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Aus der Reihe: Der Weg Der Vampire #8
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Ausgewählte Kommentare zu DER WEG DER VAMPIRE

„Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die über das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....schön geschrieben und extrem schnell zu lesen.“

--Black Lagoon Reviews (über Turned – Gewandelt)

„Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten…erfrischend und ungewöhnlich. Die Serie dreht sich um ein Mädchen…ein außergewöhnliches Mädchen!…Einfach zu lesen, doch extrem rasant… Bedingt jugendfrei.“

--The Romance Reviews (über Turned – Gewandelt)

„Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht locker… diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“

--Paranormal Romance Guild {über Turned- Gewandelt}

„Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“

--vampirebooksite.com (über Turned – Gewandelt)

„Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakulär war, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“

--The Dallas Examiner {über Loved – Vergöttert}

„Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu führen wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“

--vampirebooksite.com (über Turned – Gewandelt)

„Morgan Rice erweist sich erneut als äußerst talentiert im Geschichtenerzählen…Dies wird eine große Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“

--The Romance Reviews (über Loved – Vergöttert)
Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1-Bestseller DER WEG DER VAMPIRE, eine bisher elf Teile umfassende Jugend-Serie, die großteils bereits auf Deutsch erschienen ist; die Nr. 1-Bestseller-Serie THE SURVIVAL TRILOGY, ein postapokalyptischer Thriller, der aus bisher zwei Bänden besteht; und die epische Nr. 1-Bestseller-Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, die bisher aus dreizehn Bänden besteht und großteils bereits auf Deutsch erhältlich ist.

Morgans Bücher sind als Hörbuch und gedruckte Ausgaben erschienen, und Übersetzungen der Bücher sind auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Spanisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch erschienen (mit weiteren Sprachen in Arbeit).

Sämtliche Bücher von Morgan Rice werden demnächst in deutscher Sprache erhältlich sein.

Bitte besuchen Sie auch www.morganricebooks.com, wo Sie sich in die E-Mail-Liste eintragen, ein Gratis-Buch und andere kleine Geschenke erhalten, die Gratis-App herunterladen, exclusiv aktuelle Neuigkeiten erfahren, sowie über Facebook und Twitter Kontakt halten können. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)

demnächst auf Deutsch erhältlich

A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)

VOWED – GELOBT (Band #7)

FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)

demnächst auf Deutsch erhältlich

RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)

CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)

FATED  – BERUFEN (Band #11)

Hören Sie sich die VAMPIRE JOURNALS-Serie im Hörbuch-Format an!
Jetzt erhältlich auf:
Amazon
Audible
iTunes

Copyright © 2014 Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, verteilen oder übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

Dieses Ebook ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zufällig.

Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser Künstler aufnehmen möchten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice.

FAKT:

Obwohl das genaue Datum von Jesus' Tod ungewiss bleibt, wird weithin angenommen, dass er am 3. April im Jahr 33 n.Chr. starb.

FAKT:

Die Synagoge von Kapernaum (Israel), eine der ältesten der Welt, ist einer der wenigen verbleibenden Orte, an denen Jesus gelehrt hat. Dort war es auch, wo er einen Mann heilte, der „einen Geist eines unreinen Teufels“ hatte.

FAKT:

Die heutige Kirche vom Heiligen Grab in Jerusalem, eine der geheiligtsten Kirchen der Welt, wurde am Schauplatz von Jesus' Kreuzigung erbaut, und an der angeblichen Stelle seiner Auferstehung. Doch bevor die Kirche erbaut wurde, stand die ersten 300 Jahre nach seiner Kreuzigung paradoxerweise an jener Stelle ein heidnischer Tempel.

FAKT:

Nach dem Letzten Abendmahl wurde Jesus von Judas im alten Garten von Gethsemane verraten.

FAKT:

Sowohl das Judentum als auch das Christentum besagen, dass eine Apokalypse stattfinden wird, ein Ende aller Tage, während derer ein Messias kommen wird und während derer jene, die gestorben sind, auferstehen werden. Das Judentum besagt, dass beim Kommen des Messias die ersten, die auferstehen werden, diejenigen sein werden, die am Ölberg begraben sind.

 
„Ich will dir deine Lippen küssen. Ach, vielleicht
Hängt noch ein wenig Gift daran und läßt mich
An einer Labung sterben.
O willkommner Dolch!“
 
--William Shakespeare, Romeo und Julia
(Deutsch von A. W. von Schlegel)


KAPITEL EINS

Nazareth, Israel

(April im Jahr 33 des Herrn)


In Caitlins Kopf tobten rasende, unruhige Träume. Sie sah ihre beste Freundin Polly von einer Klippe stürzen; sie streckte die Hand aus und versuchte, sie zu fassen, doch sie verfehlte ihre Hand knapp. Sie sah ihren Bruder Sam, wie er vor ihr davonlief, durch ein endloses Feld; sie jagte ihm nach, doch egal, wie schnell sie rannte, sie konnte ihn nicht fangen. Sie sah Kyle und Rynd, wie sie vor ihren Augen ihre Clansmitglieder abschlachteten, in Stücke hackten, und das Blut über sie spritzte. Dieses Blut wandelte sich in einen blutroten Sonnenutergang, der über ihrer Hochzeitszeremonie mit Caleb hing. Nur dass bei dieser Hochzeit sie beide die einzigen anwesenden Personen waren, die letzten, die noch auf der Welt übrig waren, und am Rand einer Klippe vor dem blutroten Himmel standen.

 

Und dann sah sie ihre Tochter Scarlet in einem kleinen Holzboot sitzen, alleine auf dem endlosen Meer, in unruhigen Wassern treibend. Scarlet streckte die vier Schlüssel hoch, die Caitlin brauchte, um ihren Vater zu finden. Doch vor ihren Augen öffnete Scarlet die Hand und ließ sie ins Wasser fallen.

„Scarlet!“, versuchte Caitlin zu schreien.

Doch kein Laut kam hervor, und vor ihren Augen trieb Scarlet weiter und weiter von ihr davon, aufs Meer hinaus, hinein in die riesigen Sturmwolken, die sich am Horizont ballten.

„SCARLET!“,

schrie Caitlin Paine, aus dem Schlaf schreckend. Sie setzte sich keuchend auf und blickte sich um, um ihre Lage zu erfassen. Es war dunkel hier drin, die einzige Lichtquelle eine kleine Öffnung etwa zwanzig Meter entfernt. Es wirkte, als wäre sie in einem Tunnel. Oder vielleicht einer Höhle.

Caitlin fühlte etwas Hartes unter sich und blickte hinunter, um festzustellen, dass sie auf dem Erdboden lag, auf kleinen Steinen. Es war heiß hier drin, staubig. Wo immer sie war, dies war kein schottisches Klima. Es fühlte sich heiß an, trocken—als wäre sie in einer Wüste.

Caitlin saß da, rieb sich den Kopf, blinzelte in die Dunkelheit, versuchte, sich zu erinnern, zwischen Träumen und Realität zu unterscheiden. Ihre Träume waren so lebhaft, und ihre Realität so surreal, dass es immer schwieriger wurde, den Unterschied zu erkennen.

Während sie langsam zu Atem kam und die grässlichen Visionen abschüttelte, wurde ihr langsam klar, dass sie wieder zurück war. Am Leben, irgendwo. In irgendeiner neuen Zeit, an einem neuen Ort. Sie spürte die Schmutzschicht auf ihrer Haut, in ihrem Haar, ihren Augen, und sie fühlte sich, als bräuchte sie ein Bad. Es war so heiß hier drin, dass das Atmen schwer fiel.

Caitlin spürte eine vertraute Beule in ihrer Tasche, rollte sich herum und sah erleichtert, dass ihr Tagebuch die Reise überstanden hatte. Sofort prüfte sie ihre andere Tasche und ertastete ihre vier Schlüssel, dann griff sie sich an den Hals und fühlte ihre Halskette. Alles hatte die Reise überstanden. Eine Welle der Erleichterung schwappte über sie.

Dann erinnerte sie sich. Sofort wirbelte Caitlin herum, um zu sehen, ob Caleb und Scarlet es mit ihr zurück geschafft hatten.

Sie konnte einen Umriss in der Finsternis erkennen, eine reglose Gestalt, und zunächst hielt sie es für ein Tier. Doch als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, erkannte sie, dass es eine menschliche Form war. Sie erhob sich langsam, ihr Körper schmerzend und steif vom Liegen auf den Steinen, und näherte sich.

Sie durchquerte die Höhle, kniete nieder und stieß sanft die Schulter der großen Gestalt an. Sie konnte bereits erahnen, wer es war: er musste sich nicht erst umdrehen, bevor sie es wusste. Sie konnte es vom anderen Ende der Höhle aus spüren. Es war, wusste sie erleichtert, ihre einzig wahre Liebe. Ihr Ehemann. Caleb.

Als er sich auf den Rücken rollte, betete sie, dass er es wohlbehalten hierher geschafft hatte. Dass er sich an sie erinnerte.

Bitte, dachte sie. Bitte. Nur ein letztes Mal. Lass Caleb die Reise überlebt haben.

Als Caleb sich herumdrehte, sah sie erleichtert, dass seine Gesichtszüge intakt waren. Sie konnte keine Anzeichen von Verletzungen sehen. Als sie genauer hinsah, war sie noch mehr erleichtert darüber, dass er atmete, seine Brust sich in langsamem Rhythmus hob und senkte—und dann sah sie seine Augenlider zucken.

Sie stieß einen riesigen Erleichterungsseufzer aus, als seine Augen aufflatterten.

„Caitlin?“, fragte er.

Caitlin brach in Tränen aus. Ihr Herz flog höher, und sie beugte sich vor und umarmte ihn. Sie hatten es gemeinsam zurück geschafft. Er war am Leben. Mehr brauchte sie nicht. Sie würde nicht mehr als das von der Welt erwarten.

Er erwiderte ihre Umarmung, und sie hielt ihn lange Zeit fest und fühlte die Muskeln unter seiner Haut spielen. Eine Welle der Erleichterung schwappte über sie. Sie liebte ihn mehr, als sie sagen konnte. Sie waren schon zu so vielen Zeiten und Orten zusammen zurückgereist, hatten so viel gemeinsam erlebt, die Höhen und Tiefen, hatten so sehr gelitten und auch gefeiert. Sie dachte an all die Male, die sie einander beinahe verloren hätten, das eine Mal, als er sich nicht an sie erinnerte, als er vergiftet wurde… die Hindernisse in ihrer Beziehung schienen niemals zu enden.

Und nun, endlich, hatten sie es geschafft. Sie waren wieder zusammen, für die letzte Reise in die Vergangenheit. Hieß das, sie würden auf ewig zusammen sein?, fragte sie sich. Sie hoffte es, mit jeder Faser ihres Wesens. Keine weiteren Zeitreisen. Diesmal waren sie endgültig zusammen.

Caleb sah älter aus, als er sie ansah. Sie starrte in seine glühenden brauen Augen und konnte die Liebe spüren, die durch ihn floss. Sie wusste, dass er das Gleiche dachte wie sie.

Während sie in seine Augen blickte, kamen all die Erinnerungen hereingeflutet. Sie dachte an ihre letzte Reise, an Schottland. Alles kam wie ein grässlicher Traum über sie. Zuerst war es so wunderschön gewesen. Die Burg, all ihre Freunde zu sehen. Die Hochzeit. Mein Gott, die Hochzeit. Es war das Schönste, was sie sich je erhoffen konnte. Sie blickte auf ihren Finger hinunter und sah ihren Ring. Er war immer noch da. Der Ring hatte die Reise überstanden. Dieses Symbol ihrer Liebe hatte überlebt. Sie konnte es kaum glauben. Sie war wirklich verheiratet. Und mit ihm. Sie nahm es als ein Zeichen: wenn der Ring es in die Vergangenheit geschafft hatte, durch alles hindurch, wenn der Ring überleben konnte, so konnte es auch ihre Liebe.

Der Anblick des Rings auf ihrem Finger breitete seine volle Wirkung aus. Caitlin hielt inne und spürte nach, wie es sich anfühlte, eine verheiratete Frau zu sein. Es fühlte sich anders an. Solider, dauerhafter. Sie hatte Caleb immer geliebt, und sie hatte auch gespürt, dass er sie ebenso liebte. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass ihre Verbindung für immer sein würde. Doch nun, da es amtlich war, fühlte sie sich anders. Sie fühlte, dass sie beide wahrhaft eins geworden waren.

Caitlin erinnerte sich dann daran zurück, was nach der Hochzeit passiert war: wie sie Scarlet, Sam und Polly zurücklassen mussten. Wie sie Scarlet im Ozean gefunden hatten, Aiden gesehen und die schrecklichen Neuigkeiten gehört hatten. Polly, ihre beste Freundin, tot. Sam, ihr einziger Bruder, auf immer für sie unerreichbar geworden, der dunklen Seite zugewandt. Ihre Clansfreunde abgeschlachtet. Es war fast mehr, als sie ertragen konnte. Sie konnte sich das Grauen nicht vorstellen, oder ein Leben ohne Sam—oder Polly.

Mit einem Ruck wandten sich ihre Gedanken Scarlet zu. Plötzlich von Panik erfüllt zog sie sich von Caleb zurück und suchte die Höhle ab, unsicher, ob auch sie es zurück geschafft hatte.

Caleb musste zur selben Zeit den gleichen Gedanken gehabt haben, denn er riss weit die Augen auf.

„Wo ist Scarlet?“, fragte er, ihre Gedanken lesend wie immer.

Caitlin wandte sich herum und rannte in jede Ecke der Höhle, suchte die dunklen Spalten ab nach irgendeinem Umriss, inrgendeiner Form, irgendeiner Spur von Scarlet. Doch da war nichts. Sie suchte panisch, kreuz und quer durch die Höhle mit Caleb, jeden Zentimeter durchkämmend.

Aber Scarlet war nicht da. Sie war ganz eifnach nicht da.

Caitlins Herz sank. Wie konnte das sein? Wie war es möglich, dass sie und Caleb die Reise zurück geschafft hatten, aber nicht Scarlet? Konnte das Schicksal so grausam sein?

Caitlin drehte sich herum und rannte auf das Sonnenlicht zu, auf den Ausgang der Höhle. Sie musste nach draußen, sehen, was da draußen war, ob es irgendeine Spur von Scarlet gab. Caleb rannte neben ihr, und sie beide rannten an den Rand der Höhle, in die Sonne hinaus, und standen am Eingang.

Caitlin blieb ruckartig stehen, und gerade rechtzeitig: eine kleine Plattform ragte aus der Höhle hervor und fiel dann ab, geradewegs einen steilen Berghang hinunter. Caleb bremste neben ihr. Da waren sie, auf einem schmalen Grat stehend und in die Tiefe blickend. Irgendwie, erkannte Caitlin, waren sie im Inneren einer Berghöhle gelandet, auf über hundert Metern Höhe. Es gab keinen Weg hinauf oder hinunter. Und wenn sie noch einen weiteren Schritt machten, würden sie über hundert Meter in die Tiefe stürzen.

Unter ihnen ausgebreitet lag ein enormes Tal, das sich so weit das Auge reichte in den Horizont erstreckte. Es war eine ländliche Wüstenlandschaft, gespickt mit felsigen Vorsprüngen und hier und da einer Palme. In der Ferne waren sanfte Hügel zu sehen, und direkt unter ihnen lag ein Dorf, das aus Steinhäusern und unbefestigten Straßen bestand. Hier in der Sonne war es sogar noch heißer, unerträglich grell und heiß. Caitlin erkannte langsam, dass sie an einem anderen Ort und Klima waren als Schottland. Und danach urteilend, mit welch einfachen Mitteln das Dorf unter ihnen erbaut war, waren sie auch in einer anderen Zeit.

Verteilt inmitten all der Erde, dem Sand und Stein waren Anzeichen von Ackerbau, gelegentliche Grünflächen. Manche davon waren von Weingärten bedeckt, die in fein säuberlichen Reihen auf den steilen Abhängen wuchsen, und in ihnen standen Bäume, die Caitlin nicht erkannte: kleine, uralt aussehende Bäume mit krummen Ästen und silbrigen Blättern, die in der Sonne schimmerten.

„Olivenbäume“, sagte Caleb, der wieder ihre Gedanken las.

Olivenbäume?, wunderte sich Caitlin. Wo um alles in der Welt waren sie?

Sie blickte zu Caleb hinüber, ahnend, dass er Ort und Zeit erkennen konnte. Sie sah, wie sich seine Augen weiteten und wusste, dass dem so war—und dass er überrascht war. Er starrte auf die Aussicht hinaus, als wäre sie ein lange verlorener Freund.

„Wo sind wir?“, fragte sie, fast davor zurückscheuend, es wissen zu wollen.

Caleb betrachtete das Tal vor ihnen, dann schließlich drehte er sich herum und sah sie an.

Leise sagte er: „Nazareth.“

Er hielt inne und ließ es auf sich wirken.

„Dem Dorf nach zu urteilen sind wir im ersten Jahrhundert“, sagte er und blickte sie mit ehrfürchtigem Ausdruck an, seine Augen vor Aufregung funkelnd. „Es sieht tatsächlich so aus, als wären wir zu Lebzeiten von Christus gelandet.“

KAPITEL ZWEI

Scarlet spürte eine Zunge über ihr Gesicht lecken und öffnete die Augen in blendendem Sonnenlicht. Die Zunge hörte nicht auf, und bevor sie auch nur hingesehen hatte, wusste sie, dass es Ruth war. Sie öffnete die Augen gerade weit genug, um es zu bestätigen: Ruth beugte sich über sie, winselte und wurde nur noch aufgeregter, als Scarlet ihre Augen öffnete.

Scarlet verspürte einen stechenden Schmerz, als sie versuchte, ihre Augen weiter zu öffnen; vom blendenden Sonnenlicht getroffen füllten sich ihre Augen mit Tränen, empfindlicher als je zuvor. Sie hatte schlimme Kopfschmerzen und zwängte ihre Augenlider gerade weit genug auseinander, um zu sehen, dass sie irgendwo auf einer Pflasterstraße lag. Menschen eilten an ihr vorbei und sie konnte sehen, dass sie inmitten einer geschäftigen Stadt war. Menschen eilten hin und her, in alle Richtungen herrschte reges Treiben, und sie konnte das Lärmen einer Menschenmasse zur Mittagszeit hören. Während Ruth immer weiter winselte, saß sie da und versuchte, sich zu erinnern, herausfinden, wo sie war. Doch sie hatte keine Ahnung.

Bevor Scarlet erfassen konnte, was passiert war, spürte sie plötzlich, wie ein Fuß sie in die Rippen stieß.

„Weg hier!“, kam eine tiefe Stimme. „Du kannst hier nicht schlafen.“

Scarlet blickte hinüber und sah eine Römersandale neben ihrem Gesicht. Sie blickte hoch und sah einen römischen Soldaten über ihr stehen, in eine kurze Tunika gekleidet, mit einen Gürtel um die Hüften, von dem ein Kurzschwert hing. Er trug einen kleinen, mit Federn bestückten Messinghelm.

Er beugte sich vor und stieß sie erneut mit seinem Fuß an. Es tat Scarlet im Magen weh.

„Hast du gehört, was ich gesagt habe? Weg hier, oder ich sperre dich ein.“

Scarlet wollte gehorchen, doch als sie die Augen weiter öffnete, tat ihr die Sonne zu sehr weh und sie war desorientiert. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, doch es fühlte sich an, als bewegte sie sich in Zeitlupe.

Der Soldat holte aus und trat sie kräftig in die Rippen. Scarlet sah es kommen und machte sich darauf gefasst, unfähig, schnell genug zu reagieren.

Scarlet hörte ein Knurren und sah Ruth mit gesträubtem Fell auf den Soldat losgehen. Ruth fing seinen Knöchel in der Luft ab und grub ihre scharfen Eckzähne mit aller Kraft hinein.

 

Der Soldat schrie auf, und seine Schreie erfüllten die Luft, während Blut von seinem Knöchel floss. Ruth ließ nicht los, schüttelte ihn mit aller Kraft, und der Ausdruck des Soldaten, noch vor einem Augenblick so hochmütig, wandelte sich zu Angst.

Er griff nach seiner Schwertscheide und zog das Schwert heraus. Er hob es hoch und war kurz davor, es auf Ruths Rücken heruntersausen zu lassen.

In dem Moment spürte Scarlet es. Es war, als würde sich eine Kraft ihres Körpers bemächtigen, als wäre eine andere Macht, ein anderes Wesen, in ihr. Ohne zu verstehen, was sie tat, trat sie plötzlich in Aktion. Sie konnte es nicht kontrollieren und sie verstand nicht, was geschah.

Scarlet sprang auf die Füße, ihr Herz vor Adrenalin pochend, und schaffte es, das Handgelenk des Soldaten in der Luft zu packen, gerade als er mit dem Schwert zuschlug. Sie spürte, wie eine nie geahnte Kraft durch sie floss, während sie seinen Arm festhielt. Selbst mit all seiner Kraft konnte er sich nicht rühren.

Sie drückte sein Handgelenk zusammen und schaffte es, so fest zuzudrücken, dass er, während er schockiert zu ihr hinunterblickte, schließlich sein Schwert fallen ließ. Es landete klirrend auf dem Kopfsteinpflaster.

„Schon gut, Ruth“, sagte Scarlet sanft, und Ruth ließ allmählich seinen Knöchel locker.

Scarlet stand da und hielt das Handgelenk des Soldaten fest, sodass er in ihrem tödlichen Griff gefangen war.

„Bitte, lass mich los“, flehte er.

Scarlet spürte die Kraft, die sie durchfloss, und spürte, wenn sie wirklich wollte, konnte sie ihn ernsthaft verletzen. Doch das wollte sie nicht. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Langsam lockerte Scarlet ihren Griff und ließ ihn los.

Der Soldat, mit Furcht in den Augen, als wäre er gerade einem Dämonen begegnet, drehte sich herum und rannte davon, ohne sich damit aufzuhalten, sein Schwert aufzuheben.

„Komm mit, Ruth“, sagte Scarlet, die das Gefühl hatte, dass er mit Verstärkung zurückkommen würde, und daher nicht verweilen wollte.

Einen Augenblick später rannten die beiden in die dichte Menge. Sie eilten durch die schmalen, verwinkelten Gassen, bis Scarlet eine Nische im Schatten fand. Sie wusste, dass die Soldaten sie hier nicht finden würden, und sie wollte eine Minute für sich, um sich zu sammeln und herauszufinden, wo sie waren. Ruth hechelte neben ihr, während Scarlet in der Hitze Atem schöpfte.

Scarlet war erschrocken und verblüfft über ihre eigenen Kräfte. Sie wusste, dass etwas anders war, doch sie konnte nicht vollständig verstehen, was mit ihr passierte; sie verstand auch nicht, wo alle anderen waren. Es war so heiß hier, und sie war in einer belebten Stadt, die sie nicht kannte. Es sah so gar nicht aus wie das London, in dem sie aufgewachsen war. Sie blickte auf die vorbeihuschenden Menschen hinaus, in Roben, Togas und Sandalen gekleidet, mit großen Körben voll Feigen und Datteln auf ihren Köpfen und Schultern, manche von ihnen mit Turbanen auf dem Kopf. Sie sah altertümliche Steinbauten, schmale, verwinkelte Gassen, gepflasterte Straßen, und wunderte sich, wo um alles in der Welt sie sein konnte. Dies war definitiv nicht Schottland. Alles hier wirkte so primitiv, dass es sich anfühlte, als wäre sie tausende Jahre zurückgereist.

Scarlet blickte um sich und hoffte auf eine Spur von ihren Eltern. Sie sah sich jedes vorbeiziehende Gesicht genau an und hoffte, wünschte, dass eines von ihnen stehenbleiben und sich ihr zuwenden würde.

Doch sie waren nirgendwo zu sehen. Und mit jedem vorbeiziehenden Gesicht fühlte sie sich mehr und mehr alleine.

Scarlet überkam langsam ein Gefühl der Panik. Sie verstand nicht, wie sie alleine hier angekommen sein konnte. Wie konnten sie sie nur so zurücklassen? Wo konnten sie sein? Hatten sie es selbst zurückgeschafft? War sie ihnen nicht wichtig genug, um nach ihr zu suchen?

Je länger Scarlet dastand, beobachtete und wartete, um so klarer wurde es ihr. Sie war alleine. Völlig alleine in einer fremden Zeit, an einem fremden Ort. Selbst wenn sie hier waren, hätte sie keine Ahnung, wo sie nach ihnen suchen sollte.

Scarlet blickte auf ihr Handgelenk hinunter, auf das uralte Armband mit dem baumelnden kleinen Kreuz, das man ihr gegeben hatte, kurz bevor sie Schottland verließen. Als sie im Hof dieser Burg gestanden hatten, hatte einer dieser alten Männer in den weißen Roben die Hand ausgestreckt und es ihr über das Handgelenk gestreift. Sie fand es sehr hübsch, aber sie wusste nicht, was es war oder was es bedeutete. Sie hatte das Gefühl, dass es eine Art Hinweis sein könnte, doch hatte keine Ahnung, wofür.

Sie spürte Ruth gegen ihr Bein streifen und sie beugte sich hinunter, drückte ihr einen Kuss auf den Kopf und umarmte sie. Ruth winselte ihr ins Ohr und leckte sie ab. Zumindest hatte sie Ruth. Ruth war wie eine Schwester für sie, und Scarlet war so dankbar, dass sie es mit ihr hierher geschafft hatte, und so dankbar, dass sie sie vor diesem Soldaten beschützt hatte. Es gab niemanden, den sie mehr liebte.

Als Scarlet an den Soldaten zurückdachte, an ihre Begegnung, erkannte sie, dass ihre Kräfte tiefer sein mussten, als sie gedacht hatte. Sie konnte nicht verstehen, wie sie, ein kleines Mädchen, ihn überwältigt haben konnte. Sie spürte irgendwie, dass sie sich veränderte, oder sich bereits verändert hatte, zu etwas, das sie zuvor nicht gewesen war. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Mutter es ihr in Schottland erklärt hatte. Doch sie verstand es immer noch nicht so richtig.

Sie wünschte, es würde alles einfach weggehen. Sie wollte einfach nur normal sein, wollte, dass die Dinge alle wieder normal waren, so wie früher. Sie wollte einfach nur ihre Mama und ihren Papa; sie wollte die Augen schließen und wieder in Schottland sein, in der Burg mit Sam und Polly und Aiden. Sie wollte wieder bei ihrer Hochzeitszeremonie sein; sie wollte, dass alles in der Welt wieder in Ordnung war.

Doch wenn sie die Augen öffnete, war sie immer noch hier, ganz allein mit Ruth in dieser fremden Stadt, dieser fremden Zeit. Sie kannte keine Menschenseele. Niemand schien ihr freundlich gesinnt. Und sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte.

Schließlich hielt es Scarlet nicht länger aus. Sie musste weiterziehen. Sie konnte sich hier nicht ewig verstecken und warten. Wo immer ihre Mama und Papa auch waren, dachte sie, irgendwo da draußen mussten sie sein. Sie verspürte einen Hungerstich und hörte Ruth winseln, und sie wusste, dass auch sie Hunger hatte. Sie musste tapfer sein, sagte sie sich. Sie musste da hinaus und versuchen, sie zu finden—und versuchen, für sie beide Nahrung zu finden.

Scarlet trat auf die geschäftige Gasse hinaus, nach Soldaten Ausschau haltend; sie entdeckte Gruppen von ihnen in der Ferne, die die Straßen patrouillierten, doch sie schienen nicht speziell nach ihr zu suchen.

Scarlet und Ruth zwängten sich in die Menschenmassen, hin und her gedrängt, während sie die verwinkelten Gassen entlangspazierten. Es war hier so überfüllt, und die Leute drängten sich in alle Richtungen. Sie kamen an Händlern mit Holzkarren vorbei, die Obst und Gemüse feilboten, Laibe von Brot, Flaschen von Olivenöl und Wein. Sie waren in den vollen Gassen dicht aneinandergedrängt und schrien um Kundschaft. Zu allen Seiten feilschten die Leute mit ihnen.

Als wäre es noch nicht voll genug, waren die Straßen auch mit Tieren gefüllt—Kamelen und Eseln und Schafen und allen Arten von Vieh—die von ihren Besitzern getrieben wurden. Zwischen ihnen hindurch rannten wilde Hühner, Hähne und Hunde. Sie rochen grässlich und machten den lärmenden Marktplatz nur noch lauter, mit ihrem ständigen Wiehern und Blöken und Bellen.

Scarlet konnte spüren, wie Ruths Hunger beim Anblick dieser Tiere größer wurde, kniete sich hinunter und packte sie im Nacken, um sie zurückzuhalten.

„Nein, Ruth!“, sagte Scarlet mit fester Stimme.

Ruth gehorchte widerwillig. Scarlet tat es leid, doch sie wollte nicht, dass Ruth diese Tiere anfiel und unter diesen Leuten große Unruhe stiftete.

„Ich finde Futter für dich, Ruth“, sagte Scarlet. „Versprochen.“

Ruth winselte zur Antwort, und Scarlet verspürte selbst einen Hungerstich.

Scarlet eilte an den Tieren vorbei, führte Ruth weitere Gassen entlang, die sich an Händlern vorbeiwanden, und in weitere Gassen hinein. Dieses Labyrinth schien nicht enden zu wollen, und Scarlet konnte selbst den Himmel kaum sehen.

Endlich fand Scarlet einen Händler mit einem riesigen Brocken gebratenem Fleisch. Sie konnte es von Weitem riechen, der Geruch sickerte ihr in alle Poren; sie blickte hinunter und sah, dass Ruth zu ihm hochblickte und sich die Lippen leckte. Sie blieb gaffend davor stehen.

„Willst du'n Stück kaufen?“, fragte der Händler, ein großer Mann mit einer blutbefleckten Schürze.

Scarlet wollte ein Stück mehr als alles andere. Doch als sie in ihre Taschen griff, fand sie absolut kein Geld darin. Sie griff sich an ihr Armband, und mehr als alles andere wollte sie es abnehmen und diesem Mann verkaufen, um eine Mahlzeit zu erstehen.

Doch sie zwang sich dazu, es nicht zu tun. Sie spürte, dass es wichtig war, und so brachte sie ihre gesamte Willenskraft auf, um sich zurückzuhalten.

Stattdessen schüttelte sie langsam und traurig den Kopf zur Antwort. Sie packte Ruth und führte sie fort von dem Mann. Sie konnte Ruth winseln und protestieren hören, doch sie hatten keine Wahl.

Sie zogen weiter, und schließlich endete das Labyrinth in einem hellen und sonnigen, weit offenen Hauptplatz. Scarlet war vom freien Himmel beeindruckt. Nach all diesen Gässchen fühlte er sich wie das Geräumigste an, das sie je gesehen hatte, mit tausenden Menschen, die darin umhertrieben. In seiner Mitte stand ein Steinbrunnen, und der Platz war von einer enormen Steinmauer umrahmt, die sich über hundert Meter in die Luft erhob. Jeder Stein war so dick, dass sie insgesamt zehnmal so groß war wie sie. Vor dieser Mauer standen hunderte Menschen, klagend und betend. Scarlet hatte keine Ahnung, warum, oder wo sie war, doch sie spürte, dass sie im Zentrum der Stadt war, und dass dies ein sehr heiliger Ort war.