Der Doppelgänger

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Der Doppelgänger
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Autor/Herausgeber:Friedrich Frieden
Titel:Der Doppelgänger
Verlag:Friedrich Frieden: Musik- und Verlagslabel
Cover:Karl Schnell/Friedrich Frieden
eBook-Herstellung:readbox publishing, Dortmund
ISBN ePub:9783959893619
ISBN Mobi:9783959893626
ISBN pdf:9783959893602
Veröffentlichungsdatum:15.01.2018
Preis:6, 99€

Logline:

Wie der Teufel seine Lämmer wählt.

Synopsis:

Ein eigensinniger Sparteufel sondergleichen wird mit seinem Zwilling konfrontiert, wodurch in der Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Ereignissen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Herr Georg Goldmann ist ein Bilderbuch-Neurotiker, dessen Macken überall für Entrüstung, Gelächter und Unverständnis sorgen. Er belehrt alle mit seinem Pseudowissen und hat für jede Lebenslage das passende Kommentar, bestehend aus falschen Redewendungen, Phrasen und uneingeschränktem Wahrheitsanspruch, parat. Sogar sein Psychologe hat Schwierigkeiten mit diesem superlativen Stereotyp. Seine maßlose Selbstüberschätzung bekommt leichte Risse, als im Büro ein Doppelgänger seiner selbst auftaucht, der dazu bei allen beliebt ist. Georg reagiert mit einer Einladung zum Essen und die beiden scheinen ein Herz und eine Seele zu sein, bis die falsche Schlange ihr wahres Gesicht zeigt und die Ehrlichkeit von Goldmann A auf unmenschlichste Art von Goldmann B gegen ihn verwendet wird. Das ist kein Zufall, hier wird von unbekannter Seite auf höchster administrativer Ebene intrigiert, deswegen koordiniert Herr Goldmann die notwendigen Maßnahmen mit seinem Chef Herr Schröder und weiht seine Kollegin, Frau Tannenwald, auch in den Schlachtplan ein. Der Feind muss lokalisiert, der Verräter ausgeschaltet werden, die Wahrheit muss ans Licht kommen. Der Realitätssinn Georgs verliert sich allmählich in einem Netz aus Verschwörungstheorien gegen ihn. Nur so sind die merkwürdigen Verhaltensweisen des Dönerverkäufers, der Lidl-Mitarbeiterin und seiner Haushälterin Anna-Maria zu erklären. Ob in seinem Stammlokal, in der Bäckerei, im TV oder bei Nietzsche, es gehen sehr merkwürdige, mysteriöse Dinge vor. Die Aufklärung dieser Unerklärlichkeiten erfordert Raffinesse und taktisches Geschick. Herr Goldmann ist zu allem entschlossen, um dieser komplexen Situation Herr zu werden und das bekommen seine Mitmenschen deutlich zu spüren. Sein Verhalten wird immer skurriler. Er fängt an, die Leute mit seinem Wahrheitsfanatismus, seiner schonungslosen Ehrlichkeit zu verängstigen und seine Sprache wird immer rabiater. Nach einer erneuten Demütigung im Büro durch seinen Doppelgänger läuft das Fass über….

AUFBLENDE: UNIVERSITÄT STUTTGART – INNEN – TAG

Wir befinden uns in einem leeren Gang des Instituts für Psychologie, zu dessen Seiten mehrere Türen aufgerissen werden und Studenten aus Seminarräumen austreten. Wir bahnen uns einen Weg durch das hektische Treiben zum Büro von DR. KELLER-KASSINSKI.

BÜRO KELLER-KASSINSKI – INNEN – TAG

Dr. Keller-Kassinski an seinem Schreibtisch über einer Lektüre vertieft und lässt den Kugelschreiber in seiner Hand rotierend durch seine Finger gleiten. Es klopft an der Tür.

DR. KELLER-KASSINSKI

Ja bitte.

MELANIE SCHUSTER öffnet die Tür und blickt vorsichtig hinein.

MELANIE SCHUSTER

Hätten sie einen Moment Zeit für mich Dr. Keller-Kassinski?

DR. KELLER-KASSINSKI

Ja, kommen sie herein Frau Schuster, setzen sie sich, ich bin gleich bei ihnen.

Melanie setzt sich Keller-Kassinski gegenüber und sieht sich um.

Ihr Blick bleibt bei einer eingerahmten Texttafel haften.

AUFBLENDE:

Eine Texttafel, schwarze Schrift auf weissem Grund.

„ LASST DIE GUTGLÄUBIGEN UND VULGÄREN GLAUBEN, DASS ALLE MENTALEN NÖTE MIT EINER TÄGLICHEN ANWENDUNG VON GRIECHISCHER MYTHOLOGIE AUF DIE GESCHLECHTSTEILE KURIERT WERDEN KÖNNEN, VLADIMIR NABOKOW, STRONG OPINIONS, NEW YORK 1973“

ABBLENDE.

DR. KELLER-KASSINSKI

So Frau Schuster, was kann ich für sie tun?

MELANIE SCHUSTER

Wie sie wissen absolviere ich gerade mein Praxissemester und nun ja, ich, ich habe lange darüber nachgedacht, es ist einfach so, dass die Diskrepanz zwischen dem, was wir hier lernen zu groß ist.

(MEHR)

MELANIE SCHUSTER (WEITER)

Die Probleme der Leute, mmh in meinem Fall jetzt bei der Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt, sind doch ganz anders und ich weiß nicht mehr, ob….

DR. KELLER-KASSINSKI

Sie zweifeln am Sinn ihres Studiums.

MELANIE SCHUSTER

Ja genau, ich glaube Psychologie ist nichts für mich.

DR. KELLER-KASSINSKI

Ihre letzte Hausarbeit spricht eine andere Sprache Frau Schuster, treffen sie keine voreiligen Schlüsse, Zweifel sind normal, Zweifel sind berechtigt, sie sind ein wesentlicher Bestandteil im Entwicklungsprozess jedes guten Psychologen.

MELANIE SCHUSTER

(lächelnd)

Meinen sie?

DR. KELLER-KASSINSKI

Ich meine das nicht, das ist so, unser Fachgebiet ist der menschliche Verstand und menschliche Verhaltensweisen und dabei spielen Ambivalenzen und Irrationalitäten eine zentrale Rolle. Wer bei diesen Inhalten keine Momente des Zweifels verspürt hat hier nichts zu suchen. Unsere Wissenschaft ist schließlich eine noch junge Disziplin, die sich auf empirischen Fakten langsam aufgebaut hat und Gott sei Dank haben wir die Freudsche Psycho-Analyse-Methodik überwunden, aber die Komplexität unseres wissenschaftlichen Gegenstandes und die eben oft unerklärlichen Verhaltensweisen von Individuen und natürlich von Massen lassen in der Tat Zweifel an der Wirksamkeit unseres Berufsstandes aufkommen.

MELANIE SCHUSTER

Und wie haben sie diese Zweifel überwunden?

DR. KELLER-KASSINSKI

Wer sagt, das ich sie überwunden hätte, sehen sie ich lese gerade eine aktuelle Krankenkassen-Statistik.

(MEHR)

DR. KELLER-KASSINSKI (WEITER)

Allein bei uns in Deutschland werden jährlich etwa 1,5 Milliarden Tagesdosierungen an Anti-Depressiva verschrieben, andere Medikamente wie Schlafmittel und was es sonst noch so alles gibt nicht mitgerechnet. Es ist notwendiger denn je, dass qualifizierte Psychologen mmmh sich des Verständnisses und

Einfühlungsvermögens, dass in der Praxis nötig ist, bewusst werden und nicht sofort zur Rezept-Verschreibung übergehen. Das ist natürlich alles andere als einfach, aber mit dem richtigen Behandlungsverhältnis aus analytischer und tiefenpsychologischer Psychotherapie durchaus möglich.

MELANIE SCHUSTER

Wollen sie damit sagen, dass sie alle medikamentösen Behandlungsarten ablehnen?

DR. KELLER-KASSINSKI

Mmmh, das kommt darauf an. Im medizinischen Bereich, also in der psychiatrischen Disziplin ist die Problematik eine andere, aber wir sind Geisteswissenschaftler und unsere Aufgabe ist es, den Leuten, die mit Problemen zu uns kommen, ein Verständnis für ihre Situation, für ihr Problem zu vermitteln, gewissermaßen ihre Selbstreflexion anzuregen, damit sie sich der Ursachen und Gründe ihres Problems bewusst werden. Wenn wir dabei Medikamente anwenden würden, dann würden wir wohl den Teufel mit dem Satan austauschen, verstehen sie was ich meine?

MELANIE SCHUSTER

Ich, denke schon, haben sie in ihrer praktischen Zeit, vor ihrer Lehrtätigkeit meine ich, wirklich niemals Medikamente verschrieben?

Dr. Keller-Kassinski überlegt kurz.

DR. KELLER-KASSINSKI

Doch einmal, allerdings bin ich nicht sicher, ob diese Person die Medikamente auch eingenommen hat, ein, ja wie kann man diesen Menschen am besten beschreiben, ein Sonderling sondergleichen, ein Bilderbuch-Neurotiker vielleicht, eine Person, die meine Zweifel an unseren Behandlungsmethoden auch verstärkt hat, gut Neurosen sind ja nichts Aussergewöhnliches, in diesem Fall aber waren sie schon zu weit fortgeschritten.

(Mehr)

DR. KELLER-KASSINSKI (WEITER)

Ich will ihnen mal eine kleine Geschichte erzählen Frau Schuster, vielleicht hilft sie ihnen, unseren Beruf besser zu verstehen?

MARKTPLATZ – AUSSEN – TAG

Wir vernehmen die Stimme von Dr. Keller-Kassinski, während wir uns durch das Markttreiben bewegen und bei Herrn GEORG GOLDMANN verharren, der sich im Gespräch mit einer Bäuerin befindet.

DR. KELLER-KASSINSKI (V.O.)

Menschliche Verhaltensweisen sind paradox und lassen sich oft sehr schwer oder gar nicht erklären, wenigstens haben wir die Ursachendefinition auf Sex und Kindheitstrauma überwunden und erkannt, dass die Sprache und das Vorstellungsvermögen jedes Menschen dessen individuelle Realität wiedergeben und das alle Gründe für jegliche Verhaltensweisen in der Sozialisation liegen, also von der Erziehung und der Umgebung jedes Individuums abhängig sind und sich dadurch meistens erklären lassen, aber eben nicht immer.

GEORG GOLDMANN

Ja ein Pfund Tomaten will ich haben, ist das auch ein Pfund?

BÄUERIN

Dess isch sogar ebbes meeh.

GEORG GOLDMANN

Das heisst jetzt aber nicht, dass ich mehr bezahlen muss oder?

BÄUERIN

 

Da Preis for a Pfund isch da Preis for a Pfund.

GEORG GOLDMANN

Aha und wie viel kostet nochmal das Pfund bei Ihnen?

BÄUERIN

Heiligs Blächle da stahts doch.

GEORG GOLDMANN

Ah ja, ein bisschen teuer ist das aber schon, geben sie mir noch 2,3 Äpfel dazu, dann passts.

BÄUERIN

I han nix zh verschenkäh, wenn se oi Pfund Tomate zahlet, dann kriegh se auch oih Pfund Tomate.

GEORG GOLDMANN

Ja gut, dann legen sie noch zwei Zitronen drauf in Ordnung?

BÄUERIN

Jetzz will ahr au noh Zitrone hamm. I hänn überhaup koih Zitrone nettah.

GEORG GOLDMANN

Also irgendetwas können sie mir doch wohl noch drauflegen oder?

BÄUERIN

Ja Jesus Maria, ne Tüt krigsch noch dazu und jetzt zahlsch gfälligsch deh Tomate dah.

GEORG GOLDMANN

Schon gut hols der Teufel, man darf doch wohl ein bißchen schwätze odder?

Herr Goldmann gibt der Bäuerin ein Zwei-Euro-Stück.

BÄUERIN

Schwätze sächt ehr dazuh, mach dess deh fortkämsch dh Bachel.

Herr Goldmann blickt die Bäuerin bitterböse an und schüttelt den Kopf.

GEORG GOLDMANN

Also ich bin immerhin ein Kunde und ich verbitte mir diesen Ton, es ist doch normal, dass man sich in der heutigen Zeit über die Preise Gedanken macht. Das leben ist schon schwer genug und ich meine wer die Arbeit nicht ehrt ist des Essens nicht wert.

BÄUERIN

Waaaas, Wollet seh moh jetzt ebbes übers Schaffe verzähle, i krieg glei a Herzkasper, komm lass gut sei.

Die Bäuerin winkt genervt ab und wendet sich einem anderen Kunden zu. Herr Goldmann geht verärgert und kopfschüttelnd weiter.

MARKT – AUSSEN – TAG

Wir bleiben bei Herrn Goldmann und sehen wie er bei 2-3 Ständen die ausliegende Ware prüft und schließlich mit seiner Tüte Tomaten in der Menge verschwindet.

SECOND HAND LADEN – INNEN – TAG

Herr Goldmann hat sich eine Kordhose, eine Jeans, 3 Holzfällerhemden, 5 Unterhemden und eine Winterjacke ausggesucht und legt den kleinen Kleiderberg auf die Preiswaage. Der Verkäufer sieht auf das angezeigte Gewicht von knapp einem Kilogramm.

GEORG GOLDMANN

Das Kilogramm kostet 10 Euro oder?

VERKÄUFER

Ja 10 Euro.

GEORG GOLDMANN

Das ist gar nicht so billig oder?

VERKÄUFER

Was?

GEORG GOLDMANN

Na ich meine den Preis.

VERKÄUFER

Mmmh also ich wüsste jetzt ehrlich gesagt nicht, wo sie noch billiger Kleider bekommen.

GEORG GOLDMANN

Aha, und die Waage, ist die geeicht?

VERKÄUFER

Waaas, geeicht?

GEORG GOLDMANN

Ja beziehungsweise wurde die letzte vorschriftsmäßige Inspektion innerhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraums durchgeführt?

VERKÄUFER

Mensch das sind doch nur 10 Euro.

GEORG GOLDMANN

Ganz genau, nur 10 Euro, wissen sie, was eine Familie in Bangladesch mit 10 Euro alles anfangen kann, die lebt 3 Monate von 10 Euro.

(MEHR)

GEORG GOLDMANN (WEITER)

Nur 10 Euro, so fängt es an und wohin führt uns das?

VERKÄUFER

Hmmm so genau habe ich darüber noch nicht nachgedacht.

GEORG GOLDMANN

Dann wird’s aber schnellstens Zeit mein Freund. Wer den Pfennig nicht ehrt ist auch nicht mehr wert. Vielleicht solltest du dir mal Gedanken darüber machen, dass 10 Euro nicht einfach nur 10 Euro sind, diese Gleichgültigkeit im Zusammenhang mit dem Wert von Geld, ich meine im globalen Sinne hat doch zu den ganzen Problemen geführt, mit denen wir täglich konfrontiert werden. Im Leben wird man immer vor eine Wahl gestellt verstehst du das?

VERKÄUFER

Wollen sie die Kleider jetzt kaufen oder nicht?

Herr Goldmann schüttelt seinen Kopf.

GEORG GOLDMANN

Aber nicht für 10 Euro.

VERKÄUFER

Puuuh, dann legen sie sie bitte wieder zurück.

GEORG GOLDMANN

Das ist doch kein Kilo meine ich, kannst du nicht mal richtig die Waage lesen, da guck doch mal richtig, was sagt die Waage, knapp 920 Gramm, also und womöglich ist sie noch ungenau, ich gebe dir 8 Euro und alle sind zufrieden, ist das in Ordnung?

VERKÄUFER

Puuuh ja gut von mir aus 8 Euro.

GEORG GOLDMANN

Geht doch, schön dass wir uns verstehen, hast du mir noch eine Tüte mein Freund?

Der etwas genervte Verkäufer packt die Sachen in eine Tüte ein.

Hat mich gefreut, einen schönen Tag wünsche ich dir noch.

STRASSE – AUSSEN – TAG

Herr Goldmann überprüft die Sachen in seiner Tüte.

GEORG GOLDMANN

Gar nicht so dumm der Junge, gar nicht so dumm, hat alles verstanden, was ich ihm gesagt habe.

Herr Goldmann beschleunigt langsam seinen Gang und rennt schließlich so schnell er kann die Straßen entlang. Völlig ausser Atem macht er vor einer Bäckerei halt und verschnauft.

BÄCKEREI – INNEN – TAG

Herr Goldmann wartet hinter einer anderen Kundin bis er an der Reihe ist.

GEORG GOLDMANN

Grüßgott FRAU MEIER, wie geht es ihnen heute?

FRAU MEIER

Danke gut und selbst?

GEORG GOLDMANN

Ja alles normal, was haben sie denn heute für aktuelle Sonderangebote? Können sie mir da was anbieten?

FRAU MEIER

Leider gibt es heute keine, aber der Käsekuchen ist sehr lecker, ich schneide ihnen ein gutes Stück wenn sie wollen.

GEORG GOLDMANN

Aha Käsekuchen, ja, das sind mir dann doch ein bißchen viel Kalorien, sie wissen ja, eine gesunde Ernährung ist das A und O in unsrer heutigen Zeit. Bei diesen knausrigen Krankenkassen weiß man ja nicht mal mehr, ob man Zahnfüllungen bezahlt bekommt.

FRAU MEIER

Da haben sie recht, also was darf ich ihnen denn Schönes geben?

GEORG GOLDMANN

Wie wärs mit 3 Brezeln zum Preis von 2.

FRAU MEIER

(lachend)

Mmmh also wie gesagt, gerade gibt’s bei mir keine Schnäppchenpreise.

GEORG GOLDMANN

Es geht mir ja nicht ums Geld Frau Meier, guter Gott, aber die Wirtschaftlichkeit ist nun mal ein wesentlicher Faktor in unserer Gesellschaft nicht wahr, gerade sie als Selbständige, also als Unternehmerin müssten das doch verstehen. Und die Kunden erwarten einfach entsprechende Angebote, leider bieten sie keine an. Ist das nicht ein seltsames Marketingverhalten Frau Meier? Der amerikanische Volksheld Henry Ford sagte, dass sie ohne Werbung auch gleich die Produktion einstellen können, verstehen sie das Frau Meier?

FRAU MEIER

Ja dieses Zitat kenne ich, der hat doch das Fließband erfunden oder?

GEORG GOLDMANN

Ganz genau und so wird man erfolgreich Frau Meier, mit richtiger Werbung und richtigen Angeboten, verstehen sie worauf ich hinaus will?

FRAU MEIER

Wissen sie was, ich gebe ihnen 3 Laugenweckle für ein Euro, ist das ok?

Herr Goldmann lächelt und nickt zufrieden.

GEORG GOLDMANN

Ja freilich, so jetzt haben sie wieder einen zufriedenen Kunden mehr, sehen sie so funktioniert Marketing, genau so Frau Meier.

Frau Meier lächelt und packt die drei Laugenweckle in eine Tüte.

STRASSE – AUSSEN – TAG

Herr Goldmann läuft essend die Strasse entlang, verharrt ab und zu für einen Moment und kommentiert 3 Alltagssituationen. Er sieht eine alte Frau langsam einen Zebrastreifen überqueren.

GEORG GOLDMANN

Wenn die noch langsamer läuft, braucht sie sich nicht beschweren, wenn sie ein LKW überfährt.

Herr Goldmann sieht ins Schaufenster eines Leichenbestattungsunternehmens.

GEORG GOLDMANN

Eiche, gutes Material, sehr gutes Material.

Ein Kind rempelt ihn an.

Keine Augen im Kopf du Rotzlöffel, gucken gucken, immer richtig gucken, sonst siehst du nichts du Bauernbirne.

Praxis DR. KELLER-KASSINSKI – INNEN – TAG

Dr. Keller-Kassinski und Herr Goldmann sitzen sich gegenüber an einem Tisch.

DR. KELLER-KASSINSKI

Wie geht es ihnen heute Herr Goldmann?

GEORG GOLDMANN

Alles wunderbar, alles normal Herr Doktor, ich hatte noch etwas Zeit übrig und dachte mir ich schaue auf einen Sprung bei ihnen vorbei, weil sie so ein angenehmer Gesprächspartner sind, mit ihrer Weite, ihrem Horizont, ja genau ihrem Verständnis für ja die Komplexität der Zusammenhänge insgesamt meine ich und ja eben auf die Menschheit überhaupt und wie soll ichs am besten sagen ja hols der Teufel, ich mit ihnen so gerne über unsere Gesellschaft diskutiere.

DR. KELLER-KASSINSKI

Ich verstehe, ich mmmh unterhalte mich auch sehr gerne mit ihnen. Wollen sie vielleicht einen Tee, Milch, Zucker oder Zitrone?

GEORG GOLDMANN

2 Löffel Zucker, Zitrone, keine Milch bitte.

DR. KELLER-KASSINSKI

Also erzählen sie mal, wie war denn heute so ihr Tag?

GEORG GOLDMANN

Wie gesagt alles normal Herr Doktor, keine besonderen Vorkommnisse, ja ausser dass mich eine Marktfrau unverschämt behandelt hat, aber das ist bei den Bauern heutzutage ja nicht verwunderlich, ich meine was der Bauer nicht kennt, versteht er nicht nicht wahr, er hat ja kein Gespür für seine Mitmenschen, sondern gleicht eher einer rohen Kartoffel.

(MEHR)

GEORG GOLDMANN (WEITER)

Na ja, aber das Leben gibt und das Leben nimmt und natürlich verteilt das Leben auch die Aufgaben so, dass man entsprechend seiner Veranlagung, ja genau ich meine dementsprechend handelt eben.

DR. KELLER-KASSINSKI

Was wollen sie damit sagen?

GEORG GOLDMANN

Ah sie wissen doch Herr Doktor die Strasse des Lebens ist breit und facettenreich und wer nicht richtig auf ihr fährt, der baut früher oder später einen Unfall.

DR. KELLER-KASSINSKI

MMMh also ich denke, dass in der Landwirtschaft….

GEORG GOLDMANN

Ach entschuldigen sie, dass ich sie unterbrechen muss, aber der Vollständigkeit halber, ich meine in Bezug auf ihre gestellte Frage und im Zusammenhang mit ja genau meiner Antwort, ja also da habe ich heute den Mitarbeiter eines Textilgeschäfts über die globale Situation informiert, weil, wie sie ja genau wissen Herr Doktor, eben diese hols der Teufel, ja diesen verdammten wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Zwänge uns ja alle etwas angehen, aber manche Leute, sie wissen was ich meine….

DR. KELLER-KASSINSKI

Ich bin nicht ganz sicher.

GEORG GOLDMANN

Du meine Güte Herr Doktor, muss ich noch deutlicher werden, sie wissen doch genauso gut wie ich, dass alles, gewissermaßen immer und überall, na eben miteinander verbunden ist und natürlich auf A eben B folgen muss oder etwa nicht?

DR. KELLER-KASSINSKI

Doch das ist mir klar und mmmh hat dieser Mitarbeiter ihre Argumente nachvollziehen können?

GEORG GOLDMANN

Sehr gute Frage Herr Doktor. Sie als als ja humanistischer Arzt, wenn ich so sagen darf, sie denken natürlich, ja eben über den Effekt nach und genau ja ganz genau diesen Effekt versuche auch ich, ja mit meinen Erklärungen bei den Leuten hervorzurufen, weil die Leute einfach zu wenig denken, da habe ich heute der Frau Meier, jetzt bitte gut zuhören Herr Doktor, die als Unternehmerin ein Geschäft leitet erklären müssen, dass die Leute, also die Kunden ja einfach gerne günstig einkaufen wollen und das eben ja Marketing, ja genau so ein wichtiger Bestandteil eines Unternehmens ist, den man als eeeleee, men, taaar bezeichnen muss, bezeichnen muss, aber diese gute Frau Meier, ihr kommt das gar nicht in den Sinn, dass man heutzutage auf allen Ebenen nachdenken muss und….

DR. KELLER-KASSINSKI

Wer ist noch mal Frau Meier?

GEORG GOLDMANN

Mensch Herr Doktor meine Bäckerin Frau Meier, da kaufe ich doch immer meine Brötchen, Frau Meier Herr Doktor, bitte, ihr Gedächtnis lässt sie wohl im Stich.

DR. KELLER-KASSINSKI

Frau Meier natürlich, jetzt fällt sie mir wieder ein, bitte fahren sie fort.

GEORG GOLDMANN

Also Frau Meier, meine Bäckerin, nun sie versteht was von Brot und Brötchen, aber Geschäftssinn gleich Null, überhaupt nichts, wie soll man es am besten sagen, einfach kein unternehmerisches Talent, überhaupt keine Ahnung, was die Leute wollen und warum sie es wollen, verstehen sie? Es geht einfach nicht in ihren Kopf hinein, dass ein Geschäft ohne Werbung überhaupt nicht funktionieren kann und zwar weder global noch regional, ich meine ich bin kein Unternehmensberater, aber wenn man sich für alle Zusammenhänge insgesamt interessiert, dann versteht man auch alles, aber nein, sie will einfach, ja hols der Teufel nicht kapieren, dass man für unternehmerischen Erfolg alle Zusammenhänge berücksichtigen muss, so, tja, was soll man da jetzt machen, aber, nun ja Herr Doktor, ich muss weiter.

 

(MEHR)

GEORG GOLDMANN (WEITER)

Ich bedanke mich für das interessante Gespräch, es war wie immer ein Vergnügen, ich schaue bei Gelegenheit mal wieder vorbei, wenn sie nichts dagegen haben, sollen wir so verbleiben?

DR. KELLER-KASSINSKI

Ja mmh gut Herr Goldmann, ich, ich freue mich auf unser nächstes Treffen, ich würde ihnen heute gerne noch etwas mitgeben.

GEORG GOLDMANN

Jetzt bin ich aber gespannt, was denn?

DR. KELLER-KASSINSKI

Ich würde ihnen gerne ein Rezept mitgeben, dass im Zusammenhang mit der Jahreszeit ja mmh also Migräne vorsorgt, es ist ein homöopathisches, also rein pflanzliches Mittel und eignet sich besonders gut….

GEORG GOLDMANN

Wie bitte ein Rezept für mich, Herr Doktor ich bitte sie, wozu brauche ich ein Rezept, ich sagte doch alles normal.

Herr Goldmann setzt eine beleidigte Miene auf und sieht Keller-Kassinski etwas verärgert an.

Hier diskutieren zwei Mitmenschen über die Komplexität der Gesellschaft und ich verstehe nicht, wieso plötzlich das Thema auf Medikamente kommt, geht, ich meine fällt ja eben zur Sprache kommt, ich verbitte mir das, ich wollte nur mal Guten Tag sagen und ja also wollen sie mich jetzt beleidigen?

DR. KELLER-KASSINSKI

Also ich meinte das jetzt in einem prophylaktischen Sinne, rein vorsorglich zur Sicherheit wegen der grossen Grippewelle, die gerade bei uns ist.

Keller-Kassinski holt ein Plastiktütchen mit 20-25 weissen Tabletten hervor und legt es auf den Tisch.

Bitte, ich verschreibe ihnen nichts Herr Goldmann, ich bitte sie als guter Bekannter, als Freund, wenn sie sich in den nächsten Tagen oder Wochen unwohl fühlen sollten im Zusammenhang mit Kopfweh oder leichten Schwindelgefühlen, dann nehmen sie eine.

(MEHR)

DR. KELLER-KASSINSKI (WEITER)

Wenn die Grippewelle sie nicht einfängt, dann umso besser, bitte nehmen sie sie mit.

GEORG GOLDMANN

(zögernd)

Jaaa also gut, wenn das so ist, ja gut.

Herr Goldmann steckt das Tütchen ein und steht auf.

Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag und hoffe, dass nichts Ungewöhnlicher passiert, auf Wiedersehen Herr Doktor.

DR. KELLER-KASSINSKI

Auf Wiedersehen Herr Goldmann. Danke für ihren Besuch.

Herr Goldmann lächelt etwas und verlässt die Praxis.

SILBERNER ADLER – INNEN – TAG

Herr Goldmann sitzt am Ende des Tresens in seiner Stammkneipe. Die Barfrau SYLVIA stellt ihm ein Radler hin.

SYLVIA

Na Georg wie geht’s?

GEORG GOLDMANN

Gut alles normal, was sind das da hinten für zwei Quasselköpfe, ich glaube die sind schwul oder.

SYLVIA

Mmmmh weiß ich nicht, macht das denn einen Unterschied für dich?

Herr Goldmann sieht Sylvia entrüstet an.

GEORG GOLDMANN

S-Sylvia, großer Gott, d-das ist doch unnatürlich.

SYLVIA

So viel ich weiß haben auch Affen und Löwen und viele andere Lebewesen Analverkehr, es ist also nicht wirklich unnatürlich, sondern vielmehr natürlich.

GEORG GOLDMANN

S-Sylvia, ich ich glaube nicht, das das kann doch nicht sein, wie ist so etwas nur möglich?

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