Gewähr Der Waffen

Text
Aus der Reihe: Ring der Zauberei #8
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Gewähr Der Waffen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa
Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

–-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

–-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)

“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo… Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

–-The Romance Reviews (zu Verwandelt)

“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

–-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)

“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

–-vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

–-The Dallas Examiner (zu Geliebt)

“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

–-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

–-The Romance Reviews (zu Geliebt)

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (Band #1)
MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)
LOS DER DRACHEN (Band #3)
RUF NACH EHRE (Band #4)
SCHWUR DES RUHMS (Band #5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)
A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)
A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)
demnächst auf Deutsch erhältlich
A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)
A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)
A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)
A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)
A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)
demnächst auf Deutsch erhältlich
ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)
VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)
VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)
BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)
BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)
demnächst auf Deutsch erhältlich
BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)
VOWED – GELOBT (Band #7)
FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)
RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)
CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)
FATED  – BERUFEN (Band #11)
Hören im Audiobuch-Format an!

Copyright © 2013 by Morgan Rice


Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, zu verteilen oder zu übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.


Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.


Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig


Copyright des Titelbilds Razzomgame, unter Lizenz von Shutterstock.com

 
“Meine Ehre ist mein Leben, sie sind in eins verwachsen;
nehmt mir meine Ehre, so habt ihr mein Leben genommen.“
.”
 
--William Shakespeare
Richard II


KAPITEL EINS

Gwendolyn wappnete sich gegen den kalten, peitschenden Wind als sie am Rande des Canyons stand und ihren Fuß auf die Bogenbrücke setzte, die die Nördliche Querung überspannte. Die wackelige Brücke, die mit Eis überzogen war, bestand aus kaum mehr als ein paar abgenutzten Seilen und hölzernen Planken und schien kaum in der Lage sie tragen zu können. Gwen erschauderte beim ersten Schritt. Sie schlitterte und griff nach dem Brüstungsseil das im Wind schaukelte und kaum eine Hilfe war. Ihr Herz krampfte sich zusammen wenn sie daran dachte, dass diese wackelige Brücke ihr einziger Weg auf die nördliche Seite des Canyons war, um das Reich der Toten zu betreten und Argon zu finden. Die Querung erschien ihr mit einem Mal noch unheilvoller.

Ein plötzlicher Windstoß brachte das Seil so sehr zum Schaukeln, dass Gwen es mit beiden Händen ergriff und auf die Knie fiel. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, ob sie dazu in der Lage sein würde sich genug festzuklammern – geschweige denn sie zu überqueren. Sie bemerkte, dass es weitaus gefährlicher war als sie angenommen hatte und dass sie alle bei dem Versuch die Brücke zu überqueren ihr Leben aufs Spiel setzen würden.

„Mylady?“ hörte sie eine Stimme.

Gwen wandte sich um und sah Aberthol zusammen mit Steffen, Alistair und Krohn wenige Meter hinter sich stehen. Alle warteten sie auf Gwens Zeichen, ihr zu folgen. Die Fünf waren eine sonderbare Gruppe wie sie da am Rande der Welt standen und einer unsicheren Zukunft und dem sehr wahrscheinlichen Tod entgegensahen.

„Müssen wir wirklich versuchen die Brücke zu überqueren?“, fragte er.

Gwendolyn sah ihn durch den Vorhang aus wirbelnden Schneeflocken hindurch an und zog sich dabei ihren Fellumhang enger um die Schultern. Sie zitterte. Insgeheim wollte auch sie die Brücke nicht überqueren; sie wollte diese Reise lieber gar nicht unternehmen. Sie würde sich viel lieber in die Sicherheit der Heimat ihrer Kindheit zurückziehen – King’s Court – hinter dicken Mauern vor einem wärmenden Feuer sitzen und sich um keine der Sorgen und Gefahren kümmern müssen, die über sie hereingebrochen waren seit sie Königin geworden war.

 

Doch natürlich konnte sie das nicht tun. King’s Court gab es nicht mehr, ihre Kindheit schien lange vorbei, und sie brauchten sie. Für Thorgrin würde sie wenn nötig durchs Feuer gehen. Und Gwendolyn war sich sicher, dass es nötig war. Sie brauchten Argon – nicht nur sie und Thor, sondern der ganze Ring.

Ihnen standen nicht nur Andronicus, sondern auch mächtige Zauber entgegen, mächtig genug, um Thor zu fangen. Und ohne Argon wusste nicht wie sie dagegen ankämpfen sollten.

„Ja“, antwortete sie. „Das müssen wir.“

Gwendolyn wollte gerade zum nächsten Schritt ansetzen als Steffen ihr den Weg versperrte.

„Mylady, bitte, lasst mich zuerst gehen“, sagte er. „Wir wissen nicht, was uns auf der Brücke erwartet.“

Gwendolyn war gerührt von seinem Angebot, doch sie schob ihn sanft zur Seite.

„Nein“, sagte sie. „Ich gehe zuerst.“

Sie wartete nicht länger und hielt sich am Seil fest und machte den nächsten Schritt.

Als sie weiterging spürte sie, wie das Eis ihre Hand gefror und sich tief in sie hineingrub. Die Kälte schoss in ihre Handgelenke und Arme. Sie atmete scharf ein und war sich nicht sicher, ob sie sich länger festhalten konnte.

Ein weiterer Windstoß traf die Brücke und sie schlingerte schwer. Gwendolyn musste den Schmerz des Eises aushalten, um nicht herunterzufallen. Sie bemühte sich mit aller Kraft darum, das Gleichgewicht zu behalten als ihre Füße über die eisbedeckten Planken unter ihr rutschten. Die Brücke schaukelte schwer nach links, und einen Moment lang war sie sicher, dass sie gleich herunterfallen würde. Doch die Brücke schaukelte zurück in die andere Richtung.

Gwen ging wieder auf die Knie. Sie war kaum drei Meter weit gekommen, ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum atmen konnte und ihre Hände waren so kalt, dass sie sie kaum noch spüren konnte. Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft, und dachte an Thor. Sie sah sein Gesicht vor sich. Sie klammerte sich an ihre Liebe zu ihm. An ihre Entschlossenheit, ihn zu befreien. Was auch immer dazu nötig sein würde.

Was auch immer nötig ist.

Gwendolyn öffnete ihre Augen und zwang sich vorwärts zu gehen. Sie hielt sich am Seil fest und war fest entschlossen, diesmal für nichts und niemanden mehr stehen zu bleiben. Der Wind und der Schnee könnten sie in den Abgrund stürzen. Doch ihr war das egal. Es ging nicht mehr um sie; es ging um die Liebe ihres Lebens. Für ihn würde sie alles tun.

Gwendolyn spürte, wie die Brücke hinter ihr ins Wanken geriet. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, dass die anderen ihr folgten. Krohn rutschte und schlitterte an den anderen vorbei bis er an Gwendolyns Seite war.

„Ich weiß nicht ob ich das schaffe“, rief Aberthol mit angestrengter Stimme nach ein paar wackeligen Schritten. Er stand mit zitternden Armen da, ein gebrechlicher alter Mann, und konnte sie gerade so festhalten.

„Ihr schafft das“, sagte Alistair und legte ihm stützend den Arm um die Taille.

„Ich bin hier. Habt keine Angst.“

Alistair ging neben ihm her und half ihm die Balance zu halten während sich die kleine Gruppe langsam Schritt für Schritt weiter über die Brücke bewegte.

Gwendolyn staunte wieder einmal über Alistairs Stärke angesichts der Widrigkeiten, ihre ruhige Art, ihre Furchtlosigkeit. Sie strahlte eine Kraft aus, die Gwendolyn nicht verstehen konnte. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie sich ihr so nah fühlte, doch trotz der nur kurzen Zeit, die Gwendolyn sie kannte, war sie schon wie eine Schwester für sie. Ihre Anwesenheit gab ihr Stärke. Genauso wie die von Steffen.

Der Wind beruhigte sich etwas, und sie kamen besser voran. Bald hatten sie die Mitte der Brücke überschritten. Gwen hatte sich etwas an die rutschigen Planken gewöhnt und konnte schneller gehen. Die andere Seite des Canyon kam in Sichtweite, kaum mehr fünfzig Meter entfernt, und sie schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht würden sie es ja doch schaffen.

Eine erneute Böe zwang Gwendolyn wieder auf die Knie. Sie war stärker als alle anderen zuvor und sie musste sich mit aller Kraft festhalten, um nicht abgeschüttelt zu werden als die Brücke um fast neunzig Grad zur Seite schwankte, und mit derselben Wucht wieder zurück schwang. Sie spürte, wie eine Planke unter ihren Füssen nachgab und schrie erschrocken auf, als ihr Bein bis zum Oberschenkel in die Öffnung rutschte. Sie versuchte herauszukommen doch schaffte es nicht.

Gwendolyn musste mit ansehen, wie Aberthol den Halt verlor und über den Rand der Brücke zu rutschen begann. Alistair reagierte schnell und griff mit einer Hand seinen Arm, gerade noch rechtzeitig, bevor er über den Rand rutschte.

Alistair lehnte sich über die Kante und hielt sich fest während Aberthol unter ihr im Wind baumelte. Außer Alistair’s Hand trennte ihn nichts vor dem Sturz ins Bodenlose. Alistair hatte Mühe ihn festzuhalten und Gwendolyn hoffte, dass sie genug Kraft hatte.

Sie fühlte sich hilflos wie sie so zwischen den Planken feststeckte. Ihr Herz schlug wild als sie versuchte sich zu befreien.

Die Brücke schwankte weiter und Alistair und Aberthol schwankten mit ihr.

„Lass mich los“, schrie Aberthol. „Rette dich selbst!“

Aberthols verlor seinen Stab, der durch scheinbar endlos durch das Schneegestöber in die Tiefen des Canyon fiel.

„Es wird alles gut.“, sagte Alistair ruhig.

Gwen war überrascht, Alistair und dieser Situation so selbstsicher und ruhig zu erleben.

„Schaut mir in die Augen“, befahl sie mit fester Stimme.

„Was?“, schrie Aberthol über den Wind hinweg.

„Schaut mir in die Augen“, wiederholte sie und in ihrer Stimme schwang noch mehr Autorität mit als zuvor.

Er sah ihr in die Augen und Gwendolyn konnte beobachten, wie ein helles Leuchten aus Alistairs Augen trat und auf Aberthol herabschien. Sie sah ungläubig zu, wie das Leuchten Aberthol einhüllte, und als Alistair sich mit einem Ruck zurücklehnte, zog sie Aberthol scheinbar ohne große Mühe zurück auf die Brücke. Aberthol lag schwer atmend und vollkommen außer sich da und sah Alistair schockiert an. Dann fuhr er herum und klammerte sich mit beiden Händen am Brüstungsseil fest bevor der nächste Windstoß kam.

„Mylady“, schrie Steffen.

Er kniete sich neben Gwen, griff sie bei den Schultern und zog mit aller Kraft. Langsam zog er sie zwischen den Planken hervor, doch seine von der Kälte fast gefühllosen Hände verloren den Griff und sie rutsche wieder in die Lücke, diesmal sogar noch tiefer. Plötzlich gab eine zweite Planke unter Gwendolyn nach und sie schrie, als sie spürte, wie sie zu fallen begann.

Gwendolyn streckte ihre Arme aus und bekam mit einer Hand das Seil und mit der anderen Steffens Hand zu fassen. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Schultern aus den Gelenken gerissen wurden als sie über dem Abgrund schaukelte. Auch Steffen schwankte. Er hing weit über den Rand, seine Beine um das Seil geklammert. Er riskierte er sein Leben damit sie nicht abstürzte und nur die brüchigen Seile hinter ihm hielten ihn auf der Brücke.

Gwen hörte Krohns knurren und er sprang vor und versenkte seine Zähne in Gwens Mantel und zerrte knurrend und winselnd mit aller Kraft daran.

Langsam, Zentimeter um Zentimeter gelang es Steffen und Krohn, sie hochzuziehen, ist sie schließlich eine der Planken greifen konnte und sich selbst auf die Brücke zu rollen. Sie lag mit dem Gesicht nach unten schwer atmend da.

Krohn leckte ihr immer wieder das Gesicht, und sie war so dankbar für ihre Retter Krohn und Steffen, der nun neben ihr lag. Sie war so froh, am Leben und einem schrecklichen Tod entronnen zu sein.

Doch plötzlich hörte Gwen ein Geräusch, das sich wie ein lauter Peitschenhieb anhörte uns spürt, wie die ganze Brücke erzitterte. Ihr gefror das Blut in den Adern als sie zurückblickte und sah, dass eines der Seile, das die Brücke trug, unter der Last gerissen war.

Die Brücke bog und wand sich, und Gwen beobachtete mit Schrecken, wie auch das andere Seil riss.

Sie schrien, als sich die ferne Seite der Brücke losriss und mit einer solchen Geschwindigkeit unter ihnen nachgab und mit unglaublichem Schwung auf die Wand des Canyons zuraste, dass Gwen kaum noch Luft bekam. Sie sah wie die Wand auf sie zuraste, und war sich sicher, dass sie in wenigen Augenblicken tot sein würden. Zertrümmert vom Aufprall auf die Felsen.

„Fels! Gib nach! ICH BEFEHLE ES DIR!“, hörte sie eine Stimme voller selbstverständlicher, uralter Autorität ungleich allem, was Gwen je gehört hatte. Sie sah Alistair, die das Seil umklammert hielt und mit ausgestreckter Hand furchtlos der Klippe entgegenblickte, in die sie in wenigen Augenblicken einschlagen würden. Ein gelbes Licht trat aus ihrer Hand hervor, und als sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Wand zurasten und sich Gwendolyn für den Aufprall wappnete, betrachtete sie schockiert das Schauspiel, das sich vor ihr auftat.

Vor ihren Augen verwandelte sich die Felswand in Schnee und als sie in den Schnee fiel, fühlte sie nicht ihre Knochen brechen wie sie erwartet hatte. Stattdessen fühlte sie, wie ihr ganzer Körper in eine Wand aus leichtem, weichem Schnee eintauchte. Es war eiskalt und bedeckte sie vollständig, lief in ihre Nase und Ohren – doch es tat nicht weh.

Sie lebte.

Sie alle hingen an dem Seil, das von der Kante des Canyon herabhing, eingetaucht in eine Wand aus Schnee und Gwendolyn spürte, wie eine starke Hand die ihre ergriff. Alistair. Ihre Hand war trotz der Eiseskälte warm. Sie hatte auch schon die anderen hochgezogen und bald zog sie auch Krohn mit sich während sie am Seil hinaufkletterte, als wäre es die leichteste Übung.

Endlich erreichten sie die Kante und Gwen ließ sich auf den Boden fallen. In dem Moment, in dem der letzte von ihnen festen Boden unter den Füssen hatte riss das letzte Seil und was von der Brücke übrig war fiel durch wabernde Nebelschwaden und tanzende Schneeflocken in die Tiefen des Canyon hinab.

Gwendolyn lag schwer atmend da. Sie war so dankbar wieder festen Boden unter sich zu spüren und fragte sich, was gerade eben passiert war. Der Boden war eiskalt, bedeckt mit Eis und Schnee, doch es war fester Boden. Sie war nicht mehr auf der Brücke, und sie lebte. Sie hatten es geschafft. Dank Alistair.

Gwendolyn drehte sich zu ihr um und sah sie bewundernd an und sie hatte das Gefühl, dass sie, was Alistairs Kräfte anging, noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt hatte. Sie war mehr als dankbar, sie bei sich zu wissen. Alistair war für sie wie die Schwester, die sie sich immer gewünscht hatte.

Gwen hatte keine Ahnung, wie sie es wieder zurück auf die andere Seite des Canyons schaffen sollten, sobald sie das hier hinter sich gebracht hatte – das hieß, wenn sie es jemals schaffen sollten Argon zu finden und bis hierhin zurückzukommen. Und als sie auf die Wand tanzender Schneeflocken vor sich blickte, dem Eingang ins Reich der Toten, hatte sie das ungute Gefühl, dass die schwersten Hindernisse noch vor ihnen lagen.

KAPITEL ZWEI

Reece stand an der Östlichen Querung des Canyon und hielt sich am steinernen Geländer der Brücke fest. Er blickte schockiert in den Abgrund und konnte kaum atmen. Er konnte immer noch nicht glauben, was er gerade gesehen hatte: Das Schwert des Schicksals, das in einem Felsblock steckte, war über die Kante in den Abgrund gestürzt und vom Nebel verschluckt worden. Er wartete und wartete auf den Einschlag, darauf, eine Erschütterung unter seinen Füssen zu spüren. Doch er hörte nichts. War der Canyon tatsächlich bodenlos? Entsprachen die Gerüchte der Wahrheit?

Schließlich ließ Reece das Geländer los und wandte sich seinen Legionsbrüdern zu. Alle standen da und blickten fassungslos zu ihm hinüber – O’Connor, Elden, Conven, Indra, Serna und Krog waren geschockt. Sie standen wie eingefroren da und konnten nicht fassen, was gerade passiert war. Das Schwert des Schicksals; die Legende mit der sie alle aufgewachsen waren; die wohl bedeutendste Waffe der Welt; Besitz der Könige. Und das einzige, was den Schild aufrechterhalten konnte.

Es war ihnen gerade aus den Händen entglitten und ins Vergessen gestürzt.

Reece hatte das Gefühl, dass er versagt hatte. Er wusste, dass er damit nicht nur Thor im Stich gelassen hatte, sondern den ganzen Ring.

Warum waren sie nicht eine Minute früher hier angekommen? Nur ein paar Meter weiter und sie hätten es retten können.

Reece wandte seinen Blick der fernen Seite des Canyon zu, der Seite des Empire und sammelte seine Kräfte. Ohne das Schwert würde der Schild fallen und die Krieger, die auf der anderen Seite warteten würden wie eine wild gewordene Herde über die Brücke in den Ring einfallen. Doch seltsamer Weise passierte nichts. Niemand betrat die Brücke. Einer von ihnen versuchte es und zerfiel vor seinen Augen zu Asche.

 

Der Schild war nicht zusammengebrochen. Reece konnte es nicht verstehen.

„Es macht keinen Sinn!“, sagte Reece zu den anderen. „Das Schwert hat den Ring verlassen. Wie kann der Schild noch immer funktionieren?“

„Dann hat das Schwert den Ring nicht verlassen“, schlug O’Connor vor. „Es ist nicht auf der anderen Seite. Es ist einfach heruntergefallen und liegt zwischen den beiden Welten.“

„Was wird dann aus dem Schild, wenn das Schwert weder hier noch dort ist?“, fragte Elden.

Sie sahen sich staunend an. Niemand kannte die Antwort. Das war unerforschtes Gebiet.“

„Wir können nicht einfach von hier fort gehen“, sagte Reece. „Der Ring ist sicher mit dem Schwert auf unserer Seite – doch wir wissen nicht, was geschehen wird, nun da das Schwert dort unten liegt.“

„So lange es nicht in unseren Händen ist, können wir nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht doch auf die andere Seite gelangt.“, sagte Elden.

„Das ist kein Risiko, das ich eingehen möchte.“, sagte Reece. „Das Schicksal des Rings hängt davon ab. Wir können nicht mit leeren Händen zurückkehren.“

Reece wandte sich den anderen zu und blickte sie entschlossen an.

„Wir müssen es zurückholen.“, sagte er. „Bevor es jemand anderes tut.“

Zurückholen?“ fragte Krog fassungslos. „Bist du ein Narr? Wie genau stellst du dir das vor?“

Reece wandte sich um und starrte Krog an, der genauso trotzig wie immer zurückstarrte. Krog hatte sich für Reece zu einem Dorn im Auge entwickelt, widersetzte sich seinem Befehl bei jeder Gelegenheit und forderte andauernd seine Autorität heraus. Reece verlor langsam die Geduld.

„Indem wir zum Grund des Canyon hinabsteigen.“, erklärte Reece ungeduldig.

Die anderen keuchten während Krog seine Hände in die Hüften stemmte und eine Grimasse schnitt.

„Du bist vollkommen verrückt.“, sagte er. „Niemand ist jemals zum Grund des Canyon hinabgestiegen.“

„Niemand weiß, ob es überhaupt einen Boden gibt.“, stimmte Serna mit ein. „Alles was wir wissen ist, dass das Schwert in eine Wolke gefallen ist und in diesem Augenblick wahrscheinlich immer noch ins Bodenlose fällt.“

„Unsinn.“, gab Reece zurück. „Alles hat einen Boden. Selbst das Meer.“

„Nun, selbst wenn dieser Boden existieren sollte“, konterte Krog. „was haben wir davon wenn er so weit unten ist, dass wir ihn weder sehen noch hören können. Es könnte Tage dauern bis wir unten ankommen – oder Wochen!“

„Ganz davon zu schweigen, dass es wohl kaum eine gemütliche Wanderung sein wird.“, sagte Serna. „Hast du die Klippen nicht gesehen?“

Reece wandte sich um und betrachtete die Felswand, die uralten Felsen, die die Wand des Canyon bildeten und teilweise von wabernden Nebelschwaden verdeckt wurden. Sie waren gerade. Vertikal. Er wusste, dass sie Recht hatten; es würde alles andere als leicht werden. Doch er wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatten.

„Es wird noch besser“, sagte Reece. „Diese Wände sind feucht vom Nebel. Selbst wenn wir den Grund erreichen sollten, schaffen wir es vielleicht nie wieder nach oben.“

Sie sahen ihn verdutzt an.

„Dann gibst du selbst zu, dass es Wahnsinn ist, es zu versuchen.“, sagte Krog.

„Ich stimme zu, dass es Wahnsinn ist.“, sagte Reece. Seine Stimme polterte voll Autorität und Selbstvertrauen. „Doch das ist der Wahnsinn, für den wir geboren wurden. Wir sind nicht nur einfache Männer. Wir sind eine besondere Brut: Wir sind Krieger! Wir sind Männer der Legion. Wir haben einen Eid geschworen. Wir haben geschworen, dass wir nie vor einer Mission zurückschrecken werden weil sie zu schwierig oder zu gefährlich ist, niemals zu zögern auch wenn ein Vorhaben unser Leib und Leben in Gefahr bringt. Es bleibt den Schwachen überlassen sich zu verkriechen, doch nicht uns. Das ist es, was uns zu Kriegern macht. Das ist wahrer Heldenmut: Auf eine Mission aufzubrechen, die weitaus grösser ist als wir selbst, weil es richtig ist, es zu tun. Der ehrenhafte Weg, selbst wenn er auf den ersten Blick unmöglich erscheint. Letzten Endes beweist nicht unbedingt das, was wir erreichen, unseren Heldenmut, sondern der Versuch es zu tun. Es ist grösser als wir selbst. Das ist es, was uns ausmacht.“

Schwere Stille legte sich über die Gruppe. Der Wind fegte über sie hinweg während sie über seine Worte nachdachten.

Schließlich trat Indra vor.

„Ich bin dabei.“, sagte sie.

„Ich auch“, stimmte Elden zu.

„Genauso wie ich“, sagte O’Connor und stellte sich neben Reece.

Conven trat stumm neben Reece, hielt seinen Schwertknauf fest umschlungen, und wandte sich den anderen zu. „Für Thorgrin“, sagte er, „würde ich bis ans Ende der Welt gegen.“

Reece fühlte sich ermutigt, nun, da er seine treuen Waffenbrüder an seiner Seite hatte – die Menschen, die ihm so nah standen wie eine Familie, mit denen er in die Tiefen des Empire vorgedrungen war. Die Fünf standen da und sahen die beiden neuen Legionsangehörigen Krog und Serna an. Reece fragte sich, ob sie mit ihnen kommen würden. Sie konnten ein paar extra Hände gut gebrauchen, doch wenn sie umkehren wollten, dann sollte es eben so sein. Er würde nicht zweimal fragen.

Krog und Serna standen da und starrten unsicher zurück.

„Ich bin eine Frau“, sagte Indra zu ihnen. „Ihr habt vorhin deswegen über mich gespottet. Und jetzt stehe ich hier, bereit für eine Herausforderung die eines Kriegers würdig ist – während ihr, mit all euren Muskeln nach Ausflüchten sucht und euch fürchtet!“

Serna grunzte erbost und strich sich sein langes braunes Haar aus dem Gesicht. Er trat vor.

„Ich komme mit.“, sagte er. „Doch nur wegen Thorgrin.“

Krog war der einzige, der mit rotem Gesicht wie angewurzelt stehen blieb.

„Ihr seid verdammte Narren“, sagte er trotzig. „Jeder einzelne von Euch.“

Doch dann trat auch er vor und war bereit, mit ihnen zu gehen.

Reece war zufrieden. Er wandte sich um und ging auf den Rand des Canyons zu. Sie hatten keine Zeit zu verschwenden.

*

Reece hangelte sich an der Felswand hinunter. Die anderen waren ein paar Meter über ihm und folgten ihm auf dem unbequemen Abstieg, der nun schon Stunden andauerte. Reeces Herz klopfte und er musste sich sehr anstrengen, nicht den Halt zu verlieren. Seine Finger waren wund und taub von der Kälte und seine Füße rutschten immer wieder vom glatten Felsen ab. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein würde. Er hatte nach unten gesehen und das Gelände betrachtet, die Struktur des Felsens, und hatte bemerkt, dass der Fels an manchen Stellen senkrecht abfiel und eine perfekt glatte Oberfläche hatte, an der man unmöglich hinunterklettern konnte; an anderen Stellen war der Fels mit einer dichten Moosschicht bewachsen; und an wieder anderen Stellen hatte er eine grob gezackte Oberfläche mit steilem Gefälle, Spalten und Löchern, in denen man sich festhalten konnte. Er hatte sogar den einen oder anderen Vorsprung gesehen, auf dem man sich ausruhen konnte.

Doch das Klettern an sich war viel anstrengender als es zunächst schien. Der Nebel erschwerte ihm dauernd die Sicht und als Reece nach unten sah, wurde es immer schwerer Stellen zu finden, auf die er seine Füße setzen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass selbst nach all dieser Zeit des Kletterns der Grund des Canyons, sofern es ihn überhaupt gab, noch immer nicht zu sehen war.

Reece bekam es mit der Angst zu tun. Sein Mund war trocken. Er fragte sich, ob er nicht vielleicht einen großen Fehler gemacht hatte.

Doch er wagte sich nicht, seine Angst den anderen zu zeigen. Ohne Thor war er jetzt ihr Anführer, und er musste stark sein und sich konzentrieren; er wusste, dass Angst seine Fähigkeiten nur einschränken würde.

Reeces Hände zitterten während er versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. Er entschied sich zu vergessen, was weiter unten war und sich nur auf die nächsten Schritte zu konzentrieren.

Einen Schritt nach dem anderen, sagte er zu sich. Und er fühlte sich besser.

Reece fand den nächsten Tritt und den nächsten und spürte, wie er wieder in den Rhythmus kam.

„ACHTUNG!“, schrie jemand über ihm.

Reece wappnete sich als plötzlich Kiesel überall um ihn herum herunterregneten und ihn an Kopf und Schultern trafen. Er sah nach oben, sah im letzten Moment einen großen Brocken auf sich zurasen und konnte sich gerade noch ducken.

„Tut mir leid!“, rief O’Connor ihm zu. „Der war wohl locker.“

Reeces Herz schlug ihm bis zum Hals als er nach unten sah und versuchte ruhig zu bleiben. Er hätte nur zu gern gewusst, wo der Grund war; er griff nach einem kleinen Stein und warf ihn.

Er sah ihm nach und lauschte.

Doch er hörte nichts.

Seine ungute Vorahnung wurde dadurch nicht besser. Er hatte immer noch nicht die geringste Vorstellung davon, wie tief der Canyon war. Seine Muskeln zitterten jetzt schon vor Anstrengung, und er war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würden. Reece schluckte schwer und die Gedanken kreisten in seinem Kopf als er weiter Schritt für Schritt abstieg. Was, wenn Krog Recht gehabt hatte? Was, wenn der Canyon wirklich bodenlos war? Was, wenn er seine Freunde in leichtsinnig dem Tod entgegen führte?

Als Reece einen weiteren Schritt machte, mit dem er wieder Schwung gewann, hörte er plötzlich das Geräusch eines Körpers, der über den Fels rutschte, und einen Schrei. Auf einmal sah er Elden, der abgerutscht war und an ihm vorbeirutschte.