In Schweden unterwegs

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In Schweden unterwegs
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Rolf Schmidt

IN SCHWEDEN UNTERWEGS

Entlang der Ostküste und auf dem Inlandsvägen

Eine Reisebeschreibung

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Entlang der Ostküste nach Norden

Von Senftenberg nach Trelleborg

Von Trellenborg nach Karlskrona

Von Karlskrona nach Stockholm

Stadterkundung in Stockholm

Von Stockholm nach Sundsvall

Von Sundsvall nach Umea

Von Umea nach Lulea

Von Lulea nach Kiruna

Auf dem Inlandsvägen nach Süden

Von Kiruna nach Karesuando

Von Kiruna nach Arvidsjaur

Von Arvidsjauer nach Vilhelmina

Von Vilhelmina nach Östersund

Von Östersund nach Mora

Von Mora nach Karlstad

Von Karlstad nach Vänersborg

Von Vänersborg nach Göteborg und Kiel

Von Kiel nach Senftenberg

Zahlen & Fakten vom Inlandsvägen

VORWORT

Der Norden Europas übt schon seit langem auf mich eine große Faszination aus. Die weite und teilweise noch unberührte Natur zieht mich immer wieder dorthin. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich durch Gebirge und an Fjorden durch teilweise menschenleere Gegenden fahren kann.

In den vergangenen Jahren waren wir schon in Finnland, besuchten die Hauptstadt Helsinki und sind durch Karelien gereist.

In Schweden haben wir auf der Insel Orust einen wunderschönen Ferienhausurlaub verlebt und bei Ausflügen die Umgebung erkundet.

Norwegen ist immer das besondere Highlight bei den Reisen nach Skandinavien. Schon zweimal war das Nordkap das Reiseziel. Aber auch die Lofoten und die Telemark habe ich schon besucht. Im vergangenen Jahr ging die Reise entlang der Westküste von Stavanger bis nach Molde. Natürlich habe ich dabei auch den Aufstieg auf den Preikestolen bewältigt. Die Hauptstadt Oslo war mehrfach schon das Ziel von dreitägigen Kurzreisen mit der Color Line von Kiel aus.

In diesem Jahr soll nun Schweden mein Reiseziel sein.

Das „Konungariket Sverige“ – wie die offizielle Bezeichnung lautet, liegt auf der skandinavischen Halbinsel zwischen den Ländern Norwegen und Finnland. Mit etwas mehr als 9,5 Millionen Einwohnern ist es gleichzeitig das bevölkerungsreichste Land Skandinaviens. Schweden umfasst eine Fläche von über 450.000 qkm. Auf einem Quadratkilometer leben somit 21 Menschen.

Die Entfernung vom südlichsten Punkt des Landes bis zum nördlichsten Punkt beträgt 1.570 Kilometer. Von Ost nach West ist Schweden rund 500 Kilometer breit.

In Lappland befindet sich in der Nähe von Kiruna der Berg Kebnekaise, die mit 2.111 Metern höchste Erhebung des Landes

Seit 1995 ist Schweden Mitglied in der Europäischen Union, hat aber nicht den EURO eingeführt.

Durch Zufall ist mir ein Artikel über die Europastraße 45 in die Hände gefallen. Der war so interessant, dass ich mich intensiver mit dieser Straße beschäftigt habe. Die Europastraße 45 beginnt hoch im Norden unmittelbar an der finnisch-schwedischen Grenze in Karesuando und führt in der Mitte Schwedens hinunter bis nach Göteborg. Von hier aus wird die Fährlinie bis nach Frederikshavn in Dänemark genutzt, um dann durch Deutschland, Österreich und Italien bis auf die Insel Sizilien zu gelangen. Nahe der kleinen Ortschaft Gela endet die Europastraße 45 dann nach über 4.000 Kilometern Länge. In Schweden wird diese Europastraße als „Inlandsvägen“ bezeichnet, weil sie nicht an den Küsten entlang, sondern genau im Inland nach Süden verläuft. Sie beginnt in der Einsamkeit und Weite Lapplands und endet in der Hektik und Geschäftigkeit der zweitgrößten Stadt Schwedens, in Göteborg. Rund 1.690 Kilometer ist der Inlandsvägen lang, wenn er seinen schwedischen Endpunkt erreicht hat. Ich bin der Meinung, dass es für jeden Fan Nordeuropas Ziel sein sollte, einmal diese Straße zu bereisen.

Bei verschiedenen Reiseveranstaltern habe ich nach Reisen auf dem Inlandsvägen gesucht, aber kein entsprechendes Angebot gefunden. So begann ich schon viele Monate vor dem Sommer 2013, mich mit dem Streckenverlauf, einzelnen Orten und deren Sehenswürdigkeiten zu beschäftigen.

Zu Beginn meiner Planung stand aber erst einmal die Frage: Wie kann ich den Ausgangspunkt in Karesuando in Lappland erreichen?

Einmal gibt es da die Möglichkeit, dass ich durch Norwegen von Oslo aus entlang der Europastraße 6 bis nach Narvik fahre und dann über die Europastraße 10 die Stadt Kiruna erreiche, um von dort zum Ausgangspunkt der Europastraße 45 zu kommen.

Eine andere Möglichkeit ist, über Stockholm auf der Europastraße 4 entlang der Ostseeküste bis nach Töre, einem kleinen Ort an dieser Europastraße zwischen Lulea und Happaranda, zu fahren. Von dort aus kann ich auf der Europastraße 10 über Gällivare dann die schwedisch-finnische Grenze erreichen.

Als ich gerade dabei bin, einzelne Routen gegenüberzustellen, bringt mir die Post den neuen Katalog von einem auf Skandinavien spezialisierten Reisebüro ins Haus. Natürlich schaue ich sofort mal hinein. Zu meinem Erstaunen entdecke ich darin ein Angebot für eine Reise auf dem Inlandsvägen! Auch die Anreise mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg und die Weiterfahrt entlang der Ostküste sowie die Rückreise von Göteborg bis nach Kiel sind enthalten. Leider ist der Wendepunkt der Reise in Kiruna vorgesehen, so dass ein Abstecher nach Karesuando bei diesem Programm nicht ohne Probleme möglich ist. Da aber noch zwei Übernachtungen in Mora vorgesehen sind, sollte es doch kein großes Problem sein, hier eine Veränderung vorzunehmen. Auf eine entsprechende Anfrage im Reisebüro erhalte ich die Bestätigung, dass ich zweimal in Kiruna übernachten und somit auch nach Karesuando fahren kann. Ich bin so mit einem Schlag alle Probleme los.

Mein ganzes Augenmerk kann nun auf der detaillierten Vorbereitung der Reise liegen. Mit Hilfe des Internets und diversen Reiseführern erkunde ich, welche Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten entlang der nun feststehenden Strecken existieren und besucht werden sollten. Überhaupt keine Gedanken brauche ich mir mehr über Unterkünfte, Fähren und Verpflegung zu machen. In allen Hotels, die ich auf meiner Reise besuchen werde, bekomme ich täglich mein Frühstück. Ab dem 10. Reisetag ist dann auch jeweils das Abendessen gesichert. Bis dahin werde ich es doch schaffen, mich selbst zu verpflegen. Brot und Brötchen kann ich frisch einkaufen und haltbare Wurst und Käse nehme ich in der Kühlbox mit.

Erster Teil

ENTLANG DER OSTKÜSTE NACH NORDEN

Von Senftenberg nach Trelleborg

Heute ist der 16. Juni 2013 und nun geht es endlich los. Der Tag des Reisebeginns ist erreicht. Da die Fähre nach Schweden in Rostock erst um 23:00 Uhr ablegt, werde ich am Nachmittag von Senftenberg abfahren. Zuvor kann ich noch in aller Ruhe mein Auto beladen und Mittag essen. Dann geht die große Reise los.

Auf dem Lausitzring bei Klettwitz findet heute ein Rennen der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) statt. Um nicht in den Abreiseverkehr der Fans zu geraten, fahre ich so gegen 14 Uhr in Senftenberg ab.

 

Ohne Schwierigkeiten erreiche ich die Auffahrt der Autobahn A 13 in Großräschen. Wie ich im Radio hören kann, verfolgen die Zuschauer noch gespannt die letzten Minuten des Rennens. In Richtung Berlin ist der Verkehr aber nicht gerade gering. Da ich genügend Zeit habe, um nach Rostock zu kommen, war es eigentlich meine Absicht, quer durch Berlin nach Norden zur Autobahnauffahrt Oranienburg zu fahren. Aber am Schönefelder Kreuz fahren die meisten Autofahrer geradeaus nach Berlin. Somit muss wegen der Bauarbeiten am Funkturm / ICC mit längeren Staus und Wartezeiten gerechnet werden. Das will ich mir dann aber doch nicht antun, zumal auch im Verkehrsfunk bereits schon vor diesem Abschnitt gewarnt wird.

So fahre ich auf dem Berliner Ring, der Autobahn A 10, nach Osten bis zum Dreieck Spreeau und dann weiter nordwärts zum Dreieck Schwanebeck (heute: Barnim). Hier beginnen zahlreiche Baustellen, die sich bis hinter das Autobahndreieck Havelland hinziehen. Der dichte Verkehr bleibt erhalten. Da man aber maximal nur 130 km/h fahren darf, ist die Fahrzeugkolonne immer in Bewegung. Einigen Autofahrern geht es trotzdem nicht schnell genug, sie müssen unbedingt an den Fahrzeugen noch vorbei.

Am Dreieck Wittstock/Dosse teilt sich die Autobahn in zwei Richtungen auf. Die Autobahn A 24 geht westwärts nach Hamburg, während die Autobahn A 19 bis nach Rostock führt. Dort muss ich heute noch hin. Nach dem Autobahndreieck hat der Verkehr schlagartig nachgelassen. Fast einsam fahre ich nun weiter. Es sind nur noch sehr wenige Fahrzeuge, die in Richtung der Ostsee bzw. nach Mecklenburg fahren.

Trotz des guten Mittagessens macht sich ganz langsam Hunger und Durst bei mir bemerkbar. Irgendwann muss doch eine Raststätte kommen. Ungefähr auf halbem Wege nach Rostock erreiche ich dann auch die Tank- und Raststätte „Recknitz Niederung“. Im Jahr 2005 habe ich hier bei meiner Fahrt zum Nordkap schon einmal Rast gemacht und war vom Essen und der Freundlichkeit des Personals sehr angetan. Als ich heute hier ankomme, ist die Einrichtung fast leer. Nur wenige Autos stehen auf dem Parkplatz und im Lokal sind auch kaum Gäste. Das Essensangebot ist recht überschaubar. Ich nehme Currywurst mit Pommes und dazu noch eine Limo.

Da das Einchecken im Fährhafen erst gegen 20 Uhr beginnen wird, kann ich mir beim Essen und auch für die restliche Wegstrecke genügend Zeit lassen. Nach der Pause fahre ich dann auch gemütlich – also nicht übertrieben schnell – weiter in Richtung Norden. Bald schon kann ich die Silhouette von Rostock erkennen. Mir kommt es auch so vor, als ob ich das Meer schon riechen könnte. Nach der Abfahrt Rostock-Ost zur Bundesstraße 105, auf der man entlang der Küste durchgehend von Wismar bis nach Stralsund fahren kann, komme ich in das Hafengelände.

Bevor ich auf die Fähre und somit nach Schweden fahren werde, möchte ich mein Auto noch volltanken. Ich erinnere mich, dass es hier im Hafen eine billige Tankstelle gab, an der ich vor 8 Jahren schon einmal getankt habe. Nach kurzem Suchen finde ich auch die Stelle. Aber heute gibt es hier nur noch Dieselkraftstoff und den auch nur gegen Tankkarte. Also muss ich doch noch einmal zurück bis nach Rostock fahren, um zu tanken. Ich habe schon fast wieder die Autobahn erreicht, als ich mal kurz nach rechts blicke und eine nagelneue Tankstelle entdecke. Der Weg dorthin ist schnell gefunden. Hier ist der Liter Superbenzin 10 Cent billiger, als ich in Senftenberg gestern noch bezahlt habe. Da macht das Tanken schon Spaß, auch wenn der heutige Preis weit über dem liegt, den ich 2005 bezahlt habe. Damals musste ich fast 50 Cent weniger für den Liter zahlen und das war schon ziemlich viel.

Nach dem Tanken fahre ich jetzt direkt zum Fährterminal. In den vergangenen Jahren wurde hier einiges um- und ausgebaut. Früher war unmittelbar neben den Abfertigungsschaltern der Fährlinien ein kleiner Imbiss, in dem man Snacks, Zeitungen und Getränke kaufen konnte. Heute ist dieses Gebäude abgerissen. Dafür hat man vor der eigentlichen Hafenzufahrt ein neues Haus errichtet. Hier befinden sich jetzt die Buchungsschalter der einzelnen Fährlinien und eine kleine Selbstbedienungsgaststätte. Dort leiste ich mir ein großes Stück Erdbeerkuchen und dazu einen Kaffee.

Der Fährhafen Rostock befindet sich auf der Westseite des Geländes des ehemaligen Überseehafens. Hier gibt es jetzt insgesamt 6 Liegeplätze für die Fähren nach Dänemark, Schweden und Finnland. Die Schiffe der Reedereien STENA-Line, TT-Line und Finnlines legen hier tagtäglich an und ab. Im Jahr 2012 wurden im Fährhafen Rostock rund 2 Millionen Passagiere und 12,4 Millionen Tonnen Fracht abgefertigt.

In aller Ruhe trinke meinen Kaffee und essen den Kuchen. Da gegenwärtig auch keine Fährschiffe ankommen oder abfahren, herrscht hier noch Ruhe. Nur die Aggregate der Kühl-LKW, die auf die Abfertigung warten, sind ziemlich laut. Langsam gehe ich zu meinem Auto zurück und reihe mich in die Fahrzeugschlange vor den beiden Abfertigungsschaltern der TT-Line ein.

Die Fährgesellschaft TT-Line wurde im Jahr 1962 gegründet und nahm den Verkehr zwischen Travemünde und dem schwedischen Trelleborg auf. Im Jahr 1992 wurde der Hafen Rostock in die bestehenden Verkehre eingebunden. Insgesamt verfügt die Reederei über 6 unterschiedlich große Fährschiffe. Während von Rostock aus hauptsächlich RO-RO-Fähren verkehren, fahren ab Travemünde auch reine Passagierfähren. 750 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Betriebsablauf auf den Schiffen und in den Häfen.

Nach der Vorlage meiner Buchungsunterlagen bekomme ich die Schlüsselkarte für eine Innenkabine Von der Mitarbeiterin erhalte ich so ganz nebenbei noch die Information, dass anstelle der eigentlich geplanten Fähre „Tom Saywer“ heute die Fähre „Robin Hood“ eingesetzt wird. Hier sollen auch die Kabinen etwas komfortabler sein, erfahre ich von ihr. Im Hafengelände und in der richtigen Spur angekommen, heißt es nun nur noch warten. Vor mir steht ein PKW aus Österreich, mit dessen zwei Insassen ich ins Gespräch komme. Sie erzählen mir, dass sie auf dem Weg zum Angeln nach Schweden sind.


Pünktlich legt nur wenige Minuten nach 21 Uhr das Fährschiff „Robin Hood“ aus Trelleborg kommend am Kai an. Erst wenn alle Passagiere und Fahrzeuge von Bord sind und die Reinigungsarbeiten abgeschlossen sind, wird mit dem Beladen für die Rückfahrt begonnen.

Das Fährschiff „Robin Hood“ wurde in Finnland gebaut und im Jahr 1995 in Dienst gestellt. Seit dieser Zeit ist es mehrfach modernisiert und umgebaut worden. Das Schiff ist 179 Meter lang, 27 Meter breit und hat einen Tiefgang von 6 Metern. Es erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 18,5 Knoten. 300 Passagiere können auf dem Schiff in 163 Kabinen befördert werden. Auf den entsprechenden Decks ist Platz für bis zu 90 LKW bzw. 200 PKW.

Das letzte Fahrzeug hat schon vor geraumer Zeit das Schiff verlassen und bei uns tut sich immer noch nichts. Endlich – eine Dreiviertelstunde vor dem Ablegen kann auch ich auf das Schiff fahren. Zahlreiche LKW sind schon an Bord, aber viele stehen immer noch in der Abfertigungsreihe. Als das Schiff dann kurz nach 23 Uhr ablegt, sind doch alle Fahrzeuge auf dem Schiff und ich habe bereits meine kleine Innenkabine bezogen.

Es ist schön, auf dem obersten Außendeck zu stehen, sich den Wind ins Gesicht wehen zu lassen und dabei die Lichter der Strandpromenade von Warnemünde bei der Ausfahrt vorbeiziehen zu sehen. Als die Entfernung zum Land immer größer und die Häuser immer kleiner werden, gehe ich in meine Kabine zurück.

Von Trellenborg nach Karlskrona

Am frühen Morgen des 17. Juni 2013 werde ich drei Minuten vor 05 Uhr ziemlich „unsanft“ durch den Schiffsfunk aus dem Schlaf gerissen. Man informiert die Passagiere darüber, dass wir pünktlich um 06 Uhr in Trelleborg anlegen werden und sie so langsam aufzustehen haben. Natürlich ist die letztere Aufforderung nur zu erahnen. Somit kann ich meinen Wecker, den ich vorsorglich gestern Abend noch gestellt hatte, wieder ausmachen.

Jetzt heißt es, raus aus der „Koje“, rein ins Bad und dann anziehen. Frisch gestylt mache ich mich anschließend auf den Weg zum Schiffsrestaurant, um noch in aller Ruhe zu frühstücken. Für den Preis von 7,50 EUR kann ich essen, so viel ich möchte. Mir reichen Bratkartoffeln, Rührei, kleine Würstchen, Brötchen, Schinken und Käse! Dazu nehme ich mir einen Pott Kaffee. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Doch bevor das Schiff anlegt, muss ich erst einmal mein Auto wieder finden. Aber da ich mir das Deck und auch noch die Stellplatznummer gemerkt habe, ist das kein Problem. Zunächst muss ich mich aber durch die anderen Autofahrer quälen, die auch alle zu ihren Autos wollen.

Rund 20 Minuten nachdem wir in Trelleborg festgemacht haben, kann ich endlich das Schiff mit dem Auto verlassen. Während die meisten der Fahrzeuge vom Hafengelände aus sofort nach links in Richtung Malmö abbiegen, fahre ich rechts herum und suche mir erst einmal einen Parkplatz in der Stadt.

Trelleborg ist die südlichste Stadt Schwedens und liegt in der Provinz Skane (Schonen). Sie wurde als Ort erstmalig 1267 erwähnt. In der Stadt leben rund 28.300 Einwohner.

Bereits im Jahr 980 wurde hier schon mit der Errichtung der Festungsanlage „Trelleborgen“ begonnen, von der man heute Teile wieder besichtigen kann.

Trelleborg ist Schwedens südlichste Fährstadt. Hier legen täglich die Fähren nach Rostock, Sassnitz, Travemünde und Swinemünde in Polen an und ab.

Ich bin jetzt in Schweden, habe aber kaum schwedisches Geld in der Tasche. Nur ein paar Münzen habe ich zu Hause noch gefunden. Also muss ich erst einmal meine Reisekasse auffüllen. An einem Bankautomaten – so früh am Morgen sind ja alle Banken noch geschlossen – hebe ich 2.000 schwedische Kronen (SEK) ab. Die sollten eigentlich für die ganze Reisezeit reichen. Für die entsprechende tägliche Verpflegung ist gesorgt. Tanken werde ich nach Möglichkeit immer auf Kreditkarte und für kleinere Ausgaben, die unterwegs notwendig werden könnten, wird das Geld reichen.

Nach dem Geldabheben und einem kurzen Stadtbummel setze ich mich auf eine Bank in der unmittelbar neben der Hauptstraße gelegenen Grünanlage. Um auch für die Touristen sichtbar zu machen, dass sie sich hier im tiefsten Süden Schwedens befinden, wurden von der Stadtverwaltung zahlreiche großen Palmen entlang der Straße aufgestellt.


Südliches Feeling in Trelleborg, Süd-Schweden

In der Zwischenzeit ist noch eine Fähre der TT-Line angekommen, diesmal aber aus Travemünde. Wieder sind viele PKW und LKW unterwegs. Als sich der Verkehr so langsam beruhigt hat, gehe ich zurück zu meinem Auto und fahre weiter. Auf der Straße 9 geht es jetzt in Richtung Osten. Nach nur etwa 50 Kilometer habe ich die Kleinstadt Ystad erreicht. Hier suche ich mir in der Nähe des Bahnhofs einen Parkplatz und mache mich zu einer kleinen Stadterkundung auf.

Ystad liegt wie Trelleborg in der Provinz Skane (Schonen). Sie hat 18.350 Einwohner und wurde als Ort bereits im Jahr 1244 erstmalig erwähnt.

Von hier aus starten die Fähren zur Insel Bornholm und nach Polen.

In Ystad und Umgebung spielen die Kriminalromane des bekannten schwedischen Autors Hennig Mankell (*03.02.1948). Seine Bücher mit dem Kriminalkommissar Kurt Wallander sind international stark beachtet und wurden teilweise verfilmt.


Mein Weg durch Ystad führt mich an der großen Sankt-Marien-Kirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei. Auch das alte Rathaus aus dem 15. Jahrhundert liegt an meinem Weg. Ich gehe durch schmale Gassen, in denen kleine und gepflegte Häuser stehen. Bei ihrem Anblick und dem alten Kopfsteinpflaster kann man sich so richtig in die Geschichten von Mankells Romanen versetzen. Überall, wo es auch nur möglich ist, sprießt Grünes in Form von Blumen und großen Pflanzen hervor.

Nach der kurzen Fahrtunterbrechung in Ystad geht es jetzt weiter auf der Straße 9. In Höhe der Ortschaft Nybrostrand biege ich nach etwa 8 Kilometern nach rechts ab und fahre auf einer Landstraße bis zu dem kleinen Dorf Kaseberga. Im Jahr 1999 war ich schon einmal hier und habe mir den Hafen und die nähere Umgebung angesehen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit des Ortes ist aber die Schiffssetzung „Ales Stenar“.

 

Ales Stenar ist die größte Schiffssetzung in Form eines Bootes in Skandinavien. Insgesamt 59 große Steine, die teilweise bis zu 1,8 Tonnen schwer sind, wurden hier in Form eines Schiffes aufgestellt. Die ganze Setzung hat eine Länge von 67 Metern und eine Breite von 19 Metern.

Nach den bisherigen wenigen Erkenntnissen muss sie so um das Jahr 600 entstanden sein.

Leider gibt es bis zum heutigen Tage keine gesicherten Erkenntnisse darüber, aus welchem Grunde dieses altertümliche Bauwerk entstanden ist. Obwohl oftmals in der unmittelbaren Nähe derartiger Setzungen Gräber gefunden worden sind, gibt es jedoch keinerlei Beweise dafür, dass es sich bei Ales Stenar auch um eine derartige Begräbnisstätte handeln könnte.

Eventuell wurde die Setzung als Gedenken an eine Schiffsbesatzung, die vor der hiesigen Küste ums Leben kam, errichtet.


Teile der Schiffsetzung „Ales Stenar“

Unmittelbar am Ortseingang von Kaseberga befindet sich ein großer Parkplatz. Hier stelle ich mein Auto ab und mache mich zu Fuß auf den Weg zur Schiffssetzung. Quer durch den Ort muss ich gehen und dann auch noch einen steilen Aufstieg bezwingen, um endlich auf die Hochfläche zu kommen, auf der sich die Setzung befindet. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass der Weg hier rauf schon damals so lang und so steil war. Aber auch diese Anstrengung wird von mir geschafft und so kann ich mir dieses vorzeitliche Bauwerk in aller Ruhe ansehen. Nur wenige Leute sind so früh am Morgen hier. Es ist schon erstaunlich, wenn man die großen Steine sieht, die in der Form eines Schiffes eingegraben sind. Mich würde mal interessieren, wie man damals diese Felsbrocken auf die Hochebene bekommen hat. Kräne und Schwerlastfahrzeuge standen ganz bestimmt nicht zur Verfügung. Wenn der Wind nicht so stark wäre, könnte man eigentlich noch viel länger hier oben verweilen.

Auf dem Rückweg gehe ich noch zu dem kleinen Hafen von Kaseberga. In dem Fischerdorf wohnen nur 150 Einwohner. Neben Fischräuchereien gibt es auch ein Museum über die Seenotrettung im Wandel der Zeit. Neben dem Museum hat der für den Einsatz in der Ostsee vorgesehene Seenotrettungskreuzer festgemacht. Vorbei an schönen und sauberen Häusern gehe ich zurück zum Parkplatz, auf dem jetzt mehr Betrieb ist. Unmittelbar davor komme ich an einem besonderen Stellplatz vorbei. Hier stehen einige Bollerwagen, die man für 30 SEK für den Transport der Kinder ausleihen kann. Die Bezahlung erfolgt mittels einer Kasse des Vertrauens. Dazu muss man das Geld in eine kleine verschlossene Röhre stecken.

Von Kaseberga aus fahre ich zunächst erst einmal auf der Landstraße weiter in Richtung Osten. Bei der Reisevorbereitung hab ich nämlich in einigen Reiseführern davon gelesen, dass in der Nähe sich der Gutshof „Backakra“ befinden soll. Dieser Hof gehörte einst dem schwedischen Diplomaten Dag Hammarskjöld. Er nutze das Gehöft als Urlaubs- und Sommersitz.

Dag Hammarskjöld (1905-1961) war von 1953 bis 1961 der zweite Generalsekretär der UN. Während seiner Amtszeit bemühte er sich besonders um die Schaffung von Frieden im damals von Kriegen überzogenen Afrika. Im Jahr 1961 kam er bei einem Flugzeugabsturz in Sambia ums Leben. Dieser Absturz war, wie man heute weiß, von verschiedenen Geheimdiensten aus den USA und Südafrika organisiert worden.

Nach einigen vergeblichen Anläufen finde ich dann doch den Weg zu diesem Hof. Nachdem ich mein Auto auf dem Parkplatz abgestellt habe, schaue ich mir das Gelände etwas näher an. Der nach seinem Tod vom schwedischen Wanderverein 1991 übernommene Hof macht nicht gerade einen gepflegten Eindruck. Unmittelbar am Eingang ist eine Büste von Dag Hammarskjöld aufgestellt.


Zurück zur Landstraße geht es jetzt weiter ostwärts über Skillinge – hier haben wir vor längerer Zeit schon einmal frischen Fisch in einer Hafenkneipe gegessen – bis nach Simrishamn. Dort komme ich wieder auf die Straße 9. Auf ihr fahre ich weiter durch die Orte Vik und Kivik in Richtung Brösarp. Dann wird es so langsam Zeit für eine Mittagspause. Der Rastplatz „Brösarps backar“ erscheint mir dafür bestens geeignet. So richtigen Hunger habe ich nach dem reichhaltigen Frühstück auf dem Schiff aber immer noch nicht. Eine Scheibe Brot mit Butter, dazu einen Knacker und Limonade sind bis zum Abend ausreichend. Der Rastplatz ist ziemlich groß und auch recht sauber. Man kann sowohl direkt an der Straße sitzen oder sich ins Grüne zurückziehen. Dass der Platz bei den Autofahrern beliebt zu sein scheint, merke ich daran, dass immer mehr Fahrzeuge hierherkommen. Auch eine Busreisegesellschaft macht gerade hier eine längere Pause.

Ab Brösarp biege ich auf die Straße 19 ab und wechsle nach weiteren 10 Kilometern auf der Straße 118. Über Ahus fahre ich jetzt bis nach Kristianstad. Hier erreiche ich die Europastraße 22, die quer durch Schweden von Malmö bis nach Norrköping führt. Auf ihr werde ich jetzt bis zu meinem heutigen Etappenziel nach Karlskrona fahren. Die Straße ist weitgehend dreispurig ausgebaut und die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Diese Geschwindigkeit möchte man aber auch genau einhalten, da die schwedischen Strafen für die kleinste Überschreitung gegenüber den deutschen doch recht erheblich höher sind. Außerdem hat man an dieser Straße ganze Batterien von stationären Blitzern aufgebaut. Als gute Geste für die Autofahrer werden diese jedoch durch entsprechende Warnschilder vorher angekündigt.

Bereits kurz vor 15 Uhr habe ich nach einer Fahrleistung von 265 Kilometern in Karlskrona das „First Hotel Statt“ erreicht, das sich in einer Fußgängerzone befindet. Eine Abstellmöglichkeit in direkter Hotelnähe gibt es somit nicht. Jetzt muss ich mir erst einmal einen sicheren und bezahlbaren Parkplatz außerhalb dieses Bereiches suchen. Das Gute bei der Parkplatzsuche in Schweden ist, dass Plätze größtenteils ab 16 Uhr bzw. 17 Uhr kostenfrei sind. Direkt auf dem Markt und vor der Friedrichs-Kirche finde ich dann doch noch einen Platz für mein Auto. Der Weg zurück zum Hotel ist auch nicht lang.

Karlskrona liegt in der Provinz Blekinge und wurde ungefähr im 17. Jahrhundert gegründet. Der Ort ist bereits seit 1679 Stützpunkt der schwedischen Marine und hat seit 1680 das Stadtrecht. Die Stadt wurde auf insgesamt 30 Inseln gebaut und hat heute rund 35.000 Einwohner.

Karlskrona beherbergt heute eine Marineeinheit und eine Marineoffizierschule. Von der Stadt aus verkehren täglich Fähren nach Polen und nach Lettland.

Im Jahr 1998 wurde die Altstadt von Karlskrona zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Hier befindet sich die um 1685 gebaute größte Holzkirche Schwedens.

Das Hotel, in dem ich heute nächtigen werde, macht von außen einen recht stattlichen Eindruck. Mein Zimmer im zweiten Stock mit Blick auf den Hinterhof ist zwar sauber, könnte aber mal wieder eine Renovierung vertragen.

Nach dem Einchecken mache ich sofort den obligatorischen Stadterkundungsbummel. In der Fußgängerzone, an deren Beginn sich das Hotel befindet, gibt es zahlreiche Geschäfte und Gaststätten. Viele Menschen sind um diese Zeit unterwegs, um Einkäufe zu machen bzw. kommen sie von der Arbeit. In einem Supermarkt erkunde ich erst einmal das Angebot an skandinavischen Lebensmitteln. Ich kaufe mir eine Packung norwegischen Jarlsberg-Käse, den ich gleich für mein heutiges Abendbrot nutzen werde. Beim Gang über den Parkplatz zurück zum Hotel sehe ich Autos stehen, deren Kennzeichen die Kombinationen DDR, KPD, LPG aufweisen. Das sind alles Abkürzungen, mit denen ein DDR-Bürger sofort etwas anzufangen weiß.


Zurück im Hotel ruhe ich mich etwas von dem Stress des heutigen Tages aus. Bei dieser Entspannung muss ich dann doch mal ganz kurz eingeschlafen sein, aber wirklich nur ganz kurz.

Frisch und derartig ausgeruht führt mich der zweite Teil meines Spazierganges auf die nahe Insel Stumholmen. Hier befand sich in früheren Zeiten ein riesiger Militärstützpunkt. Über eine Brücke erreiche ich die Insel. Hier ist ein Marinemuseum in den ehemaligen Kasernen untergebracht. Leider ist es aber um diese Zeit schon geschlossen. Trotzdem ist es noch möglich, sich die ausgestellten Kriegsschiffe in der Außenanlage näher ansehen. In den anderen Gebäuden des weitläufigen Stützpunktgeländes befinden sich jetzt die Büros von Behörden und verschiedenen Agenturen und Firmen. An vergitterten Fenstern eines Gebäudes kann ich erkennen, dass ein Gefängnis hier auch vorhanden ist. So langsam bekomme ich Hunger – also schnell zurück zum Hotel und das Abendbrot vorbereiten. Anschließend schreibe ich in meinem Reisetagebuch den Ablauf der heutigen Etappe.


Die Friedrichs-Kirche von Karlskrona

Zurückblickend auf den heutigen Tagesablauf komme ich zu der Meinung, dass vom Reisebüro eine Änderung vorgenommen werden sollte. Nach der Ankunft in Trelleborg und dem Verlassen des Schiffes gegen 07 Uhr sind es nur knapp 270 Kilometer bis nach Karlskrona. Die Entfernung kann man in gut 3,5 bis 4 Stunden zurücklegen. Da aber frühestens um 14 Uhr bzw. 15 Uhr die Hotelzimmer bezugsfertig sind, muss man sich sehr viel Zeit für die Fahrt nehmen. Es wäre vielleicht besser, die Fahrstrecke für den ersten Tag bis nach Kalmar oder Umgebung zu verlängern. Das würde sich in der Folge auch positiv auf die morgige Etappe auswirken, die von Karlskrona bis Stockholm führen und an die 480 Kilometer lang sein wird.

Von Karlskrona nach Stockholm

Bis kurz vor 07 Uhr habe ich heute geschlafen. Es war sehr ruhig in dieser Nacht, das Bett hat nicht geschaukelt und Schiffsmotoren waren auch nicht zu hören.

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