Die Lohensteinhexe, Teil II

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Die Lohensteinhexe, Teil II
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Kristian Winter (winterschlaefer)

Die Lohensteinhexe, Teil II

Die Erlösung

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Suche

Die Wendung

Die Festnahme

Der Arrest

Der Besuch

Die Zusammenkunft

Die Erlösung

Impressum neobooks

Die Suche

Der Magister wusste um seine Dummheit. Selbstverständlich war er nicht bei Verstand und froh, es überstanden zu haben. Alles Nachfolgende erklärte er sich als etwas Zufälliges, Spontanes. Er war angetrunken und durch den plötzlichen Überfall erhitzt. Hinzu kam ihre unglaubliche Sinnlichkeit, die, zusammen mit ihren Verführungskünsten, ein Übriges tat. Kein Mann konnte dem widerstehen, selbst wenn er noch so prüde war.

Irgendwo schmeichelte es ihm sogar, ihr seine Mannhaftigkeit bewiesen zu haben, trotz attestierter Unfähigkeit. Schon das nahm jeden Verdacht von ihm, sollten irgendwelche Gerüchte aufkommen, womit er aber kaum rechnete.

Nur eines bewegte ihn jetzt noch - sein Versprechen.

Natürlich dachte er nicht daran, sich ihres Kindes anzunehmen, wie er es zugesichert hatte. Gott bewahre! Aber er fände sicher eine andere Lösung. Immerhin verfügte er über genügend Möglichkeiten einer angemessenen Unterbringung. In diesem Fall wäre es ihm sogar eine Herzenssache.

Außerdem wäre es nur gerecht, sich ihr gegenüber erkenntlich zu zeigen. Ja, mehr noch. Er könnte dem Kind, so träumte ihm, eine Bildung zukommen lassen, es fördern und ins Leben geleiten. Das würde auch seinem eigenen einen neuen Sinn geben.

Die Vorstellung vom gütigen Oheim, der sich rührend um eine Waise kümmert, ließ ihn plötzlich etwas empfinden, was ihm bislang unbekannt blieb. Da war ein Ziel, da war das Leben, dachte er voller Enthusiasmus, und wer wusste schon, welch innige Bande einmal daraus entstehen könnten.

So war es nicht verwunderlich, dass es ihn bereits am nächsten Morgen dorthin trieb. Er hatte die Käthe angewiesen, ihn beim Schreiber zu entschuldigen und das, obgleich er für gewöhnlich niemals kränkelte und seine Tätigkeit in der städtischen Kämmerei sehr genau nahm.

Sie fand das zwar seltsam, folgte aber, zumal sie um seine Sprunghaftigkeit wusste. Der Herr von Revenstein als oberster Ratsherr würde seine Unpässlichkeit sicher verstehen. War er doch schon seit langem sein Freund und Gönner, der ihn gegen mancherlei Widerstand im Amt hielt. Folglich wähnte er sich sicher, dass es keine weiteren Nachfragen gäbe.

Also machte er sich auf den Weg zu einem Ort, wohin er aus freien Stücken niemals gehen würde, der ihn jetzt aber geradezu magisch anzog.

Unterwegs traf er auf eine größere Gruppe von Landgesinde. Als sie ihn bemerkten, traten sie ehrfürchtig auseinander. Einige verneigten sich sogar. Er aber beachtete sie überhaupt nicht, sondern schritt grußlos vorüber. Viel zu sehr war er mit anderen Dingen beschäftigt.

Das Siechenhaus war ein altes, windschiefes Gebäude am Stadtrand, wo ausnahmslos Alte und Kranke unterkamen. Es unterstand dem Orden der Karmeliter und somir dem Schutz der Heiligen Jungfrau.

Im Gegensatz zum Landvolk, das sich weitgehend selbst überlassen blieb, gab es für die Bürger der Stadt eine durch Ordensbrüder geleistete Caritas.

Obgleich der Kurfürst Christian Philipp selbst ein Förderer dieses Gedankens war, floss die finanzielle Unterstützung aber nur spärlich, so dass die Zustände dort sehr bescheiden waren. Genau genommen war es eher ein Ort zum Sterben als zum Leben, und die Vorstellung, ausgerechnet hier ein Kind unterzubringen, erschien ihm wie ein Alb.

Die Lebenserwartung der Bewohner war nur gering. Vor allem die ‚Entseelten‘ setzten ihrem Leben oft selbst ein Ende. Manchmal wurden sie auch dazu gedrängt. Beinahe täglich schob man eine Karre voller Leiber vor die Stadt und niemand nahm Notiz davon, wenn sie draußen in einem Graben vermoderten.

‚Venite exultemus domini‘ (kommt herzu, lasst uns den Herren frohlocken) prangte in schwarzen Lettern über dem hölzernen Eingangstor wie eine sarkastische Begrüßung. Der Magister bekreuzigte sich beim Anblick dieser traurigen Stätte.

Als er den Vorhof betrat und sogleich von einer zerlumpten Frau um etwas Brot angegangen wurde, erkundigte er sich beim erstbesten Pater, der ihm über den Weg lief, nach dem alten Joseph Schneidewind.

Der jagte die Bettlerin auch gleich fort und verneigte sich ehrfürchtig. Dann aber bedeutete er ihm, dass der Gesuchte zwar hier sei, aber nicht zu sprechen wäre.

Doch der Magister bestand auf eine sofortige Visite. Die Sache sei von höchster Dringlichkeit und dulde keinen Aufschub, erklärte er ihm. Daraufhin verneigte sich der Mönch abermals und ging mit einem eigenartigen Lächeln und gleichsam empörten Blick voran. Während des Laufens wandte er sich mehrmals um und forderte ihn zum Folgen auf, was er ohnehin schon die ganze Zeit tat.

Dabei stellte er irgendwelche Fragen und sprach von Pater Konradin, dem obersten Prior des hiesigen Stifts und dessen Verdienste um die Erweiterung des Hauses. Doch der Magister reagierte überhaupt nicht, was seine Ehrerbietung noch verstärkte.

Er spürte, dass man ihn hier kannte, aber nicht mochte. Doch das störte ihn nicht. Nachdem er eine schmierige, von Schmutz starrende Seitentreppe erklommen hatte, vernahm er plötzlich ein lautes Brüllen, dann einen Schrei und ein polterndes Geräusch. Der Pater verwies auf die Tür unmittelbar vor ihm, vermied es jedoch, sie zu öffnen, so dass er selbst die Klinke drücken musste.

Kaum hatte er das getan, flog ihm ein Tonkrug entgegen. Er zog den Kopf ein. Dann folgte noch ein weiterer, der neben ihm gegen die Wand schepperte.

Sogleich stürzten zwei Brüder herbei und brachten den Randalierer zu Boden. Dann versuchten sie, ihn in ein Schandbrett zu zwängen, jene hölzerne Fessel, die Kopf und Hände gleichzeitig arretiert. Unterstützt von Tritten und Schlägen gelang es ihnen schließlich.

„Was ist mit ihm?“, erkundigte sich der Magister erschrocken.

„Ich sagte doch, edler Camerarius, er ist nicht zu sprechen“, wiederholte der Pater. „Er hat den Verstand verloren. Kurz nach dem Prozess hatte er eine schweren Zusammenbruch und sich davon nicht erholt. Wir müssen ihn hier gesondert verwahren, sonst ist er eine Gefahr für die anderen.“

Der Gast überzeugte sich selbst von seinem Zustand und trat an ihn heran. In der Tat hatte er Schaum vor dem Maul, seine Augen waren gerötet und sein Gesicht vom Irrsinn verzerrt. Dabei wirkte er beim Prozess noch ganz anders.

„Kann man mit ihm reden?“

„Ihr könnt es versuchen. Manchmal hat er lichte Momente, aber diese werden immer seltener. Dann sieht er Geister, meist seine Tochter und redet mit ihr, oder verflucht das Heilige Tribunal, das sie ihm genommen hat … He Joseph!“, rief er ihm jetzt von der Tür aus zu. „Wie geht es dir heute? Du hast Besuch! ... Man muss es langsam tun, dann reagiert er auch“, setzte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

Man sah, wie der Alte litt. Er rang nach Luft und konnte kaum atmen. Zweifellos war die Öffnung in diesem Brett für seinen Hals zu klein. Doch die Brüder hatten die Schrauben so fest gedreht, als wollten sie ihn für seinen Ungehorsam strafen. Erst als er blau anzulaufen begann, lockerten sie diese etwas, doch nur so viel, dass er gerade noch so röcheln konnte.

Der Besucher war angewidert.

Dem Pater blieb das nicht verborgen und er ergänzte entschuldigend, dass das notwendig sei, da man ihn anders nicht zügeln könne. Gegen Schmerz sei er immun und bringe sich manchmal sogar absichtlich Verletzungen bei. Erst gestern habe er einen Bruder gebissen, worauf der eine schlimme Verletzung erlitt.

Der Magister mochte das nicht länger mit ansehen und hatte nur einen Gedanken - das Kind. Er musste es retten, also erkundigte er sich nach ihm.

„Welches Kind?“, fragte daraufhin der Mönch verwundert.

„Das Kind seiner Tochter. Sie gab an, es wäre bei ihm.“

„Hier? Das ist unmöglich! Seht doch selbst! Hier ist kein Kind und war es auch nie.“

Der Magister war für einen Moment wie vor den Kopf geschlagen, bat dann aber darum, mit ihm allein zu reden. Es würde sich sicher alles schnell klären.

„Allein? Aber Dominus, er wird wieder …“

„Silentium! - Was ich zu sagen habe, geht nur ihn an! Und jetzt nehmt ihm endlich dieses Ding ab, ihr bringt ihn ja um!“

Widerstrebend folgten die Brüder und befreiten ihn von der Klammer. Kaum hatten sie ihn verlassen, schloss der Gast die Tür und schob den Riegel vor. Dann wandte er sich dem Alten zu, der ihn noch immer irrsinnig anstarrte.

Plötzlich aber, in einem Moment der Unachtsamkeit, ergriff dieser eine Flasche. Doch bevor er sie werfen konnte, trat sie ihm sein Gegenüber aus der Hand.

Mit dem Knie drückte er ihn zu Boden, packte ihn am Kragen und versetzte ihm zwei schallende Ohrfeigen. „Wagst du das noch mal, schlage ich dich tot!“, drohte er ihm an.

 

Dann aber, als käme er zur Besinnung, straffte er seine Soutane und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Er legte den Hut beiseite und schlug die Beine übereinander.

„Hör zu, du Narr, was ich dir zu sagen habe“, begann er. „Deine Tochter ist als Hexe überführt und ich habe ihr die letzte Ölung gegeben. Sie bat mich darum, mich ihres Kindes anzunehmen, und jetzt kann ich auch verstehen, warum. Also, wo ist es?“

„Ich weiß es nicht, oh, ich weiß es nicht“, jammerte der Alte immerfort und massierte seine schmerzende Hand, die durch den Tritt offenbar verletzt wurde.

Das befremdete den Besucher. Entweder er begreift nicht oder er misstraut mir, dachte er und beschloss, deutlicher zu werden.

„Hör zu, Josef Schneidewind. Ich habe dir eine Frage gestellt und erwarte eine Antwort. Anderenfalls kann ich dir ja auch das Brett wieder umlegen. Wie würde dir das gefallen?“

„Ich weiß es nicht.“

„Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Nein, aber wenn ich es doch nicht weiß?“

„Was soll das heißen? War es etwa gar nicht hier?“

„Ich weiß es nicht, mein Fürst, wirklich nicht!“

Da platzte dem Magister der Kragen und er forderte ihn auf, sich endlich zusammenzunehmen, immerhin ginge es um den letzten Wunsch seiner Tochter, und der sollte ihm heilig sein.

Daraufhin kicherte der Alte, was den Besucher verärgerte. Er wiederholte seine Frage. Als der aber nicht zu kichern aufhörte, packte er ihn am Kragen und schüttelte ihn so heftig, daß ihm die Zähne klapperten.

„So versteh‘ doch. Ich muss dem Kind helfen!“ Schon wollte er ihn erneut schlagen, hielt aber verdutzt inne. „Wieso nennst du mich Fürst?“

„Das wisst Ihr doch genau.“

„Was weiß ich genau?“

Mit einem Male erstarrte der Alte, wurde bleich wie eine Wand und meinte, sie wäre hier, direkt hinter ihm.

„Wer ist hier? Wen meinst du?“ Der Magister drehte sich in die Richtung, wohin er zeigte, konnte jedoch nichts erkennen.

„Niemand ist hier!“, sagte er.

„Doch! Dort drüben, neben dem Fenster! Sie lächelt uns an!“

Erneut wandte sich der Magister um, konnte aber wiederum nichts entdecken.

„Nimm dich endlich zusammen und beantworte meine Frage!“, schrie er ungehalten.

„Ich darf es aber nicht! Sie verbietet es mir!“

„Niemand verbietet es dir! Und jetzt rede endlich, du Lump!“

Da kicherte dieser Narr erneut: „Ach, so ist das. Jetzt verstehe ich. Ihr habt sie verführt in der letzten Nacht. Und jetzt plagt Euch das Gewissen.“

Der Besucher war jetzt völlig verdutzt. Er verstand das nicht. Selbst wenn dieser Vorwurf zutraf, schockierte ihn der Umstand, dass er davon wusste.

Aber das war Zufall, nichts als ein dummer Zufall, dachte er und hatte Mühe, sich zusammenzunehmen.

„Immer, wenn Vollmond ist, sind ihre Kräfte am stärksten“, erklärte der Alte augenzwinkernd. „Aber Ihr habt Euch in ihr getäuscht, nicht wahr? Habt geglaubt, es wäre nur mal so, hahaha!“

„Interessant, was du so erzählst.“

„Sie hat Euch auserwählt. Das ist Euer Verderben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie Euch holen wird. Ihr werdet sehen“.

„Lass‘ diesen Unsinn. Sag‘ mir lieber, wo das Kind ist“, fuhr ihn der Magister erneut an.

„Kindlein hier und Kindlein da, hahaha. Wer vermag es schon zu finden in diesem ganzen Trallala.“

Das Gesicht des Gastes verfinsterte sich. Dann verlor er die Beherrschung. Blitzschnell zog er die Misericordia aus seinem Ärmel und drückte sie ihm unters Kinn. „Du sagst mir auf der Stelle, wo es ist …“

Jetzt endlich schien der Alte zu begreifen, wie ernst es dem anderen damit war. Augenblicklich kam Todesangst in seine Züge und er begann zu wimmern: „Ich schwöre es, edler Camerarius, sie hat kein Kind. Sie hat auch nie eines besessen. Das ist alles gelogen.“

„Warum sollte Sie das tun?“

„Das fragt Ihr mich?“, schrie der Alte plötzlich auf und klopfte sich energisch gegen die Brust, ungeachtet des Messers an seiner Kehle. „Ihr wolltet doch belogen werden. Der ganze Prozess war eine einzige Lüge! Hauptsache, es passt ins Protokoll!“

„Ach, du bist nicht bei Verstand.“ Der Magister stieß ihn angewidert fort. Er war so durcheinander, dass er gar nicht merkte, wie er aufstand und voller Unruhe im Zimmer auf- und ablief. Oh Gott, all seine Visionen und Träume begannen zu zerbrechen, kein Kind, kein Glück, so einfach war das. Zurück blieb nur ein Scherbenhaufen. Schon dafür sollte er ihm den Dolch in den Kiefer rammen.

Er hätte nicht sagen können, was jetzt in ihm vorging. Er wusste nur eines, dass er es nie wieder erleben mochte.

„Was hat das damit zu tun? Ich meine, das macht doch keinen Sinn. Wieso sollte sie mich mit dem Kind belügen? Das hat doch auf den Tatvorwurf keinen Einfluss?“

„Alles, was sie sagt und tut, ist gelogen, hat aber dennoch Einfluss. Habt ihr das noch nicht bemerkt?“

Er blieb stehen und sah ihn entgeistert an. „Wie meint du das?“

„Sie ist eine Hexe.“

Dieser Satz kam so unerwartet, dass es ihm die Sprache verschlug.

„Ja, wie denn? .. .Natürlich ist sie das. Deswegen wird sie ja auch brennen. Nur wüsste ich gern die Wahrheit, die ganze Wahrheit, meine ich“, korrigierte er sich, darüber erschrocken, sich so plump verfangen zu haben.

„Hahaha, die Wahrheit ist die größte Lüge. Und wenn Ihr mich zu Tode prügelt, ich weiß sie nicht. Niemand weiß sie, außer Marie selbst. Aber sie wird darüber nichts verraten, weil sie einen Eid geschworen hat.“

„Einen Eid, auf wen?“

„Auf ihren Herrn.“

„Welchen Herrn?“

„Ihren Fürsten.“

Der Magister verstand das alles nicht. Wie konnte man sich nur so verändern? Dabei hatte er im Prozess noch ganz anders geklungen, nämlich wie ein Vater.

Er nahm eine würdevolle Haltung an und hatte alle Mühe, seine Abscheu zu verbergen. „Du solltest dich schämen, Josephus Schneidewind. Der bist du doch, oder? Manchmal denke ich, aus dir spräche ein ganz anderer.“

„Vielleicht bin ich das? Wer kann das wissen, hihihi, womöglich der Leibhaftige selbst?“

„Du jämmerlicher Wicht, opferst dein eigenes Kind! Aber selbst eine Verworfene hat ein Recht auf Verständnis und als aufrechter Christ ist es meine Pflicht, ihr beizustehen.“

„Oh, wie edel von Euch. Was glaubt Ihr damit zu erreichen?“, fragte der Alte mit schiefem Lächeln. „Ihr seid ihr doch schon längst verfallen und wisst es gar nicht. Ich bedauere Euch!“

„Bedauere dich lieber selbst, denn Du bist das Letzte, was mir jemals untergekommen ist. Möge dir der Herr vergeben!“

Mit diesen Worten nahm er seinen Hut und verließ ihn, ohne sich noch einmal umzuwenden.

Auf dem Rückweg war er noch erregter als zuvor. Wenn er Aufklärung erhofft hatte, war sein Durcheinander jetzt nur noch größer. Er war überzeugt, dass der Alte log. Es gab ein Kind, nur wollte er es ihm vorenthalten.

Nun gut, er misstraut mir, das ist auch verständlich, dachte er folgerichtig. Nur, woher wusste er von der letzten Nacht? Das war doch unmöglich. Auch sie hatte ihn ‚Fürst‘ genannt. Wieder nur ein Zufall?

Zu Hause angekommen, zerschlug er vor lauter Wut einen Krug, denn er wollte sich nicht eingestehen, dass er sich so irren konnte.

Bisher verliefen alle Prozesse nach dem gleichen Muster; noch niemals kam es zu Irritationen. Gewiss erschien mancher Zufall bei oberflächlicher Betrachtung sonderbar. Doch gab es für alles eine logische Erklärung. Das war seine feste Überzeugung.

Wo war nur sein Verstand geblieben? Wieso konnte er sich nicht beherrschen? Er empfand das als Kränkung. Doch noch einmal in den Turm zu gehen und sie zur Rede zu stellen, wagte er nicht.

Hatte er etwa Angst? Lächerlich. Er war nur noch nicht hinter ihr Geheimnis gekommen. Das war alles, und je mehr er darüber nachdachte, je weniger verlangte es ihm danach. Die einzige Lösung war ihr baldiger Tod.

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