Grosse Tiere

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Dann Mittagspause.

Dann wieder Papamobil. Aus dem Schlosspark des Barons de Graffenried sieht man es nahen. Die Reise von der Aristokratie zum einfachen Volk. Ben Hur, jetzt voll motorisiert und religiös, nur etwas langsam. Er fährt ein Oval durch die Menge. Was geht in diesem Papst-Kopf vor, dem proletarischen Kopf, wenn ihn 20'000 bejubeln? Ist ja eigentlich nicht sehr christlich. Offensichtlicher Personenkult. Sie möchten ihn berühren, den Magier, den grossen weissen Vater Bhaghwan. Ein Halbgott fährt vorbei (un ange passe). Imperator Rex, Pontifex.

Stalinistische Elemente (auch in der Sprachregelung: was der Papst «Dialog» nennt, ist immer ein Monolog – so wie die «Schauprozesse» nur Schau, aber keine Prozesse waren). Vor 20'000 Menschen eine Schau-Messe, Schau-Frömmigkeit zur höheren Ehre des Fernsehens. (Aber vielleicht ist er wirklich fromm? Er macht einen sehr konzentrierten Eindruck. Aber er weiss doch, dass die EUROVISION überträgt?) Etwa hundert polizeilich streng selektionierte Gläubige dürfen die Kommunion direkt aus SEINER Hand empfangen, Eucharistie mit Polizei, haben irgendein Erkennungszeichen angeheftet, so dass die Polizei sie die Stufen der Pyramide hinaufgehen lässt, wo der Papst ganz oben steht mit dem hostiengefüllten Ziborium in der Hand. Wir sind einen Moment bei den Inkas oder Mayas. Das ist doch eher gigantisch, diese Bilder vom Hohenpriester. Wie wär’s mit einem Menschenopfer? Und dazu die Musik, Orgel, Trompeten und Pauken. Und klagende Oboen.

Faschistisch ist das aber auch wieder nicht, dazu fehlt die Aggressivität, das Ableiten der Wut nach aussen. Hier gibt es keine Wut, alle Worte sind friedlich, die Gefühle lieb & sanft. Für viele wird diese Messfeier der einzige Glanzpunkt in einem mühseligen Leben sein. Manche weinen. Hier wird ihnen nicht zu ihrem Recht, aber zu ihrem Ausdruck verholfen (nachdem alle 20'000 durch die Polizeikontrolle gegangen sind: abgetastet).

Unterdessen in Einsiedeln – wird jetzt vor dem Hauptportal so etwas wie ein Altar aufgebaut. Und darauf ein 4 cm dickes Panzerglas, damit der Papst während des Segengebens nicht erschossen wird. Ist ein Altar mit Panzerglas noch ein Altar? Ein Showbusinessaltar.

*

Am Abend des 13. Juni, nachdem ER noch eine Begegnung mit dem Diplomatischen Corps hatte im College Saint-Michel (17.30) und nach der «kurzen Begegnung mit dem Schw. Israelitischen Gemeindebund im Bischofshaus» (18.45) und nach dem Nachtessen (19.00) kommt dann wieder eine der berühmten «Begegnungen», jetzt im Eisstadion. Begegnet wird jetzt der welschen Jugend (20.30). Eine junge Frau versucht, mutig und hartnäckig, vor etwa 5000 jungen Leuten ihr Missbehagen in der männerbeherrschten Kirche zu formulieren. («Nous sommes TOUTES des frères.») Sie nimmt IHM gegenüber Aufstellung und klagt die Männerherrschaft an, den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt, und wird sofort niedergedröhnt von schreienden Frauen und Männern (Buben und Mädchen), und diese gehören zu den reaktionären Eiferern der COMMUNIONE E LIBERAZIONE, aber auch zur Schönstatt-Bewegung und zu den Focolarini, oder zum stark vertretenen Opus Dei. Die Rechten haben Aufwind und können sich auf den Papst berufen. ER hat das Opus Dei gefördert. Hexensabbat im Stadion. Dann ein bisschen religiöse Schubidu-und-Judihui-Musik, dass die Ohren wackeln, früher hat man diese Klebrigkeiten von Kaplan Flury oder Sœur Sourire gehört. Heilsarmee-Stimmung ungefähr auf der Welle von Steig-ins-Wägelein-hinein-lass-den-lieben-Heiland-Fuhrmann-sein. So jung und schon so reaktionär und hysterisch. ER antwortet wieder nicht auf die Fragen, gibt nur den Ratschlag, die Fragen zu «vertiefen». Die Antwortrede auf die Fragen hat ER schon in Rom gemacht, die kann man nicht mehr approfondieren. Dann wird wieder einmal gebetet. Dann werden noch die Kerzchen in den Händen der Jugend entzündet. Viva il papa!, schreien die Tessiner von COMMUNIONE E LIBERAZIONE.

UNTERDESSEN in Einsiedeln – Pater Othmar Lustenberger, Presse-Officer des Klosters, wird von BLICK-Reportern gefragt, wie teuer das Fotografieren des päpstlichen Bettes im Kloster den BLICK zu stehen käme. Sie wären bereit, zweitausend zu bieten. Achtzehntausend möchte Pater Lustenberger haben. Soviel möchte der BLICK auch wieder nicht zahlen. Also kein Bett im BLICK.

Später. Der päpstliche Superpuma ist im Studentenhof des Klosters gelandet. Georg Holzherr, Abt, begrüsst IHN. Holzherr ist der Nachfolger von Abt Tschudi, welcher das Zölibat nicht mehr ertragen und einer Frau zuliebe sein schönes Amt aufgegeben hat, seinerzeit. Aber im Haus des Gehenkten möchte ER schon gar nicht vom Strick reden, auch wenn das Kloster grosse zölibatäre Nachwuchs-Schwierigkeiten hat. Es wird sich bald einmal entvölkern, wenn der Mönchsschwund so weitergeht. Tant pis. Vor zehntausend Frauen und Männern wird ER sagen: «Liebe Freunde.»

UNTERDESSEN schützt die Einsiedler Feuerwehr die Mauer des Studentenhofes, in welchem schon wieder der Jugend begegnet werden soll, von aussen. Entlang der Mauer hat es Bäume. Eine Leiter liegt dort. Darf man sie an die Mauer stellen und besteigen, um journalistisch den Überblick zu behalten? Nein, sagt die Feuerwehr, da könnte jeder kommen. Wozu dient denn die Leiter? Um Jugendliche, welche sich in den Bäumen versteigen könnten, herunterzuholen. Aber da gibt es doch die Stelle im Evangelium vom Zöllner, der so kleinwüchsig war, dass er SEINE Reden nur mitbekam, wenn er auf einen Baum stieg? Aber an diesem Papstabend will die Feuerwehr nichts vom Evangelium wissen.

*

Nach reiflicher Meditation ist der Reporter zur Überzeugung gekommen, dass es sich bei der weissen Person, welche sich, magneten- und kometengleich vom 12. bis 17. Juni 1984 durch die Schweiz bewegte, nicht um das Original handeln konnte. Da der Papst bekanntlich keinen Pass besitzt, konnten auch die Personalien in Kloten nicht überprüft werden – das weisse Gewand und eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Original genügten, um ihm Zutritt in das Land und die Herzen zu verschaffen. Tatsächlich ist nicht anzunehmen, dass ein 64jähriger, von Attentatsfolgen schwer angeschlagener Mann auch nur den Stress des Fribourger Aufenthalts ohne Kollaps überlebt hätte. Der Vatikan hat denn auch wirklich einen Stunt-Man geschickt, der seine Sache sehr glaubwürdig machte, für einen Tagessatz von Dollar 3000,– und die Gewährung eines prophylaktischen Vollkommenen Ablasses. Der wirkliche Papst hat unterdessen in Castel Gandolfo, seiner Sommerresidenz, der Schwimmkunst gefrönt und abends die Eurovisions-Sendungen aus der Schweiz goutiert.

PS I: Aus dem fernen Afrika schickt Pater Hildebrand Meienberg osb, Missionar – zur Oktroyierung des Namens Hildebrand vgl. «Wach auf du schönes Vögelein» – einen Brief bzw. ein Hildebrandslied:

«Rift Valley, Kerio-Tal, Äquator, drei Wochen nach dem Heiligen Geist und einen Tag nach der lectio disgustata über den Heiligen Vater, den Du in Deiner Schreibmaschine plattgewalzt hast. Die Magna Mater selbst, Grossackerstr. 8, 9000 St. Gallen, hat mir Dein letztes opusculum zukommen lassen. Das letzte, tatsächlich!

Als einer, der mit Dir den einen und gleichen Bauch geteilt hat (wie man in Afrika so ungeniert sagt, namlich tumbo moja), allerdings zehn Jahre früher, denn zwei sottigi gleichzeitig hätte die Mutter nicht geschafft, möchte ich Dir meine Meinung sagen, sine ira et studio, einfach so. Journalisten schreiben ja nur, weil man sie liest und kommentiert.

Dass man zum Schweizer Besuch des Papstes von Dir keinen theologischen Kommentar erwarten musste, war zum vornherein klar. Aber hätten wir nicht auch hoffen dürfen, dass Du mit mehr Fairness und weniger zynisch und sarkastisch hinter Deine Arbeit gegangen wärest? Hätte Dich dieser Besuch nicht jucken müssen, kritisch und positiv, ernsthaft und humorvoll, listig und lustig, mit (vielleicht versteckter) Sympathie Deinen Kommentar zu geben? Einfach mehr Honig und weniger Essig. Dann hättest Du nicht nur die linken Leute, sondern auch die ein wenig mehr rechts stehenden Christen auf Deiner Seite (denn für die schreibst Du doch Komplet-Psalmen auf Latein). Leute, die mit Dir sachlich oft einig gehen würden, die Dich aber nicht ernst nehmen, wenn es Dir an mâze fehlt. Eben Walther von der Vogelweide.

*

Bis zum ersten Sternchen Deiner Reportage würde ich Dich gelten lassen, trotz den ziemlich blöden «vollautomatischen Rosenkränzen». Vieles ist chogeglatt; als ehrlicher Schwizzer hast Du ruhig frech schreiben dürfen, vide Schlangen und Basilisken, Jagdfeldstecher, präpariert spontane Reden und Antworten (auch in Nairobi hätte mein oberster Chef besser einiges nicht gesagt), römischer Klimbim, päpstliches Wappen am Zingulum, die unangenehmen Fragen, Othmar Keel und Opus Dei, Alois Müller und Zacchäus, Papst-Bett und -Telephon, seine Leut-Seligkeit. Da bist Du unübertroffen!

Doch hängt es mir aus, wenn Du Werturteile fällst und andere fertig machst: das ‹gelogene Furgler-Lächeln›, den Papst, der ‹kein Kirchenlicht ist›. Wirklich? Oder kannst Du im Ernst von einem ‹Stunt-Man› oder einem ‹64jährigen, von Attentatsfolgen schwer angeschlagenen Mann› erwarten, dass er auf jede von langer Hand vorbereitete und kritische Frage gleich die träfste Antwort aus dem Ärmel schüttelt? Und was verstehst Du unter seinem ‹Köhlerglauben›? Warum die primitive Assoziation Stufenaltar–‹Menschenopfer›? Warum die ‹Vereinigten Müttergottes›? Oder ist es menschlich und journalistisch eine Leistung, in den alten Wunden eines Klosters und eines Mannes herumzustochern? (Warum eines ‹Gehenkten›? Niemand hat ihm je einen Strick gedreht.) Oder wie stellst Du Dir ein Kloster ohne Ehelose vor? Tant pis pour toi. Die Höhe jedoch: ‹Diese ödipal konstellierte Opfergabe (Du meinst Kastration) … soll dem Vernehmen nach von Johannes Paul II besonders geschätzt werden.› Soll dem Vernehmen nach – warum diese saumässige Unterstellung, anstatt sauber zu recherchieren, wie wir das sonst von Dir gewohnt sind?

 

Gäbe es nicht auch ein Erbarmen mit den sogenannten Grossen, oder sind sie nichts als Freiwild, das man beliebig abschiessen darf – zu dumm, wenn sie sich nicht wehren!

Noch einmal: ich anerkenne Deine Unerschrockenheit, ich (vogel-)weide mich an Deinen Formulierungen, aber ich wünschte mir zugleich ein wenig Humor (oder auch nur ein nachsichtiges Lächeln) statt so viel sterilen Zynismus.

Di het ich gern in einen srin!

Ja leider, des mac nict gesin

daz mout und menlich ere

und rechte mâze mere

zesamen in din zitig komen …

(Stoss-Seufzer von der Grossen Weide 8, Sanggale)

Next time try harder, please!

Dein Herz-Bruder Peter, ordinis sancti benedicti»

PS II: «An den Chef-Redaktor der WOCHEN-ZEITUNG Postfach, 8042 Zürich. Sehr geehrter Herr Redaktor, Die Juni-Nummer 25 Ihrer WOCHEN-ZEITUNG, vom 22. 6. 84 ist mir durch den Titel des Zeitungsanschlages aufgefallen: ‹Vatikan schickte Double in die Schweiz› (bezüglich der Papstreise). Dies veranlasste mich, die betreffende Nummer zu kaufen; der Artikel, von Niklaus Meienberg, wird durch ein Postskriptum ergänzt, worin es wörtlich steht: ‹Der Vatikan hat denn auch wirklich einen Stunt-Man geschickt … Der wirkliche Papst hat unterdessen in Castel Gandolfo … und abends die Eurovisions-Sendungen aus der Schweiz goutiert.›

Sie werden verstehen, dass für Katholiken eine solche Behauptung keine Bagatelle bedeutet. Daher erlaube ich mir die Anfrage, ob der Journalist ganz sichere Beweise anführen kann; in diesem Falle möchte ich sie kennen. Oder ist ihm ein ‹lapsus pennae› unterlaufen? Hat er sich ‹verschrieben›, so bitte ich Sie um Berichtigung in Ihrer Zeitung und um Zusendung der Belegnummer.

Sie werden vielleicht erstaunt sein, dass ich so spät reagiere, aber, da der Artikel kurz vor Beginn der Sommerferien erschien, fand ich es ungeeignet, zu diesem Zeitpunkt einen Leserbrief einzusenden; daher die Verzögerung. Ich möchte noch hinzufügen, dass ich von dieser Information noch keinen Gebrauch gemacht habe.

In der Erwartung Ihrer Aufschlüsse danke ich Ihnen im voraus bestens und grüsse Sie recht freundlich.

Daniele K., Fribourg.»

Gespräche mit Broger und Eindrücke aus den Voralpen

«Die ersten Spuren der Anwesenheit von Menschen im Gebiet des Alpsteins führen ins Wildkirchli. In den zwei geräumigen Höhlen des Ebenalpstocks hatten seit dem 17. Jahrhundert Waldbrüder eine Eremitenklause und ein Kapelltürmchen erbaut. Bei baulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert traten seltsame Knochen und Zähne zutage. Besucher nahmen solche Andenken mit. So gelangten einige Zähne ins Naturhistorische Museum St. Gallen, bis Naturforscher erkannten, dass die Zähne nicht von gewöhnlichen Braunbären, sondern von der längst ausgestorbenen Art des Höhlenbären stammten. Die Hoffnung war verlockend, einmal ein vollständiges Skelett dieser Tierart finden zu können.»

«Appenzeller Geschichte» von Pater Rainald Fischer, Walter Schläpfer und Franz Stark, 1964

«Alles Leben strömt aus Dir, alles Leben strömt aus Dir.»

Appenzeller Landsgemeindelied (Ausserrhoden)

Der 24. Oktober 1916, der Tag, an dem Broger Reimund Georg, des Emil, Zeichner, und der Josefa Louisa geb. Heeb, geboren wurde. Wie sah die Welt an diesem Tag aus? An diesem 24. Oktober wurden im Inseratenteil des «Appenzeller Volksfreundes» Maurer, Handlanger und Zimmerleute gesucht «für 56 Cts. Stundenlohn». Unter «Danksagung» konnte man lesen: «Für das zahlreiche Leichengeleite unseres innigstgeliebten Gatten, Grossvaters, Schwagers und Vetters Karl-Anton Knechtle, genannt Friedliskalöni, alt Armenvater, danken die tieftrauernden Hinterlassenen.» Herr Böhi vom Schäfle empfahl «Lungenmus auf morgen mittwoch von 10 h an aus der Küche». Bei Jos. A. Dähler, Hütten, «steht ein währschaft guter Ziegenbock von guter Abstammung zum Züchten bereit». Von einer «bedeutenden Wäschefabrik» wurden «tüchtige Handstickerinnen gesucht». Unter «Ausfuhr!» war vermerkt: «England-Kolonien-Übersee, Schweizer Firmen, erweitern Sie Ihr Absatzgebiet durch Maurice Steinmann; Contractor to the British Government. Agenten in allen Ländern.» Friedhofgärtner Adolf Lohrer, Ziel, teilte «hochachtend den werten Einwohnern von Dorf und Land mit, dass ich jeweilen nach Schluss der Missionspredigten betr. Gräberbestellungen auf dem Friedhof zu treffen bin». Und Postfach 4145 St. Gallen «nimmt Aufträge von Firmen, welche in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, für Erwirkungen von Stundungen und Durchführung von Nachlassverträgen an».

In diese Welt wurde der hineingeboren, den die Eltern aus Bewunderung für den französischen Politiker Raymond Poincaré Raymond nannten. Nur am Rande vermerkt der «Appenzeller Volksfreund» vom 24. Oktober 1916, dass es eine Kriegswelt war, die Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen hat trotz strömendem Regen, bei aufgeweichtem Boden, in unermüdlichem schnellem Nachdringen vereinzelten Widerstand brechend, die Bahnlinie östlich von Mufketar weit überschritten, steht unter der Rubrik «Kriegspost», und Josef Keller von der Konsumhalle Appenzell inseriert nicht nur für Russisches Lederöl, Papierkrägen und -brüste, Zichorien, Lampengläser, Glaubersalz und Leinsaat, sondern auch für Armeekonserven. Aber das beherrschende Ereignis dieses 24. Oktobers war die Ermordung des österreichischen Ministerpräsidenten Graf Stürgkg, die Kugel ist, den Kopf durchquerend, am Vorderhaupt ausgetreten, die zweite Kugel ist in der Mitte der Stirn in den Kopf eingedrungen und im Schädel steckengeblieben. Der rechte Augapfel des Toten ist stark vorgetrieben.

Weil wir die alten Jahrgänge des «Appenzeller Volksfreundes» schon zur Hand haben und weil diese Zeitung eine grosse Bedeutung im Leben des Raymond Broger hat und Broger eine grosse Bedeutung im Leben dieser Zeitung, blättern wir weiter. Am 31. Januar 1933 steht geschrieben: «Nun hat Adolf Hitler doch erreicht, was er schon lange angestrebt hat. Nun liegt es an Hitler zu beweisen, dass er noch mehr als ein grosses Maul hat.» Am 18. Februar 1933 unter «Sonntagsgedanken»: «Wir haben die volle Überzeugung, wenn hinter der Krisis der Arbeitslosigkeit nicht die Gottlosigkeit steckte, gingen wir wieder besseren Zeiten entgegen. Aber die Führung der internationalen Gottlosenbewegung sieht in dem darbenden, hungrigen Arbeitervolk bestgeeigneten Boden für ihre Gottlosensaat, sie hetzen das Volk auf gegen Gott und Religion, gegen Kapital und Besitz.»

Am 8. Juni 1933: «Wir konnten uns bisher weder für das Hitlertum noch für das bunte Gewirr der Fronten in der Schweiz erwärmen. Wenn wir aber die ungeratenen Buben, wie alte Tanten und Grossmütter, mit blinder Nachsicht behandeln statt mit der Haselrute, dann werden uns die Jungen und Unverbrauchten, vom Humanitätsdusel nicht Angehauchten einmal sagen müssen, wo und wie wir anzupacken haben, um unsere Gesellschaft und unsern Staat in letzter Stunde zu retten vor der moskowitischen Seuche.»

1933 war Raymond Gymnasiast bei den Kapuzinern und ein Leser des «Appenzeller Volksfreundes». Später wurde er Chefredaktor dieser Zeitung und wachte über die historische Kontinuität des Organs. Wir können gleich bis 1968 durchblättern. Am 13. Januar heisst es: «R.B. – In Amerika scheint sich jetzt ruckartig allgemein die Ansicht durchzusetzen, dass es keine Alternative zum harten Kampf in Vietnam gibt, wenn Südvietnam nicht verraten und Südostasien dem Kommunismus preisgegeben werden soll.» Am 19. März 1968 lesen die Appenzeller im «Appenzeller Volksfreund» (Amtliches Publikationsorgan für den Kanton Appenzell Innerrhoden): «Frankreich ist in Gefahr, durch Kommunismus, Anarchie und Diktatur unterwandert zu werden.» Von Rudi Dutschke heisst es: «Die wohl hirnverbrannteste Idee dieses linksextremen Rädelsführers – auf seine ausserstudentischen Wahnideen erübrigt es sich einzugehen – ist die Idee der Gründung einer reaktionären Anti-Universität.» Unter dem Foto von Dutschke und Teufel steht die Legende: «Beim Anblick dieser zottigen Gesichter mag man an den Vers Heinrich Heines denken: ‹Denk’ ich an Deutschland in der Nacht, werd’ ich um den Schlaf gebracht.›»

*

Frisch und zottig aus Frankreich eingetroffen, welches der kommunistisch-anarchistisch-diktatorischen Unterwanderung wieder einmal knapp entronnen war, erschien ich am 7. April bei schlechtem Wetter in Appenzell. Broger war mir als innerrhodische Saftwurzel geschildert worden, als appenzellische Landesgottheit, als politischer Alpenbitter. Ich hatte ihn noch nie agitieren sehen, und so war denn die Hoffnung verlockend, einmal einen vollständig erhaltenen Konservativen aus der Nähe betrachten zu dürfen. Ich hatte auch gehört, Appenzell Innerrhoden sei in Gefahr, durch Brogers Autokratie, Ämterkumulation und Demagogie unterwandert zu werden. Ich war neugierig. Um den Kontakt zu erleichtern und die sterile Interviewsituation zu umgehen, hatte Broger vorgeschlagen, ich solle das Wochenende mit ihm in seiner Berghütte verbringen, dort könnten wir essen und trinken zusammen und auf die Landschaft blicken und einfach «rede mitenand».

Brogers waren schon gerüstet, als ich gegen Mittag in ihrer einfachen Appenzeller Residenz eintraf, er ein gewaltiger Brocken in Bundhosen hinter dem Schreibtisch in seiner Studierstube, sie mit den beiden Hündchen beschäftigt. Die Hündchen heissen Belli und Gräueli, während die Frau von ihrem Mann mit dem Kosenamen Lumpi gerufen wird. In einem nsu Ro 80 ging es in Richtung Gonten, ab Kassette strömte das Violinkonzert von Beethoven durch den Autoinnenraum. Dabei musste ich sofort an den rauhbeinigen Alex aus dem Film «Clockwork Orange» denken, welcher von Beethovens Musik zu Gewalttaten verleitet wird. Dank dem Fahrkomfort des Fahrwerks glitten wir sanft am Kloster «Leiden Christi» vorbei, wo Broger Klostervogt ist. Auch in «Wonnenstein», «Grimmenstein» und «Mariae Engel» ist er Klostervogt. Alle Räder sind einzeln aufgehängt und abgefedert, Radfederung und Radführung sind sauber getrennt, Stabilisatoren stemmen sich gegen die Kurvenneigung. Ein richtiges Senatorenauto. Je schneller, desto geräuschloser, sagte Frau Boger, am leisesten bei 180 km/h. Irgendwo hinter dem Jakobsbad war die Fahrt zu Ende, der regierende Landammann zog den Zündschlüssel heraus, Beethoven brach mitten in der Kadenz zusammen. Der Aufstieg begann. Die beiden Hündchen wurden ganz närrisch bei den vielen Wildspuren. Im Sommer kann der Landammann auf einem geteerten Strässchen bis zu seiner Berghütte hinauffahren. Das Strässchen wurde von umliegenden Bauern in Fronarbeit geteert (nicht dem Landammann zuliebe, sondern damit die Strasse wetterfest wurde für ihre landwirtschaftlichen Gefährte). Wir stapften durch den Schnee in die Höhe, angeführt vom Landammann, Ständerat, Klostervogt, Ombudsmann der Versicherungen, Präsidenten der schweizerischen Gruppe für Friedensforschung, Buttyra-Präsidenten, Präsidenten der Landeslotterie, Delegierten im Vorstand der Ostschweizerischen Radiogesellschaft, Vorsitzenden des Grossen Rates, Vorsitzenden der Landesschulkommission, Präsidenten des Eidg. Verbandes für Berufsberatung, Vorsitzenden der Bankkommission, Vorsitzenden der Anwaltsprüfungskommission, Mitglied der Jurakommission, Delegierten im Verwaltungsrat der Appenzeller Bahn, Vorsitzenden der Landsgemeinde, Mitglied der aussenpolitischen Kommission des Ständerates, Mitglied der Drogenkommission. Dieser ging voran mit dem Rucksack. Er ist noch rüstig, macht einen kolossal massigen Eindruck.

Eine knappe halbe Stunde, dann standen wir vor der Berghütte auf dem Schneckenberg (die Gegend wird auch Naas genannt). Ein Appenzeller Heimetli, für 70'000 Franken einem Bergbauern abgekauft, der hier oben kein Auskommen mehr hatte und jetzt zufrieden von den Zinsen in Gontenbad drunten lebt, sagt Broger. Die drei Töchter des Bergbauern seien tagtäglich frühmorgens zur Bahnstation hinuntermarschiert und immer pünktlich in der Fabrik in Urnäsch zur Arbeit angetreten, in vorbildlicher Pünktlichkeit nie zu spät gekommen in all den Jahren. Dieses Heimetli mag eine Berghütte gewesen sein, als der alte Besitzer noch hier lebte. Heute ist es ein Brogerhorst geworden, frisch renoviert, mit einem Anbau, die Telefonleitung hat man über mehrere Tobel führen müssen. Es gibt Elektrizität hier oben, Heizung, elektrifizierte Petrollampen, fliessendes Kalt- und Warmwasser, Badezimmer, Weinkeller, Tiefkühltruhe. «Entschuldigen Sie bitte die Unordnung, wir haben gerade die Arbeiter im Hause gehabt», sagt Frau Broger. Ich sehe aber keine Unordnung. Im Sommer wollen die Brogers ein paar Schafe kaufen, das passt zum Heimetli, den Stall gibt es ja noch. Sobald der Schnee weg ist, wird vermutlich die Standeskommission hier oben ihre wöchentliche Sitzung abhalten, Broger wird es jedenfalls den Herren vorschlagen, sie werden sich wohl nicht sträuben. Die Standeskommission ist der innerrhodische Regierungsrat.

 

Da waren wir also und sollten anderthalb Tage miteinander leben. Jagdgewehr und Jagdhorn hingen griffbereit an der Wand, in dieser verschneiten Abgeschiedenheit wären die Schüsse ungehört verhallt. Willkommen auf dem Schneckenberg! In der Bibliothek stand auch eine Jagdanweisung, «Lockende Jagd» von Louis Hugi. Broger ist ein bekannter Jäger. Auf der Jagd liest er Horaz, auf lateinisch, wenn er nicht gerade schiesst, sagt seine Frau. Odi profanum vulgus et arceo, ich hasse das gemeine Volk und halte mich ihm fern. Wichtig bei Horaz ist der Rhythmus. Mein Mann geht nie in die Wirtschaften und läuft den Leuten nicht nach, die Leute nehmen ihn, wie er ist, oder sie nehmen ihn nicht. Bei der Jagd übrigens, obwohl er im Gehen liest, trampt er nie in ein Loch, kommt nie zu Fall, mit eigenartiger Sicherheit geht er über alle Unebenheiten hinweg, sagte Frau Broger, eine geborene Elmiger aus dem Bernischen, und ging in die Küche, wo sie den Zmittag richtete. Broger (Betonung auf der ersten Silbe, mit kurzem, offenem o) zündete ein Feuer im Kamin an. Jetzt fühlte man sich wie in einem Heimetli. Blick auf eine lieblich-rauhe Landschaft, unverbaut dank Broger, der das innerrhodische Baugesetz schon 1963 schuf. Die Landschaft wird ihm erhalten bleiben. Er hat eine einfache Landschaft vor seinen Fenstern gewünscht, kein Wunderpanorama, das sich die Gäste zu loben verpflichtet fühlen.

Im Anbau das Kaminzimmer mit Schaukelstuhl und Renaissancestabelle, altem Tisch und enorm vielen Büchern, nochmals Bücher wie schon drunten im Studierzimmer in Appenzell. Schwarz eingebunden die sämtlichen Bände der «Summa Theologica» des Thomas von Aquin. Er kennt sich gut aus darin, hat alle Bände gelesen und wieder gelesen. Dann Richard Wurmbrand: «Blut und Tränen», Dokumente zur Christenverfolgung in kommunistischen Ländern, und Guttenberg: «Wenn der Westen will». Auch Werke des Dominikanerphilosophen Bochenski, den er «guet» findet, und ein wenig Mitscherlich, den er «nöd so guet» findet. Aber auch ein Buch von Jean Lacouture über Ho Chi Minh. Und ein Buch über «Wallensteins Ende», nebst Hunderten von andern Büchern. Vorherrschend die konservativen Ideologen wie Edmund Burke («Über die Französische Revolution»). Marx sehe ich nicht in der Bibliothek, nur ein Buch über Marx. «Der rote Preusse». Broger findet es «sauguet». Den Anarchisten Proudhon (Taschenbuch) findet er «sehr intelligent, aber unannehmbar». Wir kommen uns näher.

Broger im Polsterstuhl vor dem Kaminfeuer, den «Bayernkurier» lesend, dann den «Rheinischen Merkur». Die Scheiter knacken. Der Vorsitzende der Standeskommission, der Chef der Handelsregisterkommission, der Vorsitzende der Nomenklaturkommission, der Delegierte in der Stiftung für eidg. Zusammenarbeit, der Vorsitzende des Stiftungsrates «Pro Innerrhoden», der Kommissar für Entwicklungshilfe, der Vormund. Zum Beispiel ist er Vormund des appenzellischen Ausbrecherkönigs Dörig, genannt «der Chreeseler», der eben jetzt wieder nach einem neuerlichen Ausbruch und frischen Raubüberfällen gefasst wurde. Er kümmert sich um den «Chreeseler», hat ihm beim letzten Besuch in der Strafanstalt gut zugeredet. Auch um die Entwicklungshilfe kümmere er sich, sagt seine Frau, da habe er Ansichten wie die linksten Linken. Wirklich?, sage ich und sehe Brogers etruskischen Schädel hinter dem «Bayernkurier» verschwinden.

Broger am Esstisch. Ein gewaltiger Schlinger und Einverleiber. Da geht allerhand Fleisch hinein in diesen Koloss, Fleisch zu Fleisch. Bis die dreissig oder fünfzig Vorsitzenden, Delegierten, Beisitzer, Präsidenten und Vorsteher abgespeist sind: das dauert eine Weile. Ein Wein wird kredenzt, aber nicht der appenzellische Landsgemeindewein und Krätzer Marke «Bäremandli», sondern ein sehr guter französischer, den ich in Frankreich noch nie getrunken habe, nur für den Export bestimmt. Zwischen Biss und Schluck tischt Broger ein bisschen Politik auf, erzählt von Furgler, zwar ein guter Freund von ihm, aber grässlich ehrgeizig, und wie kann man bloss seinen Ehrgeiz darein setzen, Bundesrat zu werden in einem Land wie der Schweiz, wo die nationale Exekutive so wenig Macht habe und dies bisschen Macht erst noch kollegial verwalten müsse. Wenig Macht im Vergleich zum französischen Staatspräsidenten. Das wäre ein Posten, für den er sich erwärmen könnte, da würde der Ehrgeiz sich lohnen. Weil er nun aber eigentlich wenig Ehrgeiz habe, könne er sich eine Gelassenheit leisten, müsse nicht ständig aufpassen mit seinen Äusserungen und drauf schauen, dass er wiedergewählt werde, und taktisch jedes Wort abwägen. Er rede frei heraus und wisse sich im Einklang mit den Innerrhödlern, wenn er mit seinem Gewissen in Einklang sei. Auch am Fernsehen könne er sich nicht verstellen, und darum komme er so gut an, weil er vergesse, dass er am Fernsehen rede, deshalb sei er nicht verkrampft. Es kommt ihm alles ganz natürlich.

Er ist ein konservativer Spontangeist. Während er so zu mir spricht, habe ich den Eindruck, er rede zu einem grösseren Fernsehpublikum. Oder spricht hier der Landammann zum Ombudsmann? Broger spricht wie einer, der sich seiner Macht sicher ist, der kraft göttlichen Rechts oder kraft mystischen Einklangs mit der innerrhodischen Volksseele an der Macht sein muss – obwohl er erst seit 1960 in der Regierung ist und eine ohnmächtige Zeit durchgemacht hat, als die Innerrhödler «än Zockerbeck» statt Broger in den Ständerat schickten. Wann aber ist Broger im Einklang mit seinem Volk? Sobald die «Loscht» ihn treibt, etwas zu «gestalten». Politik muss «loschtig» sein, sonst interessiert sie ihn nicht. Und die Abwesenheit von «Loscht» ergibt dann eben die verkrampften Politiker, die sich vor Ehrgeiz zerreissen. Einen kenne er, der seine Sache auch mit Lust getrieben habe, das sei der Bundesrat Schaffner gewesen, ein sehr enger Freund von ihm und hochbegabter Staatsmann. Auch voll Arbeitslust wie Broger, der minimal 60 Stunden pro Woche arbeitet. Auch nicht einzuordnen in eine Parteidisziplin. Wie Broger, der zwar zur CVP-Fraktion der Bundesversammlung gehört, jedoch «nie an eine Parteiversammlung geht».

Am Nachmittag, bevor Ratschreiber Breitenmoser dem Landammann die Akten in den Brogerhorst hinaufbringt, damit er die Sitzung der Standeskommission für Montagmorgen vorbereiten kann, kommt die Rede noch auf Mitterrand. Ich erzähle, wie Mitterrand mir viermal ein Interview zugesagt hatte und viermal das Versprechen brach, bevor ich ihn beim fünften Mal erwischte.

Der Tisch ist jetzt abgeräumt, es liegen nur noch Serviettenringe mit Appenzeller Motiven und eine Zündholzschachtel mit Alpaufzug auf dem Tisch. Mitterrand sei völlig unfähig, ein Land wie Frankreich zu leiten. Wenn er nicht einmal ein Interviewversprechen einhalte, wie hätte er da seine Wahlversprechen halten wollen? Gott sei Dank habe die Volksfront die Wahlen nicht gewonnen. Broger mit aufgestützten Ellenbogen, den churchillartigen Kopf vom Pflümliwasser gerötet, satt zum Himmel blinzelnd, hier einen Prankenschlag, dort ein Zwinkern. Schnell noch ein Fletschen in bezug auf den miserablen Zustand der katholischen Presse, mit der es bergab gehe. Der Journalist X in der Zeitung Z predige wie ein Pfarrer, anstatt zu schreiben wie ein Journalist, und der Redaktor Y in der Zeitung Z sei eine Schreibniete. Wir kommen uns immer näher. Broger war bis vor kurzem Chefredaktor am «Appenzeller Volksfreund» (1952–1971), er schrieb saftig und aus Passion, er hatte etwas zu sagen. Als Redaktor hat er eine Übersicht im Kanton gewonnen, hat informiert oder auch nicht und schliesslich dominiert. Eine Zeitung mit 5000 Exemplaren Auflage, Amtsblatt für die 14'000 Einwohner des Kantons, Sprungbrett für sein erstes politisches Amt: Bezirkshauptmann in Appenzell 1954 (= Gemeindeammann). Diese Zeitung war lange ein Einmannbetrieb, Broger hat ihr zuliebe auf seinen Anwaltberuf, für den er ausgebildet war als einer der wenigen Volljuristen im Kanton, verzichtet. Als Chefredaktor hat er anfangs 1700, ganz am Schluss 2400 Franken verdient. Er ging überhaupt recht bescheiden durchs Leben, einen Vertreter des Kapitals durfte man ihn nicht nennen. Noch 1971 hat er mit allen kantonalen Ämtern an Sitzungsgeldern jährlich nur 13910 Franken verdient (die Appenzeller Regierung arbeitet ehrenamtlich). Dazu die eidgenössischen Sitzungsgelder. Erst die Ernennung zum Ombudsmann der Versicherungen hat ihm Geld gebracht, ca. 80'000 pro Jahr. Daher das Heimetli auf dem Schneckenberg, daher der Ro 80 mit Wankelmotor. Daher auch die Neider in letzter Zeit und das Murren im Volk.

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