Ein Engel auf Abwegen

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Aus der Reihe: What the Hell #2
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Ein Engel auf Abwegen
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Alisha Mc Shaw, Melanie Weber-Tilse

Ein Engel auf Abwegen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah

Dämonia – Vom Pech verfolgt

Arman – Weit entfernt

Gabriel – Irgendwo im Nirgendwo

Dämonia – Im Nirgendwo mit dem Federvieh

In der Bibliothek

Gabriel – Ruhig Blut!

Dämonia – Verdammte Bindung

Gabriel - Sex, Sex und … noch mal Sex!

Dämonia – Frieden?

Arman – Unentdeckt

Gabriel – Allein, allein

Dämonia – Flucht ist zwecklos

Gabriel – In-Team?

Dämonia – Friede

In der Bibliothek

Arman – Chance

Gabriel – In der Falle

Dämonia – Gefangen?

Gabriel – Die Hoffnung stirbt zuletzt

Dämonia – Kontakt

Gabriel – Die unbekannte Tote

In der Bibliothek

Dämonia – Grigori

Arman – Macht

Gabriel – Bei der Macht von ...

Dämonia – Déjà-vu

Gabriel – Erinnerungen

Dämonia – Neues Leben

Danksagung Alisha Mc Shaw

Über Alisha Mc Shaw

Danksagung Melanie Weber-Tilse

Über Melanie Weber-Tilse

Impressum neobooks

Inhaltsverzeichnis

Ein Engel auf Abwegen

Alisha Mc Shaw und Melanie Weber-Tilse

»Na, Engelchen, kein Viagra genommen heute Morgen, oder was ist los?«

Seiner Kräfte beraubt und mit einer nervtötenden Dämonin an der Seite landet Erzengel Gabriel in einer anderen Dimension. Schuld daran ist Arman, der Wächter der ewigen Bibliothek, welcher versucht hatte, die Herrschaft über Himmel und Hölle an sich zu reißen. Da er allein nicht die geringste Chance auf eine Rückkehr hat, sieht sich Gabriel gezwungen, ein Bündnis mit Dämonia einzugehen, das ihm alles abverlangt.

»Was ist daran so schwierig? Fällt es dir wirklich so schwer, jemandem zu vertrauen?«

Begründet durch jahrhundertelange Feindschaft kann sich Dämonia nur zögernd auf die Zusammenarbeit mit Gabriel einlassen. Durch ein Versehen enger aneinandergefesselt, als es beiden lieb ist, entsteht allmählich ein zerbrechlicher Waffenstillstand. Der Erzengel und die Schatzsucherin des Teufels müssen einsehen, dass sie einander brauchen, um zu überleben.


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Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2017

Ihr findet uns auf

facebook.com/AlishaMcShaw

http://alishamcshaw.de/

http://www.weber-tilse.com

https://www.facebook.com/m.webertilse

Herausgeber:

Alisha Mc Shaw

Apostelstrasse 8, 56567 Neuwied

Melanie Weber-Tilse

Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain

© Oktober 2017 Alisha Mc Shaw / Melanie Weber-Tilse

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.

Covergestaltung: Alisha Mc Shaw / http://alishamcshaw.de

Bilder: © @ inigocia, @ nutriaaa / depositphotos.com

© Coka, © olly / stock.adobe.com

Korrektur: Alisha Mc Shaw

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Was bisher geschah

Ein Engel für Luzifer (Band 1)

Angelique

Nach einer unfreiwilligen, aber erfolgreichen Zusammenarbeit beschließen Erzengel Gabriel und Höllenfürst Luzifer, die veralteten und auf falschen Tatsachen basierenden Verträge zwischen den so unterschiedlichen Parteien neu auszuhandeln. Aus diesem Grund findet ein Treffen aller wichtigen Vertreter von Himmel und Hölle auf dem neutralen Boden der ›ewigen Bibliothek‹ statt. Doch Arman, der Wächter derselben, spielt ein falsches Spiel, denn er will mit Hilfe eines jahrhundertealten Buchs die Herrschaft über die gesamte Welt erlangen.

Während die Verhandlungen in vollem Gange sind, erschafft Arman ein magisches Portal, durch das alle Anwesenden in einer anderen Dimension gefangen werden sollen. Der »Braut des Teufels« Angelique gelingt es jedoch, die freiwillig gegebenen Kräfte aller in sich zu vereinen und zu kanalisieren, wodurch sie das Schlimmste verhindern und den Dimensionsriss schließen kann, bevor alle hineingezogen werden ...

»Was ist geschehen?«, fragte sie. Ihr Blick glitt von einem zum anderen. Alle Erzengel standen um sie und Luzifer herum und jeder von ihnen wirkte ... verzweifelt. Bruchstücke der Ereignisse spielten sich in ihrem Kopf ab, doch noch war ihr Gehirn nicht dazu in der Lage, die einzelnen Teile zu einem sinnvollen Bild aneinanderzureihen. Angel stutzte. Alle Erzengel? Mitnichten. Einer fehlte. »Wo ist Gabriel?«, wollte sie wissen.

Betretenes Schweigen hüllte sie ein, selbst der Höllenfürst wirkte bedrückt. Und das machte ihr am meisten Angst. Ihr Gefährte stand auf und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Angel löste die warme Umarmung der Flügel um ihren Körper und legte sie am Rücken an. Nur das leise Streichen der Federspitzen über den Boden war zu hören, alle sahen angespannt zu ihr.

»Ich habe es nicht geschafft, oder?«, fragte sie dann leise, als die Erinnerung auf sie einzuprasseln begann wie ein warmer Sommerregen. Ihr Blick glitt durch die Bibliothek, die kaum noch als solche zu erkennen war. Überall verstreut lagen Bücher, teilweise in ihre Einzelteile zerlegt, zerrissen oder ihrer Seiten beraubt. Umgekippte Regale machten das Bild nicht besser.

Michael trat auf sie zu und nach einem kurzen Seitenblick auf Luzifer ergriff er ihre Hände und drückte sie sanft. »Angelique, du hast mehr getan, als wir jemals für möglich gehalten hätten. Wir alle ... verdanken dir unser Leben.« Die anderen Erzengel nickten zustimmend. »»Gabriel war schon verloren, bevor wir erkannten, dass du der Schlüssel dazu bist, die Ereignisse aufzuhalten.«

»Verloren?«, echote Angel. »Aber das kann doch nicht sein!«, sie entzog dem Engel ihre Hände. »Er ist ein verdammter Erzengel!«

Uriel trat hinzu. »Du warst fast eine Stunde ohne Bewusstsein, Teufelsbraut.« In seiner Stimme lag kein Hohn, als er sie so nannte, sondern ehrliche Anerkennung. »Wir haben versucht, seine Signatur aufzuspüren, aber ...« Er beendete den Satz nicht, aber Angelique wusste auch so, was er hatte sagen wollen.

»Ihr habt mir eure Macht gegeben«, wisperte sie und sank in sich zusammen. »Ich hätte es verhindern müssen.« Tiefe Traurigkeit machte sich in ihr breit. Eine Hand glitt unter ihr Kinn und zwang sie, aufzusehen. Ihr Blick traf den blitzenden und finsteren von Luzifer.

 

»Du hast die ganze, gottverdammte Welt gerettet, Angel. Das kann sonst keiner von uns hier behaupten. Du allein hast verhindert, dass weitaus Schlimmeres passiert ist!«, knurrte er.

Ein halbherziges Lächeln schlich sich auf ihre Züge. »Wir müssen ihn suchen!«, rief sie dann aus. Erneut begegnete ihr nur Schweigen. Sie richtete sich wieder auf und blickte auffordernd in die Runde. »Was ist? Worauf wartet ihr?«

»Engelchen«, der Höllenfürst neben ihr seufzte. »Wenn wir auch nur die geringste Ahnung hätten, wo Gabriel und übrigens auch Dämonia und Arman sind ... denkst du wirklich, dass wir dann noch hier stehen und Maulaffen feilhalten würden?«

»Arman hat irgendein Buch gefunden, das ihm zu enormer Macht verholfen haben muss«, erklang Raphaels Stimme zu ihrer Linken und sie wandte dem Engel ihre Aufmerksamkeit zu. »Das Tor, das er geschaffen hat, war ein Dimensionsriss. Aber leider gelingt es uns nicht, die Struktur zu erkennen und somit können wir auch nicht herausfinden, wo dieser Riss hingeführt hat.«

Angel schüttelte resigniert den Kopf. »Und lasst mich raten. Das Buch ist unauffindbar?« Raphael nickte und ein sarkastisches Lachen entwich ihrem Mund. »Und was ist jetzt mit eurer Macht?«

»Es hat sich nichts verändert.«

Bei diesen Worten fuhr sie zu Michael herum, breitete langsam ihre Flügel aus. »Ich sehe aus wie Prinzessin Swarovski mit Glitzerflügelchen und ... du sagst, es hat sich nichts verändert? Ernsthaft jetzt?«

Der Erzengel hob entschuldigend beide Handflächen nach oben. »Nun ja ... fast nichts. Wir alle«, er deutete einmal in die Runde, »haben dir unsere Macht übertragen und du konntest sie kanalisieren. Nachdem es dir gelungen war, den Riss zu schließen, kehrte die Energie zu ihrem Ursprungsort zurück. Momentan kann ich nur Vermutungen anstellen, aber ich gehe davon aus, dass ein Teil von jedem von uns sich in dir widerspiegelt, und es zeigt sich in der Veränderung deiner Flügel.«

Angels Blick glitt an sich herunter. »Also ... vereine ich Energien von Himmel und Hölle in mir?«

Der Erzengel nickte. »Ich gehe davon aus. Genaueres werden wir tatsächlich erst wissen, wenn wir die Bibliothek wiederhergestellt haben.«

»Wir müssen versuchen, Gabriel, die Dämonin und letztendlich auch Arman zu finden.«

Michael nickte. »Ja, da stimme ich dir zu. Jetzt wo ...«, er räusperte sich, »Gabriel indisponiert ist, muss der Rat sich neu formieren.«

Ein lautes Hüsteln in ihrem Rücken ertönte. »Das wäre dann wohl der Moment, in dem ich mich ebenfalls einschalte, oder?« Luzifer trat an ihre Seite und blickte zu Michael. »Der Rangfolge nach bist du das neue Oberhaupt da oben, oder?« Ein Nicken bestätigte seine Vermutung. »Angesichts der Tatsache, dass wir alle offensichtlich in den letzten Jahren manipuliert worden sind ... bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Verträge zwischen Himmel und Hölle neu ausgehandelt werden sollten.«

Angels Herz machte einen erfreuten Hüpfer und sie holte Luft, um etwas zu sagen. Luzifer jedoch hob seine Hand und gebot ihr zu schweigen. »Sei still, kleine Teufelsbraut. Ich würde sagen, solange ich noch einen letzten Rest meiner Eier besitze, sollte ich die Verhandlungen führen!« Sie verbiss sich ein Lachen, versuchte, ernsthaft dreinzublicken, und nickte dann.

»Natürlich, Herr!«

Ein unterdrücktes Lachen aus den Reihen der Erzengel ertönte. Der Höllenfürst ließ ein Knurren hören, warf Angel einen finsteren Blick zu und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder Michael. »Was sagst du?«

Der Erzengel wog seinen Kopf nachdenklich. »Einverstanden. Wir sollten mehr Spielraum für eigene Entscheidungen schaffen und die Toleranzgrenzen deutlich erhöhen.« Er streckte Luzifer seine Hand entgegen. »Sind wir uns dahingehend einig, dass die Suche nach Gabriel und die Instandsetzung der Bibliothek zurzeit vorrangig gegenüber den Verhandlungen sein sollten?«

Der Höllenfürst musterte Michael ausführlich. »Jetzt, wo die Ursache des Dämonensterbens in meinen Reihen beseitigt ist, kann auch in der Hölle wieder Alltag einkehren. Ich werde einen Trupp an fähigen Leuten entsenden, die sich ebenfalls auf die Suche nach Gabriel machen werden. Meine fähigste Schatzsucherin ist ja leider ... mit ihm zusammen verschwunden.«

Angel kniff kurz die Augen zusammen, als ihr Gefährte die Dämonin erwähnte und sie spürte das Vibrieren seines Körpers neben sich, als nun er sich darum bemühte, nicht zu lachen. »Du solltest Barofan mit der Aufgabe betreuen, ein Team für den Wiederaufbau der Bibliothek zusammenzustellen.«

Luzifer nickte, ergriff die noch immer dargebotene Hand von Michael und die beiden Männer schüttelten einander die Hände. »Akzeptiert. Mehr Spielraum und mehr Toleranz, damit kann ich leben. Setzen wir alles auf Anfang.« Ein zufriedenes Raunen erfüllte den Raum.

Dämonia – Vom Pech verfolgt

Sie nutzte aus, dass die Bibliothek heute wegen einer wichtigen Sitzung gesperrt war. So konnte sie ohne den kritischen Blick des Bibliothekars ein wichtiges Buch suchen, welches schon lange auf ihrer Liste stand.

Sie war nicht umsonst die beste Sucherin in der Unterwelt, höchstwahrscheinlich sogar der ganzen Welt, eben weil sie sich nicht immer an alle Vorschriften und Regeln hielt und manch unkonventionellen Weg einschlug.

Dämonia wusste, dass das Machtgefüge sich in den letzten Tagen stark geändert hatte und daher wunderte es sie überhaupt nicht, dass in der Mitte der Bibliothek neun Erzengel, der Höllenfürst – ihr Meister und Auftraggeber -, seine Engelsbraut und Arman, der Bibliothekar, saßen. So hatte sie ihre Ruhe, denn ab und an nahm sie auch private Aufträge an, und solch einer war das jetzt.

Während sie durch die Gänge strich, versuchte sie, mit ihren Sinnen Kontakt zu diesem speziellen Buch aufzunehmen. Das war ihr Geheimnis, warum sie die Beste war. Ihre Fähigkeit, sich mit in Auftrag gegebenen Artefakten, wenn sie in ihrer Nähe waren, zu verbinden. Oder aber Dinge aufzuspüren, die ihr den Weg wiesen, um an das Ziel zu kommen. Doch bei diesem Buch war sie bisher noch keinen Schritt weiter gekommen. Und das lag nicht daran, dass sie in letzter Zeit viel zu tun gehabt hatte. Dieser Auftrag stellte Dämonia wirklich vor eine große Herausforderung.

Als sie auf etwas in einem der oberen Regalebenen stieß, versuchte sie erst einmal ganz normal, wie es ein Mensch tun würde, dort heranzukommen. Doch alles Recken und Springen half nichts.

»Kann ich dir helfen?«

Am liebsten hätte sie laut geseufzt. Natürlich hatte sie bemerkt, wie Arman verschwunden war und sich die Versammlung die Beine vertrat. Und Gabriel, der Ranghöchste der Erzengel, stand höchstpersönlich im Gang und lehnte an einem der Regale.

»Nein«, presste sie zwischen den Zähnen hindurch und beobachtete misstrauisch, wie er sich abstieß und näherkam. Wenn er jetzt die Flügel erscheinen ließ und ihr noch einmal anbot, ihr zu helfen, würde sie ihm mit nur einem Wimpernschlag sein Federkleid abfackeln. In der Bibliothek durften keine Kräfte angewandt werden, daher sprang sie auch wie ein kleiner Flummi auf und ab und hatte nicht schon längst ihre Magie eingesetzt. Aber für diesen aufgeblasenen Erzengel würde sie liebend gern gegen diese Regel verstoßen.

»Verpiss dich einfach«, fuhr sie ihn an, als er einfach nicht stehen blieb. »Geh Harfe spielen, oder stimm die Blockflöten, was weiß ich, was du sonst so zu tun hast.«

Mit einer wedelnden Handbewegung versuchte sie, ihn wie eine lästige Fliege loszuwerden.

»Och, ich hätte da eine Flöte zum Spielen ...«, schmunzelte er und duckte sich hastig weg, als sie das schwere Buch nach ihm warf, welches sie soeben aus dem Regal gezogen hatte.

Schade, das Buch hatte ihn leider verfehlt. »Deine Flöte kannst du von dem anderen Federvieh spielen lassen, ich steh nicht auf Engelsstäbe, sind mir zu weich.« Dämonia drehte sich weg, um endlich eine der Leitern zu holen, die es extra für die oberen Regale gab.

Bevor sie jedoch gehen konnte, hielt er sie am Arm fest. »Wir können uns nachher gerne an einem Ort treffen, der nicht neutral ist. Mein Schlafzimmer zum Beispiel! Und wenn ich mit dir fertig bin, wird das einzig weiche deine Knie sein!«, knurrte er in ihr Ohr.

Da hatte Dämonia wohl einen Nerv getroffen. Sie seufzte leise. Immer wieder dasselbe mit den Tauben, vor allen Dingen den Männlichen. Kratzte man an ihrem Ego, wurden sie ungeschmeidig. Dämonia kannte alle deren dumme Sprüche und keiner von ihnen hatte es bisher geschafft, sie in eines ihrer Betten zu locken.

Denn keiner von den Adonisengeln konnte sie heiß machen und somit hatte sie nie die Bettqualitäten ausprobieren wollen. Und Mr. Chefengel hier war mal so gar nicht ihr Typ.

»Sweety, kein Bedarf«, winkte sie ab. »Beglück mal weiter deine Täubchen, die fahren sicher auf deine Sprüche ab.« Sie ließ ihn stehen und suchte in den verfickten Gängen nach einer Leiter, die wie vom Erdboden verschwunden waren.

Ein Bersten erklang, Holz wurde auseinandergerissen und dann spürte sie es – den Sog, der versuchte, sie sonst wohin zu zerren. Geistesgegenwärtig krallte sie sich am nächsten Regal fest und ließ ihre Sinne frei. Scheiße, wie konnte hier in der Bibliothek ein Riss in den Dimensionen entstehen?

Sie spürte eine Hand an ihrem Rücken und drehte den Kopf, was sehr mühsam war, denn die Kraft die der Wirbel mittlerweile hatte, war enorm.

Gabriel hatte seine Hand regelrecht in das Regal hineingeschlagen und versuchte, Dämonia zu sich zu ziehen. Ihre Hände rutschten langsam ab und obwohl sie versuchte, ihre Kräfte einzusetzen, kam sie nicht gegen die Macht an, die in dem Riss tobte.

»Vergiss es«, schrie sie gegen den Krach an. »Verschwinde von hier!«

Als ihre Hände den Halt verloren, griff er zu und sie hing an seiner Hand.

»Scheiße, Gabriel, lass los. Du verlierst den Halt!«

Dieses sture Vieh schüttelte den Kopf und sie konnte erkennen, wie viel Kraft es ihn kostete, sie beide zu halten. Mit einem lauten Knall schnellten seine Flügel hervor und verhinderten, dass das Regal, welches direkt auf sie zuschoss, an ihr zerschellte. Sie zog den Kopf ein, als Holzsplitter umherflogen und dann ging ein Ruck durch ihren Körper, als Gabriel sie an seine Brust zog. Die Flügel legten sich um Dämonia, denn immer mehr Geschosse bestehend aus Büchern, Holz und Glassplittern, kollidierten mit ihnen und prallten an seinen Flügeln ab. Ohne diesen Schutz hätte es sie schon längst zerrissen.

»Festhalten«, grollte er an ihrem Ohr und sie schlang die Arme um ihn, als sie beide in den Riss gezogen wurden. Der letzte Vollrausch war ein Scheißdreck gegen den Trip, den sie jetzt durchleben musste. Zeit und Raum wirbelten durcheinander und wenn jetzt noch rosa Elefanten vorbeikämen, würde sie das auch nicht mehr wundern. Ihre Moleküle wurden auseinandergerissen, herumgewürfelt und wieder zusammengesetzt. Hoffentlich hatte sie jetzt nicht irgendwelche Teile von Gabriel an sich.

Irgendwann wurden sie herausgespuckt wie Müll, in die andere Dimension entsorgt und knallten auf dem Boden auf. Auch hier fingen die Flügel des großen Kerls das meiste ab und doch wurde ihr die Luft aus den Lungen gedrückt, als sie auf dem Rücken landete.

Sie öffnete die Augen, die sie irgendwann fest zusammengekniffen hatte und schaute in Gabriels amüsiertes Gesicht. »Hab ich es nicht gesagt? Kein neutraler Ort und schon hast du weiche Knie!«

Ein lautes Stöhnen entwich ihr. Sie waren gerade durch einen Dimensionsriss gereist, hatten einen Höllentrip hinter sich und diesem Kerl fiel nichts Besseres ein, als sexistische Sprüche zu klopfen?

»War das ein zufriedenes Stöhnen?« Er rieb sich zwischen ihren Beinen und wieder entfuhr ihr eins, was noch genervter war, als das vorherige. »Du Held, wenn du nicht gleich deinen Stab da zwischen meinen Beinen als Grillwürstchen über dem Lagerfeuer enden sehen willst, solltest du jetzt ganz schnell aufstehen.«

Sein Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. »Du würdest es bereuen, Schätzchen«, murmelte er. »Du wirst ein so großes Grillwürstchen niemals auf einmal in den Mund kriegen ...!«

Über so viel Unverfrorenheit blieb ihr fast die Luft weg. Vielleicht hatte man ihm während der Reise auch sein Gehirn ein wenig durchgewirbelt und er konnte nichts dafür. Bestimmt, das muss es sein.

Sie zog seinen Kopf näher an sich heran und flüsterte in sein Ohr: »Ich mag es, wenn ich mein Würstchen für mich alleine habe. Vielleicht sollten wir daher erst einmal schauen, wo wir hier gelandet sind.«

 

Seufzend stand er auf und erst jetzt bemerkte Dämonia, wie kalt es hier war. Sein heißer Körper und die schützenden Flügel um sie herum hatten sie bis eben noch warm gehalten. Sie rappelte sich auf und ignorierte seine Hand, die er ihr entgegenhielt.

Sie drehte sich einmal im Kreis. »Das erinnert mich an den Mars. Hier scheint es genauso wenig zu geben wie dort.«

»Du warst auf dem Mars?«

Saßen die Engel etwa die ganze Zeit auf ihren Wolken, oder warum schaute er so erstaunt?

»Ich war auf jedem Planeten in dieser … äh, der anderen Dimension. Allerdings ist es längst nicht so kalt wie auf dem Mars.«

Ein Feuer wäre gut, um nicht zu frieren. Die kurze Lederjacke über dem leichten Shirt hielt nicht wirklich die Kälte ab. Und der Rucksack, in dem ihre anderen Sachen drin waren, lag entweder noch in der Bibliothek oder war sonst wo verloren gegangen.

Dämonia schnippte mit den Fingern, aber nichts geschah. Sie versuchte es noch einmal, doch keine Flamme erschien. »Fuck!«

»Was? Machst du dir hier Gedanken, dass du das Schnipsen verlernt hast? Ich hätte sowieso nicht darauf reagiert.«

Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Machte er Scherze? Doch sein ernstes Gesicht wies nicht darauf hin.

»Wirklich schade, ich hatte ehrlich gehofft, dass sich etwas entflammen würde.« Dämonia schüttelte den Kopf. »Ich versuche nicht, nach dir zu schnipsen, du Ratte der Luft, ich versuche, Feuer entstehen zu lassen.«

»Wenn es nur das ist«, grinste er breit, »lass mich dir zur Hand gehen.«

Selbige öffnete er und … nichts passierte.