Im Clan der Perversionen

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2

Ich saß an meinem Schreibtisch in meinem Münchner Büro am Gärtnerplatz und betrachtete ihr Bild. Sie lächelte in die Kamera, das dunkelblonde Haar in langen Strähnen über den Schultern und die Zunge aufreizend zwischen den Zähnen. Damals, als das Foto gemacht wurde, hatte sie noch gelebt. Und so wie es aussah, kaum allzu keusch und als Kind der Traurigkeit...

„Und?“, fragte ich.

Leon Hagenau, mein Assistent, saß mir gegenüber an einem zweiten, gegen den meinen gestellten Schreibtisch, und rieb sich den Nacken. Sein schmales, sonnenbraunes Jungengesicht wirkte beklommen, in seinen Augen nistete Besorgnis. Er nahm die Hand vom Genick und betrachtete die Fingernägel.

„Unfall“, sagte er, aber es klang skeptisch. „Abgesoffen und ertrunken.“

Das merkte selbst ich, Amelie Freifrau von Abensberg, auf den ersten Blick. Ich war selbständige Ermittlerin, mit einer eigenen Privatdetektei. Mein kleines Unternehmen bestand aus der Sekretärin Anna Thun und meinem Assistent Leon Hagenau. Unser Dreierteam leistete seit über sechs Jahre erfolgreiche Arbeit, so dass wir einen sehr guten Ruf genossen. Aus dem Vorzimmer konnten wir die laute Stimme von Anna hören, die ein Telefonat führte. Außer diesen beiden Räumen gab es noch ein Besprechungszimmer, eine Teeküche und eine Toilette.

„Ach ja?“

„Bei einer Party in Grünwald.“

„Das kann schon vorkommen“, meinte ich und legte das Foto auf den Schreibtisch zurück. „Schwimmen sollte man schon können.“

„Konnte sie ja“, erwiderte Leon.

Das klang schon schlechter.

„Was sie bei uns versichert?“ Oder besser: bei der Munich Life AG, der drittgrößten Versicherung in Bayern mit dem Hauptsitz in Schwabing. Das Unternehmen war mein größter Auftraggeber, es bildete die Grundlage meiner beruflichen Existenz.

„Ja, war sie“, erwiderte Leon. „Der Fall stinkt.“

„Wäre nicht das erste Mal.“

Ich lehnte mich zurück und blickte zur Decke, deren gedämpftes Gelb prächtig zu meiner anthrazit farbigen Büroeinrichtung passte.

„Du meinst, die Kleine wurde ermordet?“

Leon reckte betreten den Hals.

„Na?“

Er zuckte die Achseln.

„Was ist denn Leon?“ Allmählich wurde ich ungeduldig. „Wo hakt denn die Sache?“

„Tja. Hm.“ Leon nahm einen dünnen Leitz-Ordner hoch und starrte finster darauf nieder. „Sabine Eulenfeld ertrank in Ferdinand, Graf von Barbys Swimmingpool.“ Er hob den Blick und musterte mich bedeutungsvoll. „Während seiner Abwesenheit!“

Ich begriff immer noch nicht.

„Offiziell hat die Munich Life die Forderung natürlich anerkannt. Fünfhunderttausend Euro für die trauernden Hinterbliebenen. Bis zu diesem Betrag haftet sie aufgrund der Versicherung von Barby. Aber...“ Er ließ den Leitz-Ordner wieder fallen.

„Trotzdem will sie nicht zahlen?“, erkundigte ich mich.

„Nicht ohne nähere Untersuchung.“

„Na also“, meinte ich. „Ist doch auch logisch bei dieser Schadenssumme.“

„Soweit schon“, meinte Leon und grinste schief. „Wenn nur dieser Graf von Barby kein so verteufelt großes Tier wäre. Keiner überschaut sein Firmenimperium, nicht einmal das Finanzamt. Sein Arm reicht bis in die höchsten politischen Kreise. Wenn etwas von unseren Ermittlungen durchsickert, sind wir dran!“

„Du meinst sicher die Munich Life?“, ergänzte ich.

Er schüttelte heftig den Kopf. „Wir!“, sagte er.

„Wieso das denn?“, fragte ich und beugte mich über den Schreibtisch. „Entweder es ist ein Auftrag oder es ist keiner. Wir sind doch nur kleine Ermittler, nur die Erfüllungsgehilfen der Versicherung.“

„Diesmal nicht, Amelie. Leider.“

„Wieso?“

„Die Munich Life kann es sich nicht leisten, uns in aller Form gegen Graf Barby loszuschicken. Er würde alle seine Beziehungen spielen lassen, um es dem Versicherungskonzern heimzuzahlen. Wer weiß schon, wie groß sein Aktienanteil an der Munich Life ist. Nein, völlig unmöglich. Es ist unser Risiko. Der Graf ist sehr mächtig, tückisch und gefährlich.“

„Aber er war doch bei diesem Unfall – oder Mord – gar nicht anwesend!“

„Umso schlimmer“, sagte Leon und blickte abwesend an mit vorbei. „Sein Lebensgefährte veranstaltete die Party. Gregor Berger. Ein Callboy, den sich der Graf vor einem Jahr an Land zog. Du kannst dir denken, das Graf Barby nicht möchte, dass dies an die Öffentlichkeit kommt.“

„Hm.“

„Du verstehst also, dass sich die Munich Life völlig heraushält“, erklärte Leon resigniert. „Wenn etwas schiefläuft, etwas von unseren Ermittlungen bekannt wird, weiß die Munich Life nichts davon, kennt uns nicht einmal. Du musst dich in diesem Fall verdammt anstrengen, Amelie.“

„Ich?“

„Ja. Du.“

„Ohne die Rückendeckung der Munich Life? Kommt gar nicht in Frage!“

„Doch, sie bestehen darauf.“

„Dass ausgerechnet ich den Fall übernehme? In meiner eigenen vollen Verantwortung? Warum denn gerade ich?“

„Dieses Fest in der Villa von Graf Barby war eine Sexparty.“

Das auch noch.

„Dr. Schneider meint, dass man nur so an Gregor Berger herankäme“, erklärte Leon, räusperte sich zögernd und wurde rot bis hinter die Ohren. „Tja, mir gefällt das auch nicht. Gar nicht. Doch... also, tja, du kennst ja Dr. Schneider.“

Und ob! Dieses Scheusal! Dr. Marvin Schneider war Vorstandsvorsitzender der Munich Life AG. Mir kommt es vor, als würde dieser Kerl dauernd Tricks aushecken, jeden überlisten und Menschen herumschieben, als wären sie Schachfiguren.

Ich lachte höhnisch.

„Wäre doch was für dich, Leon“, sagte ich und starrte in sein erschrockenes Gesicht. „Ein Callboy, der auf Männer steht. So attraktiv wie du bist, könntest du in sein Beuteschema passen. Er würde sich glatt in dich verlieben. Auf der Stelle! Mach dich an ihn ran, lass dich in den Arsch ficken und kläre nebenbei den Fall auf. Das ist deine Chance, verdammt nochmal!“

„Du Ferkel“, murmelte er.

„Aha, ich bin also ein Ferkel, und was verlangt ihr von mir?“

Leon biss sich auf die Lippen.

„Was soll ich denn mit dem Schwulen anfangen?“, fragte ich.

„Amelie, hör mal“, sagte er und kniff die Augenlider zusammen. „Ich täte es ja. Es war sogar im Gespräch. Aber es wäre Irrsinn. Eine Frau nimmt Graf Barby nicht ernst. Auf mich wäre er nur eifersüchtig.“

„Aha.“

„Das leuchtet doch ein, oder?“

„Und du bist damit aus dem Schneider.“

Er hob die Schultern und lächelte.

„Aber gut, okay“, erklärte ich und streckte den Arm aus. „Gib mir diese blöde Akte. Was sagte die Polizei zu dem Unfall? Keine Einwände? Oder kam die Mordkommission?“

„Nein.“

„So so.“ Ich blätterte den Leitz-Ordner auf. „Hm. Noch mehr Fotos? Was denn, die Einstiegsleiter ins Becken brach ab? Sieh mal einer an.“

Ich studierte den Totenschein.

„Der Fall ist kein Jux. Wir müssen sehr vorsichtig sein, sonst sind wir die Munich Life als unseren Hauptklienten los.“

„Sagte der Zuhälter zu seinem besten Pferdchen.“

Er ächzte. „Oh, Amelie. Ich gebe ja zu, dass es gemein ist. Dieser Gregor Berger und seine Truppe haben nur Sauereien im Kopf, in allen Variationen. Dazu Sportwagen und Saufen, wahrscheinlich auch Drogen und so. Skrupel kennen die sich nicht. Aber was sollte ich denn tun?“

„Den Fall anlehnen“, erwiderte ich.

„Dann müsstest du mit deiner Privatdetektei Konkurs anmelden!“

„Blödsinn! So schnell bin ich nicht pleite.“

„Dr. Schneider setzte mir die Pistole auf die Brust.“

„Und du hast kapituliert.“

„Besser als unseren Hauptauftraggeber zu verlieren! Es gibt Privatdetekteien wie Sand am Meer. Die rennen sich die Hacken ab, um einen Auftrag von der Munich Life zu bekommen.“

„Immer dasselbe“, sagte ich.

„Ja, klar. Alles hat seinen Preis. Und du bist die Trumpfkarte, mit allem, was an dir dran ist. Dr. Schneider und seine Vorstandskollegen schwören auf dich. Ich bot mich wirklich an, den Mist zu erledigen. Nur...“

Er winkte ab. „Zum Kotzen. Aber natürlich hast du Recht. Ich werde den Auftrag ablehnen. Jawohl!“ Er griff zum Telefon.

„Moment, Leon“, meinte ich.

„Nein! Man muss konsequent sein.“

„Nun aber mal halblang.“

„Wir schmeißen den Kram hin!“ Leon begann zu wählen. „Du hast Recht! Es ist immer dasselbe. Die Mistkerle erpressen uns mit ihren hochdotierten Aufträgen. Aber damit ist Schluss. Wir werden auch andere Arbeit bekommen.“

„Nett von dir, Schnuckelchen, aber leider zu spät.“

Er sah mich verblüfft an.

„Ich hätte nie die Akte sehen dürfen. Das Verteufelte ist immer die Versuchung.“

„Amelie. Also! Möchtest du dich denn weiterhin verhökern lassen, an Gregor Berger und solche Burschen?“

Ich seufzte. „Hör zu.“ Ich öffnete den Leitz-Ordner an der dritten Seite und zeigte auf den zweiten Absatz. „Beschreibung der Leiche durch den Arzt: Die Tote zog sich mein Sturz ins Wasser Quetschungen an beiden Schulterpartien zu. Das mach mir mal vor, wenn du mit einer abbrechenden Einstiegsleiter in ein Becken stürzt.“

„Du hast Recht! Da stinkt etwas. Dann klemmst du dich doch dahinter, Amelie? Obwohl du vielleicht deinen Körper einsetzen musst?“

Ich rieb mir mit dem Zeigefinger den Nasenrücken. „Ich denke schon“, murmelte ich.

„Ich bin aber doch dagegen!“

„Weißt du, Schnuckelchen“, sagte ich und klappte den Ordner zu und holte tief Luft. „Ich mag es nicht sehr, wenn ich wegen einem gut dotierten Auftrag die Beine spreizen muss, wenn es manchmal auch reizvoll sein kann. Aber noch weniger gefällt es mir, wenn solche Typen wie dieser Graf Barby mit jeder Sache durchkommen, bloß weil sie reich sind. Jedem Schwachkopf muss der Passus mit den Quetschungen aufgefallen sein, dem Arzt und auch der Polizei. Und selbstverständlich erst Recht den Sachbearbeitern bei der Munich Life. Aber deshalb schalten sie uns ja ein. Aber den Kampf offen ausfechten? Nein, da haben sie die Hosen voll, nur weil dieser Graf Barby ein großes Tier ist.“

 

Leon nickte. „Das ärgert mich auch.“

„Also geh ich ran. Wo trifft man das Mistpack?“

„Moment, ich werde es abklären.“

Leon nahm den Telefonhörer. Mit zusammengepressten Lippen wählte er, die Stirn in Falten und den Blick mürrisch auf den Apparat gerichtet. Als sich der Teilnehmer meldete, räusperte er sich missbilligend.

3

Ich betrat die Villa 108 am nächsten Abend gegen dreiundzwanzig Uhr, eine unscheinbare Bar zwischen Pullach und Baierbrunn, im Münchner Süden gelegen.

Es war ein warmer Sommerabend, schon auf der Straße lag die Luft zäh und schwül auf meiner Haut. Doch in der kleinen Bar mit der silbergrau lackierten Bar-Theke und der winzigen, grün drapierten Bühne haute es mich um. Obwohl ich unter der dünnen weißen Bluse gar nichts und unter dem sommerlich kurzen Rock nur einen winzigen Slip trug.

„Was darf es sein, Madame?“ Der Bar-Keeper, eine grauhaarige ölige Erscheinung mit flinken Händen und Halbglatze, beugte sich über die Theke. „Tolles Wetter, nicht wahr?“ Er blickte mir direkt in den Halsausschnitt.

„Gin mit Tonic“, sagte ich.

„Sehr gut“, erwiderte er, griff nach dem Eiskübel und schüttelte ihn rasselnd. „Hebt die Stimmung und hält frisch.“

Er füllte ein hohes Glas halb mit Eiswürfeln. „Noch nicht viel los jetzt. Aber das Programm beginnt erst nach Mitternacht.“

Ich kramte in der Handtasche.

„Hoffentlich gefällt es Ihnen“, sagte er.

„Warum nicht?“ Ich holte den Lippenstift hervor und schraubte ihn auf. „Ich mag nackte Männer.“

Er goss tüchtig Gin ein.

„Unsere Bar ist... etwas einseitig“, murmelte er.

Villa 108: Herren entweder allein und auf der Suche nach männlicher Begleitung oder Herren paarweise an den dicht im Raum verteilten Tischen mit ebenfalls grünen Platten und silberhellen Füßen, die Hände da und dort ineinandergelegt und manchmal auch mit aneinandergepressten Schenkeln. Aus einer versteckten Lautsprecheranlage klang sanfte Musik mit viel gurrendem Saxophon.

Hier gehörte ich eindeutig nicht zum bevorzugten Beuteschema.

Ich konnte mir Gregor Berger und seinen Clan nur schwer in diesem Lokal vorstellen, doch dass er hier verkehrte, war eindeutig. Mein Assistent Leon hatte es aus den einschlägigen Kreisen, und die wussten Bescheid.

„Ihr Drink“, meinte der Keeper.

„Danke. Sie gefallen mir. Weil Sie trotzdem nett zu mir sind.“

Ich legte einen zwanzig Euro Schein auf die Theke.

„Trotzdem?“, fragte er.

Ich nickte. „Naja, als Frau in so einer Bar.“

„Ich bin nicht so“, meinte er fies grinsend. „Aber Job ist Job. Und es kommen auch sonst Mädchen.“

„Ja?“

„Etwas später kommen Fabian, Tom, Alois und Benny. Verrückte Burschen und geil wie läufige Tiere.“

„Alle schwul?“, fragte ich.

„Und wie, die können mit der Fingerkuppe löten. Da geht es rund.“ Er packte einen grauen Lappen und polierte die Theke. „Ganze Partys kommen sie sich ansehen. Wir sind ein Geheimtipp. Reiche Unternehmer und verzogenes Jungvieh kommen aus der Stadt hierher. Weiß der Himmel, woher sie es alle erfahren. Richtig wild sind sie auf die Shows.“

Ich klappte die Handtasche wieder zu. „Dient wahrscheinlich zur eigenen Stimulans.“

„Wahrscheinlich“, sagte er und spähte durch das Lokal, ob nirgends ein Glas leer war. „Ich möchte nicht wissen, wer sich hier schon alles gefunden hat. Und nicht nur für eine Nacht.“ Er nickte vielsagend. „Männer und Frauen!“

„Tatsächlich?“

„Ja. Ehrlich.“

Mich juckte es in den Fingern, aber ich verkniff mir eine voreilige Attacke. Ich hatte ihn auf dem richtigen Weg, und wenn ich mich nicht allzu dumm anstellte...

„Prost“, sagte ich.

Er nahm den zwanzig Euro Schein und wollte mir herausgeben.

„Nein!“ Ich stoppte das Glas dicht vor meinen Lippen. „Der Rest ist für Sie.“

Dann erst trank ich. Er schielte mich von schräg unten an und leckte sich die Lippen. Der listige Zug in seinen Augenwinkeln sprach Bände.

„Okay“, meinte er.

Ich setzte das Glas ab.

„Sie können sich auf mich verlassen, Madame. Sie bekommen den Tipp.“

„Nett von Ihnen“, sagte ich.

„An wen Sie sich ranmachen können. Das wollen Sie doch wissen, oder?“

„Ja“, sagte ich.

„Kein Problem. So wie Sie aussehen!“

Ich stellte das Glas auf den Tresen zurück.

„Was Bestimmtes im Visier?“

„Gregor Berger“, sagte ich direkt und wusste, dass es ein Risiko war. „Er soll bi sein, und es mit seinem Freund nicht so genau nehmen.“

Der Barkeeper starrte mich an und schwieg.

„Gregor?“ Er verzog den Mund. „Der wird komplett von seinem Freund ausgehalten, hat selbst keinen Cent.“ Er hantierte an seinen Flaschen und schüttelte den Kopf. „Lassen Sie die Finger von ihm, Madame. Wenn das sein Süßer erfährt, sind Sie dran!“

„Ach ja?“ Ich spielte die Enttäuschte.

„Knöpfen Sie sich lieber Miran Drašković vor, oder Simon Carlowitz“, sagte er, während er mich aufmerksam musterte. „Und bilden Sie sich nichts ein. So wie Sie denken, ist nichts drin. Damit sind schon ganz andere reingefallen. Mit nachher das große Geld machen und so. Das klappt nicht. Es kostet sie höchstens...“

„Was?“

Er kniff die Lippen zusammen und wandte sich ab. Ich schnappte die Handtasche und entnahm einen weiteren zwanzig Euro Schein. Als er die Banknote sah, zuckte es um seinen Mund. Trotzdem hielt er sich von mir weg, das Gesicht mir zögernd zugewandt, und rührte sich nicht. Seine Finger krampften sich zusammen, seine Schultern bogen sich vor.

„Also?“

Er atmete ächzend aus. „Schnappen Sie sich Miran Drašković oder Simon Carlowitz. Was Sie daraus machen, ist Ihre Sache.“ Er packte unvermittelt den Eiskübel und schob ihn über die Theke. „Ich will nichts damit zu tun haben, verstanden?“

Ich faltete den Geldschein und schob ihn unter das Glas.

„Fehlinvestition“, sagte er.

Hinter meinem Rücken klirrte die Tür zur Straße, ein Trupp junger Männer, der Kleidung und Gestik vermutlich homosexuell, schwärmte in das Lokal. Stühle scharrten über den Boden, es plapperte und lachte durcheinander.

Der Barkeeper drückte einen Knopf neben dem Telefonapparat im untersten Fach des Flaschenregals und begann Gläser zurechtzustellen.

Wenig später trat ein athletisch gebauter Südländer – ich vermutete Spanier oder Portugiese – aus dem Durchgang hinter dem Tresen, zog sich seine eng geschnittene Hose zurecht und steuerte an mir vorbei zu den Neuankömmlingen. Ich drehte mich um und sah sie mir an.

Es war nicht Gregor Berger und sein Clan.

Und schon wieder quoll ein Schub Menschen in die Bar, diesmal reifes Mittelalter in Schwarz gekleidet und sorgfältig aufgemachte Frauen in hübschen Kleidern.

Ich blickte auf die Armbanduhr, es war kurz vor zwölf Uhr. Die schnulzige Musik ging unter im Stimmengewirr, das lauschige Beieinander der vorher höchstens flüsternden Männerpärchen zerbrach im erregten Lärm der die Geilheit überspielenden Neugierigen.

Ich winkte dem Barkeeper.

„Ja, Madame?“

„Nehmen Sie es trotzdem.“ Ich zeigte auf den Geldschein unter dem Glas. „Für die Urlaubskasse.“

Er hob unschlüssig die Hand.

„Los.“

„Sie spielen mit Dynamit“, erklärte er theatralisch.

„Unsinn.“

„Ferdinand, Graf von Barby lässt sich nicht erpressen“, meinte der Barkeeper.

„Wie kommen Sie darauf?“

„Sie wären nicht die Erste...“

Seine Finger berührten die Banknote und zerrten daran. „Warum ihr Weiber immer auf so dumme Gedanken kommt, statt euch für euren Körper bezahlen zu lassen, vernünftig und solide, so wie es sich gehört!“ Er seufzte tief auf. „Aber ihr wollt ganz hoch hinaus. Und dann?“

Er schloss die Hand um das Geld und presste es an die Brust. „Dumme Weiber!“

Ich trank mein Glas leer.

„Noch einmal dasselbe“, sagte ich.

Er stopfte die Banknote in die Hosentasche.

„Nehmen Sie sich in acht, Madame, oder Sie bereuen es.“

„Danke und verstanden.“

Er sah an mir vorbei zur Eingangstür.

„Da kommen sie“, sagte er.

4

Fabian war schmalhüftig, untersetzt und genau an den richtigen Stellen mit Muskeln bepackt. Breitbeinig stand er mitten auf der mit grünen Vorhängen drapierten Bühne, im dampfigen, die jetzt dunkle Bar durchschneidenden Scheinwerferlicht. Sein kurzer, dicker Schwanz wirkte wie ein zurechtgehauenes Stück Marmor. Das Schamhaar hatte er sich komplett abrasiert, so dass sein Pint wie ein nackter Wurm aussah.

Tom dagegen war hager und mit lang fallender blonder Mähne, ebenfalls splitternackt. Er kniete vor Fabians kleinen Penis und leckte ihn.

Während Alois, ein schwarzhaariger Athlet mit glatt gestrafften Körper, sein beängstigend großes Glied an Fabians Kreuz in Stellung brachte.

„Beug dich vor, Fabse“, knurrte er.

Fabian legte die Handflächen auf die Schenkel.

„Streck dein Steiß raus!“

Der schmalhüftige Bursche beugte sich nach vorne, ohne das Toms Lippen seinen Pint losließen. Der Schwarzhaarige packte seine Arschbacken und drückte sie auseinander.

„Ja, meine lieben Freunde“, rief Alois mit einer kräftigen Stimme dem Publikum zu. „Ihr denkt immer, nur Mösen wären was zum ficken. Aber da irrt ihr euch. Ein enger Darm bringt viel mehr. Sehr euch nur Fabian an, das Goldkind.“ Er rieb mit seiner geschwollenen Eichel über den Anus des Jungen. „Fabian mag das, wenn ich ihn ganz tief in den Arsch ficke. Er mag das sogar sehr!“

Der Schwarzhaarige drückte die Schwanzspitze in den After.

„Natürlich muss euer Ding richtig stehen. Er muss hart wie ein Knochen sein.“

Er holte den Penis ruckartig zurück und zeigte seine gewaltige Erektion dem Publikum.

„Schaut nur her, ihr Schlappschwänze!“

Er griff sich an das Glied und versuchte es abzuknicken.

„Na? Schafft ihr das auch?“ Sein Schwanz verbog sich keinen Millimeter Er trat wieder hinter Fabian.

„So ein süßes Arschloch.“

„Komm schon, Alois...“, ächzte Fabian.

„Da seht ihr es. Im kommt es erst, wenn ich bei ihm drin bin. Er braucht das, stellt euch das vor. Ohne Schwanz im Arsch ist er nichts. Und nachher kann Tom sein spitzendes Sperma schlucken.“

Alois legte die Fingerspitzen an Fabians rechte Arschbacke und zog sie weg, so dass man zuckenden Schließmuskel deutlich erkennen konnte.

„Ein Zuckerarsch, wie? Toll verfickt und in Übung. Richtig zum Fressen!“

Alois beugte sich nieder und biss in Fabians rechte Arschbacke.

Fabian gurrte auf und ruckte mit den Hüften. Jetzt langte er sich selbst an die Gesäßbacken und zog sie auseinander.

„Alois... oh... bitte!“

Der Schwarzhaarige suchte den Weg zu Fabians Anus und leckte mit seiner Zungenspitze über den Muskelring.

„Ahh... ja...!“

Alois nahm die Zunge weg und drehte das Gesicht über die Schulter.

„Schmeckt wie Marzipan. Eine Fotze ist Dreck dagegen. Fotzen schlecken kann jeder. Auch Weiberärsche auslutschen. Aber es unserem süßen Fabian zu besorgen, ist eine Kunst. Eine herrliche Kunst.“

Er griff zwischen Fabians Beine hindurch an dessen Hodensack.

„Da drin ist nämlich einiges. Nicht wahr, Tom?“

Tom löste den Mund von Fabians Eichel, ein langer Schleimfaden blieb hängen und spannte sich zwischen seinen Lippen. Tom schlürfte ihn ein und schloss die Augen.

„Hey, Tom!“, rief Alois.

„Ja?“

„Ich sprach von Fabians Sperma!“

„Schmeckt prima“, erklärte Tom mit einem breiten Grinsen. „Richtig süß, wenn dir der Saft gegen den Gaumen klatscht. Ungeheuer. Ein guter Abspritzer, unser Fabse. Da gäbe selbst di randvollste Hure noch was dafür. Aber bei der spritzt Fabse eben nicht. Bei der bekommt er ihn nicht mal hoch. Sein Pint würde schlapp machen, denn er scheißt auf stinkende Weiber-Mösen.“

 

„Los... macht doch endlich weiter...“, stöhnte Fabian.

„Je später es kommt, desto mehr ist es“, grunzte Alois.

„Scheiße!“

„Ich bin ganz wild auf deine Eichel, Bruder“, sagte Tom kichernd.

„Dann lutsch mich weiter. Verdammt!“

„Nur langsam.“

Tom trat vor den Freund, packte sein Gesicht und drückte seinen Mund auf. Fabian tat, als wehre es sich. Aber Toms Daumen keilte das Gebiss auseinander, dann rammte er sein Glied in den geöffneten Mund. Geil rieb er die Eichel an Fabians Zunge und keuchte. Fabian ließ Spucke aus den Mundwinkeln rinnen und gurrte.

„Das gefällt euch, Leute, wie?“ Alois ließ Fabians Hodensack los und richtete sich auf. „Mal kein verdammtes Fotzenloch zwischen laschen Schamlippen, kein stinkender Kitzler und keine schwabbelnden Titten. Männer lieben sich anders! Hart und gut! Bis uns der Samen wie Lava aus der Eichel schießt!“

Er drückte Fabians Arschfalte wieder auseinander.

„Passt auf, Leute.“

Sein großer Penis schnellte mit aller Wucht vor, Fabian schrie auf und krampfte den Körper zuckend zusammen. Tom hatte gerade noch rechtzeitig seinen Schwanz aus Fabians Mund ziehen können.

Alois klammerte sich an seine Hüften und ließ nicht nach, bis sein gewaltiger Phallus vollends im Darm des anderen verschwunden war. Fabians Mund verzerrte sich vor Schmerz, sein Kopf rollte vor der Brust hin und her. Trotzdem ächzte er glücklich, als der Schwarzhaarige zu stoßen und mit unbarmherziger Kraft in ihn hinein zu pumpen begann.

„Fein, Fabian?“

„Ja... oh, aaaahhh... jaaaa...“

Fabian streichelte fahrig durch Toms langes blondes Haar, der wieder vor dem Freund kniete. Tom hatte die Hand um Fabians Ständer gelegt, seine Lippen spielten nun wieder begeistert an der Schanzspitze. Und auch der Penis des Blonden stand straff empor, ein plumper Stiel mit ballrundem Kopf und gespannt zurückgeschobener Vorhaut.

„Klasse, Tom.“

Alois hämmerte den Schwanz in Fabians Mastdarm und bleckte die Zähne. Er fuhr weit zurück, dann ruckte er wieder vor. Fabian erzitterte bei jedem Stoß bis in die Schulter.

„Alois... ohhh... jaaaa“, keuchte er.

„Kommt es dir?“

„Ja. Gleich.“

„Mir auch.“

„Jag es mir rein, Alois.“

„Okay, Junge.“

„Bitte alles... jede Menge... bitte...“

„Du bekommst es.“

Es klang, als stampfte ein Dampfhammer im Schlamm. Und dann, als Fabian sein Sperma in den geöffneten Mund von Tom spritzte, konnte ich nicht mehr hinsehen. Auch der Schwarzhaarige ejakulierte, erschaudernd und mit geblähten Nasenflügeln, das Glied bis zum Schaft in Fabians Mastdarm, das Kreuz durchgedrückt.

Ja, zum Teufel, es war mörderisch.

Es war schon fast unvorstellbar, was die drei Burschen da auf der Bühne zeigten.

„Sauf es, Tom“, kreischte Fabian.

Tom hatte bereits die Backen mit dem Sperma voll.

„Ah. Ja.“

Alois fickte wie eine Maschine.

Ich krampfte die Schenkel aneinander und verlagerte mein Gewicht auf die andere Hinterbacke. Links neben mir saßen zwei ältere Männer im grauen Anzug und eine verdorrte Ziege mit viel perlenbedeckten Falten im Dekolleté. Rechts war ein Platz frei, dann hingen zwei neckische junge Burschen bebend eng aneinander auf den hohen Barstühlen.

„Da. Für dich!“, zischte der Schwarzhaarige in Fabians Nacken.

„So warm...“, seufzte Fabian.

„Im Arsch?“

„Ja. Im... Arsch.“

Ich wandte den Kopf und blickte wie beiläufig zu den vier jungen Männern und den drei Mädchen hinüber, die einige Tische weiter über ihren Drinks lümmelten. Der sonnengebräunte Bursche mit dem gegelten schwarzen Haar musste Gregor Berger sein, der Bulle mit dem kantigen Kinn Timo Harras. An seiner Seite lehnte Laura Mistelbach, ein zierliches Geschöpf, braunhaarige, schmal, jedoch mit einem rassigen, attraktiven Gesicht. Und der Bursche mit den langen Haaren und den buschigen Brauen war sicher der aus Serbien stammende Miran Drašković. Sollte ich mich an ihn ranmachen?

Oder an Simon Carlowitz, unverkennbar mit seiner feisten Fresse und den hellen Fischaugen, die rechte Hand an der klumpig ausgebeulten Leinenhose, dort wo ihm der Penis gierig hochstand und gegen den dünnen grauen Stoff drückte?

Ich sah wieder zur Bühne.

Tom erhob sich von den Knien, als einziger mit immer noch erigiertem Glied, auf den Lippen Samenschaum, den er sich genüsslich wegleckte. Der Penis von Alois hing rund wie eine Banane herunter. Fabian verneigte sich mit zusammengeklemmten Arschbacken, hölzern und puppenhaft.

„Bravo, Jungs. Weiter!“

„Tom will auch noch abspritzen!“

„Ran, ihr dreckigen Arschficker!“

„Alois soll ihn blasen!“

Alois bleckte erneut die Zähne, Tom winkte neckisch mit den Fingern. Fabian wich schrittweise zurück, ein starres Lächeln auf den Zügen. Als er den grünen Vorhang erreicht hatte, schwenkte er hastig ab und verschwand. Alois zog die Vorhaut über seinen Pint und wichste sich etwas. Tom strahlte wie ein Honigkuchenpferd, riss den Mund auf und zeigte seine weiß gebleichten Zähne.

„Weiter!“, schrie es erneut aus dem dunklen Raum

„Hol ihm einen runter.“

„Bist du etwa schon schlapp, Alois?“

„Wir wollen was sehen!“

Eine Hand berührte meine Schulter. Es war der Barkeeper.

„Immer noch Gregor Berger?“, flüsterte er.

Ich nickte.

„Ich tue es aber nicht“, erklärte er.

Ich öffnete meine Handtasche.

„Nicht für eine Million, dazu sind Sie viel zu süß.“

„Dann nehme ich einen anderen“, sagte ich.

Er atmete auf. „Okay. Sofort.“

Er ging zum Flaschenregal und hob den Hörer vom Telefonapparat. Bedächtig wählte er eine Nummer, die Stirn bis zum schütteren Haaransatz in angestrengten Falten. Seine Lippen bewegten sich, aber ich verstand kein Wort. Dann legte er wieder auf.

„Na?“, erkundigte ich mich.

„Es läuft“, antwortete er.

Der athletische, südländische Kellner durchquerte das Lokal und drängte sich neben mir an die Theke.

„Eine Packung Kondome“, sagte er.

„Bestimmte Marke“, fragte der Barkeeper zurück.

„Egal.“

Der Barkeeper zog ein Schubfach auf und grub darin herum. Aus der Lautsprecheranlage knallten plötzlich heiße Rhythmen, eine Mischung aus Rock und Beat und hektisches Ekstase. Ich wandte das Gesicht zur Bühne und hatte Mühe, das Kinn am Absacken zu hindern. Ein schlankes Mädchen mit rotblonden Locken und dünn getuschten Augenbrauen bewegte sich in einem wadenlangen Kleid im aufpeitschenden Gekreische der Musik.

Tom, nun unmittelbar an der Rampe, lagerte sich geschmeidig auf die linke Hüfte und begann lässig zu onanieren.

Das Telefon klingelte.

Der Barkeeper schlurfte hin, hob an, sagte einige Worte in die Muschel und legte den Hörer neben den Apparat. Mit ausdrucksloser Miene trat er an die Theke, beugte sich weit vor und rief Simon Carlowitz Namen. Es war ein guter Trick.

Carlowitz erhob sich mürrisch.

„Telefon“, sagte der Barkeeper.

„Für mich?“, fragte der fettleibige Kerl und schob sich zwischen den Tischen auf mich zu. „Sind Sie sicher? Wer mich erreichen will, hat meine Handynummer!“

Der Barkeeper zuckte die Achseln, drehte sich zum Flaschenregal zurück, griff nach dem Telefon und stellte den Apparat auf die Theke. Dann hielt er Simon den Hörer entgegen, unmittelbar an meine Schulter vorbei. Simon lehnte sich an den Tresen und langte danach. Seine runde Hüfte war dicht neben meinem Schenkel, ich roch seinen Schweiß und spürte die geile Hitze auf seiner Haut.

„Ja? Hier Carlowitz?“

Ich schob meine linke Hand an der Theke entlang, direkt auf seine Hose.

„Wer ist dort?“

Was ich zu fassen bekam, war nicht viel, doch es wurde schlagartig hart und spannte sich mir entgegen. Ich packte die Eichel unter dem Stoff und begann sie kräftig zu massieren. Simon schluckte und blaffte in den Hörer. Mit einem Ruck hob ich den Kopf und sah ihm tief in die Augen.

„Carlowitz ist mein Name. Nein, nicht Carl Witz!“, bellte Simon ins Telefon.

Ich lächelte. Der Name würde aber besser zu ihm passen.

„Ach. Verdammt!“, fluchte Simon und schmiss den Hörer auf die Gabel. „Ein Irrer! Der wollte mich gar nicht!“, rief er zum Barkeeper.

Der helle Fischblick lag unverwandt auf mir. Zugleich spürte ich, wie sein Unterleib in lüsterne Bewegung geriet. Unmerklich rammelte er vor und zurück, während seine Hose vom Eichelschleim nass wurde.

Ich lockerte den Griff.

„Oh, Süße.“ Er legte die Zungenspitze in den rechten Mundwinkel, seine Augenbrauen runzelten sich. „So allein hier?“

„Nicht mehr, oder?“, hauchte ich lüstern.

Seine Pupillen zuckten erregt. Automatisch setzte er sich auf den Nachbarhocker. Er schnippte mit den Fingern, ohne seine Augen von mir abzuwenden. Der Barkeeper kam heran und stoppte in devoter Distanz.

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