Buch lesen: «Der neue Taschen-Knigge», Seite 3

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Das möchte man mit dem Besteck sagen

Essenspause: Das Besteck liegt gekreuzt auf dem Teller, wobei die Messerschneide nach innen und die Zinken der Gabel nach oben oder unten zeigen.

Bitte abräumen: Das Besteck liegt nebeneinander auf dem Teller, wobei die Griffe nach rechts unten zeigen (Fünf-Uhr-Position). Auf keinen Fall dürfen die vorderen Enden des Bestecks auf dem Tellerrand und die Griffe auf dem Tisch liegen.

Es war alles einwandfrei: Das Besteck zeigt mit den Griffen nach links unten entsprechend der Fünf-nach-halb-sieben-Position.

Das Essen war nicht gut: Das Besteck zeigt (spiegelverkehrt zur Lobstellung) mit den Griffen nach rechts unten (entsprechend der Fünf-vor-halb-sechs-Position).

Die Teller

Wenn Sie sich an den Tisch setzen, steht – wenn die Tafel klassisch eingedeckt ist – vor Ihnen ein großer Teller, der im Gegensatz zu den anderen Tellern in der Regel aus Edelmetall (meist Silber oder versilbert) gefertigt ist. Dieser Teller dient ausschließlich als repräsentative Unterlage für die verschiedenen Teller des Menüs. Weder darf darauf gegessen, das Besteck oder die Serviette abgelegt noch zwischen den Menügängen ein Glas abgestellt werden. In Restaurants ist heutzutage der Platzteller nur noch selten anzutreffen. Der Umgang mit den Tellern der Menügänge ist problemlos, weil sie bei jedem Gang neu aufgedeckt und danach sofort wieder abgeräumt werden. Welche Teller bei welchem Gang zum Einsatz kommen, ist allein Sache des Gastgebers bzw. des Restaurants.

Ungewohnte Formen des Essens

Die Anwendung des bei uns üblichen Bestecks gilt in der ganzen Welt als Standard und ist auch in anderen Esskulturen im internationalen Rahmen (internationale Hotels, Restaurants) üblich. Die Akzeptanz europäischer Esskultur findet aber an Orten, wo internationale Kontakte keine Rolle spielen, rasch ihr Ende.

Mit Stäbchen essen

Im asiatischen Raum sind Stäbchen unangefochten das Standardbesteck. Wenn Sie bei einer Reise in die Länder dieses Kontinents auch private Kontakte pflegen wollen, wobei das Essen eine große Rolle spielt, sollten Sie sich noch zu Hause Stäbchen besorgen und fleißig üben. Bei Ihren Gastgebern in Fernost werden Sie angesichts Ihrer Geschicklichkeit im Umgang mit den Stäbchen freudiges Erstaunen hervorrufen.

Gewusst wie

Es werden zum Essen zwei Holzstäbchen gereicht. Das erste Stäbchen legen Sie in der Mitte des oberen Drittels in die Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, wobei die Mitte des Stäbchens auf dem Ringfinger in Höhe des Fingernagels zu liegen kommt. Der Daumen übt dabei leichten Druck nach unten auf das Holz aus, sodass es sich nicht mehr bewegen kann. Das zweite Stäbchen nehmen Sie wie einen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger, indem der Daumen die unbewegliche Führung bildet und der Zeigefinger den beweglichen Partner darstellt. Die Enden der beiden Stäbchen müssen nebeneinander liegen. Das Ende des beweglichen oberen Stäbchens kann nun gegen das Ende des unbeweglichen unteren geführt werden. Auf diese Weise werden die Speisen eingeklemmt oder auf die beiden Enden gehäuft. Verschieben sich die Stäbchen beim Essen gegeneinander, sodass die Enden nicht mehr nebeneinander liegen, stoßen Sie beide auf Teller oder Schälchen sanft wieder zurecht.

Das Essschälchen, das in der Regel statt eines Tellers gereicht wird, darf in die Nähe des Mundes geführt werden, weil so der Weg der Speisen zum Mund nicht mehr weit ist und beim Essen die aufrechte Haltung gewahrt werden kann.

Essen mit den Fingern im orientalischen Raum

In manchen Teilen Asiens und insbesondere in der arabischen Kultur gehört das Essen mit den Fingern zur traditionellen Art, das Essen einzunehmen. Dies ist durchaus mit Feinheit und Eleganz möglich; selbst in höchsten gesellschaftlichen Kreisen würde das europäische Besteck Verwunderung und Ablehnung hervorrufen. Es wird nur mit der rechten Hand gegessen, die linke bleibt unter dem Tisch, weil sie als unrein gilt. Selbstverständlich funktioniert dies nur mit der landesüblichen Kost, wobei klebriger Reis eine wichtige Rolle spielt. Zwischen dem Zeigefinger und dem Ringfinger der rechten Hand wird ein Kügelchen aus klebrigem Reis gerollt, wobei das Kügelchen an diesen Fingern kleben bleiben muss. Mit dem Daumen werden kleine Fleischstückchen oder Gemüsestücke gegen das Reiskügelchen geschoben und so zum Mund geführt. Auch Sauce kann auf diese Weise aufgenommen werden. In Indien ist das Essen mit den Fingern ebenfalls weit verbreitet, wobei allerdings kein Reis, sondern hauchdünnes Fladenbrot aus Reis, Linsen oder Kichererbsenmehl als Grundlage dient.

Essen mit den Fingern im abendländischen Raum

Bei uns ist das Essen mit den Fingern bei gehobenen Anlässen oder Festivitäten nur in klar definierten Situationen möglich – und dann immer nur mit einer Hand. Dies ist der Fall, wenn die Speisen nicht oder nur schwer mit Messer und Gabel zu essen sind. Das Essen wird nicht in kleinen Happen mit der Gabel zum Mund geführt, sondern es wird ein größeres Stück in die Hand genommen und davon abgebissen. Vor allem Geflügel wird oft mit den Fingern gegessen, wenn es nicht knochenfrei portioniert wurde, sondern Keulen und Flügel im Ganzen serviert werden (s. Seite 77 ff.). Auch einige Meerestiere werden mit den Fingern gegessen (s. Seite 65ff.).

Fingerschälchen

Das Essen mit den Fingern ist aber nur dann Etikette, wenn die Enden von Keulen mit Papierbanderolen versehen sind, sodass die Finger das Fleisch nicht berühren, oder wenn bei jedem Gast Fingerschälchen mit lauwarmem Wasser bereitgestellt werden. Dazu werden Zitronenscheiben gereicht. Diese presst man leicht zusammen und streift mit ihnen das Fett von den Fingern. Anschließend werden die Finger im Schälchen abgespült und mit der Serviette getrocknet. Das kleine Wasserschälchen zum Reinigen der Finger wird auch „Fingerbowle“ genannt.

Der Gebrauch von Gläsern

Auf einer traditionell eingedeckten Tafel finden Sie drei Gläser pro Gedeck, wobei das größte entweder das Bier oder das Rotweinglas ist. Wenn das Bier direkt vom Fass kommt, wird im Restaurant das Bierglas immer erst nach der entsprechenden Bestellung gefüllt. Im gleichen Zuge werden die Weingläser, die nicht gebraucht werden, abgedeckt. Dies ist zwar nicht gerade die feine Art, spart aber das Spülen von nicht benutzten Gläsern. Denn alle Gläser, ob benutzt oder nicht, müssen gespült werden, wenn sie auf dem Tisch stehen bleiben. Wenn Sie von Bier auf Wein umsteigen, bekommen Sie wieder ein Weinglas serviert. Bei einer privaten Einladung wird der Gastgeber, so genug Platz auf dem Tisch ist, alle Gläser im Gedeck stehen lassen.

Das Glas erheben

Alle Gläser, die bei einer klassisch eingedeckten Tafel Verwendung finden, haben einen Stiel. In der Mitte des Stiels fasst man das Glas an, weil damit unschöne Fingerabdrücke am Glas und die Erwärmung des Weins durch die Hand verhindert werden. Kommen doch einmal Gläser ohne Stiel zum Einsatz oder werden Getränke in Silberbechern gereicht, dann wird das Gefäß in der Mitte angefasst und nicht oben am Rand. Für jedes Getränk gibt es ein eigenes Glas.

Allgemeine Regeln am Tisch

Rund ums Essen gibt es eine Reihe von Regeln, die nicht direkt mit der Einnahme des Essens zu tun haben, die aber dazu dienen, dem Essen einen stilvollen Rahmen zu geben. Manche erscheinen dem zivilisierten Menschen als Selbstverständlichkeit, sollen hier aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Andere geraten leicht in Vergessenheit, weil sie einem vielleicht unwichtig erscheinen mögen. In der entsprechenden Situation können sie aber an Bedeutung gewinnen.

Selbstverständlichkeiten

→Vor dem Essen sucht man die Toilette auf und wäscht sich die Hände.

→Am Tisch sollte man Haltung bewahren: Auch zwischen den Gängen ist eine aufrechte Sitzhaltung angebracht. Die Ellbogen kommen mit dem Tisch nie in Berührung.

→Dass laute Verdauungs- oder Körpergeräusche absolut verpönt sind, und nicht nur beim Essen, gehört eigentlich zum gesellschaftlichen Grundwissen.

→Zu diesen allgemein anerkannten Tabus zählen auch Verrichtungen wie das Kauen von Fingernägeln und das Nasenbohren mit den Fingern.

→Erlaubt ist natürlich das Säubern der Nase mit dem Taschentuch, wenn man sich dabei vom Tisch abwendet und die Aktion nicht allzu lange ausdehnt. Besser wäre es, zu diesem Zweck kurz aufzustehen und sich ein paar Schritte vom Tisch zu entfernen.

→Auch das Schmatzen und Schlürfen ist kein Zeichen dafür, dass es besonders gut schmeckt, sondern gilt als grobe Unhöflichkeit gegenüber den anderen Personen am Tisch.

→Tabu ist auch das Kauen von Kaugummi zwischen den Gängen.

Servieren und Abtragen

Alle Tätigkeiten des Servierens und Abdeckens sind nicht Sache des Gastes, sondern ausschließlich die des dafür anwesenden Personals. Dazu gehören auch „hilfsbereite“ Handreichungen, die zwar nett gemeint sein können, aber von gut ausgebildetem Servicepersonal in der Regel nicht erwünscht sind. Stellen Sie nach einem Menügang keine Teller zusammen, sondern lassen Sie sie so stehen, wie sie eingedeckt waren. Aufeinander getürmte Teller lassen sich nur schwer zwischen den Köpfen der Gäste hindurch balancieren – vor allem dann, wenn darauf noch jede Menge Besteck liegt. Die Bedienung tut sich mit einzelnen Tellern leichter, von denen mehrere fachgerecht hinter den Gästen aufgenommen und abgetragen werden. Auch das Annehmen von vollen Gläsern mit der Hand kann problematisch sein, ganz abgesehen davon, dass damit ein Verstoß gegen die Etikette begangen wird. Eine gute Bedienung wird es erst gar nicht dazu kommen lassen – aber nehmen Sie die Teller beim Servieren nicht mit der Hand an, denn sie können sehr heiß sein.

Der Servierwagen ist für den Gast tabu, auch wenn er direkt hinter ihm steht und beispielsweise zum Nachfassen verführt. Ebenso werden die Warmhalteglocken, die möglicherweise auf dem Tisch über einer Schale oder Platte stehen, nur durch das Servicepersonal geöffnet. Ob direkt vom Tisch oder vom Servierwagen: Der Wunsch des Nachfassens wird unauffällig signalisiert und keinesfalls eigenmächtig erfüllt. Werden diese Regeln nicht eingehalten und wird infolge dessen etwas verschüttet oder geht etwas zu Bruch, wird dies letztlich dem Personal angelastet, obwohl der Gast es verursacht hat: Rotwein gelangt auf die Kleidung eines Gastes, Saucen tropfen von zusammengestellten Tellern, Besteck fällt herunter, Gäste fassen heiße Warmhalteglocken an und lassen sie im Reflex des Schmerzes fallen, heiße Suppen werden verschüttet – niemand wird Ihnen für Ihre „Hilfe“ danken.

Die speziellen „Vergehen“ rund ums Essen

Auch im Umfeld des Essens gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, gegen die Regeln der Höflichkeit zu verstoßen: Es wäre sicherlich unhöflich gegenüber dem Gastgeber, wenn Sie von den servierten Speisen nichts oder kaum etwas essen würden. Sie sollten in diesem Fall zumindest den Eindruck erwecken, als wären Sie an den servierten Leckerbissen kulinarisch höchst interessiert, aber einfach kein guter Esser.

Auch wenn Sie die Speisen nicht kennen, sollten Sie wenigstens von allem etwas probieren – so entgehen Sie der Einschätzung von Gastgeber und Gästen, altmodisch, unflexibel und ignorant gegenüber Neuem zu sein. Allerdings ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Teile des Menüs bei Ihnen keinen Anklang finden und Sie die aufgetragenen Speisen nicht vollständig aufessen.

Es macht aber auch keinen guten Eindruck, wenn Sie die Speisen sehr schnell essen, um noch einmal nachfassen zu können.

Leiden Sie am Tag einer Essenseinladung an einer Magenverstimmung, dann kann es für Sie besser sein, sich mit gutem Grund zu entschuldigen und dem Essen fernzubleiben, als sich der Qual einer üppigen Tafel auszusetzen.

Benimmregeln während des Essens

Nachschlag: Dieser wird insbesondere bei Suppe und Vorspeise nicht gern gesehen, weil diese Gänge angesichts des folgenden Hauptgangs in der Regel in nicht so großer Menge zubereitet werden.

Sonderwünsche: Mit Sonderwünschen bezüglich des Menüs sollte man zurückhaltend sein – sie stören den gesamten Ablauf in der Küche.

Büfett: Bei einem Büfett sollten Sie lieber zweimal gehen, als die Speisen auf Ihrem Teller anzuhäufen, bis kein Platz mehr darauf ist. Man könnte meinen, Sie hätten für diese Einladung tagelang gehungert!

Zahnstocher: Den Zahnstocher hinter der vorgehaltenen Hand am Tisch zu benutzen, ist zwar nach den klassischen Regeln erlaubt, erregt aber heutzutage bei nicht wenigen Menschen Widerwillen. Stehen Sie stattdessen nach dem Fleischgang kurz auf, und benutzen Sie den Zahnstocher auf der Toilette.

Nachwürzen: Als Beleidigung für die Küche wird es meistens aufgefasst, wenn Sie Salz und Pfeffer verlangen und übertrieben nachwürzen. In der Regel werden keine Gewürze auf den Tisch gestellt, weil dem Koch nicht ins Handwerk gepfuscht werden soll.

Gähnen: Das herzhafte Aufreißen des Mundes ist nicht immer nur Ausdruck von Langeweile, sondern kann auch die Folge von Sauerstoffmangel sein – es lässt sich kaum unterdrücken. Man sollte aber möglichst unauffällig gähnen: entweder mit geschlossenem Mund oder mit der Hand vor dem Mund.

Rauchen: Rauchen ist in geschlossenen Räumen inzwischen höchst unerwünscht und in Lokalen sogar verboten. Falls das Essen in den Räumen des Gastgebers stattfindet, sollten Sie die Zigarette auf jeden Fall im Freien (Balkon oder Terrasse) genießen.

Duftwolken: Fingerspitzengefühl ist beim Auftragen von Parfüm, Eau de Toilette oder Rasierwasser gefragt, denn am Tisch sollten die Essensgerüche dominieren und nicht die persönlichen Duftnoten.

Gourmet-Genuss am Büfett?

Unterschieden wird zwischen einem Stehbüfett ohne Bestuhlung des Raumes und einem Büfett, das vom Platz am Tisch aufgesucht und dieser Platz daraufhin wieder eingenommen wird. Büfetts konnten sich in den letzten Jahrzehnten auch bei den exklusivsten Veranstaltungen und in First-Class-Hotels durchsetzen. Die Beliebtheit bei Veranstaltern und Gästen ist ungebrochen, ob nun warme oder kalte Speisen angeboten werden. Kann aber der Gourmet bei einem Büfett tatsächlich auf seine Kosten kommen?

Auf den ersten Blick spricht einiges dafür: Die Erlesenheit der Speisen braucht gegenüber einem traditionell servierten Menü nicht abzufallen. Und die Auswahl ist in der Regel so groß, dass man sich das heraussuchen kann, was einem tatsächlich auch mundet. Leider sprechen aber auch eine ganze Reihe von Vorkommnissen, die man als aufmerksamer Beobachter an einem Büfett beobachten kann, dagegen. Aber fast alle Gründe, die gegen ein Büfett sprechen, werden von den Gästen verursacht, und nur Weniges hat der erfahrene Veranstalter selbst zu verantworten.

Die „Schlacht am kalten Büfett“

Die sprichwörtlich gewordene „Schlacht am kalten Büfett“ findet tatsächlich häufig statt, wo man den Gästen „freie Hand lässt“ und sie sich selbst bedienen können. Doch wenn man sich einiger Regeln besinnen würde, die man aus den negativen Erfahrungen aus der Pionierzeit des Büfetts in Deutschland entwickelt hat, könnte das Büfett doch noch ein Paradies für Gourmets werden. Zuerst sollte man sich als Gast bewusst sein, dass man an einem Büfett unter Beobachtung von Menschen steht, die das Verhalten dort als willkommene Gelegenheit nutzen, die Charaktereigenschaften der Personen ihres Freundes- und Bekanntenkreises einem interessanten Test zu unterziehen. Wie können Sie dabei gut abschneiden?

Zunächst erscheint es doch eine Selbstverständlichkeit zu sein, sich in der Schlange, die sich vor einem Büfett bilden sollte, hinten anzustellen. Sie sollten auch nicht den Ehrgeiz an den Tag legen, unbedingt der Erste am Büfett sein zu wollen, nachdem der Gastgeber den Startschuss gegeben hat. Ein Beobachter würde Ihnen dafür keine Pluspunkte zubilligen – ganz im Gegenteil! Sie sind aber unruhig, weil Sie heute noch nichts gegessen haben? Dann haben Sie einen Fehler gemacht: Sie sollten an ein Büfett nie in hungrigem Zustand treten.

Ein gut organisiertes Büfett ist nach einer bestimmten Logik aufgebaut. Und die verlangt, dass man unbedingt einen Teller braucht, um die Speisen aufnehmen zu können – deshalb sind am Anfang die Teller aufgebaut. Die Ausnahme: Es gibt ausschließlich warmes Essen, von dem Ihnen das Personal auf Ihren Wunsch hin auf einem dort befindlichen vorgewärmten Teller in ausreichender Menge gibt. Aber in der Regel hat auch ein Büfett mit warmem Essen, insbesondere für die Vorspeisen, einen „kalten Bereich“. Sie nehmen sich also einen Teller – wenn der Gastgeber erfahren ist, liegt das Besteck am Schluss der Tafel, weil es beim Aufnehmen der Speisen nur stört – und rücken bis zur ersten Station vor. Von nun an gilt: Es darf überholt werden, denn die Verweildauer bei den einzelnen Stationen ist individuell verschieden ausgeprägt. Und warum sollten Sie an einer Station warten, wenn Sie dort nichts aufnehmen wollen und sich bei Ihren Lieblingsspeisen inzwischen niemand mehr befindet? Ansonsten sollten Sie nicht drängeln und dem Vordermann Zeit lassen, die Speisen ohne Hektik aussuchen und aufnehmen zu können.

Das erste grobe Fettnäpfchen wartet schon am ersten Vorlegeteller – lassen Sie das Vorlegebesteck auf dem Vorlegeteller liegen, nachdem Sie sich genommen haben. Und achten Sie darauf, dass der Vorlegeteller noch immer den ästhetischen Anforderungen entspricht, die man gemeinhin an ein Büfett stellt. Auch sollte eine Speise nicht von Ihnen komplett abgeräumt werden, nur weil es sich um Ihre Lieblingsspeise handelt. Um den maximalen Nutzen aus einem Büfett zu ziehen, könnten Sie so viel auf Ihren Teller häufen, dass Sie kaum mehr damit gehen können, ohne dass Ihnen etwas herabfällt. Damit lösen Sie bei einem heimlichen Beobachter ganz gewiss ein Aha-Erlebnis aus – die entsprechende Bewertung werden Sie so schnell nicht mehr los! Also nehmen Sie im ersten Gang nur sparsam die Speisen auf den Teller – von allem, was Ihnen schmeckt, ein wenig, und der Teller wird keineswegs zu leer bleiben.

Wenn Sie den Ablauf aufmerksam beobachten, werden Sie feststellen, dass schon nach relativ kurzer Zeit die Länge der Schlange deutlich abnimmt und immer noch genügend Essen vorhanden ist. Lassen Sie sich also Zeit und essen Sie mit Genuss, um sich anschließend ohne Stress einen zweiten, sparsam portionierten Gang zu leisten.

Ein Büfett sollte gut organisiert sein

Nicht unschuldig an der Neigung mancher Gäste, sich beim ersten Gang möglichst viel auf den Teller zu laden, sind manche Gastgeber – insbesondere nicht gut geführte Gastronomiebetriebe und Hotels. Wer sich im ersten Gang sparsam bedient hat und anschließend beim Nachfassen ein abgeräumtes Büfett vorfindet, könnte bei der nächsten Einladung mit Büfett ebenfalls zu denen gehören, die den Teller randvoll machen. Es muss so viel Ware vorhanden sein, dass es praktisch unmöglich ist, dass das Büfett zu früh abgeräumt sein kann. Es kann vorkommen, dass bestimmte Speisen dann nicht mehr vorhanden sind; aber auch das kann ein guter Gastronom voraussehen, denn die Erfahrungen in der Bewirtschaftung verschiedener Veranstaltungen gleichen sich.

Am besten lässt es sich steuern, wenn das Büfett pro Gang neu bestückt wird. Dann ist es ganz normal, dass nach dem ersten Durchgang nur noch wenig vorhanden ist, denn es kommt ja der nächste Gang. Allerdings sollte der Vorspeisengang schon so reichlich bemessen sein, dass auch die Letzten in der Schlange ihren Anteil abbekommen.

Wenn genügend Platz vorhanden ist, sollte man das Büfett so organisieren, dass es bei gleichem Angebot sowohl von links wie auch von rechts an zwei Seiten anzusteuern ist – das verkürzt die Wartezeiten um die Hälfte, und es wird trotzdem nicht mehr gegessen.

Eines höherklassigen Hotels unwürdig wäre es, wenn man ein Frühstücksbüfett anbieten würde, dessen Hauptattraktion – beispielsweise Lachs am Stück – schon nach einer Stunde abgeräumt ist und nicht wieder gleichwertig nachgereicht wird. Hotelgäste, die noch innerhalb der offiziellen Frühstückszeit später kommen und nur noch Brötchen und Marmelade vorfinden, sollten dies nicht hinnehmen und sich beschweren.

Ein weiterer schwerer Organisationsfehler vonseiten des Veranstalters ist es, bei schwer zu handhabenden Speisen – beispielsweise Braten mit Soße – nicht genügend Plätze zur Verfügung zu stellen, an denen man den Teller abstellen und problemfrei davon essen kann.

Insgesamt hält ein Büfett also sowohl für den Gast als auch für den Gastgeber einige Fallstricke bereit, die mit Besonnenheit und Erfahrung gut zu umgehen sind. Grundsätzlich gilt, dass die Bereitstellung eines Büfetts in erfahrene Hände gehört, da die Organisation sowohl hinsichtlich der Menge als auch der räumlichen Situation nicht einfach ist. Denn Suppen, Eintöpfe und Speisen mit Saucen anzubieten, die gemeinhin mit Besteck gegessen werden, ohne dass alle Gäste die Möglichkeit haben, ihren Teller auf einem (Steh-)Tisch abzusetzen, stellt einen groben Bewirtungsfehler dar.

Die Übersicht bewahren

Für Sie als Gast kann ein Büfett richtig heikel werden, wenn Sie unter Beobachtung stehen und die Einschätzung Ihrer Person für Sie von Wichtigkeit ist. Verhalten Sie sich am Büfett eher defensiv, lassen Sie anderen Gästen den Vortritt, überlegen Sie schon vorher, ob Sie in der Lage sind, die aufgenommenen Speisen im Stehen essen zu können, vermeiden Sie überladene Teller, seien Sie vorsichtig mit Saucen – denn weder auf dem Boden noch auf dem Rücken eines anderen Gastes sind sie erwünscht –, und beobachten Sie schon vorher, ob Sie Ihren Teller zum Essen abstellen können oder nicht und wählen Sie entsprechend die Speisen aus. Wenn Sie im Stehen essen müssen, empfiehlt es sich, auf alles zu verzichten, wozu Sie Besteck brauchen. Häppchen, Kanapees oder Ähnliches dürfen Sie am Büfett mit den Fingern von der Platte aufnehmen, ohne die anderen Lebensmittel zu berühren. Auch beim Essen dürfen Sie sie mit der Hand zum Mund führen. Vergessen Sie am Büfett nie, eine Serviette mitzunehmen, vor allem dann, wenn Sie im Stehen essen und die Speisen in die Hand nehmen müssen.

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