Buch lesen: «Bio Kosmetik»
1.–6. Auflage bearbeitet und herausgegeben von Dr. R.A. Eckstein 7. Auflage bearbeitet von Dr. G. Eckstein und Dr. W. Schnepp, Linde Eckstein GmbH +Co. KG
Der Kenntnisstand in den modernen Naturwissenschaften ist stetem Wandel unterworfen. Wir haben sehr viel Sorgfalt darauf verwendet, dass die Angaben in diesem Werk dem aktuellsten Stand entsprechen. Das entbindet den Benutzer jedoch nicht von der Verpflichtung, sich vor einer Anwendung in eigener Verantwortung zu informieren.
Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen in den Abbildungen 3, 5 und 8 stammen von Dr. Holger Jastro, Mainz, die in Abbildung 7 von Prof. Dr. Hubert Wartenberg, Bonn.
www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMAtlas.html
Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme
Eckstein, Richard Adam BioKosmetik Aus Forschung und Praxis 7., vollständig überarb. Auflage Oberasbach: Eckstein, 2005
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©Linde Eckstein GmbH + Co.KG, 1971, 1976, 1979, 1986, 1994, 2000, 2005
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Illustrationen:
Contact Werbeagentur, Nürnberg
Graphische Gestaltung:
Gestaltungsbüro Schultes, München
Satz:
Schriftbild, Wolfgang Lehner, München
Inhalt
BioKosmetik
Gedanken zur Entwicklung der Kosmetologie
Die Bereiche der modernen Kosmetik
Möglichkeiten und Grenzen der BioKosmetik
Psychokosmetik
Kosmetik – ein Weg zur Harmonie der Persönlichkeit
Zur Selbstverwirklichung der Frau
Das griechische Schönheitsideal
Gesicht und Seele
Psychosomatische Fragen in der Kosmetik
Die Kosmetik im Dienste der Rehabilitation
Stress-Stadien und biokosmetische Konsequenzen
Psychologischer Einfluss differenzierter Behandlungsverfahren
Kosmetische Behandlung und Selbstwertgefühl
Hauttypus und Perspiration
Bionomie
Der Einfluss von Naturrhythmen auf den menschlichen Organismus
Kuren in der biokosmetischen Hautbehandlung
Zur inneren Rhythmik des individuellen Lebens
Biorhythmik
Bioklimatik und BioKosmetik
Zur Bionomie allgemein
Grundlegende bionome Prozesse
Die Haut: Status und Physiologie
Die Aufgaben der Haut
Die Anatomie der Haut
Prozesse in der Epidermis
Die Keratinisierung
Keratosen
Die Talgdrüsen
Der Hauttalg
Die ekkrinen Schweißdrüsen
Die apokrinen Schweißdrüsen
Anomale Schweißabsonderung
Der periphere Feuchtigkeitsgehalt der Haut
Fett- und Feuchtigkeitsregulation
Die natürliche Keimflora der Haut
Die stoffliche Zusammensetzung der Epidermis
Aminosäuren, Eiweiß und Glykogen
Molekularbiologische Gedanken
Der Mineralgehalt der Haut
Der pH-Wert der Haut
Die mechanischen Eigenschaften der Haut
Messung von Hautzuständen
Der Blutkreislauf der Haut
Die Elektrobiologie der Haut
Einige physikalische Vorgänge zum Verständnis der physiologischen Molekülbewegung
Das menschliche Plasma
Biopharmazie
Zur Problematik der intrakutanen Sorption
Zusammenfassung der bei der Sorption beteiligten Prozesse und Vorgänge
Nachweismethoden für Permeation und Resorption
Subjektive Beurteilung und objektive Wirkungsprüfungen in der BioKosmetik
Physiologische Stoffe der Haut und kosmetische Wirkstoffwahl
Grundsubstanz und Form in ihrer Bedeutung für die biokosmetische Wirkung
Kosmetische Diagnose und Behandlungen
Kosmetische Haut-Diagnostik
Vordiagnose
Frageschema über den bisherigen Gesundheits- und Hautzustand (Anamnese)
Haut-Symptome
Sekundäre Effloreszenzen
Das Hautbild als Erscheinung innerer Ursachen
Juckreiz – Pruritus
Veranlagung und Umwelteinfluss in Diagnose und Behandlung
Gesundheitsschädliche Umweltänderungen und ihre kosmetischen Konsequenzen
Institutsbehandlung
Heimbehandlung
Grundbehandlungen
Hautreinigung
Mimo-Kosmetik
Anatomie der Gesichtsmuskeln
Praktische Durchführung der Mimo-Kosmetik
Übungen zur Mimo-Gymnastik
Zur Massage
Lymphdrainage
Packungen und Masken
Wärme-Behandlung
UV-Strahlenbehandlung
Ampullen-Hautkur
Biokosmetische Hautbilder
Grundbehandlung normaler und trockener Haut
Biomorphose des Alterns
Der Alterungsprozess
Physiologische Altersveränderungen der Haut
Behandlung der reifen Haut
Seborrhoe
Mischhaut
Jugendakne
Menstruelle Akne
Ursachen von Seborrhoe und Akne
Seborrhoe und Akne als Grenzgebiete
Behandlung von Seborrhoe und Akne
Biologische Schälung bei Hautunreinheiten
Hypersensibilität und Hyperergie
Erythem – Hyperämie
Die nervöse Haut
Sensibilisierung und Allergie
Teleangiektasien
Lichtwirkung und Lichtschutz
Biochemie der Pigmentbildung
Pigmentanomalien
Ganzheits-Kosmetk
Ganzheitliche Kosmetik
Cellulite
Akupressur (Manupressur)
Farb-Licht-Therapie
Aromatherapie
Pflege des Atmens
Die Ästhetik der Bewegungstherapie
Ismakogie
Diätetik
Vollwertdiät bei Hautunreinheiten
Wirkstoffe
Angereicherte Wirksubstanzen aus der Natur
Fette, Öle, Wachse
Vitamine
Vitamin A
Vitamin D
Vitamin E
Essenzielle Fettsäuren („Vitamin F“)
Vitamin K
Vitamin-B-Komplex
Vitamin B1
Vitamin B2
Vitamin B6
Niacin und Niacinate
Niacinamid
Vitamin B12
Biotin
Folsäure
Panthenol
Vitamin C
Rutin
Qualitätssicherung in der BioKosmetik
Anhang
Erklärung der Fremdwörter und Fachbegriffe
Literaturhinweise
Stichwortverzeichnis
Vorwort zur 1. Auflage
Das vorliegende Buch „Kosmetologie – Aus Forschung und Praxis“ ist aus einer zwanzigjährigen Arbeit mit den Problemen der forschenden Kosmetologie und der praktischen Kosmetik entstanden. Brennende, für die Kosmetologie existenznotwendige Fragen, wie die perkutane Sorption, elementares aber erforderliches Grundwissen, wie die stete Regeneration der Epidermis als prozessuales, physiologisches Geschehen, und der ganz neue Problemkreis der Psychokosmetik, sie alle wurden wie Mosaiksteine zu einem Übersichtsbild vereint.
Sie werden manches Kapitel als zu ausführlich dargelegt finden. Sie werden manches Thema vermissen. Die Entwicklung der Kosmetik zu einem heute selbstständigen Tätigkeitsbereich, befruchtet von der Medizin, der Biologie, der Pharmakologie und der Psychologie, hat die in diesem Buche besprochenen Akzente gesetzt. Darum soll dieses Buch auch kein Abschluss sein, sondern nur ein vorübergehender Kristallisationspunkt bisheriger Fragen und Probleme, die auf unserem kosmetischen Lebensweg gültig bleiben. Auf dieser bisher wohlfundierten Basis können wir dann gefestigt weitergehen, um neue Fragen und Probleme der Praxis durch erneute Forschung zu lösen.
Denken wir dabei aber immer und unbeirrt daran, dass im Mittelpunkt all unseres Bemühens der Mensch als Persönlichkeit steht, der durch die Pflege des Schönen an sich zu einer ästhetischen Harmonie seines leiblichen, seelischen und geistigen Wesens hinfinden möge. Dr. R.A. Eckstein
Vorwort zur 6. Auflage
Im Laufe meiner nunmehr 40-jährigen Arbeit mit Aufgaben und Problemen der forschenden Kosmetologie und der praktischen Kosmetik als einer vorbeugenden und erhaltenden Gesundheitsbetreuung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass eine den ganzen Menschen umfassende Pflege lebensnah und lebensverbunden, naturgegeben und naturverwandt sein muss, eben eine BioKosmetik im reinsten und ursprünglichsten Sinn des Wortes.
So finden Sie in der aktuellen Ausgabe wissenschaftliche Fragen zum Aufbau und zur Funktion der Haut, zur Aufnahme von Wirkstoffen in die Haut usw. ebenso besprochen, wie die sonst wenig bekannten Themen Biorhythmik und Bioklimatik der Psycho-Kosmetik.
Aus all dieser möglichen Vielfalt von Fragen, Themen und Problemen habe ich die Wichtigsten wie Mosaiksteine zu einem neuen Bild der BioKosmetik zusammengefasst, um als Grundlage für weitere Erkenntnisse, Einsichten und Behandlungsmöglichkeiten zu dienen. Da die Entwicklung der modernen Medizin, Biopharmazie und Psychotherapie in der heutigen Zeit schneller und vielfältiger als je zuvor fortschreitet, so kann auch dieses Buch kein Abschluss sein, sondern wiederum Kristallisationspunkt für eine Gesamtschau der BioKosmetik als einer lebendigen Pflege zu harmonischer Schönheit des Menschen in seiner Erscheinung und in seinem Wesen.
Denn im Mittelpunkt all unseres Bemühens steht und lebt der Mensch als Persönlichkeit, der durch die Pflege des Schönen an sich selbst zu einer ästhetischen Harmonie seiner leiblichen, seelischen und geistigen Wesenheit hinfinden möge! Dr. R.A. Eckstein
Vorwort zur 7. Auflage
Im Vorwort zur letzten Auflage des Buches „Biokosmetik, Aus Forschung und Praxis“ schreibt mein Vater, dass die Entwicklung der modernen medizinisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen schneller und vielfältiger als je zuvor voranschreitet. Dieser Trend hat sich über die Jahre fortgesetzt und dazu geführt, dass Aktualität in manchen Bereichen der Wissenschaft mittlerweile nur wenige Monate währt.
Es kam deshalb die Zeit, dieses Buch gründlich zu überarbeiten. Wir sind dabei sehr behutsam vorgegangen, um dessen Originalität so weit als möglich zu wahren. Änderungen haben wir nur vorgenommen, wenn das aktuelle Wissen vom bestehenden Text nicht mehr richtig wiedergegeben wurde. Erfreulicherweise waren tiefgreifende Korrekturen nur an vergleichsweise wenigen Stellen erforderlich. Wie auch die Auflagen zuvor erhebt dieses Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir möchten es Ihnen vielmehr ermöglichen, Ihre Grundlagen des kosmetischen Wissens zu vertiefen, um Ihnen damit ein solides Fundament zu geben, auf dem Sie aufbauen können. Wir haben diese Ausgabe beispielsweise um eine Literaturliste ergänzt, in der weiterführende Literatur zu den verschiedenen Themenkreisen des Buches genannt ist. Diese Titel sind Ihnen über den Buchhandel, öffentliche Bibliotheken oder Ihren Apotheker leichter zugänglich, als Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Bei der Überarbeitung dieses Buches war uns folgender Ausspruch meines Vaters stete Inspiration: „Denn im Mittelpunkt steht der Mensch als Persönlichkeit, der durch die Pflege des Schönen an sich selbst zu einer ästhetischen Harmonie seiner leiblichen, seelischen und geistigen Wesenheit hinfinden möge.“ Dr. G. Eckstein
BioKosmetik
Bios
Bios – Leben in seiner ursprünglichen Natürlichkeit und Naturgeborgenheit, ja in seiner kosmischen Verbundenheit! Dies ist der Sinn des altgriechischen Wortes Bios – Leben! Ihm zu dienen, es zu fördern ist der große, übergeordnete Leitgedanke all unserer Arbeit, unseres Bemühens und Strebens. Wir wollen Bios aber nicht verstehen als ein primitives „Zurück zur Natur!“, sondern als ein Hegen und Pflegen des Lebendigen in uns heutigen Menschen. Wohl haben wir uns in manchem von der Natur entfernt und sie über der Fülle technischer Zivilisation vergessen. Aber wir wollen uns das heilvolle Leben in uns und an uns selbst wieder bewusst machen als lebendige Schönheit und lebensvolle Gesundheit.
Kosmos
So gesellt sich das ebenfalls altgriechische Wort „Kosmein“, der Begriff des Kosmos, der Weltschöpfung als einer schönen harmonischen Ordnung im All unmittelbar zu Bios, dem Leben: BioKosmetik als die naturgegebene, naturgewollte Pflege des lebendigen menschlichen Leibes zu Schönheit und Gesundheit in einem Sich-Darleben in Raum und Zeit als Wesen und als Erscheinung.
BioKosmetik
BioKosmetik als eine lebendige Ästhetik der menschlichen Persönlichkeit muss, um erfolgreich sein zu können, auf den wohlfundierten Erkenntnissen der Medizin, der Biopharmazie, der Kosmetologie, der Psychologie und verwandten Wissenschaften aufbauen. Dennoch darf sie darüber nicht ihre eigene dynamische, lebendige Betrachtungsweise aller Erscheinungen vergessen. Denn Leben ist Bewegung, ist Veränderung, ist Entstehen und Vergehen, immerwährend, stetig und unaufhaltsam. Die Phänomene des Schönen oder des Hässlichen, die Symptome des Gesunden oder des Kranken sind die sichtbaren Zeichen seines verborgenen Wirkens und Werdens. BioKosmetik ist eine zeitlose dynamische Idee, den Lebenswillen in uns anzufachen und zu begeistern für die gesunde, naturhafte Schönheit des Menschen, leiblich in seiner Erscheinung, seelisch in seinem Wesen und geistig in seiner bewussten Bejahung des Lebens, des Daseins, des Kosmos, der Schöpfung.
Der schöne Mensch
Der schöne Mensch,
ein Geschenk der Natur,
ein Vermächtnis der Schöpfung,
eine Aufgabe des Lebens!
Das Wort „Jede Frau kann schön sein“ ist eine wahre Lebensweisheit, mögen manche Ungläubige auch darüber lächeln.
Weibliche Schönheit
Jede Frau kann schön sein, wenn sie es nur innig erwünscht. Wenn sie die innere Kraft hat, zu sich selbst Ja zu sagen, wenn hilfreiche Hände und herzlicher, wohlmeinender Rat sie führen und geleiten auf ihrem naturgegebenen Weg zu ihrer schöneren Persönlichkeit, dann erfüllt ihr das Leben die in ihrem tiefsten Inneren verborgene Sehnsucht nach Schönheit als einer lebensvollen, beglückenden Harmonie ihres Wesens und ihrer Erscheinung. Schönheit ist ein Schlüssel – zwar nicht der einzige, aber der reizvollste – zur Freude am Leben, zur Bejahung des Daseins und zum Glück des Menschen. Was wäre die Welt, was wäre das Leben ohne die Schönheit ihres Wesens und ihrer Erscheinung? Ebenso gilt das Wort „Der gepflegte Mann allein ist Persönlichkeit, der ungepflegte nur Individuum.“
Männliche Ästhetik
Der Mann strebt im Grunde seines Wesens – für sich selbst – weniger nach Schönheit als einer gefallenden Harmonie, die mehr passives Pathos ist, als vielmehr nach einer schöpferischen aktiven Ästhetik seiner Person, die fähig ist, in die Welt hineinzuwirken, die ins Leben hinausstrahlen und sich in ihm verwirklichen will. Ist weibliche Schönheit ein Erlebnis des Gefühls, das Liebe ersehnt und weckt, so ist männliche Ästhetik eine Tat des Willens, die Wertschätzung und Achtung verleiht. „Gepflegtsein ist der Königsmantel des Mannes!“
Weibliche Schönheit und männliche Ästhetik – dies sind die beiden Leitmotive, die uns Menschen schon seit Plato als höchste im Leben anzustrebende und zu verwirklichende Ideen gegeben und aufgegeben sind – außer der Güte unseres Tuns und Wirkens und der Wahrheit unseres Denkens!
Bio-Ästhetik
Damit wird die BioKosmetik hinaufgehoben in die höhere Sphäre einer Bio-Ästhetik, im Sinne eines den ganzen Menschen umfassenden Führens und Geleitens zu einer Schönheit und Harmonie seiner Persönlichkeit in sich selbst und im Mitmenschen. So ist BioKosmetik von lebensformender Bedeutung für den Einzelnen, aber weit darüber hinaus auch für den Menschen in der Gemeinschaft und in der Gesellschaft als eine erhebende Begegnung im Ästhetischen, in der Schönheit des Lebendigen.
Aufgaben der BioKosmetik
Die praktische Aufgabe der BioKosmetik ist es daher,
1 Die lebendige Funktionstüchtigkeit der Haut aufrecht zu erhalten,
2 durch eine rechtzeitig beginnende, regelmäßig und rhythmisch durchzuführende Pflege die Menschen in ihrer gesunden Schönheit zu bewahren,
3 sich vermindern wollende Hautfunktionen anzuregen und zu beleben, insbesondere bei physiologischen Erscheinungen und Vorgängen des Alterns,
4 gesteigert ablaufende Prozesse der Haut zu beruhigen, auszugleichen und
5 fehlende hautwichtige Substanzen zu geben,
6 als vorbeugende Gesundheitspflege prophylaktisch (präventiv) und
7 als ausgleichende Körperpflege kompensativ (substituierend) zu wirken.
Bei allen prophylaktischen Betrachtungen und Maßnahmen der BioKosmetik ist es jedoch erforderlich, das rein statischmorphologische Denken zugunsten einer funktionell-dynamischen Betrachtung des Geschehens aufzugeben. Dabei berücksichtigen wir den notwendigen und bedeutsamen Faktor der Zeit. Nur wenn man die lebendigen Funktionen und ihre Erscheinungsformen im Rahmen des Zeitablaufes betrachtet, ist es möglich, eine vollständige und vollkommene Würdigung des biologischen und physiologischen Geschehens zu erhalten.
Gedanken zur Entwicklung der Kosmetologie
Die Kosmetik als dekorative, als gesundheitspflegende und als psychisch-ästhetische Behandlung des Körpers, insbesondere der Haut, geht auf zwei ursprüngliche Quellen ihres Entstehens zurück.
Das Dekorative entstand aus den Kulturbräuchen des magischen Zeitalters der Völker, vor allem im südlichen und südöstlichen Ägypten, in Babylonien, Mesopotamien, Indien und in weiteren Kulturkreisen. Der Mensch der Frühzeit wollte sich entweder als Person von den anderen unterscheiden, sich aus der Gruppe herausheben, als ein besonders Ausgezeichneter sich darstellen; oder er wollte in der Gemeinschaft an Fest- und Feiertagen, zu außergewöhnlichen Gelegenheiten durch Schmücken, durch Zeichen und Zeichnungen, durch Farben mit besonderer Bedeutung das Erdhafte oder das Feurige im Gesicht und am Körper den Alltagsmenschen hinter dem festlich geschmückten zurücktreten lassen.
Bei manchen Völkern gab es außerdem besondere Reinigungsriten, die einen ähnlichen Sinn hatten: Bevor der Mensch sein Gotteshaus, seinen Tempel betritt, will er sich vom Schmutz und Staub, im übertragenen Sinn vom Alltagsmenschen mit seinen Diesseitsnöten und Sorgen lösen, sich freimachen, er will „rein sein“. Er tut dies durch tatsächliche oder symbolische Waschungen und Reinigungen seines Körpers, insbesondere der Hände und der Füße, um sie danach mit wohlriechenden Ölen und Salben zu bereiten und um sich damit selbst in einen besseren, schöneren Seinszustand zu versetzen.
Die Kosmetik als Gesundheitspflege des Körpers war und ist immer ein Teil der Medizin im Sinne einer „Gesundungs-Therapie“ – als notwendiges, vorbeugendes, die Gesundheit erhaltendes, heilsames Behandeln – gewesen. Schon in den Heilstätten des Priester-Arztes Asklepios, etwa 100 v. Chr., bestand ein Großteil der Behandlung in gesundheitspflegenden, den gesunden Zustand des Körpers durch Bäder, Ölungen, Salbungen, Waschungen, Atempflege, Gymnastik, Massagen, Packungen usw. erhaltenden Behandlungsarten, wie wir sie in der pflegenden Kosmetik auch heute noch anwenden. So sehen wir im Altertum eine stets unlösbare Verbindung zwischen Medizin und Kosmetik als einer ästhetischen Gesundheitspflege. Dies geht aus einer Vielzahl von ärztlichen Schriften hervor, sowohl von Asklepios wie von Soranos aus Ephesus, vom Herakleides aus Tarent und anderen. Der griechische Arzt Kriton schrieb im 1. Jahrhundert n. Chr. sogar vier Bücher über Kosmetik, deren Gedanken von Galen (153–201 n.Chr.) weitergeführt wurden, indem er den Ärzten kosmetische Mittel empfahl und zugleich erstmalig zwei Kosmetikerinnen namentlich erwähnte: Elephantis und Kleopatra. Diese „Dekoratio“, dieser „Ornatus“ wird über die Jahrhunderte hinweg stets im ärztlichen Schrifttum weitergeführt und kehrt in den Lehrbüchern der mittelalterlichen Medizin über die Byzantiner und Araber wieder. Ebenso finden wir in allen Arzneibüchern für die Apotheken bis heute kosmetische Rezepturen. Hier werden Rosen- und Pfirsichwasser, die verschiedensten Pflanzentinkturen, wohlriechende Cremes und Salböle, aromatische Weine mit Ingwer und Zimt, Ziegenmilch und vieles andere als naturhafte, biologische Kosmetika beschrieben. Im vorigen Jahrhundert war es vor allem Hufeland (1762–1836), welcher in seinen Schriften, insbesondere in seinem Buch „Makrobiotik – oder über die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ die Kosmetik als Hautkultur in unserem heutigen Sinne einer vorbeugenden, die Gesundheit des Körpers und der Haut pflegenden, sie bewahrenden, unterstützenden und ergänzenden täglichen Behandlung wieder von neuem erweckte, nachdem sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts in den Hintergrund getreten war. Mit dem Siegeszug der Naturwissenschaften, auch in der Medizin, von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute, mit ihren vielfältigen Bereicherungen in der Behandlung durch rein darzustellende, exakt zu definierende Wirkstoffe, durch die Verwendung von Elektrizität und Bestrahlung, durch die wissenschaftliche Begründung der verschiedensten Applikationen wie der Massage, der Diätetik, der Kenntnisse über die Vitaminwirkungen und vieles mehr, wurde als eigene Forschungsdisziplin die Kosmetologie aus der Medizin und der Pharmazie heraus neu geboren. Ich möchte als erste Kosmetologen neben Hufeland den österreichischen Arzt Frank und den deutschen Apotheker Trommsdorf nennen.
Kosmetologie
Kosmetologie umfasst die wissenschaftlichen Lehren und Erkenntnisse für die praktische Kosmetik als Schönheits- und Gesundheitspflege des Körpers und der Haut, und zwar
1 aus der Medizin, insbesondere die Physiologie, die Histologie und die Ätiologie der Haut, speziell die Dermatologie, soweit sie die noch gesunde Haut vorbeugend und gesundheitserhaltend betreffen;
2 aus der Pharmakologie, die Biopharmazie und physiologische Chemie, die Fragen der Wirksamkeit von Substanzen auf und in der Haut, deren Aufnahme in die Haut und ihre Metabolisierung (Umwandlung) im Zell- und Gewebegeschehen beantworten und schließlich
3 alle Probleme der Psychologie und Psychotherapie, soweit sie mit ästhetisch in Erscheinung tretenden Auswirkungen auf die Haut und deren physiologischen Vorgängen zusammenhängen, als so genannte Psychosomatik.
Das eigentliche Hauptgebiet der Kosmetologie ist die pflegende, die Gesundheit erhaltende, vorbeugende, die Haut in ihrem Aussehen und von ihren Funktionen her ausgleichende, normalisierende kosmetische Behandlung und Betreuung. Hier fließen die Physiologie der gesunden Haut, die histologischen und ätiologischen Erkenntnisse aus der Dermatologie, die Fragen der Resorption aus der Pharmakologie, der Biopharmazie und der physiologischen Chemie zusammen. Sie bilden gemeinsam die Grundlage für die Aufgaben und Gedanken der Kosmetik als einer Pflege des Körpers und der Haut zu gesunder Schönheit.