Die Nadel des Todes

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Die Nadel des Todes
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Der Autor wurde 1944 in Chemnitz geboren. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und ist seit 1966 im erzgebirgischen Annaberg beheimatet. Nach Abschluss seines Studiums in der Fachrichtung Maschinenbau war er als Technologe, Technischer Leiter und Bauleiter in verschiedenen Einrichtungen tätig. Das Buch ist die zehnte Folge der Ermittlungen von Hauptkommissar Ullmann.

Weitere Werke von Joachim Bräunig:

1 Ein rätselhafter Mord

2 Aus Lust zum Mörder

3 Mord als letzter Ausweg

4 Der eiskalte Mörder

5 Tod im Fitness-Studio

6 Das geheimnisvolle Merkmal

7 Ein Fluch aus der Vergangenheit

8 Was geschah mit Lotte L.

9 Die Magie der Sucht

Joachim Bräunig

DIE NADEL DES TODES

Kriminalroman

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2016

Bibliografische Information durch die

Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

1

Im Zimmer der Brandenburger Mordkommission herrschte helle Aufregung, denn die Mitarbeiter hatten sich zu einem seltenen Anlass zusammengefunden. Alle Anwesenden waren bester Laune und verzehrten genüsslich die auf einem Büfett vorbereiteten und liebevoll aufgestellten Leckereien und Spezialitäten. Die Hauptkommissare Ullmann und Schlosser, sowie die Kommissarin Jana Schubert hatten zu einen kleinen Abschiedsessen eingeladen. Die Kriminalisten hatten bereits vor längerer Zeit einen gemeinsamen Urlaub geplant und nach mehreren Versuchen war vergangene Woche dieser vierzehntätige Urlaub vom Polizeipräsidenten genehmigt worden. Auf Grund der Freude, bezüglich des nun endlich stattfindenden gemeinsamen Urlaubes, hatten sich die Kommissare zu dieser Geste entschlossen, was ansonsten im Dezernat nicht üblich ist.

Die befreundeten Hauptkommissare Ullmann und Schlosser hatten bereits mehrere Male gemeinsame Ausflüge und Wochenendtrips unternommen, aber ein gemeinsamer Urlaub war stets an beruflichen Verpflichtungen gescheitert. Die Ehefrauen der Kommissare verstanden sich sehr gut und verabredeten sich oftmals zum gemeinsamen Shopping. Die Grillfeste, welche die Familie Ullmann sehr gern veranstaltete und zu denen die Familie Schlosser stets gern gesehen war, waren immer ein Spektakel und in der Gartenkolonie bekannt, wobei es nie zu irgendwelchen Streitigkeiten kam, sondern im Gegenteil, des Öfteren setzten sich Nachbarn oder andere Gartenbesitzer einfach zu den Grillfesten hinzu.

Die Tätigkeit der beiden Kommissare war allgemein bekannt und sie wurden sehr verehrt, wobei sie sich auch hin und wieder einen derben Scherz gefallen lassen mussten, der aber stets mit einem Augenzwinkern verbunden war.

Die Frau des Hauptkommissars Ullmann war in der Verwaltung des Finanzamtes in Brandenburg tätig und war allgemein sehr beliebt, weil sie bei ihren Entscheidungen immer die menschlichen Aspekte zu berücksichtigen versuchte. Sie ging immer adrett gekleidet, ohne besondere Aufmerksamkeit erwecken zu wollen, was ihre Erscheinung noch mehr betonte. Sie hatte ein entschlossenes und sehr selbstbewusstes Auftreten. Ihre blonden, leicht gewellten Haare trug sie stets offen, wobei die Länge ihres Haares auch das Tragen eines sogenannten Pferdeschwanzes zuließ, aber sie betonte stets, dass dies nicht zu ihrem Alter passe. Auf das Leben mit einem Hauptkommissar hatte sie sich schnell eingestellt und unterstützte ihn bei seiner verantwortungsvollen Tätigkeit mit all ihren Möglichkeiten. Sie versuchte, die alltäglichen Probleme von ihm fernzuhalten und nicht damit zu konfrontieren. Die ersten Jahre nach der Geburt ihrer zwei Kinder war sie zu Hause geblieben und hatte sich um ihre Erziehung zu großen Teilen allein gekümmert, was sie auch mit großer Freude und Hingabe tat. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Mann beruflich sehr eingespannt und hatte gute Chancen auf eine Beförderung und einen weiteren Aufstieg.

Ihre Ehe verlief trotz der großen persönlichen Belastung beider sehr harmonisch und ihre Kinder sind gleichfalls auf einem guten Weg in ihrer beruflichen und privaten Entwicklung. Sie hatte immer Verständnis, wenn ihr Mann aus beruflichen Gründen wieder für längere Zeit auf Dienstreise gehen musste und sie allein zu Hause blieb. Sie war nie in Versuchung gekommen, ihren Mann zu betrügen, obwohl sie genügend Gelegenheit gehabt hätte und auch sie konnte sich der Treue ihres Mannes sicher sein. Sie hatten sich ein schönes Zuhause in einem kleinen Einfamilienhaus eingerichtet, aber sie liebten beide die Wochenenden in ihrem Gartenhäuschen. Ihre Kinder, die beide auswärts tätig waren und wohnten, besuchten sie, sofern es ihre Zeit zuließ.

Die Frau des Hauptkommissars Heinz Schlosser war eine sehr agile und freundliche Frau, die in der Brandenburgischen Klinik als Stationsschwester tätig war. Sie war ebenso, wie Frau Ullmann, eine charmante Erscheinung und legte auf ihr Äußeres viel Wert, was ihr Mann sehr schätzte. Sie hatte pechschwarzes kurzes Haar, welches sie stirnseitig als Ponyfrisur trug. Beide Frauen hatten sich bei einem Polizeiball kennengelernt und waren sich vom ersten Augenblick an sympathisch und im Laufe der Zeit entwickelte sich, auch zur Freude ihrer Ehemänner, eine Freundschaft. Die beiden Frauen hatten eine Vorliebe für gute, aber nicht aufdringlich wirkende Kleidung und trafen sich deshalb oft zu gemeinsamen Einkäufen, was immer mit einem Cafébesuch verbunden wurde.

Die Familien Ullmann und Schlosser hatten einen gemeinsamen längeren Urlaub wiederholt ins Auge gefasst, waren sich jedoch über dessen Gestaltung nicht einig geworden, da die Familie Ullmann sehr gern an die Ostsee fuhr, währenddessen die Familie Schlosser gern einmal an der Nordsee Urlaub machen wollte. Schließlich hatten sich beide Familien darauf geeinigt, zunächst den gemeinsamen Urlaub zu beantragen und danach wollten sie über das Urlaubsziel entscheiden. Zu ihrer großen Überraschung wurde dieser dieses Mal von ihrem Vorgesetzten sofort genehmigt, was eigentlich nicht zu erwarten war, da beide als Leiter ihrer Abteilungen tätig waren. In den zurückliegenden Jahren wurde es stets abgelehnt, da es des Öfteren geschah, dass sie sich beide in ihren Funktionen gegenseitig vertreten mussten. Hauptkommissar Klaus Ullmann war als Leiter der Mordkommission und Hauptkommissar Heinz Schlosser als Leiter tätig.

Während eines ihrer Gespräche über den gemeinsamen Urlaub war eine Mitarbeiterin der Mordkommission, Kommissarin Jana Schubert, anwesend und hatte gespannt den Gedanken ihrer Kollegen zugehört. Nach einigen Minuten sagte Jana zu den Männern: „Ich will dieses Jahr mit meinem Freund mit einem Wohnmobil an die Nordsee fahren.“

„Sie haben sich aber viel vorgenommen“, sprach Heinz Schlosser.

„Wieso?“

„Solch ein Wohnmobil hat sicher einen stattlichen Preis.“

„Wir wollen kein Wohnmobil kaufen.“

„Sondern?“, fragte Klaus Ullmann, der gespannt zuhörte.

„Wohnmobile können zu einem günstigen Preis gemietet werden. Wir haben uns bereits erkundigt, der Preis ist durchaus erschwinglich. Wir stellen uns eine Urlaubsgestaltung mit einem Wohnmobil sehr schön vor, man ist unabhängig und kann einen Stopp einlegen, wo man Lust hat und kann den Urlaub nach eigenen Wünschen gestalten, ohne abhängig zu sein“, schwärmte Jana Schubert.

 

Die beiden Kommissare hatten der begeisterten Jana hellhörig zugehört und beide hatten den gleichen Gedanken und überlegten die Möglichkeit eines derartigen Urlaubes.

„Ist die Mietung eines solchen Gefährtes kurzfristig möglich?“, fragte Schlosser.

„Es gibt mehrere Möglichkeiten, entweder über das Internet oder eine direkte Vermietungsfirma, wovon es in Brandenburg zwei gibt“, erwiderte Jana.

Die beiden Kommissare schauten sich an und warteten, bis Jana Schubert sich entfernte, um danach das Gespräch bezüglich ihres gemeinsamen Urlaubes fortzusetzen.

„Wie findest du diese Möglichkeit?“, fragte Ullmann.

„Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich diese Urlaubsvariante nicht übel finde. Es wäre etwas ganz Neues.“

„Was denkst du, werden unsere Frauen davon halten?“

„Ich kann mir vorstellen, dass Ulrike diesem Gedanken aufgeschlossen gegenüber steht. Du kennst sie ja gut und weißt, dass sie für verrückte Ideen immer zu haben ist.“

„Ich weiß, aber diese Idee wird sie auch überraschen. Sag jetzt ehrlich, was denkst du über einen gemeinsamen Urlaub mit einem Wohnmobil?“

„Ich kann es mir gut vorstellen, wobei ich mir über den Aufenthaltsort nicht sicher bin. Vielleicht wäre es besser einen ständigen Standort zu wählen und nicht laufend von einem Campingplatz zum Nächsten zu fahren.“

„Darüber können wir später sprechen, wenn wir uns mit unseren Frauen verständigt haben und möglicherweise zu einer gemeinsamen Auffassung gekommen sind“, sprach Klaus Ullmann.

Zu ihrer Überraschung stimmten die Frauen sofort zu. Die beiden waren begeistert und gratulierten ihren Männern zu dieser grandiosen Idee, wobei diese gestanden, dass ihre Mitarbeiterin Jana Schubert den Anstoß gegeben hat.

„Ich habe eine Frage, wollt ihr mit einem oder zwei Autos fahren?“, meldete sich Beate Ullmann zu Wort.

Die Kommissare schauten sich an, denn darüber hatten sie bisher nicht nachgedacht und sie wussten auf Anhieb keine Antwort darauf.

„Ich schlage vor, wir fahren mit zwei Autos“, sagte Ulrike Schlosser.

„Ich schließe mich diesem Vorschlag an“, stimmte Beate Ullmann zu.

„Das ist günstig, da können wir uns beim Fahren ablösen und es muss nicht einer die ganze Strecke allein fahren“, gab Frau Schlosser zu bedenken.

„Wir haben das Ziel unseres Urlaubes noch nicht festgelegt“, gab Ullman zu bedenken.

„Es geht auf jeden Fall an die Ostsee oder Nordsee und beide Ziele sind weit entfernt.“

„Die Nordsee ist weiter entfernt“, gab Schlosser zu bedenken.

„Nun werde wegen einigen Kilometern nicht kleinlich“, erwiderte seine Frau.

„Wie schätzt ihr Jana Schubert ein?“, fragte Frau Ullmann.

„Sehr gut“, sagten die Kommissare gleichzeitig.

„Ich meine auch menschlich.“

„Sie ist eine ausgezeichnete Kriminalistin und hat ein gutes Verhältnis zu allen Mitarbeitern. Sie ist stets ausgeglichen und immer freundlich und es gab bisher keinerlei Probleme“, schätzte Hauptkommissar Klaus Ullmann seine Mitarbeiterin ein.

„Du bist doch während ihres Praktikums ihr Mentor gewesen und kannst sie gut einschätzen.“

„Ich sagte bereits, sie hat ein freundliches Wesen mit festem Charakter und ist sehr intelligent, aber weshalb willst du das so genau wissen?“, erkundigte sich ihr Mann erstaunt.

„Wenn es euch nichts ausmacht, könnte sie mit uns fahren, natürlich in einem eigenen Wohnmobil.“

Die Kommissare waren über diesen Vorschlag überrascht und schauten sich in die Augen und wussten zunächst nicht, was sie antworten sollten. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens sprach Ullmann: „Wir können Jana fragen. Soviel ich weiß, ist sie noch mit Philipp Schroeder, genannt OE, liiert und will sicherlich ihren Urlaub mit ihm allein verbringen.“

„Eine Frage kostet nichts“, entgegnete Frau Ullmann.

Sie diskutierten noch ein wenig weiter und hofften, dass nichts mehr ihre Planung stören würde.

Klaus Ullmann wurde beauftragt, mit Jana Schubert betreffs des gemeinsamen Urlaubes Kontakt aufzunehmen. Nach einer Dienstbesprechung bat er seine Mitarbeiterin im Zimmer zu bleiben, wobei Jana verunsichert war, denn die dienstlichen Aufgaben waren geklärt.

„Wann wollt ihr in Urlaub fahren?“, begann er das Gespräch.

„Ich wollte heute meinen Urlaubsschein einreichen und im Juni/Juli Urlaub nehmen, da bei Philipp in der Dienststelle kein anderer Termin frei ist“, antwortete Jana.

„Wohin soll der Urlaub gehen?“

„Wie bereits gesagt, möchten wir mit einem Wohnmobil Richtung Ostsee fahren.“

„In den Schulferien ist stets viel Betrieb an der Ostsee und es wird schwer, Plätze zu bekommen.“

„Mit dem Wohnmobil sind wir flexibel, das ist ein Grund, weshalb wir uns dafür entschieden haben“, erläuterte Jana Schubert.

„Bist du noch mit Philipp zusammen?“, fragte Ullmann.

„Ja“, kam die kurze Antwort.

„Wo ist er jetzt tätig?“

„Er ist in Berlin, im Ministerium für Innere Sicherheit.“

„Das ist in seinem Alter ein rasanter Aufstieg“, sagte mit achtungsvoller Miene der Kommissar.

„Er ist sehr ehrgeizig, das werden sie noch wissen.“

„Ja, ich habe ihn während seiner Zeit bei uns sehr schätzen gelernt und schließlich hatten sie gemeinsam einen wesentlichen Anteil an der Aufklärung eines komplizierten Falles.“

„Ja, es war der Fall in Zusammenhang mit einem Gestüt, bei dem ein Mann zu Tode kam und seine Frau anwesend war, aber ihm nicht helfen konnte und in eine Klinik eingewiesen werden musste.“

„Ich habe einen Vorschlag, der dich sicherlich verwundern wird. Der Vorschlag kommt von meiner Frau und der Frau von Heinz Schlosser und wir würden uns sehr freuen.“

Jana Schubert schaute ihren Vorgesetzten irritiert an und hatte keine Vorstellung, was sie erwartet, sie war von Ullmann stets klare Ansagen und Festlegungen gewohnt, deshalb verwunderte sie sein Verhalten. „Ich höre“, sagte sie mit leiser Stimme.

„Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam Urlaub machen?“

„Ich verstehe nicht“, sagte sie verwirrt.

„Unsere Frauen hatten den Gedanken, dass wir unseren Urlaub gemeinsam verbringen. Sie kamen auf den Gedanken, als wir ihnen von eurem geplanten Urlaub mit einem Campingwagen erzählten.“

„Ich begreife noch immer nicht.“

„Hauptkommissar Schlosser, meine Wenigkeit und unsere Frauen haben uns nach längeren Debatten entschlossen, dieses Jahr Urlaub mit einem Wohnmobil zu machen, wobei das Reiseziel noch nicht festgelegt ist. Bei diesen Debatten reifte der Gedanke, dich zu fragen, ob ihr eventuell diese Zeit mit uns verbringen wollt, um uns noch etwas näher kennenzulernen. Außerdem meinte meine Frau, dass etwas jüngeres Blut bei solch einem Unternehmen sicherlich von Nutzen sein wird.“

„Wie hast du dir das alles vorgestellt, sollen wir zu sechst in einen Wohnmobil hausen? Das stelle ich mir sehr kompliziert vor“, erwiderte Jana.

Jetzt war das Erstaunen auf der Seite des Hauptkommissars, doch nach einigen kurzen Augenblicken hatte er sich wieder gefangen und schaute seine Mitarbeiterin mit einem Lächeln an. „Nein, Nein, so ist das nicht gedacht. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, mit meinem Freund Heinz gemeinsam in einem Wohnmobil zu hausen. Wir möchten alle in eigenen gemieteten Wagen den Urlaub verbringen, damit wir uns zurückziehen können. Unsere Frauen haben beide die Fahrerlaubnis, sodass wir uns gelegentlich ablösen könnten. Ich könnte mir einen Urlaub im Campingwagen gut vorstellen, man ist von allen Dingen völlig unabhängig und kann sich den Tag nach eigenen Bedürfnissen gestalten. Was hältst du von unserem Vorschlag?“, fragte Ullmann.

„Ehrlich gesagt, bin ich überrascht und zugleich erfreut. Du wirst jedoch verstehen, dass ich den Vorschlag erst noch mit Philipp besprechen muss. Ich persönlich könnte mir einen gemeinsamen Urlaub vorstellen, wobei wir dennoch unsere Freiheit haben möchten und nicht ständig zusammen hocken wollen. Das könnte durchaus stressig werden.“

„Selbstverständlich ist die Gestaltung des Tagesablaufes jedem Paar selbst überlassen, aber unsere Frauen könnten sich durchaus gesellige gemeinsame Abende vorstellen, wobei dies nicht jeden Tag der Fall sein muss.“

„Ich werde mit Philipp sprechen und ihm deinen Vorschlag erläutern.“

„Richte ihm viele Grüße aus und wir würden uns über seine Zustimmung freuen.“

Im Verlauf der nächsten Tage hatten die Mitarbeiter der Mordkommission mehrere Fälle zu lösen, sodass sie sich nur zu ständigen Einsatzbesprechungen beziehungsweise zu Notfalleinsätzen zu Gesicht bekamen, was die terminliche Einordnung des erwogenen gemeinsamen Urlaubes deutlich erschwerte, deshalb unterbreitete Frau Schlosser den Vorschlag, Jana Schubert und ihren Freund zu einem gemeinsamen Abendessen einzuladen. Das Abendessen verlief in einer entspannten Atmosphäre und zur Überraschung aller, besonders von Jana, war auch Philipp Schroeder von dem Vorschlag eines gemeinsamen Urlaubes begeistert. Nach längerer Diskussion wurde ein Kompromiss erarbeitet, der notwendig wurde, da zunächst keine Einigung über das Ziel der Reise erreicht wurde. Sie verständigten sich, zuerst an die Nordsee zu fahren und nach der Hälfte des Urlaubes an die Ostsee umzusiedeln. Als Ziele wurden die Campingplätze Markgrafenheide an der Ostsee und Tossens an der Nordsee festgelegt. Mit den erforderlichen Buchungen dieser Plätze wurden die Frauen beauftragt, da die Kriminalisten in nächster Zeit sehr in ihre Aufgaben eingebunden waren und nicht die erforderliche Zeit hatten. Zugleich sollten sie sich um die Beschaffung der benötigten Fahrzeuge bemühen und die terminlichen Möglichkeiten überprüfen.

Diese gesamten Vorarbeiten hatten die Ehefrauen von Ullmann und Schlosser gemeinsam bewältigt und dies mit großer Freude auf die bevorstehenden Tage, die durchaus abenteuerlich werden konnten, getan. Der heutige Tag und die kleine Urlaubsverabschiedung sollten der Beginn einer kurzen sorgenfreien Zeit werden. Die dienstlichen Festlegungen waren getroffen und mit dem vorgesetzten Polizeipräsidenten, der in ihrem besonderen Fall seine Zustimmung geben musste, abgestimmt. Hauptkommissarin Hannelore Meister übernahm als Urlaubsvertretung die Leitung der Mordkommission und die Aufgaben von Heinz Schlosser wurden in seiner Abteilung intern geregelt.

„Ich hoffe, sie haben schöne Tage und bestes Wetter“, sagte Helga Schneider, die stets freundliche und sehr pflichtbewusste Sekretärin von Ullmann.

„Wenn man den Wetterpropheten glauben kann, müssten wir Glück haben“, lächelte Frau Ullmann, die Frau Schneider sehr schätzte und deren Verbundenheit zu ihrem Mann kannte.

„Habt ihr auch Ersatzreifen mit?“, fragte Torsten Fleischer, der Leiter der operativen Einsatzgruppe des Präsidiums und langjährige Mitarbeiter von Kommissar Ullmann, der zu dieser Urlaubsverabschiedung, die für alle Kollegen sehr selten war, eingeladen worden war.

Die Urlauber schauten erstaunt und Torsten sagte: „Ihr seid mir Autofahrer. Große Reisen unternehmen wollen und nicht an das Nötigste denken.“

„Ich setze voraus, dass die Wagen Ersatzreifen haben“, sprach Schlosser.

„Einen Vorteil hat eure gemeinsame Fahrt, bei möglichen Pannen könnt ihr euch gegenseitig helfen.“

„Herr Fleischer, ich bitte sie. Bei einer solchen Fahrt wird nicht von Widrigkeiten ausgegangen. Sie möchten unseren Urlaubern doch nicht die Freude verderben“, sprach Frau Schneider energisch.

„Klaus weiß, wie ich es meine“, Torsten lächelte.

„Für den Fall, dass sie eine Leiche finden, können sie mich gern anfordern. Mir stünde zurzeit ein kurzer Seeurlaub gut zu Gesicht“, warf Frau Kesser, die anwesende Gerichtsmedizinerin, ein.

„Die Leiche lassen wir liegen. Wir haben Urlaub“, sagte Frau Schlosser.

„Man kann nicht wissen, Straftäter gibt es überall“, beharrte Frau Kesser.

„Wohin geht die Reise zuerst, Ostsee oder Nordsee?“, fragte Torsten.

„Wir fahren zuerst nach Tossens an die Nordsee?“, antwortete Ullmann.

„Weil wir das Beste zum Schluss aufheben“, schmunzelte Ulrike Schlosser.

„Ich denke, es wird uns überall gefallen“, sagte Jana.

„Wollt ihr eure Wagen gegenüber aufstellen?“, fragte Frau Kesser.

„Wie meinst du das?“, wollte Jana wissen.

 

„Naja, ihr könnt doch die Wagen so stellen, dass ihr euren eigenen Bereich habt und nicht von anderen Campern belästigt werdet.“

„Auf Campingplätzen gibt es keine Belästigungen, das sind alle friedvolle Personen“, erwiderte Schlosser.

„Wer führt eure Kolonne an?“, erkundigte sich Torsten.

„Die Jugend geht wie immer voran. Philipp und Jana werden uns sicher ans Ziel bringen“, erwiderte Klaus lächelnd und zwinkerte den beiden zu.

Die Verabschiedung endete nach circa einer Stunde und die Kriminalisten machten sich mit ihren Wohnmobilen auf den Weg an die Nordsee. Ihre Fahrzeuge hatten sie außerhalb des Polizeipräsidiums abgestellt, um den Trubel ihrer ungewöhnlichen Urlaubsverabschiedung nicht noch größer werden zu lassen.