Geburt bewusst erleben

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Geburt bewusst erleben
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Maria Bettina Fillafer

GEBURT
BEWUSST
ERLEBEN

Wie du deine Schwangerschaft achtsam und selbstbestimmt gestaltest

Für Robert

Er hat mich ermutigt, unterstützt, beruhigt, bekocht, versorgt und umarmt.

Ohne ihn gäbe es dieses Buch nicht.

Für meinen Sohn Songhay

Er hat mich beschenkt, begleitet, gestärkt, geführt, inspiriert und mir vertraut.

Durch seine Geburt erkannte ich meine Berufung zur Hebamme.

Für meine Mutter Christine

Sie hat mich gepflegt, gefüttert, getröstet, gefördert, gefordert und an mich geglaubt.

In einer warmen Sommernacht hat sie mir das Leben geschenkt.

Dank an

Prim. Dr. Albert Knauder

Hebamme Larissa Fritz, BSc

Die Geburt eines Kindes gleicht einer Reise

Andere Umstände – Reiseführerin durch die Schwangerschaft

Biologische Aspekte

Ernährung und Bewegung

Künstlich empfangen – ein anderer Schwangerschaftsbeginn

Die wunderbare Welt des Kindes

Achtsam und selbstbestimmt körperlichem und emotionalem Stress begegnen

Potenzial zur Persönlichkeitsentwicklung

Geistiger Wachstumsprozess

Was nährt mich, wer stärkt mich? – eine Wohlfühlsammlung

Achtsame und selbstbestimmte Transformation – Reiseführerin durch die Geburtsvorbereitung

Lebenserfahrungen

Atmen

Bewegung

Achtsamkeit

Hypnobirthing

Affirmationen

Visualisierungen

Anker

Achtsame Tiefenarbeit

Intuition – Mutterinstinkt – Bauchgefühl

Hilfreiche Begleiterinnen

Naturkraft Geburt – Reiseführerin durch die Geburt

Die Geburt naht

Natürlich einleiten

Die Geburt beeinflussende Faktoren

Der Geburtsbeginn

Hingabe und Loslassen – die Eröffnungsphase

Die Kraft der Pause – die Übergangsphase

Kraft und Mut – die Austreibungsphase

Gebärhaltungen

Der Schmerz rund ums Gebären

Die Nachgeburt

Der Kaiserschnitt – ein guter Plan B

Negative Geburtserfahrungen

Eine Hebamme wird Mutter – ein besonderes Geburtserlebnis

Bonding – Liebe auf den ersten Blick

Literaturverzeichnis

Anhang

Verzeichnis der Übungen und Impulse

Stichwortverzeichnis

Meine Berufung …

Ein großer Zauber liegt in der Geburt eines Kindes. Wir können unzählige Erklärungen über dieses Ereignis abgeben, wir werden es in seiner Ganzheit nie begreifen.

Die Geburt eines Kindes gleicht einer Reise

Du packst deinen Klinikkoffer und bereitest dich auf eine der wichtigsten Erfahrungen deines Lebens vor. Du hast dir überlegt, mit welchem Fortbewegungsmittel du losfährst, und triffst Vorkehrungen, um abgesichert und gut begleitet zu sein. Du übst dich in Vertrauen und Gelassenheit, um mit den Herausforderungen auf diesem Weg umgehen zu können. Je näher der Termin rückt, umso mehr erfasst dich das Reisefieber. Freude und Sorgen wechseln einander ab. Du fragst dich, ob du schon bereit bist für ein so großes Abenteuer.

Eine der wesentlichsten menschlichen Eigenschaften ist unser angeborenes Bedürfnis nach Entwicklung. In der Zeit der Schwangerschaft wird das deutlicher sichtbar als in jeder anderen Lebensphase, du verfügst über ein enormes Wachstumspotenzial auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene. In wenigen Monaten entsteht aus einer Eizelle ein Kind und eine Frau reift zur Mutter.

Zwei wesentliche Reisebegleiterinnen, die Achtsamkeit und die Selbstbestimmtheit, erleichtern diese Lebensphase. Sie unterstützen dein körperliches Wohlbefinden und deinen Umgang mit starken Emotionen. Sie öffnen deinen Horizont und helfen dir, die Geburt bewusst zu erleben.

Wenn du schwanger bist, richtest du deine Antennen nach innen, du spürst dein Kind und achtest auf deine Empfindungen. Dieses Nach-innen-Lauschen führt zu einer Sensibilisierung der Sinne, die du durch eine regelmäßige und bewusste Wahrnehmung vertiefen kannst. Eine gezielte Praxis der Achtsamkeit fördert den Kontakt mit deinem Mutterinstinkt und deinem Bauchgefühl, sodass du deine Entscheidungen leichter auf einer selbstbestimmten Basis treffen kannst.

Die vorliegende Reiseführerin möchte dich ein Stück auf deinem Weg durch diese Zeit begleiten. Wichtige, oft gestellte Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt werden beantwortet und umfangreiche Möglichkeiten zur Vorbereitung dargestellt. Basierend auf meinen langjährigen Erfahrungen als Hebamme gebe ich Impulse, wie du dein natürliches Wachstumspotenzial am besten nützen kannst.

Das Thema Loslassen sowie menschliche Fähigkeiten wie Geduld, Mut und Hingabe als wesentliche Helferinnen unter den Wehen kommen ebenso zur Sprache wie die unfehlbaren Begleiterinnen Mutterinstinkt, Intuition und Bauchgefühl.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die »achtsame Tiefenarbeit«. Dieses eigene Geburtsvorbereitungskonzept habe ich über die letzten Jahrzehnte in meiner Auseinandersetzung mit Techniken des Hypnobirthing, der Achtsamkeitspraxis und zahlreichen anderen Methoden entwickelt. Es ist wie viele andere hier vorgestellte Bereiche mit einem weiteren zentralen Thema, dem Atem, der dir in diesem Buch immer wieder begegnen wird, eng verbunden.

Neben der natürlichen Geburt kommen auch Kaiserschnitt und tabuisierte Themen wie künstliche Befruchtung, Schmerz und negative Geburtserlebnisse zur Sprache. Der Austausch über diese Erfahrungen und ein konstruktiver Umgang damit sind wichtig, um sie ohne bitteren Nachgeschmack in die eigene Geburtsgeschichte integrieren zu können.

Zahlreiche Übungen und Impulse dienen der alltäglichen Praxis, deinem persönlichen Üben und der individuellen Vertiefung. Denn letztlich ist alles schon da: das innere Wissen ums Gebären und die tiefe Verbundenheit mit deinem Kind. Es wird durch achtsames Üben lediglich verfeinert und damit tragfähiger.

In diesem Sinne soll dir diese Reiseführerin liebevolle Begleiterin durch die einzigartige Zeit der Schwangerschaft und Geburt sein. Die Reise kann beginnen!

Im Moment des Schwangerwerdens begeben wir uns auf eine Reise in ein neues Abenteuer.

Andere Umstände – Reiseführerin durch die Schwangerschaft

Ein positiver Schwangerschaftstest gibt dem Leben eine neue Richtung, unabhängig davon, ob lange ersehnt oder unerwartet. Kaum eine Lebensphase verändert das Empfinden einer Frau tiefgreifender als die Zeit rund um die Geburt ihres Kindes. Es braucht ein Weilchen, bis sie sich mit den »anderen Umständen« vertraut gemacht hat. Ihr Körper fühlt sich anders an. Ihre emotionale Stimmungslage unterliegt ungewohnten hormonellen Schwankungen. Ihr Lebensschwerpunkt verlagert sich. Ihre Träume werden lebhafter. Unzählige Fragen tauchen auf. Die schwangere Frau beginnt ihre persönliche Landkarte durch den Dschungel der einströmenden Informationen zu zeichnen.

 

Biologische Aspekte
Der Anfang der Schwangerschaft

Alles Wunderbare, das sich in unserem Leben manifestiert, braucht Zeit und Ruhe zur Reifung. Der weibliche Körper weiß, was er tun muss, wenn sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnistet. Im Moment der Empfängnis beginnt ein intensiver Umbauprozess. Die Blutzirkulation des mütterlichen Körpers, zuständig für die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, sowie der Energiefluss, der sich auf zahlreichen Meridianbahnen bewegt, ändern ihre Ausrichtung. Sie widmen sich dem Wachstum und der verbesserten Durchblutung der Gebärmutter. Die innere Aufmerksamkeit verlagert sich verstärkt in den Bauch und das Becken. Aus dem Zellknäuel entstehen ein neuer Mensch und sein lebenserhaltendes Organ, der Mutterkuchen. Dieser dient der Zufuhr und dem Abtransport nährender und verbrauchter Stoffe zwischen Mutter und Kind. In jeder Minute der Schwangerschaft geschieht ein Geben und Nehmen. In diesem geschützten Universum der Gebärmutter nimmt der faszinierende Prozess der menschlichen Entwicklung seinen Lauf. Nach neun Monaten hat sich das kleine Pünktchen in einen rund drei Kilo schweren Menschen verwandelt.

Die Verfeinerung der Sinne

Die Sinneswahrnehmungen, allen voran der Geschmacks- und der Geruchssinn, verfeinern sich deutlich. Dementsprechend erlebt die Schwangere einen umfassenden Wandel ihrer Essensgelüste. Heißhungerattacken auf ungewöhnliche Nahrungsmittel, wenig Appetit, neue Vorlieben und alte Abneigungen durchkreuzen jeden vernünftigen Ernährungsplan. Unterschiedliche Bedürfnisse nach Süßem, Salzigem oder Saurem wechseln sich zu ihrer großen Verwunderung ab.

Die Frühschwangerschaft ist häufig von unangenehmen, in unterschiedlicher Intensität auftauchenden Begleiterscheinungen geprägt. Übelkeit, die zu verschiedenen Tageszeiten auftreten kann, überschattet den Alltag. Manchmal gelingt es der Schwangeren kaum, etwas bei sich zu behalten, sodass sie sich stationär im Krankenhaus wiederfindet und Infusionen braucht, um erneut in Schwung zu kommen. Das macht die erste Zeit des Schwangerseins schwieriger. Es zwingt die Schwangere zur Ruhe, um verarbeiten und verdauen zu können. Kleine Snacks zwischen den Mahlzeiten, Pausen und mehr Schlaf erleichtern die komplizierten körperlichen Umbauarbeiten. Die wirksamste Methode gegen Übelkeit sind eine Essensumstellung und Akupunktur. Die klassische morgendliche Übelkeit, die gelegentlich den ganzen Tag anhält, verschwindet meistens nach der vierzehnten Schwangerschaftswoche von selbst.

Der Geruchssinn der schwangeren Frau verfeinert sich. Sie reagiert stärker auf besondere Düfte und hält üble Gerüche kaum aus. Plötzlich kann sie etwas oder jemanden nicht mehr riechen. Eine verdorbene Mahlzeit wird jetzt wesentlich früher entdeckt, somit entgeht sie leichter einem verdorbenen Magen. Ein Mensch, der sie in dieser Zeit schwächt, wird schlechter ausgehalten als sonst. Eine werdende Mutter umgibt sich am liebsten mit Menschen, die sie stärken und schützen.

Neben der Schutzfunktion dient die Schärfung des Geruchssinns dazu, dass die Mutter ihr Kind an seinem Duft leicht erkennen kann. Beim Bonding kurz nach der Geburt verliebt sich die Mutter auch über den Geruch in ihr Baby.

Diese Sensibilisierung der Wahrnehmung betrifft ebenso die anderen Sinne. Das Gehör wird feiner, das Sehen verändert sich, der Tastsinn sensibilisiert sich. Manchmal bemerkt eine Frau durch diese charakteristischen Veränderungen eine Schwangerschaft noch vor dem positiven Test.

Die Interpretationen über den Zweck dieses »Sinneswandels« reichen von der hormonellen Umstellung über biochemische Erklärungen bis hin zum überlebenswichtigen Mutterinstinkt, der mit seiner geschärften Wachheit vor Gefahren schützt. Eine Schwangere ist in ihrem Zustand verletzlicher als sonst. Sie muss sich auf ihre Sinne verlassen, um schneller reagieren zu können. Sie nimmt über diese sinnliche Verfeinerung wahr, was ihr guttut und was sie vermeiden soll.

Müdigkeit und Erschöpfung

In der Frühschwangerschaft hat die Frau ein wesentlich größeres Schlaf- und Ruhebedürfnis als vorher. Sie fühlt sich häufiger müde und erschöpft. Ihr gewohntes Kräftepotenzial lässt nach. Sie braucht länger als sonst, um sich zu regenerieren.

Bedenkt man, wie intensiv ihr Körper arbeitet, wie sehr ihr Kreislaufsystem beansprucht wird, so ist es verständlich, dass sie öfter pausieren muss. Nicht nur die physische Anstrengung fordert sie, auch geistige Eindrücke und neue Gefühlsbewegungen brauchen Zeiten des Nichtstuns. Es dauert, bis die einschneidenden Veränderungen, die gerade geschehen, integriert werden. Bewusste Pausen, ausreichend Schlaf sowie eine achtsame Lebensführung sind jetzt empfehlenswert. Leerlaufphasen zum Reden, Träumen, Schlafen und Ausruhen dürfen mit gutem Gewissen in den Alltag eingebaut werden. Der Körper einer Schwangeren arbeitet immer, egal ob sie wach ist oder schläft. Die ersten Wochen und Monate der Schwangerschaft sind meistens anstrengender als das zweite Drittel. Hier blüht die Frau auf. Erst im letzten Drittel wird die Schwangerschaft wieder beschwerlich.

Die Wirkung der Hormone

Der innere Umbau, der im Körper einer schwangeren Frau geschieht, betrifft die Blutzirkulation, den Flüssigkeitshaushalt, die Organfunktionen, Bänder, Muskeln und Knochen, die Zellerneuerung, Nervenbahnen und den Energiekreislauf. All das wird von einem höchst intelligenten hormonellen System gesteuert, welches sicherstellt, dass für das Wachstum, die Entwicklung und das Wohlergehen des Kindes gesorgt ist.

Die Auswirkungen der veränderten Hormonproduktion reichen von erweiterter Herzleistung, größerem Blutvolumen, Umstrukturierungen im Stoffwechsel bis hin zu deutlichen Veränderungen im Gehirn. Hormone lenken nicht nur notwendige körperliche Prozesse, sie vergrößern auch die Bindungsfähigkeit und bringen die Frau mit ihren intuitiven, kreativen und geistigen Anteilen in Kontakt. Muttergefühle erwachen. Sie wird offener für Zärtlichkeiten und beginnt sich kreativ zu entfalten.

Ihr Körper wird von Östrogenen regelrecht überschwemmt. Die Produktion in der Schwangerschaft übersteigt die Menge, die während des restlichen Lebens erzeugt wird. Das Östrogen ist für Fruchtbarkeit, Weiblichkeit und Fülle verantwortlich. Die Haut wird in vielen Fällen schöner, das Haar voller, die Brust fester. Die Frau wirkt in dieser Zeit sinnlicher, weiblicher und strahlender. Östrogen beeinflusst die oben beschriebene Sensibilisierung der Sinne und die zunehmende Wachsamkeit.

Daneben ist das Progesteron das zweite wichtige Schwangerschaftshormon, seine Produktion ist jetzt zehn- bis fünfzehnmal höher als sonst. Das Progesteron ist ein wichtiges Schutzhormon, es unterstützt die Abwehr von schädlichen Eindringlingen, die Infektionen auslösen können. Gleichzeitig zeigt es sich ebenfalls in der Fülle, Strahlkraft, Widerstandsfähigkeit, Flexibilität und Vitalität der Schwangeren.

Rückt die Geburt näher, so steigen Oxytocin und Prolaktin deutlich an. Sie bereiten den Körper aufs Gebären vor. Oxytocin, das bekannte Liebeshormon, gewährleistet den Weiterbestand unserer Spezies. Wenn wir verliebt sind, beim Lachen, beim Liebesakt, beim Gebären und beim Stillen wird es in den Köper geschwemmt. Oxytocin erzeugt zudem regelmäßige Wehen. Direkt nach der Geburt unterstützt es die Frau dabei, sich verlässlich mit ihrem Kind zu verbinden. Prolaktin ist das Hormon für die zunehmende Entspanntheit in der späten Schwangerschaft, die Milchproduktion und das Stillen.

Ernährung und Bewegung

Grundlage für einen gesunden Körper in der Schwangerschaft und damit eine bestmögliche Versorgung für das Ungeborene sind eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Beide Aspekte sind eng miteinander verknüpft. In Fachkreisen wird der Schwangeren mehrmals wöchentlich eine moderate sportliche Betätigung von einer halben bis zu einer Stunde in Form von Ausdauertraining empfohlen. Geeignet sind zum Beispiel Nordic Walking, Wandern, Radfahren in der Ebene, Schwimmen oder Tanzen. Zusätzlich wird, ebenfalls mehrmals wöchentlich, ein halbstündiges Muskelaufbautraining wie Gymnastik oder Yoga empfohlen, beides jedoch nur dann, wenn keine medizinische Kontraindikation, wie eine drohende Frühgeburt, vorliegt. Ist die Schwangere völlig unsportlich, ist es wichtig, dass sie ihr Trainingsprogramm langsam aufbaut. Ist sie von Haus aus sehr sportlich, wird jetzt von extremer Anstrengung abgeraten. Die Schwangere darf sich anstrengen, aber nicht überanstrengen.

Nur zwei Drittel aller Schwangeren unserer westlichen Hemisphäre sind normalgewichtig. Der Rest kämpft meistens mit zu vielen Kilos auf den Hüften. Damit steigt das Risiko für Komplikationen wie Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes, ein zu niedriges oder zu hohes Geburtsgewicht des Neugeborenen sowie eine erhöhte Kaiserschnittrate. Das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes ist bei regelmäßiger körperlicher Aktivität wesentlich geringer. Sogar Frauen, die erst am Anfang der Schwangerschaft eine ausgewogene Bewegungskultur einführen, erkranken seltener an Diabetes.

Der Zuckerbelastungstest/oGTT

Der oGTT (oraler Glukosetoleranztest) wird zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Innerhalb von zwei Stunden wird dreimal Blut abgenommen. Das erste Mal nüchtern, dann stündlich nach dem Trinken einer hochkonzentrierten Zuckerlösung. Die Werte sollen 92-180-153 mg/dl nicht überschreiten. Sie werden mittels Blutabnahme aus der Vene bestimmt, nur so sind sie aussagekräftig. Das Ergebnis zwischen dem Blut aus einem Fingerstich und dem venösen Blut kann stark differieren. Manchmal ist der Wert aus dem Finger falsch positiv und eine gesunde Frau geht mit einer Fehldiagnose nach Hause. Ein Infekt oder übermäßiger Stress am Tag der Messung beeinflusst den Test ebenfalls. Der Blutzucker steigt an. Falls die Werte des oGTT unter korrekten Messbedingungen auffällig sind, braucht die Schwangere eine umfangreiche Einschulung durch eine Diätologin und eine gute Begleitung durch ihre Fachärztin.

Tipps für den oGTT: Versuche am Tag des oGTT entspannt ins Labor oder zur Ärztin zu gehen. Hast du einen grippalen Infekt, verschiebe deinen Termin um ein paar Tage. Ernähre dich in der Zeit vorher moderat, verzichte auf Familienpizza, Eistee und Torten. Ist der Test vorbei und das Ergebnis unauffällig, bleibe bei deiner gesunden, ausgewogenen Ernährung.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Die Ernährungsempfehlungen für Schwangere lauten: hochwertige Lebensmittel, wenig Zucker, weniger Kohlenhydrate und Fett. Der Kalorienbedarf ist jetzt nur gering erhöht, vom Essen für zwei wird dringend abgeraten. Folsäure und Jod sollen laut Fachkreisen zusätzlich eingenommen werden. Eisen- und Vitamin-D-Mangel werden im Blutbild erkannt, Müdigkeit und Abwehrschwäche sind die Folge. Fehlt Magnesium, so bekommt die Frau Krämpfe in den Beinen. Diese Vitamine können leicht ergänzt werden. Durch Bewegung kommt die Kalorienverbrennung leichter in Schwung, der Stoffwechsel kann die Nahrung besser verwerten. Je hochwertiger die Ernährung in Zusammenhang mit regelmäßiger Bewegung, desto seltener müssen Vitamine ergänzt werden.

Normalgewichtige Frauen nehmen in der Schwangerschaft zirka 10 bis 18 kg zu. Untergewichtige Frauen brauchen etwas mehr Gewichtszunahme und übergewichtige Schwangere haben einen kleinen Spielraum von 0 bis 6 kg. Das sind die derzeitigen Empfehlungen für eine Schwangerschaft. Die beste Prophylaxe gegen zukünftiges Übergewicht beim Kind ist das ausschließliche Stillen für mindestens 4 bis 6 Monate, darin sind sich alle Fachkreise einig.

 

Bleibt die Gewichtszunahme der Schwangeren im Rahmen, so ist sie beweglicher, dynamischer und widerstandsfähiger. Eine Gebärende gleicht einer Marathonläuferin, sie schafft in den Stunden der Geburt eine körperliche, emotionale und geistige Höchstleistung. Doch im Gegensatz zur Sportlerin, die nach dem Lauf eine Pause einlegen kann, geht es für sie sofort weiter. Alles Gute aus dem mütterlichen Körper wird vor der Geburt und danach beim Stillen dem Kind zugeführt, mit der Konsequenz, dass die Frau ihre Energiespeicher möglichst rasch wieder aufladen muss.