Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung

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Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung
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Rolf Schmidt

Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Fotos © Rolf Schmidt

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Norwegen

Auf dem Weg nach Dänemark

Von Dänemark mit der Fähre nach Norwegen

Auf der Nordseestraße nach Stavanger

Einmal Preikestolen - hin und zurück!

Auf der Reichsstraße 13 zum Hardangerfjorden

Vöringsfossen und Hardangervidda

Vom Hardangerfjorden zum Fördefjorden

Richtung Westküste

Vom Fördefjorden zum Moldefjorden

Atlantikstraße und Mittsommernacht

Vom Moldefjorden zum Mjösasee

Vom Mjösasee zum Oslofjorden

Es geht leider wieder nach Hause

Nachwort

Empfohlener Reiseverlauf und Einzel-Fahrstrecken

Einige (unverbindliche) Tipps für Autofahrer

Quellenangaben

Vorwort

Wieso immer wieder Norwegen?

Ich glaube, schuld an meiner Vorliebe für die nordischen Länder ist höchstwahrscheinlich eine Informationsreise Anfang der 1990er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt habe ich in einem Omnibusbetrieb und Reisebüro gearbeitet. Mein damaliger Chef hatte mir die Aufgabe gestellt, für die Mitglieder eines privaten Omnibusunternehmerverbandes eine Kurzreise nach Norwegen zu organisieren. Die Reise sollte die Eigentümer und verantwortlichen Mitarbeiter der Unternehmen mit dem Land vertraut machen und gleichzeitig dazu anregen, künftig verstärkt Reisen in die nordeuropäischen Länder anzubieten. Ich weiß nicht, ob diese Reise dann auch ihren Zweck bei den einzelnen Teilnehmern erfüllt hat - bei mir hat es jedenfalls gefunkt.

In den zurückliegenden Jahren habe ich die Länder Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland bereits mehrfach besucht. Mein Hauptreisegebiet war aber immer Norwegen. Ich habe unter anderem die Lofoten, das Nordkap (schon zweimal) und das Gebiet der Telemark besucht. Diesmal sollen es nun die Südküste und das Fjordland sein. Dazu habe ich mir eine entsprechende Rundreise aus den vielen mir zur Verfügung stehenden Angeboten verschiedener Reisebüros ausgesucht und auch gebucht.

Mit einer Fährfahrt vom dänischen Hirtshals aus nach Kristiansand in Norwegen wird die Reise beginnen. Anschließend werde ich im Laufe von 10 Tagen laut Reiseroute die Orte Mandal, Stavanger, Molde und Gjövik besuchen. Die Rückfahrt in heimatliche Gefilde wird dann wieder mit der Fähre nach Hirtshals erfolgen. Aber dabei wird die Fährüberfahrt in Larvik beginnen.

Die Süd- und die Westküste sowie große Teile von Fjordnorwegen sind mir bislang noch völlig unbekannt. Das soll sich mit dieser Reise aber spürbar ändern. Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Eindrücke ich dabei gewinnen werde. Besonders freue ich mich darauf, endlich mal die Stadt Stavanger kennenzulernen. Hoffentlich spielt das Wetter auch mit. So ein bisschen Regen kann schon mal sein, aber nicht ständig.

Ich habe mir bereits im Vorfeld meiner Fahrt einige Gedanken gemacht, was ich alles besichtigen könnte. So habe ich mir fest vorgenommen, das Kap Lindesnes als den südlichsten Punkt Norwegens zu besuchen. Meine Planung sieht vor, dass ich unbedingt auch zum Preikestolen wandern werde. Der Berg Dalsnibba bei Geiranger und die bekannte Atlantikstraße bei Kristiansund werden weitere Ziele sein.

Das sieht meine bisherige Planung für den Verlauf der Reise vor. Ich habe mir entsprechende Prospekte bei einzelnen Touristeninformationen bestellt. Als Vorbereitung auf die Reise habe ich mir sogar noch einen neuen und aktuellen Straßenatlas von Norwegen gekauft. Das Internet habe ich genutzt, um weitere Erkundigungen über eventuell in Frage kommende Fährverbindungen auf den einzelnen Tagesetappen und über die Benutzung von Mautstraßen zu bekommen. Soweit es möglich war, habe ich mich gleich noch über die aktuellen Preise informiert.

Wieder einmal musste ich feststellen, dass es im Vorfeld einer solchen Reise doch recht schwer ist, schon von Zuhause aus konkrete Festlegungen für die einzelnen Tagesetappen zu treffen. Immer wieder bin ich beim Studium der Prospekte auf weitere interessante Sachen gestoßen, die es wert sein sollten, dass man sie besucht oder sich ansieht. So blieb es eben nur bei einer Grobplanung. Tagtäglich werde ich Vorort mich dann konkret zu Besuchen oder Besichtigungen und Fahrstrecken entscheiden. Auch das Wetter wird natürlich dabei eine nicht unbedeutende Rolle spielen.

Um die vielen Mautstrecken auf der Reise ganz ungehindert befahren zu können, habe ich mich per Internet bei www.autopass.no angemeldet. Diesen Service habe ich bei meiner letzten Reise noch nicht genutzt. Damals musste ich an den Mautstellen noch alles bar in Scheinen und Münzen bezahlen. Das hat natürlich immer ganz schön aufgehalten. Heute kam schon nach kurzer Zeit per Mail die Bestätigung, dass bereits 1 NOK abgebucht wurde und ich ab sofort die Mautstellen (bomstasjonen) auf den speziell dafür eingerichteten Videospuren ohne Halt passieren kann.

Die Fahrstrecke vom Wohnort bis zum Fährhafen in Dänemark ist doch ganz schön lang. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, mir unterwegs eine Zwischenübernachtung zu suchen. Auch dabei war mir das Internet eine große Hilfe. In der dänischen Stadt Kolding habe ich eine entsprechende Möglichkeit gefunden. Es ist eine kleine Pension in der Nähe des Hafens der Stadt. Im Übernachtungspreis ist auch das Frühstück am nächsten Tag enthalten. So hoffe ich, jeden Zeitdruck zu vermeiden und meine Reise nach und durch Norwegen ganz entspannt schon in Dänemark beginnen zu können. Man weiß ja nie, was alles auf einer so langen Anfahrt von fast eintausend Kilometern passiert. Wenn ich dann verspätet in Hirtshals ankomme, ist eventuell die Fähre fort und der Urlaub schon vor dem eigentlichen Beginn vorbei.

Bisher habe ich immer meine Reisen in die nördlichen Länder über verschiedene Reisebüros oder -agenturen gebucht. Die empfohlenen Touren habe ich aber stets mit eigenen Ideen ergänzt oder bin einfach vor Ort eigene Wege gefahren.

Gesichert waren bei diesen Reisen aber immer Unterkunft und Verpflegung. Ich habe dies einmal aus Bequemlichkeit meinerseits, zum anderen wegen der hohen Einzelpreise gemacht. Jetzt habe ich mir aber vorgenommen, eine meiner nächsten Reisen organisiere ich doch einmal selbst. Beginnend von der Anreise mit der Fähre über die Übernachtungen bis hin zur Verpflegung werde ich alles selbst in die Hand nehmen. Diese Reisevariante reizt mich schon lange. Es muss ja nicht immer ein großes und mit vielen Sternen versehenes Hotel sein, eine Ferienhütte tut es ja auch. Ich habe da schon eine schöne Strecke im Auge - aber verraten wird erst einmal nichts!

Norwegen

Was ist eigentlich dieses Norwegen für ein Land, das solch eine Anziehungskraft auf große Touristenströme ausübt?

Das Königreich Norwegen (Kongeriket Norge/Noreg) ist ein Land im äußersten Norden von Europa auf der skandinavischen Halbinsel, auf der auch noch Schweden liegt. Oftmals wird auch gern Finnland zu Skandinavien gezählt, obwohl es nach eindeutiger wissenschaftlicher Meinung eigentlich nicht so richtig dazugehört.

Mit einer Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung von mehr als 1.750 Kilometern ist Norwegen das längste Land Europas. Im Gegensatz zu dieser gewaltigen Länge steht die geringe Breite in Ost-West-Richtung mit nur 430 Kilometern. In Höhe der Stadt Narvik in Nordland, jenseits des Polarkreises, ist das Land lediglich etwa 7 Kilometer breit.

 

Norwegen ist über 385.000 Quadratkilometer groß und hat nach den allerneuesten Zählungen etwas mehr als 5,05 Millionen Einwohner. Es verzeichnet gegenwärtig als eines der wenigen Länder in Europa einen Bevölkerungszuwachs von mehr als 65.000 Menschen pro Jahr. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Norweger beträgt 80,5 Jahre. Während die Frauen etwa 83 Jahre lang leben, schaffen es die Männer lediglich auf nur 78 Jahre. Ich möchte nur mal wissen, warum das in fast allen Ländern so ist, dass die Frauen immer länger leben.

Norwegen ist ein Staat mit konstitutioneller Erbmonarchie. Seit 1991 ist König Harald V. das Staatsoberhaupt des Landes. Von ihm werden der Ministerpräsident und die Minister der Regierung ernannt. Das norwegische Parlament (Storting) umfasst 169 Abgeordnete, die vom Volk für die Dauer von 4 Jahren gewählt werden. Die Regierung wird gegenwärtig von Erna Solberg als Ministerpräsidentin geführt. Bereits seit dem Jahr 1913 besteht in Norwegen als einem der ersten Länder in Europa das Frauenwahlrecht.

Auch die zirka 60.000 bis 100.000 im Land lebenden Sami haben ein eigenes Parlament. Die genaue Zahl dieser Menschen lässt sich nur sehr schwer ermitteln, da große Teile der samischen Bevölkerung noch immer in ihren angestammten Siedlungsgebieten zwischen den Ländern Norwegen, Schweden, Finnland und Russland unterwegs sind. Im Oktober des Jahres 1989 wurde in Karasjok in Lappland das samische Parlament, das Sameting, durch Norwegens König Olav V. eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt finden dort regelmäßige Sitzungen der gewählten Vertreter der Bevölkerungsminderheit zu Fragen der samischen Einwohner statt.

Norwegen hat auch sehr viele berühmte und bekannte Persönlichkeiten in den verschiedensten Lebensbereichen hervorgebracht. So unter anderem:

den Dramatiker Hendrik Ibsen (1823–1906),

den Komponisten Edvard Grieg (1843–1907),

den Polarforscher Fridtjof Nansen (1861–1930),

den Maler Edvard Munch (1863–1944),

die Literatur-Nobelpreisträgerin Sigrid Undset (1882–1949),

den Naturforscher Thor Heyerdal (1914–2002).

In Norwegen ist eine sprachliche Besonderheit vorhanden. Es gibt zwei unterschiedliche, aber gleichberechtigte Sprachtypen. Zum einem ist es das Bokmal (die Buchsprache), das einen offiziellen Status hat. Es basiert hauptsächlich auf dem Dänischen. Bokmal wird von 85 bis 90 Prozent der norwegischen Bevölkerung geschrieben und gesprochen. Norwegen heißt in dieser Sprachart beispielsweise Norge.

Zum anderen ist da das Nynorsk (das Neunorwegische), das ebenfalls einen offiziellen Status besitzt. Dieser Sprachtyp ist im Gegensatz zum Bokmal eine Synthese aus den verschiedenen norwegischen Dialekten. 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung bedienen sich Nynorsk. Hier heißt Norwegen dann Noreg.

Beide Sprachtypen sind im Land gleichberechtigt. Formulare und Vordrucke werden immer in den beiden Spracharten bereitgestellt. Auch Fernsehen und Radio bieten Sendungen in den jeweiligen Sprachen an.

Norwegens südlichster Punkt ist das Kap Lindesnes (57° 58´ 43´´ Nord), das auch zu meinem diesjährigen Besuchsprogramm gehören wird. Das Nordkap ist aber leider nicht, wie von vielen Besuchern angenommen wird, der nördlichste Punkt des Landes. Die 4,18 Kilometer westlich vom Nordkap gelegene Landspitze Knivskjellodden (71° 11´ 9´´ Nord) ragt noch ein ganzes Stück weiter in das Nordpolarmeer hinein.

Von den über 150.000 großen und kleinen Inseln, die sich vor der etwa 25.000 Kilometer langen Atlantikküstenlinie Norwegens befinden, sind aber nur 2.000 bewohnt.

Das Land ist geprägt von großen Gebirgsketten und riesigen Hochebenen, den Fjells. Mehr als 20 Gipfel dieser Gebirge sind über 2.300 Meter hoch. Der höchste Berg Norwegens ist der im Jotunheimen-Gebirge befindliche Galdhöpiggen mit 2.469 Metern.

Der Jostedalsbreen ist mit einer Fläche von über 450 Quadratkilometern der größte Festlandsgletscher des Landes und auch Europas. Sein Eis ist durchschnittlich 500 Meter stark.

Der Mjösa-See im Gudbrandsdalen, der sich von Eidsvoll im Süden bis Lillehammer im Norden hinzieht, ist mit 365 qkm der größte See Norwegens.

Der längste Fluss des Landes ist die Glomma mit einer Länge von 601 Kilometern.

Ungefähr 10.000 vor unserer Zeitrechnung besiedelten die ersten Menschen die Küstengebiete Norwegens. Bis zum 8. Jahrhundert entstanden dann überall viele ganz kleine Königreiche. Erst 872 vereinte Harald Harfagre (Harald Schönhaar) durch blutige Kriege die einzelnen Reiche. König Olav Haraldsson setzte mit großer Grausamkeit die Bestrebungen zur Reichseinheit und auch das Christentum in Norwegen weiter durch. Trotz seiner sehr umstrittenen Vorgehensweise wurde er nach seinem Tode 1030 für seine Verdienste um Norwegens Einigung als „Olav der Heilige“ verehrt und in Trondheim beigesetzt.

In den folgenden Jahrhunderten musste Norwegen verschiedene Pakte mit Schweden und Dänemark eingehen, die sich nicht immer positiv auf die weitere selbständige Landesentwicklung auswirkten. In Eidsvoll verk kamen 1814 insgesamt 112 Abgesandte aus dem ganzen Land zu einer Nationalversammlung zusammen. Unter den Teilnehmern waren neben anderen auch sieben Bauern, dreizehn Kaufleute und fünf Gutsbesitzer. Sie beschlossen am 14. Mai 1814 die erste Verfassung des Landes. Obwohl es bis zur endgültigen Loslösung Norwegens von Schweden und Dänemark noch ein langer Weg war, wird dieser Tag heute als Nationalfeiertag alljährlich mit einem großen Kinderumzug in Oslo durch die Stadt bis hin zum königlichen Schloss begangen.

Norwegen war eines der Gründungsmitglieder der NATO. Dennoch haben die Bewohner sich bereits im Jahr 1972 und dann nochmals 1994 in Volksabstimmungen eindeutig gegen den Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union entschieden. Norwegen hat seit mehreren Jahren in der Welt den höchsten Lebensstandard. Die Grundlage dafür bilden neben einer sehr hohen Produktivität der Industrie auch die in den 1960-er Jahren entdeckten Vorkommen an Erdöl und Erdgas vor der Atlantikküste.

„Ja, vi elsker dette landet…“ - „Ja, wir lieben dieses Land…“

So beginnt die norwegische Nationalhymne, die von dem Literatur-Nobelpreisträger Björnstjerne Björnson (1832 - 1910) geschrieben wurde und sehr viel über die Einstellung der Norweger zu ihrem Land aussagt. In keinem anderen Land Europas erlebt man die unterschiedlichsten Aspekte der Natur und der Gesellschaft so eindrucksvoll wie in diesem:

… da sind die gewaltigen Fjorde, die sich von der Küste aus weit in das Land einschneiden, an deren Ufern sich schon vor langer Zeit die Menschen niedergelassen haben und noch heute erfolgreich Landwirtschaft und Obstbau betreiben.

… da sind die fast menschenleeren Bergregionen der Fjells, in denen sich die Natur und Tierwelt auch weiterhin ungestört entfalten kann.

… da sind die sonnigen Strände an der Südküste des Landes, die immer auch ein bisschen an die Mittelmeerregionen erinnern.

… da sind die weiten Gegenden nördlich des Polarkreises, in denen im Winter die Sonne kaum zu sehen ist, während sie im Sommer unentwegt scheint.

… da sind die Sami, die als Ureinwohner des Nordens mit ihren großen Rentierherden noch heute vielfach durch das Land ziehen.

… da ist der große Reichtum an Erdöl und Erdgas, der vor der Küste des Landes gefördert wird und da sind auch die enormen Fischbestände, die für viele Menschen Arbeit und Lohn bedeuten.

… da sind aber die hohen Preise für Alkohol, Benzin und Lebensmittel, die so manchen Urlauber davon abhalten, dieses Land zu besuchen.

… da ist das Nordkap, der letzte angenommene Festlandspunkt vor dem Nordpol, der jährlich zigtausende Menschen immer wieder in seinen Bann zieht.

… da ist das norwegische Königshaus, das in der jetzigen Form von der Bevölkerung anerkannt und geachtet wird und das beweist, dass Könige, Prinzen und Prinzessinnen auch nur Menschen sind, die Freuden, Sorgen und auch Fehler haben.

… da sind letztendlich die Menschen dieses Landes, die Fremden gegenüber stets etwas zurückhaltend sind; aber wenn man sie intensiver kennengelernt hat, sind sie aufgeschlossen und freundlich.

Diese Aufstellung lässt sich noch weiter bis ins Unermessliche fortsetzen und auf viele andere Bereiche erweitern. Aber jetzt soll endlich nach der langen Vorbereitungszeit meine Reise in den Süden Norwegens und in das Fjordland beginnen.

Auf dem Weg nach Dänemark

Heute ist Donnerstag. Jetzt geht es nun endlich los in Richtung Norden. Das Gepäck ist schon verladen und das Auto steht vollgetankt und abfahrbereit vor der Garage. Zunächst wird aber erst noch ausgiebig gemeinsam mit frischen Brötchen gefrühstückt und über die kommenden Tage gesprochen. Gegen 8:30 Uhr verlassen wir dann unsere Wohnung und fahren von nun an für eine gewisse Zeit getrennter Wege.

Vom Wetter her habe ich mir für meinen Start in den Urlaub keinen so schönen Tag ausgesucht. Es regnet mal wieder ziemlich stark. Eigentlich kann es nur noch besser werden. Aber trotz der Nässe lasse ich mir die Vorfreude auf die Reise nach Norwegen nicht verderben. Von Senftenbergaus geht es auf der Landstraße bis zur Anschlussstelle Klettwitz der Autobahn A 13. Mein nächstes Ziel ist das Schönefelder Kreuz. Ohne Staus oder sonstige Behinderungen komme ich ganz gut voran. Nur hinter der Anschlussstelle Bronkow muss ich verstärkt auf die Geschwindigkeit achten. Den Nachrichten zufolge soll hier irgendwo im Gebüsch ein gemeiner Blitzer stehen. Da ich mich aber fast immer an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten halte, komme ich ohne Foto an der Apparatur vorbei. Eng wird es dann aber in der langen Baustelle zwischen Lübbenau und Duben. Hier wird die Autobahn erweitert und mit neuem Belag versehen. Nach dem Passieren der Baustelle geht es zügig weiter und so erreiche ich schon nach etwa 50 Minuten das Schönefelder Kreuz. Hier muss ich mich entscheiden, ob ich meine Fahrt ab jetzt quer durch Berlin fortsetze oder ich die Stadt auf dem Berliner Ring, der Autobahn A 10, umfahren werde. Der Regen hat immer noch nicht nachgelassen und es sieht auch nicht so aus, als ob es in nächster Zeit passieren würde. Ich entschließe mich kurzentschlossen, meine Fahrt westwärts in Richtung Hannover fortzusetzen. Auf der östlichen Seite des Berliner Rings wird nämlich gegenwärtig das Autobahndreieck Schwanebeck total umgebaut. Es ist mit großer Sicherheit damit zu rechnen, dass es dort zu Staus im Bereich der Baustelle sowie schon bei der Anfahrt kommen wird. Meine Entscheidung über die westliche Fahrtrichtung war dann doch ganz gut. Denn je weiter ich mich von Zuhause entferne, desto mehr lässt der Regen ganz langsam nach und die Wolken reißen auch ab und zu mal kurz auf.

Auf dem westlichen Berliner Ring gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Dadurch wird das Fahren ganz entspannt, denn ich muss nicht immer in den Spiegel schauen, ob ein schnelleres Fahrzeug von hinten kommt. Natürlich gibt es immer Fahrer, für die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht so richtig gelten. Einige von dieser Sorte überholen die Kolonne, mit der ich in Richtung Norden fahre.

Ab dem Dreieck Havelland, an dem ich den Berliner Ring verlasse und auf die Autobahn A 24 einbiege, ändert sich das Wetter urplötzlich. Der Regen hört völlig auf und die Sonne kommt sogar ab und zu kurz heraus und schaut, ob es sich überhaupt lohnt, heute noch länger zu scheinen.

Auf allen bisherigen Autobahnabschnitten ist heute nur mäßiger Verkehr, so dass ich problemlos bisher durchgekommen bin. Auch auf dem jetzigen Teilstück der A 24, die nach Hamburg und nach Rostock führt, rollt der Verkehr. Kurz vor der Abfahrt Fehrbellin kommt die Raststätte „Linumer Bruch“. Hier mache ich erst einmal eine kleine Pause, um schnell einen Kaffee zu trinken. Jetzt am Vormittag ist hier noch ziemlich wenig los. Es ist nur schade, dass man nicht im Sommergarten sitzen kann. Der Regen hat zwar aufgehört, aber es ist einfach noch zu kalt. Mein nächstes Ziel ist jetzt das Autobahndreieck Wittstock an der Dosse, an dem ich heute in Richtung Hamburg abbiege. Immer, wenn ich in Richtung Norden fahre, muss ich erst einmal bis hierher fahren. Am Dreieck entscheidet sich, ob es über Kiel oder über Rostock nach Skandinavien geht. In diesem Jahr fahre ich weiter in Richtung Westen. Die Mehrheit der Fahrzeuge folgt meinem Beispiel und so fahren wir gemeinsam in Richtung Hamburg weiter.

 

Bald habe ich die Grenze zwischen den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern passiert. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort, wo sich heute die Raststätte „Schaalsee“ und große Lager von bekannten Firmen befinden, war früher die Grenzübergangsstelle Marienborn. Jetzt sind es nur noch Hinweistafeln an der Autobahn, die an die ehemalige Grenze erinnern. Eigentlich machen wir bei unseren Fahrten nach Kiel oder Hamburg immer Pause an der Raststätte „Gudow“. Heute fahre ich aber weiter, da ich ja noch bis nach Dänemark will.

Gut 20 Kilometer vor dem Autobahnkreuz Hamburg-Ost verlasse ich an der Ausfahrt Schwarzenbeck/Grande die Autobahn A 24 und fahre auf Bundesstraße 404 weiter in Richtung Kiel. Auf dieser Straße ist immer sehr viel Verkehr. Da hier in der Vergangenheit sehr viele Unfälle passiert sind, hat man die Geschwindigkeit auf 70 Stundenkilometer reduziert. Auch das Überholen ist verboten. So schleiche ich in einer ziemlich langen Kolonne hinter einem schweren LKW hinterher. Erst am Kreuz Bargteheide wird aus der Bundesstraße die Autobahn A 21. Jetzt können wir an dem langsamen Brummi vorbei. Bald macht sich Hunger bemerkbar. Ich müsste mal etwas essen. Hinter Bad Segeberg gibt es die Raststätte „Schackendorf“. Dort werde ich meine Mittagspause machen. Zuallererst aber betanke ich mein Auto. Anschließend führt mein Weg mich in die Gaststätte. Im Restaurant ist heute auch sehr wenig Betrieb. Nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern ist mit dem Essen beschäftigt. Aus der Speisenkarte wähle ich mir ein kleines Bauernfrühstück aus. Ich brauche nicht lange auf mein Essen zu warten und nehme zum Abschluss noch einen Cappuccino.

Nach der Pause fahre ich auf der Autobahn A 21 und der Bundesstraße 404 bis zu der kleinen Ortschaft Nettelsee und von dort aus weiter auf einer Landstraße bis nach Bordersholm. Hier komme ich dann auf die Autobahn A 7, die von Hamburg kommend über Flensburg bis nach Dänemark führt. Auch auf dieser Strecke fahren heute nicht viele Fahrzeuge. In den vergangenen Jahren habe ich während der Urlaubszeit schon ganz anderen Verkehr erlebt. Es war also doch von mir ganz gut gedacht, den diesjährigen Urlaub schon am Donnerstag beginnen zu lassen. So ist meine Rechnung bisher aufgegangen und ich bis jetzt keine Staus und Unfälle erlebt habe.

Eigentlich sind die Europäische Union und auch das Schengener Abkommen eine unwahrscheinliche Erleichterung vor allem für Urlauber. An den Ländergrenzen gibt es jetzt kein Anhalten und keine Ausweiskontrollen mehr. Ich kann mich noch sehr gut an die langen Fahrzeugschlangen an der Grenzstation bei unserer ersten Fahrt ins dänische Ferienhaus erinnern. Damals musste man schon viel Zeit für die Abfertigung mitbringen. Als ich heute an den Grenzübergang bei Flensburg komme, muss ich nur mal kurz die Geschwindigkeit verringern und schon bin ich in Dänemark.

Das Autofahren ist in Dänemark viel erholsamer als in Deutschland. Die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen beträgt nur zwischen 110 und 130 km/h. Somit kommt kein Stress auf und letztendlich kann man auch noch Sprit sparen, was bei den heutigen Preisen ja von Vorteil ist. Da ich erst vor kurzem gut und ausreichend gegessen habe, brauche ich jetzt auch keine weiteren Pausen zu machen. So fahre ich auf der Europastraße 45 an den größeren Städten Aabenraa und Haderslev vorbei und komme meinem heutigen Übernachtungsort immer näher.

Ohne Behinderungen und Staus erlebt zu haben, verlasse ich nach über 7 Stunden Autofahrt schließlich kurz vor 16 Uhr die Autobahn und fahre auf einer Landstraße direkt in die Stadt Kolding hinein. Ich habe somit schon das erste Ziel auf meiner diesjährigen Nordlandreise erreicht.

Kolding ist eine Hafenstadt im südlichen Dänemark, die am Koldingfjord gelegen ist. Neben dem Güterumschlag ist sie ebenfalls ein Zentrum der Metall- und der Textilindustrie.

Der Ort wurde bereits im 12. Jahrhundert als Handelsplatz gegründet und hat heute etwa 57.500 Einwohner.

In der Stadt befindet sich der größte Holzimporthafen Dänemarks. Auch eine Universität ist in Kolding angesiedelt.

Sehenswürdigkeiten sind unter anderem das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Koldinghus, in dem heute ein Museum beheimatet ist. Aber auch die sehr gut erhaltenen Bürgerhäuser aus dem 17. Jahrhundert im Stadtzentrum sind eine Augenweide.

Ohne Probleme finde ich meine Übernachtungsstätte, das „Kolding Bed_& Breakfast“, da sich die Pension direkt an der Hauptstraße und in unmittelbarer Nähe des Hafens befindet. Nach einer Fahrstrecke von 697 Kilometern stelle ich mein Auto auf dem Parkplatz im Hinterhof des Gebäudes ab. Jetzt möchte ich nur noch mein per Internet bestelltes Zimmer beziehen. Leider ist aber die Tür zur Pension zu und auf mein mehrfaches Klingeln reagiert niemand. Manchmal hat man ja Glück und es kommt gerade ein Gast heraus - aber hier passiert nichts. Was kann ich jetzt tun? Da entdecke ich an der Eingangstür ein Schild, auf dem neben der Bezeichnung der Pension auch eine Telefonnummer steht. Per Handy versuche ich, die Nummer anzurufen. Aber wie oft in solchen Situationen habe ich vergessen, die Vorwahl von Dänemark zu wählen. Also versuche ich es gleich noch einmal und schnell habe ich auch eine Person am anderen Ende. Auf Deutsch begrüßt mich die Vermieterin und erklärt mir, wie ich in das Haus komme und wo ich dann mein Zimmer finde. Dazu gibt sie mir auch noch die Geheimzahl, die ich an der Schließanlage der Tür eingeben muss, damit ich das Haus betreten kann. Gleichzeitig will sie noch wissen, wann ich denn morgen mein Frühstück haben möchte. Da ich die Abfahrtszeit der Fähre in Hirtshals ja unbedingt einhalten muss, will ich spätestens um 8 Uhr von Kolding abfahren. Deshalb möchte ich ungefähr eine halbe Stunde vorher noch in aller Ruhe frühstücken.

Nach dem Telefonat nehme ich mein Gepäck auf und gebe die PIN-Zahl an der Tür ein. Und siehe da, die Tür lässt sich öffnen! Mein Weg im Haus führt mich jetzt hinunter in das Kellergeschoß. Hier befindet sich mein sehr schönes und helles Zimmer. Nachdem ich mich von dem Staub und Dreck des heutigen Tages befreit habe, mache ich erst einmal eine kurze Erholungspause und muss natürlich dabei auch das Bett mal schnell ausprobieren.

Aber schon bald treibt mich die Neugierde wieder aus dem Haus. Da ich noch nie in Kolding war, möchte ich mir unbedingt wenigstens einen kleinen Teil der Stadt ansehen. Der Spaziergang führt mich von der Pension aus durch einen Teil der Innenstadt bis hin zum berühmten Schloss Koldinghus. Um dorthin zu gelangen, muss ich einen kleinen Hügel erklimmen. Von hier oben kann ich mir einen allgemeinen Überblick über die Stadt verschaffen. Nach einem Rundgang um das Schloss herum, das leider schon verschlossen ist, steige ich wieder hinunter in den Ort. Anschließend bummle ich noch ein bisschen durch die ziemlich lange Fußgängerzone mit sehr vielen verschiedenen Geschäften und urigen Lokalen. Eine Seifenblasenmaschine vor einem Spielwarengeschäft ist ein Anziehungspunkt für zahlreiche Kinder. Eine Mutter hat es ganz besonders schwer, ihre vier Sprösslinge zum Weitergehen zu bringen. Wenn sie einen von ihnen überzeugt hat, steht ein anderer vor dem Automaten und pustet Blasen in die Luft. Nachdem ich eine ganze Weile diesem Schauspiel zugesehen habe, setze ich meinen Spaziergang fort.

In der Helligkorsgade 18 fällt mir ein uraltes, aber recht gut erhaltenes rotes Fachwerkhaus ins Auge. Ich schaue mal kurz in die Stadtbeschreibung und erfahre so, dass dieses Haus schon im Jahr 1598 erbaut wurde und somit das älteste Bauwerk in Kolding ist. Am guten Zustand des Gebäudes ist unschwer zu erkennen, dass man sich sehr viel Mühe gegeben und wahrscheinlich auch reichlich Geld in die Renovierung und Erhaltung dieses Hauses gesteckt hat.

Bei meiner kurzen Stadterkundung fällt mir auf, dass ich immer wieder auf viele Menschen aus südlichen und afrikanischen Ländern treffe, die ebenfalls mit Kind und Kegel bummeln gehen.

Gegen 19 Uhr bin ich dann wieder zurück in meinem Zimmer in der Pension. Ich mache mir erst einmal etwas zu essen. Brot, Butter und Wurst reichen heute vollkommen aus. Nach dem Essen, bei dem ich mir sehr viel Zeit lasse und noch einige Prospekte zu der bevorstehenden Reise lese, ist es noch viel zu zeitig, um ins Bett zu gehen. Also starte ich noch einmal durch, um jetzt die nähere Umgebung um die Pension herum und den Hafen zu erkunden.

Besonders der nahe Hafen lockt mich zu einem etwas längeren Spaziergang. Um auf das Gelände zu kommen, brauche ich nicht einmal ein Tor zu passieren. Am Pier haben drei größere Schiffe aus verschiedenen Ländern festgemacht und warten auf das Be- oder Entladen. Ich gehe an ihnen vorbei bis an die Spitze der Hafenmole. Dabei kann ich mir die Schiffe mal aus unmittelbarer Nähe ansehen. Während das Schiff, das aus Singapur kommt, einen ziemlich gepflegten Eindruck macht, sehen die beiden Frachter aus Russland doch schon ganz schön mitgenommen aus. Pflege und Wartung scheinen nicht so das Ding von deren Besatzungen zu sein. Ein bisschen Farbe könnte hier vielleicht wahre Wunder bewirken.

An einem großen Segelschiff sind viele Leute dabei, an den Masten und auf Deck Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Ich verstehe zwar nicht, was gesprochen wird, aber am andauernden Lachen erkenne ich, dass es bei Arbeit ziemlich locker zugeht.