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Buch lesen: «Der Graf von Bragelonne», Seite 115

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»Herrn Porthos?«

»Ja, der immer noch aus mich wartet! Ah! ich sagte es Dir, ich bin toll!«

»Der aus Euch wartet, wo dies?«

»Bei den Minimes in Vincennes.«

»Abi mein Gott! das ist zum Glück in der Richtung der Bastille.«

»Gehen wir geschwinde.«

»Herr, ich will die Pferde satteln lassen.«

»Ja, mein Freund, gehe.«

XXIII.
Worin Porthos überzeugt ist, ohne begriffen zu haben

Getreu allen Gesetzen des alten Ritterthums, hatte sich der würdige Porthos vorgenommen, bis Sonnenuntergang auf Herrn von Saint-Aignan zu warten. Und da Saint-Aignan nicht kommen sollte, da Raoul vergaß, seinen Secundanten zu benachrichtigen, da die Schildwache sehr lang und peinlich zu werden anfing, so ließ sich Porthos durch einen Thorwächter ein paar Flaschen guten Wein und ein Viertel Fleisch holen, um wenigstens die Zerstreuung zu haben, von Zeit zu Zeit einen Pfropf zu ziehen und einen Bissen zu essen. Er war bei den letzten Extremitäten, das heißt bei den letzten Krümchen angelangt, da sprengte Raoul, in Begleitung von Grimaud, Beide mit verhängten Zügeln, herbei.

Als Porthos aus dem Wege diese zwei so hastigen Reiter sah, bezweifelte er nicht mehr, es wären seine Leute; er erhob sich sogleich von dem Grasboden, auf den er sich niedergelassen hatte, fing an seinen Knieen und seinen Faustgelenken die Steife zu benehmen und sprach:

»Das ist es, wenn man schöne Gewohnheiten hat. Der Bursche ist am Ende doch noch gekommen. Hätte ich mich entfernt, so fand er Niemand und wäre im Vortheil.«

Dann stützte er sich mit einer martialischen Haltung aus eine Hüfte und ließ durch eine mächtige Wendung der Lenden seine gewölbte, riesige Gestalt sich hervorheben. Doch statt Saint-Aignan, sah er nur Raoul, der ihm unter verzweifelten Geberden zurief:

»Ah! lieber Freund! ah! verzeiht! ah! wie unglücklich bin ich!«

»Raoul!« erwiederte Porthos ganz erstaunt. »Ihr seid mir böse!« rief Raoul, während er Porthos umarmte.

»Ich! und worüber?«

»Daß ich Euch so vergessen. Doch seht Ihr, ich habe den Kopf verloren!«

»Ah! bah!«

»Wenn Ihr wüßtet, mein Freund! . . . «

»Ihr habt ihn getödtet?«

»Wen?«

»Saint-Aignan.«

»Ah! es handelt sich wohl um Saint-Aignan.«

»Was gibt es denn?«

»Der Herr de Graf la Fère muß zu dieser Stunde verhaftet sein.«

Porthos machte eine Bewegung, die eine Mauer umgeworfen hätte.

»Verhaftet . . . Durch wen?«

»Durch Herrn d’Artagnan.«

»Das ist unmöglich,« entgegnetete Porthos.

Porthos wandte sich gegen Grimaud wie ein Mensch um, der einer zweiten Bestätigung bedarf. Grimaud machte ein Zeichen mit dem Kopf.

»Und wohin hat man ihn geführt?« fragte Porthos.

»Wahrscheinlich in die Bastille.«

»Was bringt Euch auf diesen Glauben?«

»Unter Weges befragten wir Leute, die den Wagen haben vorüberfahren sehen, und noch andere, die ihn sogar in die Bastille hineinfahren sahen.«

»Ho! ho!« murmelte Porthos.

Und er machte zwei Schritte.

»Was habt Ihr im Sinne?« fragte Raoul.

»Ich? nichts. Nur darf Athos nicht in der Bastille bleiben.«

Raoul näherte sich dem würdigen Porthos. «

»Wißt Ihr, daß die Verhaftung aus Befehl des Königs geschehen ist?«

Porthos schaute den jungen Mann an, als wollte er zu ihm sagen: »Was kümmere ich mich darum?« Diese stumme Sprache erschien Raoul so beredt, daß er nicht mehr forderte. Er stieg zu Pferde. Unterstützt von Grimaud hatte Porthos schon dasselbe gethan.

»Entwerfen wir unsern Plan,« sagte Raoul.

»Ja,« sprach Porthos, »unsern Plan, das ist es, entwerfen wir ihn.«

Raoul stieß einen tiefen Seufzer aus und hielt plötzlich inne.

»Was habt Ihr?« fragte Porthos. »Eine Schwäche?«

»Nein, die Ohnmacht! Bilden wir uns ein, zu Drei die Bastille nehmen zu können?«

»Ah! wenn d’Artagnan da wäre, dann sagte ich nicht nein,« erwiederte Porthos.

Raoul wurde von Bewunderung ergriffen beim Anblick dieses, gerade durch seine ungeheure Naivetät, heldenmüthigen Vertrauens. Es waren hier die berühmten Männer, die, zu drei bis vier, Heere angriffen und Schlösser stürmten! Diese Männer, die den Tod erschreckt hatten und die, ein ganzes in Trümmern liegendes Jahrhundert überlebend, noch stärker waren, als die Kräftigsten unter den jungen.

»Mein Herr,« sagte er zu Porthos, »Ihr habt einen Gedanken in mir rege gemacht: wir müssen schlechterdings Herrn d’Artagnan sehen.«

»Ganz gewiß.«

»Er muß nach Hause zurückgekehrt sein, nachdem er meinen Vater in die Bastille geführt hat; gehen wir zu ihm.«

»Erkundigen wir uns zuvor in der Bastille,« sagte Grimaud, der wenig, aber gut sprach.

Sie beeilten sich in der That, vor die Bastille zu kommen. Einer von den Zufällen, wie sie Gott den Leuten von großem Willen gibt, machte, daß Grimaud plötzlich den Wagen erblickte, der sich um das Thor der Zugbrücke wandte. Es war dies in dem Augenblick, wo d’Artagnan, wie man gesehen, vom König zurückkam.

Vergebens spornte Raoul sein Pferd, um den Wagen zu erreichen und zu sehen, was für Personen darin wären. Die Pferde hatten schon jenseits des großen Thores, das sich wieder schloß, angehalten, während ein Schildwache stehender Garde dem Pferde von Raoul mit der Muskete aus die Nase stieß.

Raoul drehte um, glücklich, daß er wußte, was er von der Anwesenheit dieser Carosse, in der sein Vater gesessen, zu halten hatte.

»Wir haben ihn,« sagte Grimaud.

»Wenn wir ein wenig warten, können wir überzeugt sein, daß er herauskommt, nicht wahr, mein Freund?«

»Wenn d’Artagnan nicht auch Gefangener ist,« bemerkte Porthos, »in diesem Fall wäre Alles verloren.«

Raoul antwortete nichts. Alles war zulässig. Er gab Grimaud den Rath, die Pferde in die kleine Rue Jean-Beausire zu führen, um weniger Verdacht zu erregen, und er selbst lauerte mit seinem durchdringenden Blick aus das Herauskommen von d’Artagnan oder das des Wagens.

Das war das Beste, was er thun konnte. Es waren in der That nicht zwanzig Minuten abgelaufen, als sich die Thüre wieder öffnete und der Wagen erschien. Eine Blendung verhinderte Raoul, zu erkennen, was für Personen den Wagen einnahmen. Grimaud schwur, er, habe zwei Personen gesehen, und sein Herr sei eine von beiden gewesen. Porthos schaute abwechselnd Raoul und Grimaud an, in der Hoffnung, ihre Gedanken zu begreifen.

»Es ist unleugbar,« sprach Grimaud, »daß, wenn der Herr in diesem Wagen fährt, man ihn in Freiheit setzt oder in ein anderes Gefängnis bringt.«

»Wir werden es uns dem Wege ersehen, den er nimmt,« sagte Porthos.

»Setzt man ihn in Freiheit, so wird man ihn nach Hause führen,« sprach Grimaud.

»Das ist wahr,« bemerkte Porthos.

»Der Wagen nimmt nicht diesen Weg,« sagte Raoul.

Die Pferde waren wirklich im Faubourg Saint-Antoine verschwunden.

»Eilen wir,« sprach Porthos, »wir greifen den Wagen aus der Straße an und sagen Athos, er möge fliehen.«

»Rebellion!« murmelte Raoul.

Porthos warf Raoul einen zweiten Blick, ein würdiges Seitenstück des ersten, zu. Raoul erwiederte ihn nur dadurch, daß er seinem Pferde die Seiten preßte.

Wenige Augenblicke nachher hatten die drei Reiter den Wagen wieder eingeholt, und sie folgten ihm so nahe, daß der Athem der Pferde den Kutschenkasten befeuchtete.

D’Artagnan, dessen Sinne beständig wachten, hörte den Trab der Pferde. Es war dies in dem Augenblick, wo Raoul zu Porthos sagte, er möge am Wagen vorbeireiten, um zu sehen, wer die Person, welche Athos begleitete. Porthos gehorchte, er konnte jedoch nichts sehen; die Schirmleder waren niedergelassen.

Raoul wurde von Zorn und Ungeduld ergriffen. Er hatte das geheimnißvolle Wesen der Gefährten von Athos wahrgenommen und entschloß sich zum Aeußersten.

Aus der andern Seite hatte d’Artagnan Porthos vollkommen erkannt; er hatte unter den Schirmledern durch auch Raoul erkannt und den Erfolg seiner Beobachtung Athos mitgetheilt. Sie wollten sehen, ob Porthos und Raoul die Dinge bis zum letzten Grade treiben würden.

Dies fehlte nicht; die Pistolen in der Faust stürzte Raoul auf das erste Pferd der Carosse zu und befahl dem Kutscher, zu halten.

Porthos packte den Kutscher und hob ihn von seinem Bock herab.

Grimaud hielt schon den Kutschenschlag fest.

Raoul öffnete seine Arme und rief:

»Herr! Herr!«

»Ah! Ihr seid es, Raoul?« sagte Athos freudetrunken.

»Nicht übel!« fügte d’Artagnan mit einem Gelächter bei.

Und Beide umarmten den jungen Mann und Porthos, die sich ihrer bemächtigt hatten.

»Mein braver Porthos, vortrefflicher Freund!« rief Athos; »immer Ihr!«

»Er hat noch seine zwanzig Jahre,« sagte d’Artagnan. »Bravo, Porthos!«

»Teufel!« erwiederte Porthos, etwas verwirrt, »wir glaubten, man verhafte Euch!«

»Während es sich nur um eine Spazierfahrt im Wagen von Herrn d’Artagnan handelte,« sagte Athos.

»Wir folgten Euch von der Bastille an,« sprach Raoul mit einem Tone des Vorwurfs und des Argwohnes.

»Wo wir mit dem guten Herrn Baisemeaux zu Nacht speisten. Ihr erinnert Euch des Herrn Baisemeaux, Porthos?«

»Bei Gott! sehr gut!«

»Und wir haben dort Aramis gesehen.«

»In der Bastille?«

»Beim Abendbrod.«

»Ah!« rief Porthos athmend.

»Er hat uns tausend schöne Dinge für Euch gesagt.«

»Ich danke.«

»Wohin fährt der Herr?« fragte Grimaud, den sein Herr schon durch ein Lächeln belohnt hatte.

»Wir wollen nach Blois, nach Hause.«

»Wie so? geraden Weges?« sagte Raoul.

»Ganz geraden Weges.«

»Ohne Gepäcke?«

»Oh! mein Gott! Raoul wäre von d’Artagnan beauftragt worden, mir das meinige zu schicken oder es mir zu bringen, wenn er zu mir kommt, falls er wirklich kommt.«

»Wenn ihn nichts mehr in Paris zurückhält,« sprach d’Artagnan mit einem Blick fest und einschneidend wie der Stahl, schmerzlich wie er, denn er öffnete wieder die Wunden des jungen Mannes, »wenn ihn nichts mehr zurückhält, wird er wohl daran thun, Euch zu folgen, Athos.«

»Es hält mich nichts mehr in Paris zurück,« erwiederte Raoul.

»Dann brechen wir aus,« sagte Athos rasch.

»Und Herr d’Artagnan?«

»Ah! ich begleite nur Athos bis an die Barrière und kehre mit Porthos zurück.«

»Sehr gut!» rief dieser.

»Kommt mein, Sohn,« fügte der bei. Und er schlang sanft den Arm um den Hals von Raoul, um ihn in den Wagen zu ziehen, und küßte ihn abermals.

»Grimaud!« fuhr der fort. »Du kehrst sachte nach Paris mit Deinem Pferd und dem von Herrn du Vallon zurück, denn Raoul und ich, wir steigen hier zu Pferde und lassen den Wagen diesen beiden Herren, um nach Paris zurückzufahren; in meiner Wohnung nimmst Du meine Kleider und meine Briefe und expedirst das Ganze zu uns.«

»Aber,« bemerkte Raoul, der den Grafen sprechen zu machen suchte, »wenn Ihr nach Paris zurückkommt, findet Ihr weder Wäsche, noch Effecten mehr; das wird unbequem sein.«

»Ich denke, ich werde sehr lange nicht mehr nach Paris zurückkehren. Raoul, unser letzter Aufenthalt dort hat mich nicht ermuthigt, ferner daselbst zu verweilen.«

Raoul neigte das Haupt und sprach kein Wort mehr.

Athos stieg aus dem Wagen und schwang sich auf das Pferd, das Porthos gebracht hatte, und das über den Tausch sehr glücklich zu sein schien.

Man hatte sich umarmt, die Hände gedrückt und tausendfach ewige Freundschaft bezeigt. Porthos versprach, einen Monat bei Athos bei seiner ersten Muße zuzubringen. D’Artagnan versprach, seinen ersten Urlaub zu benützen, dann umarmte er Raoul zum letzten Mal und sagte nur noch:

»Mein Kind, ich werde Dir schreiben.«

Es lag Alles in diesen Worten von d’Artagnan, der nie schrieb. Raoul war bis zu Thränen gerührt. Er entriß sich den Händen des Musketiers und ritt weg.

D’Artagnan stieg zu Porthos in den Wagen.

»Nun! mein lieber Freund,« sagte er, »das ist ein Tag!«

»Ja, ja,« erwiederte Porthos.

»Ihr müßt kreuzlahm sein.«

»Nicht zu sehr. Ich werde mich indessen frühzeitig zu Bette legen, um morgen bereit zu sein.«

»Warum dies?«

»Bei Gott! um zu beendigen, was ich angefangen habe.«

»Ihr macht mich beben, mein Freund; ich sehe Euch ganz unwirsch. Was Teufels habt Ihr angefangen, das nicht beendigt ist?«

»Höret: Raoul hat sich nicht geschlagen. Also muß ich mich schlagen.«

»Mit wem? . . . mit dem König?«

»Wie! mit dem König?« sagte Porthos verwundert.

»Ja wohl, großes Kind, mit dem König!«

»Ich versichere Euch, mit Herrn von Saint-Aignan.«

»Das wollte ich sagen. Schlagt Ihr Euch mit diesem Cavalier, so zieht Ihr den Degen gegen den König.«

»Ah!« versetzte Porthos, die Augen weit ausreißend, »seid Ihr dessen sicher?«

»Bei Gott!«

»Nun? wie läßt sich dann das abmachen?«

»Wir wollen bemüht sein, gut zu Nacht zu speisen, Porthos. Der Tisch des Kapitäns der Musketiere ist angenehm. Ihr werdet den braven Saint-Aignan sehen und auf seine Gesundheit trinken.«

»Ich!« rief Porthos mit einer Geberde des Abscheus.

»Wie!« versetzte d’Artagnan, »Ihr weigert Euch, auf die Gesundheit des Königs zu trinken?«

»Aber ich spreche nicht vom König, ich spreche von Herrn von Saint-Aignan.«

»Wenn ich Euch wiederhole, daß dies dasselbe ist.«

»Ah! dann ist es gut,« sprach Porthos besiegt.

»Ihr begreift, nicht wahr?«

»Nein, doch gleichviel,« rief Porthos.

»Ja, gleichviel,« erwiederte d’Artagnan. »Laßt uns zu Nacht speisen, Porthos.«

XXIV.
Die Gesellschaft von Herrn von Baisemeaux

Man hat nicht vergessen, daß d’Artagnan und der Graf de la Fère, als sie sich aus der Bastille entfernten, Aramis unter vier Augen mit Baisemeaux zurückließen.

Baisemeaux bemerkte entfernt nicht, als seine zwei Tischgenossen weggegangen waren, daß das Gespräch durch ihre Abwesenheit litt. Er glaubte, der Wein vom Dessert und der der Bastille seien vortrefflich: er glaubte, sagen wir, der Wein vom Dessert sei ein hinreichendes Reizmittel, um einen rechtschaffenen Mann zum Sprechen zu bringen. Er kannte Seine Herrlichkeit schlecht, denn sie war nie undurchdringlicher, als gerade beim Nachtisch. Aber Seine Herrlichkeit kannte vortrefflich Herrn von Baisemeaux, und sie rechnete, um ihn sprechen zu machen, aus das Mittel, das dieser als wirksam betrachtete.

Ohne scheinbar zu erlahmen, erlahmte die Conversation doch in Wirklichkeit; denn Baisemeaux sprach nicht nur beinahe allein, sondern er sprach sogar nur von dem seltsamen Ereigniß der Einkerkerung von Athos, woraus der so rasche Befehl, ihn in Freiheit zu setzen, gefolgt war.

Baisemeaux hatte indessen nicht übersehen, daß die beiden Befehle, der Einkerkerungsbefehl und der Freilassungsbefehl, von der Hand des Königs waren. Der König ließ sich aber nur unter bedeutenden Umständen herbei, solche Befehle zu schreiben. Dies Alles war sehr interessant und besonders sehr dunkel für Baisemeaux; da dies Alles aber sehr klar für Aramis war, so legte der letztere diesem Ereigniß nicht dasselbe Gewicht bei, das ihm der gute Gouverneur beilegte.

Ueberdies bemühte sich Aramis nicht um nichts, und er hatte Herrn von Baisemeaux noch nicht gesagt, aus welcher Ursache er sich bemüht.

In dem Augenblick, wo Baisemeaux in seiner stärksten Dissertation begriffen war, unterbrach ihn Aramis plötzlich mit der Frage:

»Sagt mir, mein lieber Herr von Baisemeaux, habt Ihr in der Bastille nie andere Zerstreuungen, als die, welchen ich während der paar Besuche beigewohnt, die ich Euch zu, machen die Ehre hatte?«

Die Anrede war so unerwartet, daß der Gouverneur wie eine Wettersahne, welche plötzlich einen dem des Windes entgegengesetzten Impuls erhält, ganz betäubt davon blieb.

»Zerstreuungen?« erwiederte er, »ich habe beständig, Monseigneur.«

»Ah! schön. Und diese Zerstreuungen?«

»Sind von jeder Art.«

»Besuche ohne Zweifel?«

»Besuche, nein. Die Besuche sind nicht gewöhnlich in der Bastille.«

»Wie! die Besuche sind selten?«

»Sehr selten.«

»Selbst von Seiten Eurer Gesellschaft?«

»Was nennt Ihr meine Gesellschaft? . . . Meine Gefangenen?«

»Oh! nein. Eure Gefangenen! . . . Ich weiß, daß Ihr ihnen Besuch macht, und daß sie nicht Euch machen. Unter Eurer Gesellschaft, mein lieber Herr von Baisemeaux, verstehe ich die Gesellschaft, zu der Ihr gehört.«

Baisemeaux schaute Aramis starr an; denn da das, was er einen Augenblick vermuthet hatte, unmöglich war, sprach er:

»Oh! ich habe gegenwärtig sehr wenig Gesellschaft. Im Allgemeinen, wenn ich es Euch gestehen soll, mein lieber Herr d’Herblay, kommt der Aufenthalt in der Bastille den Weltmännern zurückstoßend und verdrießlich vor. Was die Damen betrifft, so gelangen sie nie ohne eine gewisse Angst, die ich nur mit der größten Mühe zu beschwichtigen vermag, bis zu mir. Warum sollten sie nicht auch wirklich ein wenig zittern, die armen Frauen, wenn sie diese traurigen Thürme sehen und denken, sie seien von Gefangenen bewohnt, die . . . «

Und je mehr sich die Augen von Baisemeaux aus das Gesicht von Aramis hefteten, desto mehr verwickelte sich die Zunge des guten Gouverneur so daß sie am völlig erlahmte.

»Nein, Ihr versteht mich nicht, mein lieber Herr von Baisemeaux,« sagte Aramis, »Ihr versteht mich nicht. Ich meine nicht die Gesellschaft im Allgemeinen, ich spreche von einer besonderen Gesellschaft, bei der Ihr affiliirt seid.

Baisemeaux ließ beinahe das Glas voll Muscat fallen, das er an seine Lippen setzen wollte.

»Affiliirt!« rief er, »affiliirt!«

»Allerdings affiliirt,« wiederholte Aramis mit der größten Kaltblütigkeit. «Seid Ihr denn nicht Mitglied einer geheimen Gesellschaft, mein lieber Herr von Baisemeaux?«

»Geheim?«

»Geheim oder mysteriös.«

»Oh! Herr d’Herblay.«

»Vertheidigt Euch nicht.«

»Glaubt mir doch . . . «

»Ich glaube, was ich weiß.«

»Ich schwöre Euch.«

»Höret mich, mein lieber Herr von Baisemeaux; ich sage ja; Ihr sagt nein; der Eine von uns Beiden behauptet nothwendig das Wahre, der Andere unvermeidlich das Falsche.«

»Nun?«

»Nun! wir werden sogleich zur Erkenntniß kommen.«

»Sprecht,« sagte Baisemeaux, »sprecht.« »Leert doch Euer Glas Muscat, lieber Herr von Baisemeaux. Was Teufel! Ihr seht ganz bestürzt aus.«

»Nein, nein, nicht im Geringsten.«

»Trinkt doch.«

Baisemeaux trank, aber er schluckte schief.

»Nun,« sprach Aramis, »gehört Ihr, sagte ich, nicht zu einer geheimen Gesellschaft, zu einer mysteriösen, wenn Ihr wollt, das Beiwort thut nichts zur Sache, gehört Ihr, sage ich, nicht zu einer Gesellschaft, wie die, welche ich bezeichnen will, wohl! so werdet Ihr nicht ein Wort von dem begreifen, was ich Euch zu sagen im Begriff bin; das ist das Ganze.«

»Oh! seid zum Voraus überzeugt, daß ich nichts begreifen werde.«

»Vortrefflich.«

»Versucht es, laßt hören.«

»Das werde ich thun. Seid Ihr dagegen eines von den Mitgliedern dieser Gesellschaft, so werdet Ihr mir sogleich ja oder nein antworten.«

»Stellt die Frage,« fuhr Baisemeaux zitternd fort.

»Denn Ihr werdet zugeben, mein lieber Herr von Baisemeaux,« sprach Aramis mit derselben Unempfindlichkeit, »es ist unleugbar, daß man nicht zu einer Gesellschaft gehören kann, es ist unleugbar, daß man nicht die Vortheile genießen kann, welche die Gesellschaft den Affiliirten bringt, ohne selbst zu einigen Dienstleistungen verbunden zu sein.«

»In der That,« stammelte Baisemeaux, »das ließe sich begreifen, wenn . . . «

»Wohl denn!« fuhr Aramis fort, »es gibt beider Gesellschaft, von der ich sprach, und zu der Ihr, wie es scheint, nicht gehört . . . «

»Erlaubt, ich wollte übrigens nicht schlechterdings sagen . . . «

»Es gibt eine Verpflichtung, welche von allen dem Orden affiliirten Gouverneurs und Kapitänen von Festungen übernommen worden ist.«

Baisemeaux erbleichte.

»Diese Verpflichtung fuhr Aramis mit fester Stimme fort, »vernehmt sie.«

Baisemeaux stand, von einer unsäglichen Bangigkeit ergriffen, auf.

»Laßt hören, lieber Herr d’Herblay, laßt hören,« sagte er.

Aramis sprach nun oder recitirte vielmehr folgenden Paragraphen mit demselben Ton, als ob er aus einem Buche gelesen hätte:

»Genannter Festungs-Kapitän oder Gouverneur wird, wenn es nöthig ist und aus das Verlangen des Gefangenen, einen dem Orden affiliirten Beichtvater einlassen.«

Er hielt inne. Baisemeaux war peinlich anzuschauen, so bleich sah er aus, so gewaltig zitterte er.

»Ist dies der Text der Verpflichtung?« fragte Aramis ruhig.

»Monseigneur,« stammelte Baisemeaux.

»Ah! gut, ich glaube, Ihr fangt an zu begreifen.«

»Monseigneur,« rief Baisemeaux, »treibt nicht so Euer Spiel mit meinem armen Geist; ich fühle mich sehr gering gegen Euch, habt Ihr das boshafte Verlangen, mir die kleinen Geheimnisse meiner Verwaltung zu entlocken.«

»Oh! nein, Ihr täuscht Euch, lieber Herr von Baisemeaux, ich will nichts von den kleinen Geheimnissen Eurer Verwaltung, wohl aber von denen Eures Gewissens.«

»Gut, es sei! meines Gewissens, lieber d’Herblay. Doch nehmt ein wenig Rücksicht aus meine Lage, die keine gewöhnliche ist.«

»Sie ist keine gewöhnliche,« fuhr der unbeugsame Aramis fort, »wenn Ihr nämlich in dieser Gesellschaft ausgenommen seid; aber sie ist eine ganz natürliche, seid Ihr, frei von jeder Verbindlichkeit, nur dem Könige verantwortlich.«

»Wohl, mein Herr, nein, ich gehorche nur dem König. Guter Gott! wem soll denn ein französischer Edelmann gehorchen, wenn nicht dem König?«

Aramis rührte sich nicht; aber mit seiner so weichen Stimme sprach er:

»Es ist sehr süß für einen französischen Edelmann, für einen Prälaten Frankreichs einen Mann von Eurem Verdienst, mein lieber Herr von Baisemeaux, sich so gut ausdrücken zu hören und, nachdem er Euch gehört, nur Euch zu glauben.«

»Habt Ihr gezweifelt, mein Herr?«

»Ich? oh! nein.«

»Ihr zweifelt also nicht mehr?«

»Mein Herr,« antwortete Aramis mit ernstem Ton, »ich zweifle nicht, daß ein Mann, wie Ihr, den Gebietern, die er sich selbst gegeben, treu dient.«

»Den Gebietern!« rief Baisemeaux.

»Ich habe gesagt, den Gebietern.«

»Herr d’Herblay, nicht wahr, Ihr scherzt abermals?«

»Ja, ich begreife, die Lage ist schwieriger, wenn man mehrere Herren, als wenn man nur einen einzigen hat; doch diese Schwierigkeit kommt von Euch, lieber Herr von Baisemeaux, und ich bin nicht die Ursache davon.«

»Nein, gewiß nicht,« erwiederte der arme Gouverneur, verlegener als je, »doch was macht Ihr? . . . Ihr steht auf?«

»Allerdings.«

»Ihr geht?«

»Ich gehe, ja.«

»Aber wie fremd seid Ihr doch gegen mich, Monseigneur!«

»Ich, fremd, woraus seht Ihr das?«

»Sagt, habt Ihr denn geschworen, mich aus die Folter zu spannen?«

»Nein, ich wäre darüber in Verzweiflung.«

»So bleibt.«

»Ich kann nicht.«

»Und warum nicht?«

»Weil ich nichts mehr hier zu thun und im Gegentheil anderswo Pflichten habe.«

»Pflichten, so spät?«

»Ja, begreift doch, mein lieber Herr von Baisemeaux, man hat mir da, woher ich komme, gesagt: »»Genannter Gouverneur oder Kapitän wird, wenn es nöthig ist, auf das Verlangen des Gefangenen, einen dem Orden affiliirten Beichtvater einlassen.«« Ich bin gekommen, Ihr wißt nicht, was ich meine; ich kehre zurück und sage den Leuten, sie werden sich getäuscht haben und sollen mich anderswohin schicken.«

»Wie! Ihr seid?« rief Baisemeaux, indem er Aramis beinahe mit Schrecken anschaute.

»Der dem Orden affiliirte Beichtvater,« antwortete Aramis, ohne den Ton zu verändern.

Doch so weich auch diese Worte gesprochen wurden, sie machten aus den armen Gouverneur die Wirkung eines Donnerschlags. Baisemeaux wurde leichenbleich, und es kam ihm vor, als wären die schönen Augen von Aramis zwei feurige Klingen die sich bis in die Tiefe seines Herzens tauchten.

»Der Beichtvater?« murmelte er, »Ihr, Monseigneur, der Beichtvater des Ordens!«

»Ja, ich; doch wir haben nichts mit einander zu verhandeln, da Ihr nicht affiliirt seid.«

»Monseigneur . . . «

»Und ich begreife, daß Ihr, da Ihr nicht affiliirt seid, Euch weigert, die Befehle zu befolgen.«

»Monseigneur, ich flehe Euch an, habt die Gnade, mich zu hören.«

»Warum?«

»Monseigneur, ich sage nicht, ich gehöre nicht zum Orden.«

»Ah! ah!«

»Ich sage nicht, ich weigere mich, zu gehorchen.«

»Was indessen vorgegangen, gleicht ungemein dem Widerstand, Herr von Baisemeaux.«

»Oh! nein, Monseigneur, nein; ich wollte mich nur versichern . . . «

»Worüber versichern?« fragte Aramis mit einer Miene erhabener Verachtung.

»Ueber nichts, Monseigneur.«

Baisemeaux dämpfte die Stimme, verbeugte sich vor dem Prälaten und sprach:

»Ich bin jeder Zeit und überall zur Verfügung meiner Gebieter, aber . . . «

»Sehr gut, so liebe ich Euch mehr, mein Herr.«

Aramis nahm wieder seinen Stuhl und reichte sein Glas Baisemeaux, der es nicht zu füllen vermochte, so sehr zitterte seine Hand.

»Ihr sagtet: aber,« fuhr Aramis fort.

»Aber,« sprach der arme Mann, »da ich nicht zuvor unterrichtet war, so erwartete ich entfernt nicht . . . «

»Sagt nicht das Evangelium: »»Wachet, denn der Augenblick ist nur Gott bekannt?«« Sagen die Vorschriften des Ordens nicht: »»Wachet, denn was ich will, das müßt Ihr immer wollen!«« Und aus welchem Grunde erwartetet Ihr den Beichtvater nicht, Herr von Baisemeaux?«

»Weil es in diesem Augenblick keine kranke Gefangene in der Bastille gibt, Monseigneur.«

Aramis zuckte die Achseln.

»Was wißt Ihr davon?«

»Mir scheint . . . «

»Herr von Baisemeaux,« sprach Aramis, indem er sich in seinen Lehnstuhl zurückwarf, »hier ist Euer Bedienter, der mit Euch sprechen will.«

In diesem Augenblick erschien wirklich der Bediente von Baisemeaux auf der Thürschwelle.

»Was gibt es?« fragte Baisemeaux lebhaft.

»Herr Gouverneur, man bringt Euch den Bericht des Arztes.«

Aramis schaute Herrn von Baisemeaux mit seinem klaren, sicheren Auge an.

»Nun, so laßt den Boten eintreten,« sagte er.

Der Bote trat ein, verbeugte sich und übergab den Bericht.

Baisemeaux warf einen Blick daraus, erhob dann den Kopf und sprach voll Erstaunen:

»Der zweite Bertaudière ist krank.«

»Was sagtet Ihr denn, mein lieber Herr von Baisemeaux? alle Welt befinde sich wohl in Eurem Hause?« versetzte Aramis mit nachläßigem Tone.

Und er trank einen Schluck Muscat, ohne mit dem Auge von Baisemeaux zu lassen. Dann, nachdem er dem Boten ein Zeichen gemacht und dieser weggegangen war, sprach der Gouverneur beständig zitternd:

»Ich glaube, es heißt in dem Paragraph: »»Aus das Verlangen des Gefangenen.««

»Ja, so heißt es,« antwortete Aramis; »aber seht doch, was man will, lieber Herr von Baisemeaux.«

Es streckte in der That ein Sergent seinen Kopf durch die etwas geöffnete Thüre,

»Was gibt es wieder?« rief Baisemeaux. »Kann man mir denn nicht zehn Minuten Ruhe lassen!«

»Herr Gouverneur,« erwiederte der Sergent, »der Kranke der zweiten Bertaudière hat seinen Schließer beauftragt, einen Beichtvater zu verlangen.«

Baisemeaux wäre beinahe rückwärts gefallen.

Aramis verschmähte es, ihn auszuheben, wie er es verschmäht hatte, ihn zu erschrecken.

»Was soll ich antworten?« fragte Baisemeaux.

»Was Ihr wollt,« erwiederte Aramis, der sich die Lippen knipp; »das ist Eure Sache; ich bin nicht Gouverneur der Bastille.

»Sagt,« rief Baisemeaux rasch, »sagt dem Gefangenen, er werde bekommen, was er verlangt.«

Der Sergent trat ab.

»Oh! Monseigneur, Monseigneur,« murmelte Baisemeaux, »wie hätte ich vermuthet! . . . wie hätte ich vorhergesehen!«

»Wer sagte Euch, Ihr sollet vermuthen? wer bat Euch, vorherzusehen?« erwiederte Aramis verächtlich. »Der Orden vermuthet, der Orden weiß, der Orden sieht vorher. Genügt das nicht?«

»Was befehlt Ihr?« fügte Baisemeaux bei.

»Ich? nichts. Ich bin nur ein armer Priester, ein einfacher Beichtvater. Befehlt Ihr mir, den Kranken zu besuchen?«

»Oh! Monseigneur, ich befehle Euch nicht, ich bitte Euch.«

»Es ist gut. So führet mich.«

Seit der seltsamen Verwandlung von Aramis in einen Beichtvater des Ordens war Baisemeaux nicht mehr derselbe Mensch.

Bis dahin war Aramis für den würdigen Gouverneur ein Prälat gewesen, dem er Achtung, ein Freund, dem er Dankbarkeit schuldig; aber von der Offenbarung an, die alle seine Ideen niedergestürzt, war er ein Untergeordneter und Aramis ein Haupt.

Er zündete selbst eine Laterne an, rief einen Schließer, wandte sich dann gegen Aramis um und sagte:

»Ich bin zu den Befehlen von Monseigneur.«

Aramis begnügte sich, ein Zeichen mit dem Kopf zu machen, das besagen wollte: »Es ist gut!« und ein Zeichen mit der Hand, das besagen wollte: »Geht voran!« Baisemeaux setzte sich in Marsch. Aramis folgte ihm.

Es war eine schöne stemenhelle Nacht; die Tritte der drei Männer erschollen aus den geplatteten Terrassen, und das Geklirre der am Gürtel des Schließers hängenden Schlüssel stieg bis zu den Stockwerken der Thürme empor, als wollte es die Gefangenen daran erinnern, die Freiheit sei außer ihrem Bereiche.

Man hätte glauben sollen, die Veränderung, die bei Baisemeaux vorgegangen, habe sich auch aus den Schließer erstreckt. Dieser Mensch, derselbe, der sich beim ersten Besuch von Aramis so neugierig und fragsüchtig gezeigt, war nicht nur stumm, sondern auch unempfindlich geworden. Er senkte den Kopf und schien bange zu haben, er könnte die Ohren öffnen.


So kam man zum Fuß der Bertaudière, deren zwei Stockwerke stillschweigend und mit einer gewissen Langsamkeit erstiegen wurden, denn Baisemeaux war, obgleich er gehorchte, doch weit entfernt, hierbei mit großem Eifer zu Werke zu gehen.

Endlich gelangte man zu der Thüre; der Schließer hatte nicht nöthig, den Schlüssel zu suchen, denn er hielt ihn schon bereit. Die Thüre öffnete sich.

Baisemeaux schickte sich an, zu dem Gefangenen hinein zu gehen, doch er blieb aus der Schwelle stehen, »Es steht nicht geschrieben, der Gouverneur werde die Beichte des Gefangenen hören,« sprach Aramis.

Baisemeaux verbeugte sich und ließ Aramis vorbeigehen; dieser nahm die Laterne aus den Händen des Schließers und trat ein; dann machte er mit einer Geberde ein Zeichen, daß man die Thüre hinter ihm schließe.

Einen Augenblick stand er stille und horchte mit gespanntem Ohr, ob Baisemeaux und der Schließer sich entfernten; dann, als er sich durch das Abnehmen des Geräusches überzeugt hatte, daß sie den Thurm verlassen, stellte er die Laterne aus den Tisch und schaute umher.

Aus einem Bett von grüner Sarsche, das im Ganzen den andern Betten der Bastille ähnlich, nur daß es neuer war, ruhte unter wetten, halbgeschlossenen Vorhängen der junge Mann, bei dem wir schon einmal Aramis eingeführt haben.

Nach dem Gebrauche des Gefängnisses war der Gefangene ohne Licht. Zur Stunde der Feierglocke hatte er seine Kerze auslöschen müssen. Man sieht, wie sehr der Gefangene begünstigt war, da er sich des seltenen Vorrechtes, bis zum Augenblick der Feierglocke Licht zu behalten, erfreute.

Bei diesem Bett lagen aus einem ledernen Lehnstuhl mit gedrehten Füßen Kleider von merkwürdiger Frische. Ein kleiner Tisch, ohne Federn, ohne Tinte, ohne Papier, ohne Bücher, stand traurig und verlassen am Fenster. Mehrere noch volle Teller bezeugten, daß der Gesungene sein letztes Mahl kaum berührt hatte.

Altersbeschränkung:
0+
Veröffentlichungsdatum auf Litres:
10 Dezember 2019
Umfang:
2641 S. 19 Illustrationen
Rechteinhaber:
Public Domain