Heil mich, wenn du kannst

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Aus der Reihe: Heil mich - Reihe #6
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Heil mich, wenn du kannst
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Alisha Mc Shaw, Melanie Weber-Tilse

Heil mich, wenn du kannst

Laura & Ryan

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über das Buch:

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Bereits erschienen:

Was bisher geschah:

Prolog

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Laura

Ryan

Epilog

Danksagung Alisha Mc Shaw

Über Alisha Mc Shaw

Danksagung Melanie Weber-Tilse

Über Melanie Weber-Tilse

Impressum neobooks

Über das Buch:

»Ihnen sollte etwas klar sein. Erstens ist das hier so etwas wie Ihre letzte Chance«, erklärte sie, »und zweitens sind wir hier in einem Zentrum für schwerkranke Menschen, Mr. Baker, und nicht bei der Partnerbörse!«

Sechs Monate.

Sechs Monate lang soll Pflegerin Laura Higgins einen Rebellen unter ihre Fittiche nehmen. Gemeinsam mit ihm soll sie im neu erbauten Zentrum der »Help for a better Life«-Foundation Patienten pflegen, welche selbst nicht in der Lage dazu sind, für die Kosten ihrer Krankheit aufzukommen. Doch schon bei ihrer ersten Begegnung mit Ryan bildet sich Laura ein Urteil über ihn, denn der junge Mann baggert alles an, was nicht bei Drei auf dem Baum ist.

Sechs Jahre.

Sechs Jahre ist es her, dass Ryan Bakers Eltern ums Leben kamen. Nur dem Umstand, dass er Detective Nathan Mc Kenzie vor einiger Zeit dabei geholfen hat, einen alten Mordfall aufzulösen, verdankt er es, dass er nicht im Gefängnis ist. Statt hinter Gittern zu sitzen, soll er in einem Pflegezentrum Sozialstunden leisten. Dort läuft ihm die quirlige Laura über den Weg, die mit seiner Art, das Leben leicht zu nehmen, überhaupt nichts anfangen kann.

Impressum

Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2018

Ihr findet uns auf

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Herausgeber:

Alisha Mc Shaw

Apostelstrasse 8, 56567 Neuwied

Melanie Weber-Tilse

Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain

© Januar 2018 Alisha Mc Shaw / Melanie Weber-Tilse

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.

Covergestaltung: Alisha Mc Shaw / http://alishamcshaw.de/

Bilder: © deposit123, © feedough © nejron © prometeus© Igorot ©pimonova © digitalstorm © EpicStockMedia © curaphotography / depositphotos.com

Korrektur: Alisha Mc Shaw

Inhaltsverzeichnis

Bereits erschienen:

Heil mich, wenn du kannst: Michael

Eine Stunde.

Eine Stunde hat gereicht, um das Leben von Michael Thompson völlig auf den Kopf zu stellen und dafür zu sorgen, dass nichts mehr ist, wie es vorher war. Eine Stunde, die er zu spät war, um den brutalen Überfall auf seine Schwester Annabell zu verhindern, infolge dessen sie im Koma liegt.

Eine Nacht.

Eine Nacht hat gereicht, um auch das Leben von Susan Weatherbee völlig umzukrempeln. Einst von Michael auf Händen getragen, hält er es von einem Tag auf den anderen nicht mehr für nötig, sich bei ihr zu melden. Als sie ihn zur Rede stellen will, wird sie hochkant von ihm herausgeworfen.

Vier Jahre später treffen sie wieder aufeinander. Beide hüten ein Geheimnis, das erneut alles verändern könnte.

Heil mich, wenn du kannst: Annabell

Vier Jahre.

Vier Jahre lag Annabell Thompson nach einem brutalen Überfall im Koma. Nach dem Aufwachen ist nichts mehr so, wie es einmal war. Durch ein Trauma all ihrer Erinnerungen beraubt, möchte sie einfach nur noch sterben. Doch nicht nur ihre Familie kämpft um sie, sondern auch der Eine, der all die Jahre nicht von ihrer Seite gewichen ist: ihr Pfleger Jonathan. Den aufkeimenden Gefühlen traut sie jedoch nicht und stößt Jon von sich.

Vier Jahre.

Vier Jahre ist Jonathan Briggs schon der Pfleger von Annabell Thompson. Als sie endlich aus ihrem langjährigen Schlaf erwacht, verändert sich alles. Von der lebensfrohen Person, von der ihr Bruder Michael ihm so oft erzählt hat, ist nichts mehr übrig. Mutig nimmt Jon den Kampf gegen die Dämonen auf, die Annabell beherrschen, denn eins steht für ihn fest: Wer liebt, gibt nicht auf.

Heil mich, wenn du kannst: Lorraine

Neun Jahre.

Neun Jahre ist es her, dass ein Attentat die Eltern von Michael Thompson aus dem Leben riss. Für Nathan Mc Kenzie, Detective der Mordkommission, sein erster Fall und der einzige, den er bis heute nicht gelöst hat. Als neue Hinweise auftauchen, nimmt Nathan voller Elan die Ermittlungen wieder auf, nicht ahnend, dass ihm etwas in die Quere kommen könnte, womit er längst abgeschlossen hatte.

Fünf Jahre.

Fünf Jahre ist es her, dass Lorraines Eltern bei einem Unfall starben. Seither muss sie nicht nur für sich, sondern auch für ihren jüngeren Bruder sorgen. Dass ihre Entscheidung, eine Stelle als Nanny bei Michael Thompson anzunehmen, Lorraines und Ryans Leben jedoch vollkommen auf den Kopf stellen wird, kann sie nicht ahnen.

Heil mich, wenn du kannst: Patrick

29 Jahre.

29 Jahre ist Patrick St. Claire erst alt, und doch eilt ihm sein Ruf als emotionsloser und erfolgsorientierter Mensch voraus. Als neuer Teilhaber der Thompson Holding ist es sein erklärtes Ziel, die Firma wieder dorthin zu bringen, wo sie seiner Meinung nach hingehört: an die Spitze. Dass ihm ausgerechnet sein dunkles Geheimnis dabei in die Quere kommen könnte, hatte er allerdings nicht geplant ...

Fünf Jahre.

Fünf Jahre arbeitet Juliette Franklin schon als Sekretärin bei der Thompson Holding. Bisher liebte sie ihren Job,

doch das ändert sich schlagartig, als Patrick St. Claire ihr neuer Vorgesetzter wird. Fortan muss sie jeden Tag seine Schikanen ertragen, obwohl das Schicksal ihr ohnehin schon böse mitgespielt hat. Am Tiefpunkt ihrer Verzweiflung angelangt, erhält sie jedoch unerwartete Hilfe …

Heil mich, wenn du kannst: Francoise

Vier Jahre.

Vier Jahre arbeitet Jefferson Hunt schon für den reichen Geschäftsmann Patrick St. Claire. Durch einen Zufall rettet er Francoise Denver, die Assistentin seines Chefs, aus einer prekären Situation – und ist zutiefst verwirrt, denn Fran eilt ein zweifelhafter Ruf voraus. Noch nie hat er eine Frau kennengelernt, die so unnahbar und zugleich so Nähe suchend ist.

 

Sechs Jahre.

Sechs Jahre ist es her, dass in einer einzigen Nacht Francoise komplettes Leben zerstört wurde. Sie weiß, welches Image man ihr nachsagt und tut alles, um dieses zu wahren. Erst, als sie Jefferson kennenlernt, bröckelt die mühsam errichtete Fassade und zutiefst verängstigt stößt sie ihn immer wieder von sich.

Was bisher geschah:

In Band 1 geht es um Michael und Susan. Vor über 4 Jahren wurde Michaels Schwester Annabell bei einem brutalen Überfall ins Koma geprügelt, aus dem sie lange Zeit nicht wieder aufwacht. Michael macht nicht nur sich, sondern auch die Frau, die er liebt, dafür verantwortlich. Aus diesem Grund stößt er Susan damals von sich. In »Heil mich, wenn du kannst - Michael« erzählen wir ihre Geschichte.

In Band 2 begleiten wir Annabell, die nach dem Aufwachen aus dem Koma so gut wie alles neu lernen muss. Depressiv und selbstmordgefährdet sieht sie kaum Sinn in ihrem Dasein. Mit Hilfe ihres Pflegers Jonathan lernt sie, nicht nur zurück ins Leben zu finden, sondern begreift auch: Wer liebt, gibt nicht auf. Lest ihre ergreifende Geschichte in »Heil mich, wenn du kannst – Annabell«.

Band 3 reiht sich zeitlich nahtlos ans letzte Kapitel von Band 2 ein, spielt aber in den 6 Monaten, die zwischen letztem Kapitel und Epilog von Band 2 liegen. In »Heil mich, wenn du kannst – Lorraine« erzählen wir die Geschichte von Lorraine Baker, die als Nanny für Michael und Susan arbeitet, und unverhofft in eine Kette von Ereignissen hineingezogen wird, die ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellen.

Band 4 liegt zeitlich ebenso wie Band 3 in den 6 Monaten zwischen letztem Kapitel und Epilog von Band 2. Hier erzählen wir die Geschichte von Patrick St. Claire, der als neuer Partner in die Firma von Michael Thompson aufgenommen wird. Er hat ein dunkles Geheimnis, das ihn zu dem werden ließ, der er ist.

In Band 5 begleiten wir Francoise Denver auf ihrem Weg in ein neues Leben. Francoise ist aufgrund einiger Vorfälle in ihrer Vergangenheit zu einer Frau geworden, für die Männer kaum mehr als eine Ablenkung auf der Flucht vor sich selbst darstellen. Als der Chauffeur Jefferson Hunt sich trotz der Boshaftigkeit Frans ihm gegenüber nicht davon abbringen lässt, ihr Freund sein zu wollen, gerät Francoises mühsam aufgebautes Kartenhaus gehörig ins Wanken.

Jedes Buch lässt sich unabhängig voneinander lesen, allerdings können wir dennoch nicht immer ganz vermeiden, dass sich manche Ereignisse besser erschließen lassen, wenn man die Vorgeschichte kennt.

Prolog

Die Augen geschlossen und mit vorgeschobenen Becken hörte er das Schmatzen der Blonden, während sie seinen harten Schwanz bearbeitete. Er öffnete die Augen, aber das war ein Fehler. Die Tussi sah von oben so Kacke aus, dass er sofort merkte, wie seine Härte langsam nachließ.

»Dreh dich um«, wies er sie an und die Blonde ließ seinen abschwellenden Kerl aus ihrem Mund gleiten, was ein schreckliches Geräusch machte. Umständlich schob sie ihren Körper auf dem Bett herum und präsentierte Ryan ihr Hinterteil. Seine Hand sauste auf die wohlgeformten Backen hinab und sie quittierte den Schlag mit einem Quietschen. Meine Güte, es war kein Wunder, dass sein bestes Stück keinen Bock mehr auf sie hatte.

»Klappe«, murrte er, riss eine Kondompackung auf und setzte anschließend an ihrem Loch an.

Mit geschlossenen Augen und gleichmäßigen Bewegungen stand sein bestes Stück wieder stramm und er spürte, wie es sich langsam in ihm aufbaute. Er krallte sich in ihre Hüften fest und stieß härter zu. Gleich …

»Hey, mach doch mit«, riss ihn die nerventötende Stimme der Blonden aus seiner Ekstase. Nicht mehr viel und er hätte endlich abgespritzt. Sein Blick glitt zu der Tür, die zum Flur hin offenstand und er erkannte Terry, der mit großen Augen der Szene folgte.

Der Kleine war noch nicht lange bei seiner alten Gang gewesen, aber irgendwie fühlte er sich genötigt, ihm immer wieder unterstützend unter die Arme zu greifen. Er grinste breit. Das war eine echt gute Idee. So konnte der Kleine seinen Spaß haben, noch was lernen und das Weib hielt ihren Mund, wenn dieser gestopft wurde.

»Terry, komm her. Du darfst das vordere Loch haben, nicht wahr, Baby?«, lachte er und rammte sich wieder in ihr heißes Fleisch hinein.

Doch Terry schüttelte nur den Kopf und floh regelrecht vom Flur. Kopfschüttelnd drehte sich Ryan wieder nach vorn und das blonde Ding grinste ihn an. »Dann besorg du es mir weiter, du Hengst.«

Scheiße, rum war es mit seiner Geilheit und er zog sich aus ihr heraus.

»Zieh dich an und mach, dass du rauskommst«, scheuchte er die Tussi weg. »Und halt den Mund, deine Stimme ist nicht zu ertragen.«

Er wusste, dass er sich gerade wie der allerletzte Arsch benahm und würde das seine Schwester mitbekommen, so würde sie ihn nackt durch New York jagen. Doch seit es die Bande nicht mehr gab, fühlte er sich fehl am Platz und die einst geilen Nummern mit den Frauen verloren immer mehr den Reiz. Unwillig schüttelte er den Kopf, schmiss das Kondom weg und zog sich die Hose hoch.

Im Wohnzimmer seines Elternhauses saßen zwei seiner Kumpel und Terry hatte sich auf einen Sessel zurückgezogen. »Hey Kleiner, nichts für ungut«, fühlte sich Ryan genötigt, zu sagen. Zaghaft nickte der dürre Kerl.

»Du blödes Arschloch.« Das blonde Etwas hatte es anscheinend auch geschafft, sich anzuziehen, und ließ die Haustür lautstark hinter sich ins Schloss fallen.

»Mann, war die sauer. Haste es ihr nicht richtig besorgt?«

»Halt die Klappe, Bud«, knurrte Ryan. »Sei du lieber froh, dass du nicht mit der ganzen Bande hochgegangen bist, sondern hier sitzen kannst. Apropos Sitzen. Muss euch rauswerfen. Ab morgen darf ich in diesem Zentrum meine Sozialstunden leisten.«

»Kacke, da beneide ich dich echt nicht, Kumpel.«

Ryan verabschiedete die drei mit einem Handschlag und machte sich dann seufzend dran, das Haus aufzuräumen. Eigentlich hatte hier einmal seine Schwester gewohnt, nachdem die Eltern bei einem Autounfall vor sechs Jahren ums Leben gekommen waren. Ihn hatte es hart getroffen, und er war auf die schiefe Bahn geraten. Erst als er von einer Gang aufgenommen worden war, hatte er gedacht, dass es aufwärtsginge. Vor allen Dingen, als seine Schwester ins Haus ihres neuen Arbeitgebers gezogen war, um dort die Stelle der Nanny anzutreten. Das war jetzt fast ein Dreivierteljahr her.

Damals hatten sich die Ereignisse überschlagen, als sich herausstellte, dass er Mitglied in genau der Gang war, die anscheinend vor fast 10 Jahren am Mordanschlag auf Michael Thompsons Eltern beteiligt gewesen war, dem Arbeitgeber seiner Schwester. Als neue Beweise auftauchten, heftete sich der ermittelnde Detective an seine Fersen und brachte Ryan dazu, für ihn Informant in der Gang zu spielen. Diesem Mann hatte er es auch zu verdanken, dass er, nachdem man die Kerle hatte hochgehen lassen, nicht in die Schusslinie geraten war. Denn nicht nur, dass er Informant gespielt, sondern auch, dass der Detective sich in seine Schwester verliebt hatte, hatte Ryan enorm geholfen.

Und doch hatte seine Schwester, die mittlerweile mit Nathan, dem Detective, auf dem Grundstück der Thompson zusammenwohnte, darauf bestanden, dass Ryan nicht ganz so unbeschadet aus allem herausging wie vorgesehen. Er durfte zwar weiter in seinem Elternhaus wohnen, wenn ihr jedoch Beschwerden der Nachbarn zu Ohren kamen oder das Haus einem Saustall glich, würde er hochkant rausfliegen. Außerdem musste er für ein halbes Jahr im neu errichteten Zentrum Help for a better life, welches von Annabell Briggs, der Schwester von Michael Thompson, gegründet worden war, für kleines Taschengeld Sozialstunden leisten.

Die Gebäude waren erst vor Kurzem fertiggestellt worden und würden einigen Kranken, die sich normalerweise keine Therapie leisten konnten und es schlimm getroffen hatten, einen Platz bieten.

Annabell, die mittlerweile mit ihrem ehemaligen Pfleger verheiratet war, hatte ihm diese Möglichkeit auf Bewährung ohne mit der Wimper zu zucken geboten, als Lorraine sie gefragt hatte.

Noch immer hatte Ryan die Familienverhältnisse der Thompson-Familie nicht ganz verstanden und wenngleich er morgen im Zentrum als Pfleger anfing, interessierte es ihn auch nicht wirklich. Viel mehr hoffte er auf hübsche Schwestern, die er in seinen Pausen vernaschen konnte. Denn irgendwie schien ihn der vormalige Frauentyp – vollbusig, blond und willig – nicht mehr richtig auf Touren zu bringen.

Zufrieden lächelnd, dass er hoffentlich ab morgen ganz andere, und vor allen Dingen viele Reize geboten bekommen würde, begann er nun doch gut gelaunt aufzuräumen.

Laura

»Ms. Higgins? Hätten Sie bitte einen Moment Zeit für mich?«

Langsam drehte sich Laura um und blickte zu der Bürotür, die soeben geöffnet wurde. »Aber natürlich, Ms. Weatherbee!«, lächelte sie und setzte sich in Bewegung. Überall herrschte reges Treiben und leises Stimmengewirr hing in der Luft. Vor wenigen Tagen erst hatte das neue Therapiezentrum seine Tore geöffnet, das mit Hilfe der Help for a better Life Fundation errichtet worden war und langsam aber stetig kamen auch die letzten Langzeitpatienten an.

Noch herrschte überall ein wenig Chaos, neues Personal traf ein, musste eingewiesen und verteilt werden, aber Laura liebte diese Phase. Beim Entstehen dieser Einrichtung dabei zu sein, ihr ein Gesicht zu geben, war genau das, was sie schon immer gewollt hatte. Energisch schob sie das Klemmbrett unter den Arm, betrat das Büro von Susan Weatherbee, ihrer neuen Vorgesetzten und schloss die Tür hinter sich.

»Nehmen Sie bitte Platz«, Susan deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und schob einige Ordner zur Seite, die sich auf diesem stapelten. »Wenn ich jetzt sage, dass diese Akten die Reste vom großen Chaos sind, klingt das erschreckend, oder?«

Laura grinste. »Nur, wenn man nicht weiß, welchen großen Ansturm das Zentrum bereits in diesen wenigen Wochen erlebt hat, Ms. Weatherbee.«

»Sagen Sie doch Susan zu mir. Und ja, ich schätze, Sie haben Recht. Annabell hatte mich gewarnt, dass es stressig werden könnte, als ich mich dazu entschieden habe, aus der Babypause heraus zumindest halbtags wieder arbeiten zu gehen!«

»Ich freue mich sehr, dass Sie mit an Bord sind, Susan«, lächelte Laura. »Ich habe von Juliette erfahren, welche Geschichte Sie mit Annabell und Ihrem Verlobten verbindet. Ich finde wundervoll, wie sich alles zum Guten gewendet hat. Und dieses Zentrum ist ein Traum!«

»Annabell hat ganze Arbeit geleistet, das stimmt. Aber ich würde gern jetzt über Ihre Aufgaben hier sprechen«, Susan griff nach einer Akte zu ihrer Linken und hielt sie ihr entgegen. »Heute ziehen nicht nur die vorerst letzten Patienten ein, sondern wir bekommen auch einen jungen Mann zu uns, der ... nun ja, Sozialstunden hier ableisten muss.«

Laura griff nach der Akte und schlug sie auf. Das Bild eines jungen Mannes mit blonden Haaren und einem verwegenen Blick, schätzungsweise ungefähr in ihrem Alter, war an einem kurzen Bericht angeheftet. »Ryan Baker«, las sie leise.

»Ryan ist der Bruder meiner Nanny Lorraine«, erklärte Susan. »Er hat eine etwas bewegte Vergangenheit hinter sich. Nach dem Tod seiner Eltern geriet er auf die schiefe Bahn und trat einer Gang bei, die nicht gut für ihn war. Dies ist hier eine Form von Bewährungsstrafe für ihn. Hätte er nicht dabei geholfen, die Bande hochgehen zu lassen, die vor vielen Jahren die Eltern meines Verlobten umgebracht haben, wäre er längst im Gefängnis.«

Laura sah auf und begegnete Susans Blick. »Ich verstehe. Sie möchten, dass ich ihn unter meine Fittiche nehme?«

»Ja, das möchte ich. Juliette«, jetzt lächelten beide Frauen, »hält große Stücke auf Sie und Ihre Zeugnisse sprechen für sich. Ryan ist ... nicht einfach, aber mein Verlobter und seine Schwester haben es sich in den Kopf gesetzt, dass wir ihn auf den rechten Weg zurückbringen können, und fühlen sich ihm gegenüber aus genannten Gründen zu Dank verpflichtet.«

 

Laura nickte. »Verstehe. Ich werde schon mit Ryan zurechtkommen!«

»Davon bin ich überzeugt! Er sollte um 9 Uhr hier eintreffen und es wäre mir sehr recht, wenn Sie ihn einarbeiten und ihm Aufgaben zuteilen könnten, Laura. Ich denke, dass Sie am besten beurteilen können, wobei Mr. Baker Ihnen eine Hilfe oder ein Hindernis sein wird. Sie haben volle Entscheidungsfreiheit, was das betrifft.«

Laura schloss die Akte und erhob sich. »In Ordnung, ich werde mich darum kümmern.«

Ein paar Minuten später eilte sie erneut den Gang entlang, diesmal auf dem Weg zum Pausenraum. Schon von weitem war leises Stimmengewirr zu hören, das aber immer deutlicher in Gekicher umschwenkte, je näher Laura dem Zimmer kam. Stirnrunzelnd blieb sie stehen. Was gab es denn am frühen Morgen schon zu kichern, und noch dazu so laut, dass man es durch die geschlossene Tür auf dem Gang hören konnte?

Das Bild, das sich ihr bot, als sie die Tür nun öffnete und eintrat, war ... überraschend. Dort stand der junge Mann, den sie bislang nur von dem Foto kannte, das sie mitsamt der Akte augenblicklich fest an ihren Oberkörper drückte. Und er war umringt von einigen Schwesternschülerinnen, die ihn völlig verzückt anhimmelten. Ein leises Seufzen entfuhr ihr. Das fing ja schon gut an.

Eines der Mädchen drehte sich nun, unauffällig, wie sie glaubte, sogar um und öffnete den obersten Knopf ihrer Schwesterntracht, nur um gleich darauf ihre üppige Oberweite mit den Händen etwas besser in Szene zu rücken. Mit einem dumpfen Knall ließ Laura die Tür ins Schloss fallen. »Was geht denn hier vor?«

Wie ein Stall aufgescheuchter Hühner stoben die Schwestern auseinander, sie hatten Laura an der Stimme erkannt und augenblicklich kehrte Ruhe ein. Der junge Mann jedoch konnte nicht wissen, wen er da vor sich hatte. Sein Kopf hob sich zu ihr, seine Augen blitzten und ein charmantes Lächeln trat auf seine Lippen. »Das wird ja immer besser hier! Ich glaube, die Zeit, die ich hier absitzen muss, könnte doch noch recht angenehm werden.«

Langsam machte Laura einige Schritte auf ihn zu. »Angenehm also, ja?«, fragte sie gedehnt. Ryans Blick glitt abschätzend über ihren Körper und sofort presste sie die Akte noch etwas fester an sich. »Ich bin Laura und auf Wunsch der Chefin ab sofort für Sie zuständig.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Laura. Und ... ich mag deine Chefin jetzt schon!«, grinste ihr Gegenüber sie an. »Wir werden bestimmt eine Menge Spaß zusammen haben.«

»Werden wir?« Ihre Augenbrauen hoben sich. »Das wird sich noch zeigen. Ich würde Sie fürs Erste jetzt bitten, mir zu folgen, damit ich Ihnen die Arbeitskleidung übergeben kann, Mr. Baker.«

»Ich folge dir, wohin immer du willst«, Ryan winkte den Schwesternschülerinnen augenzwinkernd zu, was diese erneut kichern ließ. »Man sieht sich, Ladys!«

Kopfschüttelnd wandte Laura sich ab und marschierte hinaus, ohne darauf zu achten, ob ihr neuer Schützling ihr nun folgte oder nicht.

Leise Schritte hinter ihr machten jedoch deutlich, dass dem offenbar der Fall war und einen Moment später schloss Ryan zu ihr auf. »Du gehst auch zum Lachen in den Keller, oder?«, murrte er, kaum, dass er sie erreicht hatte.

Abrupt blieb sie stehen und starrte ihn finster an. »Ich nehme meinen Job ernst, Mr. Baker, das ist ein großer Unterschied. Mir scheint, Sie verkennen den Ernst der Lage ein wenig!« Mit einer Hand klopfte sie auf die Akte, die sie noch immer an sich gepresst hielt. »Ihnen sollte etwas klar sein. Erstens ist das hier so etwas wie Ihre letzte Chance«, erklärte sie, »und zweitens sind wir hier in einem Zentrum für schwerkranke Menschen, Mr. Baker, und nicht bei der Partnerbörse!«

Jetzt war es an Ryan, sie überrascht anzusehen. »Okay, okay«, er hob die Hände an, das Grinsen jedoch wich nicht aus seinem Gesicht. »Ich sehe schon, wir werden wohl doch nicht so viel Spaß haben, wie ich dachte!«

Stirnrunzelnd wandte sich Laura von ihm ab und setzte sich wieder in Bewegung. Vor der Tür, die ins Lager führte, blieb sie stehen, nestelte ihren Schlüssel hervor und schloss auf. »Da Mrs. Weatherbee mich darum gebeten hat, Sie unter meine Fittiche zu nehmen, werden Ihre Arbeitszeiten mit denen von mir abgeglichen sein. Heißt, drei Tage Frühschicht von 6 bis 14 Uhr, einen Tag frei, drei Tage Nachtschicht von 22 bis 6 Uhr, einen Tag frei, und dann drei Tage in der Spätschicht von 14 bis 22 Uhr abends. Bei Krankheitsfall im Kollegium natürlich bedarfsweise auch austauschbar.« Ein leises Keuchen war von Ryan zu hören und nun war es an Laura, zu grinsen. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Soll ja niemand behaupten, wir würden unser Geld leicht verdienen, nicht wahr?«

Sie öffnete die Tür und betrat das Lager, wo sie mit sicherem Blick die Dienstkleidung für Ryan heraussuchte und ihm dann reichte. »Wenn Sie sich umgezogen haben, werde ich Ihnen kurz das Zentrum zeigen und danach besuchen wir gemeinsam unseren ersten Patienten.«

»Haben wir nur einen Patienten, um den wir uns kümmern werden?«

Ein leises Lachen entwich ihr. »Nein, das lässt sich leider nicht realisieren. Die Kosten für eine solche Betreuung wären viel zu hoch, und da wir ausschließlich durch Spenden finanziert werden, müssen wir das im Auge behalten. Wir versuchen allerdings, den Wechsel so gering wie möglich zu halten, allein im Interesse der Patienten. Daher haben wir Teams gebildet, die im Drei-Schicht-System immer die gleichen Patienten betreuen.«

Gefolgt von Ryan verließ sie den Raum wieder und schloss ab. »Das Team, dem auch Sie in Zukunft angehören, betreut insgesamt sechs Patienten. Sie werden heute jeden Einzelnen kennenlernen. Ach, und übrigens«, sie warf ihm einen schiefen Blick zu und der Schalk blitzte für einen Moment in ihren Augen auf, während sie den Gang entlang eilte, »wird hier grundsätzlich jeder gesiezt, es sei denn, Sie werden ausdrücklich um etwas anderes gebeten. Klar soweit?«

»Noch deutlicher wäre angeschrien, oder?«, grinste er.

Vor den Umkleideräumen für das männliche Pflegepersonal blieb Laura stehen. »Drinnen sollten genug leere Spinde sein. Suchen Sie sich einen aus, schließen Sie Ihre privaten Dinge ein und nehmen Sie den Schlüssel dann mit.«

***

Mit einem leisen Klopfen öffnete Laura die Tür des Patientenzimmers und trat ein, dicht gefolgt von Ryan. »Guten Morgen, Mr. Drexler«, lächelte sie und näherte sich dem Bett, in dem ein junger Mann lag.

»Sagen Sie bitte Philip oder Phil zu mir, sonst fühle ich mich so schrecklich alt«, grinste der Angesprochene und betätigte den Knopf an einer kleinen Fernbedienung, die er in der Hand hielt. Die Rückenlehne des Bettes hob sich mit einem leisen Surren.

»Also gut, Phil«, sie streckte ihm die Hand entgegen, welche der junge Mann langsam und mit sichtlicher Kraftanstrengung in seine nahm und kaum spürbar drückte. »Mein Name ist Laura und ich gehöre zu dem Team, welches Sie betreut.«

»Und der Kerl hinter Ihnen ist dafür zuständig, mich durch die Gegend zu hieven, weil Sie mit ihrem zierlichen Figürchen das sicherlich nicht schaffen, richtig?«

Von Ryan war ein leises Schnauben zu hören und Laura lächelte. »Ja, so ähnlich. Mr. Baker ist unser neuer Zivi und wird mir zur Hand gehen.« Sie zog ein kleines Tablet aus einer Halterung am Bett, gab ein paar Zahlen ein und las schweigend.

»Guter Versuch, junger Mann!«, erklärte sie dann und sah auf. »Weder Ryan noch ich werden Sie durch die Gegend hieven, wie Sie es so schön nennen.« Mit dem Zeigefinger klopfte sie auf den Rand des Tablets. »Aber dafür dürfen Sie mit uns beiden Händchen halten, sollte es notwendig sein!«

Philip Drexler seufzte theatralisch. »Neues Zentrum, neues Glück. Hätte ja auch klappen können, dass Sie nicht merken, dass ich mich zwar wie ein alter Mann bewege, aber ...«

»Sie sollten froh sein, dass Sie sich überhaupt noch bewegen können, Phil«, schmunzelte sie. »Wir werden für Sie tun, was immer nötig ist und worum Sie uns bitten, aber ...«

»Lassen Sie mich raten, ich muss meinen Arsch selbst in die Höhe bringen?«

Amüsiert nickte Laura. »Genauso ist es.« Erneut war von Ryan leises Schnauben zu hören und er murmelte etwas vor sich hin. Sie verstand zwar nicht, was er sagte, aber ein kurzer Blick in dessen Richtung zeigte, dass sein Gesicht Bände sprach. Er wirkte wenig begeistert.

»Sie hören sich an wie Jessica, die Pflegerin aus dem Delfin-Zentrum, in dem ich war. Sie werden mich sicherlich auch quälen, und es wird Ihnen Spaß machen!«, kam es mürrisch von Phil, aber das Zucken seiner Mundwinkel machte deutlich, wie sehr er diesen Schlagabtausch genoss.

»Delfin-Zentrum?«, echote Laura. »Sie waren mit Annabell Briggs dort, oder?« Als erneut leises Murren von Ryan ertönte, winkte sie Ryan räuspernd zu sich heran und drückte ihm das Tablet in die Hand. »Lesen Sie bitte, Mr. Baker. Ihre Fragen können Sie gern später stellen!«, sagte sie und warf ihm einen scharfen Blick zu.

»Sie sind gut informiert. Richtig, ich war mit Annabell dort, allerdings hieß sie zu jener Zeit noch Thompson. Und ich wusste schon, dass es die große Liebe zwischen ihr und Jonathan ist, noch bevor die beiden selbst es wussten!«, erklärte Phil, während sich Ryan mit dem Tablet wieder setzte und schweigend las.

»Erzählen Sie mir ein bisschen von Ihrem Aufenthalt im Zentrum«, bat sie lächelnd, entfernte die Bettdecke und legte die mageren Beine ihres Patienten frei. Dieser begann bereitwillig, von seiner Zeit mit den Delfinen zu berichten. Laura kannte den Leidensweg, der hinter ihm lag, aber dennoch hörte sie aufmerksam zu, während sie routiniert alles erledigte, was zu ihren täglichen Aufgaben gehörte.

»Und am Ende war es Jonathan, der dafür sorgte, dass ich den Platz hier erhalten habe und mich zukünftig von Ihnen quälen lassen darf«, endete Phil, kurz nach dem Laura die Bettdecke wieder hochgezogen hatte.

»Mr. Briggs hat gut daran getan, Sie hier unterzubringen, Philip. Gleich wird einer meiner Kollegen erscheinen und Sie zur Muskeltherapie abholen«, sie drehte sich zu Ryan und bedeutete ihm, aufzustehen. »Und während Sie eine tolle Massage genießen, sollte ich mit Jessica telefonieren!«, zwinkerte sie dann in Richtung ihres Patienten. »Vielleicht hat sie ja noch ein paar Tipps für mich!«

Ein breites Grinsen legte sich auf Philips Gesicht. »Tun Sie sich keinen Zwang an. Ich gewinne den Eindruck, dass Jessica noch von Ihnen lernen kann.«

»Wir werden sehen«, lachte sie, nahm das Tablet von Ryan entgegen, sperrte es und schob es dann zurück in die dafür vorgesehene Halterung. »Bis später, Phil!«

Verfolgt vom leisen Lachen des Patienten verließen die beiden das Zimmer. Kaum, dass sich die Tür geschlossen hatte, veränderte sich Lauras Miene und sie fuhr mit blitzenden Augen zu Ryan herum. »Sie werden nie wieder ... hören Sie, nie wieder in Gegenwart eines Patienten solch ein Benehmen an den Tag legen, Ryan!«, fauchte sie.