Aus dem puren Leben gegriffen Teil 7

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Aus dem puren Leben gegriffen Teil 7
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Klaus Fleischer

Aus dem puren Leben gegriffen Teil 7

Verirrte Gedanken

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Wie immer – das Vorwort, nicht das Vorspiel

Gott sprach: „Es werde Licht“

Arbeit (s) los

Das Superangebot

Ein Teufelskreis

Kettenreaktion

Die großen Tage im Wandel der Zeit

Impressum neobooks

Wie immer – das Vorwort, nicht das Vorspiel

Nachdem ich nun schon 6 (in Worten sechs) geistige Entgleisungen mittels Zweifinger Adlersystem in meine Computertastatur gehämmert habe, folgt zwangsweise Nummer sieben. Ich weiß nicht, welche Flöhe mich reiten, aber es muss sein. Es sprudelt einfach aus meinen verworrenen grauen Zellen und ich weiß noch nicht wo und wie das endet. Vielleicht einmal in einem aus dicken Gummi verkleideten Raum in einer der vielen Fachkliniken. Was soll es. Da muss ich und Ihr, die 3-5 treuen Leser durch. Also lest oder lasst es sein.

Gott sprach: „Es werde Licht“

Nehmen wir am Anfang doch ganz einfach das, womit am Anfang eben alles so anfängt.

Die Geburt eines neuen Erdenbürgers.

Natürlich nicht irgendeines neuen Erdenbürgers sondern eines Menschen. So wie du und ich oder auch wie er und sie.

Wie geschah dieses „Wunder“ vor ca. 69 Jahren?

Kann der eine oder die eine sich noch dunkel daran erinnern?

Nicht?

Dann versuchen wir doch einmal dieses mehr oder weniger freudige Ereignis ganz bescheiden und nicht ganz wissenschaftlich perfekt fundamentiert zu beleuchten.

Es ist finsterste Nachkriegszeit. Überall herrscht Chaos und Weltuntergangsstimmung. Einige Krankenhäuser mit den darin befindlichen Entbindungsstationen haben dank eines großen roten Kreuz auf ihrem Schindeldach überlebt. Fahrbare Untersätze gibt es nur gegen einige Stangen amerikanische Zigaretten und dann fangen irgendwo in dieser Welt; sagen wir mal in Ober- oder Unterschlotterbach die Wehen an zu wehen.

Das kann ja eigentlich nicht viel werden. Aber die Not macht bekanntlich erfinderisch und verschafft einen hellen Geist.

Hans-Peter ist vor genau zehn Monaten mit einer kleinen Schramme, welche er sich beim Brombeeren pflücken an der Ostfront zugezogen hat, ins nicht mehr vorhandene „Deutsches Reich“ zurück beordert worden.

Natürlich ausgehungert in jeglicher Hinsicht und scharf wie „Oscars Lumpi“. Seine einst, vor seinem Ritt in die Großherzogliche Zukunft, ihm angetraute Gunhilde hat auch mit einem Eimer voller vergossener Tränen auf ihren strammen „Max“ gewartet.Einige schlaflose Nächte, durchgeschwitzte Matratzen und vergessenen knurrenden Magen und das Werk ist vollbracht.

Nun kommt, was biologisch relativ unvermeidlich ist – es wächst das zarte Bäuchlein der Heimkehrerfrau zu einer überdimensionalen Melone. Natürlich entwickelt sich in dem gleichen Zeitraum auch des Ritterkreuzträgers dünne Rippe zu einem wohlgenährten Stammeshäuptling, aber beides hat nun mal seine eigene Ursache.

Und es kommen sie. Die alles entscheidenden und nicht mehr zu verhindernden Wehen und sie scheren sich einen Teufel, welche Jahreszeit, welcher Uhrzeit und welches geschichtliche Datum gerade im Kalender steht. Und es kommt des alten Frontkämpfers Angstschweiß, welchen er noch nicht einmal an der bitterkalten Ostfront im Kugelhagel aus östlicher Richtung erlebt hat.

Nun heißt es nur noch die wenigen, übrig gebliebenen Nervenstränge zu ordnen und in schönster Sommerhitze von 32 Grad Celsius zum nächsten Bauern zu traben, um eventuell ein 1 PS Fortbewegungsmittel zum Krankenhaus in die Stadt zu ergattern.

Telefon? Was ist das in dieser sagenumwobenen Zeit?

Beim dritten Bäuerlein dann endlich einen alten Klepper nebst angehangenen fahrbaren Untersatz erhandelt, den Hühnereierbestand aus dem eigenen Stall für die nächsten drei Jahre an den Fuhrwerksverleiher verpfändet und dann im schweinischen Tempo mit der werden wollenden Mutti ins 12-22 Kilometer entfernte Städtchen gerast.

Dort nach einer wilden Jagd um Minuten und Sekunden das wackelige Zugtier beiderseitig durch hilfreiche, arbeits- und gedankenlose, rein zufällig in Massen anwesende Stadteinwohner, gegen dessen kraftloses Umfallen, gestützt.

Nun nur noch mit Megafonstimme nach dem herumlungernden Krankenhauspersonal gerufen, die ebenfalls mittlerweile in der gleichen Lautstärke brüllende Weiblichkeit auf eine herbei geschobene Trage aus dem achtzehnten Jahrhundert gewuchtet und nun fehlt nur noch eine Fachkraft für alles was ans düstere Licht der Welt will.

Diese, im Moment nur männlich und im leicht angesäuselten Zustand vorhandene Person kümmert sich dann mit all seinem vor unzähligen Jahren auf irgend einer seltsamen Uni angeeigneten Fachwissen um das wehende Frauenzimmer. Der Frontkämpfer derweil liegt im Wachkoma in irgendeiner der vielen rein zufällig vorhandenen Ecken des Krankenhauses herum.

Dann erschallt durch alle vorhandenen und total überbelegten Krankenhausräumlichkeiten eine Stimme, welche dem Megafonvater sehr ähnlich ist und diesen dann schlagartig aus seinem Krankenhauseckentiefschlaf weckt.

Ein Mann ist Vater geworden und eine Frau ist eine Mutter geworden, obwohl sich beide rein äußerlich nicht im geringsten verändert haben.

Wir schreiben das Jahr 1948 und Klaus hat sich der Überschrift angenommen; Gott sprach: „Es werde Licht.“ Und es ward Licht, irgendwann nach einigen Wochen, nachdem der Wonneproppen von einem Jungen durch seine eigenen Linsen glotzen konnte.

Und wie, meine Damen und Herren, meine Väter und Mütter, meine noch nicht Väter und noch nicht Mütter, ist das heute mit diesem anderen Umstand in der Natur der Frauen?

Heute ist unsere Welt technisiert, modernisiert, automatisiert, frisiert und trockengelegt. Uns geht es prächtig. Keine nennenswerten Kriegsschäden sind in Mitteleuropa mehr zu erspähen. Keine größeren Probleme drücken in den Schuhen der wachsenden Bevölkerung.

Die Betonung liegt hier eindeutig auf „wachsend“, denn auch heute noch soll es trotz „Eine-Nacht-Stehern“, unzähligen Beischlaffolgenverhinderungsmitteln, eheähnlicher Verbindungen und gleichgeschlechtlicher Hochzeitsfeier zu diversen Kürbisbäuchen bei der einen oder auch mal anderen weiblichen Person zwischen dem zwölften und zweiundachtzigsten Lebensjahr kommen.

Dann haben wir fast das gleiche Malheur, wie wir es vor 69 Lenzen oder sogar noch weit davor immer wieder erleben konnten.

Es kommt. Natürlich ist es vor ca. neun Monaten schon einmal gekommen, aber damals voller Lust, Leidenschaft und beiseite gelegtem Gehirn. Jetzt und hier heißt es aber, Gehirn einschalten und den unvermeidlichen Stress über seinen muskulösen männlichen Körper ergehen lassen. Auch heute ist es wie schon zu allen Zeiten der Weltgeschichte.

Die Kürbisbäuche lächeln trotz mörderischer Schmerzen in der Lendengegend allen ziellos umher irrenden werdenden Väter in deren vor blankem Entsetzen zu Mülleimerdeckel mutierten Sehorganen. Da die männliche Psyche trotz aller ihnen im Verlaufe der Geschichte der Menschheit auferlegten Strapazen und Herausforderungen nicht im geringsten an Stärke gewonnen hat, liegen die Nervenstränge der „Männlichkeit“ auch im heutigen Zeitalter bei dem Anblick einer werdenden Mutter total blank.

Trotz Fitnessstudios, harte Knochenjobs und Antistressmittel vom Hausarzt – die Männer der Schöpfung bleiben wie sie sind. Im Ernstfall alle durch die Bank das „schwache“ Geschlecht.

Aber wir sind Gott sei dank heute etwas, ein klein wenig weiter, als vor 69 Jahren. Es gibt nun Telefone und sogar schon Kommunikationsgeräte, welche dauerhaft ans rechte oder linke Ohr angewachsen sind (meist aber bei den weiblichen Gesprächsteilnehmern).Es gibt heute Fuhrwerke mit mehr als 200 Pferdchen unter einer Blechhaube und es gibt wunderschön schnelle Krankentransportautos. Es gibt fast an jeder Ecke ein Kreis- oder Eckenkrankenhaus und darin unzählige nette Doktoren, Krankenschwestern, Hebammen, Urologen, Virologen, angelogen und super scharfe Empfangsdamen (letztere aber nur in den Augen der tapferen Schneiderlein, ähm, Männer).

Also läuft die ganze werdende Angelegenheit heute doch schon etwas geordneter ab, als damals der Wonneproppen Klaus in die unbarmherzige Welt geschleudert wurde.

Der werdende Vater muss heute zwar nicht mehr über Stock und Stein traben, um einen fahrbaren Untersatz ins nächste Städtchen zu ergattern, aber auch er hat standesgemäß seine ihm zugeordneten Problemchen.

Mit schweiß tropfenden und schon leicht in eine totale Verkrampfung verfallenden Bauarbeitergriffel hat der gute Mann die Tasten des Telefons schon knapp drei Millimeter ins Gehäuse befördert, um so etwas wichtiges wie ein Taxiunternehmen oder einen Krankenwagen zu erreichen. Unzählige Male hat sich der starke Mann ein wenig auf den schwarzen Plastikwürfelchen vertan und dadurch diverse Aufregung im Umkreis von einigen Randkreisgebieten hervor gerufen. Nach knapp einer Stunde Schwerstarbeit mit dem Kommunikationsgerät stehen dann drei Freiwillige Feuerwehren, sechs Pizzadienste, zwei Damen des erotischen Gewerbes, ein Hausmeisterdienst und der Oberbürgermeister vor der weit geöffneten Wohnungstür.

 

Die alles beherrschende Kürbisbauchdame hat sich derweilen dank eigenem Handy und herbeigerufenen Taxi in den vorgewärmten Kreissaal begeben und unter Aufbringung all ihrer angeborenen Herkuleskräfte einen stattlichen Heinz-Bernhard zur Welt befördert. Natürlich haben der guten Frau bei ihrer Schwerstarbeit zwei Hebammen, ein Geburtshelfern und sechs Krankenschwestern zur Seite gestanden. Aber die gewordene Mutter hätte das ganze Theater mit Leichtigkeit auch in jedem Winkel der Erde ganz allein über die Runden bekommen.

So kann man doch unschwer erkennen, wie sich doch die Zeiten ändern, aber niemals die Menschen, welche die Zeiten immer wieder selbst geprägt haben.

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