Buch lesen: «Faktencheck Ernährungsdschungel», Seite 2

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Warum wir essen, trinken und verdauen müssen

Leben heißt fressen oder gefressen werden. Wir sind nackte Affen. So wie andere Tiere müssen wir unserem Körper jeden Tag Flüssigkeit und Nahrung zuführen. Jeden Tag stimmt auch nicht. Einen Fastentag oder auch zwei überleben wir ohne Probleme, auch wenn die Werbung uns etwas anderes einreden will. Verdursten geht aber relativ schnell. Schon nach drei Tagen könnte der Tod eintreten. In manchen Extremsituationen haben Menschen auch länger ohne Wasser überlebt. Aber bitte probieren Sie es nicht aus! Mit drei Wochen wird die ungefähre Zeitspanne angegeben, nach der ein Mensch verhungert. Wir sterben dann meist an Herzversagen, weil die Energie für diesen hart arbeitenden Muskel fehlt.

Diese Energie beziehen wir aus der Nahrung. Pflanzen sind hier viel anspruchsloser. Sie brauchen nur Kohlendioxid, Wasser und Sonnenlicht. Gut, ein paar Mineralstoffe müssen auch dabei sein, aber das ist es dann auch schon. Wir sind keine Pflanzen, brauchen Sonne für unser Gemüt bzw. für die körpereigene Produktion von Vitamin D. Es gibt verrückte Mitmenschen, die glauben, sie seien Pflanzen und könnten von sogenannter „Lichtnahrung“ satt werden. Wer es mit Lichtnahrung übertreibt, der landet schnell mit einem Schwächeanfall im Krankenhaus oder, wie in einigen dokumentierten Fällen, auf dem Friedhof. Auch wenn sofort ein indischer Yogi genannt wird, der schon zwei Jahre nichts mehr gegessen hat, scheitert eine wissenschaftliche Überprüfung meist in den ersten drei Wochen. Sprich, der Yogi trickste und hat doch irgendetwas gegessen oder musste die Studie wegen „schlechter Schwingungen“ abbrechen. Auch so kann man Hunger bezeichnen.

Bakterien und Pilze müssen sich ebenfalls ernähren. Pilze sind mit den Tieren näher verwandt als mit Pflanzen. Sie können pflanzliche und tierische Nahrungsquellen nutzen und leben manchmal mit Pflanzen bzw. deren Wurzeln in einer Symbiose. Ein Geben und ein Nehmen von produzierten Nährstoffen. Bakterien können sich auf viele verschiedene Arten ernähren, waren sie doch die ersten Lebewesen auf diesem Planeten. Manchen reicht eine heiße Quelle oder ein Vulkan am Meeresboden mit genug Schwefelverbindungen und der Tisch ist für sie reich gedeckt. Andere können auch Photosynthese betreiben und ernähren sich wie Pflanzen. Sehr viele nehmen Nährstoffe aus der Umgebung auf und leben manchmal in Gemeinschaften zusammen, die Biofilme genannt werden. Eine Art Schleimhülle, in der die Bakterien dicht zusammensitzen und die diese etwas vor Umwelteinflüssen schützt. Bakterien leben auch auf unserer Haut und in unserem Darm, ohne uns zu schaden. Es gibt aber manche Arten, die haben uns zum Fressen gern. Bei einer bakteriellen Halsentzündung etwa leben diese im zerstörten Gewebe, vermehren sich und können nur durch unser Immunsystem entfernt werden. Manchmal muss sogar mit einem Antibiotikum nachgeholfen werden, wenn das Immunsystem mit der großen Anzahl von Bakterien nicht fertig wird. Gewinnen die Bakterien, sind wir tot und werden am Friedhof nach einer Erdbestattung von Pilzen und Bakterien wiederum abgebaut.

Multiresistente Keime werden zu einem immer größeren Problem, da die gängigen Antibiotika bei diesen nicht mehr wirken. Da reicht dann eine infizierte Wunde, entstanden bei der Gartenarbeit, und wir sehen unsere anstehende Kartoffelernte bald wirklich von unten. Der massive Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung trägt viel dazu bei. Beides gehört schnellstens überdacht, um Tierleid zu vermeiden und auch menschliche Leben zu retten!

Tiere gewinnen ihre Energie durch das Verspeisen von Pflanzen (Herbivore) oder anderen Tieren (Carnivore). Wir Menschen dagegen sind Mischköstler (Omnivore) bzw. gibt es reichlich Hinweise, dass unsere Vorfahren Aasfresser waren. Mit den ersten Steinwerkzeugen konnten diese das Mark aus den Knochen holen bzw. die Schädelknochen zertrümmern und so das energiereiche Gehirn der verendeten Tiere genießen. Hirn mit Ei war übrigens auch ein beliebtes Gericht in der österreichischen Küche und ist dann ab den frühen 1980er-Jahren langsam von den Speisekarten verschwunden.

2020 war das Jahr der Viren, kaum je zuvor wurde so viel über diese berichtet. Bleibt aber die Frage, was essen Viren eigentlich? Gar nichts. Diese zählen gar nicht zu den Lebewesen. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nicht eigenständig fortpflanzen. Sie brauchen eine Wirtszelle für ihre Vermehrung, bringen ihren Bauplan mit, schummeln diesen in die zelleigene Produktionsmaschinerie und statt zelleigenen Proteinen werden dann Virenpartikel gebaut.

Jetzt lade ich Sie zu einem kurzen Ausflug in die Tiefen unseres Verdauungssystems ein. Zahlreiche wissenschaftliche Leckerbissen erwarten uns dabei.

UNSERE VERDAUUNG – EINFACH ERKLÄRT
Auf den Zahn gefühlt

Unsere Mahlzeit und die darin enthaltenen Nährstoffe, die uns Energie liefern, starten ihre lange Reise im Mund. Hier sorgen die Zähne im wahrsten Sinne des Wortes für den richtigen Biss und sind in weiterer Folge für das Zerkauen der Speisen zuständig. Wo wir schon bei Sprichwörtern sind: „Gut gekaut ist halb verdaut“ hat meine Oma immer zu mir gesagt und auch aus wissenschaftlicher Sicht ist dies richtig. Die Speisen werden zu einem Nahrungsbrei verarbeitet. Der Speichel enthält Amylase, ein Enzym (Protein mit Arbeitsaufgabe), welches komplexe Kohlenhydrate wie die Stärke in einfache Zucker aufspalten kann. Die Zunge hilft übrigens kräftig mit bei der Bearbeitung dieses Nahrungsbreis. Dieser wird geschluckt und kommt über die Speiseröhre in den Magen. Aber mehr dazu später. Bleiben wir im Mund und hier bei den Zähnen. Der Gang zur Zahnärztin ist eigentlich selten mit Freude verbunden. Meistens schmerzt es irgendwo im Kiefer, im schlimmsten Fall steht eine Wurzelbehandlung an.

Krokodile brauchen im Gegensatz zu uns nie einen Zahnarzt. Diese haben einen der stärksten Bisse im Tierreich und müssen in der Lage sein, hart zu beißen, um ihre Nahrung wie Schildkröten, Gnus und andere große Beutetiere zu fressen. Im Gegensatz zu Menschen reinigen Krokodile ihre Zähne nicht, um den Verschleiß zu verlangsamen. Stattdessen werden sie diese los und ersetzen sie durch neue Kopien.1 Ein Wunschtraum für viele Menschen und eine Herausforderung für die Biotechnologie. Der Ersatzzahn aus der Zellkultur ist nicht mehr in weiter Ferne. Aber viele Studien sind zuvor noch nötig, wie diese von einer japanischen Arbeitsgruppe am Fugu, dem Kugelfisch.

Der Kugelfisch (Takifugu vermicularis), giftig und beliebt in der japanischen Küche, hat mit uns Menschen einiges gemeinsam. Menschliche Zähne haben sich aus denselben Genen entwickelt, die auch für die Bildung der Zähne von Kugelfischen verantwortlich sind. Die Forschungsergebnisse zu diesen Genen könnten verwendet werden, um Zahnverlust beim Menschen zu verlangsamen oder ganz aufzuhalten.2

Wenn Anthropologinnen der Zukunft unsere versteinerten Zähne finden, was können sie dann über unser Leben schließen? Warum haben die Menschen damals, in einer Zeit des Überflusses, so einseitig und ungesund gegessen? Mit Unverständnis werden sie die Köpfe schütteln, und dies zu Recht. 99 % der Evolutionsgeschichte des Menschen wurden damit verbracht, Lebensmittel zu essen, die gejagt oder gesammelt wurden. Unsere derzeitige Ernährung mit weichen, verarbeiteten und zuckerhaltigen Lebensmitteln passt daher eigentlich nicht zu unseren Zähnen.3 Wir haben Zähne, die für eine ganz andere Ernährung angepasst wurden als die, die wir heute essen, zumindest in westlichen Gesellschaften.4 Weiche Diäten stimulieren das Kieferwachstum nicht und die Zähne, insbesondere unsere dritten Backenzähne (Weisheitszähne), werden beeinträchtigt. Tatsächlich traten Weisheitszähne nach der Industriellen Revolution zehnmal häufiger auf als zuvor. Probleme wie Löcher (Karies) und Plaque-Bildung sind heute beim Menschen enorm verbreitet. Die natürliche Auslese hat uns nicht gut auf die Art von Lebensmitteln vorbereitet, die wir heute essen.

Genau wie Baumringe können wir uns unter dem Mikroskop „Zahnringe“ ansehen; das sind kontinuierlich wachsende Gewebeschichten auf der Zahnwurzeloberfläche. Diese Ringe sind ein originalgetreues Archiv der physiologischen Erfahrungen und Stressfaktoren eines Menschen, von Schwangerschaften und Krankheiten bis hin zu Inhaftierungen und Wechseljahren. Diese Ereignisse hinterlassen eine unverwechselbare, dauerhafte Marke.5 6

Welche Stoffe schaden unseren Zähnen und warum?

Der Zahn besteht aus drei Schichten: dem äußeren Zahnschmelz, einer darunterliegenden Dentinschicht und Bindegewebe, das die Wurzeln an das Zahnfleisch bindet. Unser Zahnschmelz ist das härteste Gewebe im Wirbeltierkörper. Es ist seit Langem bekannt, dass Fruchtsäfte und Limonaden einen hohen Säuregehalt haben und die Schmelzhärte negativ beeinflussen können. Geschwächter und erodierter Zahnschmelz kann den Verschleiß des Zahns beschleunigen und das Risiko erhöhen, dass sich Karies entwickelt und schnell ausbreitet. Die meisten alkoholfreien Getränke, einschließlich Limonaden und Fruchtsäfte, sind von Natur aus sauer. Einige Studien haben gezeigt, dass zum Beispiel Orangensaft eine signifikante Erosion der Zähne verursachen kann. Eine im klinischen Journal der Academy of General Dentistry veröffentlichte Studie ergab, dass ein alarmierender Anstieg des Konsums von Sport- und Energiegetränken (Energy Drinks) insbesondere bei Jugendlichen irreversible Schäden an Zähnen verursacht – speziell erodiert der hohe Säuregehalt in den Getränken den Zahnschmelz, die glänzende äußere Schicht des Zahns. Menschen, die über 20 Minuten langsam an ihren Getränken nippen, haben mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Zahnerosion als Menschen, die ein Getränk schnell zu Ende trinken. Also gilt beim Konsum der süßen Wachmacher auf ex trinken, das ist gesünder für den Zahnschmelz, dank des hohen Zuckergehalts aber nicht für den Körper. Forscherinnen bemerkten dazu, sie hätten noch kein wirksames Instrument, um die erosiven Effekte dieser Getränke abzuwenden, obwohl es einige Anzeichen dafür gibt, dass höhere Fluoridspiegel den ungewollten Abbau verlangsamen können. Weniger Konsum – weniger Abbau.

Auch der häufige Verzehr bzw. das kontinuierliche Naschen von Lebensmitteln mit niedrigem pH-Wert wie Smoothies, Gurken, frischem Obst, Joghurt, Honig und Rosinen kann zu irreversibler Zahnerosion führen. Es ist wichtig, auch auf Gewohnheiten wie das Zitronenaussaugen zu achten. Den Biss in die Zitrone nach dem Wienerschnitzel-Genuss kannte ich noch von meiner Oma. Während meiner Studienzeit war dieser Biss in die Zitrone nach dem Tequila-Genuss angesagt. Dadurch wird allerdings die Zeit verlängert, in der Zahnschmelz und Dentin den Säuren ausgesetzt sind, und die strukturellen Schäden können so erhöht werden. Aber Obst als Teil einer ausgewogenen Ernährung zu essen, ist wichtig. Aufpassen muss man nur, wie oft man saures Essen konsumiert. Über den Tag verteilt in kleinen Portionen ist nachweislich am schlechtesten für den Zahnschmelz. Aber bitte nicht gleich nach dem Konsum von sauren Dingen die Zähne putzen gehen. Denn nach dem Säureangriff können wir den Schaden durch zu starkes Putzen noch vergrößern. Hier ist es ratsamer, Wasser zu trinken oder einen Kaugummi zu kauen. Auch der Speichelfluss verdünnt die Säuren im Mund und auf den Zähnen. Muss es Kaugummi mit einem hohen Xylitanteil sein? Xylitol ist ein beliebter Zuckerersatz in Süßigkeiten und es ist bekannt, dass es die Zähne weniger schädigt als Zucker. Es wurde früher auch davon ausgegangen, dass die Zugabe von Xylit zu Produkten dazu beitragen kann, Karies zu verhindern, indem das Wachstum von Karies produzierenden Bakterien gestoppt wird. Nach neuen Erkenntnissen, die in der Cochrane Database7 veröffentlicht wurden, gibt es jedoch nur wenige qualitativ hochwertige Beweise dafür, dass Xylit im Kampf gegen Karies von Vorteil ist. Wenn zu viel von diesem Zuckerersatzstoff konsumiert wird, landet man mit Durchfall am Klo.

Es gibt aber auch Lebensmittel, die sich positiv auf den Zahnschmelz auswirken, wie etwa Käse. Der hohe Gehalt an Kalzium, das in reifen Käsen kleine Kristalle bildet, trägt zur schützenden Wirkung der Zähne bei. Frühes Anzeichen einer Zahnerosion ist eine Dentinüberempfindlichkeit. Mit anderen Worten, wenn warme oder kalte Speisen und Getränke Schmerzen, Kribbeln oder Stechen verursachen, ist dies ein Hinweis auf eine beginnende Erosion. Zahnärzte können auch die tägliche Verwendung einer fluoridierten Zahnpasta mit einem neutralen pH-Wert empfehlen, um den erweichten Zahnschmelz wieder zu härten.8

Welche anderen Substanzen schaden unseren Zähnen ebenfalls? In den USA geben Menschen jedes Jahr mehr als eine Milliarde Dollar für Zahnweißprodukte aus. Obwohl diese Produkte das Lächeln etwas heller machen können, zeigen neue Forschungsergebnisse, dass sie auch Zahnschäden verursachen. In drei neuen Studien fanden die Forscher heraus, dass Wasserstoffperoxid, der Wirkstoff in rezeptfreien Bleaching-Streifen, das proteinreiche Dentingewebe unter dem Zahnschmelz schädigen kann. Die Forscherinnen weisen darauf hin, dass in ihren Experimenten nicht untersucht wurde, ob Kollagen und andere Proteine in den Zähnen danach regeneriert werden können. Daher ist nicht bekannt, ob der Zahnschaden dauerhaft ist. Zahnverfärbungen, die durch den Genuss diverser Lebensmittel wie Kurkuma oder grünem Tee ganz natürlich entstehen, machen die Zähne nicht kaputt. Wenn der Wunsch nach weißeren Zähnen besteht, bitte professionellen Rat bei der Zahnärztin des Vertrauens einholen. Durch Laserlicht können die eingelagerten Farbmoleküle am besten zerstört werden. Bitte die Zähne nicht mit Backpulver oder Aktivkohle abschrubben, wie es einige YouTuber im Internet machen. Hier ist der angerichtete Schaden viel größer als der Nutzen.

Schlechte Zähne – kürzeres Leben?

Ein schlechter Allgemeinzustand der Zähne ist auch eine mögliche Ursache für schwere Erkrankungen, wie einige Studien belegen. Diese legen nahe, dass eine schlechte Mundhygiene vermehrt zu Bakterien im Blut führt, die Entzündungen im Körper verursachen können. Eine solche Entzündung erhöht das Risiko von Vorhofflimmern (unregelmäßiger Herzschlag) und Herzinsuffizienz (die Fähigkeit des Herzens, Blut zu pumpen oder sich zu entspannen und mit Blut zu füllen). Eine Studie in Südkorea untersuchte den Zusammenhang zwischen Mundhygiene und dem Auftreten dieser beiden Zustände. Diese erbrachte folgende Ergebnisse: Das dreimal tägliche Zähneputzen war mit einem um 10 % geringeren Risiko für Vorhofflimmern und einem um 12 % geringeren Risiko für Herzinsuffizienz während des 10,5-jährigen Nachbeobachtungszeitraums verbunden. Die Ergebnisse waren unabhängig von einer Reihe von Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, regelmäßige Bewegung, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index und Komorbiditäten wie Bluthochdruck.9

Dass Rauchen nicht gesund ist, steht auf jeder Zigarettenpackung. Der blaue Dunst schadet aber auch den Zähnen! Studien ergaben, dass Erwachsene, die aus nichttraumatischen Gründen (Unfall oder Raufhandel zählen nicht dazu) Zähne verloren hatten, ein höheres Risiko aufwiesen, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu erkranken. Regelmäßige Raucher haben ein signifikant erhöhtes Risiko für Zahnverlust, bestätigt eine neue Studie. Männliche Raucher verlieren bis zu 3,6-mal häufiger ihre Zähne als Nichtraucher, Raucherinnen 2,5-mal häufiger als Nichtraucherinnen.10

Die Zähne fallen aus, das Herz wird geschädigt und nun bekommt auch noch das Hirn seinen Anteil ab. Und alles wegen unserer Zähne! Forscher in Norwegen haben einen klaren Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Alzheimer entdeckt. Die Bakterien, die Gingivitis (Entzündung des Zahnfleischs) verursachen, können vom Mund zum Gehirn gelangen, wo die schädlichen Enzyme, die sie ausscheiden, die Nervenzellen zerstören können. Die Forschergruppe konnte zum ersten Mal einen DNA-Beweis für diesen Prozess im menschlichen Gehirn erbringen. Die Wissenschaftlerinnen von der Universität Bergen untersuchten 53 Menschen mit Alzheimer und entdeckten in 96 % der Fälle das Enzym. Aufgrund dieses Befundes kann nun an möglichen neuen Ansätzen zur Bekämpfung der Alzheimer-Krankheit gearbeitet werden. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass diese Bakterien allein nicht Alzheimer verursachen, das Vorhandensein dieser Bakterien erhöhte aber das Risiko für die Entwicklung dieser Krankheit erheblich und ist auch mit einem schnelleren Fortschreiten verbunden. Daher der Tipp der Wissenschaftlerinnen: Wenn Sie an Zahnfleischentzündung leiden und Alzheimer in Ihrer Familie haben, gehen Sie regelmäßig zum Zahnarzt und putzen Sie Ihre Zähne richtig.11

Zahngesundheit: Vermeiden Sie den Konsum von Energy Drinks und Limonaden. Verzichten Sie auf Zwischenmahlzeiten mit sauren Lebensmitteln und Naschereien. Regelmäßiges Zähneputzen und Besuche beim Zahnarzt sind wichtig.

Genug gekaut, jetzt geht es ab mit dem Nahrungsbrei in den Magen. Der Weg dorthin wird oft vergessen, aber ohne unsere Speiseröhre, einen der wenigen Ringmuskeln in unserem Körper, wäre eine Nahrungsaufnahme für uns nicht möglich.

Die Speiseröhre – oft benutzt und selten beachtet

Der Nahrungsbrei macht sich auf den Weg in den Magen. Die Ringmuskulatur drückt den Speisebrei immer weiter hinunter, bis dieser im Magen ankommt. Dieser Muskel arbeitet, ohne dass er von uns bewusst gesteuert werden kann. Manchmal kommt auch etwas Magensäure wieder zurück. Das Sodbrennen ist ein Leiden, das vielen von uns nur zu gut bekannt ist. Auf Dauer kann es zu einem sogenannten Barrett-Ösophagus (BÖ) führen (benannt nach dem britischen Chirurgen Norman Rupert Barrett), wenn sich die Zellen der unteren Speiseröhre durch die Säurebelastung verändern. Erfolgt spätestens dann keine Ernährungsumstellung ist die Endstation Speiseröhrenkrebs. Hier ein paar erschreckende Daten dazu:

Speiseröhrenkrebs ist die achthäufigste Krebsart und die sechsthäufigste Todesursache bei Krebserkrankungen weltweit. Die Inzidenz von Speiseröhrenkrebs hat sich seit den 1970er-Jahren versechsfacht – sprich, keine Krebsart hat sich in der westlichen Welt in den letzten 50 Jahren so vermehrt wie diese! Da die Krankheit oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, liegen die Fünfjahresüberlebensraten weltweit zwischen 15 und 25 %. Es besteht ein dringender Bedarf an neuen Wegen der Prävention und Früherkennung.

Ich möchte kurz darauf eingehen, wie es dazu kommt, welches Essverhalten dies eventuell fördert und wie eine Prävention aussehen kann.

Tatsächlich tritt bei etwa 40 % der Erwachsenen mindestens einmal im Monat Sodbrennen auf. Chronische Entzündungen im Zusammenhang mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) können, wie schon erwähnt, zur Entwicklung des Barrett-Ösophagus führen, einer Krebsvorstufe. Laut einer Studie von Forschern des National Cancer Institute in Bethesda, USA, können Menschen, die in den Zwanzigern übergewichtig sind und später im Leben fettleibig werden, dreimal häufiger an Krebs der Speiseröhre oder des oberen Magens erkranken.12 Übergewicht kann langfristige Refluxprobleme und Sodbrennen auslösen, die zu Krebs führen können. Es kann auch den Spiegel von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron verändern, einen Anstieg des Insulinspiegels verursachen und zu Entzündungen führen. All dies sind Faktoren, die mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wurden. Die Studie bündelte Daten von mehr als 400.000 Menschen. Die Forscherinnen verfolgten die Krankheitsgeschichten dieser Menschen 30 Jahre lang, um zu sehen, welche von ihnen Krebs der Speiseröhre oder des oberen Magens entwickelten.13 Eine weitere Studie zeigte, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes einem höheren Risiko für Barrett-Ösophagus ausgesetzt sein können, unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Fettleibigkeit oder gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD).

Auch exzessiver Genuss von harten Getränken sowie das Rauchen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Wie sieht es aber mit mäßigem Genuss aus? Die erste und größte bevölkerungsbasierte Studie, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Risiko für BÖ beschäftigt hat, wurde zum Teil von den National Institutes of Health finanziert und untersuchte zwischen 2002 und 2005 953 Männer und Frauen in Nordkalifornien. Dabei stellte sich heraus, dass Menschen, die täglich ein oder mehrere Gläser Rotwein tranken, weniger als die Hälfte des Risikos hatten, einen BÖ auszubilden. Keine Verringerung des BÖ-Risikos gab es bei Menschen, die Bier oder Schnaps tranken. Die Forscher sind sich nicht sicher, warum Wein das Risiko für BÖ und Speiseröhrenkrebs verringert. Eine Theorie besagt, dass die Antioxidantien des Weins den oxidativen Schaden neutralisieren, der durch die gastroösophageale Refluxkrankheit, einem Risikofaktor für BÖ, verursacht wird. Eine andere Theorie besagt, dass Weintrinker normalerweise Lebensmittel zu ihrem Wein konsumieren, statt reinen Alkohol ohne Lebensmittel zu trinken, wodurch die potenziell schädliche Wirkung von Alkohol auf das Gewebe der Speiseröhre verringert wird. Bitte nicht vergessen, dass Alkohol trotzdem noch ein Zellgift ist. Mag er in Bezug auf die Speiseröhre auch nicht schaden, kann dies in einem anderen Zelltyp oder Organ schon wieder anders aussehen. Neue Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Überlebensraten von Patienten mit BÖ, der eine Vorstufe für Speiseröhrenkrebs sein kann, nicht von den Überlebensraten der Allgemeinbevölkerung unterscheiden.

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