Buch lesen: «Übersäuerung», Seite 4

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Das ABC der Säurekrankheiten

Hinter vielen Krankheiten vermutet man auf den ersten Blick alles andere als eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes. Neben den Erkrankungen von Organen, die direkt durch ein Zuviel an Säure oder einen Basenmangel betroffen sind, bringt die Übersäuerung unseres Bindegewebes im ganzen Körper Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten aller Art hervor oder ist zumindest mitverantwortlich für eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.

Phasen der Erkrankung

Unser Körper muss ständig Abbauprodukte wie Säuren und Gifte aus dem täglichen Stoffwechsel und aus der Umwelt ausscheiden. Das erledigen Darm, Nieren, Lunge und Haut. Sind die überlastet oder stehen zu wenig Mineralstoffe (Basen) zur Verfügung, werden die sauren Stoffwechselschlacken und Gifte zuerst im Bindegewebe abgelagert. Was wir dann als Krankheiten erleben, ist meist der Versuch unseres Körpers, diese Stoffe wieder loszuwerden. Wenn der Körper zu schwach ist, die Depots voll sind oder wir ihn an der Ausscheidung hindern, lagert er die Schlacken in immer tieferen Schichten ab und es kommt zu chronischen Krankheiten.

Gelungene Ausscheidung über Darm, Nieren, Haut, Lunge. Die Ausscheidungsorgane funktionieren optimal und der Körper hat genügend Mineralien (Basen), um die sauren Schlacken zu neutralisieren und auszuscheiden.

Versuch der Ausscheidung über eine Entzündung der Gelenke, der Haut (Dermatosen), der Schleimhäute und über Fieber. Unser Körper versucht, die Ausscheidung über Durchfall, Fieber, Schwellung oder Infekte zu erreichen. Wenn die Ausscheidungsorgane gesund sind und genügend Mineralien vorhanden sind, um die Säuren zu binden, sind wir nach so einer Krankheit in der Regel gesünder als vorher.

Gescheiterter Ausscheidungsversuch und Ablagerung in Form von Warzen, Leberflecken, Harnsäure (Gicht), Gallen- und Nierensteinen, Verhärtungen im Bindegewebe (Zellulitis). Der Körper versucht, mit diesen Ablagerungen wichtige Organe wie Herz und Blut zu schützen. Die Ablagerungen sind aber noch gutartig. Bis zu diesem Punkt ist unser Körper noch in der Lage, sich selbst zu regulieren, die Störungen finden im Bindegewebe statt und noch nicht in der Zelle. Diese Krankheiten der Akutphasen sind meist noch heilbar. Danach entstehen schwer heilbare und chronische Krankheiten.

Phase der Zellerkrankung mit Hautveränderungen, Diabetes, Geschwüren. Die Depots sind randvoll, unser Körper kann die Zellen nicht mehr ausreichend schützen. In dieser Phase werden die Krankheiten chronisch, weil die Ausscheidung der Säuren aus eigener Kraft nicht mehr gelingt. Von hier ist es nur noch ein kleiner Schritt zu schweren Erkrankungen.

Phase des Zelluntergangs: Degeneration von Gewebe, Versteifung der Gelenke, Verhärtung von Organen, Herzinfarkt. Zellen sterben und die ersten Organe reagieren mit Funktionseinschränkung. Diese Vorgänge sind bereits lebensgefährlich. Die Ausscheidung und Körperregulation ist zunehmend blockiert.

Zellveränderung in Form von Krebs. Sauerstoff- und Nährstoffversorgung sowie der Abtransport der Schlacken aus den Zellen ist schwer eingeschränkt. Es kommt zu ungehemmtem Zellwachstum.

Die Lanser Säure-Basen-Studie

Dr. Alex Witasek, Leiter des Instituts für Regenerationsforschung in Lans, untersuchte 1994 im Rahmen einer Entgiftungskur die Einflüsse von basischen Mineralsalzen auf den menschlichen Organismus. 30 Patienten bekamen täglich 3x5 Kapseln Basenpulver verabreicht. Eine Kontrollgruppe von 30 Patienten bekam 3x5 Placebos (Kapseln ohne Wirkung). Die Auswertung der Laborergebnisse ergab vor allem eine positive Auswirkung von Basenpulver auf die Fließeigenschaft des Blutes. Fibrinogen, der Eiweißstoff, der die Blutgerinnung fördert, der rote Blutfarbstoff Hämoglobin und das Gesamteiweiß waren mit Basenpulver deutlich stärker gesenkt als ohne basische Mineralsalze.

→ Die deutliche Senkung der Fibrinogenkonzentration im Blutplasma bedeutet eine Vorbeugung gegen Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten mit Infarktrisiko und Hirnmangeldurchblutung mit Schlaganfall. Fibrinogen ist nicht nur ein Gerinnungsfaktor, sondern auch für die Zusammenballung der roten Blutkörperchen (Gerinnselbildung) verantwortlich. Dies beeinträchtigt stark die Durchblutungsintensität. Auch die Säurestarre der roten Blutkörperchen ist durch die erhöhte Konzentration des Fibrinogens verstärkt, sodass insgesamt ein erhöhter Blutdruck notwendig ist, um den Kreislauf aufrechtzuerhalten. Die Kombination von Hochdruck, Zusammenballung der roten Blutkörperchen (Gerinnselbildung) und Säurestarre der roten Blutkörperchen ist ein hoher Risikofaktor für Gewebe mit erhöhtem Sauerstoffbedarf wie etwa das Nervensystem und das Herz.

→ Gelenk-, Glieder- und Kreuzschmerzen, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen besserten sich deutlich durch das Basenpulver. Verantwortlich dafür ist die Bekämpfung des Schmerzes, der durch Übersäuerung bei Mangeldurchblutungen und chronischen Entzündungen entsteht.

→ Der Serum-Cholesterinspiegel sank bei der Basenpulvergruppe deutlich stärker als bei der Placebogruppe, was auf eine Leberaktivierung zurückzuführen ist, da diese nur im basischen Milieu optimal ihre Funktionen erfüllen kann.

→ Die Blutsenkungsgeschwindigkeit verringerte sich bei Patienten ab 60 Jahren deutlich durch Basenpulver, was eine Verminderung der Entzündungsaktivität widerspiegelt.

Es ist bemerkenswert, dass trotz des hohen Anteils von Natrium im verwendeten Basenpulver der Natriumspiegel im Blut der Basenpulvergruppe deutlich erniedrigt wurde, während er bei der Placebogruppe sogar leicht anstieg. So konnte zusammen mit den Verbesserungen der Fließeigenschaften der Bluthochdruck durch die Basenkapseln deutlich gesenkt werden.

Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und verringerte Merkfähigkeit durch Stressanpassung werden durch die Einnahme von Basenpulver erfolgreich bekämpft. Kurkrisen mit Kopfschmerzen oder Migräne, Übelkeit, Schwindel, Erbrechen oder Muskelkrämpfen traten in der Basenpulvergruppe bei 30 % der Patienten und in der Placebogruppe bei 70 % der Patienten auf.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Säuren im Organismus zu neutralisieren ist entscheidend für den Säure-Basen-Haushalt. Während einer Entgiftungskur tritt in den ersten Tagen in den meisten Fällen eine verstärkte Übersäuerung mit so genannten Entgiftungskrisen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schwindel und Müdigkeit auf. Durch Einnahme von Basenpulver konnten diese Krisen deutlich verringert werden. Eine Entgiftungskur sollte also immer von der Einnahme von Basenpulver begleitet werden.

Stadien der Übersäuerung

Es gibt verschiedene Stadien der Schwere einer Übersäuerung.

1. Grad: Idealzustand

Der Säure-Basen-Haushalt (Homöostase) ist im Gleichgewicht. Es gibt keinen Mangel an Pufferstoffen.

2. Grad: Latente Azidose oder versteckte Übersäuerung

In diesem Zustand befinden sich die meisten Menschen bei uns. Unsere Pufferreserven werden weniger, ohne dass sich der pH-Wert ändert, denn die Säuren können noch abgepuffert werden. Unsere Speicherdepots wie das Bindegewebe werden bereits mit Säuren gefüllt und die Basendepots bereits geleert. Die meisten fühlen sich bis auf kleine Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, kalte Füße, Verstopfung, Kribbeln oder Allergien ganz gesund. Alle diese Anzeichen für Übersäuerung werden auf andere äußere Ursachen geschoben.

3. Grad: Akute Azidose oder vorübergehende Übersäuerung

Mit einer akuten Infektionskrankheit sind wir schnell in einer akuten Azidose. Fieber oder Entzündungen sorgen verstärkt für eine saure Stoffwechsellage. Unsere Ausscheidungsorgane arbeiten auf Hochtouren, um durch Entzündungen, Fieber, Erbrechen oder Durchfall Toxine auszuscheiden. Wenn genügend Basenreserven vorhanden sind, stellt sich das Gleichgewicht wieder ein.

4. Grad: Chronische Azidose oder chronische Übersäuerung

Hier finden wir die chronischen Krankheiten wie Rheuma, Bronchitis, Asthma und Arthrosen. Die Basenreserven sind zunehmend erschöpft und erste Organveränderungen beginnen.

5. Grad: Lokale Azidose oder örtliche Übersäuerung

Durchblutungsstörungen durch die Säurestarre der roten Blutkörperchen, verminderte Fließfähigkeit des Blutes und Blutgerinnsel durch die Erhöhung des Fibrinogens können zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Aber auch Bandscheibenvorfall oder Abszesse gehören zu typischen Krankheitsbildern.

6. Grad: Säuretod

Die Säurekatastrophe hat viele Gesichter: tödlicher Gehirn- oder Herzinfarkt, Nierenversagen, Krebs oder Zuckerkoma.

So stellen Sie Ihre Übersäuerung fest

Viele unterschiedliche Symptome deuten auf eine Übersäuerung hin. Wir Menschen brauchen aber meist wissenschaftliche Beweise, um unser Verhalten zu verändern. Aber was misst man? Vielleicht das Blut? Was so nahe liegt, hat leider nicht viel Sinn. Denn zum einen schwankt der pH-Wert unseres Blutes laufend, wenn auch nur in ganz kleinem Rahmen zwischen 7,35 und 7,45. Noch wichtiger: Was unsere Beschwerden hervorruft, ist nicht unser übersäuertes Blut, sondern vielmehr die ständige Verminderung der Pufferkapazitäten. Die führt nämlich zu einer latenten Azidose. Allerdings lassen sich trotzdem aus dem Blut Messwerte gewinnen, die eine latente Azidose belegen. Dieser Bluttest nach Jörgensen muss allerdings in der Arztpraxis durchgeführt werden.

Urinprobe – der einfache Test

Die zweite Möglichkeit ist, die Säure dort festzustellen, wo sie ausgeschieden wird: im Urin. Das ist grundsätzlich möglich. Nur: Eine einzige Urinprobe hat da keine wirkliche Aussagekraft. Ist unser Urin sauer, kann einerseits eine Übersäuerung vorherrschen, es kann aber auch sein, dass unser Körper noch fähig ist, sich der überschüssigen Säuren über die Nieren zu entledigen. Zum anderen zeigt der Urin eines gesunden Menschen über den Tag gemessen ganz unterschiedliche pH-Werte. Schon 1953 beschrieb einer der Pioniere auf dem Gebiet des Säure-Basen-Haushalts ein Verfahren, das Rückschlüsse auf die vorhandenen Pufferkapazitäten erlaubt (→ Seite 60 »Der Urintest nach Sander«). Nachteil: Sie müssen die Proben in ein Labor einschicken. Aber es geht einfacher. Mit einem einfachen Lackmuspapier aus der Apotheke können Sie ganz ohne Arzt und Labor den Säuregehalt Ihres Urins messen und daraus Rückschlüsse auf Ihren persönlichen Übersäuerungsgrad ziehen.

»SAURE« KRANKHEITSSYMPTOME

Die unterschiedlichsten Krankheiten können ihre Ursachen in einer chronischen Übersäuerung haben. Und davon sind alle Teile unseres Organismus betroffen.

Kopfbereich: Kopfschmerz ohne ersichtliche Ursache, Entzündungen der Stirn- und Nasennebenhöhlen, allergische Reaktionen, Karies, Ohrgeräusche, Schwindel. Brustbereich: Atemwegserkrankungen, Herzdruck ohne EKG-Befund, Herzrhythmusstörungen.

Bauchbereich: Sodbrennen, Magenschmerzen, Magenkrämpfe, Magengeschwür, Gallen-, Nieren- und Blasensteine, Reizblase, Schwangerschaftsübelkeit.

Wirbelsäule und Gelenke: Osteoporose, langsame Knochenbruchheilung, Weichteilrheuma, Arthrosen, Bandscheibenschäden. Haut: Akne, Allergien, Neurodermitis, Schweißgeruch, trockene Haut, entzündete Haut, Pilzerkrankung.

Nervensystem: Antriebsschwäche, chronische Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Energielosigkeit, depressive Verstimmung, Neuralgien.

So testen Sie selbst Ihren Urin

Die Säureausscheidung über die Nieren unterliegt einem bestimmten Rhythmus, der hauptsächlich vom 24 Stunden-Rhythmus unserer Leber bestimmt wird. Deshalb ist eine einzige Messung des Urins wenig aussagekräftig.

Neben der Grundversorgung an basischen Pufferreserven, die dafür sorgen, dass unser Blut-pH-Wert stabil bleibt, kommt es abhängig von der Tageszeit und den Mahlzeiten zu so genannten Basenfluten. Jede Mahlzeit regt die Produktion von Magensaft, aber auch von Natriumbikarbonat an, das dann die erwähnte Basenflut verursacht. Im Blut fällt sie nicht weiter auf, da dort die Basenreserven gleichmäßig gehalten werden. Wohl aber kann unser Harn einen deutlich basischen pH-Wert annehmen. Morgens nach dem Aufstehen, wenn die letzte Mahlzeit lange zurückliegt, ist Ebbe in unserem Basenmeer, und unser Urin wird deutlich sauer sein. Deshalb wird man mit einer Urinmessung wenig Aufschluss über seinen Übersäuerungszustand erhalten.

Vielmehr müssen Sie Ihre persönliche Harnsäurebestimmung mit insgesamt fünf Messungen dem biologischen Tagesrhythmus anpassen. Besorgen Sie sich dazu Teststreifen aus der Apotheke mit einem Bereich von pH 5,0 bis pH 8,0 und halten Sie diese Indikatorpapierchen direkt in den Urinstrahl. Anhand der Verfärbung lesen Sie den Säuregehalt Ihres Urins ab und tragen den Wert in ein Diagramm ein.

Probe 6 Uhr morgens

Dieser erste Urin des Tages wird beim Gesunden sauer sein, denn erstens fehlen mangels Nahrung die Basenfluten, und zweitens werden die nachts angefallenen Säuren ausgeschieden. Der Harn kann dabei pH-Werte zwischen 5,0 und 7,0 annehmen. Der Teststreifen färbt sich normalerweise gelblich. Es ist also ganz normal, dass der Urin morgens sauer ist.

Probe 9 Uhr morgens

Zwei bis drei Stunden nach dem Frühstück fällt diese zweite Probe durch die Basenflut nach dem Frühstück neutral bis leicht basisch aus. Der Wert pH-Wert sollte zwischen 7,0 und 8,0 liegen.

Probe 12 Uhr mittags

Diese Probe müssen Sie kurz vor dem Mittagessen nehmen. Die Basenfluten des Frühstücks sind weitestgehend abgebaut. Salzsäure und Natriumbikarbonat haben sich im Zwölffingerdarm wieder neutralisiert, der Rest an Basen hat die Basenreserven unseres Blutes aufgefüllt, das Bindegewebe von Säureresten freigespült oder wurde mit dem Harn ausgeschieden. Dazu kommt, dass unser normaler Stoffwechsel bis dahin neue Säuren produziert hat. Der pH-Wert unseres Harns sollte also leicht sauer bis neutral zwischen 7,0 und 7,5 liegen.

Probe 15 Uhr nachmittags

Noch unter der Einwirkung der mittäglichen Basenflut sollte unser Urin-pH-Wert einen deutlichen Sprung ins Basische machen. Die pH-Werte liegen bei gesundem Säure-Basen-Haushalt zwischen 7,5 und 8,5.

Probe 18 Uhr abends

Vor dem Abendessen zeigt sich wieder ein Säureüberschuss. Die letzte Basenflut ist Stunden zurück, und unser normaler Stoffwechsel hat neue Säuren produziert, was keinesfalls als Übersäuerung zu werten ist. Wer jetzt genügend Basenreserven hat, dessen Urin wird nur leicht im sauren Bereich landen. PH-Wertezwischen 7,0 und 8,0 sind normal.

Haben Sie keine Angst, wenn die Werte etwas darüber oder darunter liegen. Wichtig ist erst einmal, dass sich der pH-Wert »bewegt« und nicht über den ganzen Tag im sauren Bereich bleibt.

Interpretation des Kurvenverlaufes

Die Tageskurve, die sich durch die fünf Harnproben ergibt, hat bei einem gesunden Menschen einen typischen Zick-Zack-Verlauf. Es geht also nicht darum, den Urin kontinuierlich basisch zu halten, denn gerade der Rhythmus zwischen basisch und sauer zeichnet einen gesunden Säure-Basen-Haushalt aus! Versuchen Sie also nicht, durch übermäßige Basenzufuhr im basischen Bereich zu bleiben.

Die Kurve von Zuckerkranken ist häufig eine Gerade im sauren Bereich. Ebenso Kurven, die unbeeindruckt von den Basenfluten, die durch die Mahlzeiten ausgelöst werden, sich kaum aus der »Säuregeraden« bewegen und erst abends wieder einen normalen Säurepegel erreichen, deuten auf eine saure Stoffwechsellage hin.

Wer über mehrere Tage gemessen häufig unter oder über der angegebenen Schwankungsbreite liegt, kann sich mit einer einfachen Probe zusätzlich Klarheit verschaffen: Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen 3 g Natriumbikarbonat oder 4 Tabletten Bullrichsalz, in einem Glas warmem Wasser aufgelöst. Das Frühstück müssen Sie an diesem Tag ausfallen lassen. 2 bis 3 Stunden später messen Sie mit einem Indikatorpapier aus der Apotheke Ihren Harn. Er sollte dann basisch sein. Ist das nicht der Fall, so ist eine Störung Ihrer Säure-Basen-Bilanz sehr wahrscheinlich und Sie sollten sich ärztlich untersuchen lassen. Eine entsäuernde Therapie ist dann dringend angesagt.

DER URINTEST NACH SANDER

Ein Pionier auf dem Gebiet des Säure-Basen-Stoffwechsels war Friedrich Sander, der schon 1953 eine diagnostische Methode zur Erfassung des Säure-Basen-Haushaltes beschrieb. Grundlage war die Erkenntnis, dass zu verschiedenen Tageszeiten hauptsächlich abhängig vom Leberrhythmus (→ Seite 61) auch unterschiedliche Mengen an Säuren und Basen mit dem Harn ausgeschieden werden.

Die logische Konsequenz: Die Pufferkapazität des Harns wird anhand eines Tagesprofils bestimmt. Das erfordert Urinproben um 6.00 Uhr, 9.00 Uhr, 12.00 Uhr, 15.00 Uhr und 18.00 Uhr.

Ein Labor bestimmt zunächst den pH-Wert der Proben. Danach werden mit basischem Natriumbikarbonat (NaOH) und saurer Salzsäure (HCl) die Messzahlen für die Pufferkapazitäten (Aziditätsquotient = AQ-Werte) im sauren und basischen Bereich bestimmt und in Form eines Tagesprofils dargestellt. Daraus berechnet sich dann ein Index als Maß für die gesamte Pufferkapazität des Harns. Die Methode nach Sander ermittelt also nicht nur die pH-Werte, sondern auch die noch vorhandenen Pufferkapazitäten.

Die Leber – unser Alchimist

Die Leber ist das Hauptorgan für den Stoffwechsel im Körper, der »Alchimist im Bauche«, das sagte schon Paracelsus. Wie wichtig sie für uns ist, zeigt, dass die Natur gegen ihre vorzeitige Zerstörung zwei Methoden einsetzt: Erstens ist das Lebergewebe eigentlich über die physiologisch notwendige Größe hinaus überdimensioniert, und zweitens ist die Leber außerordentlich regenerationsfähig. Heilbare Leberleiden können sich in einer Woche deutlich bessern und in einem Monat ausheilen. Dazu gehört allerdings nicht die fortgeschrittene Leberzirrhose.

Die Leber gibt den Takt vor

Der Rhythmus unserer Mahlzeiten richtet sich nicht zufällig nach der Leber. Schon länger weiß man, dass unsere Leber zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr Abfallprodukte unseres Stoffwechsels, etwa durch Basen neutralisierte Säuren, speichert, um sie dann in der Nacht zu entsorgen. In dieser Zeit stellt sie uns auch den für die Verdauung so wichtigen Gallensaft zur Verfügung. Der Höhepunkt der Leberaktivität liegt dann in der Mittagszeit so gegen 14 Uhr. Mahlzeiten zur rechten Zeit – geregelte Mahlzeiten eben – haben also durchaus ihren Sinn.

Säurekrankheiten von A–Z

Etliche Krankheitsbilder zeigen, dass eine Übersäuerung des Körpers eine oft nicht unwichtige Rolle spielt. Im komplizierten Zusammenspiel der Organe und Körperfunktionen kann es entscheidend sein, einer Übersäuerung entgegenzuwirken bzw. Säuren und Basen in der richtigen Balance zu halten.

Allergien

Kaum eine andere Krankheit hat so hohe Zuwachsraten wie die Allergien. Kein Wunder, denn die Zunahme läuft parallel mit der Verbreitung von Chemikalien in unserer Umwelt. Von den weltweit etwa 10 Millionen registrierten Chemikalien kommen wir täglich mit 60.000 bis 80.000 in Kontakt! Die Möglichkeiten, allergisch zu reagieren, sind also unendlich. Es wird vermutet, dass heute bereits jeder Zweite unter allergischen Symptomen leidet, meist ohne es zu wissen. Dabei kann unser Körper auf alle Stoffe sofort oder bis zu 24 Stunden verzögert allergisch reagieren, mit denen er über die Haut und die Schleimhaut (Darm und Bronchien) in Verbindung kommt. Jedes Mal, wenn eine Zelle unseres Immunsystems im Blut oder in verschiedenen Körpergeweben auf einen körperfremden Stoff trifft, löst sie eine Kettenreaktion aus, an deren Ende die allergischen Symptome stehen. Diese Reaktion auf eigentlich unschädliche Substanzen kann angeboren, aber auch erworben werden.

Bei fast jedem Allergiker zeigt sich eine erhöhte Einlagerung von Stoffwechselgiften und Säuren im Körper. Der genaue Zusammenhang ist allerdings noch nicht geklärt. Zusätzlich entgleist bei ständig übersäuertem Bindegewebe unser Immunsystem.

Auch noch ein anderer interessanter Mechanismus legt eine Verbindung zwischen Allergie und Übersäuerung nahe. So werden bei einem Kalziummangel große Mengen Histamin ausgeschüttet. Dieses Gewebshormon regt die Belegzellen unseres Magens dazu an, durch Kochsalzspaltung Natriumbikarbonat zu bilden. Dabei muss man wissen, dass Histamin auch eine Mittlersubstanz ist, die bei Allergien Rötungen, Schwellungen und juckende Quaddeln auf der Haut hervorruft.

Der kostenlose Auszug ist beendet.

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