Geburt bewusst erleben

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Achtsam essen

Die Essensempfehlungen sind je nach Informationsquelle und aktuellem Trend unterschiedlich. Über die Liste der zu vermeidenden Lebensmittel herrscht in Fachkreisen Einigkeit: Um das Risiko einer Toxoplasmose- oder Listerioseinfektion zu minimieren, sollte auf jegliche rohe und geräucherte tierische Produkte (Fisch, Fleisch und Rohmilchprodukte) während der Schwangerschaft verzichtet werden.

Doch unabhängig von Empfehlungen verschiedener Ernährungsberaterinnen gibt es einen neuen Trend, der auch für die Nahrungszufuhr von Bedeutung ist: die Achtsamkeit sich selbst, seinen Bedürfnissen und den täglichen Mahlzeiten gegenüber. Achtsamkeitsübungen rund ums Essen verändern die Nahrungsaufnahme wesentlich. Alle Sinne werden geweckt. Die Schwangere nimmt sich bewusst Zeit zum Essen, ohne Handy oder andere Ablenkungen. Beim achtsamen Essen hört die Frau vermehrt auf ihre inneren Impulse, um herauszufinden, welche Lebensmittel ihr guttun. Sie isst langsam und bewusst. Sie spürt, wie viel sie braucht und wann es genug ist. Sie gestaltet ihre Mahlzeiten abwechslungsreich und bunt. Sie isst mit den Augen, der Nase, den Geschmacksknospen, dem Bedürfnis des Magens und der Zellen sowie mit Herz und Hirn. Sie weiß, was sie isst, und vor allem, dass sie isst. Sie bekommt ein besseres Gefühl dafür, was sie braucht. Sie nimmt sich selbst wahr. Sie übt sich darin, ihr eigenes Bauchgefühl zu stärken. Dieser Trend unterstützt die Selbstbestimmtheit der Schwangeren.

Der Faktor Bewegung führt zu einem erhöhten Körperbewusstsein, mehr Zufriedenheit und einer verbesserten inneren Wahrnehmung der körperlichen Bedürfnisse. Damit verändern sich automatisch die Essgewohnheiten. Eine Frau, die sich bewegt, isst bewusster und ist damit für »achtsames Essen« empfänglicher.


BERICHT

Künstlich Empfangen – ein anderer Schwangerschaftsbeginn

»Die IVF ist eine großartige Errungenschaft der westlichen Medizin. Sie ermöglicht es Paaren ein Kind zu bekommen, die sonst nie Eltern werden könnten.« — PRIM. DR. ALBERT KNAUDER

Wir leben in einer Zeit der Wunder. Es ist heute keine Seltenheit mehr, dass ein Kind sein Leben außerhalb des Mutterleibes beginnt. Alles was es dazu braucht, sind männliche Spermien, weibliche Eizellen und einen geeigneten Nährboden. Für Hebammen ist es inzwischen ganz normal, Kinder aus künstlicher Befruchtung willkommen zu heißen, immerhin werden in Österreich zirka 3 Prozent aller Neugeborenen im Labor gezeugt, das sind über 2500 Kinder pro Jahr. Weltweit kommen jährlich über eine halbe Million Kinder aus In-Vitro-Fertilisation, IVF, auf die Welt. Liegt das Baby in den Armen der frischgebackenen Mutter, hat sich der nicht immer einfache Weg bis dahin gelohnt.

Denn lediglich 30 Prozent aller Punktionen führen zum ersehnten Ziel. Paare, die sich ein Kind wünschen, erleben nicht selten eine Odyssee, um nicht zu sagen einen Leidensweg bis zur ersehnten Fruchtbarkeit. Sie durchwandern die Ordinationen von Gynäkologinnen, suchen Alternativmediziner und Naturheilkundlerinnen auf. Hormonstatus, Blutbilder und Spermiogramme werden überprüft. Die Durchgängigkeit der Eileiter wird mit Ultraschall und Laparoskopie unter die Lupe genommen. Die hoffnungsvolle Frau ernährt sich fruchtbarkeitsfördernd, hat regelmäßig, unabhängig von ihrer Libido, rund um den Eisprung Sex und recherchiert stundenlang im Internet, bis sie früher oder später in einem Kinderwunschinstitut landet. Familienplanung kann zeitaufwendig und kostspielig sein. Klappt sie nicht, fordert das die Paarbeziehung und lässt an der Weiblichkeit zweifeln.

Die Ursachen für die verzögerte Fruchtbarkeit liegen in mehr als der Hälfte der Fälle beim Mann oder bei beiden, lediglich ein kleiner Prozentsatz betrifft die Frau allein. Das PCO-Syndrom, eine Störung der Durchgängigkeit der Eileiter, sowie die Endometriose sind bei der Frau die Hauptgründe für eine erschwert zustande kommende Schwangerschaft. Der betreuende Gynäkologe begleitet das Paar von Anfang an bei der Suche nach den Ursachen für die verzögerte Fruchtbarkeit und auf seinem Weg zur Elternschaft.

Primarius Dr. Albert Knauder, Vorstand der Gynäkologie und Geburtshilfe des Landesklinikums Neunkirchen, betreute als Facharzt im Wiener Neustädter Landesklinikum die Kinderwunschambulanz von 1998 bis 2013 und gründete 2008 gemeinsam mit einem Kollegen das erste Kinderwunschinstitut der Region. In einem ausführlichen Gespräch erzählt er aus seiner Zeit am Kinderwunschinstitut und von seinen Erfahrungen mit Paaren, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein Kind:

Der Ablauf einer künstlichen Befruchtung

»Der Weg einer Frau, die nicht natürlich schwanger wird, beginnt üblicherweise bei ihrem Facharzt. Zur genaueren Abklärung wird sie an eine Kinderwunschambulanz weiterverwiesen. Hier wird untersucht, beraten und Inseminationen werden durchgeführt. Die therapeutischen Mittel dort sind leider begrenzt. Tritt kein Erfolg ein, so geht die Frau häufig auf die Suche nach einer neuen Gynäkologin oder besucht ein Kinderwunschzentrum.

Bei jedem Wechsel des Facharztes werden erneut der Hormonstatus der Frau eruiert und das Spermiogramm des Mannes erstellt, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Ursachenforschung, Diagnostik und Therapie wechseln sich also ab. Hoffnung und Frustration liegen eng beisammen.

Der erste Schritt einer In-vitro-Fertilisation ist die Stimulation, dabei wird versucht, medikamentös möglichst viele Eizellen zur Reifung zu bringen. Danach kommt der Eingriff der Punktion, einige reife Eizellen werden aus dem Eierstock entnommen. Anschließend erfolgt die Befruchtung mit den Samenzellen im Labor. Mehrere Tage muss das Paar abwarten. Gibt es zahlreiche Embryonen, so überwiegt die Hoffnung, entwickeln sich nur wenige Eizellen weiter, kommt die erste Frustration.

Am Tag des Embryotransfers wird deren Entwicklung überprüft und der Gynäkologe setzt in der Regel einen davon in die Gebärmutter ein. Dann wartet die Frau wieder und hofft, dass der Schwangerschaftstest positiv ist. Kommt eine Blutung oder ein negatives Testergebnis, ist die Frustration riesig.

Falls sich sowohl die eingesetzte als auch die anderen befruchteten Eizellen nicht weiterentwickeln, bedeutet das für das Paar, dass die ganze Prozedur, Stimulation und Punktion, wiederholt werden muss. Auch bei einem positiven Testergebnis ist die Situation noch labil. Erst wenn man am Ultraschall ein Kind sieht, kann das Paar aufatmen.«

Die Partnerschaft auf die Probe gestellt

»Psychisch ist das sehr belastend für eine Frau. Lässt die Schwangerschaft auf sich warten, wird sie immer wieder an das Problem erinnert. Es kommt vor, dass Frauen mit dem großen Wunsch ins Institut kommen, dass Angehörige oder Mitarbeiterinnen nichts von der IVF erfahren dürfen. Hier wird eine besonders feinfühlige Betreuung benötigt, denn der Stressfaktor steigt für solche Frauen verständlicherweise enorm. Die Verheimlichung erschwert ihr tägliches Leben.

Weiters ist die Sexualität des Paares belastet. Über einen langen Zeitraum wird sie aus dem Kontext Intimität und Liebe herausgerissen und dient nur mehr der ersehnten Fortpflanzung. Nicht selten schleicht sich eine allgemeine Frustration ein, die an der Partnerschaft nagen kann. Es geht dabei nicht nur ums Schwangerwerden, sondern auch um die gemeinsame Zukunft: >Ist ein gemeinsames Kind für unsere Beziehung so wichtig, dass wir die Strapazen einer IVF in Kauf nehmen?< Gelegentlich geschieht es, dass ein Paar sich trennt und sich in einer neuen Beziehung kurze Zeit danach eine Schwangerschaft einstellt.

Manche Patientinnen brauchen auch Unterstützung, um sich mit der künstlichen Befruchtung aus ethischer, moralischer und ganzheitlicher Sicht anzufreunden. Sie wünschen sich sehnlichst ein Kind, sind sich aber nicht sicher, ob die künstliche Befruchtung der richtige Weg für sie ist.«

Verständnis – Erfahrung – Begleitung

»Ein offener, ehrlicher Umgang im persönlichen Umfeld rund um die IVF erleichtert die Situation für das Paar auf jeden Fall. Die hoffnungsvollen Menschen, die sich dem Kinderwunschteam anvertrauen, brauchen rundum Verständnis und eine realistische Vermittlung darüber, was möglich ist: So klar, so ehrlich und so respektvoll wie möglich. Erfahrung und Empathie sowie eine gute Mischung aus Feingefühl und Direktheit im Beratungsgespräch helfen der Frau am meisten.

Es ist üblich, dass ein Paar im Rahmen der Behandlung bei seinen emotionalen Prozessen betreut wird. Kommt ein Paar, das bereits einen längeren Kinderwunsch mit mehreren IVF-Versuchen hinter sich hat, so ist die Frustrationstoleranz gering und man wird früher eine psychologische Begleitung hinzuziehen. Die Suche nach einer geeigneten Therapeutin ist eine wünschenswerte Begleitmaßnahme, ebenso wie Selbsthilfegruppen mit Gleichgesinnten und entsprechende Internetforen für den Austausch.«

Feingefühl und Direktheit

»Als behandelnder Facharzt muss ich mich mit dem Paar, vor allem mit der Frau beschäftigen und herausfinden, was sie braucht. Die Aufklärung über die Vorteile und Risiken einer IVF ist wichtig, das Alter des Paares und Dauer des Kinderwunsches gehören miteinbezogen. Das Entscheidende dabei ist, die Frauen möglichst realistisch und neutral zu beraten. Unangenehme Dinge müssen dabei angesprochen werden.

Die Partnerschaft wird im Verlauf einer IVF nicht selten einer genauen Prüfung unterzogen. Auch andere Faktoren der persönlichen Umgebung können wichtig sein. Wenn die Frau viel Stress hat, wird es notwendig sein, die Lebensumstände zu verändern, manchmal sogar den Arbeitsplatz oder Beruf zu wechseln. Unregelmäßige Tag- und Nachtdienste haben ebenfalls negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit.«

 

Plötzlich schwanger

»Frauen, die bereits durch eine IVF Mutter wurden, werden nicht selten danach unerwartet spontan schwanger. Es scheint, dass der psychische Druck des Kinderwunsches sich direkt auf die Körperlichkeit auswirkt. Wenn das Baby da ist, lässt der Druck nach. Ein anderes Beispiel: Macht die Karrierefrau Urlaub, fällt die Arbeitsbelastung weg und es funktioniert plötzlich. Die psychische Komponente spielt immer auch eine Rolle.

Durch meine Arbeit am Institut waren mir alle Patientinnen und ihre Geschichten vertraut. Viele Paare begleitete ich durch die Schwangerschaft, gelegentlich sogar bei der Geburt ihres Kindes.

Wenn ich auf die Zeit im Kinderwunschzentrum zurückblicke, so haben mich die vielfältigen Emotionen der Menschen sehr berührt, vor allem die positiven, freudigen Gefühle und Erlebnisse, wenn eine künstliche Befruchtung erfolgreich war und die Frau ihr Neugeborenes in den Armen hielt.«

Die wunderbare Welt des Kindes

Wenn wir über Schwangerschaft und Geburt sprechen oder schreiben, beziehen wir uns häufig nur auf den Körper, die Gefühle und den Geist der werdenden Mutter. Doch eigentlich geht es in dieser Zeit vor allem um den kleinen Menschen, der geschützt heranwächst und auf das Leben außerhalb vorbereitet wird. Werfen wir einen genaueren Blick auf seine Wirklichkeit:

Bereits ab der 7. Schwangerschaftswoche, also noch lange bevor die werdende Mutter ihr Kind spürt, reagiert das winzige Menschlein auf Berührungen von außen. Mit seinem Tastsinn fühlt es seinen Lebensraum. In diesem Stadium ist es gerade einmal 15 Millimeter lang. Sein Herzchen schlägt schon kräftig. Ab der 8. Woche nehmen Magen und Nieren des Embryos ihre Arbeit auf. Die Geschmacksknospen auf seiner Zunge werden bis zur 13. Schwangerschaftswoche ausgebildet. Er schmeckt, was seine Mutter gegessen hat. Er trinkt Fruchtwasser. Seine Harnblase füllt und entleert sich wieder. Die Entwicklung der Augen ist in der 12. Woche abgeschlossen. Ab der 16. Woche beobachtet man beim Ungeborenen Lichtempfindlichkeit. Ist es außen sehr hell, versucht es sich mit den Händen zu schützen und sich abzuwenden. Sein Herzchen schlägt vor Aufregung schneller. Ab der 25. Woche sieht das Baby bereits. Es öffnet die Augen, wenn es wach ist, und schließt sie, wenn es schläft. Ab der 23. Woche kann es mit medizinischer Unterstützung außerhalb der Gebärmutter überleben.

Ab der 17. Schwangerschaftswoche hört das Kleine und ist ununterbrochen vom Rauschen des Blutes der Mutter, dem mütterlichen Herzschlag, dem Geräusch ihres Atems, dem Blubbern ihres Darms und ihrer Stimme umgeben. Seine Welt ist nie still. Geräusche von außen werden immer deutlicher wahrgenommen. Der kleine Mensch in der Gebärmutter reagiert erschrocken auf laute Geräusche und entspannt sich bei angenehmen Tönen.

Über das emotionale Empfinden, die seelischen Bedürfnisse und die geistigen Wahrnehmungen des Ungeborenen wissen wir sonst allerdings wenig. Hier bleibt uns nichts anderes übrig, als auf unser uns innewohnendes emotionales Verständnis zu vertrauen. Wenn wir uns vor Augen führen, dass der winzige Embryo bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche auf Berührung reagiert, so scheint es fast logisch, dass es Möglichkeiten gibt, sich innerlich mit seinem Kind zu verbinden und zu lauschen, was es zu erzählen hat.

In meinen Geburtsvorbereitungskursen gibt es einige Übungen zur Stärkung der Verbindung von Mutter und Kind. Eine davon ist zum Beispiel das Summen zum Baby. Kinder lieben es schon vor der Geburt, wenn ihre Mütter singen, tanzen und lachen. Sie hören die vertraute Stimme und werden dabei liebevoll geschaukelt. Glückshormone werden ausgeschüttet, die den Körper der Frau überschwemmen und über das Fruchtwasser durch die Nabelschnur zum Baby gelangen. Jede emotionale Regung der Schwangeren wird von ihm wahrgenommen. Im Laufe der Monate lernt das Ungeborene das große Spektrum menschlicher Gefühle kennen. Die bewusste Hinwendung zum Baby und das Hineinfühlen in seine geschützte Welt machen eine werdende Mutter sensibler für seine Empfindungen.

ÜBUNG: »Ich verbinde mich mit meinem Kind«

Suche dir einen Augenblick der Ungestörtheit.

Setze oder lege dich hin und schließe deine Augen.

Seufze ein paarmal tief durch.

Beim Einatmen streckst du dich wie eine Katze.

Beim Ausatmen lässt du alles gehen, was du nicht mehr brauchst.

Lege eine Hand auf deinen Babybauch und die andere aufs Herz.

Lass den Atem weich unter beide Hände fließen.

Spüre dein Herz und fühle dein Kind.

Wenn es ganz klein ist,

sodass seine Bewegungen noch nicht wahrnehmbar sind,

stell dir vor, wie dein Baby in deiner Gebärmutter sanft schaukelt

und wie deine Hände Warmherzigkeit hineinstrahlen.

Verbinde Herz und Kind miteinander.

»Ich spüre dich, mein Kind.«

»Ich schütze dich und nähre dich.«

»Ich bin für dich da.«

Nimm einen dieser Sätze, der sich besonders gut anfühlt, und wiederhole ihn so lange und so oft du möchtest.

Bleib ein Weilchen in dieser sanften Verbundenheit.

ÜBUNG: »Reise zu deinem ungeborenen Kind«

Mach es dir bequem, schließe die Augen.

Seufze ein paarmal befreit durch,

mit jeder Atemwelle lässt du dich tiefer nach innen sinken.

Deine Hände gleiten über deinen Bauch.

Spüre seine Wölbung und Ausdehnung, vielleicht bemerkst du sogar sanfte Bewegungen.

Dein Blick geht nach innen.

Bilder deines Kindes tauchen auf.

Wie sieht es in der geschützten Welt deiner Gebärmutter aus?

Stell dir das Rauschen, Blubbern und Pulsieren in dir vor.

Dein Baby erlebt ein Konzert aus den Klängen deines Körpers.

Alle seine Sinne werden in diesem Ozean des Lebens genährt.

Wie nimmt dein Baby wahr, wie fühlt es sich und dich?

Was erlebt es in seiner Welt?

Was liebt es ganz besonders?

Bleib ein Weilchen in diesem Raum mit deinem Kind.

Lass die Gefühle, Bilder, Gedanken und Eindrücke wirken.

Schenke deinem Baby ein Lächeln.

»Ich bin für dich da, mein Kind.«

Verweile in deiner Innenschau, solange du möchtest.

Dann räkle und strecke dich,

und tauche wieder auf.

Achtsam und selbstbestimmt körperlichem und emotionalem Stress begegnen

Eine Frau, die ein Kind unter ihrem Herzen trägt, ist empfänglich, sensibel und verletzlich. Übermäßiger Stress stellt eine enorme Belastung für sie und ihr Baby dar. Die Ausschüttung sämtlicher Stresshormone überschwemmt nicht nur die Mutter, sondern auch ihr Ungeborenes. Geht es in der Arbeit oder in nahen Beziehungen rund und findet die schwangere Frau aus den Turbulenzen nicht mehr heraus, gibt es drei wichtige Strategien, die hilfreich sein können.


Stärkung der Selbstwirksamkeit

Der Begriff »Selbstwirksamkeit« wurde von dem bekannten amerikanischen Psychologen Albert Bandura geprägt und beschreibt die tiefe Überzeugung, dass der Mensch die innere Stärke besitzt, Aufgaben und Anforderungen, die im Leben auftauchen, erfolgreich bewältigen zu können. Die Selbstwirksamkeit beschreibt den Glauben an sich selbst und an den eigenen Wert.

In der Schwangerschaft bekommen bereits erworbenes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen im Umgang mit Problemen eine neue Wichtigkeit, denn jede auftauchende Herausforderung betrifft neben der Mutter auch ihr Ungeborenes. Emotionalen Belastungen in der Schwangerschaft sollte die Frau mit Ruhe und Gelassenheit begegnen. Alle innewohnenden Kraftquellen dürfen angezapft werden, um die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken.

ÜBUNG, um zu deiner Kraftquelle zu kommen

Setze oder lege dich bequem hin.

Nimm dir ein bisschen Zeit, um in dich hineinzuspüren.

Seufze ein paarmal befreiend durch

und richte deine Aufmerksamkeit auf deinen sanft strömenden Atem.

Irgendwo in deinem Inneren gibt es eine geheimnisvolle Quelle,

einen Ort der Sammlung und der Stille.

Lausche nach innen bis du wahrnimmst,

wo sich deine Quelle befindet.

Lass dich dort nieder, dein Atem strömt weich.

Aus deiner Quelle sprudelt ununterbrochen Kraft.

Mit jeder Atemwelle saugst du sie tief in dich ein,

so lange, bis du gut gefüllt bist.

Genieße deine Kraft ein Weilchen.

Nun lass Gelassenheit aus deiner Quelle sprudeln.

Lass sie dein ganzes Sein erfassen.

Bleib ein Weilchen in deiner Gelassenheit.

Dann sprudelt eine tiefe innere Ruhe aus deiner Quelle.

Sie breitet sich überall in dir aus.

Alles in dir kommt zur Ruhe.

Verweile an diesem wohltuenden Ort, solange du willst.

Du kannst jederzeit zurückkehren, wenn du es brauchst.

Mit einem Seufzer tauchst du wieder auf

und nimmst alles mit, was du in deinem Alltag brauchen kannst.

Stärkung der Resilienz

Der neue populäre Begriff »Resilienz« beschreibt die in einem Menschen innewohnende Widerstandskraft in schwierigen Lebenssituationen. Wenn wilde Stürme im Leben wüten, hilft die Resilienz, um rasch wieder auf die Beine zu kommen. Im Gegensatz zur Selbstwirksamkeit, die mit einem tiefen Glauben an sich selbst verbunden ist, schenkt die Resilienz eine Zähheit, die bei groben Turbulenzen und heftigen Krisen Durchhalten gewährleistet. Nicht selten habe ich Schwangere betreut, bei denen alles drunter und drüber gegangen ist. Heftige Beziehungskrisen, Probleme in der Arbeit, finanzielle Nöte oder auffällige Screening-Befunde zählen zu den weitverbreitetsten Belastungen, die Frauen in der Zeit ihrer Schwangerschaft zu bewältigen haben. Sowohl als Hebamme als auch als Mutter habe ich erfahren, dass diese Zeit sehr gut geeignet ist, um die eigene Resilienz maßgeblich zu stärken. Die Motivation einer Mutter, aus einer materiellen oder emotionalen Krise herauszukommen, verstärkt sich gewaltig, wenn es nicht nur um sie selbst, sondern auch um ihr Kind geht.

Der Höhepunkt des Wachstums der eigenen Resilienz ist die Geburt. Hat eine Gebärende unter den Wehen das Gefühl, nicht mehr weiterzukönnen, wandelt sich diese Haltung in dem Moment, in dem sie an ihr Kind erinnert wird. Sie schöpft daraus neue Kraft. Der Erfahrungsbericht einer jungen Hebamme und Mutter, der sich im Kapitel „Naturkraft Geburt“ befindet, beschreibt diese Situation genau.