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Corona Magazine #354: Juli 2020

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Aus der Reihe: Corona Magazine #354
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Blue Box – Die Doctor-Who-Ecke


Ressortleiter Peter R. Krüger

Herzlich willkommen zu einer weiteren neuen Rubrik im Corona Magazine, die zukünftig auch die zahlreichen Fans von Doctor Who zu ihrem Recht kommen lassen wird. Neben Star Trek, Star Wars und Perry Rhodan laden wir damit eine weitere starke Fangruppe zu uns ein. Einsteigen und anschnallen!

Hinter der blauen Tür #1: Ein Blick in die TARDIS

von Peter R. Krüger

Bezüglich des Themas der langlebigen TV-Serie Doctor Who (seit 1963) lassen sich naturgemäß Bücher füllen. Fans in Großbritannien haben das große Glück, dass es zu »ihrer« Serie sogar ganze Schränke voll von Büchern gibt. Romane, Comics, Sachbücher, Kinderbücher ... Eine ganze Palette steht seit Jahrzehnten für die britischen Liebhaber zum Erwerb bereit.

Was wurde hingegen im deutschsprachigen Raum diesbezüglich veröffentlicht? Ein paar Comics und Romane. Und sonst?

Ein Kochbuch.

Richtig gelesen. Der deutsche Fan wird mit einem Kochbuch abgespeist. Da geht doch noch mehr. Viel mehr!

Für das Corona Magazin wirft sich der Autor dieses Artikels also ab dieser Ausgabe in einer neuen Artikel-Reihe in einen viel zu kurzen Anzug mit Fliege, setzt sich einen coolen Fes (auch Fez genannt) auf den Kopf und öffnet die Tür der TARDIS, um jeweils verschiedene Themen aus Doctor Who näher zu beleuchten.

Und was liegt näher, als mit der TARDIS selbst anzufangen?


In diesem Sinne: Willkommen hinter der »blauen Tür«.

Das Schiff

Der Titel dieser Artikelreihe lag übrigens gleich recht nahe, weil die TARDIS bekanntermaßen eine blaue Telefonzelle ist und der Seher und Leser am liebsten immer in diese hinein- bzw. aus dieser heraussehen möchte. Doctor Who-Fans kennen den Begriff natürlich von Anfang an, doch manch ein Leser mag damit noch nichts anfangen können, daher folgt nachstehend eine kurze Erklärung.

Ein jeder Science-Fiction-Held braucht ein Raumschiff. Ganz klar. Es gibt keinen solchen Helden, der etwas auf sich hält und ohne Raumschiff unterwegs ist.

Captain Kirk (William Shatner) hat die Enterprise, Darth Vader (David Prowse) seinen Todesstern … Ach nein, den hat er ja gleich zweimal verloren. Verloren hat auch Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) seine Orion, ganze sieben Mal sogar. Buck Rogers (Gil Gerard) hingegen hat sein Space Shuttle, und die Crew rund um Captain Malcolm »Mal« Reynolds (Nathan Fillion) fliegt mit der Serenity durch die Galaxie, während Commander Adama (Lorne Greene) die Galactica in die Schlacht gegen die Zylonen führt. Selbst die Titelhelden von Guardians of the Galaxy (2014) haben ein Raumschiff.

Das beste von all diesen Schiffen ist aber definitiv die TARDIS!

Schüttelt der eine oder andere Leser gerade mit dem Kopf?

Nun, vielleicht sieht die TARDIS nicht so schön aus wie die Enterprise. Sie macht auch nicht so viel kaputt wie ein Todesstern. Aber sie kann etwas, das kein anderes dieser Schiffe kann: durch Zeit und Raum reisen!

Der Doctor selbst nennt sie in der Serie übrigens auch schon mal einen »total abgefahrenen, rockenden, Dimensionen ignorierenden Sternenkreuzer«.

Im Original steht die Abkürzung TARDIS in Wahrheit allerdings für:

Time

And

Relative

Dimensions

In

Space

Fast perfekt trefflich wurde die Bedeutung dann hierzulande folgendermaßen eingedeutscht:

Trips

aufgrund

relativer

Dimensionen

im

Sternenzelt

Der »Trip« ist zwar erst wieder ein englisches Wort, doch die Bedeutung des Ganzen ist klar, und letztlich ist die Abkürzung so auch für Deutsche nutzbar. Andernfalls müsste der Fan hierzulande nämlich immer von einer »ZURDIW« sprechen:

Zeit

Und

Relative

Dimensionen

Im

Weltraum

Das wäre zwar korrekt, klingt aber bescheuert.


»Harry, hol schon mal die ZURDIW« …

Nein, selbst Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) würde sich bei dieser Bezeichnung weigern, seinen Chauffeur loszuschicken. Dann lieber mit einem »Trip« leben.

Die Geschichte

Obwohl der Doctor selbst im Laufe seiner Abenteuer gelegentlich abweichende Versionen der Geschichte erzählt, wie er zu diesem Raumschiff gekommen sei (er hat sogar schon mal behauptet, er habe sie selbst erfunden), besagt die eigentliche Erzählung dieses wundersamen Zeitreisenden, dass er eines Tages an einer ganzen Reihe von diesen Schiffen entlanggegangen ist und schließlich diese eine von seinem Heimatplaneten Gallifrey gestohlen hat.

Womit er allerdings nicht gerechnet hat, war, dass dieses Raumschiff einen defekten Chamäleon-Schaltkreis hat. So ein Schaltkreis sorgt eigentlich dafür, dass sich das Schiff so tarnen kann, dass es in der Landezone nicht auffällt. Diese TARDIS hat sich stattdessen beim ersten Abenteuer in Raum und Zeit in eine britische Polizeinotrufzelle der 1950er-Jahre verwandelt, und dabei ist es geblieben. In den 1960er-Jahren war dies sogar noch eine recht gute Tarnung, da allein in London zu Beginn der Serie tatsächlich noch rund 700 Polizeinotrufzellen platziert waren. Nach und nach verschwanden diese jedoch. Inzwischen ist die TARDIS die einzige Polizeinotrufzelle, die noch ab und an auftaucht womit sie zu dem größten Wahrzeichen der Serie wurde.

In der sogenannten Classic-Serie hat der Doctor einmal versucht, den Chamäleon-Schaltkreis zu reparieren, woraufhin sich die TARDIS – naturgemäß sehr auffällig – als Orgelpfeife materialisierte. So kehrte man lieber zum Status quo zurück.


Viel Freude macht dem Doctor stets das Erstaunen seiner Begleiter oder Gäste, wenn sie feststellen, dass die TARDIS von innen viel größer als von außen ist. Erklärt wird das Ganze damit, dass die TARDIS dimensional transzendent ist, also die Außenhülle in einer anderen Dimension existiert als die Räume im Inneren.

Zur Entstehung einer TARDIS in der Serie muss zudem festgehalten werden, dass diese Schiffe nicht etwa gebaut werden, so wie andere. Nein, sie werden gezüchtet. Sie werden geboren und beziehen ihre fast unerschöpfliche Energie aus dem Zentrum eines künstlichen Schwarzen Lochs, das unter den Timelords, zu denen der Doctor gehört, auch als »Auge der Harmonie« bekannt ist. Scotty (James Doohan) in Raumschiff Enterprise (1966–1969) würde es vermutlich einfach »Maschinenraum« nennen.

Die TARDIS besitzt unzählige Räume. Der bekannteste ist natürlich der Kontrollraum, in dem der größte Teil der Handlung stattfindet, wenn die TARDIS von innen gezeigt wird. Aber im Laufe der Serie und auch der Romane wurden durchaus schon andere Räume gezeigt oder beschrieben. Unter anderem ein begehbarer Kleiderschrank, ein Wohnzimmer, ein Badezimmer mit Schwimmbecken, eine Krankenstation, eine Kunstgalerie, eine Bibliothek und, und, und.

Auf dem Planeten Gallifrey sind 305 Modelle der TARDIS registriert. Die TARDIS des Doctors gehört nicht dazu und wäre sohin Modell 306. Da er sein Schiff nie gewechselt hat, muss die TARDIS mindestens genauso alt wie er sein, was bedeutet, dass dieses Schiff schon seit über 900 Jahren existiert. Immer wieder hat es dabei kleine Updates an der Außenhülle erhalten, oder auch größere Veränderungen im Innenbereich.


Wie eine TARDIS mit funktionierendem Chamäleon-Schaltkreis aussieht, kann man übrigens bei der Figur des Masters sehen, oder eben nicht. Das klingt seltsam, entspricht aber der Funktion des Schaltkreises. Denn der Master verfügt, wenn er mit einer TARDIS auftaucht, in der Regel über ein funktionierendes Exemplar. Natürlich gelingt es dem Zuschauer, wenn der Master etwas unaufmerksam ist, die Verwandlung seiner TARDIS zu beobachten, aber das sollte man ihm besser nie verraten. Er könnte ungehalten reagieren.

Das Design des wichtigsten Teils der TARDIS, der Kommandokonsole, wurde in all den Jahrzehnten zwar ab und zu geändert, doch blieb es stets dabei, dass die TARDIS eigentlich immer von – je nach Auslegung – drei bis sechs Timelords bedient werden sollte.

 

Ausschlaggebend für diesen Fakt ist die Einordnung der einzelnen Bedienelemente in sechs Gruppen, wie man es in der Serie auch anhand der Anordnung im Sechseck (Hexagon) erahnen kann. Tatsächlich hatte sich einst schon der erste Doctor William Hartnell beim Dreh darum bemüht, für jede Tätigkeit und jede Funktion jeweils ganz bestimmte Hebel und Knöpfe auf der Konsole zu bedienen, weil er nicht wollte, dass einem Zuschauer auffallen könnte, dass ein Hebel einmal für Zeitreisen und ein anderes Mal zum Schließen von Türen benutzt wurde.

So kam es, dass im Laufe der Zeit die sechs Kontrollfelder genau der »Ruderkontrolle« bzw. der Steuerung, der Navigation, der Diagnose, der Kommunikation, der Herstellung und der Maschinentechnik zugeordnet wurden.


Auch wenn es noch viel mehr zur TARDIS zu erzählen gäbe, muss der Autor dieses Artikels nun die kleine Führung durch das beste Raumschiff des Universums beenden. Der Doctor muss ja schließlich weitere Abenteuer erleben, und dazu braucht er seine TARDIS.

Möglicherweise wird es in einer anderen Ausgabe dieser Artikelreihe noch einen genaueren Blick auf bestimmte Bereiche der TARDIS geben; doch vorerst haben Sie zumindest einen kleinen Überblick bekommen, was dieses Schiff kann und was es ist.

Wie wird es weitergehen?

In Hinter der blauen Tür werden von nun an verschiedene Themen aus der beliebten britischen Science-Fiction-Serie beleuchtet werden. Der Master, die Daleks, Reisen in Zeit und Raum, die Begleiter, Vorgänge hinter den Kulissen oder auch der Blick auf neue Geschehnisse rund um Jodie Whittaker als aktuelle Inkarnation des Doctors werden hier ihren Platz finden.

Reisen Sie also mit uns, wenn es nächstes Mal heißt:

Hinter der blauen Tür – Folge 2: Der Doctor und das liebe Vieh?

DVD-Rezension: Doctor Who – Der zweite Doktor: Das Grab der Cybermen – Ein Klassiker wird aufgetaut

Von Peter R. Krüger

Eine Expedition entdeckt auf dem Planeten Telos das sogenannte Grab der Cybermen. Während die meisten Forschungsmitglieder gar nicht wissen, was ihnen da bevorsteht, wird ihr Leben ganz bewusst in Gefahr gebracht. Beim Grab der Cybermen angekommen scheint die Bedienung der einzelnen Hebel und Knöpfe von diesem vorerst unklar zu sein. Doch als die Cybermen aus ihrem Tiefkühlschlaf aufgeweckt werden, nimmt die Bedrohung durch die Maschinenmenschen ihren Lauf.

Störenfried hierbei ist aber glücklicherweise der Doctor (Patrick Troughton), zusammen mit seinen beiden Begleitern Victoria Waterfield (Deborah Watling) und Jamie McCrimmon (Frazer Hines).


Ein altes Abenteuer auf neuer Scheibe

In Form von vier Episoden zu je 25 Minuten baut sich auf der frisch veröffentlichten DVD Doctor Who – Der zweite Doktor: Das Grab der Cybermen ein klassisches Doctor Who-Abenteuer auf. Die lange verloren geglaubte Episode wurde kürzlich in Hongkong wiederentdeckt und zunächst für die Veröffentlichung in Großbritannien restauriert.

Für das deutsche Publikum hat sich einmal mehr Polyband die Mühe gemacht, eine sehr gute Synchronisation herzustellen und das Abenteuer mit einer zusätzlichen Bonus-DVD zu garnieren. Mit an Bord ist auch wieder Michael Schwarzmaier (Hatschipuh), die deutsche Stimme der Doctors der klassischen Serie.

Die Ausgabe liegt in der hochwertigen Mediabox inkl. Booklet vor, in dem sich noch einige interessante Informationen zu diesen Episoden finden lassen.

Interessantes am Rande

Fans von Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion (1966) wissen ja längst um den Kult rund um Bügeleisen und andere einfache Tricks. Auch bei besagten aufbereiteten Doctor Who-Folgen werden einfache Holzscheiben, Strumpfmasken und Plastikfolien eingesetzt. Das tut dem Charme dieses Abenteuers aber keinen Abbruch.


Eine sehr gelungene Arbeit!

Phantastisches Sehen

Ressortleiterin Bettina Petrik

Review: The Expanse: Erste Staffel

von R. M. Amerein

Rund 200 Jahre in der Zukunft hat sich die Menschheit im gesamten Sonnensystem ausgebreitet. Das Terraforming-Projekt auf dem Mars ist im vollen Gange, dort hat sich eine eigene Zivilisation gebildet, die sich von der Erde losgesagt hat.

Außerdem gibt es die Gürtler, die auf Raumstationen am Asteroidengürtel leben und ebenfalls eine autonome Gesellschaft bilden. Es herrschen Differenzen zwischen all diesen Fraktionen, und inmitten dieser Probleme taucht auch noch ein völlig neues Problem auf: Die Tochter eines Reichen wird vermisst, und auf der Suche nach ihr ereignen sich so einige Überraschungen.

So taucht man in die Welt von The Expanse (seit 2015) ein.

Der Inhalt

Die erste Staffel wird aus drei Perspektiven erzählt. Da wäre einmal der Ermittler Josephus »Joe« Miller (Thomas Jane), die Crew der späteren Rocinante, angeführt von James »Jim« Holden (Steven Strait) und dann noch Chrisjen Avasarala (Shohreh Aghdashloo), eine Politikerin der Erde. Alle Handlungsstränge rund um diese jeweiligen Personen werden eine Zeitlang für sich alleine behandelt und erst gegen Ende zusammengeführt.


© Amazon Prime

Zusätzliche Fakten

Die Serie wurde zunächst auf SyFy und Netflix ausgestrahlt. Als SyFy keine vierte Staffel mehr in sein Programm aufnehmen wollte, wurde die Serie für Amazon Prime weiter produziert. Die bisherigen vier Staffeln gibt es in Deutschland auch nur über Amazon Prime Video zu sehen.

The Expanse basiert auf einer Buchreihe zweier Schriftsteller, die unter dem Pseudonym James S. A. Corey veröffentlichen. Beide sind auch Mitproduzenten der Serie.

Die Autorin dieses Artikels hat die Bücher allerdings (noch) nicht gelesen, daher ist ihr ein Vergleich der Serie mit diesen nicht möglich.

Die Meinung der Redaktion

The Expanse hat die Autorin dieses Artikels durch ein detailreiches Setting beeindruckt.

Viele wissenschaftliche Fakten werden in der Produktion eingebaut, wie beispielsweise die Tatsache, dass sich der menschliche Körper bei geringerer Gravitation verändert. Die Gürtler etwa leben seit Generationen nur auf Raumstationen. Mit Schwerelosigkeit haben sie kein Problem, aber setzen sie Fuß auf einen Planeten, werden sie durch die herrschende Anziehungskraft schier zusammengepresst, was zur Folter für den ganzen Organismus wird.

Auch die wenigen Raumschiffschlachten, die in der Serie vorkommen, kann man sich durchaus so realistisch vorstellen (es gibt keine flinken Jäger, es ist alles etwas schwerfälliger, und alles muss genau koordiniert werden).

Solche Anpassungen an die tatsächlichen Begebenheiten der herrschenden Physik liebt die Autorin dieses Artikels, ganz egal, ob dann noch etwas phantastischere Elemente hinzukommen, wie es hier eben der Fall ist, oder nicht.

Ganz groß sind der Meinung der Autorin dieses Artikels nach die Charaktere. Sie hat zu jedem schnell einen Draht aufbauen können. Logischerweise lernt man sie in der ersten Staffel erst einmal kennen; die Intention von so manch einer Figur bleibt noch im Verborgenen. Doch das ist auch vollkommen in Ordnung.

Es gibt natürlich Stereotype (korrupter Bulle, machtgierige Politikerin, der Haudrauf ...), aber diese sind nicht so plump gestaltet, dass die Autorin dieses Artikels sich daran gestört hätte. Alle haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und liefern individuelle Eigenschaften.

Übrigens ist die Autorin dieses Artikels ein großer Fan von Amos Burton (Wes Chatham), und sie weiß aus dem Online-Leben, dass es da nicht nur ihr so geht …


© Amazon Prime

Die Handlung der Serie ist und bleibt bis zum Ende unglaublich spannend. Dadurch, dass sie aus drei verschiedenen Sichtweisen erzählt wird, bekommt sie viel Tiefe.

Der Punkt, an dem die Stränge zusammengeführt werden, war großartig für die Autorin dieses Artikels. Man hat im Vorfeld ja schon so lange darauf gewartet, dass sich endlich alle treffen und zusammenarbeiten – und nun geschieht es.

Insgesamt kann sie sagen, dass schon nach Folge 1 der Grundstein bei ihr dafür gelegt war, dass sie ein absoluter Fan von The Expanse wurde.

Die Serie ist etwas für alle, die einen Mix aus realistischer und phantastischerer Science-Fiction mögen, die ein Herz für tiefschichtige Charaktere und detailreiche Settings haben – und auch für jene, die einer Serie etwas Zeit geben, sich aufzubauen. Sie ist nichts für zwischendurch, nicht geeignet als Unterhaltung nebenbei beim Bügeln oder Ähnlichem, sondern durchaus dazu gedacht, dass man sich richtig mit ihr auseinandersetzt.

Von der Autorin dieses Artikels gibt es also die volle Punktzahl für die erste Staffel und eine klare Serien-Empfehlung!

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Perlentaucher-Reihe: Die große persönliche Rückschau auf Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 2 und die Perfektionierung des eigenen Serien-Stils

von Eric Zerm

Im März 1995 – also vor 25 Jahren – endete mit der Folge Das Labor die erste Staffel der Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI (seit 1993) im deutschen Fernsehen, und diese Episode deutete mit ihren drastischen Wendungen bereits an, dass da noch Großes auf das Publikum zukommen würde.

Für die Redaktion des Corona Magazine ist dieses Jubiläum Anlass genug für eine ausführliche und auch persönliche Rückschau auf diesen modernen Serien-Klassiker, und auch dafür, sich die Serie Staffel für Staffel – mit Stift und Notizblock bewaffnet – mal wieder anzusehen.

Weiter geht es in dieser Ausgabe der Artikelreihe nun mit Staffel 3. In dieser perfektioniert die Serie ihren Stil, und die Verschwörungs-Rahmenhandlung schreitet in großen Schritten voran.

Worum geht's?

Am Anfang von Staffel 3 steht der Abschluss des Anasazi-Dreiteilers, mit dem die zweite Staffel seinerzeit beendet wurde. Das Publikum erlebt hierbei eine gnadenlose und für die FBI-Ermittler Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) lebensgefährliche Hetzjagd.

 

Die Verschwörer tun alles, um zu verhindern, dass die geheimen Ufo-Akten, die auf ein Digital-Band heruntergeladen wurden, veröffentlicht werden. Zu ihren Opfern gehört nach Bill Mulder (Peter Donat), dem Vater von Fox Mulder, auch Scullys Schwester Melissa Scully (Melinda McGraw), die von einem spanisch aussehenden Killer (Lenno Britos) erschossen wird.

Am Ende stoßen Mulder und Scully auf eine ganze Lagerhalle voller Akten, in denen offenbar große Teile der Bevölkerung katalogisiert sind.


© Fox / Pro7

Im Zweiteiler Die Autopsie/Der Zug (in der damals auf Video veröffentlichten Spielfilmfassung heißt er übrigens 82517, das ist die Nummer des Eisenbahnwagons, der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist), im weiteren Zweiteiler Der Feind – Teil 1/Der Feind – Teil 2 sowie im Zweiteiler Der Tag steht schon fest/Herrenvolk (die Spielfilmfassung heißt wiederum Master Plan) werden verschiedene Aspekte der Serien-Mythologie weitererzählt.

82517 greift unter anderem Scullys Entführung in Staffel 2 wieder auf. Scully stößt auf eine Gruppe Frauen, denen wie ihr ein Implantat in den Nacken eingesetzt worden ist. Eine von ihnen – Betsy Hagopian – ist inzwischen schwer krank (womit die Serie bereits die Grundlage für eine tragische Entwicklung in der vierten Staffel legt).

Mulder wiederum folgt der Spur einer Ufo-Bergungs-Mission des Schiffes Talapus. In Der Feind stößt später die Crew eines französischen Forschungsschiffes an der Bergungsstelle der Talapus auf eine ölig schwarze und offenbar intelligente Substanz, die von diesem Moment an ein fester Bestandteil der Serien-Mythologie ist.

Im Master Plan-Zweiteiler, der den Übergang zur vierten Staffel bildet, erfährt das Publikum, dass die Verschwörer offenbar mit den Gestaltenwandler-Aliens (die im Zweiteiler Die Kolonie – Teil 1/Die Kolonie – Teil 2 in der zweiten Staffel eingeführt wurden) kooperieren. Es scheint um einen groß angelegten Plan zu gehen, die Erde zu kolonisieren. Bezüglich des Tags, an dem der Master Plan in seine Endphase geht, bediente sich Serien-Schöpfer Chris Carter im weiteren Verlauf der Serie bei jenem Datum, an dem der oft zitierte Maya-Kalender endet: am 21. Dezember 2012. Dies tat er, ohne zu ahnen, dass er sich damit für die Staffeln 10 und 11, die nach einer 13-jährigen Pause ab dem Jahr 2015 entstanden, eine gewaltige erzählerische Hypothek aufhalsen würde.

In den Einzelfolgen der dritten Staffel löste sich Akte X allmählich davon, populäre Geister- und Horror-Legenden zu verarbeiten und begann damit, eigene Mysterien zu erschaffen. Die Folge Parallele erzählt zum Beispiel von einer geheimnisvollen Verbindung zwischen einem gekidnappten Mädchen und einem früheren Entführungsopfer.

Der Psychothriller Groteske stellt wiederum die Frage, was mit dem Verstand eines Ermittlers geschieht, der sich über Jahre hinweg in die kranke Psyche eines Serienkillers hineindenkt.

Mein Wille sei dein Wille beschäftigt sich mit Suggestion. Im Zentrum steht jemand namens Robert Patrick Modell (Robert Wisden), der anderen Menschen nur durch seine Stimme seinen Willen aufzwingen kann. In einer der intensivsten Szenen bringt er einen Polizisten dazu, sich mit Benzin zu übergießen und sich anzuzünden. In einer anderen Szene suggeriert er dem Agenten Frank Burst (Vic Polizos), dass seine Adern durch seine ungesunde Lebensweise völlig verschlissen und verstopft sind. Die Folge: Burst erleidet einen tödlichen Herzinfarkt.

Höllengeld ist wiederum ein düsterer Thriller, der komplett ohne Mystery-Elemente auskommt. Im Zentrum steht ein makabres Spiel in China-Town. Den Mitspielern werden hohe Gewinne versprochen, wenn sie ihre Organe als Einsatz setzen.

Erwähnenswertes

Die dritte Staffel hat stilistisch eine gewaltige Bandbreite. Sie reicht von Paranoia-Thrillern wie Anasazi und Die Autopsie/Der Zug über Horror-Schocker wie Fett und Die Liste und Dramen wie Parallele und Offenbarung bis hin zu schrägen Komödien wie Krieg der Koprophagen, Energie oder Andere Wahrheiten.

Die Folge Der Hellseher schafft wiederum einen bemerkenswerten Spagat zwischen Humor und Melancholie. Im Zentrum steht der Hellseher Clyde Bruckman (Peter Boyle), der es leid ist, ständig den Tod anderer Menschen vorhersagen zu können, ohne irgendetwas daran ändern zu können.

In der Folge Blitzschlag treten zwei spätere Hollywood-Stars auf: Jack Black (King Kong) und Giovanni Ribisi (Avatar – Aufbruch nach Pandora). Ribisi spielt einen hochgradig gestörten Jugendlichen, der gefährliche Kräfte entwickelt, nachdem er vom Blitz getroffen wurde.

In der Todestrakt-Folge Die Liste spielt der amerikanische Charakterdarsteller J.T. Walsh als gnadenloser Gefängnisdirektor Leo Brodeur eine zentrale Rolle. In der Verschwörungs-Serie Dark Skies – Tödliche Bedrohung, die ab 1996 im Fahrwasser von Akte X entstand, spielte er dann eine Hauptrolle.

Virgil Incanto (Timothy Carhart), der seinen weiblichen Opfern das Fettgewebe aussaugt ist eine Variation des leberverspeisenden Mutanten Eugene Victor Tooms (Doug Hutchison) aus der ersten Staffel. Die Horror-Effekte dieser Schocker-Folge sind aber noch wesentlich drastischer. Eine Autopsie-Szene zeigt eine skelettiere Leiche, deren Gewebe sich quasi verflüssigt hat. Zugleich greift die Folge Fett eine Schattenseite des damals noch sehr neu anmutenden Online-Datings auf und übersteigert sie ins düstere Extrem.

Im Zweiteiler Die Autopsie/Der Zug ist zum ersten Mal Agent Pendrell (Brendan Beiser) zu sehen. Es wird angedeutet, dass er eine Schwäche für Scully hat.

In diesem Zweiteiler ist auch erneut Mulders Mentor Senator Richard Matheson (Raymond J. Barry) zu sehen, den das Publikum seit der ersten Folge von Staffel 2 kennt. Nachdem er einen wichtigen Hinweis geliefert hat, verschwindet er scheinbar spurlos. In der sechsten Staffel hat er seinen dritten und letzten Auftritt in der Serie.

In diesem Zweiteiler wird zudem angedeutet, dass Scullys Entführung in der zweiten Staffel gar nichts mit Aliens zu tun hatte, sondern mit skrupellosen Experimenten eines japanischen Wissenschaftlers, der im Zweiten Weltkrieg zur Einheit 731 gehört hat. Die entstellten Menschen, die am Anfang von Der Zug von einem Erschießungskommando ermordet werden, waren ebenfalls Opfer dieser Experimente.

Eine wichtige Mulder-Folge ist Parallele. Das Schicksal des früheren Entführungsopfers Lucy Householder (Tracy Ellis) geht Mulder dank seiner Erfahrungen mit der Entführung seiner Schwester so nahe, dass er sich als einziger für sie einsetzt. Als Householder am Ende der Folge für die junge Amy Jacobs (Jewel Staite) in den Tod geht, ist er völlig am Ende.

Die Darstellerin von Jacobs kennt ein großes Fan-Publikum übrigens heutzutage von der Science-Fiction-Serie Firefly: Der Aufbruch der Serenity, die 2002 entstand. Darin spielt sie die sympathische Ingenieurin Kaylee Frye. Sie spielte zudem in mehr als 30 Folgen der Serie Stargate: Atlantis mit.

Eine wichtige Scully-Folge wiederum ist Offenbarung. Die Geschichte thematisiert Scullys Religiosität. Diese Folge zeigt das Duo Mulder/Scully mit quasi vertauschten Rollen. Scully ist tief berührt vom Schicksal eines Jungen (Kevin Zegers), der an den Händen Stigmata zeigt und ist bereit, dies als religiöses Zeichen zu akzeptieren, während Mulder auf den Aspekt der Religiosität mit Spott und Zynismus reagiert. Die Folge endet damit, dass Scully zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zur Beichte geht.

Im Zweiteiler Der Feind gibt es internationale Schauplätze. Ein Teil der Handlung spielt in Hongkong. (das Drehteam musste Vancouver für diese Szenen aber nicht verlassen).

Der Name des französischen Schiffes Piper Maru in diesem Zweiteiler ist der Name von Andersons Tochter, die am 25. September 1994 zur Welt gekommen war. Laut www.spookyverse.de ist Serienschöpfer Carter ihr Patenonkel.

In diesem Zweiteiler bekommt übrigens der spanisch aussehende Killer einen Namen: Luis Cardinal. Der Augenblick, als Scully den Mörder ihrer Schwester Melissa stellt und ihn mit ihrer Pistole bedroht, ist einer der intensivsten Scully-Szenen der ganzen Staffel.

Das intelligente schwarze Öl, das in diesem Zweiteiler eingeführt wird, bekam im späteren Serien-Verlauf die Bezeichnung »Purity«. Das heißt, es ist jene Substanz, gegen die der Impfstoff »Purity Control« (erstmals in der Folge Das Labor am Ende der ersten Staffel erwähnt) entwickelt wurde.

In diesem Zweiteiler trifft Mulder auch wieder auf Alex Krycek (Nicholas Lea), den Mörder seines Vaters. Kryceks Schicksal bleibt in der dritten Staffel im Dunkeln: Der Krebskandidat (William B. Davis) lässt ihn in den Tiefen eines ehemaligen Atombunkers zurück.

In der Folge Heimsuchung steht erstmals Mitch Pileggis Figur Director Walter Skinner im Mittelpunkt. Das Publikum erfährt, dass er verheiratet ist und sich von seiner Frau Sharon Skinner (Jennifer Hetrick) wegen seiner Arbeit, bei der er häufig zwischen allen Stühlen sitzt, entfremdet hat. Die Folge greift auch Skinners Todeserfahrungen im Vietnam-Krieg wieder auf, von denen er Mulder in Staffel 2 erzählt hat. In der Folge wird zudem angedeutet, dass Skinner, weil er sich immer wieder schützend vor die Arbeit an den X-Akten stellt, bei den Verschwörern in Ungnade gefallen ist. Ermorden können sie ihn nicht, da ansonsten der Inhalt der Ufo-Akten bekannt werden würde, also wollen sie seinen Ruf zerstören.

In der dritten Staffel hat Scully vorübergehend einen kleinen Hund namens Queequeg (benannt nach der gleichnamigen Figur aus dem Roman Moby-Dick). Dies ist der Hund des Hellsehers Bruckman (Peter Boyle) aus Der Hellseher. In Krieg der Koprophagen hat sie ihre liebe Not, das zappelige Tier an einem freien Wochenende zu waschen. In Der See muss sie den Spitz mit zur Arbeit nehmen, weil sie auf die Schnelle keinen Hundesitter finden konnte. Wer die Folge kennt, weiß, dass das für Queequeg nicht gut ausgeht.

Der Zweiteiler Der Tag steht schon fest/Herrenvolk führt Bienen als Überträger eines offenbar tödlichen Virus ein. Darüber hinaus kehrt der von Brian Thompson gespielte Gestaltenwandler und Kopfgeldjäger in die Serie zurück. Er ist auf der Jagd nach einem zweiten Gestaltenwandler (gespielt von Roy Thinnes), der sich Jeremiah Smith nennt und die Kräfte eines Wunderheilers hat.

Das Publikum sieht in diesem Zweiteiler auch das Sommerhaus der Familie Mulder auf Rhode Island. In einer Szene erfährt das Publikum zudem, dass sich der Krebskandidat und Teena Mulder (Rebecca Toolan) kennen und diese vor langer Zeit offenbar eine Affäre hatten. Das heizte beim Publikum damals die Spekulation an, dass der Raucher Mulders wahrer Vater sein könnte.