Straßen der Tränen

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Straßen der Tränen
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Helmut Lauschke

Straßen der Tränen

Ukraine und die Ängste zum russischen Überfall vom 24. Februar 2022

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Geschichte der Ukraine

Krieg in Europa

Das ukrainische Territorium in Mittelalter und Neuzeit

Ukraine Teil der Sowjetunion

Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg

Die Weltkriege und ihre Folgen

Tschernobyl

Unabhängigkeit, Orangene Revolution und innere Machtkämpfe

Der Ukraine-Konflikt

Der Ukraine-Krieg und die Kultur

Tschernobyl Februar 2022

Kinderstimmen und Kinderängste zur russischen Invasion in die Ukraine (Donnerstag, 24. Februar 2022)

Sicherheitsgarantien statt NATO-Beitritt

Putin beharrt auf seinen Forderungen

Bennett spricht erneut mit Putin

Erdogan fordert Waffenruhe

Die Kämpfe in der Ukraine gehen unvermindert weiter

Keine Einigung über Fluchtkorridore

Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj per Videotelefonat im britischen Unterhaus (Dienstag, 08.03.2022)

Dienstag, 12.03.2022

Angriffskrieg kann nicht verfolgt werden

Keine Immunität vor dem Weltstrafgerichtshof

“Positive Entwicklungen"-Selenskyj: Treffen mit Putin in Jerusalem?

Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

Mittwoch, 16.03.2022

Kinder sprechen zum Verlauf des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine

Impressum neobooks

Die Geschichte der Ukraine

Ukraine und die Ängste zum russischen Überfall vom 24. Februar 2022

Kiewer Rus um 1000 n. Chr. Karte: Ras67, Wikimedia, CC-BY-SA-3.0

Krieg in Europa

Seit 75 Jahren bilden unsere freiheitlich-demokratischen Werte die Basis für ein friedliches Zusammenleben in Europa. Das Jahrhundert der Katastrophen um die beiden Weltkriege liegt hinter uns. Mit der Eskalation im Ukraine-Konflikt und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat Russlands Präsident Putin einen Krieg in Europa ausgelöst und damit die europäische Sicherheits- und Friedensordnung erschüttert. Wie konnte es soweit kommen? Wo liegen die Ursachen des Konflikts? Mit welchen Folgen ist zu rechnen?

Das ukrainische Territorium in Mittelalter und Neuzeit

Wie Russland und Weißrussland (Belarus) versteht sich die Ukraine als Nachfolgestaat des historischen Reiches der Kiewer „Rus“. Dieses Reich vereinigte die Ostslawen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und zerfiel nach der Invasion der Mongolen im 13. Jahrhundert in mehrere Teilfürstentümer. Im 14. Jahrhundert kam der Großteil des ukrainischen Territoriums unter die litauisch-polnische Oberherrschaft. Im 16. Jahrhundert wurde das Gebiet Teil des Königreichs Polen.

Im Widerstand gegen die polnische Herrschaft haben sich die Kosaken besonders hervorgetan. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelang es einem ihrer Anführer ein autonomes ukrainisches Staatswesen gegen die polnischen Herrschaftsansprüche zu etablieren, das einige Jahrzehnte existierte. Noch im selben Jahrhundert unterstellte sich jedoch die Osthälfte der Ukraine der russischen Zarenherrschaft. Die vom Zaren gewährte weitgehende Autonomie wurde schrittweise aufgehoben.

Im Verlauf der drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795) wurde auch das restliche Territorium zwischen Russland und Österreich aufgeteilt. War der Begriff „Ukraine“ jahrhundertelang meist nur als Bezeichnung für „Grenzland“ gebräuchlich, entwickelte sich nun der Begriff zu einer eigenen Staatsbezeichnung weiter. Spätestens zu dieser Zeit entbrannte auch der Streit über weitere Begrifflichkeiten: Sowohl Ukrainer als auch Russen beanspruchten die „Kiewer Rus“ als Wiege ihres Staates. Gleichzeitig hatte sich – zunächst vor allem auf ukrainischer Seite – die Idee einer „Dreieinigkeit“ des russischen Volkes aus Russen, Belarussen und Ukrainern herausgebildet.

Ukraine Teil der Sowjetunion

Nach dem politischen Umbruch in Russland (1917) und der Gründung der Sowjetunion (1922) wurde die Ukraine als Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der UdSSR.

Die Sowjetunion wurde nach sprachlich-ethnischen Kriterien gegliedert. Die Ukrainische Sowjetrepublik umfasste demzufolge die Territorien mit einer ukrainischen Bevölkerungsmehrheit. Ihre Kompetenzen blieben zwar beschränkt und sie musste sich der Parteiherrschaft der KPdSU unterordnen, doch war sie der Kern des heutigen Nationalstaates. Die Ukrainer wurden, im Gegensatz zum Zarenreich, in der Sowjetunion als eigene Nation anerkannt.

Holodomor

(Ukrainisch: holod = Hunger, moryty = Leid, Tötung, Vernichtung)

1931 zwang die Sowjetregierung ukrainische Bauern zu solch hohen Getreideabgaben, dass 1932 eine große Hungersnot ausbrach, die bis September 1933 andauerte. Nach neuesten Schätzungen von Historikern starben 3,5 Millionen Menschen, das heißt über 10 Prozent der damaligen ukrainischen Bevölkerung eines Hungertodes. Wer fliehen wollte, wurde von den Organen der Staatsmacht daran gehindert. Dieser Massenmord ist unter der Bezeichnung Holodomor (Ukrainisch: holod = Hunger, moryty = Leid, Tötung, Vernichtung) in die Geschichte eingegangen.

Zum Thema „Holodomor 1932–33. Politik der Vernichtung“ hat die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg am 24. November 2007 eine Tagung in Mannheim veranstaltet.

Professor Dr. Gerhard Simon: Der Holodomor als Völkermord. Tatsachen und Kontroversen (Textmanuskript) Dr. Ernst Lüdemann: Stalins Feldzug gegen die Bauern in deutschen Schulbüchern (Textmanuskript)

Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg

Neben Polen, Weißrussland und dem Baltikum war die Ukraine einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkrieges. Das Land litt enorm mit über acht Millionen Toten, darunter geschätzte fünf Millionen Zivilisten, die im deutschen Vernichtungskrieg ihr Leben lassen mussten. Darunter waren auch rund 1,6 Millionen ukrainische Juden, die im Holocaust ermordet wurden. Mehr als 2,4 Millionen Männer und Frauen wurden aus der Ukraine als sogenannte „Ostarbeiter“ in das Deutsche Reich verschleppt, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten und oftmals daran starben. In der deutschen Erinnerungskultur an die NS-Barbarei stehen diese Tatsachen oftmals im Schatten der Erinnerung an die Opfer Russlands und anderer ehemaliger Länder der Sowjetunion.

Im August und September 1941 fand mit der Schlacht um Kiew eine der großen Kesselschlachten des Zweiten Weltkriegs statt. Am 19. September 1941 wurde Kiew von der deutschen Wehrmacht eingenommen und zwei Jahre lang besetzt, bis es im Dezember 1943 von der Roten Armee befreit werden konnte.

Die Weltkriege und ihre Folgen

Die Nachkriegszeit war in der Ukraine vom Wiederaufbau und starker Industrialisierung gekennzeichnet. In der Folge des Zweiten Weltkriegs kam es auf dem Gebiet der Ukraine zu großen Bevölkerungsumsiedlungen: Die gesamte polnische Bevölkerung in der Westukraine wurde ausgesiedelt oder vertrieben, die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt. Die Ukraine blieb Teil der Sowjetunion.

 

Chruschtschow machte der Ukrainischen Sowjetrepublik 1954 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit die Halbinsel Krim zum Geschenk.

Tschernobyl

In den 1980er Jahren ereignete sich eine folgenschwere Katastrophe. Am 26. April 1986 explodierte im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl ein Kernreaktor, wodurch eine Fläche von fast 150.000 km² radioaktiv verseucht wurde und enorme Schäden für Menschen und Umwelt entstanden. Tschernobyl steht bis heute für den weltweit größten Unfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie.

Unabhängigkeit, Orangene Revolution und innere Machtkämpfe

Nach der Auflösung der Sowjetunion erhielt die Ukraine 1991 ihre staatliche Unabhängigkeit. Ihre nationale Identität und internationale Rolle zwischen westlicher Orienterung, bspw. Integration in die Europäische Union und einer politischen Orientierung zu Russland hin, hat die Ukraine seither nicht dauerhaft gefunden. Unter Leonid Kravtschuk und Leonid Kutschma, den ersten zwei Präsidenten des Landes, hatte sich ein System etabliert, zu dessen Merkmalen Machtmissbrauch, Korruption, Clanwirtschaft und organisierte Kriminalität gehörten.

Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 erbte das osteuropäische Land 176 strategische und mehr als 2.500 taktische Atomraketen, allerdings waren alle Kontrollsysteme in Russland. Die ukrainischen Raketen wurden bis 1996 nach Russland abtransportiert oder zerstört. Als Kompensation erhielt die Regierung in Kiew finanzielle Hilfe aus den USA, günstige Energielieferungen aus Russland und Sicherheitsgarantien, die im Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 festgehalten wurden. Darin verpflichteten sich die USA, Russland und Großbritannien, die territoriale Unversehrtheit und politische Unabhängigkeit der Ukraine weder durch Gewalt noch durch deren Androhung zu verletzen, keinen wirtschaftlichen Zwang auszuüben, auf jegliche militärische Besetzung zu verzichten und solche keinesfalls anzuerkennen.

Als Vorläufer der Proteste auf dem Maidanplatz 2013 gilt die „Orangene Revolution" von 2004. Sie war eine Serie von Protesten, Demonstrationen und einem geplanten Generalstreik in der Ukraine. Auslöser waren die ukrainischen Präsidentschaftswahlen 2004, bei denen Wahlfälschungen der jeweiligen Gegenseite gemeldet wurden. Die Proteste gingen von den Anhängern des während des Wahlkampfs durch eine Vergiftung angeschlagenen Präsidentenanwärters Wiktor Juschtschenko (dessen Wahlfarbe Orange war) aus. Als Kandidat des Oppositionsblocks „Unsere Ukraine" war er laut erstem offiziellen Ergebnis der Zentralen Wahlkommission dem offen von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch unterlegen. Aufgrund der wochenlangen Protesten erreichte die Bewegung der „Orangen Revolution“ und die Opposition, dass die erste Stichwahl für ungültig befunden wurde. Juschtschenko erhielt bei der Wiederholung der Stichwahl für das Präsidentenamt am 26. Dezember 2004 die meisten Stimmen.

Seither ist das politische Geschehen in der Ukraine von inneren Machtkämpfen geprägt. Bereits 2005 entließ Viktor Juschtschenko die Regierung unter Julia Tymoschenko. Nach den Parlamentswahlen 2006 führten erneute Streitigkeiten dazu, dass der Präsident das Parlament auflöste. 2007 einigte man sich auf eine Koalition der Parteien von Juschtschenko und Tymoschenko; die Machtkämpfe hielten allerdings an. In den Präsidentschaftswahlen 2010 erfolgte daraufhin ein Führungswechsel: Wiktor Janukowitsch wurde zum Präsidenten gewählt und Mykola Asarow übernahm das Amt des Ministerpräsidenten.

Der Ukraine-Konflikt

Ende 2013 kam es zu Unruhen auf dem Maidan-Platz in Kiew, die sich gegen die Regierung richteten. Auslöser war die überraschende Erklärung der ukrainischen Regierung, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union vorerst nicht unterzeichnen zu wollen. Präsident Janukowitsch wurde im Februar 2014 per Beschluss abgesetzt.

Nach Unruhen auf der Krim und einem anschließenden Referendum kam es im Frühjahr 2014 zur Abspaltung der Krim. Die Halbinsel wurde von Russland völkerrechtswidrig annektiert. Auch in der Ostukraine kam es zu Unruhen , die bis heute andauern.Die Separatisten im Donbass fordern mehr Eigenständigkeit bis hin zu einem Anschluss an Russland und haben diverse Orte gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht. In Donezk und Lugansk haben die Menschen bei einem umstrittenen Referendum für die Abspaltung von der Ukraine abgestimmt.

Am 25. Mai 2014 wählten die Ukrainer Petro Poroschenko mit einer Mehrheit von 55 Prozent zum neuen Präsidenten. Poroschenko lag daran, mit Russland in Dialog treten. Als langfristiges Ziel sah er die Ukraine aber in der EU. Bei Gefechten zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischem Militär gab es viele Tote und Verletzte. Die Lebensbedingungen der Einwohner in den ostukrainischen Großstädten Lugansk und Donezk haben sich dramatisch verschlechtert.

Im September 2014 trat erstmals eine Waffenruhe in Kraft. Im Protokoll von Minsk wurden Friedensvereinbarungen getroffen. Allerdings wurde die Waffenruhe schon bald wieder gebrochen. Im Zweiten Minsker Abkommen haben sich die Konfliktparteien im Februar 2015 erneut auf eine Waffenruhe im Donbass geeinigt. Auch diese wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gebrochen.

Im Frühjahr 2021 ist der Konflikt wieder massiv aufgeflammt. Im Februar 2022 ist der Konflikt mit einem großangelegten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine eskaliert.

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