Buch lesen: «Mobilität im 21. Jahrhundert? Frag doch einfach!», Seite 2

Schriftart:

Wie hat sich die Zahl der Verkehrstoten und -verletzten in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?

Die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten ist seit etlichen Jahren rückläufig. Ein historischen Tiefstwert erreichte die Statistik aufgrund der Corona-Pandemie, die zumindest in der ersten Phase zu einem spürbaren Rückgang des Verkehrsaufkommen Verkehrsaufkommens führte. Die Zahl der Verkehrstoten war in Deutschland 2020 noch nie so niedrig wie seit der Einführung der Statistik im Jahr 1953.10

Die meisten tödlichen Unfälle Unfälle geschehen nicht in Großstädten oder im Stadtverkehr, sondern auf den unsicheren Landstraßen, die häufig zu schmal sind oder viele Kurven aufweisen. Auch die Baumbepflanzung und Alleen tragen dazu bei, dass sich auf Landstraßen mehr tödliche Unfälle ereignen als im Stadtverkehr, wo das Durchschnittstempo aufgrund zahlreicher Geschwindigkeitsbegrenzungen, Staus, Kreuzungen und roter Ampeln geringer ist als auf Landstraßen oder auf der Autobahn.

Der höchste Wert an Verkehrsunfällen wurde im Jahr 1970 in Westdeutschland verzeichnet. Erst durch wesentlich strengere und umfangreichere Sicherheitsvorkehrungen und durch die Anschnallpflicht Anschnallpflicht sowie restriktivere Promillegrenzen wurde eine grundlegende Veränderung erzielt. Seit der Einführung dieses Maßnahmenkatalogs ging die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich zurück. Dennoch ist es eine traurige und beklemmende Tatsache, dass täglich acht bis neun Menschen im Straßenverkehr sterben.11

Als häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle gilt das riskante und unachtsame Überholen. Viele Autofahrer sichern sich nicht ausreichend ab, und es kommt daher zu tödlichen Kollisionen.12 Insgesamt sind 89 Prozent der Unfälle auf fehlerhaftes Fahrverhalten zurückzuführen. Das Fehlverhalten von Fußgängern indes ist nur in 3 Prozent aller Vorkommnisse Ursache für eine Kollision.13

An zweiter Stelle der Statistik steht die überhöhte Geschwindigkeit, die meist zum Ausscheren aus der Fahrbahn führt.14 Besonders bei Alleen ist das Rasen gefährlich, da ein Zusammenstoß mit einem Baum fast immer in einem tödlichen Verkehrsunfall endet.

Auf dem dritten Platz sind Unfälle, die sich an Verkehrskreuzungen und Einmündungen zutragen. Hier lassen Verkehrsteilnehmer oft die erforderliche Vorsicht außer Acht oder übersehen andere im toten Winkel, und es kommt zu einem verhängnisvollen Zusammenstoß. An Kreuzungen und Mündungen sind oft Radfahrer betroffen, die nicht selten von LKW-Fahrern übersehen werden.

Wenn man das Lebensalter der Autofahrer betrachtet, so fällt auf, dass vor allem Personen unter 24 Jahren in Verkehrsunfälle involviert sind. Dies liegt häufig am Lebensalter, der mangelnden Fahrerfahrung und der lebensaltersbedingten Motivation, größere Risiken einzugehen. Darüber hinaus spielen die Erfahrung und Fahrroutine eine Rolle.

Autofahrer, die bereits jahrzehntelang ein Fahrzeug führen, haben eine sehr viel größere Fahrpraxis Fahrpraxis und können deshalb Risiken und Gefahren im Verkehr sicherer und zuverlässiger einschätzen. Junge Fahrer tendieren dazu, gefährliche Situationen zu unterschätzen und zu verharmlosen. Dies gilt auch bei der Einschätzung der Geschwindigkeit des Autos und des voraussichtlichen Bremswegs. Eine weitere Gefahrenquelle ist das Handy, das viele Autofahrer trotz des Verbots während des Fahrens benutzen, um E-Mails zu checken oder Informationen abzurufen.

Eine mögliche Prävention, um die Zahl der Unfalltoten weiter zu senken, bestünde darin, die Geschwindigkeit auf Landstraßen herabzusetzen und Kreuzungen und Einmündungen stärker zu regulieren. Es zeigt sich, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen vor Einmündungen und Kreuzungen vor allem in Städten, aber auch auf dem Land die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduzieren können. Es wäre sinnvoll, dass auf Landstraßen das allgemeine Tempo herabgesetzt wird und dass an Kreuzungen und Einmündungen eine GeschwindigkeitsbegrenzungGeschwindigkeitsbegrenzung eingeführt wird. Insbesondere auf den kurvigen und unübersichtlichen Landstraßen gilt, dass jemand, der mit 80 Stundenkilometern mit einem Baum kollidiert, in der Regel stirbt oder äußerst schwer verletzt wird. Beispielsweise ereigneten sich im Jahr 2020 dem Statistischen Bundesamt zufolge 59 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle auf Landstraßen. In absoluten Zahlen gemessen, starben 2020 auf Landstraßen 1592 Menschen. Auf Autobahnen hingegen lag der Anteil der tödlichen Unfälle lediglich bei 12 Prozent.15 Man sollte daher auf Landstraßen ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern einführen.

Das Überholen von Fahrzeugen sollte außerdem in der Fahrschule intensiver geübt werden. Nicht wenige Unfälle geschehen deshalb, weil beim Überholen die Geschwindigkeit des entgegenkommenden Fahrzeugs oder des parallel fahrenden Autos falsch oder unrealistisch eingeschätzt wird.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass Landstraßen nicht selten enger sind und dass ihr Verlauf mehr der Landschaft folgt, sodass häufig Kurven, mäandernde Straßenverläufe und Steigungen vorkommen. Dadurch wird das Fahren riskanter, und es kommt zu Kollisionen; deshalb sollte das Fahren auf Landstraßen stärker trainiert werden.

Überdurchschnittlich oft ereignen sich tödliche Verkehrsunfälle bei Motorradfahrern, die besonders wenig geschützt sind im Vergleich zu Autofahrern und die Beschleunigung ihres Fahrzeugs falsch wahrnehmen. Daher versucht man bei Landstraßen, die neu gebaut werden, Gräben am Straßenrand zu vermeiden. Wenn ein Motorrad in einen Graben fährt, überschlägt sich das Fahrzeug meistens, was fast unausweichlich zum Tod führt.

Weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen sind nur dann sinnvoll, wenn die nötigen Kontrollen vorhanden sind. Es muss eine höhere Kontrolldichte geben, um die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Insbesondere auf LandstraßenLandstraßen sollten mehr Kontrollen erfolgen, um Raser zu identifizieren. Solche Straßen sollten verbreitert werden, denn die engen Stellen sind Gefahrenquellen für Autofahrer. Gefährliche Streckenabschnitte sollten intensiver überwacht werden, um die Unfallrate zu senken. An kritischen Punkten könnte ein TempolimitTempolimit erfolgen oder eine besondere Absicherung durch Warnschilder.16

Quellentipp:

Unter https://www.gefahrenstellen.de/service/unfallstatistiken/ lassen sich diese Statistiken anschaulich nachlesen.

Die Bedeutung der Mobility as a Service

In diesem Abschnitt geht es um die generelle Frage, was die Voraussetzungen für eine innovative Mobilität sind und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt.

Was bedeutet „Mobility as a Service“ (MaaS)?

Der Begriff →Mobility as a ServiceMobility as a Service wurde in Analogie zu dem Fachbegriff „Software as a Service“ geprägt, der im Zusammenhang mit dem Cloud-Computing verwendet wird. Unter Mobility as a Service versteht man, dass alle möglichen Verkehrsmittel systematisch und sinnvoll miteinander verknüpft werden. Dabei geht es vor allem darum, die ServicequalitätServicequalität zu verbessern und sich auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zu fokussieren.

Mobility as a Service umfasst nicht nur das Carsharing und andere Mobilitätsdienstleistungen, sondern auch die gezielte Nutzung und Verknüpfung aller verfügbaren Verkehrsmittel in einem bestimmten Raum. Dazu gehören die Nutzung von Fahrrädern und E-ScooterE-Scootern, um so nicht nur die MakromobilitätMakromobilität, sondern auch die MikromobilitätMikromobilität in urbanen Regionen abzudecken. Die Mikromobilität soll es insbesondere ermöglichen, Kurzstrecken systematisch und schnell zurückzulegen. Dies ist vor allem für Bewohner von Großstadtregionen und Ballungszentren von Bedeutung, da dort ein Wechsel verschiedener Verkehrsmittel und das Umsteigen leichter möglich sind.

Diese umfassende Verknüpfung wird durch Apps ermöglicht, die alle Verkehrsmittel wie beispielsweise Busse, Züge, Straßenbahnen, Taxis, E-Bikes, Leihfahrräder und E-Scooters miteinander verknüpfen. Diese Koordination soll möglichst kundenfreundlich erfolgen und eine schnelle Mobilität ermöglichen.

Beispielhaft für ein solches Konzept ist die Mobility App „Jelbi“ der Berliner Verkehrsbetriebe. Sie verknüpft den klassischen öffentlichen Personennahverkehr (Bus, S-Bahn, U-Bahn, Tram) mit Ride-Pooling-Diensten, E-Tretrollern, Leihfahrrädern (Bike Sharing), Carsharing-Diensten und anderen Services. Über die App ist es möglich, bei allen Mobilitätsdienstleistern Tickets zu buchen. Daimler und BMW bieten ebenfalls eine eigene App mit dem Namen „Free Now“ an, die neben Mietautos und Taxis auch E-Roller berücksichtigt.17

Auch Park-Apps werden immer wichtiger. So haben Daimler und BMW „Park Now“ entwickelt und VW die App „We Park“.18 Als besonders wichtig gelten Apps, die auf eine multimodale Mobilität ausgerichtet sind. Darunter wird verstanden, dass eine Strecke mit mehreren unterschiedlichen Verkehrsmitteln und Verkehrssystemen zurückgelegt werden kann. Eine solche App muss folglich alle vorhandenen Optionen erfassen und miteinander verknüpfen. Ein Beispiel für eine solche Software ist der bahneigene DB Navigator und die von BMW und Daimler entwickelte App „Reach Now“.19

Im Open-Source-Bereich gibt es eine Mobility App namens „Öffi“, die verschiedene Verkehrsbetriebe aus dem In- und Ausland berücksichtigt. Diese App ist nicht nur im Google Playstore verfügbar, sondern auch im Appstore F-Droid, der dem Datenschutz eine sehr hohe Priorität einräumt. Der Datenschutz der App „Öffi“ gilt aufgrund seiner Datensparsamkeit als vorbildlich.20

→Mobility as a Service hilft, die Nutzung von individuellen Fahrzeugen zu verhindern und auf diese Weise die Straßen zu entlasten. Denn Statistiken belegen, dass die meisten Autos tagsüber größtenteils geparkt und nur kurze Zeit verwendet werden. Durch Mobility as a Service ist es möglich, Kosteneinsparungen vorzunehmen und Mobilität in Großstädten billiger zu gestalten. Es ergeben sich erhebliche Einsparungen durch Synergien: beispielsweise beim Spritverbrauch und bei den Versicherungskosten. Auch bei den Wartungskosten ist das Einsparungspotenzial beträchtlich.

Mobility as a Service hat mehrere Aspekte: Zum einen ist es erforderlich, eine App zur Verfügung zu stellen, die eine umfassende Koordination aller verfügbaren Verkehrsmittel deutschland- oder sogar europaweit gestattet. Darüber hinaus muss der öffentliche PersonennahverkehrPersonennahverkehr weiter optimiert werden, um auf eine größere Resonanz bei potenziellen Nutzern zu stoßen, die bislang eher das eigene Auto bevorzugen.

Der öffentliche Nahverkehr hat das Image, wenig kundenfreundlich, unzuverlässig und ineffizient zu sein. In manchen Großstädten benötigt man die dreifache Zeit, um eine Strecke mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückzulegen; viele Arbeitnehmer wollen sich das am frühen Morgen nicht antun. Hinzu kommt, dass durch die Corona-Pandemie der Eindruck entstanden ist, öffentliche Verkehrsmittel seien unsicher und könnten eine Infektionsquelle darstellen. Der öffentliche Nahverkehr muss wieder deutlich an Zuspruch und Attraktivität gewinnen, damit eine moderne Mobilität umgesetzt werden kann.

Weitere Dienstleistungen wie CarsharingCarsharing unterstützen die Effizienz und Effektivität des Personennahverkehrs. Um ein solches Projekt gezielt voranzubringen, ist es unabdingbar, alle Verkehrsverbünde so zu integrieren, dass ein einheitlicher und einfacher Ticketpreis für Deutschland durchgesetzt wird.

Die unbeschreibliche Zersplitterung der Verkehrsverbünde und die unterschiedlichen und unübersichtlichen Preismodelle machen es äußerst schwierig, kundenfreundlich und serviceorientiert von einem Ende der Republik zum anderen zu reisen.

Die Ticketpreis Ticketpreise müssen vereinheitlicht und drastisch vereinfacht werden, damit beispielsweise eine Reise von Berlin nach Freiburg reibungslos und nahtlos vonstattengeht. Dies setzt voraus, dass es Abonnements gibt, die für den Kunden verständlich und übersichtlich sind. Die Kleinteiligkeit und Zergliederung der Verbünde und die unüberschaubaren Verkehrstarife beeinträchtigen die Servicequalität.

Eine App muss sämtliche Tickets und Informationen für das gesamte Verkehrssystem eines Landes zur Verfügung stellen. Dies umfasst auch die Möglichkeit, E-Scooter oder Carsharing-Dienst Carsharing-Dienste in der App zu nutzen, und diese Dienstleistungen müssen nahtlos in das Ticketsystem integriert sein.

Eine solche App muss so konzipiert werden, dass sie verschiedene Zahlungssysteme unterstützt und gleichzeitig alle verfügbaren Mobilitätsdienste mit einbindet. Die Software sollte eine intelligente Parkraumbewirtschaftung unterstützen und Autofahrern, die zu einer Bahnstation fahren, freiwerdende Parkplätze in Echtzeit anzeigen. Zudem sollte eine solche Mobilitätsapp weitere Informationen zur Verfügung stellen, beispielsweise wie sicher ein Stadtteil ist, wie das Wetter wird, ob die S-Bahn eine Verspätung hat, ob Züge überfüllt sind und welche Inzidenzzahlen bei der Pandemie auftreten. Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass solche integrativen Mobilitätsdienste spezielle Services für Menschen mit Behinderungen anbieten. Beispielsweise sollte angegeben werden, ob ein Bahnhof für einen Rollstuhlfahrer geeignet ist und ob Züge spezielle Services für Behinderte aufweisen.21

Quellentipp:

Unter https://www.welt.de/motor/news/article197418553/Das-Handy-ist-der-beste-Reisebegleiter-New-Mobility-Apps-fuer-unterwegs.html findet sich ein Überblick über die Apps.

Was ist Seamless Mobility?

→Seamless Mobility Seamless Mobility bedeutet einen nahtlosen Personennahverkehr, der insbesondere für Großstädte und Metropolregionen von herausragender Bedeutung ist. Denn die Urbanisierung wird im 21 Jahrhundert noch beschleunigt werden – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Städte müssen mit den wachsenden Staus, der Umweltverschmutzung, dem Lärm und dem zunehmenden Verkehrsaufkommen zurande kommen. Deshalb ist es wichtig, dass öffentliche Nahverkehrssysteme vorhanden sind, die jederzeit eine Seamless Mobility gewährleisten.22

Zu einer solchen Verkehrsinfrastruktur gehören neben Zügen, S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und einem weitläufigen Bussystem auch andere Verkehrssysteme wie beispielsweise großzügig ausgebaute Fahrradwege, E-ScooterE-Scooter, E-Bikes und andere Transportsysteme (Seilbahnen, Air Mobility). Carsharing-Systeme unterstützen eine solche Verkehrsinfrastruktur. Seamless Mobility, die ein zügiges Umsteigen und eine Nutzung verschiedenartiger Verkehrsmittel ermöglicht, wird immer wichtiger. Durch eine umfassende Form der Mobilität, die sich als →Mobility as a Service versteht, kommt es zu erheblichen Zeiteinsparungen und zu einer erhöhten Effizienz beim Transport.

Wenn man sich die Zunahme der Staus in den vergangenen Jahren veranschaulicht, so wird deutlich, dass immer mehr Metropolen im Verkehr ersticken. Von 2010 bis 2016 nahm die Zahl der Staus in London um 14 Prozent zu und in Los Angeles um 36 Prozent. Auch in New York stieg die Zahl der Staus um 30 Prozent. Staus führen zu einer stärkeren Luftverschmutzung und mehr Lärm; die zahlreichen Verkehrsstockungen beeinträchtigen die Lebensqualität von Stadtteilen und beeinträchtigen die Gesundheit der Bewohner. Daher ist es wichtig, dass der Verkehrsfluss nicht beeinträchtigt wird und dass moderne Verkehrssysteme zur Verfügung stehen, die ein Ausweichen ermöglichen und eine intelligente RoutenplanungRoutenplanung gestatten.

Hierfür bedarf es eines integrierten Verkehrssystems, das beispielsweise über eine App in Echtzeit umfassende Stauinformationen Stauinformationanbietet. Sobald es autonome Fahrzeuge gibt, wird sich die Zahl der Staus verringern, da aufgrund der →Konnektivität Verkehrsstockungen frühzeitig identifiziert und verhindert werden können.

Durch einen nahtlosen Verkehrsstrom könnte die Zeit, die benötigt wird, um eine gewisse vordefinierte Strecke zurückzulegen, um zehn Prozent verringert werden.23 Es wird davon ausgegangen, dass im Jahr 2030 autonome Fahrzeuge einen großen Marktanteil erreichen werden und dass →RobotaxiRobotaxis dann in Ballungszentren verfügbar sind. Dadurch würde der Verkehr wesentlich flüssiger und Staus könnten gezielt vermieden werden, sodass sich auch die Reisegeschwindigkeit erhöht. Die Effizienz der Verkehrssysteme könnte erheblich gesteigert werden. Zu diesem Zeitpunkt werden Abomodelle für Robotaxis und andere autonome Fahrzeuge in der Bevölkerung verbreitet sein und den Besitz eines eigenen Autos überflüssig machen.

Eine Automatisierung bei allen Verkehrssystemen bringt erhebliche Effizienzfortschritte. Ein typisches Beispiel ist dafür die Pariser Metro: Als eine oft frequentierte Linie automatisiert wurde, konnte die durchschnittliche Geschwindigkeit um 20 Prozent erhöht werden. Ähnliche Ergebnisse wurden in anderen Ballungszentren registriert. So konnte beispielsweise die Zeit, die Pendler im Verkehr verbringen, in Buenos Aires um 20 Prozent verringert werden, als Verkehrssignalanlagen optimiert wurden. Ähnliche Erfahrungen machte man in San José, wo die Zeit des Pendelns um 15 Prozent verringert wurde, und in Mumbai, wo die Pendelzeit um 12 Prozent verkürzt wurde.24

Eine Verbesserung der Seamless MobilitySeamless Mobility kann dadurch erreicht werden, dass bestimmte Fahrbahnen für das sogenannte Mobility SharingMobility Sharing reserviert werden. Eine solche gesonderte Fahrbahn könnte für autonome Fahrzeuge und ShuttlebusShuttlebusse eingerichtet werden. Dadurch sind diese Fahrzeuge wesentlich schneller unterwegs als Privatautos. In vielen Städten, in denen solche privilegierten Fahrbahnen umgesetzt werden wie beispielsweise in Bogotá und Brüssel, konnten sehr gute Erfahrungen gemacht werden.

Darüber hinaus sollte das Verkehrssystem Leihfahrräder und andere Microcarrier mit einbeziehen, um den Verkehr flüssiger zu gestalten. Zudem wäre es möglich, eine City-Maut einzuführen, um das Verkehrsvolumen zügig zu beschränken. Solche Projekte gibt es in London, Mailand, Singapur und Stockholm.25 Der Verkehr kann weiter reduziert werden, indem Lieferungen für den Einzelhandel vorrangig nachts erfolgen. Diese Pilotprojekte werden in Barcelona und in New York getestet.26

Die Lösung in Form einer Seamless Mobility ist vor allem für Städte maßgeblich, die sich durch ein hohes Verkehrsaufkommen und eine überdurchschnittliche Zahl an Pendlern auszeichnen. Hierzu gehören beispielsweise Paris, Tokio und New York. Durch die Einführung der →Seamless Mobility wird es erheblich leichter, Verkehrsflüsse zu dynamisieren und einen schnellen reibungslosen Transport zu ermöglichen. Ausgedehnte Pendelzeiten sind für Arbeitnehmer eine enorme Belastung. Daher sollte ein Verkehrssystem darauf ausgerichtet sein, dass es in Ballungszentren und Metropolen einen zügigen Transport ermöglicht.27

Die Elektromobilität wird von den Automobilherstellern zunehmend systematisch gefördert. Im Jahr 2019 wurden weltweit 225 Milliarden US-Dollar ausgegeben, um neue Modelle Elektromobilität zu entwickeln. Erste vorsichtige Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2030 40 Prozent aller Autoverkäufe sich auf Elektrofahrzeuge fokussieren werden.

Die Schwerpunkte in der Konstruktion der Autobauer konzentrieren sich auf die Entwicklung einer neuen leistungsfähigen Elektromobilität Batterietechnologie und der Möglichkeit, die Speicherkapazität erheblich zu steigern.

Führend im Bereich der Elektromobilität ist nach wie vor Tesla. Das ambitionierte Unternehmen wurde im Jahr 2003 gegründet und hat seitdem einen beispiellosen und rasanten Aufstieg erlebt. Vor allem die Integration verschiedener Technologien hat es dem Unternehmen ermöglicht, einen herausragenden Wettbewerbsvorteil zu erlangen und Skaleneffekte zu nutzen.28

Wie möchte die Europäische Union den Verkehr für die nächsten Jahrzehnte planen?

Die Europäische Union hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und möchte dem Klimaschutz eine höhere Priorität einräumen. Deshalb wird die Mobilität in Europa zunehmend auf eine klimafreundliche Konzeption umgestellt. Brüssel möchte eine nachhaltige Mobilität, die den Kriterien von Umweltschutz und Klimaschutz gerecht wird. So sollen beispielsweise bis 2030 mehr als doppelt so viele HochgeschwindigkeitszügeHochgeschwindigkeitszüge in Europa verkehren, um die wichtigsten Zentren Europas zu verbinden; es ist außerdem geplant, dass 100 Städte in Europa bis zum Jahr 2030 das Ziel der Klimaneutralität erreichen.29

Das Gesamtziel der KlimaneutralitätKlimaneutralität soll bis 2050 realisiert werden; das bedeutet, dass nur so viele Schadstoffemissionen erfolgen sollen, wie insgesamt eingespart wurden. Es ist das letztliche Ziel dieser Politik, die Klimaneutralität umfassend zu erreichen. Diese ambitionierte Programmatik erfordert enorme Anstrengungen. Es ist deshalb erforderlich, das Ende des VerbrennermotorVerbrennermotors in naher Zukunft einzuläuten und emissionsfreundliche Antriebe für Flugzeuge und Schiffe zu fördern.30

Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, ist es geplant, den Schienenverkehr für Frachten erheblich auszuweiten. Insgesamt soll der FrachtverkehrFrachtverkehr auf der Schiene verdoppelt werden. Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Millionen Elektroautos auf europäischen Straßen fahren. Eine solche Ausweitung der Elektromobilität setzt voraus, dass die nötige Infrastruktur in allen Regionen geschaffen wird.31

Hierzu ist es erforderlich, an mehr Häusern WallboxWallboxen anzubringen und Ladestationen auf der Straße zu schaffen, die wohnortnah sind. Darüber hinaus muss der Zugang zu diesen Ladestationen und zu den Tarifen erleichtert werden. Bis 2030 plant die Europäische Union die Installation von mindestens drei Millionen Ladestationen.32

Weitere Maßnahmen sind der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung der WasserstofftechnologieWasserstofftechnologie und die Etablierung von MautsystemMautsystemen.

Experten schätzen, dass dieser Ausbau für den Klimaschutz bis 2030 ca. 1,3 Billionen Euro kosten wird; jährlich werden 130 Milliarden Euro angesetzt. Bis zu dem Ziel, die Klimaneutralität im Jahr 2050 zu erreichen, müssen mindestens 90 Prozent der Schadstoffemissionen im Straßenverkehr reduziert werden.

Umwelt- und Klimaschutz-Organisationen kritisieren die Ziele als zu wenig effizient. Nach Angaben von Greenpeace müssten mehr als 30 Millionen emissionsfreie Fahrzeuge bis 2030 in den Straßenverkehr gebracht werden, um das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 zu realisieren.33 Deshalb plädieren die Organisationen für eine deutliche Verschärfung der Maßnahmen. Es ist wichtig, dass wesentlich mehr Elektrofahrzeuge produziert und zugelassen werden, damit die Klimaneutralität realistisch wird. Die Kohlendioxidemissionen müssen drastisch reduziert werden.34

Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens in vielen Ländern wird es nicht ausreichend sein, nur den Straßenverkehr mit einzubeziehen. Vielmehr müssen auch öffentliche Nahverkehrsmittel ausgebaut werden. Außerdem sollten der Flug- und der SchiffsverkehrSchiffsverkehr in die Betrachtungen miteinbezogen werden. Es ist erforderlich, KurzstreckenflügeKurzstreckenflüge einzustellen und durch den SchienenverkehrSchienenverkehr zu ersetzen. Es ist ratsam, den FrachtverkehrFrachtverkehr zunehmend auf die Schiene zu verlagern und die Straßen so zu entlasten.35

Altersbeschränkung:
0+
Umfang:
272 S. 5 Illustrationen
ISBN:
9783846356623
Verleger:
Rechteinhaber:
Bookwire
Download-Format:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip