Der Voyeur von nebenan!

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Der Voyeur von nebenan!
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Isabelle Boves

Der Voyeur von nebenan!

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Mathéo Blanchefort war querschnittgelähmt.

Aber er litt nicht darunter. Er war so reich, dass er hinter nichts und niemandem herzulaufen brauchte. Außerdem entsprach die Krankheit genau seinem Wesen. Auch als gesunder Mann hätte er nicht anders gelebt als jetzt, nämlich sitzend und liegend.

Aus einem Gefühlsgemenge von siebzig Prozent Überheblichkeit und dreißig Prozent Mitgefühl hatte Mathéos Vater gelegentlich gesagt:

„Junge, mach dir nichts drauf. Wir haben noch nie zum Fußvolk gehört und werden nie dazu gehören, wozu brauchen wir da Beine?“

Da Mathéo von Geburt an gelähmt war, wusste er gar nicht, wie dem „Fußvolk“ zumute war. Warum sollte er wünschen, dazuzugehören?

Es reizte ihn ja nicht einmal, zu viel Kontakt mit der High Society zu haben. Den überließ er gern seinen Bevollmächtigten. Mathéo war so sensibel, dass er eine unmittelbare Konfrontation mit dem Leben schon aus Angst vor möglichen Schwierigkeiten vermied. Andererseits hatte er aber doch den Drang, „mitten im Leben zu stehen“.

Für ihn, den Superkapitalisten, war es nicht übermäßig schwierig, sich alle Wünsche zu erfüllen. Außerdem half ihm das Finanzamt mit Steuernachlässen, und zwar für folgendes Projekt:

Eine Stadt für die zwanzigtausend Mitarbeiter des Konzerns Blanchefort Electronique AG.

Gegen die Zusage, als Miete nur die reinen Selbstkosten zu fordern, ließ auch das Wohnungsministerium sich zu einem beträchtlichen Zuschuss bewegen.

Die soziale Tat, die da im Laufe eines Jahrzehnts aus dem Boden wuchs, wurde Mathéo Blanchefort vielfach vergolten. Er bekam den Ordre de l’Économie nationale, den Ordre national du Mérite und den Ordre du Mérite social. Ursprünglich wollte er das gar nicht.

Eigentlich ging es Mathéo Blanchefort nur darum, Zuschauer und Mithörer zu sein. Über das Internet und das Fernsehen wollte er sich das Leben, vor dessen integrierender Gegenwart er sich scheute, abschaltbar ins Haus holen.

Niemand wunderte sich darüber, dass der großmütige Blanchefort sämtliche Elektroinstallationen der Stadt von Spezialisten seines eigenen Konzerns einrichten ließ. Niemand ärgerte sich, als es hieß, um zu sparen, käme man nicht daran vorbei, dieses und jenes einheitlich zu machen.

So erhielt jedes Zimmer in der ganzen Stadt leuchtende Zierleisten statt der üblichen Deckenlampen. Das Beleuchtungsproblem war großartig gelöst, wo immer das Licht eingeschaltet wurde, war es taghell. Außer den Vertrauen Mathéos wusste niemand, dass zugleich ein anderes Problem glänzend gelöst war, nämlich die heimliche Installation kleiner Kameras, Lautsprecher und Abhörgeräten. In den Zierleisten sah man nur Löcher und natürlich die tausend Lämpchen.

Um das Leben auf den Straßen, in den Gärten und draußen, außerhalb der Stadt, beobachten zu können, hatte Mathéo auch hier entsprechende Vorrichtungen anbringen lassen. Verstecke gab es genug. Notfalls wurde ein präpariertes, abstraktes Kunstwerk in die Gegend gestellt.

Theoretisch blieb Mathéo Blanchefort nichts verborgen, was bei Licht geschah, denn alles wurde auf Computer Monitore übertragen, die im Keller seiner Villa standen. Die Technik war so perfekt, dass er sogar jedes beliebige Ereignis aufzeichnen und speichern konnte. Er besaß die mordernste und hochwertigste Computeranlage, die für Geld zu haben war.

Er bevorzugte Liebesszenen. Kein Wunder! Er war noch recht jung, noch keine dreißig und saß in seinem Rollstuhl wie in einer eingepassten Schale, in der ununterbrochen Geschlechtshormone zusammensickerten.

Sein Gesicht hatte keine besonderen Merkmale. Es war so weich, als hätte es sein Leben lang in Rosenöl gelegen. Nur die Augen konnten hart werden. Bis auf den fast abnormal stattlichen und sehr erektionsfähigen Penis, war Mathéos ganzer Körper schlaff, schlafendes Fleisch, das nur traumhaft zu empfinden und zu reagieren schien.

Bei so viel Hilflosigkeit brauchte der Millionär zwangläufig viel Personal, dem er im Grunde völlig ausgeliefert war, vorausgesetzt, es war sich einig. Dieser Einigkeit beugte Mathéo vor, indem er Klassenunterschiede und Kompetenzbereiche schuf.

Aus Freude an Spielereien gab er seinen Leuten Titel aus der Staatshierarchie. Er nannte sie Kanzler, Minister, Staatssekretäre usw. Alle waren begeistert und versahen ihre Dienste umso gewissenhafter, als kaum etwas zu tun war – außer für die ausführenden Organe.

Mathéos Kanzler war eine Frau. Louise verdankte diesen Posten ihrer Intelligenz, ihrer praktischen Veranlagung und ihrer Wendigkeit in Liebesspielen. Zuerst war sie seine Privatlehrerin, dann sein „Mädchen für alles“ und nun seine Lieblingsdame.

Wenn Mathéo sich in seinen Plüschkeller zurückzog, um das Leben der Stadt auf den Monitoren zu verfolgen, nahm er Louise am liebsten mit.

Dann lagen sie nackt auf dem meterhoch gepolsterten Boden des intim beleuchteten Raumes und wälzten sich von Bildschirm zu Bildschirm, bis sie ein möglichst obszönes Life-Programm gefunden hatten. Sie sahen es sich an und spielten dabei gegenseitig an ihren Genitalien. Dabei wurde manch guter Tropfen getrunken und mancher verschüttet.

2

An einem sehr heißen Sommernachmittag, lagen Sarah und Louis nackt in einem Kornfeld, das an dieser Stelle ganz nah an einen Bach reichte. Auch gegenüber war nichts zu sehen als noch grüner, weicher Roggen. Aber dieses Feld war eingezäunt. Mit sehr vielen, viel zu vielen Pfählen, und jeder Pfahl hatte ein hohles Auge.

Sarah lag auf dem Rücken, die Beine leicht, die Arme weit ausgebreitet. Louis stützte sich mit seinem linken Ellenbogen ab, sodass er sich über sie wölben und sie küssen oder streicheln konnte. Beide Körper schwitzten und rochen nach Haut. Ihre Gerüche waren verschieden, mengten sich aber in den des Korngrases und glichen sich an, bis sie eins waren. Doch der Schweiß störte nach wie vor. Es war Sarah unangenehm, dass manchmal ein Tröpfchen von seinem Gesicht auf das ihre fiel. Und Louis passte es nicht, dass seine Hand an der Feuchtigkeit ihrer Haut kleben blieb. Aber beide fürchteten, die brodelnde Hitze der Wollust in ihrem Leib zu löschen, wenn sie in dem Bach badeten.

Keiner mochte sagen, was er wollte. Deshalb benutzten sie vielsagende, weniger ausdrücklich verbotene Gebärden. Deshalb ließ Sarah ihre Beine so auseinanderfallen, dass ihre blankrasierte Scham ganz zugängig wurde. Louis folgte seinem Wegweiser und schlüpfte hinein.

Er verwurzelte sich in ihr. Zugleich lutschte er an Sarahs Zunge, als müsse er oben wieder heraussaugen, was er unten einspritzte. Dann sog sie seine Zunge in den Mund und stöhnte, wie von zwei Penissen aufgespießt.

„Albern“, meinte Mathéo zu Louise, „die ruckhafte Art, mit der dieser Knabe seinen Stößel in ihr Nestchen steckt! Nun sieh dir seine Bewegungen an. Stützübungen sind das. Die beiden treiben Sport. Mehr können sie nicht.“

„Sie scheinen´s aber zu genießen. Du musst auch hören.“

Louise hatte so leise gesprochen, dass man Sarahs und Louis Glücksgewimmer noch deutlich vernehmen konnte.

Mathéo wollte erwidern, dass er nur ein angestrengtes Keuchen höre. Doch der Zeiger seines Unterleibs hätte wie ein Lügendetektor verraten, dass er mehr aus Neid als aus Überzeugung redete. Sein Penis verriet nämlich, wie die „sportliche“ Szene ihn anregte.

Louise wusste, worauf sie mehr zu achten hatte. Sie hockte sich auf den Hochstand und plauderte – immer auf und ab wippend – auf Mathéo ein: „Denke, dass wir es sind, die da im Roggengras liegen. Spürst du, wie es in dich hineinwächst, Halm um Halm. Der Schauer zieht durch deinen Körper zu mir herauf. Ist dein Gesicht nicht, als bögen sich darin Sonnenstrahlen, die nicht hinaus wollen? Auch ich, oh, ein ganzer Winter taut und zerrinnt in mir.“

Solche übertriebenen Vergleiche konnten Mathéo auf die Nerven gehen. Auch jetzt, in dieser Situation, ärgerte er sich ein wenig. Als er in Louise hineinspritzte, stellte er sich vor, sich nicht nur zu vergnügen, sondern zugleich – so phantasierte er – einen schmerzhaften Torpedostoß auszuführen.

Als Louise vor Ermattung zusammenbrach, hatte Mathéo „einen Luxusdampfer abgeschossen“. Er dachte das nicht nur, er sagte das auch. Im Grunde war er auch im geilsten Zustand noch zynisch. Louise empfand es anders.

 

„Du könntest viel öfter einen Orgasmus haben, wenn du nicht zu viel dabei dächtest.“

So etwas sagte sie aber erst, wenn sie wieder neben ihm lag, wenn sie wieder ausgeruht war und wenn sie schon wieder ein kleines bisschen Lust verspürte.

Er pflegte darauf zu erwidern: „Solange ich´s aushalte, soll das einzige, was von meinen Körperteilen stehen kann, auch stehen bleiben.“

„Prahl nur nicht mit Aushalten, womit du ja wohl eine Art von Selbstbeherrschung meinst. Du spritzt wie andere Männer auch, das spüre ich doch. Es ist ein Phänomen und keine Leistung, dass dein Zepter nicht zu beugen ist.“

„Wie meinst du das?“, fragte Mathéo argwöhnisch, denn er war sich nicht sicher, ob Louise nur seinen Penis meinte oder das Zepter als Machtsymbol.

Seine Kanzlerin aber wollte nicht antworten – oder doch?

Louise rollte von Mathéo weg, drehte sich dann um neunzig Grad, sodass ihre nun aufgestützten Füße an seiner linken Kopfseite lagen und bat: „Leck mich!“

Die Auster, aus der Mathéo ihren und seinen Saft schlecken sollte, lag riechbar nahe. Er brauchte nur seinen Kopf hinzuwenden. Das tat er auch und war nun viel begieriger bei der Sache als vorher.

Louise dachte: Wie ein Blutsauger, eines Tages wird er vielleicht mein Blut wollen.

Dann dachte sie nur noch in Bildern, sah nur noch einen dunstigen, rosigen Penis. Der war groß und säulenhaft, wie ihre zunehmende Geilheit und weich wie eine raue leckende Zunge. In den steilen Sekunden vor dem Orgasmus, stieg Louise dem einzigartigen Glück entgegen, das keine befleckenden oder auch nur fleckigen Gedanken mehr zulässt.

„Ist doch noch ganz schön was draus geworden“, flüsterte Louise mit einem dankbaren Blick auf den Monitor, wo auch Sarah und Louis erschöpft nebeneinander lagen.

„Es war ganz gut mit dir“, meinte Mathéo, dessen Glied langsam schrumpfte.

„Ich kann nicht mehr“, beugte Louise vor.

„Wasch mich“, kommandierte Mathéo unerwartet unwirsch.

„Ich rufe das Dienstmädchen.“

„Nein, heute nicht, tu´s heute selber. Ich möchte sonst niemanden mehr um mich haben.“

Louise holte eine Porzellanschale mit weicher Lauge und reinigte seinen Penis behutsam mit Watte.

„Ich möchte jetzt schlafen! Vergiss nicht, auch dein Nest zu reinigen. Worum handelt es sich denn bei dir?“

„Das kommt ganz auf den Vogel an, der mich anfliegt. Für einen Zaunkönig hab´ ich ein kleines Nestchen, für einen Adler einen Horst.“

„Sehr witzig.“

„Warum fragst du dann? Übrigens wolltest du doch schlafen.“

„Ach nein, ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte lieber ein bisschen regieren. Es herrscht zu viel Unordnung in meiner Stadt. Schalte doch mal ein Gerichtszimmer ein. Vielleicht erleben wir einmal, dass ein gerechtes Urteil gesprochen wird.“

„Sehr unwahrscheinlich.“

„So schlimm ist es auch wieder nicht“, widersprach er, der es nicht haben konnte, dass andere sich über seine Stadt so kritisch äußerten wie er selber.

Auf einem Monitor erschien ein junger Amtsgerichtsrat, der eben dabei war, ein Schiedsurteil zu diktieren. An sich eine langweilige Angelegenheit. Aber die Sekretärin, der er diktierte, saß auf seinem Schoß, und seine Hände fummelten unter ihrem Kleid in ihrem Schoß. So geriet nicht nur das Urteil völlig daneben, sondern auch die Niederschrift, die der Herr Rat allerdings gar nicht unterschrieb. Beide hatten es plötzlich sehr eilig, Keiler und Bache zu spielen.“

„Liebe ist wichtiger als Gerechtigkeit“, sagte Mathéo. „Aber nicht, wenn sie am falschen Objekt vollzogen wird.“

In diesem Augenblick trat eine gewisse Madame Martial in das Dienstzimmer des Herrn Amtsgerichtsrats.

„Schade“, seufzte er, „jetzt müssen wir ihn entlassen.“

„Wieso jetzt, wieso stand das nicht gleich fest, als wir ihn ficken sahen?“

„Weil ein Vergehen oder ein Verbrechen nur strafbar ist, wenn entweder ich etwas gegen den Täter habe, oder wenn die Öffentlichkeit davon erfährt und von mir als letzter Instanz Gerechtigkeit verlangt. Madame Martial ist eine selbstständige Gerüchteverbreiterin, sie wird also nicht – wie viele andere – von mir beauftragt, ich kann sie nicht zurückpfeifen.“

Louise war Mathéos Kanzlerin. Sie nahm ein an der Wand hängendes Mikrofon, stellte die Nummer des Justizministers ein und ordnete an:

„Der Amtsgerichtsrat Ivrea ist mit Datum von gestern fristlos zu entlassen. Er ist heute von Madame Martial beim Geschlechtsverkehr mit seiner Sekretärin überrascht worden. Lassen Sie durch das Internet verbreiten, dass der Amtsgerichtsrat offiziell nicht mehr im Dienst war, als das geschah. Er hat sich also einer Amtsanmaßung schuldig gemacht. Das Urteil braucht nur unterschrieben zu werden, natürlich ist die von Ivrea für schadenersatzberechtigt erklärte Partei jetzt schadenersatzpflichtig. Wir können nicht annehmen, dass Ivrea in der Lage war, gerecht zu urteilen. Das war er übrigens wirklich nicht.“

Selbstverständlich konnte der hauseigene Justizminister Mathéo nicht einfach hingehen und die Befehle des Kanzlers ausführen. Seine Aufgabe bestand vielmehr darin, die wirklich zuständigen Stellen zu beeinflussen. Das war ein Kinderspiel.

3

Sarah und Louis schlenderten Hand in Hand und sehr verliebt in Richtung Stadtmitte. Es war Abend. Kurz bevor sie den Marktplatz erreicht hätten, bogen sie links in eine nach Ansicht des Gemeinderates „künstlerisch wertvolle“ Gasse ein.

„Wir sind noch zu früh.“ Sarah sah auf die Uhr.

„Macht nichts, ich hab´ einen Schlüssel.“

„Und das Haus ist wirklich ganz unbewohnt?“

„Ja. Der Schuppen steht leer, obwohl wir nicht gerade einen Überfluss an Wohnungen haben. Seitdem die Alte tot ist, kümmert sich kein Schwein mehr um die Bude.“

Das war ein Irrtum, denn Mathéo Blanchefort kümmerte sich sehr wohl um das kleine Hinterhofhäuschen. Er hatte sogar einige verkommene Möbelstücke der früheren Besitzerin nach ihrem Tode gegen neue ausgetauscht und neue Betten, Teppiche, eine Bar und andere Luxusartikel hineinbringen lassen.

Das Pfefferkuchenhaus sollte eine Art Falle sein!

Mathéo wollte mal sehen, ob ein leeres Haus auch leer bliebe oder wozu es benutzt wurde. Er fand es einfach pikant, eine kleine Illegalität zu provozieren, denn wenn jemand das Haus auch nur betrat, war er schon ein Einbrecher.

Es sei denn, er besaß einen Schlüssel, wie Louis ihn sich von einem Kameraden, der Schlosser war, hatte machen lassen. Jedoch auch der Schlüssel schloss die Unrechtmäßigkeit des Betretens keineswegs aus. Aber was machte das schon? Louis Freund Clément hatte verdammt recht, wenn er meinte: „Das Leben ist´n halber Kram, aber man kann´s vervollständigen, wenn man nur nicht zu zimperlich ist. Kleine Rechtsbrüche sind da unvermeidlich.“

In den Augen seiner Freunde hatte er Recht.

Hinzu kam, dass die Mädchen und die Jungs, die im Sommer bis auf den Grund der Liebe vorgestoßen waren, im Winter keinen Unterschlupf hatten. Heimlich unter der Bettdecke onanieren wollten sie dann auch nicht mehr. Zu zweit, oh je, war das prickelnd, war das ein Sausen im Leib!

Das leere Häuschen bot sich als geradezu ideales Liebesnest an. Freilich nur für die wenigen Glücklichen, die mit dem Entdecker Louis sehr befreundet waren, eigentlich nur Clément und Arthur. Auf Gruppensex waren die drei bisher noch nicht gekommen. Deshalb hatten sie einen Terminplan, darin stand, wer wann dran war. Heute allerdings war zum ersten Mal eine Generalversammlung.

Sex war nicht vorgesehen, nur Musik, Tanz und ein bisschen Ratschen.

Bis Clément mit seiner Freundin Emma und Arthur mit Jeanne eintrafen, deckten Sarah und Louis den Tisch. Sie stellten einen Kasten Bier darauf, je eine Zweiliterflasche Rot- und Weißwein und etwas zum Knabbern.

Obwohl alle sechs jede Vereinsmeierei hämisch ablehnten, ließen sie es sich doch gefallen, dass Louis Regie führte.

„Ich glaube“, sagte der nicht gewählte, aber in seinem Amt durch schweigende Zustimmung bestätigte Vorsitzende, „dass wir unsere Ideale von der freien Liebe nicht von heute auf morgen in der Öffentlichkeit durchsetzen können.“

„Intern aber“, fuhr Louis fort, „dürfen wir uns nicht einengen lassen. Intern sollten wir die totale Freiheit üben.“

In einer kurzen Diskussion, in der jeder von vornherein jovial entgegenkommend zugestand, dass „totale Freiheit“ natürlich nicht wörtlich zu verstehen sei, da man ja sonst auch die Freiheit zu morden hätte, einigten sich die sechs auf die beliebteste Art der Freiheit, also auf die Liebe.

Arthur fand sich hübsch, vor allem auch nackt. Es lag ihm deshalb schon auf der Zunge, dass zur Freiheit in der Liebe keine Kleidung passte, dass man sich also nur mit Haut und Lust bekleidet, weiter unterhalten müsse.

Emma aber kam ihm zuvor. Sie war eine große Ideologin der Freiheit, schämte sich aber sehr, auch zu tun, was sie für richtig hielt. Das wusste sie und das passte ihr gar nicht. Gerade jetzt, in einem mit ihr befreundeten Extrakt der Öffentlichkeit, nutzte sie die Gelegenheit, ihrem Schamgefühl zum Trotz aufzustehen und sich auszuziehen.

Alle ahnten, was in Emma vorging. Deshalb war es so still in dem Zimmer, als sei niemand da. In der Tat schwieg ja jeder, als müsse er seine Gegenwart wegsuggerieren.

Emmas schmales Gesicht war während der Entkleidungsszene so unbewegt als sei kein Geist darin. Ihre Gedanken hatten sich allesamt in eine erfundene Waldlichtung versetzt und taten so, als zöge Emma sich vor unruhigen Bäumen aus.

Ihre dunklen Haare reichten bis auf die Zitzen ihrer fast zu kleinen, aber festen Brüste. Ihr zierlicher Körper war wie ein sanftes Gebilde aus Tausenden von Kerzenflammen, so goldgelb mit rötlichen Aufregungsflecken, so fein gewunden und nicht nur als Ganzes, sondern auch in sich biegsam wirkend. Ihr Nabel war wie ein dunkler Olivenkern. Die Schamhaare bildeten ein akkurates Dreieck, eine kleine schwarze Gesichtsmaske. Die Phantasie der schweigsamen Zuschauer vermutete darunter einstimmig ein sehr liebenswertes Lippenpaar. Wortlos setzte Emma sich wieder auf ihren Platz.

„Wir brauchen Cognac“, bestimmte Clément, der es nicht mehr mit ansehen konnte, wie die Angst in Emmas Augen die kleinen Stichflämmchen des Triumphes über die Unterjochung des Schamgefühls nach wie vor kleinhielt.

Louis holte eine Flasche aus der von Mathéo Blanchefort extra eingerichteten Bar. Alle hielten es für nötig, dass nicht nur Emma, sondern jeder einen ordentlichen Schluck nehme.

Aus der Stimmung heraus waren die Mädchen und Jungs sich einig darüber, dass die Loslösung von der Unfreiheit, in diesem Fall von der Bekleidung, ein Genuss für sich sei, zumindest für die Zuschauer.

Arthur sprach allen aus der Seele: „Wir müssen uns natürlich alle ausziehen, am besten nacheinander.“

Er wollte schon aufstehen und mit seinem Körper beweisen, dass ein Mann genauso schön, wenn nicht am Ende sogar schöner sei als eine Frau sein kann. Aber diesmal kam ihm Clément zuvor, der es für richtig hielt, seine Freundin Emma nicht zu lange in ihrer Nacktheit alleinzulassen.

Er hatte breite Schultern, wirkte aber sonst gar nicht athletisch. Eher war sein Körper mädchenhaft. Seine Haut war weich, wie die leichten Locken auf seinem etwas rundlichen Kopf. Auf der Brust trug er keine Haare. Auch sein Geschlechtsglied war nur von weichem Flaum umrandet. Der zart durchäderte Beutel und der wunderliche Bogen waren voll sichtbar.

Nun stand Sarah auf. An ihr enthüllte sich eine wie von Mondlicht angehauchte Schlankheit. Wenn man nicht gerade in aufgeputschter Stimmung war, würde man ihre Nacktheit eher als elegant statt als sexy empfinden. An ihren aufrechten Brüsten fiel auf, dass die Warzen besonders groß waren. Ihr Schamhaar war bis auf einen schmalen Streifen komplett abrasiert.

Louis erschien etwas kleiner als Sarah, weil er eine gedrungene Gestalt hatte. Auch sein Penis, der durch die Wirkung der Entkleidungsszenen voll ausgefahren war, wirkte gedrungen.

Jeanne war klein und pummelig. Dank ihrer Jugend – sie mochte eben achtzehn sein – wabbelte jedoch nichts an ihr. Im Gegenteil. So prächtig groß ihre Brüste waren, so stramm waren sie auch. Und wenn ihr Po aus mächtigen Kissen bestand, so was das ganz in Ordnung, denn ein anderer Po wäre zu klein oder auch zu groß gewesen.

 

Sehr deutlich und sehr begierig sahen Arthur, Clément und Louis die großen, aufgeklappten Schamlippen Jeannes.

Endlich konnte Arthur sich präsentieren. Er tat es nicht mehr ganz so begeistert wie er anfangs wollte. Nachdem er Clément und Louis nackt gesehen hatte, neigte er nun doch ein wenig zu der Einsicht, er sei vielleicht auch nur durchschnittlich gut „gebaut“. Was jedenfalls stimmte.

Immerhin hatte er den Vorteil einer protzigen Männlichkeit. Beim Onanieren hatte er früher Schwierigkeiten gehabt, weil seine Hand nicht so breit wie sein Schwanz lang war.

Andererseits hing sein Glied schlaff herunter. Der bloße Anblick nackter Mädchen genügte nicht immer, um eine ansehnliche Erektion zu garantieren. Deshalb hatte er auch ein bisschen gemogelt. Während die Freundinnen und Freude sich nacheinander auszogen, hatte er durch die Hosentasche ständig an seinem Riemen gespielt und ihn flott gemacht.

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