, wo er seine Filmchen versteckt hatte … bei ihr zu Hause.
Anscheinend hatte er gestern einen Elke-freien Abend und mal wieder ordentlich Lust auf was anderes gehabt. Immer nur Blümchensex war auf Dauer nicht zu verkraften. Manuela konnte es ihm nicht verdenken. Da sie aber gestern Abend ihren Aerobic-Kurs besucht hatte, war er nicht an sein Versteck gekommen. So hatte er sich wohl an Jürgen gewandt, und nun musste das Corpus Delicti beiseitegeschafft werden. Jetzt verstand sie auch, warum ihr Bruder die Kassette vorhin im Geschäft sofort in ihrer Tasche hatte verschwinden lassen. Weichei, dachte sie, öffnete die Tür und betrat die Videothek.
Der Raum war eng und stickig. Die Heizungswärme schlug Manuela ins Gesicht, und sie öffnete ihre Jacke. Jürgen stand hinter dem Tresen. Als er sie sah, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. Mit seiner Föhnfrisur hatte er was von George Michael. Aber das war auch schon alles, was ihn mit dem Sänger verband. Sein Blick glitt über ihre nackten Beine nach oben zu ihrem pinkfarbenen Angora-Pulli, der sich weich an ihre Brüste schmiegte. Sie konnte die Sehnsucht in seinen Augen, sie noch einmal berühren zu dürfen, förmlich spüren. Plötzlich musste sie an Mario denken. Wie sehr wünschte sie sich ein solches Verlangen von ihm. Sofort hätte sie ihren Pulli nach oben gestreift, damit er sie nicht nur mit den Augen abtasten konnte. Sie hätte sich auf den Tresen gesetzt, ihre Beine gespreizt, um ihn wie eine Tänzerin mit den Füßen zu umschlingen und sein Becken an ihre Scham zu ziehen. Dann hätte sie seine Hände genommen und sie auf ihre Brüste gelegt.
Der Gedanke zog ihre Nippel zusammen, sodass sie sich aufstellten und unter ihrem Pullover abzeichneten. Jürgen leckte sich über die Lippen. Er interpretierte den Alleingang ihrer Brustwarzen völlig falsch. Aber Manuela war mit ihren Gedanken noch immer bei Mario. Sie schob die Kassette über den Tresen, auf dem sie sich Mario gerade in ihrer Fantasie hingab, und ein Seufzer entwich ihren Lippen. Für Jürgen war dies ein eindeutiges Zeichen. Er nahm sich ein Herz und griff nach ihrer Hand.
Doch die Berührung brachte Manuela in die Gegenwart zurück. Anstelle von Marios Locken rückte Jürgens Föhnfrisur in ihr Blickfeld, und die soeben noch vollen Lippen verschwammen zu einem schmalen Strich, der sie krampfhaft anlächelte. „Schön, dass du da bist“, hauchte Jürgen und streichelte ihre Finger.
Mit einem Ruck zog sie ihre Hand unter seiner weg. Zwischen ihnen lag jetzt wie ein heißes Eisen der Porno. Manuela spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie sah zu Jürgen, zu der Kassette und wieder zu ihm. Die Hitze im Raum war unerträglich. Plötzlich spürte sie einen Lachreiz in sich aufsteigen. Sie wusste selbst nicht, wie ihr geschah, kämpfte dagegen an, bis sie es nicht mehr unterdrücken konnte. Die Situation war einfach absurd. Zuerst musste sie nur kichern, aber bald schüttelte sie sich regelrecht vor Lachen.
Jürgen strich sich durch seine mit Haarspray fixierte Frisur, merkte aber sogleich, dass er sie dadurch zerstörte, legte seine Hand stattdessen wieder auf die Kassette und versuchte, sein Unbehagen durch eine Frage zu überspielen. „War er so schlecht?“
Jetzt war es gänzlich um Manuela geschehen. Sie sah auf das Cover, auf dem eine Frau in roter Spitzenunterwäsche auf dem Klo saß, den Hosenschlitz eines Klempners öffnete und sich an seinem Rohr zu schaffen machte. Eine Lachsalve folgte der anderen. Manuela spürte, dass sie die Kontrolle über ihren Körper verloren hatte und wie es plötzlich ganz warm und feucht zwischen ihren Beinen wurde. Sie hatte sich eingepinkelt. Ein paar Tröpfchen nur, aber die Nässe zwischen den Schenkeln war spürbar, und eine plötzliche Lust stieg in ihr auf.
„Nichts ist so gut wie das Leben“, beantwortete sie Jürgens Frage. Dabei schob sie die Kassette beiseite, um den Tresen nach oben zu klappen. Dann griff sie nach seiner Hand und legte sie zwischen ihre Beine. Seine Föhnfrisur war ihr jetzt völlig egal. Auch dass sein Körper nicht ihren Vorstellungen entsprach. Seine Hand an ihrer feuchten Scham war alles, was sie in diesem Moment wahrnahm.
Kurz ließ er sie stehen, aber nur, um den Laden abzuschließen. In der Zwischenzeit hatte sie sich aus der Hose gepellt und sich mit ihrem nackten Hintern auf den Tresen gesetzt. Mit gespreizten Beinen lud sie ihn ein, in ihr Himmelreich einzudringen, was er ohne Verzögerung tat.
Es war einer der geilsten Ficks, die sie je hatte. Aufgeheizt von den Bildern des Covers und der Situation an sich umklammerten sich ihre Körper. Sie stöhnten und rieben ihre Becken aneinander und fickten sich pornoreif zu einem gigantischen Orgasmus.
Auf dem Nachhauseweg war Manuela noch ganz benommen von dem Erlebnis. Sie tänzelte die Straße entlang und spürte den Schmetterlingen in ihrem Unterleib nach. Zu Hause legte sie sich gleich ins Bett, aber nur, um es sich in Erinnerungen an den Abend versunken gleich noch einmal selbst zu machen. Seltsamerweise verschwamm Jürgens Gesicht dabei und wurde zu dem des Pornodarstellers auf dem Cover. Auch der Oberkörper war der des Klempners. Sie dachte an die glatte, muskulöse Brust, an den Sixpack und den Schwanz, der aus der Handwerkerhose hervorlugte. Wobei „lugte“ definitiv untertrieben war. Er stach regelrecht empor. Sie träumte sich in ihr Badezimmer, und während sie sich vorstellte, wie sie selbst, anstelle der Pornodarstellerin, in roten Dessous auf dem Rand ihrer Badewanne sitzend dieses fantastische Glied lutschte, kam es ihr.
Nach einigen Minuten, in denen sie ihrem zweiten Orgasmus des heutigen Tages nachspürte, wusste sie, was zu tun war. Sie zog die Kisten, die ihr Bruder zur Aufbewahrung bei ihr gelassen hatte, unter dem Bett hervor und begutachtete den Inhalt. Mindestens hundert Kassetten befanden sich gut sortiert in den Boxen. Von Sadomaso bis zu Hausfrauensex war alles dabei. Eine wirklich beeindruckende Sammlung. Sie zog einige Videos heraus und las die Inhaltsbeschreibungen, wobei sie merkte, dass die Fotos auf den Kassetten schon alles aussagten. Plötzlich hielt sie inne. Sie hielt eine VHS in der Hand und merkte, wie ihr Herz schneller schlug.
Der schwedische Hengst kommt als Bademeister stand auf dem Cover, in der Hauptrolle Dick Hudson. Hieß so nicht auch der Klempner in dem Film, den sie zurückgebracht hatte … Sie betrachtete die Fotos und wurde umgehend feucht. Himmel, was war bloß mit ihr los? Noch nie hatte sie dermaßen auf einen Mann reagiert, geschweige denn auf einen Schwanz. Sie konnte nicht anders, als die Kassette sofort in den Recorder zu schieben. Als die Bilder über den Fernseher liefen, bekam sie eine Gänsehaut. Der schwedische Hengst lief in einer roten Badehose über die Fliesen eines Schwimmbads, um sich ins Wasser zu stürzen und einer Frau das Leben zu retten. Nachdem er sie auf seinen Armen tragend aus dem Becken geholt hatte, legte er sie auf ein Handtuch und begann die Wiederbelebung. Dabei umschloss er ihre Wangen mit seiner kräftigen Hand, drückte seine vollen Lippen auf ihren Mund, während seine andere Hand ihren Brustkorb massierte.
Der kostenlose Auszug ist beendet.