Buch lesen: «Übersäuerung», Seite 3

Schriftart:

Säuren durch Stress

Etwas »schlägt uns auf den Magen« oder liegt dort »wie ein Stein«, wir sind buchstäblich »sauer«, wir müssen »etwas Unverträgliches schlucken« oder aber wir müssen Nachrichten erst einmal »verdauen«. Betroffen ist immer der Verdauungstrakt. Negative Gedanken, Ängste, Sorgen, Wut, Verzweiflung, Stress, aber natürlich auch Freude wirken sich sofort körperlich aus. Das ist auch nicht verwunderlich, bestehen doch zwischen unserem Gehirn und dem vegetativen Nervensystem wie etwa dem Magen-Darm-Nervensystem zahlreiche Verbindungen. Das vegetative Nervensystem hält alle lebenswichtigen Organtätigkeiten aufrecht und passt den Körper an die ständig wechselnden Umweltbedingungen an, indem es Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel, Aktivität, Verdauung, Drüsentätigkeit, Temperatur, Ausscheidung, Schlaf, Wachstum und Fortpflanzung steuert. Es besteht aus zwei Teilen mit gegenläufigen Funktionen. Durch dieses Zusammenspiel halten sie das vegetative Gleichgewicht unseres Körpers (Homöostase) aufrecht.

→ Sympathisches Nervensystem: für Aktivität und Leistung;

→ Parasympathisches Nervensystem: für Erholung, Entspannung und Energieaufbau.

Man kann sagen, dass der Einfluss des Sympathikus das Gleichgewicht in Richtung sauer, der des Parasympathikus in Richtung basisch verschiebt. Beide sind natürlich notwendig, so wie auch Säuren in unserem Körper gebraucht werden. Nur das falsche Verhältnis der beiden zueinander kann uns krank machen.

Regelabläufe der Nervensysteme

Das vegetative Nervensystem ist von unserem Willen nicht steuerbar, weshalb man auch vom »autonomen« oder »unwillkürlichen« Nervensystem spricht. Bei Angst, Aufregung und Stress bewirkt der Sympathikus durch eine Ausschüttung von Stresshormonen eine Reduzierung der Verdauungsprozesse. Unser Körper spart so kurzfristig Energie, um sich für eine Gefahrensituation zu wappnen. Es wird zwar weniger Magensäure produziert, aber Fettsäuren werden vermehrt mobilisiert, und Glukose und ATP werden produziert. Das bedeutet einen Säureschub für unseren Körper. Zum Ausgleich erfolgt etwas später eine verstärkte Parasympathikus-Aktivität mit vermehrter Ausschüttung von Magensäure auch ohne vorherige Nahrungsaufnahme.

Eine Übersäuerung wirkt aber auch umgekehrt als starker Stressfaktor auf das vegetative Nervensystem. Säure aktiviert den Sympathikus. Sie sorgt für Erregung, wenn wir eigentlich ausruhen sollen, und bewirkt die Ausschüttung der Stresshormone, auch wenn gar kein wirklicher Grund für Anspannung, Kampf oder Flucht gegeben ist. Dazu versetzt eine saure Stoffwechsellage unser Immunsystem in Alarmbereitschaft, ohne dass Krankheitserreger unsere Gesundheit bedrohen.

Säuren durch Bewegungsmangel oder Überanstrengung

Die Lunge dient im Säure-Basen-Gleichgewicht als wichtiges Aufnahme- und Ausscheidungsorgan. Sie gibt saures Kohlendioxid ab und nimmt Sauerstoff für die Energiegewinnung in unseren Zellen auf. Durch Bewegung an frischer Luft wird der pH-Wert im Körper sofort gesenkt. Wer sich wenig bewegt und schlecht atmet, bekommt zu wenig Sauerstoff. Die Folge: Viele saure Substanzen bleiben im Körper zurück, weil für die Energiegewinnung beim Verbrennen in den Zellen Sauerstoff fehlt. Der Verbrennungsvorgang bleibt unvollständig, und statt Wasser und Kohlendioxid entstehen saure Zwischenprodukte. Und der Teufelskreis dreht sich weiter. Sinkender pH-Wert in der Zelle heißt auch, dass die Enzyme – unsere Biokatalysatoren – nicht mehr so gut funktionieren und die Stoffwechselvorgänge in der Zelle langsamer ablaufen.

Je mehr Sauerstoff etwa durch ein moderates Ausdauertraining eingeatmet wird, umso mehr Säuren werden auch ausgeschieden. Wer es aber übertreibt, kommt »außer Atem« und bekommt einen Muskelkater. Wegen eines Sauerstoffmangels hat der Körper Milchsäure gebildet, und zusammen mit kleinsten Verletzungen des Muskels tut der entsprechende Muskel jetzt weh.

Die Organe des Säure-Basen-Haushaltes

Säuren lassen sich in unserem Körper verschiedenen Kategorien zuordnen: nach ihrer Herkunft und nach den Organen, die an ihrer Entsorgung beteiligt sind.

→ Anorganische Säuren werden mit unserer Nahrung aufgenommen und können ausschließlich über den Urin entsorgt werden.

→ Organische Säuren werden sowohl mit der Nahrung aufgenommen, entstehen aber auch durch die Energiegewinnung (Milchsäure, Ketonsäuren) in unseren Zellen. Die flüchtige Säure Kohlendioxid wird dabei über die Lunge abgeatmet, während nichtflüchtige Säuren in unserer Leber verarbeitet werden.

Für Abbau und Ausscheidung sind im Wesentlichen drei Organe zuständig: Nieren, Lunge und Leber. Dazu kann unser Blut durch so genannte Puffer bei plötzlichen Säureschwankungen seinen pH-Wert innerhalb eines engen Bereiches (pH 7,35 bis 7,45) konstant halten. Und Säuren, die wir nicht sofort loswerden können, lagern sich im Bindegewebe ein, wo sie regelrecht zu einer »Versulzung« führen. Für all diese »Säureabwehrmaßnahmen« verbraucht unser Organismus körpereigene Reserven. Unser Körper schwächt sich damit selbst. Deswegen ist es so wichtig, die Puffer-Systeme unseres Körpers zu unterstützen.

REGULATION DES SÄURE-BASEN-HAUSHALTES

Blut über Puffersysteme → sofort

Lunge über Abatmung → sofort

Niere über Ausscheidung → mittelfristig

Leber über Harnstoffwechsel → langfristig

Das Blut als Transportvehikel

Das Blut erreicht alle Teile unseres Körpers. Es besteht aus festen Bestandteilen (Blutkörperchen und Blutplättchen) und flüssigem Plasma. Angetrieben vom Herzen als Pumpe, fließen in den Adern eines erwachsenen Menschen etwa 4,5 bis 6 Liter Blut. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2) zwischen der Lunge und den Organen. Schon ein geringer Kohlendioxidanstieg führt dazu, dass unser Atemzentrum und Herzschlag beschleunigt arbeiten, bis das überschüssige Kohlendioxid abgeatmet ist.

Für die rote Färbung der Blutkörperchen sorgt der Blutfarbstoff Hämoglobin. Er benötigt ausreichende Mengen an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure. Ohne Hämoglobin könnte unser Blut keinen Sauerstoff transportieren.

Die wichtigsten Aufgaben unseres Blutes sind:

Transport: Mit unserem Blut werden Sauerstoff und Kohlendioxid, Vitamine, Stoffwechselprodukte und Nahrungsstoffe im Körper transportiert.

Wärmeregulation: Unser Blut transportiert auch Wärme. Wegen seiner großen Wärmekapazität ist es wichtig für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur.

Signalübermittlung: Die Botenstoffe unseres Körpers – die Hormone – benutzen das Blutkreislaufsystem, um an ihren Bestimmungsort zu gelangen.

Immunabwehr: Bestimmte Stoffe im Blut dienen der Abwehr von Eindringlingen.

Damit unser Blut all diese Aufgaben erfüllen kann, muss sein pH-Wert in einem eng gesteckten Bereich zwischen 7,35 und 7,45 konstant gehalten werden. Ein Wert unter 7 oder über 7,8 würde sich tödlich auswirken: Die roten Blutkörperchen würden hart und könnten nicht mehr durch die feinen Blutgefäße in den äußeren Bereichen unseres Organismus gelangen. So käme nicht mehr genügend Sauerstoff von der Lunge in unsere Zellen. Dort würde die Energiegewinnung durch sauerstoffarme Verbrennung wieder vermehrt Milchsäure produzieren, und die Zelle würde noch saurer und letztlich absterben.

Die Lunge – unser Säurenschornstein

Unsere Lunge ist wohl das bekannteste Organ, was die Regulation des Säure-Basen-Haushaltes betrifft. Sie atmet in der Hauptsache Kohlendioxid (CO2) ab. Und zwar im Idealfall genauso viel, wie in unseren Zellen bei der Energiegewinnung abfällt. Das ist für uns lebenswichtig, denn mit Wasser zusammen entsteht aus CO2 die Kohlensäure. Ein Anstieg der CO2-Menge in unserem Organismus bedeutet also auch eine Verschiebung des pH-Wertes hin zum Sauren. Innerhalb weniger Minuten reagiert unsere Atmung auf Veränderungen des O2- oder CO2-Gehaltes unseres Blutes, indem ein Anstieg oder Abfall des pH-Wertes sofort die Atemfrequenz ändert.

PUFFERUNG

Den Mechanismus unseres Blutes, Säuren unschädlich zu machen, nennen Chemiker Pufferung. Dabei bleibt der basische pH-Wert konstant, selbst wenn man unserem Blut Säuren hinzufügt. Ausschlaggebend dafür sind Mineralstoffe, die hinzukommende Säuren sofort neutralisieren.

Ein wichtiges Puffersystem des Menschen ist der Kohlendioxid-Bikarbonat-Puffer:

CO2 + H2O ←→ H2CO3 ←→ HCO3 + H+

Aus Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) entsteht Kohlensäure (H2CO3), diese gibt ein H+-Ion ab, und es entsteht Bikarbonat (HCO3). Dieses stellt nun die Pufferbase dar, Kohlendioxid bzw. die Puffersäure. Beide Prozesse laufen im Körper dauernd in beide Richtungen ab. Die Komponenten dieser chemischen Gleichung stehen immer in einem chemischen Gleichgewicht. Werden jetzt dem Blut Säuren – was nichts anderes heißt wie H+-Ionen – zugeführt, so kann das Bikarbonat (HCO3), nach obiger Formel von rechts nach links gelesen, diese aufnehmen, und es entsteht Kohlensäure (H2CO3). Diese wiederum zerfällt in Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2), welches einfach durch Ausatmen über die Lunge unschädlich gemacht werden kann. Analog gilt, dass Basen – also OH-Ionen – ebenfalls gepuffert werden:

OH + CO2 = HCO3

Das bei der Pufferung entstandene Bikarbonat HCO3- muss dann, damit der pH-Wert ausgeglichen und stabil bleibt, durch eine verminderte Ausatmung mit nachfolgendem CO2-Anstieg kompensiert werden oder einfach durch die Nieren ausgeschieden werden.

Eine Atemstörung kann zum Beispiel die Abatmung von CO2 behindern. Andererseits führt eine krankhaft gesteigerte oder durch Aufregung oder einen Schock verursachte allzu hohe Atemtätigkeit (Hyperventilation) zu einem CO2-Mangel und dementsprechend zu einer Verschiebung hin zum Basischen. So ziehen Krankheiten unserer Atmungsorgane oft auch Störungen des Säure-Basen-Haushaltes nach sich.

Die Nieren – unsere Kläranlage

Für die rasche Regulierung des pH-Wertes in unserem Blut ist die Lunge durch die Abatmung von CO2 zuständig. Unsere Nieren reagieren zwar langsamer, dafür aber nachhaltiger.

Ununterbrochen wird dort unser Blut filtriert. So wird jeder Tropfen Blut, der in unseren Adern fließt, etwa alle 4 Minuten gefiltert. Insgesamt durchströmt immer ungefähr ein Viertel unseres Blutes die Nieren. Von Zellresten und großen Molekülen gereinigt, bleibt nach dem Filtervorgang der so genannte Primärharn übrig. Würden wir den schon ausscheiden, wäre die Folge eine sofortige »Vertrocknung«. Denn er enthält zwar kaum noch Zellen und Eiweiße, aber dafür Blutplasma. So fließt der Primärharn erst durch ein komplexes kilometerlanges Kanalsystem, wo er immer wieder gefiltert und ein Großteil zurück ins Blut aufgenommen wird. Am Ende verlässt dann nur noch etwa 1 % des Primärharns unseren Körper.

Pufferung durch Resorption

Viele Substanzen, die noch im Primärharn enthalten waren, werden nämlich von unserem Körper dringend benötigt. Deshalb müssen sie in das Blut zurückgeholt werden. Man nennt das auch Resorption. Neben Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Kalzium oder Chlorid gehört auch das Bikarbonat dazu, das wir dringend zum Puffern der Säuren in unserem Körper brauchen. Dabei reagieren unsere Nieren flexibel. Bei erniedrigtem Blut-pH wird Bikarbonat wieder resorbiert, ist der Blut-pH erhöht, wird ein Teil des filtrierten Bikarbonats mit dem Urin ausgeschieden.

Aber es geht noch weiter. Unsere Nieren können nicht nur Bikarbonat zurückgewinnen, sondern sogar aus CO2 und Wasser mit Hilfe des Enzyms Karboanhydrase neues Bikarbonat produzieren, um die Verluste zu ersetzen, die bei der Pufferung von Kohlensäure aufgetreten sind.

SO ENTSTEHEN SÄUREN IM KÖRPER

Die Menge der Säuren und Basen in unserem Organismus entstehen:

→ Von außen durch die Zufuhr der Nahrung

→ Von innen durch Stoffwechselschlacken (Milchsäure durch Muskeltätigkeit)

→ Durch chronische Darmgärung bei gestörter Darmflora

→ Durch Organstörungen (Diabetes)

→ Durch wechselnde Tätigkeit von Nieren und Darm

→ Durch Ausscheidung von CO2 über die Lunge

→ Durch die Tätigkeit der Belegzellen des Magens (Salzsäure- und Bikarbonatbildung)

→ Durch das vegetative Nervensystem

Und unsere Nieren haben noch eine Methode, um Säuren aus dem Körper zu bekommen. Sie bauen nämlich die Aminosäure Glutamin zu Glutamat ab. Dabei wird Ammoniak frei, das sich mit den H+-Ionen der Säure zu NH4+ verbindet und so ausgeschieden werden kann.

Die Leber – unser zentrales Basenorgan

Unser wichtigstes Stoffwechselorgan ist die Leber. Mit ca. 1,5 kg Gewicht und einer Durchblutung von etwa 25% des Herzminutenvolumens ist die Leber unser lebender Motor, der all unsere Organe versorgt. Als Entgiftungs- aber auch Recycling-Organ verarbeitet sie aus dem Darm aufgenommene Nährstoffe wie z.B. Eiweiß und verteilt sie auf die Organe. Sie bereitet aber auch Stoffwechselschlacken und Gifte wieder auf oder entsorgt sie. Die Leber wandelt Kohlenhydrate (Glukose) in unseren »Speicherzucker« Glykogen um, und wenn diese Speicher voll sind, sogar in Fett.

Zudem produziert die Leber die für die Verdauung so wichtige Gallenflüssigkeit, die entweder in der Gallenblase zwischengespeichert oder direkt in den Darm abgegeben wird. Dort bereitet die in ihr enthaltene Gallensäure Fette aus unserer Nahrung für die Weiterverarbeitung durch die Enzyme der Bauchspeicheldrüse vor. Neben dem Verdauungssaft aus der Bauchspeicheldrüse und dem Dünndarm ist die Gallenflüssigkeit die Dritte im basischen Bunde. Alle drei neutralisieren die Magensäure im Dünndarm und leiten damit einen neuen Abschnitt des Verdauungsvorgangs ein. Denn erst in einem basischen Milieu können die Verdauungsenzyme unsere Nahrung in ihre Nährstoffe zerlegen. Für die Gallenflüssigkeit benötigt unsere Leber aber genügend basisches Natriumbikarbonat, das hauptsächlich vom Magen produziert wird, parallel mit der Bildung der sauren Magensäure.

Unsere Leber scheidet zwar Säuren nicht direkt aus, trotzdem ist sie enorm wichtig für unseren Säure-Basen-Haushalt. Sie ist zwar rund um die Uhr tätig, zeigt jedoch zeitliche Höhe- und Tiefpunkte. So wird vormittags und um die Mittagsstunde mehr Galle gebildet als am Abend und in der Nacht. Das bedeutet, dass mittags am besten verdaut werden kann. Dafür kümmert sich die Leber in der Nacht mehr um den Aufbau der Körpersubstanzen.

Der Magen – unsere Basenfabrik

Wir kennen den Magen meist als saures Organ, besonders wenn wir uns ärgern. Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Der Magen ist unser größter Basenlieferant. Neben der Salzsäure, die unsere Nahrung verdauungsgerecht bearbeitet und Bakterien und Keime abtötet, entsteht im Magen mit Natriumbikarbonat auch das Gegenteil: eine Base. Unser Magen ist nämlich ein Säure-Basen-Spalter. Was er dazu braucht, ist einfaches Kochsalz, das sich immer in unserem Blut befindet. NaCl – so sagt der Chemiker zu Kochsalz – ist ein enorm wichtiges Salz für unseren Körper. Deswegen ist die Menge auch nahezu konstant. Etwa sechs Gramm davon brauchen wir. Ein Zuviel macht uns »durstig«, weil unsere Nieren das Salz erst ab einer bestimmten Verdünnung wieder ausscheiden können. Haben wir zu wenig davon, bleibt unser Harn kochsalzfrei, weil es im Körper zurückgehalten wird. Kochsalz müssen wir allerdings deswegen nicht zusätzlich zu uns nehmen. Das Problem in den Industrienationen ist eher ein Zuviel an Salz.

Bei einer normalen Mahlzeit bilden kleine Drüsen unseres Magens – die Belegzellen – etwa 1,1 Liter Magensaft mit ungefähr 0,5 % Salzsäure (HCl) aus Kochsalz (NaCl), Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O). Und die macht unseren Magensaft mit einem pH-Wert zwischen 1 und 3 sehr sauer.

Zink und Enzyme als Katalysatoren

Durch chemische Spaltung unter Zuhilfenahme des wichtigen Spurenelements Zink und im Beisein von Enzymen werden aus dem verbleibenden Rest (CO2+ OH + Na) gleichzeitig Basen in Form von Natriumbikarbonat (NaHCO3) gebildet, und zwar dreimal mehr als Säure. Übrigens: Was so chemisch klingt, ist unser bekanntes »doppelkohlensaures Natron«, das seit über hundert Jahren bei Sodbrennen verabreicht wird.

WAS TUN BEI ÜBERSÄUERUNG?

Mehr basisches Mineralwasser trinken.

Säuren durch viel Bewegung an frischer Luft abatmen.

Durch Schwitzen die Haut entsäuern (Sport, Sauna).

Richtig essen.

a) Lange kauen, denn unser Speichel ist basisch, und schlecht zerkaute Nahrung gärt im Darm und bildet Säuren.

b) Nicht zu viel essen, sonst werden zu viele basische Verdauungssäfte verbraucht.

c) Basenspendende Lebensmittel essen (Gemüse, Obst).

Täglich über einen begrenzten Zeitraum einen Teelöffel Natriumbikarbonat auf 1/4 l lauwarmes Wasser einnehmen.

Heilfasten.

Bei akuten Schmerzen ist das durchaus hilfreich, auf Dauer beeinträchtigt man aber genau dadurch die Produktion von Basen. Und gerade deren Mangel ist die Ursache für die Beschwerden.

Säuren werden neutralisiert

Die Basen gehen über unseren Blutkreislauf zur Leber, wo sie für die Bildung der Galle benötigt werden. Unsere Bauchspeicheldrüse braucht sie, um die Enzyme Trypsin und Chymotrypsin herzustellen, und die alkalophilen Drüsen im Dünndarm (Brunner’sche Drüsen, Lieberkühn’sche Drüsen) benötigen sie für die Verdauung. Die ins Blut entlassenen Basen reichen normalerweise im Darm zur Neutralisierung der Magensäure. Dort verbinden sie sich mit der Magensäure wieder zu unserem bekannten Kochsalz. Während der saure Speisebrei also den direkten Weg über Magen und Zwölffingerdarm genommen hat, warten die Basen in der Bauchspeicheldrüse und in der Gallenblase darauf, dass der Speisebrei im Zwölffingerdarm ankommt. Erst dann werden die Gallensekrete abgegeben, was die Bauchspeicheldrüse wiederum dazu anregt, ihre Enzyme auszustoßen. Da beide stark basisch sind, wird nun der saure Speisebrei in einen weniger sauren Zustand übergeführt.

Das Bindegewebe – unsere Mülldeponie

Lange Zeit hat die Schulmedizin überhaupt das Problem einer »Übersäuerung« bestritten. Und natürlich auch, dass unser Bindegewebe darunter leidet. Seit aber immer häufiger auch anerkannte Ärzte wie etwa Dr. H.-W. Müller-Wohlfahrt von einer »Versulzung« unseres Bindegewebes durch Übersäuerung sprechen, scheint hier ein Umdenkprozess einzusetzen. Was aber ist das Bindegewebe, von dem so oft gesprochen wird? Einige bezeichnen es als ein Organ wie Herz, Lunge oder Niere mit dem Unterschied, dass es den ganzen Körper durchzieht und so die Billionen von Körperzellen miteinander verbindet.

Unser gesamter Stoffwechsel passiert die haarfeinen Filtersysteme unseres Bindegewebes. Denn keine einzige Organzelle unseres Körpers hat einen direkten Anschluss an eine Blutader. Die feinsten Verästelungen unserer Adern (Kapillare), die Nährstoffe und Sauerstoff heranschaffen, enden alle im Bindegewebe. Genauer gesagt in der Flüssigkeit zwischen den Zellen des Bindegewebes. Von dort aus schwimmen die Nährstoffe zu den Organzellen. Umgekehrt müssen auch die Abfallstoffe aus unseren Zellen durch das Bindegewebe zurück zu den Blutgefäßen oder zu unserem Abwassersystem, den Lymphkanälen.

Doch damit nicht genug. Dasselbe gilt auch für die gesamte Kommunikation in unserem Körper, die eigentlich auch eine Art von Transport ist, nämlich die Beförderung von Botschaften. Die bioelektrische Weiterleitung von Nervenimpulsen läuft über unser Bindegewebe. Dabei leitet Wasser eigentlich keinen Strom. Erst die kleinsten Partikel, die im Wasser aufgelöst sind – die Mineralsalze –, verleihen ihm diese Eigenschaft. Wegen dieser Funktion nennt man sie auch »Elektrolyte«. Eine korrekte Mineralsalzzusammensetzung in der Zwischenzellflüssigkeit ist also für eine störungsfreie Reizweiterleitung der Nervenimpulse notwendig.

Und nicht zuletzt steuert unser Bindegewebe das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen.

Säuren, die nicht sofort über die Lungen oder Nieren ausgeschieden werden können, müssen unschädlich gemacht werden. Dazu bedient sich unser Körper bei seinen Mineralstofflagern: Fingernägel, Knochen, Haare, Zähne oder Sehnen. Das Ergebnis sind nur leider schwer ausscheidbare Salze in unserem Bindegewebe, auch Schlacken genannt. Doch was geschieht, wenn das Bindegewebe bereits »voll« ist? Leicht einzusehen, dass ein Bindegewebe, das mit Schlacken aus der Neutralisation von Säuren »versulzt« ist, seine lebenswichtigen Aufgaben nurmehr eingeschränkt ausüben kann. Es gelangen nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff in die Zellen, und andererseits können die Abfallstoffe nicht mehr abtransportiert werden. Das führt zu einem sauren Milieu und letztlich zu Säurekrankheiten. Das Heimtückische daran: Jahrelang kommt es »nur« zu mehr oder weniger unangenehmen Symptomen oder Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Konzentrationsmangel oder Kopfschmerzen. Bis dann richtige Krankheiten ausbrechen. Und da das Bindegewebe alle Teile unseres Körpers betrifft, ist die Bandbreite der möglichen Krankheiten schier unbegrenzt. Das kann ein Bandscheibenvorfall, Allergien, Rheuma oder sogar ein Herzanfall sein.

BINDEGEWEBE-TYPEN

Wenn wir uns die Größe und Bedeutung des Bindegewebes vergegenwärtigen, kann es nicht verwundern, dass das zusammenhängende und letztlich alles tragende Bindegewebe als »Grundsystem des Körpers« oder »System der Grundregulation« bezeichnet wird. Alle grundlegenden, für das Funktionieren unseres Körpers nötigen Aufgaben werden über dieses Gewebe durchgeführt und auch reguliert. Dabei ist es enorm wandlungsfähig.

Die Hauptbestandteile unseres Bindegewebes sind Zellen, die in Fasern und Wasser mit Nährstoffen eingebettet sind. Die meisten Fasern bestehen übrigens aus dem aus der Kosmetikindustrie bekannten Eiweißstoff »Kollagen«. Übersetzt heißt das bezeichnenderweise »leimbildend«. Noch wichtiger für Hautcremes und dergleichen dürfte der zweite Fasertyp, das »Elastin« sein.

Welche Funktionen das Bindegewebe in unserem Körper erfüllt, hängt stark von der Konsistenz ab:

→ Es kann locker mit vielen Zellen, Wasser und wenig Faseranteil sein wie zwischen Muskeln, Nerven und Organen.

→ Es kann sehr straff sein mit viel Faseranteil und fast ohne Wasser, wie etwa die Sehnen unserer Muskeln, unsere Stimmbänder oder die Gelenkkapseln unserer Kniegelenke.

→ Es kann »wabbeliges« Fettgewebe sein.

→ Es kann aber auch fester Knorpel bis hin zum harten Knochen fast ohne Wasser sein.

Die Pflege des Bindegewebes ist also für jeden von uns eine der wichtigsten Säulen zur Aufrechterhaltung körperlichen Wohlergehens. Wer da bei ersten Anzeichen von Übersäuerung rechtzeitig gegensteuert, seine Lebensweise und Ernährung umstellt, kann viele Krankheiten vermeiden. Lesen Sie dazu ab Seite 93 »Essen Sie sich gesund« und ab Seite 195 »Bewegung und Entspannung«.

6,99 €