Buch lesen: «Galaxy Kids 2», Seite 2

Schriftart:

Kapitel 3

Kapitel 3

Yxyndor war schwer gezeichnet. Mit diesem Ausgang hatte er nicht gerechnet. Noch immer war er enttäuscht, erbost und vor allem nervös. Die Kids hatten ihn übertölpelt, ihn eiskalt abserviert. Er hatte geglaubt, sie könnten ihm nichts anhaben. Nun, von dieser Vorstellung verabschiedete er sich soeben. Er wusste jetzt, dass sie ihm sehr wohl gefährlich werden konnten. Deswegen glaubte er aber noch lange nicht, sie wären die Auserwählten. Nein, da gehört schon mehr dazu. Mit den passenden Waffen konnte jeder gefährlich werden. Wenn er sie nur richtig einsetzte.

Schon seit Tagen war er in seinem Zweitversteck. Das andere war ja von den Kids überrannt und zerstört wurden. Es bot zwar längst nicht dieselben Möglichkeiten, war aber besser als nichts. Es musste genügen, bis er wieder zu Kräften gekommen war.

Und außerdem hatte er ja auch schon wieder einen Plan. Alles in allem sah es also gar nicht so schlecht aus. Die Barriere funktionierte noch immer; demnach war der Handel mit anderen Völkern und Planeten unterbunden, Yxus hatte immer noch mit den Folgen der Mondverschiebung zu kämpfen - so waren zahlreiche Küstenstädte weiterhin vom Wasser überspült, unzählige Beben ließen die Erde erzittern und Nahrung war noch immer nicht ausreichend vorhanden.

Begeistert klatschte er in die Hände. Es war also nicht alles schlecht.

Er beugte sich ein Stückchen auf seinem Thron nach vorn und starrte mit großen, neugierigen Augen seinen gegenüber an. Dieser zeigte Respekt, aber keine Angst, das imponierte ihm. Er hatte es viel zu oft mit denen zu tun, die sich bei seinem Anblick vor Angst fast in die Hosen machten. Die stotterten, sich verhaspelten und wie Blätter im Wind zitterten.

„Ich hoffe für dich“, begann Yxyndor, mit freundlicher, aber dringlicher Stimme, „das alles zu meiner Zufriedenheit erledigt wurde.“

„Das wurde es, mein Herr, das wurde es“, entgegnete der Gast. „Fortan werdet ihr immer genau im Bilde sein.“

„Ausgezeichnet. Du hast mir einen guten Dienst erwiesen. Ich werde das nicht vergessen. Jetzt kehre zurück! Sollte ich dich erneut brauchen, werde ich dich rufen.“

Damit drehte sich der andere um, eilte aus dem Raum, bestieg den parkenden Shuttle und kehrte in den Herrschaftspalast zurück. Niemand wird jemals erfahren, dass er weg gewesen war, auch nicht, wo er war. Tief in der Nacht hatte er den Palast verlassen und noch vor Tagesanbruch ist er wieder zurück.

Yxyndor sah ihm nach, wie sein Shuttle im dunklen Nachthimmel verschwand. Er lächelte.

Egal ob es sich bei den Kids um die Auserwählten handelte, oder auch nicht. Diesmal war er ihnen mehr als über. Diesmal hatten sie ihm nichts entgegen zu setzen. Das Glück, welches ihnen beim letzten Mal behilflich war, wird ihnen jetzt nichts mehr nützen. Ein weiteres Mal rieb er sich die Hände und sah dabei verträumt in den Himmel zu den Sternen hinauf.

Kapitel 4

Kapitel 4

Die letzten technischen Checks verliefen ohne Vorkommnisse. Oxos Systeme waren wieder vollständig hergestellt. Alles funktionierte so als hätte es den Crash nicht gegeben.

Jetzt ließen ihn die Kids gar nicht mehr allein. Selbst in der Nacht nicht. Sie schliefen in einem angrenzenden Raum, während Oxo wieder an Drähten und Kabeln hing, die seine ganzen zu verarbeitenden Informationen an einen externen Rechner übermittelten. So wurde überprüft, ob sein Informationsfluss den Standards entsprach, oder ob es an irgendeiner Schnittstelle zu Datenverlust kam.

Dann war auch das überstanden. Oxo funktionierte einwandfrei. Wäre er ein Lebewesen, wäre er kerngesund. So aber war er einsatzfähig. Nach Abschluss dieser Tests wurde er aus der Obhut der Techniker entlassen.

Kapitel 5

Kapitel 5

„Was liegt an?“, wollte Robin von Oxo wissen, als sie mit dem Shuttle soeben in einen Steilflug gegangen waren. Die Hauptstadt verschwand unter einer dicken Wolkendecke.

„Ich weiß nicht. Was denkt ihr?“

„Die Barriere …?“, kam es von Nicole, doch dann stockte sie, ohne länger darauf einzugehen.

„Was ist mit ihr?“, wollte Oxo wissen und blickte ihr auffordernd in die Augen.

„Sie muss weg! Die Barriere muss weg!“, antwortete Nicole nach einigen Sekunden.

„Und wie? Wir wissen ja noch nicht einmal wie sie aufgebaut ist?“

„Aber Oxo weiß es!“ Und dann verschränkte Nicole die Arme vor der Brust zusammen. Sie blickte auffordernd zu ihm rüber. Auch die anderen sahen eine Sekunde später zu ihm. In ihren Blicken stand dasselbe. Aber auch Neugier.

„Ich …“

Was sollte er darauf entgegnen? Schon vor Runden hatten sie versucht, die Barriere zu durchdringen, sie zu zerstören. Doch bisher waren sie immer gescheitert. Schiffe, die ihr zu nahekamen, wurden abgeschossen. Oder beim Versuch sie zu durchdringen vernichtet. Kurzfristig war es zwar auch schon gelungen sie zu durchdringen, aber der Riss, das Loch in der Barriere schloss sich schnell wieder. Sie war sich selbst reparierend konzipiert. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte einen Durchgang zu schaffen, nur wenig später verschloss er sich wieder. Bestenfalls stand er einige Minuten offen. Das war aber keine Dauerlösung. Wenn sie jedoch gleichzeitig …?

Oxo zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. Gleichzeitig? Es musste gleichzeitig passieren. Bisher scheiterte es immer daran, dass sie sich auf einen kleinen Abschnitt konzentriert hatten. Was passierte wohl, wenn sie sich auf die gesamte Barriere einschossen? Zum selben Zeitpunkt?

„Vielleicht haben wir eine Chance. Möglicherweise.“

Hastig lief er an den Shuttlecomputer. Und ließ sich eine dreidimensionale Projektion aufzeigen. Nur Sekunden später erschien inmitten des Frachtraums ein Abbild Yxus, das wie von einem rot strahlenden Ball ummantelt ist. Die Ausmaße wirkten erschreckend. Yxus war total abgekapselt. Nur seine beiden Monde und Yxus selbst inmitten dieser Kugel. Der ganze Rest außerhalb.

„Was denkst du?“, fragte Nicole und ging einen Schritt auf ihn zu.

„Ihr habt mich da auf etwas gebracht. Allein haben wir keine Chance. Aber wenn es uns gelingt unsere Jäger zu aktivieren …“ Er hielt einen Moment inne. „Computer, zeige mir die Energiegeneratoren der Barriere auf! Deren Abstände zueinander und die relative Höhe über Yxus!“

Augenblicke später erschienen dutzende, ja hunderte blaue Punkte in der Projektion. Eine ganze Menge. Auf jeden Fall zu viele für sie sechs! Jetzt zeigte sich auch, dass sie in einem perfekten Kreis von sechshundert Millionen Kilometern Abstand zu Yxus standen. Freilich wusste das Oxo schon, aber er hatte es bildhaft vor Augen haben wollen. Er trat einen Schritt darauf zu, studierte das Bild eingehend. Nickte oder schüttelte abwechselnd den Kopf und war dabei ganz in Gedanken. Die Kids ließen ihn gewähren, sahen ihm aufmerksam dabei zu.

„Computer, mit wie vielen dieser Energiegeneratoren haben wir es genau zu tun?“

„Achtzigtausendneunhundertsiebenundvierzig.“

„Was?“

„Wie viele?“

„Das ist doch wohl ein Scherz, oder?“

„Nein, ganz und gar nicht“, bemerkte Oxo mit ruhiger Stimme, sein Blick visierte die Projektion der Barriere an. „Das könnte wirklich klappen.“

„Wie denn? Wie sollen wir das anstellen? Fast neunzigtausend dieser Generatoren? Und wir sind nur sechs?“

„Oh, das spielt keine Rolle.“ Endlich drehte er sich zu ihnen um, doch sein Blick schien immer noch abwesend zu sein. „Warum ist mir das nicht früher eingefallen?“, sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Dann begann er mit ausladenden Schritten durch den Frachtraum zu laufen. Sein nachdenklicher Blick sauste an ihnen vorbei, registrierte sie aber nicht, keinen von ihnen. Fast wie weggetreten. Und er murmelte immer wieder diesen Satz. „Warum ist mir das denn nicht früher eingefallen?“

Die Kids beobachteten ihn, sagten aber kein Wort.

Oxo lief immer schneller, machte nach ein paar Dutzend Schritten an der Wand kehrt und lief denselben Weg bis zur nächsten Wand zurück. Zigmal wiederholte er das, bis Robin einschritt, sich vor ihm hinstellte und fragte, was ihm nicht schon früher eingefallen war.

Verwirrt sah Oxo ihn an. Robin hatte seine Arme auf seine Schultern gelegt, sein Gesicht war direkt vor seinem. Fast wie in einem Schwitzkasten.

„Die hohe Anzahl der Generatoren ist irrelevant. Selbst wenn es eine Million wären. Es spielt keine Rolle.“

„Warum?“ fragte Robin, sein Blick wurde noch bohrender.

Die anderen vier traten neben die beiden und sahen Oxo an, der so aufgeregt wie ein kleines Kind war. Dessen Blick raste von einem zum nächsten.

„Wir müssen in ihr internes Kommunikationssystem eindringen!“

Die Kids sahen ihn weiter eindringlich an, warteten ab, ob da noch etwas mehr kam. Denn das war bisher nicht die Offenbarung, die sie erwartet hatten.

„Die Generatoren kommunizieren untereinander“, begann er, als er ihre Blicke richtig deutete. „Vielfach verschlüsselt zwar. Doch auf jeden Fall vorhanden.“

„Auf jeden Fall?“

„Ich vermute es.“ Oxo machte sofort weiter, noch bevor einer nachhaken konnte. „Dass sie das tun steht außer Frage. Das zeigt schon der Umstand, dass sie sofort eigenständige Maßnahmen einleiten, wenn einer von ihnen ausfällt. Und was sagt uns das? Wenn es gelingt uns in ihr System zu hacken, können wir einen beliebigen Befehl einschleusen.“

„Aha“, entgegnete Marcel. „Schön und gut, aber wenn das so einfach ist, warum seid ihr dann nicht schon früher darauf gekommen? Die Barriere hätte längst vernichtet sein können, gleich nachdem Yxyndor sie errichtet hatte, hättet ihr sie vernichten können. Warum geschah das nicht?“

„Ich … ich weiß es nicht“, stotterte Oxo und das entsprach absolut der Wahrheit. Er hatte keine Erklärung dafür. Ihre Wissenschaftler zerbrachen sich die Köpfe darüber, und dabei schien es so einfach zu sein. Warum ist er nicht schon viel früher darauf gekommen?

„So einfach ist es dann aber doch nicht. Wir müssen die genaue Frequenz finden, dann unseren Befehl einspeisen. Und …“

„Und wir müssen auf einen dieser Generatoren gelangen, nicht wahr?“

„Richtig. Aber genau das ist uns bisher noch nicht gelungen.“

Dann herrschte einige Sekunden Ruhe. Die Kids starrten Oxo an und dieser starrte ebenso unschlüssig zurück. Was jetzt folgte, wollte er lieber für sich behalten, doch die Kids mussten natürlich alles erfahren.

„Wir versuchten es mit kleinen, wendigen Jägern und mit unseren riesigen Kreuzern. Aber auf einen der Generatoren schafften wir es niemals. Es ist schon schwer genug die Barriere zu durchstoßen.“

„Das sind ja rosige Aussichten“, bemerkte Mike, sein Blick wirkte zweifelnd, als er fortfuhr. „Wie kommst du darauf, dass es diesmal gelingt?“

„Nun, ihr habt bewiesen, ihr seid die Auserwählten. Es klappt mit eurer Hilfe, daran glaube ich ganz fest.“ Oxo ignorierte ihre zweifelnden Blicke. „Jenni und Nicole haben bewiesen was sie für hervorragende Pilotinnen sind. Auf ihre Fähigkeiten wird es ankommen.“

„Ich wiederhole meine Frage noch einmal! Wie kommst du darauf, dass es diesmal klappt? Und komm mir bitte nicht damit, wir sind die Auserwählten! Etwas Handfesteres darf es schon sein.“

„Na schön. Als wir auf dem Weg zur Erde waren, flogen wir mit der Yvixi durch die Barriere. Sie war ein spezielles Schiff. Sie sammelte Daten der Barriere, während sie sie durchbrach. Es war das modernste, das wir hatten. Wir konnten sogar einen Virus platzieren.“

„Einen Virus?“, fragte Marcel.

„Wozu braucht ihr uns dann noch?“, wollte Nicole wissen.

„Der Virus ist im Moment noch inaktiv. Er ist in das System eingespeist, aber noch nicht aktiv. Er ist auch getarnt, sonst hätten wir ihn niemals dorthin bringen können.“

„Wie das?“, unterbrach ihn Marcel, der von alldem Feuer und Flamme war. Wissenschaft war von jeher sein Ding; hier war er gerade richtig mitgerissen.

„Das Sicherheitssystem der Generatoren ist derart hoch entwickelt. Yxyndor hat damals wirklich ganze Arbeit geleistet. Als er beauftragt wurde …“

„Moment“, unterbrach ihn Marcel ein zweites Mal. Er ging einen Schritt auf Oxo zu. Hatte er sich verhört? Was hatte Oxo da eben gesagt?

„Na schön“, seufzte Oxo, und ließ die Arme in einer ach zu menschlichen Geste zu Boden sinken. „Vor vielen Runden, noch vor der Zerrüttung mit Yxyndor, konstruierte er die Barriere als eine Art Schutz für Yxus. Nicht alle Rassen meinen es gut mit uns“, gab Oxo fast kleinlaut von sich. „Hin und wieder kam es zu Komplikationen. Und da fertigte Yxyndor die Barriere an. Sie war anfänglich so konstruiert das sie nur bei einer möglichen Gefahr, also einem direkten Angriff hochfuhr. Geschah das nicht, war sie inaktiv. Dann schwebten die Generatoren auf ihren Bahnen, umkreisten Yxus und waren inaktiv. Im Falle einer Gefahr musste nur der Befehl eingegeben werden und binnen weniger Augenblicke hatte die Barriere ihren undurchdringlichen Gürtel errichtet.“ Diese Tatsache zu offenbaren hatte ihm einige Kraft gekostet. Schließlich hatten sie ihrem eigenen Feind, Yxus größter Bedrohung einen derartigen Trumpf in die Hände gegeben …

„Wie sollte der Befehl eingegeben werden? Und an welcher Stelle?“

„Der Plan war gewesen, dass es nur einen Code gibt, der sich immer in den Händen des jeweiligen Herrschers befindet. Natürlich war auch der nicht allein befähigt, die Barriere zu aktivieren. In einer Krisensitzung, an der alle anderen Ratsmitglieder teilnehmen, wurde deren Einsatz beschlossen.“

„Aber etwas ist schiefgegangen, nicht wahr?“, warf Marcel ein. Er ahnte bereits, wohin das lief.

Oxo schluckte. „Ja, so könnte man es nennen. Es kam zur Verwerfung mit Yxyndor. Für seine Arbeit an der Barriere bekam er einen Ratssitz zugesprochen, der ihm aber nicht genügte. Er wollte der nächste Herrscher Yxus werden. Das konnten wir aber nicht zulassen.“

„Doch auch das war noch nicht alles, oder?“

„Nein, war es nicht. Yxyndor hatte sich ein Hintertürchen offengelassen. Nachdem wir ihm diese Bitte abschlagen mussten, zeigte er sein wahres, herrschsüchtiges, gefährliches Gesicht. Er hatte einen weiteren Code hinterlegt. Und mit diesem nahm er uns die Macht über die Barriere. Er riss die Gewalt über sie an sich, setzte sie fortan gegen uns ein. Was uns eigentlich schützen sollte, wurde eine Gefahr für uns.“

Dann schwieg Oxo. Und dieses Schweigen sagte viel mehr aus als es auch nur ein weiteres Wort von ihm gekonnt hätte.

Auch die Kids schwiegen. Dafür sprachen ihre Blicke eine deutliche Sprache. In ihren Augen stand Unglaube. Es war unbegreiflich was sie da eben erfuhren. Das mussten sie erst einmal verdauen.

Endlich beendete Marcel das Schweigen.

„Okay, okay, vergessen wir wie die Barriere entstanden ist. Letztlich zählt ja nur das sie Yxus sterben lässt.“ Er sah seine Freunde der Reihe nach an. Über Nicole zu Jenni, von Mike zu Robin wanderte sein Blick. Oxo ließ er außen vor. „Jetzt müssen wir sie zerstören. Nur darauf kommt es noch an.“ Und dann blickte er endlich auch Oxo an.

„Okay“, fuhr er fort. „Zurück zu unserem Problem. Dieser Virus ist also im Moment noch inaktiv. Und wie bekommen wir ihn aktiv? Was müssen wir tun, damit er die Barriere kollabieren lässt?“

Die nächsten Minuten gehörten Oxo. Er redete allein, die Kids hingen ihm an den Lippen und lauschten seinem Plan. Er beschönigte oder verheimlichte nichts. Er zeigte ihnen auf, welche Versuche bisher fehlgeschlagen waren und was sie gekostet hatten. Seine Stimme war ruhig und selbstbewusst. Und er erklärte jedem von ihnen, was er zu tun hatte.

Kapitel 6

Kapitel 6

Der Jäger raste auf einen der vielen tausend Generatoren zu. Oxo meinte, es wäre egal auf welchen sie ihren Angriff lenkten. Hatten sie erst einmal Zugang, war einer so gut wie der andere.

Nur brauchten sie ihn erst.

Nicole saß im Cockpit, beobachtete die Anzeigen und atmete kaum. Vor Aufregung war ihr ganz schlecht. Dieses Cockpit und das Fluggerät, mit dem sie in den letzten Tagen so viel geübt hatte, dass ihr immer vertrauter erschien, wirkte beängstigend. Das Cockpit war viel zu eng, der Jäger viel zu unsicher. Er kam ihr auch nicht mehr behände und flott vor, sondern plump und träge. Wie sollte sie auch nur einen Augenblick gegen das Verteidigungssystem des Generators bestehen?

Doch sie behielt ihren Kurs bei und flog.

Noch konnte sie kehrtmachen, noch war sie nicht in seiner Sensorenreichweite, noch hatte er sie nicht als potenzielles Ziel ausgemacht. In wenigen Sekunden schon wird das anders sein.

Nicole nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft wirkte trocken, verbraucht, ohne Sauerstoff. Sie glaubte durch Staubflusen zu atmen. Heftige Kopfschmerzen breiteten sich aus, das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf.

Ein weiteres Mal korrigierte sie ihre Flugbahn, auf die von Oxo berechneten Parameter. Sie flog keinen direkten Kurs, sondern steuerte den Jäger in eine Flugroute, die immer haarscharf an ihrem Ziel vorbeiführte. Aber auch diesen Kurs musste sie nach wenigen Augenblicken ändern. So einfach ließ sich das Verteidigungssystem nun auch wieder nicht überlisten …

Eben streifte ihr Blick den Entfernungsmesser. Noch mehr als dreihundert Millionen Kilometer lagen zwischen ihnen, als plötzlich der Ortungsalarm losging. Sie wusste, was das hieß. Der Generator hatte sie soeben als Ziel identifiziert, jetzt peilte er sie an. Der nächst logische Schritt war das abschießen der Laser.

Verdammt, schoss es ihr durch den Kopf, ich bin entdeckt. Nach nicht einmal die Hälfte der Strecke.

Sie flog eine lange Rechtskurve. In der Hoffnung, ihr Kurswechsel veranlasste den Generator, seine Verteidigungsmaßnahmen abzustellen. Der weiterhin laut dröhnende Alarm zeigte ihr, dass es nicht so war. Nicole neigte die Nase ihres Jägers nach vorn und beschleunigte. Aber auch das half nichts. Der Alarm gellte schrill in ihren Ohren.

Reflexartig riss sie das Steuer nach links; in den Cockpitfenstern kippten die Sterne von links nach rechts. Als ganz kleinen winzigen Punkt meinte sie den Generator im schwarzen All zu erkennen. Irgendwo hinter ihr befand sich Yxus. Er war ungefähr so weit entfernt, wie der Generator vor ihr lag. Aber momentan schien er noch sehr viel weiter weg zu sein. Er machte ihr gewaltig Feuer unter dem Hintern, und sie hatte erst die Hälfte der Strecke hinter sich. Sie musste immer noch knappe dreihundert Millionen Kilometer absolvieren. Und auch dann war sie nur unmittelbar in seiner Nähe. Zutritt hatte sie da noch keinen erlangt.

Dass das alles nicht allzu rosig wirkte, war ihr selbst klar.

Sofort schwenkte sie wieder nach rechts, in die Anfangsausrichtung. Sämtliche Sterne, die eben erst nach rechts gekippt waren, schwappten wie die Flüssigkeit in einem Eimer Wasser wieder zurück. Der pfeifende Alarm verkündete unaufhörlich, dass sie weiterhin ins Visier genommen war. Es gelang ihr einfach nicht die Sensoren des Generators auf etwas Anderes anzusetzen. Wie eine Moräne hatten sich diese in ihr Ziel festgebissen.

Geschwindigkeit?

Vielleicht mit etwas mehr Geschwindigkeit?

Sie ließ ihren Jäger schneller werden, hatte nach wenigen Augenblicken das Tempo fast verdoppelt, doch der verdammte Alarm wollte nicht nachlassen. Er setzte sogar noch einen drauf. Er beschränkte sich nicht mehr länger nur darauf, sie mit diesem schrillen pfeifen zu nerven, nein, der Shuttlecomputer drückte das jetzt auch noch verbal aus. „Beschuss steht unmittelbar bevor!“

Großartig, dachte Nicole, genau das hat mir noch gefehlt. Der Schweiß floss in Strömen. Im Cockpit musste es wärmer geworden sein, sie schwitzte wie im Hochsommer. Ihr Fluganzug klebte ihr auf der Haut. Doch es war nicht wärmer geworden. Sie war einfach nur aufgeregt und hatte Angst.

„Beschuss steht unmittelbar bevor!“

„Ja, Mann, weiß ich doch.

Nicole starrte aus dem Fenster, auf den Punkt, von dem sie annahm, es handele sich um den Generator. Noch so weit entfernt. Die letzte Beschleunigung hatte ihn näher gerückt, aber immer noch war er so weit weg. Verdammt, das wird nichts …

„Beschuss erfolgt!“

Dann explodierte ihr Jäger in einem Feuerball.

1,49 €