Buch lesen: «Histaminarm kochen - vegetarisch», Seite 2

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Symptome der Histaminintoleranz

Viele kennen bis heute nur die Symptome, nicht aber die Krankheit: Häufig leben die Betroffenen mehrere Jahre mit den Beschwerden des sogenannten »Reizdarmsyndroms« und dem Glauben, daran könne man nichts ändern. Als Reizdarmsyndrom (RDS) werden Magen-Darm-Beschwerden bezeichnet, denen keine organische Erkrankung zugrunde liegt. Es kommt nicht selten vor, dass fälschlicherweise RDS diagnostiziert wird, weil die tatsächliche Ursache nicht erkannt wird.

Wenn keine chronische Krankheit wie Morbus Crohn vorliegt, ist meist eine Lebensmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelallergie Ursache der zunächst unerklärlichen Probleme bei fälschlich diagnostiziertem Reizdarmsyndrom. Ob Fruktose-, Laktose- oder eben Histamin-Unverträglichkeit – sobald die Ursache erkannt ist, kann auch ein Weg aus den Beschwerden gefunden werden. Dabei hilft eine spezielle diätetische Lebensweise, zu der in diesem Buch Hilfestellung gegeben werden soll.

Besonders typische Symptome einer Histaminintoleranz sind – je nach aufgenommener Histaminmenge und Empfindlichkeit – Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen oder Magenstechen. Ebenfalls häufig stellen Betroffene das Anschwellen der Nasenschleimhäute fest. Mögliche weitere Symptome reichen von Schwellungen der Augenlider, Halsschmerzen, Hautrötungen, Hitzewallungen und Juckreiz über leichte Kopfschmerzen und Zyklusstörungen bis hin zu Schwindel (oft jedoch mit stabilem Blutdruck), Migräne- und Asthmaanfällen, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Wassereinlagerungen, Schleimhautreizungen der weiblichen Geschlechtsorgane und allgemeinen Erschöpfungszuständen.

Auch der Sekundenschlaf beim Autofahren und Apnoe in der Nacht können manchmal auf eine Histaminintoleranz zurückzuführen sein, da sie Folgen einer Nasenschleimhautschwellung sein können. Nicht abgebautes Histamin im Magen-Darm-Trakt kann auch zu einem scharf brennenden Geschmack auf der Zunge führen, den viele Partner von Betroffenen als eigenartigen Mundgeruch wahrnehmen.

Auch die Seekrankheit könnte nach Meinung einiger Wissenschaftler durch Histamin-Unverträglichkeit verstärkt oder ausgelöst werden, da die Seekrankheit mit einer erhöhten Histaminausschüttung im Gehirn einhergeht, die bei Histaminintoleranz Probleme bereiten kann. Wem auf See, im Auto oder im Flugzeug leicht übel wird, kann demnach durch den Verzehr histaminarmer Nahrung vorbeugen. Auch Vitamin-C-reiche Nahrung kann in diesen Fällen hilfreich sein, da Vitamin C den Histaminabbau fördern soll (siehe Seite 37).

Da sich die Histaminabbaustörung meist in den mittleren Darmabschnitten (Duodenum, Jejunum und Ileum) manifestiert, können die Symptome häufig nur schwer mit dem zeitnah verzehrten Essen in Verbindung gebracht werden. Die Probleme können oft auch erst mehrere Stunden nach dem Essen auftreten. Die Frage, wann nach einer Mahlzeit typischerweise Beschwerden auftreten und wann sie wieder abklingen, lässt sich nicht so leicht beantworten. Dies hängt beispielsweise von der individuellen Verträglichkeitsschwelle und »Tagesform«, von den verzehrten Lebensmitteln, den Mengen und Kombinationen der Lebensmittel ab. Es empfiehlt sich, ein Ernährungstagebuch zu führen, um herauszufinden, was wann in welchen Mengen und Kombinationen Probleme verursacht (siehe Seite 26).

Auch die Esssituation und das Lebensumfeld sollten Sie im Hinblick auf die Verträglichkeit der verzehrten Lebensmittel nicht außer Acht lassen: Stress und rasch im Gehen heruntergeschlungenes Essen können den Verarbeitungsvorgang im Darm stören und zusätzlich die Verträglichkeit der Nahrung erschweren. Entspannung und eine gute Einspeichelung der Nahrung durch gründliches Kauen entlasten den Darm und können sich positiv auf die Verdauung auswirken.

Histamin freisetzende und Diaminoxidase hemmende Medikamente

Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, reagiert auf den Konsum histaminreicher Lebensmittel, aber auch nach Einnahme Histamin freisetzender und Diaminoxidase (DAO) hemmender Arzneimittel mit den typischen Symptomen einer Histaminose.

Zahlreiche, zum Teil auch frei verkäufliche Wirkstoffe hemmen das Enzym DAO oder setzen vermehrt Histamin aus den Körperzellen frei, wodurch es zu erhöhten Histaminwerten in Blut und Gewebe kommt.

Weiß man also nicht über seine Intoleranz Bescheid, kann man durch die Einnahme entsprechender Medikamente in der Hoffnung auf Schmerzfreiheit oder Besserung einen gegenteiligen Effekt erzielen – die Beschwerden werden nur noch schlimmer.

Wenn Schmerzmittel Schmerzen bereiten

Bevor ich über meine Intoleranz Bescheid wusste, habe ich nach Alkoholkonsum am Vorabend häufig (Kopf-)Schmerztabletten zur Reduktion meiner Beschwerden eingenommen – ein großer Fehler: Wie mir meine Ärztin mitteilte, sind die verschiedenen gängigen Schmerzmittel aus der Apotheke für Menschen mit Histaminintoleranz gänzlich ungeeignet. Auch wurde mir dringend geraten, meinen Hausarzt über die Unverträglichkeit zu informieren, da beispielsweise auch das bei einer Schilddrüsenuntersuchung notwendige Röntgenkontrastmittel, verschiedene Antibiotika oder bei Operationen eingesetzte Narkotika, Muskelrelaxantien oder Blutplasmaersatzmittel bei Betroffenen mit Histaminintoleranz erhebliche Beschwerden auslösen können.

Der Einfluss von Histamin auf das zentrale Nervensystem wird kontinuierlich erforscht, auch im Hinblick auf Krankheiten wie die Alzheimerkrankheit. Versuchen Sie also stets, auch selbst auf dem aktuellen Wissensstand zu sein, indem Sie sich in Internetforen mit anderen Betroffenen austauschen und Ihren Facharzt befragen. Einige Internetadressen zum Thema finden Sie auf Seite 152 in diesem Buch.

Tipp: Informieren Sie Ihre Ärzte – auch Ihren Zahnarzt – beim nächsten Besuch in jedem Fall über Ihre Histaminintoleranz. Auf Ihre Unverträglichkeit sollte bei der Verschreibung von Medikamenten geachtet werden, denn auch Hustenmittel (Wirkstoff Codein), Schlafmittel (Wirkstoff Barbitursäure), Psychopharmaka und Antibiotika können die Aktivität der Diaminoxidase hemmen und so den Abbau von Histamin behindern oder vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen! Die meisten Wirkstoffe gibt es für Betroffene auch in Form verträglicher Präparate.

Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht verschiedener medizinisch eingesetzter Substanzen und Wirkstoffe, die in Medikamenten zum Einsatz kommen und vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen oder den Histaminabbau durch das Enzym DAO hemmen können. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, sollte beim Einsatz von Medikamenten generell vorsichtig sein, sich von Arzt und Apotheker beraten lassen und alle behandelnden Personen über seine Histamin-Unverträglichkeit in Kenntnis setzen.

Histamin freisetzende oder Diaminoxidase hemmende Wirkstoffe


Substanzklasse Wirkstoffe
Analgetika (Schmerzmittel) Acetylsalicylsäure (ASS), Metamizol*, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, zum Beispiel Diclofenac), Morphin, Pethidin
Antiarrhythmika (Herz-Kreislauf-Mittel) Propanfenon*
Antibiotika Cefotiam, Cefuroxim, Clavulansäure, Cycloserin*, Isoniazid*
Antidepressiva Amitriptylin*
Antiemetika (Magen-Darm-Mittel) Metoclopramid*
Antihypertensiva (Blutdrucksenker) Alprenolol, Dihydralazin*, Verapamil*
Antihypotonika (Herz-Kreislauf-Mittel) Dobutamin
Antiprotozoika (Anti-Protozoen-Mittel) Chloroquin*, Pentamidin*
Broncholytika (Asthmamittel) Aminophyllin*, Theophyllin*
Diuretika (zur Wasserausscheidung) Amilorid
H2-Rezeptorantagonisten (Antihistaminika) Cimetidin
Lokalanästhetika (Betäubungsmittel) Prilocain
Mukolytika (Schleimlöser) Acetylcystein*, Ambroxol*
Muskelrelaxantien (zur Muskelentspannung) Alcuroniumchlorid, D-Tubocurarin, Pancuronium
Narkotika (Betäubungsmittel) Propanidid*, Thiopental
Röntgenkontrastmittel iodhaltige Wirkstoffe wie Amidotrizoesäure
Zytostatika (Zellwachstumshemmer) Cyclophosphamid

* = diese Wirkstoffe hemmen die Diaminoxidase

Mehr körpereigenes Histamin bei Stress

Bei körperlicher Anstrengung (zum Beispiel Joggen, Radfahren) oder psychischer Erregung (zum Beispiel Prüfungsnervosität, Stress) schütten die Körperzellen vermehrt Histamin aus. Das Ergebnis bei histaminintoleranten Personen: Die Beschwerden sind ausgeprägter.

Auch bei Infektionskrankheiten ist das Immunsystem geschwächt und der Körper reagiert beim Verzehr histaminreicher Nahrung noch empfindlicher als sonst.

Diagnose der Histaminintoleranz

Bisher gibt es noch keine standardisierten Diagnoseverfahren für die Histaminintoleranz. Natürlich sollten ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch zu Beschwerden und Essgewohnheiten sowie Untersuchungen zum Ausschluss organischer Erkrankungen und anderer Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien an erster Stelle jeder Diagnostik stehen, gekoppelt mit späteren Ausschlussdiäten und Laboruntersuchungen.

Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, sollten Sie einige Zeit lang ein Ernährungstagebuch führen (siehe Seite 26). Auf Grundlage der hierbei gewonnenen Erkenntnisse wenden Sie sich dann an Ihren Hausarzt, der Sie gegebenenfalls an einen Allergologen verweist. Ich habe meinen Test bei einer Hautärztin gemacht, echte Spezialisten für Histaminintoleranz gibt es kaum, am ehesten noch unter Homöopathen und Naturheilpraktikern.

Da meine Erfahrungen mit vielen Ärzten in der Vergangenheit nicht allzu positiv verliefen, war es für mich persönlich ein sehr langer Weg bis zur Diagnose – ein Weg, den ich weitestgehend allein gegangen bin. Bislang ist selbst vielen Ärzten die Erkrankung Histamin-Unverträglichkeit noch relativ unbekannt und sie wissen nicht, wie sie die Symptome einordnen sollen. Inzwischen weiß ich, dass viele Betroffene ähnliche Erfahrungen gemacht haben und machen, oft jahrelang die Ursache für ihre Beschwerden suchen. Man rennt von Arzt zu Arzt, von Homöopath zu Ökotrophologin – die Beschwerden bleiben. Ich persönlich wurde auch auf eine Laktose- und Fruktose-Unverträglichkeit getestet. Jahrelang lebte ich mit der Diagnose »Reizdarmsyndrom«, bis ich zufällig im Internet von einem DAO-Test, einem Labortest, der die Aktivität des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) bestimmt, erfahren habe. Meine Ärztin teilte mir mit, nur sehr wenige Menschen seien von Histaminintoleranz betroffen und ich solle mir schon einmal Gedanken machen, ob ich zu einem weiteren teuren Allergietest bereit sei. Zuvor müsse ich in jedem Fall einen klassischen Pricktest machen. Mein Hinweis, dass dieser Test bei mir sicherlich negativ ausfallen würde, was ich zuvor gelesen hatte, erzürnte sie etwas. Letztendlich hatte ich recht: Ich machte den klassischen Pricktest und er fiel, typisch für Menschen mit Histaminintoleranz, negativ aus.

Pricktest und RAST-Test bei Histaminintoleranz?

Der klassische Pricktest, bei dem einige Tropfen hochprozentiger Lösungen verschiedener Lebensmittel vor leichtem Einritzen der Haut auf selbiger aufgetragen werden, ist wenig geeignet, um eine Histaminintoleranz festzustellen. Dies liegt auch an der Wirkweise des Tests. So kann der Test fälschlicherweise negativ ausfallen, wenn Sie vorher Antihistaminika eingenommen haben oder wenn sich Ihre Beschwerden nur im Magen-Darm-Trakt äußern – und nicht als Hautreaktion, die beim Pricktest ausschließlich getestet wird. Ein Pricktest kann andererseits fälschlicherweise auf eine Unverträglichkeit hindeuten, wenn Sie zuvor Histamin freisetzende Lebensmittel wie Tomaten oder Erdbeeren verzehrt haben.

Neben dem klassischen Pricktest fällt auch der üblicherweise zur Ermittlung von Lebensmittelallergien eingesetzte RAST-Test bei Histaminintoleranz negativ aus. Der RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbens-Test) weist ausschließlich die bei Allergien im Blut vorhandenen Antikörper nach. Weil der Körper bei Histaminintoleranz keine Antikörper bildet, ergibt sich bei diesem Test ein negatives Ergebnis.

Wichtig: Bitte beachten Sie, dass übliche Allergie- und Unverträglichkeitstests wie Pricktest, RAST-Test, Laktose- oder Fruktose-Unverträglichkeitstest hilfreich sind, um bestimmte Allergene, Laktose, Fruktose oder andere Substanzen als Ursachen für Ihre Beschwerden auszuschließen!

Wenn Sie sicher wissen wollen, ob Sie von Histaminose betroffen sind, hilft nur das Führen eines Ernährungstagebuches, eine Eliminationsdiät mit histaminarmer Kost über mehrere Wochen und eventuell eine an die Diät anschließende Provokation (siehe auch Seite 26).

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit eines enzymatischen Bluttests – den sogenannten Diaminoxidase-Test (DAO-Test) – zum möglichen Nachweis der Histamin-Unverträglichkeit. Dieser Test misst die Aktivität des Enzyms DAO im Blut. Allerdings sind weder das Messverfahren noch die Bewertung des Ergebnisses bisher standardisiert, sodass der Test nur einen – sicherlich sinnvollen – Anhaltswert zusätzlich zur Auslassdiät geben kann.

Leider kann der DAO-Test in einigen Fällen von Histaminose negativ ausfallen, obwohl eine Histamin-Unverträglichkeit vorliegt. Sinnvoll kann es daher sein, gleichzeitig den Vitamin-B6-Status bestimmen zu lassen, da nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Mangel an Vitamin B6 eine Fehlfunktion der DAO verstärken könnte, weil das Vitamin als Cofaktor für das Enzym im Stoffwechsel fungiert (siehe auch Seite 37).

Auch die Bestimmung des Histaminspiegels im Blut kann hilfreich bei der Diagnose sein, sie ist jedoch wie der DAO-Test bisher noch nicht standardisiert.

Sicherlich werden in den nächsten Jahren weitere diagnostische Verfahren getestet und eingeführt – eventuell lassen sich hieraus auch Ansätze für die Therapie entwickeln. Versuchen Sie also, stets auf dem neuesten Stand zu sein.

Wichtige Diagnosemethoden im Überblick

1 Ernährungstagebuch und Eliminationsdiät mit anschließender Provokation

2 Bestimmung der Diaminoxidase-Aktivität im Blut

3 Bestimmung des Vitamin-B6-Gehalts im Blut

4 Bestimmung des Histaminspiegels im Blut

Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel bei Histaminintoleranz

Bislang gibt es nicht viel, was man neben einer histaminarmen Ernährung bei Histaminintoleranz tun kann.

Einige Mediziner verschreiben Vitaminpräparate mit Vitamin C und Vitamin B6, allerdings ist deren langfristiger Erfolg nicht nachgewiesen. Persönlich bin ich bislang ohne Vitaminpräparate ausgekommen, da ich mich ausgewogen ernähre. Vitamin C soll den Abbau von Histamin im Körper begünstigen. Vitamin B6 soll nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen als Coenzym – Coenzyme sind wichtige Hilfsfaktoren bei Enzymreaktionen – für die Diaminoxidase (DAO) fungieren und den Darm dabei unterstützen, mit dem Histaminaufkommen besser umzugehen. Es kann deshalb hilfreich sein, auch die ausreichende Zufuhr von Vitamin B6 zu beachten (siehe auch Seite 37).

Häufig werden prophylaktisch oder zur Behandlung auch Antihistaminika eingesetzt. Das sind sogenannte Histaminrezeptorblocker, welche die Wirkung des körpereigenen Histamins abschwächen, indem sie die Bindungsstellen für körpereigenes Histamin an den Zellen blockieren. Es werden entsprechend ihrer Selektivität vier verschiedene Histaminrezeptoren – H1-, H2-, H3- und H4-Rezeptoren – und entsprechende Antihistaminika unterschieden. Lediglich H1- und H2-Antihistaminika besitzen derzeit eine therapeutische Bedeutung zur symptomatischen Behandlung von Histaminintoleranz und Allergien.

Cromoglicinsäure reduziert ebenfalls den Histamingehalt im Gewebe, indem sie unter anderem die Freisetzung von Histamin aus Mastzellen hemmt. Ihre optimale Wirkung erreicht Cromoglicinsäure erst nach zwei bis vier Wochen und täglich viermaliger Einnahme. Deshalb kommt sie vor allem bei der Prophylaxe allergischer Erkrankungen und nicht im Akutfall zum Einsatz. Da auch Nebenwirkungen auftreten können, stellen nicht Medikamente wie dieses, sondern nur eine diätische Lebensweise für mich eine dauerhafte Lösung dar.

Lassen Sie sich bezüglich der genannten Möglichkeiten auch von ärztlicher Seite und in der Apotheke individuell beraten.

Für den Notfall

Für alle Betroffenen mit starken und lebensbedrohlichen Symptomen gibt es sogenannte Notfallsets, die man für alle Fälle bei sich tragen kann. Diese bestehen aus einem oralen Antihistaminikum, einem oralen Kortison, eventuell einem Betasympathomimetikum und einer Adrenalinfertigspritze. Das Adrenalin hilft gegen einen eventuellen Blutdruckabfall, einhergehend mit einem allergischen Schock. Es ist aber kein spezifisches Mittel gegen einen allergischen oder pseudoallergischen Schock. Weitere Informationen und individuellen Rat hierzu erhalten Sie bei Ihrem Arzt.

Hilfreich sind nach meiner persönlichen Erfahrung Nahrungsergänzungsmittel, welche dem menschlichen Körper zusätzlich DAO zuführen, die das Ungleichgewicht zwischen körpereigener DAO und Nahrungshistamin temporär ausgleicht. Für diese Präparate wird das Enzym derzeit aus Schweineniere gewonnen. Laut Packungsbeilage und Informationsbroschüre der Hersteller können diese Präparate keinesfalls eine angepasste Ernährung sowie gesunde Lebensweise ersetzen, sie erleichtern lediglich den Alltag.

Ein bis zwei Kapseln des Nahrungsergänzungsmittels können zu den Mahlzeiten eingenommen werden, und das Nahrungshistamin kann abgebaut werden. Zwar sind diese Präparate bei Histaminintoleranz keine dauerhafte Lösung, um jederzeit alles essen zu können, aber als »Notfallmittel« zur Einnahme vor dem Essen bei gesellschaftlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geschäftsterminen oder sonstigen Feierlichkeiten, bei denen man keinen Einfluss auf den Speiseplan hat, ein wahrer Segen. Man sticht damit in Gesellschaft nicht heraus, muss sich nicht jederzeit rechtfertigen, erklären oder lustlos im Essen herumstochern. Und ab und zu kann man sich damit auch einfach mal etwas gönnen – eine Wohltat für die eigene Psyche.

Ich nutze das Nahrungsergänzungsmittel neben einer ausgewogenen histaminarmen Ernährung im Privaten möglichst selten, habe aber immer und überall eine »Notfallration« dabei. Es erleichtert mir bei Geschäftsterminen und in der Öffentlichkeit mein tägliches Leben. Ansonsten achte ich auf eine vitaminreiche und histaminarme, ausgewogene Ernährung – und mir geht es gut damit!

Histaminintoleranz und der weibliche Zyklus

Bei Frauen mit Histaminintoleranz können auch die zyklischen Schwankungen der Hormone histaminbedingte Beschwerden auslösen oder verstärken. Vor allem in östrogenarmen Zyklusphasen vor der Periode und vor dem Eisprung kann es vermehrt zu Problemen kommen. Vielfach sind Frauen auch in der Menopause verstärkt von Histaminintoleranz betroffen. Eine mögliche Ursache hierfür könnte die Abnahme des Östrogenspiegels in dieser Lebensphase sein.

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die körpereigenes Histamin freisetzen oder das abbauende Enzym Diaminoxidase (DAO) blockieren und dadurch eine erhöhte Histaminbelastung für den Körper bewirken (siehe Seite 18). Dazu zählen auch Schmerzmittel und Blutverdünner, die gerne von Frauen mit starken Regelschmerzen eingenommen werden. So weit nicht unbedingt notwendig, sollten Sie auf die Einnahme solcher Medikamente verzichten. Wenn Sie von prämenstruellen Beschwerden betroffen sind und an Histaminintoleranz leiden, sollten Sie besser auf alternative Entspannungsmethoden (zum Beispiel Hormon-Yoga) und Schmerzlinderung durch Wärmebehandlung (zum Beispiel ein heißes Bad, Wärmflasche oder Kirschkernkissen) umsteigen.

Interessant zu wissen: Häufig verschwinden die Krankheitssymptome der Histaminintoleranz in der Schwangerschaft, da der DAO-Spiegel dann um das Dreihundert- bis Fünfhundertfache ansteigt – ein Schutz des Körpers vor histaminbedingten Kontraktionen der Gebärmutter –, die Beschwerden treten jedoch nach der Schwangerschaft unverändert wieder auf.

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