Ritus Der Schwerter

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Aus der Reihe: Ring der Zauberei #7
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Ritus Der Schwerter
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Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

–-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)

“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo… Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

–-The Romance Reviews (zu Verwandelt)

“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

–-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)

“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

–-vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

–-The Dallas Examiner (zu Geliebt)

“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

–-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

–-The Romance Reviews (zu Geliebt)

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (Band #1)
MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)
LOS DER DRACHEN (Band #3)
RUF NACH EHRE (Band #4)
SCHWUR DES RUHMS (Band #5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)
A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)
demnächst auf Deutsch erhältlich
A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)
A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)
A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)
A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)
A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)
A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)
demnächst auf Deutsch erhältlich
ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)
VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)
VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)
BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)
BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)
demnächst auf Deutsch erhältlich
BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)
VOWED – GELOBT (Band #7)
FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)
RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)
CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)
FATED  – BERUFEN (Band #11)
Hören im Audiobuch-Format an!

Copyright © 2013 by Morgan Rice


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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig.

 
“Was ist es, das Ihr mir vertrauen möchtet?
Ist's etwas, dienlich zum gemeinen Wohl,
Stellt Ehre vor ein Auge, Tod vors andre,
Und beide seh ich gleiches Mutes an.
Die Götter sein mir günstig, wie ich mehr
Die Ehre lieb, als vor dem Tod mich scheue”
 
--William Shakespeare
Julius Caesar


KAPITEL EINS

Thor ritt auf Mycoples Rücken über die weite Landschaft des Rings in Richtung Süden. Irgendwo dort musste Gwendolyn sein. Thor hielt das Schwert des Schicksals fest umklammert, als er nach unter sich Andronicus gigantische Armee sah, die sich wie eine Heuschreckenplage über das Land ausgebreitet hatte. Er fühlte, wie das Schwert in seiner Hand pulsierte und wusste, was es von ihm wollte. Schütze den Ring. Vertreibe die Invasoren. Es war beinahe so, als ob das Schwert ihm befahl – und Thor folgte dem Befehl nur zu gerne.

Sehr bald würde Thor jeden einzelnen der Invasoren zur Rechenschaft ziehen. Nun, da der Schild wiederhergestellt war, waren Andronicus und seine Männer in der Falle; Sie konnten keine Verstärkung mehr rufen und Thor würde nicht eher ruhen, bevor er nicht jeden einzelnen von ihnen getötet hatte.

Doch jetzt war nicht die Zeit dazu. Thors eine und wahre Liebe war wichtiger, die Frau, nach der er sich die ganze Zeit über geschmachtet hatte, seit er den Canyon hinter sich gelassen hatte: Gwendolyn. Thor sehnte sich danach, sie wieder zu sehen, sie zu halten, sicher zu sein, dass sie am Leben war. Unter seinem Hemd hing der Ring seiner Mutter und brannte auf seiner Brust. Er konnte es nicht erwarten ihn Gwen zu geben, ihr seine Liebe einzugestehen und um ihre Hand anzuhalten. Er wollte, dass sie wusste, dass sich zwischen ihnen nichts geändert hatte, egal, was ihr zugestoßen war. Er liebte sie noch genauso viel – sogar noch mehr – und er wollte es sie wissen lassen.

Mycoples brummte sanft, und Thor konnte die Vibration durch ihre Schuppen spüren. Auch Mycoples wollte Gwendolyn erreichen, bevor ihr etwas zustoßen konnte. Sie flog durch die Wolken und schlug mit ihren Flügeln und sie schien zufrieden zu sein, hier im Ring zu sein und Thor zu tragen. Das Band zwischen ihnen wurde stärker, und Thor spürte, dass Mycoples jeden seiner Gedanken und Wünsche teilte. Es war, als würde er auf einem Teil von sich selbst durch die Lüfte gleiten.

Thors Gedanken wandten sich den Worten der Königin-Mutter zu während er durch die Wolken flog. So sehr er sie auch verdrängen wollte, sie kamen immer wieder zurück zu ihm. Andronicus ? Sein Vater?

Das konnte nicht sein. Ein Teil von ihm hoffte, dass es nur eines der grausamen Spielchen der Königin-Mutter war. Sie hatte ihn ja noch nie leiden können. Vielleicht wollte sie diese falschen Gedanken in ihm wecken, um ihn aus welchem Grund auch immer von ihrer Tochter fern zu halten. Thor klammerte sich verzweifelt an diesen Gedanken fest. Doch tief in seinem Inneren hallten ihre Worte seit dem sie sie ausgesprochen hatte wider. Er wusste, dass sie wahr waren. So sehr er sich auch wünschte, dass es eine Lüge war, so sehr wusste er, dass Andronicus in der Tat sein Vater war.

 

Der Gedanke hing über Thor wie ein Alptraum. Er hatte immer gehofft und gebetet, dass König MacGil sein Vater und Gwen irgendwie nicht dessen leibliche Tochter war, sodass sie zusammen sein konnten. Thor hatte immer gehofft, dass an dem Tag, an dem er herausfand, wer sein Vater war, alles einen Sinn machen und sein Schicksal klar werden würde.

Zu erfahren, dass sein Vater kein Held war, war eine Sache. Das konnte er akzeptieren. Doch zu erfahren, dass sein Vater ein Monster war – das schlimmste Monster von allen – der Mann, den Thor am liebsten tot sehen würde – das war zu viel für ihn. Thor trug Andronicus Blut in sich. Was bedeutete das für ihn? Bedeutete es, dass er, Thor, auch ein Monster werden würde? Bedeutete es, dass das Böse auch durch seine Adern floss? War es sein Schicksal, so zu werden wie er? Oder war es möglich, dass er anders war als er, auch wenn sie vom gleichen Blut waren? Wurde das Schicksal durch das Blut weitergegeben? Oder war jede Generation für ihr eigenes Schicksal verantwortlich?

Thor hatte auch Schwierigkeiten zu verstehen, was das alles für das Schwert des Schicksals bedeutete. Wenn die Legende wahr war, dass nur ein MacGil es führen konnte – bedeutete das dann, dass Thor trotzdem ein MacGil war? Wenn dem so wahr, wie konnte Andronicus dann sein Vater sein? Es sei denn Andronicus war irgendwie ein MacGil?

Doch das schlimmste war, dass Thor nicht wusste, wie er diese Neuigkeiten mit Gwendolyn teilen sollte. Wie konnte er ihr sagen, dass er der Sohn ihres schlimmsten Feindes war? Des Mannes, der mitangesehen hatte, wie sie angegriffen worden war? Dafür würde sie Thor sicherlich hassen. Sie würde jedes Mal, wenn sie Thor ansah, Andronicus Gesicht sehen. Und doch musste er es ihr erzählen – er durfte das nicht vor ihr geheim halten. Würde es ihre Beziehung ruinieren?

Thors Blut kochte. Er wollte Andronicus schlagen, dafür, dass er sein Vater war, dafür, dass er ihm das antat. Thor betrachtete die Landschaft, die unter ihm vorbeizog. Er wusste, dass Andronicus irgendwo dort unten war. Bald würde er ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Er würde ihn finden. Ihn stellen. Und er würde ihn töten.

Doch zuerst musste er Gwendolyn finden. Als sie den Südlichen Wald überflogen, spürte Thor, dass sie ganz in der Nähe war. Er hatte das ungute Gefühl, dass ihr bald etwas Schlimmes zustoßen würde. Er ließ Mycoples immer schneller fliegen – aus Angst, dass der nächste Augenblick ihr letzter sein könnte.

KAPITEL ZWEI

Gwendolyn stand alleine auf den oberen Zinnen des Tower of Refuge, und trug die schwarze Robe, die ihr die Schwestern gegeben hatten. Sie fühlte sich, als ob sie schon ewig hier war. Sie war in aller Stille von einer einzelnen Schwester begrüßt worden, ihre Lehrerin, die nur ein einziges Mal gesprochen hatte, um ihr die Regeln dieses Ortes zu erklären:

Es galt, absolute Stille zu halten und nicht mit den anderen zu interagieren. Jede der Frauen lebte hier in ihrer eigenen Welt. Jede der Frauen wollte in Ruhe gelassen werden. Dies war der Tower of Refuge, ein Ort für die, die nach Heilung suchten. Gwendolyn würde hier sicher sein vor allem Bösen. Doch auch allein. Vollkommen allein.

Gwendolyn verstand es nur zu gut. Auch sie wollte in Ruhe gelassen werden.

Da stand sie nun, oben auf dem Turm, ließ den Blick über die Baumwipfel des Südlichen Waldes schweifen, und fühlte sich einsam wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie wusste, dass sie stark sein sollte, dass sie ein Kämpfer war. Die Tochter eines Königs und die Gemahlin – beinahe-Gemahlin – eines großen Kriegers.

Doch Gwendolyn musste zugeben, dass so sehr sie auch stark sein wollte, ihr Herz und ihre Seele waren noch immer verletzt. Sie vermisste Thor schrecklich und hatte Angst, dass er nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Und selbst wenn, sobald er herausfinden würde, was ihr zugestoßen war, fürchtete sie, dass er nie wieder mit ihr zusammen sein wollte.

Gwen fühlte sich hohl, wissend, dass Silesia zerstört war, dass Andronicus gewonnen hatte, und dass jeder, der ihr etwas bedeutete, entweder gefangen genommen worden oder tot war. Andronicus Männer waren überall. Er hatte den Ring vollständig eingenommen und es gab keinen Ausweg mehr. Gwen fühlte sich hoffnungslos und erschöpft; viel zu erschöpft für jemanden ihren Alters. Am schlimmsten jedoch war für sie, dass sie das Gefühl hatte, alle enttäuscht zu haben; sie hatte das Gefühl, dass sie schon zu viele Leben gelebt hatte, und wollte nicht noch mehr sehen.

Gwendolyn machte einen Schritt nach vorn, an die äußerste Kante der Zinnen. Sie hob langsam ihre Arme und spürte, wie sie der eiskalte Winterwind umwehte. Sie verlor das Gleichgewicht und schwankte am Rande des Abgrunds und blickte hinab in die Tiefe. Gwendolyn sah zum Himmel und dachte an Argon. Sie fragte sich wo er jetzt wohl war, gefangen in seiner eigenen Welt, zur Strafe für das, was er um ihretwillen getan hatte. Sie war bereit alles dafür zu geben, ihn jetzt sehen zu können, ein letztes Mal seiner Weisheit lauschen zu können. Vielleicht würde es sie retten, sie dazu bringen, umzukehren.

Doch er war fort. Auch er hatte seinen Preis gezahlt und würde nicht zurückkehren.

Gwen schloss ihre Augen und dachte ein letztes Mal an Thor. Wenn er nur hier wäre! Das würde alles verändern. Wenn sie nur eine einzige Person auf der Welt hätte, die sie wirklich liebte, vielleicht würde ihr das einen Grund geben, zu leben. Sie blickte zum Horizont und hoffte dort Thor zu entdecken. Als sie zu den schnell dahinziehenden Wolken aufblickte, glaubte sie, dass sie undeutlich, irgendwo am Horizont den Schrei eines Drachen gehört hatte. Doch es war so fern und so leise, sie musste es sich eingebildet haben. Es war nur ihr Verstand, der ihr einen Streich spielte. Sie wusste, dass es hier im Ring keine Drachen gab. Genauso wie sie wusste, dass Thor weit weg war; für immer verloren im Empire, an einem fernen Ort, von dem er nie zurückkehren würde.

Tränen rollten über Gwens Wangen als sie an ihn dachte, und an das Leben, das sie hätten haben können. Daran, wie nahe sie sich doch gewesen waren. Sie stellte sich sein Gesicht vor, seine Stimme, sein Lachen. Sie war so sicher gewesen, dass sie unzertrennlich sein würden, dass sie niemals durch irgendetwas voneinander getrennt werden würden.

„THOR!“ Gwen warf den Kopf in den Nacken und schrie. Sie schwankte am Abgrund und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er zu ihr zurückkehren würde.

Doch ihre Stimme verhallte im Wind. Thor war unglaublich weit weg.

Gwendolyn griff nach dem Amulett, das Thor ihr gegeben hatte, jenes, das ihr das Leben gerettet hatte. Sie wusste, dass sie seine Kraft benutzt hatte. Nun war es nicht mehr als ein Schmuckstück.

Gwendolyn blickte über die Kante und sah das Gesicht ihres Vaters. Er war umgeben von weißem Licht und lächelte sie an.

Sie hob einen Fuß als ob sie über die Kante gehen wollte und schloss ihre Augen im kalten Wind. Sie hielt inne, der Wind hielt sie – gefangen zwischen zwei Welten, zwischen der der Lebenden und der der Toten; der nächste Windstoß würde entscheiden, in welche Richtung sie gehen würde.

Thor, dachte sie. Vergib mir.

KAPITEL DREI

Kendrick ritt vor der großen und stets wachsenden Armee von MacGils, Silesiern und befreiten Bewohnern des Rings her, durch die Tore von Silesia auf die breite Straße in Richtung Osten, Andronicus Armee hinterher. Neben ihm ritten Srog, Brom, Atme und Godfrey, und hinter ihnen Reece, O’Connor, Conven, Elden, und Indra neben tausenden von anderen Kriegern. Sie ritten an den verkohlten Leichen von tausenden von Empire Krieger vorbei, schwarz und steif vom Hauch des Drachen; andere waren vom Schwert des Schicksals getötet worden; Kendrick nahm alles in sich auf, voller Ehrfurcht und Schrecken ob der gewaltigen Zerstörung die Thor mit dem Schwert des Schicksals und Mycoples entfesselt hatte.

Er staunte über diese Wendung. Vor wenigen Tagen waren sie alle Gefangene gewesen, unterworfen von Andronicus; Thor war noch im Empire gewesen, das Schwert des Schicksals nicht mehr als ein verlorener Traum, und sie hatten wenig Hoffnung gehabt, dass es je zurückkehren würde. Kendrick und die anderen waren gekreuzigt, dem Tod geweiht, und alles schien verloren gewesen.

Doch nun ritten sie als freie Männer, als Krieger und Ritter, gestärkt durch Thors Rückkehr, und das Momentum war auf ihrer Seite. Mycoples hatte sich als Geschenk des Himmels erwiesen, eine gewaltige Macht, die Zerstörung vom Himmel regnen ließ. Silesia stand als freie Stadt und die Landschaft des Rings war anstelle eines marschierenden feindlichen Heeres, mit toten Feinden übersät. Die Straße gen Osten war gesäumt mit toten Kriegern des Empire so weit das Auge reichte.

So ermutigend all das war, Kendrick wusste, dass eine halbe Million Männer in den Highlands auf der Lauer lagen. Sie hatten sie vorübergehend zurückgetrieben, doch noch lange nicht geschlagen. Und Kendrick und die anderen waren nicht zufrieden damit, in Silesia zu sitzen und abzuwarten, bis Andronicus seine Männer neu formiert hatte und wieder angreifen würde – noch wollten sie ihnen die Gelegenheit geben, zu fliehen und sich ins Empire zurückzuziehen. Der Schild schützte sie wieder, und so sehr Kendrick und seine Männer auch in der Unterzahl waren, ohne den stetigen Strom neuer Männer von Außen hatten sie nun wenigstens eine Chance.

Nun war Andronicus Armee auf der Flucht, und Kendrick und die anderen waren entschlossen, die Reihe von Siegen fortzusetzen, die Thor begonnen hatte. Kendrick blickte über seine Schulter zurück auf die Krieger und freien Männer die mit ihm ritten, und sah die Entschlossenheit in ihren Gesichtern. Sie alle hatten erlebt, was es hieß, ein Sklave zu sein, sie alle hatten die Niederlage gespürt, und er konnte sehen, wie sehr sie es schätzten, wieder frei zu sein. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Frauen und Familien. Jeder einzelne von ihnen war bitter, und fest entschlossen, Andronicus für alles, was sie hatten erleiden müssen, bezahlen zu lassen; und dafür zu sorgen, dass er nicht noch einmal angreifen würde. Dies war eine Armee von Männern, die bereit waren, bis zum Tod zu kämpfen und sie ritten gemeinsam gegen den Feind. Wo immer sie hinkamen, befreiten sie mehr und mehr Männer, zerschnitten ihre Fesseln und nahmen sie in ihre stets wachsende Armee auf.

Kendrick hatte sich selbst noch nicht ganz von seiner Zeit am Kreuz erholt. Sein Körper war noch immer nicht so stark wie zuvor und seine Hand- und Fußgelenke schmerzten noch immer dort, wo die groben Seile in seine Haut geschnitten hatten. Er sah zu Srog, Brom und Atme hinüber, die ihrerseits neben ihm am Kreuz gehangen waren. Auch sie waren noch nicht wieder so stark wie zuvor. Die Kreuzigung hatte sie alle schrecklich viel Kraft gekostet. Doch sie ritten volle neuem Mut und Energie. Nichts gab ihnen mehr Energie und ließ sie ihre Verletzungen vergessen, als die Gelegenheit zur Rache.

Kendrick war überglücklich, dass sein jüngerer Bruder Reece und die anderen Legionsbrüder zurück waren, und wieder an seiner Seite ritten. Es hatte ihn innerlich zerrissen mitansehen zu müssen, wie die Jungen der Legion in Silesia abgeschlachtet worden waren, und diese Jungen wieder zurück zu Hause zu wissen, hatte seine Trauer etwas gemildert. Er war Reece immer sehr nahe gestanden, und ihn immer beschützt. Ja er hatte sogar die Rolle eines zweiten Vaters für ihn angenommen, wann immer König MacGil zu beschäftigt gewesen war. In gewisser Weise hatte die Tatsache, dass er nur sein Halbbruder war, Kendrick Reece näher gebracht; sie mussten sich nicht nahe stehen, sie wollten es Kendrick war nie in der Lage gewesen, seinen anderen Brüdern näher zu kommen – Godfrey verbrachte seine Zeit mit merkwürdigen Gestalten in der Taverne, und Gareth – nun, Gareth war Gareth. Reece war der einzige andere der Brüder, der auch ein Krieger war, der das Leben aufnehmen wollte, das Kendrick für sich gewählt hatte. Kendrick hätte nicht stolzer auf ihn sein können.

In der Vergangenheit, wenn Kendrick mit Reece geritten war, hatte er immer ein schützendes Auge auf ihn gehabt; doch seit seiner Rückkehr konnte Kendrick sehen, dass Reece selbst ein echter Krieger geworden war, und er hatte nicht länger das Gefühl, ihn beschützen zu müssen. Er fragte sich, was Reece im Empire durchgemacht haben musste, das ihn zu einem derart abgehärteten und geschickten Krieger gemacht hatte. Er freute sich darauf, seine Geschichten zu hören.

 

Kendrick war auch überglücklich, dass Thor zurück war. Nicht nur, weil Thor sie befreit hatte, sondern auch weil er Thor mochte und ihn respektierte und er für ihn wie ein Bruder war. Kendrick sah vor seinem inneren Auge immer noch das Bild von Thor, wie der das Schwert des Schicksals schwang. Er würde es niemals vergessen. Es war ein Bild, das er zu sehen nie zu hoffen gewagt hatte, denn er hatte nie erwartet, dass irgendjemand das Schwert des Schicksals führen würde, und schon gar nicht Thor, sein eigener Knappe – ein zierlicher, bescheidener Junge aus einem Bauerndorf am Rande des Rings. Ein Außenseiter, und nicht einmal ein MacGil.

Oder war er doch einer?

Kendrick wunderte sich. Er wälzte in seinem Kopf immer wieder die Legend: Nur ein MacGil konnte das Schwert führen. Er hatte gehofft, dass es einmal die ultimative Bestätigung für ihn sein würde, dass er ein wahrer MacGil war, der erstgeborene Sohn. Irgendwie hatte er immer davon geträumt, dass ihm eines Tages die Umstände erlauben würden, es zu versuchen.

Doch er hatte nie diese Gelegenheit bekommen, und er war Thor darum nicht böse. Kendrick hegte keinerlei Begehren; im Gegenteil. Er bewunderte Thors Schicksal. Doch er konnte es nicht verstehen. War die Legende falsch? Oder war Thor ein MacGil? Wie war das möglich? Es sei den, auch Thor war König MacGils Sohn. Kendrick überlegte. Sein Vater war bekannt dafür gewesen, dass er mit vielen Frauen Affären gehabt hatte – er selbst war ein Kind einer solchen Beziehung.

War das der Grund, warum Thor so schnell aus Silesia fortgeeilt war, nachdem er mit der Königin-Mutter gesprochen hatte? Worüber hatten sie gesprochen? Die Königin-Mutter weigerte sich, es zu kommentieren. Es war das erste Mal, dass sie etwas vor ihm geheim gehalten hatte, vor allen von ihnen. Doch warum jetzt? Was war es, das sie ihnen nicht sagen wollte? Was könnte sie gesagt haben, das Thor so schnell und ohne ein Wort aufbrechen ließ?

Es brachte Kendrick dazu, über seinen Vater nachzudenken, seine eigene Blutlinie. So sehr er es sich auch anders gewünscht hätte, der Gedanke, dass er ein Bastard war brannte tief in ihm, und immer wieder hatte er sich gefragt, wer seine wahre Mutter gewesen ist. Er hatte verschiedene Gerüchte gehört über die Frauen, mit denen sein Vater geschlafen hatte, doch er hatte es nie sicher gewusst. Kendrick war entschlossen, dass er es herausfinden würde, wenn sich erst einmal wieder alles beruhigt haben würde und der Ring zur Normalität zurückgekehrt war. Er würde sie zur Rede stellen. Er würde sie fragen, warum sie ihn hatte gehen lassen, warum sie nie ein Teil seines Lebens gewesen war. Wie sie seinen Vater getroffen hatte. Er wollte sie einfach kennenlernen, ihr Gesicht sehen, sehen, ob er wie sie aussah; und dass sie ihm sagte, dass er legitim war, so legitim wie jeder andere auch.

Kendrick war erfreut, dass Thor davongeflogen war, um Gwendolyn zurückzuholen. Doch ein Teil von ihm hätte es lieber gesehen, wenn Thor geblieben wäre. Wie sie sich nun in dramatischer Unterzahl in die Schlacht stürzten, hätten sie die Unterstützung von Thor und Mycoples mehr denn je gebrauchen können.

Doch Kendrick war ein geborener Krieger, und er war niemand, der sich zurücklehnen würde, und andere seine Schlachte für sich austragen lassen würde. Stattdessen tat er, was sein Instinkt ihm befahl: Er zog aus, um so viel Land von der Armee des Empire zurückzuerobern wie er nur mit seinen Männern konnte. Er hatte keine besonderen Waffen wie das Schwert des Schicksals oder Mycoples, doch er hatte seine beiden Hände, die, mit denen er von frühester Kindheit an gekämpft hatte. Und sie hatten ihm immer gute Dienste geleistet.

Sie bestiegen einen Hügel und als sie die Spitze erreichten, blickte Kendrick zum Horizont hinüber und sah in der Ferne eine kleine MacGil Stadt, Lucia, die nächste Stadt östlich von Silesia. Tote Krieger des Empire säumten die Straße und Thors Welle der Zerstörung schien bis hierher gereicht zu haben. Am fernen Horizont konnte Kendrick ein Bataillon von Andronicus Armee sehen. Sie zogen sich Richtung Osten zurück. Er nahm an, dass sie auf dem Weg zu Andronicus Hauptlager waren, in Sicherheit auf der anderen Seite der Highlands. Der größte Teil der Armee schien sich zurückzuziehen, – doch sie hatte eine kleine Division zurückgelassen, um Lucia zu halten. Mehrere Tausend von Andronicus Männern waren in der Stadt stationiert und standen vor ihren Toren Wache. Die Bürger waren auch zu sehen, versklavt von den Kriegern.

Kendrick erinnerte sich daran, wie es ihnen in Silesia ergangen war und wie man sie behandelt hatte und sein Gesicht wurde rot vor Rachelust.

„ANGRIFF!“ schrie Kendrick.

Er riss sein Schwert hoch und hinter ihm erhoben sich die neu gestärkten Schreie von tausenden von Kriegern.

Kendrick gab seinem Pferd die Sporen, und sie ritten den Hügel hinab in Richtung Lucia. Beide Armeen bereiteten sich auf den Zusammenstoß vor, und obwohl sie zahlenmäßig in etwa gleich groß waren, so wusste Kendrick, dass sie im Herzen alles andere als gleich waren. Dieses Überbleibsel von Andronicus Armee waren Invasoren auf dem Rückzug, wohingegen Kendrick und seine Männer bereit waren, ihre Heimat mit ihrem Leben zu verteidigen.

Ihr Kampfgeschrei schallte bis in den Himmel als in Richtung der Tore von Lucia stürmten. Sie kamen so schnell, dass sich die mehreren Dutzend Empire Krieger, die Wache standen, verwirrt ansahen – sie hatten ganz klar nicht mit einem Angriff gerechnet. Sie fuhren herum, rannten durch die Tore ins Innere und kurbelten wie wild, um die Fallgitter zu senken.

Doch sie waren nicht schnell genug. Mehrere von Kendricks Bogenschützen ritten voran und trafen mit tödlicher Genauigkeit ihre Ziele durch die Gelenke der Rüstungen. Kendrick selbst warf genauso wie Reece an seiner Seite einen Speer. Kendrick traf sein Ziel – einen großen Mann, der mit seinem Bogen zielte – und war beeindruckt zu sehen, dass auch Reece scheinbar mühelos einem feindlichen Krieger das Herz durchbohrte.

Das Tor blieb offen und Kendricks Männer zögerten nicht. Mit lautem Schlachtgeschrei stürmten sie ohne zu zögern hindurch ins Herz der Stadt und scheuten nicht vor Konfrontationen zurück. Als Kendrick und seine Männer zu Pferde auf die Krieger des Empire stießen, erhob sich lautes Klirren von Schwertern, Äxten, Speeren und Hellebarden die im Kampf aufeinandertrafen.

Kendrick riss seinen Schild hoch um einen Schlag abzuwehren und schwang gleichzeitig sein Schwert um zwei Angreifer zu töten. Ohne zu zögern fuhr er herum und wehrte einen weiteren Schlag ab und rammte einem Empire Krieger sein Schwert in den Bauch. Kendrick dachte nur noch an Rache: er dachte an Gwendolyn, seine Leute, alle Menschen im Ring, die hatten leiden müssen. Reece neben ihm schwang seine Keule und traf einen Gegner derart am Kopf, dass er ihn vom Pferd schlug; dann hob er seinen Schild und wehrte einen Schlag von der Seite ab. Er fuhr herum und schaltete den Angreifer mit seiner Keule aus. Elden neben ihm brachte seine Kriegsaxt auf einen weiteren Angreifer herunter, der Reece ins Visier genommen hatte, und durchtrennte sauber dessen Schild und Rüstung. O’Connor feuerte mit tödlicher Präzision einige Pfeile ab während sich Conven furchtlos ins Getümmel stürzte. Er stürmte allen anderen voran mitten unter die Männer des Empire, als wollte er sterben. Doch er starb nicht. Stattdessen schaltete er um sich herum einen feindlichen Krieger nach dem anderen aus.

Indra folgte nicht weit hinter ihm. Sie war furchtlos – furchtloser als die meisten der Männer. Sie nutzte ihren Dolch geschickt und wand sich mit tödlicher Präzision durch die Linien der Krieger des Empire. Sie dachte dabei an ihre Heimat und wie sehr ihr eigenes Volk unter der Unterdrückung des Empire litt.

Ein feindlicher Krieger ließ seine Axt in Richtung von Kendricks Kopf herunterfahren bevor er ausweichen konnte, doch sein Freund Atme hielt den Schlag mit seinem Schild auf und rammte in derselben Bewegung dem Angreifer seinen Speer in den Bauch. Wieder einmal schuldete ihm Kendrick sein Leben.

Als ein weiterer Empire Krieger mit Pfeil und Bogen auf Atme zielte sprang Kendrick vor und schlug ihm mit seinem Schwert den Bogen aus den Händen sodass der Pfeil ziellos über Atmes Kopf hinweg taumelte. Dann schlug Kendrick ihm mit dem Knauf seines Schwertes auf die Nase und warf ihn damit vom Pferd, wodurch er von den nachfolgenden Pferden zu Tode getrampelt wurde. Damit hatte Kendrick seine Schuld beglichen.

Und so ging der Kampf weiter, jeder der beiden Armeen landete einen Angriff nach dem anderen, Männer fielen auf beiden Seiten – doch mehr auf Seiten des Empires, denn Kendricks Männer, erzwangen sich voller Rachedurst ihren Weg in die Stadt und ihr Schwung schwappte durch die Stadt wie eine Flutwelle. Die Männer des Empire waren starke Krieger, doch sie waren daran gewöhnt anzugreifen, und waren auf ihre Rolle als Verteidiger unvorbereitet gewesen; Bald konnten sie sich nicht mehr organisieren und die Welle von Kendricks Männern aufhalten. Sie wurden zurückgedrängt und unzählige von ihnen starben.