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Das Haus am Ufer

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»Dein Leib ist geduldig. Aber deine junge Schwester ist eine wilde Katze.«

Geraden Wegs, ohne sich umzusehen, ging sie heim zu Anita. Heute war kein Gast bei ihnen, als sie die Türe öffnete.

»Schwester!« hauchte sie leise, und Anita verstand sie.

»Schwester!« antwortete sie, und dann saßen sie wortlos bis es ganz finster geworden war.

»Sieh nur, der Mond,« sagte Wanda und deutete nach dem Fenster. Das Bild überm Torweg fiel ihr ein und ein Gefühl tollblütig wie Heimweh machte ihr Herzeleid.

Anita schwieg, schmiegte sich an sie und lauschte. Tiefstimmig wie ein Choral, in dem eine feierliche Orgel triumphierte, klang das Rauschen der Moldau.

»Komm!« sagte Wanda. Eine Sehnsucht, die sie seit Jahren vergessen hatte, fing an, sich zu rühren. Die Holzstiegen krachten, als sie beide das Haus verließen. Unter den Robinien blieben sie einen Augenblick stehen und sahen nach den Giebeln hinüber, die sich schwarz in der Dunkelheit wölbten. Dann gingen sie Hand in Hand miteinander ins Wasser. Mit mütterlichem Geraune empfing sie der Fluß, sang ihnen zärtlich ein Wiegenliedchen zum Sterben.

* * *

Zur selben Minute lief Käthe, heiß und zerwühlt, in einer haltlosen Angst über die Brücke. Ihr Gesicht, das ein unbegreifliches Grauen plötzlich verstörte, wandte sich den Sternen zu, die den Himmel vergoldeten. Und zwischen Trübsal und Tod, vor dem sie ahnungsvoll zitterte, stieg in ihrer Seele ein Lichtlein auf, das sie nicht kannte, das schwärmerisch war und zum Weinen schön, das höher und höher blickte und aufwärts flog, eine lodernde Leiter, ein feuriger Dornbusch, daß sie geblendet die Arme breitete und sich dem Brand überließ, der unwiderstehlich ihr Leben verzehrte, der wunderbar und gewaltig war, groß wie die Sonne, heilig wie Gott – – Halleluja – der Liebe.