Erkenne dein wahres Selbst und lebe dein lichtvolles Potential!

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Erkenne dein wahres Selbst und lebe dein lichtvolles Potential!
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Inhaltsverzeichnis

Impressum 3

Widmung 4

Einführung 5

Mein Weg zurück zu Gott 28

Wie steht es um unsere Beziehungen? 37

Wie steht es um unsere Gedanken und unser Handeln? 44

Unser Leben ein Spiel von Gut und Böse 54

Das Leben ist so viel mehr als wir glauben 68

Jedes Lebewesen ist eine Einheit aus Körper, Geist und Seele 73

Unserem Ursprung nach sind wir spirituelle Wesen 78

Unser wahres Potential entfalten und gemeinsam mit Gott etwas Wunderbares gestalten 79

Was hindert uns, unser Potential zu leben? 81

Welchen Weg sollten wir gehen, um unser Potential zu entfalten? 88

Was könnte hier ein Beitrag der Schule sein? 89

Wie könnte eine solche Schule der Zukunft aussehen? 93

Das Prinzip des Holismus auf die Schule übertragen 94

Was bedeutet holistisches Denken in Bezug auf den Körper? 105

Ernährung einmal ganz anders betrachtet 105

Unser Körper – „Tempel“ unserer Seele 107

Essverhalten und Gesundheit 109

Bewegung als ein bewusstes Training für den Körper und den Geist 112

Was meint „Bewegung“ wirklich? 119

Die natürliche Bewegungsfreude des Kindes nutzen 124

Was heißt holistisches Denken bezogen auf den Geist? 136

Was zeichnet einen Sieger aus? 153

Wie bekommen wir eine Sieger-Mentalität? 156

Meditation – unser Weg zu Gott 158

Was haben unsere Gedanken mit unserer Zukunft zu tun? 167

Was heißt holistisches Denken in Bezug auf die Seele? 172

Was könnte auch hier die Schule tun? 175

Was können die Eltern tun? 179

Den Gemeinschaftssinn fördern 185

Aus der Geschichte lernen 195

Gott ist pure, reine Liebe 201

Erkenne die eigene Individualität 208

Den Weg des Herzens gehen 211

Rückverbindung mit Gott 213

Der Mensch – die Krone der Schöpfung 215

Den eigenen Wert erkennen und sich selbst lieben lernen 218

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen 224

Herzöffnung und bedingungslose Liebe 226

Zufriedenheit als einer der Schlüssel fürs Glück 228

Wissen um den eigenen Seelenplan 230

Was zeichnet einen wahren Helden/Sieger aus? 232

Vom Ausgleich der Kräfte, die in uns wirken 236

Die Seele heilen 238

Dem Leben einen Sinn geben und Erfüllung in Gott finden 241

Zufriedenheit, Wertschätzung und Dankbarkeit sind die wahren Schlüssel zum Glück 242

Schlusswort 249

Literaturverzeichnis 251

Quellenangaben 252

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99131-119-5

ISBN e-book: 978-3-99131-120-1

Lektorat: Leon Haußmann

Umschlagfoto: Vieriu Adrian | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Widmung

Ein Leben ohne Gott ist kein wirkliches Leben. Ein Leben mit Gott jedoch reinste Seligkeit!

Ich danke Gott aus ganzem Herzen, dass er mich auf seine wunderbare Art und Weise durch mein Leben führt.

DANKESCHÖN!

Einführung

„Erst wenn unser normaler Alltag nicht mehr normal ist, merken wir, wie wertvoll ein normaler Alltag ist.“ – Autor Meerweh1

„Corona“ – Ist es wirklich dieser kleine Virus, der uns derzeit so sehr beschäftigt, oder hat die Situation, in der wir uns weltweit alle miteinander befinden, nicht einen ganz anderen, viel tieferen Ursprung?

Unser aller Leben ändert sich gerade gravierend. Wir sehen uns vor Herausforderungen gestellt, deren Ausmaße wir noch gar nicht abschätzen können. Das Einzige, was derzeit klar ist, ist, dass wir allesamt in eine eklatante Krise geraten sind, aus der wir nur mit vereinten Kräften wieder herausfinden können. Wenn ich „vereinte Kräfte“ sage, beabsichtige ich damit jedoch keinen Aufruf zu einer Demonstration. Das ist nicht mein Weg. Demonstrationen dienen zwar immer wieder mal der Bewusstwerdung, dass es zu all den Maßnahmen von staatlicher Seite her auch massive Gegenstimmen gibt. So gesehen hat eine Demonstration durchaus ihre Berechtigung, solange sie friedlich verläuft. Doch ich will an dieser Stelle mit Ihnen nicht über den Sinn von Demonstrationen reden, sondern verfolge ein ganz anderes Ziel. Nach meinem Dafürhalten kann eine Veränderung, die wir im Außen so dringend bräuchten, nur dann nachhaltig, zielführend und sinnvoll sein, wenn die Veränderung zunächst in uns selbst geschieht. Was ist damit gemeint?

Erst wenn uns bewusstwird, dass wir uns durch unsere eigenen Gedanken und Handlungen in genau die Situation gebracht haben, in der wir heute sind, und dass JEDER von uns – ganz egal, ob uns dies gefällt oder nicht – seinen Beitrag dazu geleistet hat, kann durch den Prozess der Bewusstwerdung unseres Denkens und Handelns sowohl in uns als auch im Außen eine Veränderung zum Positiven hin geschehen.

Ich kann Ihre anfängliche Irritation, Skepsis, vielleicht sogar Verärgerung über meine Worte sehr gut nachvollziehen und verstehen. Schließlich ging es mir vor ein paar Jahren genauso, als mir bewusstwerden sollte, dass ich für alles, was mir widerfahren war, niemanden im Außen verantwortlich machen konnte, sondern dass es mein eigenes Denken und Handeln waren, die mich in diese Situation gebracht hatten, die ich in meinem ersten Buch Meine Seele will endlich fliegen. Raus aus der Ohnmacht – rein in die Schöpferkraft! bereits thematisiert habe. Ich will Ihnen meine Geschichte nicht noch einmal erzählen, sondern diesmal vielmehr darauf eingehen, warum in meinem Leben Krise und Krankheit unausweichlich waren. Zwar brachten sie mein komplettes Leben durcheinander, sodass von dem „Puzzle“ („Mosaik“) meines Lebens kein „Puzzle-Steinchen“ („Mosaik-Steinchen“) mehr auf dem anderen blieb, doch war diese Erfahrung sehr, sehr wichtig für mich. Hat sie mich letztlich doch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Die Person, die ich damals war, gibt es nicht mehr. Dieses „alte Kleid“ habe ich inzwischen abgelegt. Dabei ging es mir ähnlich wie den Tieren (Schlangen, Echsen …), die sich ebenfalls im Laufe der Zeit immer wieder einmal häuten. Häuten warum? Häuten wozu? – Um all das Alte, das nicht mehr passend ist, abzustreifen. Es abzulegen.

 

Auch mir passte das „Korsett der Vergangenheit“ nicht mehr, in dem ich 55 Jahre gelebt und – so gut ich konnte – funktioniert hatte. Zwar war ich mir damals noch nicht bewusst, dass mich Krankheit und Krise durch einen so lebensverändernden Prozess führen sollten, doch heute kann ich sagen, dass ich inzwischen froh bin, dass die Dinge waren, wie sie waren, weil sie mich unwahrscheinlich Vieles gelehrt haben. Wenn ich mein Bewusstsein von damals und heute vergleiche, dann liegen da Welten dazwischen. Unfassbar, was mit uns geschieht, wenn wir uns einverstanden damit zeigen, das Alte, das Vergangene loszulassen, damit etwas Neues entstehen kann.

Loslassen wurde für mich zu einer Pflicht. Egal, ob dies Überzeugungen, Glaubenssätze über mich, andere Menschen, meine Arbeit sowie mein Denken über Gott und die Welt waren. Kommen wir dieser „Pflicht“ uns selbst gegenüber nicht nach, bleiben wir ewig in den alten erlernten Mustern unserer Gedanken und Verhaltensweisen aus Kindertagen gefangen, die uns jedoch nicht länger guttun, denn sie alle sind Muster, die uns begrenzen. Gedanken, die uns ohnmächtig, klein und unscheinbar halten. Die uns daran hindern, unser wahres Potential zu erkennen und dieses bewusst zu leben.

Wer meine ersten beiden Bücher gelesen hat, der weiß, durch welche Prozesse ich in den letzten Jahren geführt wurde. Und ich darf an dieser Stelle tatsächlich von „geführt“ sprechen, denn es war Gott, der mich durch diese ganze Zeit intensiv begleitet hat. Er hat mich so vieles gelehrt, wofür ich ihm unendlich dankbar bin. Und wenn ich eines mit absoluter Gewissheit sagen kann, dann ist es dies: Gott ist nicht nur für mich da. Er ist für uns alle da und wünscht sich nichts mehr, als dass wir wieder mehr in Kontakt mit ihm kommen. Dass wir uns seiner wieder bewusstwerden. Ihn wieder mehr zu einem festen Bestandteil unseres Lebens machen, denn alles, was sich uns an Heilung und positiver Veränderung im Leben zeigt, haben wir ausschließlich ihm zu verdanken.

Es gibt zwar viele Menschen, die glauben, dass Krise und Krankheit oder gar der Krieg ebenfalls von Gott gemacht sind, weil er zulässt, dass uns derartige Schicksalsschläge ereilen. Doch sind sie wirklich von Gott gemacht? – NEIN! – NEIN! NEIN! NEIN! – Sie sind allesamt von uns selbst gemacht. Zwar gab es bereits zu allen Zeiten immer wieder Menschen, die behaupteten, dass sie selbst Kriege im Namen Gottes führten, um das scheinbar „Böse“ aus der Welt zu verbannen oder um diese Macht zumindest zu schwächen. Doch stimmt das? Hat Gott ihnen tatsächlich den Auftrag dazu erteilt? Meine Antwort darauf ist ein klares „NEIN“.

Wir leben zwar in einer Welt der Dualität, in der es neben „schwarz“ auch „weiß“ und neben dem „Frieden“ folglich auch den „Krieg“ gibt. Doch ist es Gottes Absicht, uns bewusst in einen Zustand des Krieges zu führen, der letztlich alles zerstört, was Gott erschaffen hat? Ich glaube, Sie stimmen mir hier zu und sagen selbst ebenfalls beherzt „NEIN“, denn das kann nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass es neben dem Gott, der der Schöpfer der Welt ist, auch einen Gott geben muss, der das, was er erschaffen hat, willentlich auch wieder zerstört. Glauben Sie das? Glauben Sie das wirklich? – Meiner Meinung nach kann dies definitiv nicht sein, denn das ergibt überhaupt keinen Sinn.

Zwar lässt Gott es zu, dass es in diesem „Welten-Theater“ neben dem „Guten“ auch das sogenannte „Böse“, das „Negative“ gibt. Doch warum? – Damit wir an all diesen negativen Beispielen lernen können, was uns nicht wirklich guttut. Auf diese Art will er uns helfen, zu erkennen, was es zu meiden gilt, denn indem wir die Auswirkungen des Negativen schmerzhaft erleben, wird es indirekt durch jeden einzelnen von uns so in Schach gehalten, dass es nicht zu mächtig wird oder eines Tages gar die Überhand bekommt. Gott hält uns sozusagen mit beidem, dem Guten wie dem Schlechten, einen Spiegel vor, in den wir schauen können, um festzustellen, ob uns das, was wir darin sehen, gefällt.

In Wirklichkeit reicht Gott jedem einzelnen von uns seine Hand, wie wir dies am Schönsten in dem Fresko „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo Buonarroti sehen können, das wir in der Sixtinischen Kapelle in Rom bewundern können. Doch ob wir diese Hand ergreifen, darüber entscheidet letztlich jeder von uns selbst. Hier können uns weder Vater noch Mutter, noch Partner/Partnerin, noch Freund/Freundin helfen. Es ist vielmehr eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss, denn sie muss aus dem Herzen kommen. Eine Entscheidung für Gott kann keine halbe Sache sein. So wie er jeden von uns bedingungslos liebt, sollten auch wir ihn lieben, ganz egal, wie sich uns die Dinge im Außen zeigen.

Für Gott gibt es kein „Jein“. Soll heißen: wir können Gott nicht halbherzig in unser Leben einladen und dann darauf hoffen, dass Gott auch weiterhin all das Gute in unserem Leben bewirkt. So wie das „Ja“ zu Gott seine Konsequenzen hat und unser Leben beeinflusst, so tut dies auch das „Nein“. Doch Gott liebt jedes seiner Geschöpfe so sehr, dass er unsere Entscheidung akzeptiert. Zwar wünscht auch er sich ein Leben an unserer Seite. Doch selbst dann, wenn wir uns aus welchen Gründen auch immer gegen ihn entscheiden, wird er uns dennoch lieben, da wir seine Geschöpfe sind. Interessant sind für mich vielmehr die Fragen: Warum treten so viele Menschen aus der Kirche aus? Warum tun sich so viele Menschen schwer, überhaupt an die Existenz eines Gottes zu glauben? Warum meiden viele Menschen Gott? Wie viele von uns wagen es nicht, den Namen „Gott“ laut auszusprechen, geschweige denn, sich zu ihm zu bekennen?

Ich frage mich, was ist da irgendwann passiert, dass das so ist? Er ist immerhin unser himmlischer Vater. Auch wenn es manche Menschen nicht glauben: Er ist die Quelle allen Seins und lebt in jedem Einzelnen von uns. Wir können Gott nicht leugnen. Aus menschlicher Sicht ja. Da mag uns unser Ego einreden, dass es Gott nicht gibt, weil wir noch keine reale Erfahrung mit ihm gemacht haben, doch wenn wir unser Herz und unsere Seele fragen, fällt uns zum Glück die einzig richtige Antwort irgendwann wieder ein.

Dazu gibt es sogar eine wunderschöne Geschichte, die ich an dieser Stelle sehr gerne mit Ihnen teilen will. Wer mein erstes Buch gelesen hat, der kennt diese kleine Geschichte bereits, doch ich finde, dass sie auch in diesem Buch Erwähnung finden sollte. Gefunden habe ich die Geschichte „Das Versteck der Weisheit“2 im Internet.

Das Versteck der Weisheit

Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie so lange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden.

Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.

Dann äußerte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen.“

Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst. – Verfasser: Unbekannt

Vielleicht ist dies für manche nicht nachvollziehbar oder nur eine Geschichte, die man kleinen Kindern erzählt. Ich selbst konnte jedoch die Erfahrung machen, dass die Aussage dieser Geschichte die Wahrheit ist, denn ich habe Gott tatsächlich in mir gefunden. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Geschichte noch nicht einmal. Soll heißen: Die Antwort für das, was ich zuerst in meinem Inneren, also tief in meinem Herzen wahrnehmen und fühlen konnte, erhielt ich Monate später durch diese Geschichte. Sie war für mich die Bestätigung, dass Gott tatsächlich in jedem Einzelnen von uns wohnt, denn jetzt war ich mir sicher, dass ich mich auch wirklich auf mein eigenes Fühlen und Wahrnehmen von Gott verlassen kann, weil ich ihn zuvor bereits so deutlich spüren konnte …

Aufgrund meiner persönlichen Geschichte habe ich für mich beschlossen, dass ich mich nicht mehr länger von der Welt im Außen täuschen lassen und blind darauf vertrauen will, was mir andere sagen. Ich glaube nicht mehr an das, was sie für richtig und wichtig erachten, sondern vertraue nur noch auf das, was mir die Stimme meines Herzens sagt.

Ich habe schon viel zu lange „blind, taub und brav“ vor mich hingelebt, anstatt der einzigartigen Verbindung zu vertrauen, die ich als kleines Kind in mir noch gespürt und wahrgenommen hatte, dann aber von Lebensjahr zu Lebensjahr immer mehr aus den Augen verlor, weil ich mich von so viel anderen Dingen gefangen nehmen und auch täuschen ließ. Als kleines Kind (bis etwa zum vierten Lebensjahr) war die Welt noch in Ordnung. Damals konnte ich noch an die Engel und an Gott glauben. Erst durch die Erfahrungen, die ich im Verlauf meines Lebens machen sollte, stellte ich Gott immer mehr in Frage.

Heute weiß ich, dass ich die ganze Zeit über mit einem gänzlich falschen Blick auf Gott und auf das Leben geschaut hatte. Statt mir den Gott meiner frühen Kindheit in Erinnerung zu behalten, in der für mich das Leben noch leicht und unbeschwert war, lernte ich spätestens ab Eintritt in die Schule, aufgrund eigener Erfahrungen sowie der Erzählungen der Erwachsenen, dass das Leben nicht nur schön ist, sondern dass es uns vieles abverlangt und uns täglich aufs Neue fordert. Viele Geschichten der Erwachsenen, die ich hörte, waren oft so voller Schwere, Kummer, Leid, Sorgen und Angst, dass ich – ohne nachzufragen warum das so ist – ihren Worten Glauben schenkte. Und so lernte ich, dass das Leben zwar hin und wieder auch Spaß machen kann und Freude bringt (zum Beispiel an Geburtstagen oder an Festtagen), doch dass es größtenteils Mühsal, Plackerei und Arbeit bedeutet. Und das so lange, bis uns eines Tages der Tod von diesem irdischen Dasein wieder befreit.

Wenn ich das alles mit meinem Wissen von heute so niederschreibe, dann erschrecke ich förmlich über die Wahl meiner Worte, die ich zur Beschreibung dessen verwende, was sich mir meiner Erinnerung nach als Kind und Teenager vom Leben zeigte. Allein wenn ich mich in diese wenigen Worte einfühle, dann kann ich die Ohnmacht, den ganzen Kummer, das Leid, das sie in sich tragen, wahrnehmen. Dann sitze ich quasi mittendrin in diesem Erleben und spüre den Druck und die Schwere dieses ganzen emotionalen Ballasts regelrecht auf meinen Schultern sitzen. Dann fällt mir sogar das Atmen schwer.

Was ich als Kind und Jugendliche diesen ganzen Erzählungen entnahm, war, dass das Leben definitiv kein Honig-Schlecken ist, sondern im Grunde genommen nur ein Ziel kennt: die Arbeit. Zwischendurch versuchen die Menschen zwar, sich mit Essen, Kleidung, Urlaubsreisen, Medien etc. etwas Erleichterung von ihrer Situation zu verschaffen, doch sobald dieses „Unterhaltungsprogramm“, das ihrer Ablenkung dienen soll, endet, hat sich der Mensch wieder dem Ernst des Lebens zuzuwenden, denn schließlich kommen nur die Guten und Fleißigen ins Himmelreich. Für all die Müßiggänger und vom Weg abgekommenen hat Gott ja angeblich das Fegefeuer bzw. die Hölle vorgesehen.

Diese Bilder, dass das Leben so sein soll, ängstigten und erschreckten mich sehr. Und da ich sowohl meine Eltern als auch die anderen Menschen überwiegend nur bei irgendeiner Arbeit sah, festigte sich in mir das Bild, dass das Leben anstrengend ist. Auch in der Schule lernten wir Kinder von Anfang an, dass man nur dann mit Fleiß-Bildchen und guten Noten belohnt wird, wenn man als Schüler entsprechend fleißig ist und gute Ergebnisse erzielt. Alle anderen hingegen wurden getadelt, zählten als dumm und faul, oder mussten sich sogar anhören: „Was mag aus dir wohl mal werden?“ Selbst sonntags setzte der Geistliche von der Kanzel herab meistens noch ein „Krönchen“ obendrauf und predigte mit gebärdenvoller Sprache von Kummer und Leid, das die Menschheit zu ertragen hat, weil die Welt so schlecht ist, dass es der Mensch gar nicht anders verdient. „Tut Buße! Beichtet! Bekennt eure Sünden! …“

 

Worte, die für einen jungen Menschen, der hochsensibel ist und sich alles sehr zu Herzen nimmt, alles andere als einladend sind, um mit Freude den Gottesdiensten beizuwohnen. Diese Predigten haben mich jedes Mal extrem belastet, denn da wurde im Grunde genommen eigentlich nur Negatives thematisiert. Doch wie bitte kann man lernen, sich des Lebens zu erfreuen, wenn man von den verschiedensten Seiten her mit so viel Pessimismus und Negativität konfrontiert wird?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sich erst mit der ersten Generation neuer Geistlicher (damals war ich bereits zwölf Jahre alt) die Wahl ihrer Worte zum Positiven hin veränderte. Endlich wurde nicht mehr nur über die Schlechtheit der Menschheit monologisiert, sondern die jungen Theologen bemühten sich, mit der Gemeinde mehr in Kontakt zu treten. Was mir dabei besonders auffiel, war, dass diese Priester interessanterweise der Kanzel nicht mehr bedurften. Was für eine schöne Entwicklung, die ich als sehr angenehm empfand. Endlich wurde nicht mehr mit weit ausladenden Gesten von oben herab zur Gemeinde gesprochen, sondern vielmehr ein Kontakt auf Augenhöhe zu den Gottesdienstbesuchern gesucht. Doch trotz dieser positiven Veränderung hatten sich die Erlebnisse der früheren Jahre bereits so sehr in meinem Bewusstsein eingeprägt, dass ich Schwierigkeiten hatte, mein ursprünglich erlerntes Bild von Gott zu revidieren. Zwar habe ich es immer wieder versucht, doch es sollte mir nicht wirklich gelingen. Viel zu sehr hatte sich in mir bereits der Gedanke festgesetzt, dass Gott für uns Menschen unnahbar ist, dass er mit uns genauso hadert und schimpft, wie es die Geistlichen als die sogenannten Vertreter Gottes hier auf Erden tun, und dass er uns einst richten wird.

Ich war so eingeschüchtert von diesen ganzen Worten, dass ich davon überzeugt war, dass der Mensch schlecht ist und im Verlauf seines Lebens im „Büßergewand“ sein Dasein fristen muss, um sich bei Gott auf diese Art den Nachlass seiner Sünden zu verdienen. Tatsächlich war ich so naiv zu glauben, dass ihre Worte die Wahrheit sind. Zu sehr hatten sich mir diese Botschaften bereits in jede Zelle meines Körpers und Geistes eingebrannt. Doch statt selbst nach dem wahren Gott zu suchen, übernahm ich – brav wie ich war – die Bilder der Erwachsenen, mit denen ich aufgewachsen war. Diese Art zu denken war aber alles andere als gesund für mich. Zudem war mir nicht klar, dass ich mich aufgrund dieser pessimistischen Sichtweise auf Gott so schwertat, in Gott überhaupt einen liebenden Gott zu sehen. Einen Gott, der es gut mit uns meint. Versuchte ich dann noch in der Bibel zu lesen (Altes Testament), stolperte ich über noch mehr Geschichten, die mir Gott als den zürnenden Gott zeigten, aber leider nicht als den liebenden. Warum ist das so?

Aufgrund all dieser Erlebnisse und Erfahrungen begann ich immer mehr daran zu zweifeln, ob es diesen wohlwollenden Gott denn überhaupt gibt, denn auch angesichts so mancher Ungerechtigkeit, die ich sowohl in meiner kleinen als auch in der großen Welt wahrnahm, bestätigte sich mir vielmehr der Glaube, dass Gott tatsächlich eines Tages den Richtspruch über seine Kinder verhängen wird, die gegen ihn und seine Gebote verstoßen und gesündigt haben. Was in meiner Phantasie sehr stark lebte und mich unwahrscheinlich ängstigte, waren die Bilder vom Höllensturz und dem Jüngsten Gericht.

Ich kann mich noch gut an ein Buch über Heilige erinnern, das ich zusammen mit meinem Bruder öfter angeschaut hatte. Neben den Geschichten über die Heiligen selbst gab es ein paar Bilder, die einen solchen Höllen-Sturz der Menschen zeigten. Bilder, die uns einerseits fesselten, uns andererseits aber auch eine extreme Angst einflößten, weil wir nicht wussten, ob es diesen Gerichtstag Gottes jemals geben wird und wann dieser sein wird.

Wundert es da, wenn Menschen, die sensibel sind und die Ungerechtigkeiten der Welt extrem stark empfinden und sich noch dazu die Thematik um den Höllensturz des Menschen sehr stark zu Herzen nehmen, die Existenz eines liebenden Gottes in Frage stellen, weil sie in all dem, was sie sehen und erleben, keinen liebenden Gott erkennen können? Wer fängt diese Menschen auf? Wer zeigt ihnen die Wahrheit. Die richtige Wahrheit, damit sie auch wirklich die richtigen Bilder über Gott in ihren Herzen tragen können?

Nimmt im Leben dieser Menschen dann noch das Schicksal mit Krise, Krankheit etc. seinen Lauf und konfrontiert sie mit den verschiedensten Herausforderungen, ist es oftmals nicht mehr verwunderlich, wenn sie von ihrem Glauben her mehr abfallen, anstatt sich auf diesen zu besinnen. Wie soll man denn überhaupt eine gute Beziehung zu Gott aufbauen, wenn der Grundstein für eine positive und damit auch gesunde Beziehung zu ihm nicht von Anfang an gelegt wird?

Als Jugendliche haben mich die ganzen Erlebnisse sehr beschäftigt, doch wusste ich nicht, wem ich mich diesbezüglich anvertrauen sollte, weil meine Art, die Dinge wahrzunehmen, eine ganz andere war, als ich sie in meinem Umfeld beobachten konnte. Zwar hatte ich viele Fragen, doch stellte ich sie nicht, weil ich Angst vor den Reaktionen derer hatte, die so gottesfürchtig lebten und für die scheinbar alles so normal war. Folglich dachte ich, dass der Fehler bei mir liegen muss und ich ein schlechter Mensch bin, weil ich so denke, obwohl ich in einem sehr christlichen Haushalt aufgewachsen bin. Auch der Religionsunterricht half mir nicht weiter, einen besseren Zugang zu Gott zu finden und mein Gottesbild zu klären. Noch heute frage ich mich: Warum werden Kinder mit Angst erzogen. Warum wurde ihnen von Seiten der Kirche das Bild eines strafenden Gottes anerzogen? Warum wurde es in der Bibel versäumt, den Menschen mehr über den liebenden Gott zu erzählen als über den Gott, der angeblich Opfergaben verlangt, etc. – Fragen über Fragen. Wie geht es Ihnen damit?

Mit 14/15/16 Jahren hatte ich so viele Fragen im Hinblick auf den Sinn meines Lebens im Kopf, dass mich diese ganzen Fragen vergleichbar einem viel zu schweren Rucksack niederdrückten. Doch wem sollte ich sie stellen? Wem mich anvertrauen? Heute weiß ich, dass ich bereits zu dieser Zeit Anzeichen einer Depression in mir trug, die jedoch von niemandem zur Kenntnis genommen wurden. Heute weiß ich, dass es auch daran lag, dass ich auf Seelenebene tiefe Verletzungen in mir trug, weil ich mich als Kind und Teenager viel zu wenig wahrgenommen, gesehen oder gehört fühlte. Mich beschäftigten so viele Dinge, die ich weder mit meinen damaligen Freundinnen noch mit meiner Familie teilen konnte, weil ich immer das Gefühl hatte, irgendwie leben sie und ich in völlig unterschiedlichen Welten. Das, was sie interessiert, das interessiert mich nicht wirklich. Und das, was mich interessiert, findet bei ihnen keinen Gefallen. Oft kam ich mir vor, als wäre ich von einem anderen Stern heruntergefallen und mitten unter Menschen gelandet, mit denen ich im Grunde genommen keine wirklichen Gemeinsamkeiten habe. Dieses Gefühl von nicht wirklich zu ihnen zu gehören, belastete mich sehr. Der einzige Rückhalt, der sich mir zu dieser Zeit bot, war bereits damals meine Liebe zu den Büchern. Zum Glück konnte ich mir in der Stadtbibliothek unserer Kleinstadt Bücher von R. M. Rilke und Hermann Hesse etc. ausleihen, die ich damals regelrecht verschlang. Irgendwann stellte ich dann fest, dass mir die Bücher wichtiger waren als die Menschen, weil ich dadurch zumindest teilweise Antworten auf manche meiner Fragen bekam.

Eine ungesunde Angewohnheit, die ich mir dadurch jedoch zu eigen machte, war, mich immer mehr von den anderen (sowohl von der Familie als auch von Freunden) zurückzuziehen und mich stattdessen in der Literatur zu vergraben, um dort mit mir und meinen Gedanken alleine zu sein. Ein Vorteil, den das Ganze mit sich brachte, war, dass ich dort ungestört war und durch nichts und niemanden verletzt werden konnte. Ein Nachteil: Dass ich mich zusehends selbst von den anderen immer mehr isolierte. Nach und nach trennten sich so die Wege zwischen meinen Freundinnen und mir, weil unsere Interessen immer stärker auseinandertrifteten. Schon bald hatten wir immer weniger Gemeinsames, das wir miteinander hätten teilen können. Doch ich war damals so sehr davon überzeugt, dass für mich alles besser und leichter wird, wenn ich meinen Weg gehe, auch auf die Gefahr hin, dadurch für die anderen nicht mehr interessant und attraktiv genug zu sein. Ich folgte einfach meinem Gefühl, das mir sagte: „Konzentriere dich mehr auf das Buch.“

Natürlich verschloss ich mich auf diese Art und Weise sowohl den Gleichaltrigen als auch den Erwachsenen gegenüber immer mehr. Zudem redete ich mir ein, dass ich mit dem, was mich beschäftigt, ohnedies keine Beachtung finden würde, geschweige denn verstanden werde. Dass ich mit meinem Verhalten nicht lernte, mich mit anderen über meine Gedanken und Gefühle zu unterhalten, das kam mir damals gar nicht in den Sinn. Mein „Rettungsanker“ durch die Zeit meiner Jugend waren die Bücher. Sie waren das einzige für mich, indem ich Halt finden konnte. Und so gewöhnte ich es mir immer mehr an, die Dinge mit mir alleine auszumachen, und nutzte das Buch als den mir wichtigsten Ratgeber.

Was mir bei alledem nicht bewusst war, war, dass dies nur so lange gut funktionierte, solange in der Welt um mich her alles in Ordnung war. Doch war dies nicht der Fall, und ich hatte das Gefühl, dass ich mit den Anforderungen durch Schule, Familie etc. nicht mehr klarkomme, dann fühlte ich mich oft auch von den Büchern im Stich gelassen, weil sie mir für die aktuelle Situation, in der ich gerade Hilfe und Unterstützung gebraucht hätte, keine unmittelbaren Helfer waren. Nicht besonders geschickt gemacht. Ich weiß. Doch damals wusste ich von all den Auswirkungen unseres Denkens, unserer Worte und unseres Verhaltens auf Körper, Geist und Seele noch nichts. Das sollte ich alles erst nach meinem fünfundfünfzigsten Lebensjahr lernen.

Mein Leben änderte sich erst, als ich mit zwanzig Jahren zum Studium in die Großstadt kam. Nach und nach wurde vieles anders, nachdem ich beschlossen hatte, dass ich jetzt die Chancen nutzen will, die mir das Leben bot. Von daher versuchte ich, wieder offener zu werden und auch mal aus mir selbst heraus auf andere Menschen zuzugehen. Was mir dabei half, war, dass es den anderen Studenten letztlich genauso ging wie mir. Auch sie mussten lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Hatten mitunter die gleichen Anfangsschwierigkeiten wie ich, um auf Anhieb den richten Hörsaal oder Seminarraum zu finden, so dass sich auf den Wegen dorthin immer wieder nette Gespräche ergaben, die mir guttaten und mir halfen, dieser neuen Phase meines Lebens optimistischer entgegenzusehen. Zwar fühlte ich mich zu manchen Zeiten schon noch ziemlich allein, doch das war gut, denn es zwang mich, mir zu überlegen, wie es weitergehen soll. Und so öffnete ich nach und nach immer mehr die Türen, hinter denen ich mich in den letzten Jahren viel zu sehr verschanzt hatte. Mit der Zeit blühten so neue Bekanntschaften und Freundschaften auf.